Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    Da ich dem Gespräch von meiner Seite aus weder Ortskenntnis noch größeres Wissen über Wasser beizusteuern hätte, verhielt ich mich recht still, nickte nur dann und wann verstehend und trank einen Schluck von meinem Getränk. Dass ein Wasser aber fließen musste leuchtete selbst mir ein und wenn es ein Inselchen gab, auf welchem man das neue Heiligtum zwecks Volksgesundheit errichten konnte, dann umso besser. Bestimmt würde ich auch bei der Ortsbegeheung dabei sein, solange der Pontifex nichts dagegen hatte.


    Des Weiteren allerdings blieb ich stumm, da ich mir aufgrund meiner Unwissheit über die Thematik keine Blöße geben wollte und darüber hinaus sperrte ich umso besser meine Ohren auf, um klammheimlich eine Menge dazu zu lernen. Deshalb war ich ja immerhin auch hier. Dann lächelte ich wieder in die Runde und warf noch einmal mein Augenmerk auf die ausgebreitete Karte, als würde es dem Ganzen hier irgendwie weiter helfen.

    Noch immer etwas unangenehm berührt von meiner Verspätung nickte ich der Medica zu und suchte mir dann einen Platz auf der freien Cline, während der Pontifex höchst selbst mir erläuterte, welchen Inhalt unser heutiges Treffen hatte. Etwas anfänglich nervös nestelte ich mir an meinen Fingern herum und fragte mich, wie gut man sein musste, um es zur Leibmedica des Augustus zu schaffen. Bisher hatte ich mir die Weisen und Gelehrten auf diesem Posten immer in einem gewissen Alter vorgestellt, welches ein Maximum an beruflichen und privaten Erfahrungen zu bieten hatte. Die Plinia erschien mir doch ein wenig jung zu sein und noch mehr irritierte mich: Sie war weiblich. Aber gut. Man lernte nie aus und unter diesem Gedanken beschloss ich auch mein Schubladendenken, um den weiteren Ausführungen zu lauschen.


    Die Kranken sollten also nicht mehr quer durch die Stadt laufen, was ich innerlich auch begrüßte. Man konnte ja nie wissen, welches Übel sie über die Gesunden brachten. Nicht dass ich etwas gegen die Kranken hatte! Aber man konnte ja nicht vorsichtig genug sein. In Gedanken ging ich bereits die Orte durch, die ich um die große Stadt Rom herum kannte und musste feststellen, dass meine Ortskenntnis arg zu wünschen ließ. Bisher hatte ich es aufgrund meines Knieleidens vermieden weite Strecken zu laufen, weshalb ich die meisten Örtlichkeiten nur vom Hörensagen kannte. Während die Medica nun aus dem Corpus Hippocraticum las schweiften meine Gedanken ein wenig, so lange bis sie plötzlich zum Stillstand kamen. Es war der Moment, in welchem die Plinia zunächst den Flavier und dann mich anblickte. Ein Platz mit einer Heilquelle sollte es also sein. Oder aber gutes Wasser vorhalten. Ich nickte bedeutungsschwer und sah nun meinerseits zum Pontifex. “Ich kenne keinen Ort mit einer Quelle, also wäre es wohl gut etwas Alternatives über das Wasser zu hören,“ erklärte ich mich in meiner grenzenlosen Unkenntnis.

    Ich war zugegebener Maßen spät dran, also hatte ich mich beeilt durch die hektischen Straßen zu kommen, was gar nicht so einfach gewesen war. Überall fliegendes Händlervolk, gaffene Massen, schlendernde Verliebte, lange Schlangen vor den Garküchen. Es war zum verrückt werden gewesen, doch schließlich und endlich erreichte ich die flavische Villa, welche wirklich ein sehr hübsches Anwesen darstellte. Hier sollte ich also nun bei einer Beratung beisitzen, welche wohl eine sozusagen göttliche Reform des Gesundheitswesens betraf. Das tat ich doch gerne, doch zunächst musste ich einmal durch die Türe schreiten und hinein zu dem Ort, an dem schon drei Clinen bereit standen, um Gäste und Gastgeber aufzunehmen. Die anderen beiden waren schon anwesend, also beeilte ich mich mit einer Entschuldigung. “Meine Verspätung tut mir sehr leid, ich hoffe, ich komme dennoch nicht ungelegen spät.“ So haspelte ich also meine Worte hervor und näherte mich dem Pontifex ein wenig an.

