Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    Noch im Begriff, den Schinken zu schneiden, fragte Massa nun, ob wir ins Lupanar gehen wollten. Mein Blick zuckte zu ihm empor und um ein Haar hätte ich mich in den Finger geschnitten. Ich zog meine Hand zurück und überprüfte, ob meinem Finger wirklich nichts geschehen war. Die Klinge hatte ich immerhin schon gespürt. “Ich weiß nicht, aber wenn du meinst, dann… obwohl ich ja noch eine Menge zu tun haben… und… ja, das Lamm will gekauft werden und so weiter...“, stammelte ich etwas ausweichend. Ich hatte nichts gegen Lupanare, nur redete ich eben nicht gerne darüber. Die schönste Sache der Welt sollte eben nicht breit getreten werden und zum Zentrum allgemeinen Geredes werden. Da war ich schon immer eigen gewesen, auch wenn manch einer es als ‚verklemmt‘ bezeichnen würde. Meine idealen Vorstellungen davon hatten eben noch nie zum Massengeschmack gepasst. “Und ich bin auch nicht angespannt. Wirklich nicht...“ Ich unternahm noch einen Versuch mit dem Schinken zurecht zu kommen und dieses Mal gelang es mir, eine Scheibe abzuschneiden. Massa saß mir lauernd gegenüber und erwartete offenbar eine Antwort. “Valentina ist jede Anspannung wert. Mehr noch. Ein jedes Beisammensein mit ihr erhöht die Freude auf die Hoffnung nach einem… ich will nicht sagen intimeren… Erleben aber… nun ja… es ist halt...nein… ich bin gar nicht angespannt...“ Schnell schob ich mir den Schinken in den Mund und kaute hastig. “Wir brauchen auch Schmuck. Also für das Lamm,“ sagte ich dann noch in der Hoffung das Thema nun zu wechseln.

    Schon recht früh hatte mich auf den Weg gemacht, um mich der Prozession anzuschließen. Als Aedituus durfte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen und es würde mir eine Freude sein, bei diesem Opfer zu zu schauen. Nicht, dass man dabei immer wieder noch etwas lernen konnten… nein, auf diese Weise konnte man auch dafür danken, dass in Rom endlich wieder ein wenig Frieden eingekehrt war. Dafür hatte ich mich auch ein wenig heraus geputzt. Ich trug eines meiner besten Gewänder mit einem Umhang aus einem leichten Stoff, der in Safranfarbe gehalten war und ich hatte noch am Morgen Muckel angewiesen, mir meine ersten beiden ersten beiden grauen Haare aus dem Haupthaar zu zupfen. Zwar waren es nur wenige gewesen, aber den Anfängen sollte man doch immer wehren. Vielleicht würde ich auch noch der Tonstrina einen Besuch abstatten, denn Quix hatte doch dieses Wundermittel besorgt, mit dem man derartiges Unbill recht schnell loswerden konnte. Das war in letzter Zeit unser Verkaufsschlager, was mich sehr stolz machte. Während der Prozession schaute ich mich um, ob ich nicht einige bekannte Gesichter entdecken konnte, doch noch fiel mir niemand auf. Vielleicht würde ich ja Valentina oder Pina wieder treffen, was mir eine große Freude wäre, doch wenn sie dabei waren, wären sie in dem Zug eher hinten anzutreffen. Als der Altar erreicht wurde, suchte ich mir einen schönen Platz, von dem aus man eine gute Sicht hatte und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Mein Blick glitt auch über die Opfertiere, welche wirklich prächtig aussahen. Das würde ein gutes Opfer werden. Nur ungern erinnerte ich mich an jenes Opfer zurück, bei welchem ich selbst ein Helfer gewesen war. Damals hatte eine verrückte einen Korb mit Schlangen nach uns geworfen. Schnell verdrängte ich dieses Schauspiel wieder und setzte eine hofnugnsvolles Lächeln auf.

    Wieder einmal hatten wir also nicht falsch gelegen, doch ich musste für mich feststellen, dass Säulen eine ganz schön komplzierte Sache sein konnten. Hilfesuchend schaute ich zu Muckel, doch dieser voll und ganz in seine Schreibarbeit vertieft. Dann schaute ich wieder zum Magister, der den die korinthischen Kapitelle beschrieb. Dabei hatte ich noch nie etwas von Voluten gehört und ich kratzte mich am Kinn. Schließlich holte er einen Stock hervor und wir schritten näher an den Tempel heran. Mit dem Kopf im Nacken ließ ich meine Blicke schweifen und versuchte nachzuvollziehen, was nun an Wissen über uns hereinbrach. Dabei ging es vom Fundament der Säule bis hinauf zu ihren höchsten Höhen. Dann tuschelte der Schüler neben mir etwas und ich grinste ihm entgegen, auch wenn ich nicht ganz verstand was er meinte. Auf jeden Fall überflügelte er mich mit seinem Wissen, was mir natürlich gar nicht so recht passte. Schon bei unserem Hauslehrer war ich jemand gewesen, der es nicht leiden konnte, wenn ein anderer besser war als ich. Schließlich war ich ehrgeizig was diese Dinge betraf. Vielleicht war ich auch in der letzten Zeit einfach zu faul gewesen, um mich auf diesen Kurs vorzubereiten. Während der andere eine Antwort auf die gestellte Frage gab, stieß ich ein “Hm...“ aus und wartete ab. Dann kramte ich meinem Gedächtnis, ob ich nicht vielleicht auch etwas beizutragen hätte. Dem war aber zunächst nicht so. Wieder erreichte mich das Tuscheln und wieder musste ich grinsen. Letzten Endes runzelte ich die Stirn, ehe ich versucht war mit den Schultern zu zucken. Mir fiel wirklich nicht ein, wie man das dargetellte Problem lösen könnte, also schwieg ich einfach und schaute betreten auf den Boden vor mir, um anzuzeigen, dass ich nicht derjenige war, der hier und jetzt mit Wissen glänzen konnte.

