Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    Ich lauschte wie gebannt. Der Sklave hatte tatsächlich eine recht nette Stimme, der ich über die ganze Zeit, in welcher er rezitierte auch zuhören konnte. Wieder einmal seufzte ich schwer und verschränkte die Arme vor meiner Brust, als ich die wohlbekannten Zeilen vernahm.


    "Herrlich Muckel!", gab ich von mir. "Ich glaube, ich bin sehr angetan."
    "Komm jetzt nur nicht auf dumme Gedanken," ermahnte mich mein Sklave mit rauer Stimme.


    Nein, seine Stimme klang gar nicht so butterweich und ich überlegte ernsthaft, ob ich nicht das Gebot von vierhundert Sesterzen abgeben sollte. Doch ehe ich mich versah, war mir schon jeman zuvor gekommen und mein Blick schwenkte hinüber zu der Sänfte, von der ich das Gebot vermutete. Natürlich. Die Reichen und Schönen verhüllten sich nicht nur, sie boten noch nicht einmal selbst. Wahrscheinlich um den Hals zu schonen. Wer rief schon etwas laut über den ganzen Platz. Doch wie auch immer, ich wollte es tun.


    "FÜNFHUN....!", setzte ich an, doch ich kam nicht weiter, denn Muckel zerrte an meinem Arm herum und lenkte mich auf garstigste Weise ab.
    "Nicht!" Nun wurde auch noch kräftig der Kopf geschüttelt und ich verschluckte meine Worte.
    "Ehrlich Muckel, was soll das denn?", maulte ich schwerfällig, doch ich winkte schon ab, um dem Sklavenhändler anzudeuten, dass ich nun doch nicht bieten würde. Noch nicht. Aber musste ich meine Gelüste wirklich mit meinem Sklaven ausdiskutieren? Ich vermutete fast, dass nicht.
    "Er könnte immernoch in der Tonstrina arbeiten!", erklärte ich.
    "Du hast Ulcus und Quix, das muss reichen. Die beiden machen ihre Sache hervorragend."
    Jetzt stemmte ich die Hände in meine Hüften und kaute auf meiner Unterlippe herum. Nachdenklich und bestimmt.

    Ich hörte die Worte des Sklaven sehr wohl und mein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen.


    "Muckel...hast du gehört? OVID!" Ich seufzte schwer und knuffte bei meinen Worten meinem Sklaven in die Seite.
    "Ja, ich habe es gehört," maulte mein Sklave. "Nur haben wir kein Geld dabei..."
    "Man kann es bestimmt anschreiben lassen," mutmaßte ich. Doch dann fiel mir noch mehr ein: "KANNST DU IHN GLEICH JETZT UND HIER ZITIEREN? DEN OVID MEINE ICH!"
    Wieder erhob ich meine Stimme über die Anwesenden hinweg. Ich LIEBTE Ovid. Er war herrlich, unvergleichlich, ein Fest für die Sinne....für alle fünf. Man konnte den Papyrus riechen auf dem er geschrieben stand. Man konnte ihn greifen, hören, vor sich sehen und auch schmecken, wenn man sich die Worte auf der Zunge zergehen ließ. Er schmeckte süß und lieblich und allein beim Gedanken daran war sich schon schwer verzückt.
    "Oh Muckel!, seufzte ich verliebt.
    "DU und dein Ovid....."


    Muckel hatte Recht. Ich führte mit Ovid eine besondere Beziehung, die kein Sterblicher nachvollziehen konnte....

    Ich war bester Laune. Ausnahmsweise liefen meine Geschäfte hervorragend. Sie schnurrten quasi vor sich hin wie eine rollige Katze und ich konnte es zu Abwechslung einmal kaum erwarten, meine Bilanzen zu lesen. Am heutigen Tage jedoch wollte ich meine Tonstrina aufsuchen und mein Weg führte mich dabei über den Sklavenmarkt. Ein wenig neugierig geworden blieb ich stehen und betrachtete mir den SKlaven, der von Tranquillus gerade in Szene gesetzt wurde.


    "Du bist doch nicht etwa in Kauflaune!?, wollte mein Sklave Muckel von mir wissen und ich schüttelte schnell den Kopf.


    Ich hatte eigentlich alles was ich brauchte und an einem Lehrer hatte ich keinerlei Interesse. Immerhin hatte ich keine Kinder oder Sklavenvolk, welches dringend unterrichtet werden musste. Somit konnte ich also ganz entspannt sein. Aber dennoch.


    "WIE BELESEN BIST DU DENN?", erhob ich nun meine Stimme über die Anwesenden hinweg, um dem Sklaven meine Frage zu stellen. "ICH MEINE, WELCHE SCHRIFTEN KENNSt DU?". Vielleicht kannte er ja irgendetwas Feinsinniges und würde sich auch als Vorleser eignen. Vorausgesetzt natürlich, er hätte eine angenehme Stimme.