    Ich war mir nicht sicher, ob man wirklich Fortuna die Schuld geben konnte, dass mir nun Nelia so ans Herz gewachsen war. Naja. Vielleicht hatte Scipio auch recht und ich verdankte es ihr, dass ich zur rechten Zeit an rechter Stelle gewesen war und meine Sinne dabei nicht ganz beisammen hatte. Ob der verkauften Sklavin großes Glück beschieden war, das vermochte ich nicht zu beurteilen, denn immerhin war der Käufer mir gänzlich fremd. Doch patrizischer Häuser waren ja immerhin nicht für ihre Grausamkeit bekannt und falls doch, so entzog sich dies meiner Kenntnis. Mir blieb also nicht viel übrig, als mit den Schultern zu zucken und zu nicken.


    “Ja, lass uns etwas trinken gehen. Es ist eh zu warm.“


    Auch Muckel sah aus als könne er einen kräftigen Nipp an einem Becher Wein vertragen. “Wo wollen wir hin? Kennst du ein nettes Gasthaus oder dergleichen?“ Zur Not kannte ich auch noch welche, doch heute ließ ich meinem jungen Verwandten den Vortritt.

    Einen flüchtigen Moment lang überlegte ich, ob ich meine Aussage richtig zusammengebracht hatte. Doch so sehr ich auch darüber nachdachte, es stimmte, was ich gesagt hatte. Tantasius Crixus war ein dreister und impertinenter Mensch und auch wenn er mich nun mit Blicken bedachte, die mich eigentlich sofort aus den Sandalen werfen sollten, ich würde bei meiner Aussage bleiben. Auch wenn der Aedituus nun auch noch seine Gesichtsfarbe änderte. Ich war gern das Hassobjekt, sofern es denn Mercurius und seiner werten Frau Mutter dienlich war. Stolz erhob ich mein Haupt und lauschte nun den Worten des Pontifex. Auch er sprach wahr und folgerichtig. Doch dass er den wüsten Aedituus augenblicklich seines Amtes enthob erstaunte mich doch. Doch was hatte ich erwartet? Dass er ihn ohrfeigte oder gar nach ihm trat? Ihm quasi augenblicklich den Prozess machte? Ich seufzte leise und hoffte innerlich, dass ich beim Collegium Pontificum vielleicht dabei sein konnte, wenn dieser Fall zur Sprache gebracht wurde. Doch ob aus diesem frommen Wunsch etwas wurde, würde sich noch zeigen.


    Als der flavische Pontifex nun dem Tantasius Crixus die Tür wies, trat auch ich einen Schritt zurück, um ihm bei diesem Unterfangen nicht im Wege zu stehen. Mein Kopf war noch immer stolz erhoben, während sich mein Blick zu besagter Tür hinüber richtete, durch welche der ehemalige Aedituus nun schreiten würde. Doch was war das? Er hob die Faust und stieß eine Drohung aus. Doch sollte man diese wirklich ernst nehmen? Meine Stirn runzelte sich sogleich und sah wieder zu dem Flavier hinüber, der trotz allem noch ganz gelassen schien und seine Gedanken bezüglich des folgenden Procederes aussprach. Dann richtete er seine Worte an mich und ich nickte dazu. Ich hatte auch gar nicht erwartet, dass der Cultus Deorum ein Ort sein würde, an dem man nach einigen Tagen schon nicht wusste wohin mit seiner inneren Anspannung ob des Nervenkitzels. Für heute allerdings hatte es mir gereicht. “Ich würde sagen, wenn es nicht allzu oft vorkommt, dann ist es auch gut so,“ sagte ich deshalb. “Das ist schließlich ein Zeichen dafür, dass die meisten ihre Aufgabe noch ernst nehmen und man nicht zu derartig drastischen Mitteln greifen muss.“ Dann hielt ich kurz und inne und dachte einen winzigen Augenblick lang nach. “Ich glaube auch nicht, dass man seine Drohung ernst nehmen muss,“ ließ ich noch folgen. Immerhin wurde ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Gekocht hatte Tantasius Crixus schließlich auch so schon genug.