    Wahrscheinlich war es doch keine gute Idee gewesen in diese Gasse vorzudringen, wenn ich nun Massas Gesichtsausdruck einchließlich seiner Worte richtig deutete. Auch war es bestimmt kein guter Ort und keine gute Zeit, um Bekanntschaften zu schließen. Ich seufzte leise und schaute dann zum Platz hinüber zu dem es nun zurück gehen sollte. In meinen Gedanken stand auch immer noch diese Varia, von der ich gar nicht wusste, wer das sein sollte. Nur offenbar hatte sie etwas mit dieser ganzen Sache hier zu tun. Pinas Unbehagen konnte ich nur allzu gut verstehen. Ein ein wenig mulmigen Gefühl beschlich nun auch mich und verstärkte den Schrecken ob unseres Beinahe- Ablebens noch. Eigentlich war ich ganz froh, dass Massa nun die Führung übernahm. Schnell erreichten wir die Soldaten auf dem Platz und deren Vorgesetzten sprach Masse nun an. Dann allerdings stutzte ich flüchtig. Was sollte es bedeuten, dass er nun Tribun bei der Legio II Germanica sein sollte. Er sollte nach Germanien? Meine Augen weiteten sich ein wenig. Davon hatte er ja noch überhaupt gar nichts erzählt. Ich blickte ihn fragend an, doch ich konnte wohl zu diesem Zeitpunkt keine weitere Erklärung erwarten, denn immerhin gab es Wichtigeres zu tun. Der nächste Schock allerdings ließ nicht lange auf sich warten, da brüllte der Tribun der Urbaner auch schon los. Warum das? Ich blickte mich um, ob es irgendwo vielleicht noch Aufständische gab, doch entsetzt musste ich feststellen, dass wir es waren, die nun umringt wurden. Offenbar wurde uns Konspiration vorgeworfen. “Ich konspiriere nicht!“, sagte ich verzweifelt. Und Pina tat das auch nicht. Mein Atem ging nun hastiger, denn in einer solchen Situation war ich noch nie gewesen. Massa unterdessen stellte ich todesmutig vor uns. Ich schaute zu Muckel und war irgendwie nun doch froh, dass er das Obstmesser nicht mehr hatte. Am Ende hätten sie ihm doch noch vorgeworfen, dass er vielleicht einer aus dieser entsetzlichen Bande war.
    Dann lauschte ich Massas Worten und nickte in einer Tour. Letztendlich sagte ich dann bestimmt: “Genau! Wir wären fast gestorben!“

    Noch immer blickte ich meinen Bruder an. Nun konnte uns wirklich nichts passieren. Massa war kampferprobt und er würde sich seiner Haut sicherlich wehren können. Allerdings wirkte er nicht sonderlich erfreut, uns in dieser misslichen Lage angetroffen zu haben. “Das ist Quintilia Pina, die Nichte von Valentina,“ erklärte ich und deutete dabei auf die Dame neben mir. Dann schaute ich Pina an. “Das ist mein Bruder Appius Decimus Massa, der so lange Zeit in Äyptus war. Bei ihm sind wir nun vollkommen sicher!“ Muckel unterdessen händigte das Obstmesser aus. “Ich war froh, dass er es dabei hatte,“ sagte ich. “Aber nun lass uns von diesem Ort verschwinden...“ Am liebsten wäre ich gleich weiter gegangen. “Nicht dass sie noch die Casa Decima brandschatzen.“

    “Bestimmt hast du recht und man gewöhnt sich an alles. Aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich froh bin nicht in Ägypten zu sein.“ Bisher hatte es mich nicht dorthin gezogen und ich war mir sicher, dass dies auch in der nächsten Zeit nicht der Fall sein würde. Ich griff nach einem Stück Käse und biss herzhaft hinein. “Ich kenne da einen Verkäufer auf dem Forum Boarium,“ erklärte ich. “Von dem habe ich schon ein paar Mal Opfertiere gekauft. Wenn man sehr genau aufpasst, dass er einen nicht über den Tisch zieht, kann man ein gutes Geschäft machen. Natürlich werde ich ihn aufsuchen und dir ein Lamm besorgen, wenn du das möchtest.“ Schmatzend nahm ich nun einen guten Schluck Wasser zu mir, damit der Käse besser die Kehle hinunter fand. “Wein habe ich soeben in Auftrag gegeben. Vier schöne Amphoren Faustianer vom allerbesten Händler. Aber ein Lupanar?“ Ich schaute Massa entgegen und fühlte mich ein wenig ertappt. Wie wohl jeder Mann träumte ich oft von weiblichen Lenden und bisweilen kam selbst ich nicht umhin, aktiv nach diesen zu suchen. Dennoch fühlte ich mich wie ein kleiner Junge, als ich nun “Das Lupanar von der Morrigan ist ganz gut,“ vor mich hin nuschelte. “Es ist sehr groß und für jeden Geschmack ist etwas dabei.“ Irgendwie war es mir unangehm, dies Massa zu sagen, was gewiss daran lag, dass er mein großer Bruder war. “Sobald ich aufgegessen habe, können wir aufbrechen… also… zum Tempel, beziehungsweise zum Markt, wegen dem Lamm und äh… hast du sonst noch irgendetwas geplant?“ Nun schnitt ich mir ein gutes Stück Schinken ab.

