Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

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    “Ja, es ist wirklich lange her,“ erklärte der Ianator mit einem Lächeln. “Ja, Dominus Casca ist im Haus. Zumindest war er das vor einer Stunde noch. Ich werde ihm gleich Bescheid geben lassen, dass du eingetroffen bist.“ Dann schaute er sich um, konnte jedoch niemanden erblicken. “SIIILAAAAAS!“, rief er dann und tatsächlich erschien nach einem Moment der junge Sklave auch. “Ruf Dominus Casca! Sein Bruder ist eingetroffen!“ Silas nickte und eilte davon. “Komm nur herein ins Atrium! Dein Gepäck werden wir gleich in eines der Zimmer schaffen lassen!“ Ephialtes stapfte voraus ins besagte Atrium.

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    Der Sklave saß auf einem Hocker hinter der Tür und war eingenickt. In der letzten Zeit hatte es nicht sonderlich viel zu tun gegeben, wenn man einmal von einigen Hausierern absah, die Bürsten oder dergleichen verkaufen wollten. Als es klopfte riss Ephialtes den Kopf empor, der auf seine Brust gesackt war und er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Dann schaute er ungläubig zur Tür. Hatte es wirklich geklopft oder hatte er das geträumt? Etwas unschlüssig stand er auf und klopfte sich seine Tunika zurecht. Bestimmt wieder so ein Mensch, der etwas loswerden wollte. Also riss er die Tür auf und murrte laut und deutlich: “Wer ist es nun wie...“ Weiter kam er nicht. Den Mann der vor der Tür stand kannte er eindeutig, auch wenn er ihn lange nicht mehr gesehen hatte. “Oh!“, entfuhr es ihm. Er brauchte eigentlich nicht fragen, was der Ankämmong wünschte. Es war der Decimus Massa. Eindeutig! Schnell glitt sein Blick über einen mitgebrachten Sack und eine Kiste. Dann hellte sich sein Blick auf. “Willkommen in der Casa Decima!“, erklärte er schnell und freudig, während er die Tür noch weiter öffnete und eine einladende Geste mit dem Arm vollführte.

    Also hatte ich mit meiner Antwort doch gut ins Schwarze getroffen und ich lächelte zufrieden mit mir selbst. Muckel schrieb noch immer und ich hoffe inständig, dass er dabei noch genug Platz auf der Tafel ließ für all die Dinge, die Meister noch sagen würde. Dieser redete nämlich ziemlich viel an einem Stück, doch noch fiel es mir nicht schwer, ihm zu folgen. Nun ging es über das Brückenbauen und ich versuchte es mir bildlich vorzustellen, wie man ein solche Bauwerk herstellte. Auch die Hafenbauten wurden angesprochen und ich nickte dazu. Caementitium war schon ein hervorragender Stoff, auf dessen Erfindung ein echter Römer gut und gerne stolz sein konnte. Nur wie es der Maestro gerade erwähnte, sah er roh nicht wirklich ansprechend aus. Auch das hatte ich schon mehr als einmal mit eigenen Augen gesehen. Was also verwendete man, um diesen optischen Eindrücken mehr Reiz zu geben?


    Ich fasste mich ans Kinn und rieb dies ein wenig, ehe der junge Mann von vorhin sich zu einer Antwort aufschwang und nun meinte, dass dies mittels Ziegelstein und Marmor geschehen konnte. Wieder nickte ich ebenso verstehend wie zustimmend. Mehr konnte ich dazu auch nicht sagen, denn diese Sache entzog sich im Grunde genommen meiner Kenntnis. Dennoch keimte in mir eine Frage auf. Verkleidete man das Mauerwerk wirklich oder führte man damit den Bau mit Caementitium nicht einfach nur weiter? Ich meinte derartiges schon einmal an einer Wasserleitung gesehen zu haben. Unglaublich erschien es mir nun, dass ich in meiner Zeit vor diesem Cursus so unglaublich blind und ignorant durch unsere schöne Stadt gegagnen war. Zumindest was die Architektur betraf.
    “Nennt man diese Arbeiten mit Ziegeln am Caementitium nicht auch Schalenmauerwerk?“ Ich meinte, diesen Begriff schon einmal gehört zu haben, doch nach wie vor war ich mir nicht sicher. “Also… ich meine in dem Sinne von...also dass man mit Ziegeln den Bau mit Caementitium einfach nur vervollkommnet und nicht verschönert? Wie zum Beispiel bei Bögen und dergleichen?“

