[Blockierte Grafik: http://i1196.photobucket.com/albums/aa401/TotalesChaos/IR/Nepomuk.jpg] | Nepomuk
Sie war fort! Auf ewig meinen Blicken entzogen, für immer fern meinen Berührungen und auch ihre liebe Stimme würde ich niemals mehr vernehmen. Arge Momente waren verstrichen, in welchen ich früchtete, ich könne sie vergessen. Letzen Abend war sogar ihr Gesicht, an welches ich mich verzweifelt zu erinnern versuchte vergessen. “Oh Muckel!“, klagte ich jäh und umfasste das kleine Schälmesserchen, mit welchem ich einen reifen Pfirsich geschnitten hatte, noch ein wenig fester. Hier saß ich nun, tief in meine Trauer getaucht und verwünschte die Wasser des Styx, Dis und Phersephone und am liebsten hätte ich Charon angefleht mit seiner Barke umzukehren und mit meine Nelia zurück zu bringen! “Sie ist tot!“ Eine jähe Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und war wie stets bemüht, sie solgeich hinfort zu wischen. Ich mochte es nicht, wenn man auf den ersten Blick sah, wie angegriffen ich war. Doch hier war ich zum Glück allein. Allein mit Muckel, einem Tisch, zwei bequemen Liegen und einer Schale Obst. Nur die Vögelchen wagten es noch zu zwischten und so auf infame Weise ihre Lebensfreude hinaus zu posaunen.
“Aber das Leben wird weiter gehen.“ Muckel hockte auf der anderen Liege und schaute betreten zu mir hinüber. Ich hasste es, wenn er mich so ansah. Wie einen armen Tropf, der nicht mehr aus und ein wusste. Aber war ich das nicht auch? “Ich habe ihr einen ganzen Aureus mitgegeben!“, klagte ich weiter. “Doch Charon bringt sie nicht zurück.“
“Dafür hat er sie gut hinüber gebracht.“ Muckel seufzte.
Vielleicht hatte er recht. Nelia hatte nur kurz gelitten unter diesem schrecklichen Fieber und sie war in meiner Gegenwart entschwunden. Was zurück geblieben war, war nicht mehr als eine kalte Hülle gewesen, die kein Leben mehr beherbergte. Die Wasser hatten sie davon getragen.
“Zu der Ebene des Asphodel… ganz sicher. Sie war so gut.“ Ich atmete tief durch und rang erneut mit meinem Kummer.
“Schön war sie. Und nett, sie wird einen guten Platz haben.“
“Und fleißig. Ihr Götter, war sie fleißig.“
“Und gütig.“
“Ja.“
Mit trüben Blicken schaute ich in den Garten. Bienchen flogen herum. Ein Spatz balzte mit seiner Partnerin. Duftige Blüten reckten sich den Insekten zu. Sie alle sollten ihren Schatz finden. Einen Schatz den ich verloren hatte.
“Nachdem Orpheus diese auf der Oberwelt genug beweint hatte, wagte er es, durch die Taenarische Pforte zur Styx hinabzusteigen, um es auch bei den Schatten zu versuchen, und wandte sich durch die körperlosen Scharen und die Schattenbilder der Bestatteten an Persephone und den Herrn der Schatten, der das widerwärtige Reich beherrschte*..., reztierte ich, wie in der letzten Zeit so oft, schwermütig meinen Ovid, bis mir auffiel, dass ich den Rest des Textes vergessen hatte. Dabei liebte ich ihn doch so. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich mich dabei ein wenig aufgerichtet hatte und das Messer pathetisch in Höhe meines Halses gehoben hatte.
“Casca! Nicht!“ Muckel blickte alarmiert drein, bis mit die Sache mit dem Messer auffiel und ich es sinken ließ.
“Nein, es hielft nicht in die Unterwelt hinunter zu wollen… Erst Scipio und nun Nelia. Mors hat nun in dieser kurzen Zeit genug Decimern gegenüber gestanden.“
“Ich meinte eigentlich eher, dass du mit dem Ovid aufhören solltest.“
“Wieso?“, schnappte ich. “Er ist der Schwere meiner Gefühle durchaus angemessen!“
“Aber irgendwann erträgt man ihn einfach nicht mehr. Ich meine… Nelia würde das auch nicht wollen. Sie würde wollen, dass du dich um deine Geschäfte kümmerst. Deine Karriere und um deine Familie.“
Ich schnaubte ein dumpfes Lachen hervor.
“Muckel…. Ich bin hier ganz alleine. Onkel Livianus hat sich in seinem Arbeitszimmer vergraben. Vielleicht ist er unter der Würde seines Amtes längst erdrückt worden und wir haben es gar nicht mitbekommen. Cousin Faustus ist auch schwer beschäftigt und Scipio… er ist….“
Ich brach ab. Es ja doch keinen Zweck mit einem Sklaven zu diskutieren. “Und mein Bruder ist in Ägypten….“, musste ich aber dennoch oben drauf setzen.
“Wie wäre es, wenn du dir eine Frau suchst?“
“Eine Frau?“, fragte ich perplex.
“Ja, eine Frau.“
“So wie Nelia?“
“Ich meine eine freie Frau….“
“Eine freie Frau? Du meinst eine Römerin?“
“Eine die man nicht kaufen kann, sondern erobern muss.“
Ich stierte fassungslos Muckel entgegen. Wie meinte er das denn? Ich war zwar schon lange alt genug um zu heiraten, doch seine Offenheit ließen mir die Worte fehlen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Pfirsich und begann ihn weiter unbeirrt in Einzelteile zu zersägen. Nelia stand noch immer fest in meinem Herzen und es musste schon mit den Furien zugehen, wenn ich sie so schnell vergessen würde. Freie Frau oder nicht! Bestimmt nicht!
“Casca….“, begann Muckel dann wieder, doch ich unterbrach ihn unwirsch.
“Lass gut sein!“, erklärte ich, denn ich war der Meinung es sei nun genug gesagt worden.
Sim-Off:* Ovid - Metamorphoses (Orpheus und Eurydice)