    Ich eilte weiter in der Hoffnung auch auf lange Sicht unentdeckt zu bleiben. Jedoch schaute ich mich immer wieder nach Pina und Muckel um. Nicht dass die beiden irgendwie abhanden kamen. Wir waren schon ein gutes Stück auf der kleinen Straße voran gekommen, als wir plötzlich umringt wurden. Verdammt, wo waren die nur her gekommen? Erschrocken schaute ich zu allen Seiten. Muckel hatte sein Messer erhoben, doch sein Gesicht verriet seinen Schock. “Bleib dicht bei uns, Pina!“, raunte ich, doch welchen Sinn sollte das noch haben? Dass wir bald tot waren, war nun offiziell, denn die Meute ließ keinen Zweifel an ihren Absichten. Ich würde schon in Kürze in die Tiefen des Elysiums hinab gleiten und ich hoffte auf einen schnellen und halbwegs würdigen Tod, während ich schwer schluckte und an mein Herz griff. Es pochte wie wild in meiner Brust und ich spürte meinen Puls in den Schläfen dahin galoppieren. “Ihr Götter!“, sagte ich und blickte gen Himmel, während ich heimlich, still und leiste mit meiner Rechten nach Pinas Hand angelte. Wengisten kam keiner von uns alleine um.


    Aber ich war wohl zu vorschnell. Jemand hielt dem Geschehen Einhalt und ich blickte erstaunt in die Richtung, aus der die Stimme kam. Es war eindeutig eine Frau, welche ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Und offensichtlich hatte sie hier eine Menge zu sagen. Das Meuchelmördervolk hörte auf sie und noch blieben wir verschont. Tatsächlich! Die Wilden zogen von dannen und ich war erschrocken darüber, dass diese Frau Pina scheinbar kannte. Wie auch immer es war, dieser Umstand hatte uns wohl soeben das Leben gerettet. Dann verschwand die Frau wieder über die Dächer und davon zu ihren nächsten Opfern. “Bona Dea!“, keuchte ich und ich merkte erst jetzt, dass ich die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte. Aufwallende Panik hatte meine Knie in Getreidebrei verwandelt und am liebsten hätte ich mich nun irgendwo hingesetzt. “Wer war das, Pina?“, wollte ich wissen und ich ließ ihre Hand los, während ich mich nun vollends zu ihr herum drehte. Muckel ließ das Messer sinken und auch ihm war anzusehen, dass er sehr froh über den Ausgang dieses Intermezzos war.


    Weiter kamen wir allerdings nicht, denn ich hörte nun die nächste Stimme. Sie rief meinen Namen und ich fuhr herum. “MASSA!“ Meine Miene hellte sich augenblicklich auf. Jetzt waren wir ein zweites Mal gerettet. “Bei den Göttern, bin ich froh dich zu sehen!“ Ich ging einen Schritt auf ihn zu. “Wir waren bei den Spielen, bis die Panik ausbrach. Wir hielten es aber für ratsam zu warten und als Letzte das Theater zu verlassen…. Nur um dann in dieser Straße um ein Haar getötet zu werden!“ Noch einmal traf mich diese Tatsache wie ein jäher Blitzschlag. “Götter….!“, seufzte ich noch einmal und wischte mir über die Stirn.

    Mein Bruder war also schon erwacht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Zunächst hatte ich gedacht, er hätte es sich einfach angewöhnt, da man in der Truppe immer früh aufstehen musste, doch als er meinte, dass es am weichen Bett gelegen hätte, lachte ich auf. “Mir kann das Bett niemals weich genug sein!“, erklärte ich. “In meinem kann ich versinken und ich glaube deshalb habe ich auch besonders gut geschlafen. Nur etwas kurz, weil ich mich noch um einige Dinge kümmern wollte...“ Immerhin ging es um meinen persönlichen Weinvorrat, den ich zuvor noch mit Portia besprochen hatte. “Aber für den Tempelgang bin ich bereit. Ich muss nachher auch noch in den Minervatempel.“ Während ich noch sprach setzte ich mich an den Tisch und angelte nach etwas Brot. Frühstücken musste ich ja immerhin auch noch. Heute gab es auch sehr bekömmlichen, leckeren Käse, an dem ich mich auch noch schadlos halten wollte. Dazu schenkte ich mir einen großen Becher Wasser ein. “In Rom ist es nicht so kalt wie beispielsweise in Gallien oder Germanien, habe ich mir sagen lassen.“ Ich grinste. Im Sommer war mir eigentlich schon fast immer zu warm. “Ich hätte es in Aegyptus wahrscheinlich nicht ausgehalten… ich wäre zerflossen...“ Dann biss ich in das Brot. “Was möchtest du denn opfern?“, fragte ich. “Eine Taube, ein Lamm oder irgendetwas anderes?“ Ich sprach mit vollem Mund, doch ich störte mich nicht daran.