    “Oh...an meine Nelia...“ Ich räusperte mich ein wenig, denn die Art und Weise wie ich zu ihr gekommen war war nicht eine meiner Ruhmestaten gewesen. Aber dennoch. “Ich habe sie auf einem Markt erworben. Es war ein recht schmieriger Händler und sie hat mein Herz erweicht… und vielleicht auch meinen Verstand,“ erklärte ich aber dennoch. Immerhin war diese Geschichte beinahe hart an der Wahrheit.
    Unterdessen ging das Bieten weiter und wenn ich es recht sah, so ging die Sklavin tatsächlich an den Herrn in der Sänfte, so wie ich es mir schon gedacht hatte. “Ich glaube damit wären alle Pläne hinfällig.“ Ich hörte das schwere Seufzen meines Muckels und verschränkte neuerlich die Arme vor der Brust.


    “Ich glaube wir können uns nun hier entfernen,“ ließ ich verlauten und klopfte Scipio sachte und kollegial auf die Schultern. “Der Patrizier war schneller als du.“ Wahrscheinlich war er auch vermögender, doch eine derartige Aussage wollte wohl niemand auf sein Brot geschmiert bekommen. Also schwieg ich mich darüber aus und verlegte mich auf ein freundliches Lächeln.

    Meine Augen lagen einen Moment auf der jungen Sklavin, die zum Verkauf angepriesen wurde, ehe Scipio mich ansprach.


    “Am besten du behälst sie dann nur in deinem Cubiculum,“ sagte ich grinsend. “Dorthin würde er sicherlich nicht gehen.“


    Muckel unterdessen schnaubte verächtlich.


    “Wenn du sie denn überhaupt bekommst. Die Konkurrenz schläft ja nicht.“ Ich seufzte leicht. “Ich denke mal, mit ihr würdest du noch viel Arbeit haben, ehe sie so weit ist. Und so ein Spontankauf….“


    “Nelia war auch ein Spontankauf…,“ schmollte Muckel vor sich hin. Irgendwie hatte er ja recht. Nelia war mehr oder minder ein Versehen gewesen, das sich allerdings in Gold ausgezahlt hatte.


    “Kein Vergleich!“ wiegelte ich ab und richtete mich wieder an meinen Verwandten. “Nicht, dass sie am Ende deinen Broka noch verführt.“

    “Post für dich!“, erklärt mein Sklave Muckel und hielt mir ein Schreiben hin, welches ich ihm auch sogleich aus der Hand riss.


    “Vom Pontifex?“


    “Sieht so aus. Bestimmt bekommst du nun endlich wieder etwas zu tun.“


    “Was heißt denn hier ‚endlich wieder‘?“, wollte ich promt wissen und setzte mein Augenmerk auf die Zeilen:




    Ad Cnaeus Decimus Casca, Casa Decima


    M' Flavius Gracchus Pontifex pro magistro Decimo Cascae s.d.


    Auf Vorschlag der medica personalis des Augustus, Plinia Chrysogona, wird der Imperator ein neues Heiligtum für Aesculapius außerhalb der Stadtmauern errichten lassen, um die Gefahren durch Seuchen innerhalb Roms zu minimieren. Das Collegium Pontificum, respektive meine Wenigkeit, wird mit der Plinia einen geeigneten Standort für dieses Heiligtum determinieren, was eine günstige Gelegenheit für dich bietet, weitere Einblicke in den kultischen Alltag der Collegiumsarbeit zu erhalten.


    Sofern deine Zeit und anderweitigen Pflichten dies zulassen erwarte ich dich zum prandium zur siebten Stunde am zehnten Tag vor den Kalenden des Iulius in der Villa Flavia*.


    Mögen die Götter dir stets wohlgesonnen sein!




    “Seuchengefahr? Besteht denn sowas überhaupt in Rom?“, wollte Muckel nun wissen, da er mir beim Lesen über die Schulter geschaut hatte.


    “Offensichtlich!“


    Nachdenklich ließ ich das Blatt sinken und schaute einen Moment lang ein Loch in die Luft. Dann rang ich tief nach Atem. Natürlich würde ich pünktlich erscheinen, um mich so gut es ginge in die Sache einzubringen.

    Sollte Muckel mal mitbieten? Das kam ja überhaupt nicht infrage. Am Ende war doch klar, wer die Zeche zahlte und das konnte und wollte ich mir überhaupt nicht leisten. Doch meine innere Aufregung war wohl vergebens, denn es kamen immer mehr Bieter zusammen, die ein Interesse an der Sklavin hatten. Und der Preis stieg langsam, wenn auch stetig, was meinen Sklaven sowieso aus dem Rennen warf. Das konnte ich an seinem Gesichtsausdruck ablesen.