    Aufmerksam betrachtete ich nun mein Gegenüber und hoffte dabei dass dieses Gespräch jetzt nicht in irgendeine niedergedrückte Stimmung führte. Doch Valentina erklärte meine Worte für weise. Ich grinste leicht und war versucht abzuwinken. Es geschah nicht oft, dass jemand irgendeines meiner Worte derartig definierte. Somit war die Quintilia noch einmal mehr etwas Besonderes. Außerdem schien sie eine gute Zuhörerin zu sein, auch wenn ich befürchtete, sie mit meinen Befindlichkeiten zu belasten. Doch dann horchte ich einmal mehr auf. “Nein!“ erklärte ich bestimmt. Ich hatte niemanden zum Sammeln der Lebensfrüchte. Ich war ziemlich allein. Besonders im Moment. Ich vermutete stark, sie bezog sich nun auf meinen Wunsch, irgendwann einmal eine Familie zu bilden und auf irgendeine sonderbare Weise erschreckte es mich nun. Doch warum? “Nein, nein… nein, nein, nein!“, plapperte ich in fröhlich und wahrscheinlich unbedacht heraus. “Ich habe niemanden und bisher war ich auch recht froh darüber.“ Meine Blicke ruhten noch immer auf Valentina. Doch ich wollte keineswegs harsch klingen. “Ich meine, bisher ist mir zumindest der richtige Jemand noch nicht begegnet und ich muss gestehen, ich habe auch nicht nach ihm gesucht.“


    Meine größte Schreckensvision war noch immer die muskelbapackte Walküre mit Haaren auf Zähnen und Rücken, oder ein durchtriebenes Muttertier, welches mich nur als eine Art von Erzeuger an der Seite duldete. Bei meinem Glück lag eine solche Person immerhin im Bereich des Möglichen. “Ich hatte auch wenig Zeit,“ sagte ich, obwohl ich weniger die Zeit, als vielmehr den Elan meinte. “Aber ich bin mir sicher, irgendwann die richtige Person zu finden.“ Nun lächelte ich Valentina entgegen, wobei mir ein merkwürdiger Gedanke in den Kopf kam. Ja, eigentlich müsste sie ein bisschen so sein wie sie. Jemand mit dem man reden konnte, ohne verurteilt zu werden, den man seiner Seite haben konnte, ohne das Gefühl zu haben einem größeren Druck ausgesetzt zu sein. Jemand, der selbstbewusst war, ohne es wirklich zu wissen? Wäre sie vielleicht jemand, der mich schätzte wie ich eben war und den ich widerum dafür über alle Maßen lieben könnte? Sie hatte ja auch schon so viel Pech gehabt! Ich schob mir ein weiteres Stück Käse in den Mund und schluckte es fast, ohne es zu kauen. “Aber wie sage ich immer? Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken, denn kommt Zeit, kommt immer auch eine… nun ja,… Lösung daher. Es ist schon sonderbar. Da haben wir uns schon vor so langer Zeit kennen gelernt und haben noch nie wirklich miteinander geredet,“ erklärte ich mit einem nunmehr erstaunten Ausdruck im Gesicht, der meine Verwunderung über diesen Umstand Ausdruck verlieh. “Umso mehr freut es mich nun, dass unser Garten verwüstet wurde. Sonst würden sich die Wege trennen, ohne uns zuvor unterhalten zu haben!“ Dann prostete ich Valentina mit dem Becher zu und spülte mit einem guten Schluck verdünnten Wein nach.

    “Oh wirklich?“, fragte ich strahlend, als Valentina bemerkte, dass meine kleine Quadriga-Figur nun wohlbehütet einen Platz auf einem Tisch in ihrer Casa bekommen hatte. Das freute mich sehr. Zum einen, weil mir offenbar doch ein schönes Geschenk gelungen war, zum anderen, weil ich diese kleinen Statuen über alle Maßen liebte und ich keiner von ihnen etwas Schlechtes wünschte. Dann nickte ich und griff noch einmal nach etwas Brot und Käse, während meine Gesprächspartnerin mir offenbarte, dass sie keineswegs eine so hohe Meinung von sich selbst hatte, wie ich. Ich versuchte ihre Blicke zu deuten, doch es wollte mir nicht ganz gelingen. Dennoch sprach eine gewisse Traurigkeit aus ihren Worten, als sie meinte, einfach nur ihr Leben weiter zu führen, welches aus den Betrieben und der ihr verbliebenen Familie betand.


    Ich senkte betrübt meinen Blick und beschaute mir das Mosaik des Fußbodens, welches gerade an dieser Stelle eine mit Früchten gefüllte Obstschale zeigte. “Das Leben ist doch wie eine Schale Obst,“ sinnierte ich dann. “Wenn man ihre Köstlichkeiten nicht schnell ergreift, werden sie welk und vergehen einem vor den Augen.“ Ich seufzte schwer und blickte Valentina wieder entgegen. “Ich denke jeder ist stark, der bereit ist aufrichtig und ehrlich Verantwortung zu übernehmen. Jemand der das tut, verdient immer meine Bewunderung!“ Zumal ich selbst jemand war, dem dergleichen nicht immer leicht fiel. “Ich denke mir auch oft, dass ich mehr tun könnte. Belesener sein, ein guter Rhetoriker, ein wahrer Künstler und ein… nun ja...“ Nun schunzelte ich etwas verlegen, weil das was mir im Sinn stand nicht so leicht über die Lippen kommen wollte. “...ein guter Familienvater.“ Nun war es doch heraus und ich lachte leise auf. “Und eine gute Familie ist wohl das einzige, was ich irgendwann errichten werde. Ich interessiere mich für die Architektur eigentlich nur wegen den Tempeln. Ich denke mir, man sollte als Aedituus alles über sie wissen. Also auch, was sie im Inneren zusammenhält.“ Der Käse fand seinen Weg in meinen Mund und kaute ein wenig zu ausgiebig darauf herum. “Vielleicht ist es an uns, nun des Lebens Früchte zu ergreifen,“ sagte ich eventuell etwas leichtfertig, doch mir war auch daran gelegen, Valentina ein wenig aufzuheitern. Schießlich wollte sich sie mit meinen Fragen nicht in irgendeine Melancholie stürzen.