    Alles in allem versuchte ich auf unserem Weg ein wenig Sicherheit auszustrahlen, auch wenn mir das beileibe nicht leicht fiel. Immerhin hatte ich eine junge Frau dabei und wollte mir deshalb nun auch keine Schwäche erlauben. Dabei hatte ich schon ganz weiche Knie. Besonders wenn man all jene betrachtete, die zurück geblieben waren. Frauen weinten und kauerten neben Verletzten und Toten und auch Männer rauften sich die Haare ob ihrer Verluste, die hier allgegenwärtig waren. Ich drückte mich also mit Pina und Muckel an der Wand entlang so gut es ging. “Bona Dea!“ murmelte ich dabei. Was für eine Welt! Die Ausgänge, die zu den Treppen führten, die hinab gingen leerten sich allmählich. Ein großteil des Chaos befand sich nun auf den Vorplätzen und vermutlich auch in den Straßen und Gassen. Offenbar hatten wir nun einen Ausgang erwischt, bei dem alles etwas zügiger ging. Das war unsere Chance. Auch blieb stehen und lauschte, doch das größte Durcheinander schien auf der anderen Seite des Theaters zu sein. “Ich glaube, wir können es wagen!“, sagte ich leise und hielt Pina noch einmal kurz zurück, die sich an mir vorbei drängen wollte. Noch einmal gelauscht und geschaut, und dann ging es los. Auch ich war auf die Richtung aufmerksam geworden, die Pina meinte und diese lag uns quasi gegenüber. In einer Seitenstraße, die fast schon eine Gasse war. Von dort aus war nichts zu vernehmen und ich meinte, sie würde nach einigen Metern auf eine der größeren Straßen münden. Also atmete ich einmal tief durch und winkte Pina und Muckel, damit sie mir folgten. “Da müsste es sicher sein!“, raunte ich noch während ich schon ging. “Wir werden uns zur Casa Decima durchschlagen und dann einen Boten zu deiner Tante schicken, damit sie sicher sein kann, dass uns nichts passiert ist. Vielleicht braucht sie auch unseren Schutz!“ Hoffentlich war Valentina nichts geschehen. Immerhin war sie bestimmt ganz allein zu Hause. Unter diesem Gedanken wurden meine Schritte schneller. Ja, ich rannte fast, obwohl mein Bein bestialisch schmerzte, wie immer wenn es fürchterlich schnell gehen musste. Mit meinem Stock kam ich gar nicht mehr hinterher, so sehr hetzte ich.
    Dann erreichten wir die kleine Straße, welche von Häusern gesäumt wurde. Hektisch schaute ich mich immer wieder um. “Schneller! Wir müssen hier unbedingt wieder raus! Muckel? Hast du noch das Messer?“, wollte ich dann sorgenvoll wissen?
    “Aber sicher!“, ertönte seine Stimme schräg hinter mir. Blieb nur zu hoffen, dass wenigstens hier alles ruhig blieb, bis wir zu Hause waren.

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    Original von Quintilia Pina
    Pina nickte, ja das Bein von Casca machte ihr auch sorgen. Nicht nur die Anstrengung nein auch die Aufregung würden, das Bein zu sehr belasten. „Ach die habe ich auf einem Empfang oder war es ein Besuch, kennen gelernt. “ Grübelnd schaute sie sich unschuldig die Umgebung an. Pina hatte das Gefühl es wäre besser nicht näher auf Varia einzugehen, denn selbst sie fand die Art wie diese sich eben hier fortbewegt hatte schon etwas merkwürdig und dazu noch ihre Aufmachung. Es lag ihr aber fern Varia irgendwelche Schwierigkeiten zu machen.
    Mit einem Kennerblick schaute Pina sich dann um. „Also einen guten Überblick haben wir hier schon und niedergetrampelt wie an den Ausgängen werden wir auch nicht. Jetzt fehlen nur noch zwei Sachen um eine noch bessere Position zu bekommen. Wir sollten sehen, dass unser Rücken geschützt ist und wir bewaffnet sind. Nur für den Fall eines Falles“, fügte sie schnell beschwichtigend hinzu. „Rückendeckung gibt es an einer Wand aber Waffen? Ach gut du hast ja deinen Stock, jetzt braucht nur noch Muckel etwas, ja und ich selber auch denke ich.“ Wie gut sind doch Kriegsspiele in der Kindheit, dachte Pina dann selbstzufrieden. Wenn sie das Gequietsche und Gekreische der anderen Frauen hörte, konnte sie sich nur zu ihrer Disziplin beglückwünschen.