    Eigentlich war ich nun ganz froh, dass ich Scipio begleitet hatte. Das Wetter war angenehm, meine Laune nunmehr recht gut und auch mein Bein schmerzte heute nicht über die Maßen. An Scipios Stand angelangt beschaute ich mir neuerlich die Auslagen und erinnerte mich an mein Picknick mit Nelia. Etwas ganz Feines war es gewesen. Ja, man könnte schon wieder Hunger auf Käse bekommen. Aber nein, es sollte ja immerhin zum Skalvenstand gehen. Als mein Verwandter nun meinte, dass ich einen toellen Tag verpasst hätte nickte ich zustimmend. "Ich lobe mir ja meine Nelia!", erklärte ich stolz. "Sie ist wirklich ein kleines Wunder. Aber ich glaube nicht, dass es auf dem Markt noch ein weiteres Exemplar hat wie sie!" Besitzerstolz schwang nun unumwunden in meiner Stimme mit und ich warf mich sogar ein bisschen in die Brust.

    Sklaven kaufen? An diesem Morgen. Eigentlich hatte ich ja keine Lust um die Stände irgendeines Halsabschneiders zu streifen und mir sämtliches menschliches Elend dieser Welt anzuschauen. Außerdem konnte man nie wissen was passieren würde. Am Ende würde ich selbst ein weiteres Mal zuschlagen und meinem Muckel neben Nelia noch eine weitere Konkurrenz verschaffen. Aber was sollte es schon. Ich hatte ja nichts anderes vor und heute war auch mein freier Tag, den man ruhig mit ein bisschen Bewegung in der Urbs Aeterna verbringen konnte. “Na gut… dann wollen wir….“ Ich gab Muckel ein Zeichen, dass er hier auf mich warten sollte. So deutete ich also zu Boden und nickte dazu mit dem Kopf, was mir seitens meines Sklaven einen Schnaufer einbrachte. Sicherlich. Er war kein Hund, dem man auf diese Weise befehlen musste, aber das würde ich in diesem Leben bestimmt nicht mehr lernen. Ich raffe mich also auf und schritt auf Scipio zu. “Mit deinem Broka fühlt man sich doch immer sicher,“ erklärte ich näselnd. “Hoffentlich wird es nicht zu warm, dann könnten wir noch an einer Garküche vorbei schauen...“ Man sollte das Praktische immer mit dem Nützlichen verbinden, so dachte ich, lächelte und deutete auf die Tür. “Es kann los gehen!“, erklärte ich meine Bereitschaft und schritt ohne weitere Worte voran.

    Ich bin auch weiterhin noch von zu Hause weg und bitte meine mäßige Beteiligung zu entschuldigen. Ich werde auch erst Ende des Monats wieder zu 100 % wieder einsatzbereit sein. Bis dahin wird es weiterhin langsam voran gehen.

    Die neuen Sklaven? Hatte Scipio sich etwa Sklaven gekauft? Ich streifte mir die Tunika über, während Muckel mir schon zu Hilfe eilen wollte. "Du hast dir Sklaven geleistet?", sprach ich meine Frage dann aus. "Und eine kleine Entdeckung? Du machst mich neugierig!" Was mochte das wohl sein?
    Ich angelte nach einem Becher Wasser, der noch auf dem Tisch stand und stürzte dessen Inhalt meine Kehle hinunter, ehe ich mir dem Handrücken über den Mund wischte.

    “In die Stadt?“, fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach. Eigentlich stand mir nicht der Sinn nach einem Rundgang, aber andererseits hatte ich aber auch sonst nichts weltbewegendes vor. Wenn man es so wollte hatte auch ich heute einen freien Tag. “Nun denn...“, entkam es mir und ich erhob mich – mit noch immer rotierendem Arm - von meinem Bett. “Dann lass mir noch bitte die Zeit, mich zu bekleiden. Hast du denn etwas Bestimmtes in der Stadt im Sinn?“ Zielsicher steuerte ich auf meine Truhe zu, über der Muckel die Tunika des heutigen Tages ausgebreitet hatte.

    “Meine Güte, bist du verspannt!“, maulte mein Sklave, während er sich redlich mühte, meinen Rücken mit den Finger zu kneten und zu walken. Ich knurrte zufrieden und nuschelte ein: “Eben, und dagegen tun wir ja gerade etwas...“ Natürlich lag ich auf meinem Bett, mit einem Tuch um die Hüften, den Kopf auf die Unterarme gebettet und genoss das Gefühl, das sich zwischen meinen Schulterblättern und an meiner Wirbelsäule ausbreitete. Dabei versuchte ich mich zu entspannen, was mir gelang, bis ich Scipios Stimme vernahm, welche durch die Tür schallte. Noch einmal knurrte ich, dieses Mal jedoch nicht mehr ganz so zufrieden.


    “Na wunderbar,“ kommentierte ich die veränderte Situation und hob meinen Arm, um meinen Verwandten herein zu winken. “Komm rein, Scipio!“ erhob ich ein wenig die Stimme und versuchte zu deuten, was der Ankömmling von mir wollte. Ach ja. Rom wartete ja. Aber wartete ich auch auf Rom? “Ich lasse mich gerade noch ein bisschen massierääääääääääään...“, quittierte ich mit diesem entarteten Wort Muckels Versuch mir eine besonders harte Stelle im Nacken fort zu drücken.