    Noch während wir redeten, neigte sich die Versteigerung von mir unbemerkt dem Ende entgegen. Eigentlich wurde ich dieses Umstandes erst gewahr, als Pina uns darauf hinwies. “Hm,“ stieß ich aus und zuckte dann mit den Schultern. Nun war es nicht mehr zu ändern und dieses kostbare Kleinod ging an das Mädchen, welches, wie Valentina gerade erklärte, zu den Claudiern gehörte. Ich horchte auf und schaute zu ihnen hinüber. War das nicht die junge Frau, die mit Flavius Scato verlobt war? Auf deren Feier hatte ich immerhin die Kaiserin getroffen, und so etwas vergaß man nicht so leicht. “Ja, das müssen wirklich die Clauider sein,“ sagte ich dann und wendete mich dann wieder den beiden Quinilierinnen zu. “Wirklich? Er kann mehrere Sprachen sprechen?“ Ich beäugte noch einmal den soeben verkauften Sklaven. “Wenn es so ist, dann ist es noch bedauerlicher. Aber ich könnte versuchen, jemanden aufzutreiben, der genauso viele Sprachen beherrscht und ihn dir dann mit Sidonius überstellen.“ Ich nickte zu meinen Worten und grinste unter dem nächsten Gedanken. “Du brauchst dich nicht zu bedanken. Das mache ich doch wirklich gern und für die Sicherheit von derartig bezaubernden Damen ist doch das Beste gerade gut genug!“ Gut, vielleicht hatte ich jetzt ein wenig dick aufgetragen und zu viel geschmeichelt, doch Valentina und ihre Nichte waren es wirklich wert. “Darf ich euch vielleicht noch in eine kleine Garküche einladen? Ein wenig essen hilft immer über den Frust hinweg und wer weiß, vielleicht haben sie ja auch einen guten Schluck Wein, um… naja… um uns zu erfreuen?“ Ich lächelte und machte eine einladende Handbewegung.

    Mit auf den Rücken gelegten Händen nahm ich nun aufmerksam Notiz von den Worten des Lehrers und hörte mir an, was es neben Vulkangestein noch für Möglichkeiten gab, den römischen Beton anzureichern. Klammheimlich gab ich meinem Muckel mit einem Kopfnicken den Deut, dass es nun doch an der Zeit war, das Wachstäfelchen heraus zu holen, um einige Notizen zu verfertigen. Sie würden uns sicher später dabei helfen, das Gehörte noch einmal zu repetieren, damit es nicht wieder so schnell aus dem Gedächtnis verschwand. Natürlich war Muckel auch gleich, nachdem er in der ledernen Tasche um seinen Hals nachgekramt hatte, bereit loszulegen. Ich lächelte ihm gutmütig zu und richtete meine Aufmerksamkeit auf die gestellte Frage.


    Ja, was machte Opus Caementicium eigentlich so genial und wichtig? Das konnte ich auf Anhieb auch nicht sagen und ich wühlte ein wenig in meinem Gedächtnis. Finden ließ sich allerdings nichts. Dann dachte ich noch flüchtig weiter nach und es schien mir wie Schuppen von den Augen zu fallen, als ich mich entsann, dass der Maestro gesagt hatte, dass man das Gemisch rühren musste. Also war es ja flüssig. Ob meiner gewonnenen Erkenntnis wollte ich sogleich dazu ansetzten, die preiszugeben, als mir jemand zuvor kam. Der junge Bursche erklärte nun, dass der Beton hart und ausdauernd sei, eben wegen beigemengter Asche und dass er sogar bei Nässe aushärtete. Ich nickte weise und würdig, doch dann trat ich einen Schritt vor und hob meinen Finger in die Luft.


    “Und wenn ich noch etwas anfügen dürfte, was Opus Caementicium so genial macht...verehrter Meister...“ Ich strahlte, während Muckel grinste. “Man kann damit Formen gießen.“ Nun, ob das richtig war, war einmal dahin gestellt, doch ich war stolz auf meine Erkenntnis. Hoffentlich würde sie der Meister nicht wieder zunichte machen. Ich schaute Muckel nun entgegen, um ihn zu ermahnen, auch ja eifrig zu schreiben.

    Najaaaa....*gg* Mein Geist ist willig, nur das Können ist zu schwach! -.-


    Aber Macer ist da ja schon Kummer gewohnt, wie du sagst...*duck*... Aber es ist ja auch schwierig... so Templates und so... alles Böhmische Dörfer... und nur mit lauter Kühen drin. *seufz*

    Dann bin ich ja ein Talent darin, das aus dem Sand auszugraben*lach* Ich fände es wirklich toll, wenn ihr das irgendwie einrichten könntet. Wäre eine ungemeine Erleichterung, wie Marsus schon sagt. Ich stehe auch gerne bereit, um euch anzufeuern und motiviernde Transparente hoch zu halten.*gg* Mehr kann ich als Technik-Null da leider nicht zu beitragen. :D

    Sim-Off:

    Entschuldige, dass du das Ganze hier als ‚Feier‘ aufgefasst hast. Sollte es aber nicht sein, auch wenn es für dich vielleicht so rüber kommt. Ich werde im Folgenden auch nur recht nüchtern schreiben und die Finger stillhalten. Frage- Antwort wie in einem Sim-Off Kurs und alles ist klar.