    “So schade!“, seufzte Muckel zutiefst wehleidig. “Aber da kann man wohl nichts machen.“


    “Richtig!“, erklärte ich rigoros und verschränkte die Arme vor der Brust.


    So eine Sklavin bedeutete auch eine Menge Arbeit, zumal sie unsere Sprache auch nicht richtig beherrschte und so verängstigt wie sie wirkte, wäre es bestimmt auch eine Frage einer längeren Zeitspanne, bis sie auftauchte. Außerdem hatte ich auch überhaupt keinen Bedarf. Nein, nein, es war schon richtig von Muckel nun aufzugeben. “Ich glaube gegen den Herrn in der Sänfte haben wir eh keine Chance,“ sagte ich an Scipio gerichtet. “Kennst du ihn?“ Scipio kam im Zuge seiner Tätigkeiten ja viel in Rom herum und selbst wenn es nicht unbedingt für mich sprach, so kannte er inzwischen schon mehr Personen als ich. Warum also nicht auch diesen Mann, den man allerdings schwer erkennen konnte, da er sich hinter den Vorhängen seiner Sänfte verschanzt hielt.

    Waschen, sticken und nähen. Das waren alles Dinge, für die ich schon eine wunderbare Sklavin hatte. Mein Bedarf wäre also schon vornherein gedeckt.


    "Willst du bieten?", sprach mich nun mein Sklave an und bemerkte dabei erst jetzt, dass auch Scipio anwesend war. "Oh... salve, Herr,", entkam es ihm daraufhin, doch seine Augen waren schon wieder bei der kleinen Schönheit auf dem Podest.


    "Ich werde wohl nicht bieten," erklärte ich gemächllich, doch mir wurde auch klar, dass Scipio es wohl in Erwägung zog, wenn er schon fragte ob dieses Mädchen sich mit Nelia verstehen würde. "Wenn du sie haben möchtest, dann nur zu. Das heißt falls dir Muckel und der Herr dort drüben dir nicht zuvor kommen." Ich deutete hinüber zu dem Mann, welcher soeben dreihundert Sesterzen geboten hatte, falls die Sklavin sich mit Kindern auskannte.


    "Dreihundertundfünzig Sesterzen!", rief mein Sklave und ich dachte, ich verhörte mich gerade.


    "Bist du verrückt?", empörte ich mich und zupfte ihn dabei an der Tunika. "Wir brauchen keine Sklavin!" Verhalten schaute ich mich um, ob irgendwer überhaupt dieses unsinnige Gebot gehört hatte.


    "Aber Casca, sie ist doch so schön!", entgegnete mir Muckel im Mauleton. Sollte er nur. Schließlich war es sein Peculium das draufgehen würde und nicht das meine.

    Etwas überrascht drehte ich mich zur Seite, als ich angesprochen wurde. Die Stimme kam mir gleich so bekannt vor. “Scipio!“, entfuhr es mir und ein leichtes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Es war schon ein Wunder, dass man unter dem gleichen Dach hauste, es jedoch einer Auktion bedurfte, um sich über den Weg zu laufen. “Salve, salve! Im Grunde genommen wurde nicht angelockt, sondern eher mein Sklave.“


    Ich deutete wage in Muckels Richtung, der verträumt da stand und den Neuankömmling noch gar nicht bemerkt hatte. Dann richtete sich mein Blick auf den Sklavenhändler, der von Scipio schließlich gefragt worden war, welche Dinge er dem Publikum bisher verheimlicht hatte. “Sag bloß, du hast plötzlich Interesse entwickelt?“ wollte ich dann wissen. “Aber es ist schön, dass wir uns hier mal über den Weg laufen. Ich wollte dir schon lange sagen, dass dein Käse ausgezeichnet schmeckt.“ Zwar war es schon eine Weile her seit ich ihn gekostet hatte, aber dieses Erlebnis war mir noch nicht aus dem Kopf gewichen, was vor allem aber an Nelia gelegen hatte und nicht unbedingt an dem Käse an sich.

    Mit der Hand fächelte ich mir ein wenig Luft zu, denn ob der Schwüle in der Luft stand ich bereits ein wenig in Hitze. Schweißperlen lösten sich sogar schon von meinem Nacken und perlten meinen Rücken hinunter. Ein unangenehmes Gefühl war es, was meine Laune nicht sonderlich hob.