    Inzwischen waren wir die Einzigen, die wohl auf ihrem Platz saßen. Alle waren auf den Beinen und ich musste bald feststellen, dass jene, die noch vor uns gesessen hatten, schon längst weg waren. Etwas skeptisch schaute ich mich nun um, hin zu den Ausgängen. Offenbar ging es dort nun ein wenig voran und die Menschen kamen endlich auf die Straßen. Dennoch widerstrebte es mir, nun zu gehen. Ich ließ meine Blicke schweifen, welche sogleich wieder von der Wand in den Bann gezogen wurde. Ich meinte mich zu erinnern, derartiges auch schon mal in der Nähe meiner Tonstrina gelesen zu haben. Ein Sklavenaufstand war das Letzte, was Rom gebrauchen konnte und irgendwie fühlte ich mich doch nun wieder an den Bürgerkrieg erinnert, obwohl ich diesen eigentlich hatten verdrängen wollen. Ein bewaffneter Mopp hatte vor unseer Tür gebrüllt und lauthals Fleisch gefordert. Danach hatte man die Türe aufgebrochen und unser Heim geplündert. Furchtbar! Hoffentlich waren unsere Sklaven, einschließlich Quix und Ulcus nicht darin verwickelt. Das wäre schrecklich!
    Mir grauste, doch es würde wohl nichts nützen. Also lauschte ich auf Pinas Vorschlag. “Nur womit sollen wir uns bewaffnen?“ Ich äugte in die Arena hinunter. Die Gladiatoren waren auch schon weg. “Ich habe ein kleines Messer dabei!“, sagte Muckel nun und zog in der Tat etwas hervor, womit man in der Culina wohl das Obst schnitt.
    “Das ist besser als nichts!“, erklärte ich aus der Not heraus. “Also los! Wir gehen langsam hinauf, mit dem Rücken an der Wand. Muckel wird uns folgen und uns zur Not verteidigen. Schau nur, das Gedränge lichtet sich langsam aber sicher. Wir werden unter den Letzten hinaus gehen und dann sehen, dass wir in Sicherheit kommen. Am besten in die Casa Decima.“ Immerhin wollte ich wissen, ob sie noch stand, oder ob unsere Sklaven sie schon in Brand gesteckt hatten. Ich erhob mich und machte mich daran, die Stufen empor zu steigen und dann weiter hin zu tun, wie es der Plan war. Ich wollte Pina einfach nur sicher hier raus und wieder in die Gesellschaft ihrer Tante bringen. Natürlich wollte ich auch selbst in Sicherheit sein. Dann schaute ich zurück. Im Rücken hatten wir nun niemanden mehr.

    “Nein, Pontia nein,“ erklärte ich rigoros, während ich neben der alten Dame her ging, die unsere Vorräte überwachte. “Ich brauche dringend den guten Faustianer und nicht dieses billige Gesöff von… sonstwoher... Damit hatte ich meine Bestellung fast abgegeben. “Sagen wir...vier Amphoren!“ Ich erntete ein Nicken von Pontia, gerade als wir die Küche betraten. Ich war heute extra früh aufgestanden, denn immerhin hatte ich heute etwas mit Massa vor. Also konnte ich auch gleich mein Frühstück in der Küche einnehmen. Nachher würde ich auch noch in den Tempel der Minarva gehen müssen und ich wollte der Tonstrina noch einen Besuch abstatten. Doch in der Küche sah ich meinen Bruder natürlich sofort. “Salve Massa!“, sagte ich überrascht. “Du bist schon auf? Hast du nicht gut geschlafen?“

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    Original von Quintilia Pina
    Pina nickte nur, sie war sich nicht ganz sicher ob sich jetzt in das Gedränge stürzen wirklich das Richtige war. Sie konnte sich vorstellen, dass es für irgendwelchen Dieben, Mördern, Aufständler dann viel leichter war etwas geplantes durchzuführen. Jeder drängte vorwärts, suchte meist vor sich nach einem Vorwärtskommen.
    Ruckartig blieb sie stehen. „Meinst du nicht es wäre sicherer hier bei den leeren Plätzen zu warten. Wir haben eine viel bessere Übersicht. In dem Gedränge ist eine Gefahr viel größer. Außerdem wenn du da einmal stolperst geräts du unter die Füße der Flüchtenden.“
    Noch immer beobachtete Pina,
    als sie mit Casca sprach ihre Umgebung. Sie schaute geradewegs in das Gesicht einer Frau, die ihre Kapuze tief runter gezogen hatte und an ihr vorbei lief. „Varia?“ Die Frage kam etwas unsicher. Sicher das war doch Varia, die Amazone, die sie so sehr bewundert hatte. Leider war der Kontakt abgebrochen und sie hatte keinen Unterricht von ihr bekommen. Ehe sie sie weiter ansprechen konnte war die Frau auch schon in der Menge verschwunden.