    Nun war ich doch einmal gespannt, ob mich meine Gedanken in die richtige Richtung getrieben hatten. Und tatsächlich. Opus Ceamentium schien keineswegs falsch zu sein. Stolz reckte ich mich ein wenig und lauschte den Worten des Meisters. Dann musste ich doch noch einmal den Kopf schütteln. Er langweilte keineswegs und ich war auf das Folgende schon sehr gespannt. Auch kam es mir nicht in den Sinn zu gehen, denn immerhin wollte ich ja etwas lernen.

    Offenbar hatte mich Pina gleich erkannt. Oder war es doch die andere Schwester, deren Name mir entfallen war? Aber nein, ich schien richtig zu liegen, denn immerhin bestätigte sie mir meine Vermutung. “Ja, ja, die Verlobungsfeier!“, erklärte ich dann. “Das war mein Cousin Serapio… nun ja… sehr weitläufig verwandter Cousin, aber immerhin so etwas wie … ja, ein Cousin.“ Ich nickte zu meinen Worten, schüttelte dann aber wieder den Kopf, denn ich hatte mitnichten Pina gemeint, als ich von Fundamenten geredet hatte. Immerhin schien sie ein sehr gutes zu haben. “Oh nein, Nepomuk hilft mir nicht,“ sagte ich schnell. “Viel eher ist er eine Landplage, so wie Fliegen oder Heuschrecken!“ Neben mir schnappte Muckel nach Luft, doch er sagte nichts dazu. Zum Glück. “Ich hoffe der Meeeeister, wird es mir nachsehen, dass ich ihn überhaupt mitgebracht habe, doch ich dachte vier Ohren hören mehr als zwei und er hat ein so gutes Gedächtnis… falls ich mir später alles aufnotieren möchte, was wir gehört haben.“ Das ‚Meister‘ betonte ich genauso wie Pina es getan hatte. Offenbar hielt sie von Meistern genauso viel wie Muckel. Aber ein bisschen Respekt musste schon sein, da hatte Kephalos schon recht. “Warum interessierst du dich für Architektur?“, wollte ich dann leise flüsternd von der Quintilia wissen.

    Ich musste also ein weiser, kluger Mann sein? Ich lachte auf unter dieser kleinen Schmeichelei. Natürlich hörte ich es gerne. Vor allem aus so einem entzückenden Mund, doch wahrscheinlich gab es gerade auf dieser Welt niemanden, der wohl diese Ansicht teilte. Ja, hätte sie es in der Gegenwart meines Bruders gesagt, hätte dieser bestimmt lauthals aufgelacht. Hier, in dieser Situation jedoch blieb nur Muckel, der ebenfalls nun hinter uns zu glucksen anfing. Ich jedoch verzichtete darauf, mich herum zu drehen und setzte unbeirrt meinen Weg fort. “Du möchtest also wissen, was mein Name bedeutet. Nun, Cnaeus ist ein Praenomen. So viel ich weiß ist es etruskischen Ursprungs. Decimus hingegen ist viel einfacher. Das ist mein Familienname, der so viel bedeutet wie ‚der Zehnte‘ oder der ‚im zehnten Monat geborene‘.“ Ich wedelte ein wenig mit der Hand, während ich also so weise vor mich hin sprach. Natürlich nutzte ich dazu die freie Rechte, denn in meiner Linken führte ich ja immer noch die Schönheit neben mir. “Nun… und Casca, ja, das ist ein Cognomen und bedeutet… so viel… dass ich eben der Casca bin!“ Ich lachte wieder und lächelte danach Lavinia entgegen, welche nun von ihrem Dominus berichtete.


    Dieser Händler exotischer Waren musste ein sehr zufriedener Mann sein, wenn er solche Sklavinnen sein Eigen nennen konnte. “Ich werde irgendwann auch einmal nach Mantua reisen müssen. Dort befindet sich mein Sägewerk. Das ist vielleicht nicht sonderlich exotisch, doch es ist sehr einträglich,“ erklärte ich dann, um noch ein wenig Werbung für mich zu machen. Inzwischen waren wir auch in der schattigen Seitengasse, über welcher sich Bänder von Haus zu Haus spannten, an welchen man Laken und Wäsche zum Trocknen aufgehängt hatte. Kein sonderlich lauschiger Ort, doch wir hatten ja schließlich Ulcus dabei. Der würde einen jeden Angreifer schon in die Flucht zu schlagen wissen. Aber ich wollte auch diese Abkürzung, selbst wenn es hier auch wenig einladend roch. Ein wenig muffig und dumpf, mit einer Note von Urin und Fäkalien. Ekelhaft! Ich rümpfte die Nase und eilte mich auf meinem defizitären Bein, so gut es ging. Aber die Erklärung der Sklavin, dass sie der Domina in der Hand die Haare machte, entzückte mich.