    [Blockierte Grafik: http://i1196.photobucket.com/albums/aa401/TotalesChaos/IR/Nepomuk.jpg| Nepomuk


    “Oh, schau mal!“, rief mein Sklave Muckel aus und deutete hinüber zu dem Stand, auf dem gerade eine Sklavin zum Verkauf angeboten wurde. “Ist sie nicht wunderschön?“


    Ein Seitenblick verriet mir, dass mein Muckel seinen Kopf beschaulich zur Seite geneigt hatte und sich das Angebot schon fast verliebt betrachtete. “Blutjung und dieses Haar!“


    “Ja, ja,“ erklärte ich fast in wenig abwesend und kam zum Stehen, um mir das genauer betrachten zu können. Mir stand überhaupt nicht der Sinn danach, mich bei einer Sklavenauktion zu tummeln, zumal mein eigener Bedarf ja auch reichlich gedeckt war. Ich hatte die schönste Sklavin der Welt. Und fleißig war sie und anschmiegsam und so begehrenswert.


    “Lass uns mal näher gehen!“, forderte mein Muckel nun und ehe ich etwa sagen konnte, bahnte er sich auch schon seinen Weg hin zum Podest. Nur um dort von Nahem auf die Ware zu stieren. War er auf den ersten Blick verliebt? Ich wollte es nicht hoffen. Anstatt weiter auf meinen Sklaven zu achten grüßte ich den Curator Germanicus mit einem Nicken. Zwar kannte ich diesen Mann überhaupt nicht, doch immerhin hatte ich durch den Sklavenhändler nun seinen Namen aufgeschnappt. Und ein Gruß hatte noch niemanden geschadet.

    [...]


    Gemeinsam mit meiner Sklavin Neila hatte ich mich durch die überfüllten Gassen geschoben, um nun endlich an unserem Bestimmungsort anzukommen. Wie ich auf den ersten Blick feststellte, sah meine Tonstrina auch von außen nicht mehr aus wie ein verotteter Zahn, sondern sie erstrahlte in einem wunderbaren Glanz. Pflanzen waren vor ihre Eingang drappiert und auch ein neuer Vorhang hatte seinen Platz gefunden. Dennoch stellte sich mir die Frage, was mich im Inneren nun erwarten würde. Ulcus und Quix waren bei meinem letzten Besuch ja nicht unbedingt ein Hingucker gewesen und eigentlich glaubte ich nicht daran, dass sie es nun waren. Aber vielleicht wurde es auch Zeit meinen nicht vorhandenen Glauben an Wunder auf die Probe zu stellen. Immerhin konnte man sich ja auch positiv überraschen lassen.


    “Was erwartet mich Inneren?“, fragte ich dennoch meine Sklavin. Das geschah natürlich unter dem Gefühl mich irgendwie wappnen zu müssen.

    Es war gut, dass die Verpackung nichts kostete. Im Grunde genommen war es auch nur eine rhetorische Fragen gewesen, auf die ich nicht wirklich eine bejahnde Antwort erwartet hatte. Ich nahm also den Käse entgegen und fasste meine Sklaven ein wenig fester am Arm. “Auch ich wünsche noch einen erfolgreichen Tag!“, sagte ich fest und freute mich tief im Inneren schon auf den Käse. Doch zunächst wollten wir ja noch zur Tonstrina. Ich nickte dem jungen Mann noch einmal zu und wendete mich dann mitsamt Nelia ab, um meinem neuen Ziel entgegen zu streben.

    Einen Moment lang lausche ich noch mit leicht geschürzten Lippen meinen Worten, die gerade im Raum verklangen. Vielleicht war das alles doch zu dick aufgetragen, aber was sollte es schon? Nun war es heraus und es würde sich auch nicht mehr zurücknehmen lassen. Warum auch? Innerlich entspannte ich mich nun ein wenig, während ein Sklave von dannen huschte, um die misenensischen Köstlichkeiten aus irgendeinem Winkel des Hauses zu holen. Ich nickte, als der Magister meine Worte noch einmal wiederholte. Ja, ich war entflammt für das Imperium und seine gediegenen Lenker, auch wenn ich zugeben musste, nicht sonderlich viel von diesen zu wissen. Gerade die iulisch-claudischen Augusti waren ja schon eine Weile in der Welt der Götter und schauten von dort aus auf die Sterblichen herab. Hoffentlich nur nicht gerade in diesem Moment! Dann schwenkte mein Blick zum Wandteppich hinüber, um diesem mit meinem Augenmerk zu huldigen. Dabei weiteten sich meine Blicke ein wenig und ich konnte nicht anders, als beeindruckt ein wenig Luft in meine Wangen zu pumpen, welche auch sogleich wieder unter einem anerkennenden Schnauben entwich. Wirklich ein schön gestaltetes Stück Arbeit und ich ließ meine Blicke ein wenig über die Gesichter der Kaiser grasen.