    Ich hatte mich schon erhoben, um ebenfalls Richtung Ausgang zu flüchten, doch Pina hatte Einwände. Gute Einwände, wenn man es genau nahm. Mittlerweile herrschte die blanke Panik unter den Besuchern und irgendwie schien auch alles an den Ausgängen zu stocken. Es wurde gekreischt und geschrien und bestimmt gab es schon die ersten Toten am Boden. Aber die Aussicht hier vor Ort zu bleiben war auch nicht gerade schön. Aber Pina hatte recht. “Also gut, dann lasst uns hier warten… mein Bein würde eine wilde Flucht eh nicht mitmachen...“ Nur immer mit der Ruhe, Casca!, ermahnte ich mich selbst und setzte mich wieder. Doch dann schaute ich der Frau mit der Kapuze hinterher. “Wer ist Varia?“, wollte ich wissen. Ich konnte mir nicht helfen, aber diese Person sah mir sehr verdächtig aus.
    Menschen strömten von unten her an uns vobrei. Sie eilten die Treppenstufen empor. “Für Erfrischungen ist es nun leider zu spät,“ stellte ich ein wenig fatalistisch fest und seufzte. Dann verrenkte ich mir den Hals, um zu den Ausgängen zu schauen. Nein, dort hätten wir wirklich keine Chance und die Gefahr war dort sicherlich größer als auf den Rängen. “Muckel! Sei wachsam, damit uns hier niemand von hinten oder der Seite ermeuchelt!“, sprach ich dann meine Sorge aus. Was für ein Durcheinander. Ich konnte schon gar nicht mehr klar denken. Meine Hände legte ich auf den Knauf meines Stockes, während ich versuchte möglichst stoisch auszusehen.

    Pina war also noch nie bei den Spielen gewesen? Das war erstaunlich, doch wenn das Geld nicht gereicht hatte, dann war das zumindest eine Erklärung. Immerhin waren die Spiele das liebste eines Römers. Gut, aber ich war auch noch nicht oft dabei gewesen, was mehr an meinem Desinteresse gelegen hatte. Ich legte meine Hände auf den Knauf meines Stockes und lächelte milde. Dann wurden die Gladiatoren angekündigt, nachdem der Bär sein Opfer niedergestreckt hatte. Und das nur mit einem gewaltigen Hieb seiner Pranke. Oder hatte ich es nicht richtig gesehen? Wie auch immer. Die Leiche wurde davon geschafft und die Kämfer betraten unter großem Jubel die Arena. So würde es nun also erst richtig losgehen. “Diese Plätze sind wirklich besser,“ bestätigte ich und nickte dazu. Aber zu einem wirklichen Kampf sollte es nicht kommen. Was war denn das? Ich schaute mich um, denn eine große Unruhe machte sich auf den Rängen breit. Menschen gerieten in Bewegung und das Gemurmel, das nach den Cohortes Urbanae verlangte wurde immer unüberhörbarer. Ich reckte meinen Hals, um zu erspähen, was es damit auf sich hatte. “Das ist ja äußerst merkwürdig,“ gab ich bekannt und genau wie Pina erhob mich von meinem Platz, um noch besser sehen zu können. Niemand machte uns daraus noch einen Vorwurf, denn die Menschen taten es uns nach. Allerdings konnte ich noch einen Blick auf den Schriftzug erhaschen. Heer der Sklaven, wache auf? Ich schaute empört zu Muckel, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. “Weißt du etwas darüber?“, wollte ich wissen und er schüttelte den Kopf und stand mit offenem Mund da. “Nie gehört!“, stieß er dann aus und wirkte noch immer fassungslos.
    Nicht, dass er mir letzten Endes auch noch erwachte!
    Irgendwie hatte es den Anschein, dass Panik um sich griff. Immer mehr Leute verließen die Ränge oder waren im Begriff dies zu tun. “Bestimmt kein Aufstand!“, wollte ich Pina beruhigen, doch zur Sicherheit war auch mir danach, diesen Ort zu verlassen. Aber ich wollte auch Ruhe bewahren. “Ich glaube, wir sollten auch versuchen zu gehen,“ erklärte ich und griff nach Pinas Arm. “Muckel wird dafür sorgen, dass wir nicht unter irgendwelche Füße geraten!“ Ich schaute meinem Sklaven fest entgegen, doch er machte nicht den Anschein, als würde er meutern wollen. Warum auch? “Lass uns gehen!“, sagte ich dann noch einmal in der festen Absicht nach draußen zu gelangen.

    Noch immer hielt die Sklavin ein wenig fest, denn ich sorgte mich nun doch. Was war nur in sie gefahren? Schließlich meinte sie nun, dass sie verdammt sei. Wie kam sie nur darauf? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Dann allerdings wurde es mir bewusst. Offenbar hatte sie ihren Korb vergessen. Meine Augen weiteten sich und nun schaute auch ich erschrocken drein. Hatte sie wirklich>? Ich sah mich um, doch ein Korb war nirgendwo zu entdecken, und sollte er wirklich noch auf dem Markt sein, so wäre das ein Wunder. Unter Garantie war er schon gestohlen, beziheungsweise mitgenommen worden. “Bona Dea!“, entfuhr es mir. Das war natürlich unschön und ich fasste nach der Hand der Sklavin. Kein Wunder, dass sie sich Sorgen machte, aber dass sie nun auf die Felder müssen würde wollte ich nicht so recht glauben. Obwohl, es gab Herren und Herrinnen, welche nicht sonderlich gut zu ihren Sklaven waren. Wie sollte ich also diesen Fall einschätzen. “Aber natürlich werde ich versuchen, es ihr zu erklären,“ sagte ich und nickte dazu. “Sobald ich deine Herrin sehe, werde ich es ihr mitteilen.“ Nur diesen Schaden würde ich wohl nicht ersetzen können. “Wie viele Sesterzen befanden sich denn in dem Korb?“, wollte ich in der Hoffnung, dass es nur ein geringer Betrag war wissen.