    “Oh ja, schlanke Finger sind… dabei schon ein Vorteil...“ Kurz huschten meine Blicke zu ihrer wirklich schmalen Hand. “Aber das Wichtigste ist das Feingefühl. Schau dir nun meinen Ulcus an!“, sagte ich, wobei ich auf den Hünen vor mir deutete. “Er arbeitet ebenfalls an Frisuren und ist ein wahrer Künstler! Mein Quix hält ihn immer auf dem Laufenden über die neuesten Kreationen. Sagen wir… aus Lutetia! Dort trägt man die Haare nun halb hochgesteckt und halb geflochten. Das sieht ein wenig aus wie ein Teppich an einem Hügel!“ Ich lachte über meinen dummen Scherz und meinte dann: “Nein, nein, es ist nicht mehr weit! Nur noch zwei Mal abbiegen, dann sind wir auch schon wieder an der Straße. Und dann sind wir fast da.“ Dabei versuchte ich so gut es eben ging mein Humpeln zu unterdrücken, denn ich wollte – warum auch immer – einen fitten und gesunden Eindruck schinden. “Bist du auch schon mal mit deinem Dominus gereist, oder warst du schon immer Rom?“ fragte ich dann. “Und woher nimmst du deine Inspirationen für die Frisuren deiner Domina?“ Das wäre für mich sehr interessant zu wissen, damit ich Quix besser instruieren konnte. Schon waren wir um die nächste Ecke gebogen. In dieser Gasse spielten einige Kinder mit selbstgeschnitzten Holzpferdchen am Boden. Ein ganz aparter Anblick war das. Doch das Ende der Gasse war schon in Sicht. Und dann wären wir auch schon bald in der Tonstrina.

    Ich kaute noch genüsslich und tunkte mein Brot noch einmal in die unsägliche Fischpaste, die mir so hervorragend mundete. Dabei lauschte ich der Antwort Valentinas, sie sich noch gut an die von Candace zubereiteten Speisen bei der Verlobung erinnern konnte. Auch mir stand dieses Mahl noch im Gedächtnis, denn ich hatte so viele Muscheln verzehrt, dass mir beinahe übel geworden wäre. “Du bist jederzeit eingeladen!“, erklärte ich dann und dachte flüchtig an Wachteln und Taubenbrüstchen, die ich besonders gerne mochte. Aber noch mehr erschien mir die Aussicht auf Gesellschaft einer so wunderbaren Frau wie Valentina sehr erhebend, die mir nun eine traurige Geschichte erzählte. Ich blicke betrübt drein und versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, wenn man einen Verlobten nach dem anderen an den Tod oder eben das Leben verlieren würde. Sie musste eine wirklich schwere Zeit hinter sich haben und ich konnte mir nur immer wieder sagen, dass mein eigenes Jammern auf einem recht hohen Niveau stattfand. Ich langte noch einmal nach einem guten Stück Käse und horchte gebannt auf ihre Worte.


    Valentina war also in Ägypten gewesen? Gemartert und getrieben von der Vergangenheit? Das mochte ich mir gar nicht vorstellen, denn es waren betrübliche Worte. Ein entsprechender Ausdruck stand also auch in meinem Gesicht, während sie erzählte. Auch dass ihre Familie derartig geschrumpft war, war eine sehr traurige Angelegenheit. Es konnte einen schon bekümmern. So sehr, dass mein Käse auf halber Strecke zum Mund stockte und ich wie gebannt lauschte, während ich mir meine Gedanken machte. Wie viel Verantwortung doch auf diesen zarten Schultern lastete und wohl auch die Gewissheit, niemanden zu haben, den man wegen Sorgen und Nöten ansprechen konnte. Einen Rosengarten zu besitzen war doch dabei nur ein winzig kleiner Lichtpunkt, den ich ihr von Herzen gönnte.


    “Nun ja,“ begann ich, nachdem sie geendet hatte. “Ich vertreibe mir die Zeit mit der Sammlung meiner Pferdefiguren und Münzen.“ Das Lächeln in meinem Gesicht mochte nun etwas spröde wirken, denn ich war noch immer sehr betroffen von ihrer Geschichte. “Auch habe ich mir vorgenommen, mich etwas mehr mit der Architektur und den Künsten zu befassen. Sofern ich denn als frisch ernannter Aedituus dafür Zeit finde. Außerdem habe ich ja auch noch meine Betriebe, die geführt und geleitet werden wollen.“ Ich seufzte. Ja, eigentlich hatte ich gar keine Zeit zum Trübsal blasen und schaffte es mitunter doch immer wieder. “Aber ich will gar nicht so viel von mir erzählen. Mir geht es doch recht gut.“ Ich schaute Valentina fest entgegen und einiges an Mitgefühl stand nun in meinen Blicken. “Wenn nicht gerade die Verluste quälen. Liebe Menschen gehen leider stets viel zu früh aus dem Leben, während die Tyrannen ewig leben.“ Ich seufzte schwer und biss nun doch in meinen Käse. “Du bist ein sehr starker Mensch,“ erklärte ich dann. “Ich bewundere das!“ Das sagte ich vollkommen aufrichtig und ehrlich und in der Tat stieg Valentina in meinem Ansehen immer mehr. Sie war ein so warmer, hilfsbereiter Mensch. Und schön war sie obendrein. Solche Frauen gab es nicht oft und ich schenkte ihr nun ein warmes Lächeln.