    “T‘schuldigung,“ meinte Muckel. “Du bist aber auch geschmeidig wie ein Brett….“ Ich seufzte fest und bedeutete meinem Sklaven aufzuhören, ehe ich mich herumwälzte und mich auf die Kante meines Bettes navigierte. Und das nur um Scipio angemessen entgegen zu sehen. “Musst du nicht arbeiten?“, fragte ich während ich mir selbst in den Nacken griff und meinen Arm ein wenig rotieren ließ.

    Die dritte Stunde in zwei Tagen. In Gedanken überschlug ich auch meinen Terminkalender und konnte nichts finden, was diesem Ansinnen entgegen stehen könnte. Wie konnte es auch? Das hier war ja wohl wichtiger als alles andere. So nickte also auch ich und entspannte mich ein wenig, während ich schon nach den aufgetragenen Speisen linste, von denen sich der Flavier nun ein wenig Hühnchen nahm. Sogleich tat ich es ihm nach. Zu meiner Freude war auch genug Garum da, von dem ich mich reichlich bediente, sodass das Geflügel geradezu darin schwamm. Ich liebte Garum über alles. So sehr, dass es mir schon fast egal war was ich in ihn hinein tunkte. Mit halben Ohr hörte ich nun die Frage des Pontifex und schwenkte meine Blicke nun der Plinia entgegen, die nun sagen sollte unter welchem Augustus ihr Vater der Leibmedicus war. Flüchtig trat die Frage in meine Gedanken, was man wohl tun musste um in eine derartige Position zu gelangen. Eindeutig viel Verantwortung die ein solcher Mann, oder betrachtete man die Plinia, eine solche Frau trug.


    Ich biss herzhaft in mein schwimmendes Hühnerfleisch hinein und staunte nicht schlecht. Unter Aelianus Valerianus also. War der nicht…. ? Nun ja. Egal was die Gerüchteküche auch immer kochte, es stimmte bestimmt nicht. Ich kaute noch, als die Plinia auch schon auf die Gesundheit des Pontifex zu sprechen kam. Vielleicht sollte ich sie auch noch mal nach meinem Bein fragen, wenn sich schon eine so gute Medizinerin in meiner Nähe befand. Doch dieses Ansinnen schob ich noch ein wenig nach hinten, da ich mich nicht unnötig in das Gespräch einmischen wollte.

    Ich bin ab dem 1.9. für sechs Wochen in der Reha. Ich habe aber WLAN und werde mich abends sicherlich nicht beherrschen können und weiterhin hier mitmischen. Wollte nur Bescheid sagen, dass es evtl. auch mal in dieser Zeit zu einem Engpass kommen könnte....

    Während der Pontifex sprach schaute ich ihm ins Gesicht, dann wieder auf die Karte. Das ging schneller als vermutet, musste ich feststellen. Auch ich war der Ansicht, dass ein solches Heiligtum, wie es die Medica plante nicht in allzu großer Nähe zu irgendwelchen Gräbern sein sollte. Diese konnten immerhin in den Köpfen der Kranken zu einem schlechten Omen mutieren. Außerdem wäre es mit Sicherheit pietätlos, wenn sich dort irgendwelche Kranken tummelten. Ich rückte mich auf der Cline zurecht und schwenkte mein Augenmerk hin zu der Plinia, als diese nach einem Termin für eine Ortsbegehung fragte. Dann zuckte ich mit den Schultern und hoffte, dass ich dorthin nicht zu Fuß gehen musste. Mein Bein schmerzte in letzter Zeit wieder deutlich und ein derartig langer Fußmarsch würde mich zum ersten Kunden des noch nicht vorhandenen Heiligtums machen. Aber wie auch immer. Sollte dem so sein, so würde ich da wohl durch müssen.


    "Ich würde sagen, sobald der Pontifex Zeit hat," entkam es mir dann aber doch. Immerhin wusste ich nicht über seine Termine Bescheid und mein Kalender war derartig gestaltet, dass es sich gut anpassen lassen konnte.

    Meine Sklavin wollte es also sannend machen und natürlich ließ ich mich zur Tür hinüber drängen. In freudiger Erwartung. Als Überraschung hatte ich diesen Besuch noch gar nicht gesehen. Noch einmal streifte mein Blick die schönen Pflanzen vor dem Eingang, ehe er sich auf die Türe richtete, die von einem Vorhang versperrt wurde. Vor diesem blieb ich stehen und sog noch einmal tief die Luft in meine Lungen. Was also würde ich erblicken? Meine Hand streckte sich aus und schon das große Tuch beiseite, um in meine Tonstrina hinein zu spähen.


    "Bona Dea!", entfuhr es mir und ich trat zur Gänze ein. "Das ist ja wirklich ganz fantastisch!" erklärte ich als ich die Ordnung sah, die Wandmalerien, die SPiegel und die neuen Hocker und Regale. Jetzt fehlten nur noch Ulcus und Quix, herausgeputzt wie Pfauen, doch sie waren noch nirgendwo zu entdecken.
    "Ich glaube ich träume!" Beinahe andächtig drehte ich mich um die eigene Achse, um alles noch besser in den Blick zu bekommen.