    Ich wusste nicht recht, woran es lag, dass ich so ehrlich war. Vielleicht am Wein, vielleicht an der Verfolgungsjagd im Garten oder vielleicht auch am Glück einen so wundervollen Gast bei mir zu wissen. Eigentlich schämte ich mich, derartige Dinge auszusprechen, doch bei Valentina kam es mir so natürlich vor. Ganz so, als wäre sie eine lange vertraute Person, mit dem man über alles reden konnte, was einen bewegte. Solche Menschen gab es in meinem Leben nur allzu selten und ich wollte diesen Moment schätzen. Doch auch sie war ehrlich zu mir und sprach über ihre Wege und Ziele. Ich nickte dazu und nippte noch einmal an meinem Wein. Es war überhaupt nichts Verwerfliches daran, Sicherheit für die Familie zu wünschen, auch wenn sie noch so klein war. Gerade dann war es doch wichtig, eine stabile und tragfähige Beziehung zu jemandem zu haben, der dieses Unterfangen stützen konnte. Es war schon sonderbar, dass ich mich nun selber fragte, ob ich dieser Jemand sein konnte. Valentina war allein in der Welt und sicherlich traf dafür Serapio keine Schuld. Sie war so allein, wie ich mich bisweilen fühlte, auch wenn bei mir der Fall ja ein ganz anderer war. Mir oblag es nur, meine Karriere voran zu bringen, für mich selbst und meine Sklaven zu sorgen und mich ansonsten recht schadlos im Hause Decima Mercator zu halten.


    Natürlich wollte ich auch meine Familie stolz machen und ihren Namen ehren, doch auch das war ganz natürlich und quasi eine Ehrensache. “Du solltest dich aber nicht verkriechen wollen!“, erklärte ich dann. “Das Leben hat noch so viel zu bieten und an jeder Ecke findet man ein bisschen Schönheit.“ Ich lachte auf. “Gut, manchmal muss man länger suchen… besonders in der Subura, aber ein kleines bisschen Glück liegt schon auf der Straße.“ Ich langte noch einmal nach einem Stück Schinken und schob es mir in den Mund. “Ich verstehe, dass du stark sein musst, wenn du ganz allein eine Familie führen sollst. Das stelle ich mir nicht einfach vor, doch zu einer Frau gehört auch immer ein Mann, der diese Aufgabe zu übernehmen weiß,“ sagte ich dann. “Eines Tages werde ich auch tun… also eine Familie führen… und… dergleichen.“ Nun lächelte ich.


    “Manche sagen ich wäre zu weiche zu meinen Sklaven, doch meine Meinung ist, dass sie sich wohlfühlen sollten, um gut arbeiten zu können und ich schätze es nicht, wenn die Menschen vor mir Angst haben.“ Dabei tat ich das nicht einmal bewusst. Ich handelte einfach und machte mir nur wenige Gedanken. Vielleicht hatte ich einfach nicht genügend Biss, um micht zu jeder Tages- und Nachtzeit harsch durchzusetzen. Und das wollte ich auch gar nicht. Das Leben war auch so schon hart genug, ohne dass man zu Hause auch noch die Konforntation suchte. Ich blicke Valentina entgegen und mein Lächeln wurde noch eine Spur strahlender. “Es gibt nicht viele Menschen, mit denen ich so offen reden kann,“ erklärte ich dann. “Und wenn man mich nun fragen sollte, wie ein Frau sein müsse, so würde ich sagen...“ Ich zögerte einen Moment, schaute zu Boden und wieder empor, atmete tief durch und rang mit mir, doch es wollte einfach hinaus. “Sie müsste so sein wie du. Verantwortungsbewusst und reif, aber auch lieblich und… freundlich und… ach, was rede ich da? Ich kann nur sagen, dass Serapio wirklich etwas entgangen ist…. Nun ja… auch wenn er nun nicht hier, sondern eher woanders… und…. Also...nicht wahr?“ Ich hatte zu faseln begonnen und beendete meine fadenscheinige Rede mit einem weiteren Schluck Wein. Dabei fiel es mir eigentlich niemals schwer Komplimente zu machen. Doch dies war schon mehr als das gewesen. Mir gefiel Valentina einfach und ich würde gerne noch mehr Zeit mit ihr verbringen, weil sie meiner Vorstellung von einer… Ehefrau sehr nahe kam. Das war ein Eingeständnis, welches ich ersteinmal verdauen musste. “Versteh mich nicht falsch, es ist nur… wir hätten uns einfach schon früher unterhalten sollen….“ Nein, Schluss damit! Ich unterbrach mich selbst und schaute Valentina entgegen. Wahrscheinlich konnte sie mit meinem ganzen Gestammel überhaupt nichts anfangen!