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    Ich schmunzelte auf die Worte der jungen Frau hin. Doch Moment! Ich neigte mein Haupt, ehe der Keim der Erkenntnis in mir empor wuchs. Das war doch Quintilia Pina! War ich wirklich so müde gewesen? Empört über mich selbst, schüttelte ich den Kopf und wollte gerade etwas erwidern, als der vermeintlich ‚Eingeschlafene‘ sich zu Wort meldete. Offenbar war er nicht entzückt uns zu sehen. “Du bist doch Pina von den Quintiliern!“, raunte ich dann der jungen Dame zu. Ich war hocherfreut. Mittlerweile trudelten noch mehr Bildungsinteressierte ein und auch der Lehrmeister erschien, um uns allesamt anzusprechen. Kephalos hieß er also und er wirkte keineswegs beglückt uns hier zu sehen. Ich stemmte ein wenig vor Empörung die Hände in die Hüften, doch ich ließ seine Begrüßung ohne ein weiteres Wort über mich ergehen. Ein Seitenblick verriet mir, dass Muckel sich ins Fäustchen lachte, doch sollte er nur.
    “Du sollst ihn mit ‚Meister‘ anreden?“, raunte er mir zu und ich blickte mürrisch drein.
    Das konnte ja noch heiter werden. Allerdings entschied ich mich dafür, nun meine Gedanken zu seiner Frage hin zu lenken, welche darin bestand zu sagen, aus welchem Material die meisten dieser Gebäude gefertigt worden waren.
    “Steine!“, zischte Muckel mir noch immer erheitert entgegen und ich stieß ihn ein wenig rüde gegen die Schulter. Er sollte endlich Ruhe geben und nicht so einen Unsinn erzählen. Steine! Das konnte doch nicht die Antwort sein. Pina hingegen schien zu wissen, was sie sagte. Oder? Ich schaute am Tempel empor und runzelte die Stirn. Waren Puzzolane nicht nur eine Beimischung? So recht konnte ich mich nicht entsinnen, denn schließlich steckte in mir kein Baumeister. “Hm,“ stieß ich aus. “Opus caementicium?“, mutmaßte ich drauf los. “Man nutzt es für die Festigung von Fundamenten...“
    “...Meister!“, flüsterte Muckel mir ins Ohr und ich fuhr verwundert zu ihm herum. “Du musst ‚Meister‘ sagen!“
    “Sei einfach still!“, zischte ich zurück und wendete meine Blicke dann wieder Kephalos zu.

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina
    ...
    Im nächsten Moment aber hörte sie eine ihr vertraute Stimme und sofort zauberte sich wieder ein glückliches Lächeln auf ihre Züge. "Salve Decimus Casca. Ja, ich bin hier weil ich jemanden brauche, der auf uns aufpassen kann." Er wusste ja warum, deswegen ersparte sich Valentina die Einzelheiten in der Öffentlichkeit. "Kennst du meine Nichte Pina noch?" Sie war sich sicher, dass sich Casca an das Mädchen von der Verlobungsfeier erinnerte. Allerdings war dies auch nur ein Vorwand um ihn nicht in die Verlegenheit der Verwechslung zu bringen. Schließlich war es nicht leicht die beiden Zwillinge auseinander zu kennen, selbst wenn sie nur einzeln hier stand.


    Natürlich konnte ich meine Blicke nicht von Valentina abwenden. Zum einen, weil sie mich soeben bemerkt hatte, zum anderen, weil ihr dieses glückliche Lächeln äußerst gut zu Gesicht stand. Sie war schon eine hübsche, ja geradezu niedliche Person, wie ich nun feststellen musste und gerne erinnerte ich mich an das Gespräch zurück, welches wir nach dem Disaster mit den Ziegen in unserem Garten geführt hatten. Ich nickte auf ihre Worte hin, denn ich verstand sehr gut, dass ihr an einem Beschützer gelegen war. Doch dann schwenkte mein Blick zu Pina hin, welche mir natürlich noch bekannt vorkam. Zwar hatte ich noch nie ein Wort mit ihr gewechselt, doch ich meinte, dass ich sie auf der Verlobungsfeier meines Cousins schon einmal gesehen hatte. Richtig! Nun wo ich sie sah fiel es mir wieder ein! “Pina!“, sagte ich dann. “Welch eine Freude, dich wieder zu sehen.“ Dann hielt ich inne. “Zwillinge, richtig?“ In meinen Gedanken kramte ich noch einen Moment nach dem Namen der Schwester, doch war mir dieser leider entfallen.
    Dann regte sich der Sklave auf dem Podest und schien sich allen Ernstes mit dem Mädchen in meiner Nähe unterhalten zu wollen. Meine Stirn runzelte sich und blickte für einen Moment empört drein. Dann wendete ich mich wieder an Valentina. “Er macht mir nicht den Anschein, als würde er einen guten Aufpasser abgeben,“ bemerkte ich. “Mich hat ja mehr angezogen, dass er ein Künstler sein soll. Im Moment interessiere ich mich für derartiges sehr.“ Insgeheim träumte ich von einer Büste, bei welcher mein Gesicht in Stein gemeißelt in meiner Tonstrina aufbewahrt wurde. Für alle sichtbar. Derartige Gedanken bescherten einem doch ein erhabenes Gefühl. “Vielleicht kann ich dir für deine Sicherheit Sidonius schicken, oder einen anderen unserer Sklaven? Es wäre mir eine Ehre, dir auszuhelfen!“ Ein strahlendes Lächeln war nun wieder auf meinen Gesicht erschienen, denn ich meinte es wirklich so wie ich es sagte. Valentina war eine starke Frau, ohne dabei Haare auf den Zähnen entwickelt zu haben. Das konnte ich gar nicht hoch genug schätzen!

