Offenbar hatte ich die Quintilia nicht brüskiert, worüber ich sehr froh war. Und neue Hoffnung keimte auf, dass ich wohl vielleicht doch kein so schlechter Gesellschafter war, wie ich es mir stets einredete. “Oh, bitte, kein Dank!“, wiegelte ich bescheiden ab und lächelte dabei. Immerhin hatte ich es sehr ernst gemeint. Valentina war eine liebe Person. Eine, die zupacken konnte und sich auch nicht zu schade war, eine Ziege zu tragen. Das hatte mir gut gefallen und würde im Folgenden auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie war schon eine tolle Frau, so wie ich es einschätzte und Serapio musste verrückt sein, eine Verlobung mit ihr aufzukündigen. Als ich bemerkte, dass mein Gast zu Muckel, der etwas weiter entfernt Aufstellung bezogen hatte, hinüber linste und auch die Stimme senkte, gab ich meinem Leibsklaven ein kleines Handzeichen, sodass er den Raum nun ganz verließ. Nepomuk entschwand auch sogleich unter einem Nicken, auch wenn der dabei schmollend den Mund verzog.
Meine ganze Aufmerksamkeit jedoch war bei der Quintilia, die mir offenbarte, warum ich meinen Cousin in der nächsten Zeit nicht auffinden würde. Ich war perplex. Warum hatte er mir das nicht gesagt? War sein Auftrag etwa so geheim, dass er dem guten Casca davon nichts sagen durfte? Ich hatte in der letzten Zeit vieles nicht mitbekommen, da ich mit mir selbst beschäftigt war, doch eine kurze Nachricht hätte er mir ruhig übersenden können. “Hm,“ stieß ich aus und meine Augen weiteten sich dann ein wenig, als Valentina erzählte, dass er aus diesem Grund auch die Verlobung gelöst habe. “Ja,“ begann ich dann. “Besteht denn bei seiner Mission eine Gefahr für Leib und Leben?“ Schrecklich wäre es, wenn sich das bewahrheiten würde! Doch hätte er auch ruhig vorher noch heiraten können, damit die gute Dame einer sicheren Zukunft hätte entgegen blicken können. Aber ich wollte auch nicht spekulieren. Serapio würde sicherlich triftige Gründe gehabt haben, denn mochte vieles sein. Nur verantwortungslos war er gewiss nicht!
“Ruso unser Gärtner freut sich stets über jede Hilfe. Er ist sehr fleißig und hat einen sehr grünen Daumen, nur mit der Kreativität einer Frau kann er natürlich nicht mithalten,“ sagte ich schließlich, um auf Valentinas Aussage einzugehen und um nicht in meinen eigenen Gedanken zu versinken. Das gehörte sich nicht bei Tisch und erst recht nicht gegenüber einer so wunderbaren Dame. Meine Hand ruhte noch ein wenig kraulend an meinem Knie, doch ich zog sie zurück und griff nun meinerseits nach zwei Käsewürfeln und einem kleinen Stück Melone. “Nein, nein. Meine Verletzung liegt lange zurück,“ begann ich zu erklären. “Als Kind sollte aus mir sollte ein feiner Reitersmann werden, doch war mein Sitz nicht so stark wie mein Wunsch ein Eques zu sein.“ Ich grinste schief. “Meine militärische Kariere endete also an einem Holzzaun mit einem beinahe zerschmetterten Knie. Aber es hat auch sein Gutes. Ich bemerke nun dank ihm Wetterwechsel recht schnell.“ Ich winkte ab. “Ich habe mich aber schon lange damit abgefunden.“ Tatsächlich war es mit meinem Knie an warmen Tagen besser als an kalten und doch fühlte ich mich bisweilen wie ein alter Mann. Selbst der Medicus hatte mir bereits einen Krückstock empfohlen, doch dafür fühlte ich mich eindeutig noch zu stolz und jung.