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    Original von Quintilia Pina


    Dankbar hörte Pina, dass Casca den guten Muckel aufforderte sich weiter vorne nach freien Plätzen umzuschauen. „Ja ich hoffe es“, antwortete Pina mit einem Seufzer. Da“, rief sie plötzlich ganz aufgeregt, sie hatte sowohl Kopf wie auch eine erhobene Pranke des Bären für einen Augenblick gesehen. „Wen er wohl niederschlagen will?“ Pina wusste noch immer nicht wer sich bei dem Bären in der Arena befand.
    „Sehr schön“, kommentierte sie Casas Aufforderung nach vorne zu Muckel zu gehen wo es bessere Plätze geben würde. Nachdem sie aufgestanden war um ihm zu folgen hörte sie hinter sich die nicht gerade leise Bemerkung, „endlich dann wird es hier ja wieder Ruhe geben“. Sie hob die Schulter, als wenn ich Krach gemacht hätte, dachte sie und folgte dem nach vorne, zu den besseren Plätzen, drängelnden Casca.
    Endlich sie saßen auf den neuen Plätzen. Es schien als habe sie weit bessere Sicht. „Siehst du auch besser?“ Diese Frage kam etwas zaghaft, nicht das Casca jetzt schlechtere Sicht hatte.Beim Pluto, der greift ja einen Mann an“, kam voller Entsetzen von Pina.


    Ich drängte mich an weiteren Zuschauern vorbei und nahm Platz. Hier war die Sicht deutlich besser. Pina war mir gefolgt und auch Muckel hatte sich neben uns gequetscht. Pina jedoch erschien sehr aufgeregt, was ja ganz natürlich war bei den Spielen. Die ganze Menschenmenge schien wie elektrisiert und sie gröhlten und jubelten, wann immer der Bär sich regte. Das allerdings schien Pina nun doch zu entsetzen. “Ja, es ist eine Hinrichtung,“ sagte ich und schaute besorgt drein. “Das ist mal etwas anderes, als immer nur die Löwen.“ Ich fragte mich, ob meine Begleiterin jemals bei den Spielen gewesen war und ob es nicht doch besser gewesen wäre, bei den schlechteren Plätzen zu bleiben, damit sie das Grauen nun doch nicht allzu nah mitbekam. “Warst du noch nie bei den Spielen?“, wollte ich dann vorsichtig wissen, bereit dazu, Muckel loszuschicken, damit er etwas zum Trinken besorgen konnte.

    Stolz stand ich nun in meiner Tonstrina und betrachtete mir selbst noch einmal die Wände. Es war schon wunderschön geworden, da musste ich mich einmal selber loben, obwohl ich außer dem Geld recht wenig dazu beigetragen hatte. Dennoch. Es war wunderbar! Offenbar machte es auch auf die Sklavin einigen Eindruck, denn sie schaute sich ebenso gebannt um, wie ich es tat.


    “Das ist mein Quix,“ stellte ich den jungen Sklaven nun vor, der mir so hervorragende Dienste leistete. “Und ja, Ulcus ist ein sehr gefragter Mann, man kann es kaum glauben, aber es ist so.“ Ulcus grunzte geschmeichelt und machte sich sogleich daran, seine Scheren und Messer zu sortieren, damit die Kunschaft erscheinen konnte. Doch irgendetwas stimmte nicht mit Lavinia. Mit einem Mal sah sie aus, als hätte die Iuppiters Blitz getroffen. Hatte sie etwa Sorge, dass ich ihr das Geld nicht geben würde? Zumindest beendete sie Satz nicht und sie machte den Anschein, als würde sie gleich umfallen. Schnell trat ich neben sie und stützte sie ein wenig. Ganz blass wirkte sie und sehr erschrocken.


    “Schnell Quix! Ein Glas Wasser!“, forderte ich.
    “Mit oder ohne Zitrone?“
    Hatte er die Lage nicht erfasst? “Nun hol schon etwas!“, pflaumte ich ihn an und führte Lavinia vorsichtig zu einem Hocker hinüber, auf dem sie sich nieder lassen konnte.
    “Ist dir nicht wohl? Was ist denn los?“, wollte ich wissen und schaute ihr fest entgegen, wobei ich sie noch immer festhielt.

    Offenbar konnte Pina nicht gut sehen, was im Sand vonstatten ging und noch immer suchten sich Menschen ihre Plätze, was uns natürlich zusätzlich die Sicht nahm. Auch ich spähte nun um einen beleibten Mann herum und versuchte etwas vom Bären zu sehen. “Ach, Muckel, geh doch mal nach vorn und guck doch mal, ob dort noch Plätze frei sind,“ wies ich meinen Sklaven dann an und dieser setzte sich auch sogleich in Bewegung. Leckereien würde er auch später noch holen können. “Das ist wirklich ungünstig, aber ich denke, sobald sich alle gesetzt haben können wir besser sehen,“ sagte ich dann in Richtung Pina. Auf dem Sand ging das Spektakel weiter. “Viellicht findet sich ja noch ein Platz weiter vorn.“ Das hoffte ich zumindest. “Ansonsten können wir dennoch behaupten, dass wir wenigstens dabei gewesen waren.“ Ich lächelte. “Hoffentlich gibt es auch noch Gladitoren. Aber erstmal der Bär. Schau nur, er stellt sich auf seine Hinterbeine! Dem möchte ich nicht gegenüberstehen!“, erklärte ich und reckte en Hals, ob ich Muckel irgendwo sehen konnte. Tatsächlich da vorne stand er und winkte mir zu. Er hatte wohl einen besseren Platz gefunden. “Komm Pina! Dort vorne sind bessere Plätze...“ Ich erhob mich und bedeutete Pina mir zu folgen.