    “Nun gib dir doch ein bisschen mehr Mühe!“, presste ich heraus und zwängte mich an den dicht an dicht stehenden Menschen vorbei, welche Muckel vor mir halbwegs gekonnt weg drängelte.
    “Das tue ich ja!“, quetschte Muckel hervor und drängelte noch ein wenig mehr.
    “Ich will das unbedingt von Nahem sehen! Da hinten erkennt man ja gar nichts!“, nörgelte ich und schob mich weiter. Dieses Mal an einem groben Kerl vorbei, der einen üblen Körpergeruch verströmte. Ich rümpfte die Nase und machte weiter, so lange bis ich seitlich neben einem muskulösen Hünen zum Stehen kam, der wohl ein kleines Mädchen und nunmehr auch einige Frauen abschirmte. Diese hatten wohl auch geboten, mutmaßte ich. Der Sklave auf dem Podest machte auch von Nahem einen guten Eindruck, doch ich war mir nicht sicher, ob ich mitbieten wollte. Zwar hatte ich künstlerisches Interesse, doch womit sollte ich ihn denn den ganzen Tag beschäftigen? Es reichte schon, wenn unser pubertierender Silas ohne Beschäftigung durch das Haus strolchte und alle mit seiner schlechten Laune darüber ansteckte.
    Dann ließ ich meine Blicke weiter schweifen und entdeckte Valentina! Meine Miene hellte sich auf und ich schlüpfte durch eine kleine Lücke in der Menschentraube noch weiter nach vorn.
    “Salve Quintilia! Schön, dich wieder zu sehen!“, sprach ich sie lächelnd an.

    Es war doch recht bedrückend, sich mit einem Mal Sorgen machen zu müssen, ob der Cousin nun sicher von seiner Mission zurück kehrte. Vor wenigen Minuten hatte ich noch nichts über seinen Verbleib gewusst und nun musste ich fürchten, ihn niemals mehr lebend wieder zu sehen. Eine garstige Vorstellung war es, ihn in irgendeiner Provinz geschunden oder gar niedergestochen zu wähnen. Valentinas Worte sollten uns Mut machen und ich seufzte schwer zu ihnen. “Ja, bestimmt kehrt er unversehrt heim,“ sagte ich dann, ehe ich über mein Knieleiden berichtete. “Ja!“, erklärte ich dann erheitert, “Besonders im Winter habe ich meine helle Freude.“ Der Winter war eine Jahreszeit, die ich verabscheute, doch ich hatte mir sagen lassen, dass es zum Beispiel in Gallien und Germania noch schlimmer mit ihm war. Innerlich hatte ich mir schon vorgenommen, niemals in diese Provinzen zu reisen, selbst wenn so manch einer berichtete, dass die Schneepracht so herrlich anzusehen sei.


    Stumm beobachtete ich, wie mein Gast sein Brot verzehrte und lächelte schließlich, als ein Lob für die Speise folgte. “Ich werde es Candace bestimmt ausrichten. Sie ist immer so nervös, wenn wir Besucher haben, die sie natürlich mit ihrer Kunst beeindrucken möchte. Du solltest einmal ihre gefüllten Wachteln probieren, oder Taubenbrust an Obst. Und ihre Saucen! Ein Gedicht!“ Auch wenn ich was das anbelangte ein arger Kretin war, da ich es mir zur Angewohnheit gemacht hatte, alles was nur irgendwie essbar war in Garum zu versenken, ehe es in meinem Mund verschwand. Dabei wusste ich, dass Candace mir deshalb manchmal zürnte, was sie natürlich niemals in meiner Gegenwart zum Thema machte.


    Auch jetzt nahm ich mir ein gutes Stück Brot und langte nach dem Gefäß mit dem Garum, um es hinein zu stippen. Ich war einfach süchtig danach. “Nein, ich bin nicht wirklich der Herr des Hauses,“ erklärte ich dann leicht kauend. “Onkel Livianus ist auch noch da. Nur hat er sehr wenig Zeit und lässt sich kaum noch blicken.“ Noch einmal musste ich nun seufzen. “Es ist hier nicht mehr so lebhaft wie vorher. Ich weiß nicht, ob du es schon erfahren hast, doch Scipio ist gestorben, ebenso wie meine gute Sklavin Nelia.“ Ich ließ das Brot sinken und schaute Valentina entgegen. “Seitdem fühle ich mich bisweilen ein wenig einsam, doch ich habe eine neue Aufgabe gefunden, der ich mich in Zukunft intensiv widmen möchte. Das lenkt ein wenig ab. Womit vertreibst du dir die Zeit, wenn es dir einsam wird?“, wollte ich dann interessiert wissen.

    Eigentlich hieß es ja so schön, dass der frühe Vogel den Wurm fangen würde, nur leider fühlte ich mich nicht danach. Die Müdigkeit hing noch immer bleischwer hinter meinen Lidern und nur der kleine Spaziergang zum Portunus-Tempel sorgte dafür, dass ich letztendlich wach blieb. Auf meinem Weg reckte ich mich noch einmal dann und wann und blickte weiterhin mürrisch vor mich hin. Dennoch hatte ich mir fest vorgenommen, alles über Tempel zu lernen, was möglich war, zumal ich mich nun als Aedituus dazu innerlich verpflichtet fühlte. Also hieß es keine Müdigkeit vorzuschützen. Mein Muckel folgte mir auf dem Fuße, doch weise wie er zu den frühen Morgenstunden war, sagte er nichts, sondern schwieg stille. Ein Umstand, den ich durchaus zu schätzen wusste. Normalerweise erwachte ich nämlich nicht mit dem ersten Hahnenschrei und fühlte mich sogleich wohl auf. Allerdings tat mir die frische Luft gut und ich meine miese Morgenlaune war bei der Ankunft am Tempel auch schon fast verschwunden. Ich stellte auch fest, dass sich bereits andere eingefunden hatten und ich begrüßte den jungen Mann und die junge Dame mit einem freundlichen: “Salvete!“ Dann unterdrückte ich den Wunsch, mich noch einmal zu recken und fragte stattdessen: “Ist dies der Architekturkurs?“

    “Kannst du etwas erkennen?“, fragte ich meinen Muckel, der so wie ich hinter der Menschenmenge stand und sich den Hals verrenkte.
    “Naja, ist halt eine Sklavenauktion,“ sagte er und grinste. “Tranquillus versucht offenbar wieder einen guten Schnitt zu machen.“
    Ich reckte mich noch ein wenig mehr, konnte aber nichts weiter sehen, als dass der zum Verkauf stehende Sklave lange Haare hatte und eben auf dem Podest stand.
    “Hat er mehrere Sprachen und Künstler gesagt?“
    Muckel nickte, während ich seufzte. Ein Künstler wäre doch ein klasse Fang, so überlegte ich mir. Einen solchen gab es in der Casca Decima noch nicht und da ich vorhatte, meinen Hang zu den feinen Künsten zu bestärken, suchte ich gerade jemanden, der mir das Ganze näher bringen konnte.
    “Wie viel bisher?“ Ich schaute Muckel entgegen.
    “Ich meine fünfhunderdreißig.“
    “Geht ja noch!“ Ich drängelte mich ein wenig vor, erntete aber böse Blicke und einen Knuff in meine Seite. Ich hätte Ulcus oder wenigstens Sidonius mitbringen sollen. Schließlich reckte ich mich wieder und versuchte etwas zu sehen.

    Während ich nun mit der Sklavin mehr oder weniger im Arm durch die Menge schlenderte, machte ich mir natürlich keine Gedanken darüber, was dieses entzückende Geschöpf gerade dachte oder empfand. Ich wollte unbedingt mehr über sie erfahren und die gewünschten Informationen würde ich auch bekommen. Ulcus vor mir, ruderte ein wenig mit den Armen, um auch noch die letzten Menschen davon zu scheuchen, während Muckel uns folgte und die Hände auf den Rücken gelegt hatte. Ich selbst lauschte den Worten der Sklavin und machte einen sehr interessierten Eindruck dabei. “Also hast du den Namen schon dein gesamtes Leben!“ Ich nickte, ehe ich mir diesen Namen noch einmal auf der Zunge zergehen ließ. “Lavinia, Lavina… Laaaviniaaa,“ murmelte ich vor mich hin und dachte flüchtig nach. Rein, sauber. Ich nickte mir selber zu. “Das bedeutet ‚die Reinliche‘. Das gefällt mir.“ Ich lächelte nun und überlegte, ob mir der Name ihrer Domina etwas sagte. Das war allerdings nicht der Fall. Als sie den Beruf ihres Dominus erwähnte, lachte ich leise auf. “So, so,“ kam es aus mir hervor. “Er macht also aus Mist Gold?“ Ich grinste nun. Ich selbst konnte das von mir nicht behaupten und außerdem zeugte es von einem gesunden Selbstbewusstsein dieses Mannes. “Wir gehen nun zur Tonstrina Hispania,“ erklärte ich. “Dieses Geschäft gehört mir ich kann dir versichern, dass wir dort aus Stroh eine ansprechende Frisur machen. Kennst du dich mit Frisuren aus?“, wollte ich wissen. Immerhin konnte es ja sein, dass die hübsche Sklavin sich auch um die Haare ihrer Domina bemühte. Unterdessen waren wir aus der Menschenmenge heraus und in eine Seitenstraße getreten.