    Zu den Ausführungen des Magisters jedoch schwieg ich, denn mir fiel nichts ein, was geeignet gewesen wäre, um meine Gedanken auszudrücken, die sich nun doch in den letzten Winkel meines Hirns verabschiedet hatten. “Eine wirklich schöne Arbeit!“, entfleuchte es mir aber doch. Allerdings kam dann auch schon ein ‚aber‘ und das Eingeständnis des Abschweifens, welches mich noch einmal auf meinem Sitz zurechtrücken ließ. Mit Erstaunen ergriff ich dann die Urkunde, welche mich als neuen Sodalis auszeichnete. “Vielen Dank!“, sagte ich baff und ließ mein Augenmerk über das Schriftstück streifen. So einfach war es doch gewesen? Nun ja. Nur welchen Aufgaben hinter einer Aufnahme in diesen Verein standen war mir immer noch nicht ganz klar, doch das würde sich ja sicherlich klären lassen. Immerhin hatte ich noch nicht vor sogleich wieder aufzubrechen, zumal der Wein und die Trauben gerade eingetroffen waren und ich ein wenig von mir erzählen sollte.


    “Nun ja, ich weiß noch nicht genau, welches Amt ich anstrebe. Ich habe sozusagen gerade erst damit begonnen mich um Cultus ein wenig… zu akklimatisieren. Ich gehe dem flavischen Pontifex zur Hand und darf in Kürze sogar sein Opferhelfer sein!“ Ein wenig Stolz klang nun doch in meiner Stimme mit. “Aber es stimmt schon, man kann nie früh genug damit beginnen sich Ziele zu setzen und diese unter dem Einsatz sämtlicher Kräfte zu verfolgen,“ entkam es mir vage und ausweichend. Immerhin wollte ich mir keine Blöße geben, indem ich eingestand, dass ich im Grunde keine Ahnung hatte, wohin mich meine Füße lenken würden. Meine Hände allerdings angelten bereits nach einem Weinkelch, um ihn mir an die Lippen zu führen, um diese zu befeuchten. Schließlich waren sie in meiner unendlichen Ratlosigkeit ein wenig trocken geworden. “Welche Aufgaben erwarten denn meine Tatkraft in diesem Verein?“ wollte ich dann wissen, nachdem der süße, köstliche Schluck meine Kehle hinunter geflossen war. Am besten war es doch man stellte schnell genug Gegenfragen, um gewisse Dinge nicht allzu sehr vertiefen zu müssen.

    Meine Blicke waren sofort zum honorigen Pontifex hinüber geschwenkt als dieser eingetreten war. In gewisser Weise fühlte ich mich auch erleichtert, denn es bedeutete das nun dieses Possenspiel beendet und ich nicht mehr mit Tantasius Crixus auf mich allein gestellt war. Im Grunde genommen geschah das Erscheinen des Flaviers auch keinen Moment zu früh, denn ich hatte reichlich Gelegenheit gehabt alles was ich wissen musste in Erfahrung zu bringen. Also lauschte ich den kurzen Worten, welche die beiden miteinander wechselten und nickte dazu wie ein Vögelchen auf einem Ast, was mit bestimmt keinen besonders intelligenten Eindruck verlieh. Als ich angesprochen wurde straffte ich jedoch meine Haltung und nickte noch einmal. Dieses Mal jedoch bestimmender.


    “Aber natürlich, Pontifex,“ sagte ich auch promt. “Ich hatte ja die Gelegenheit mich mit Tantasius Crixus ein wenig über die Opfermodalitäten zu unterhalten und er legte mir nahe nur das Kostbarste zu opfern, welches auch trefflich in der Sonne funkelt. Je mehr davon, desto eher würde das Opfer Erfolg versprechen um auch bei Avernus und Rosmerta aufgenommen zu werden, die beide hier in diesem Tempel verehrt werden. Immerhin wäre Maia eine Göttin der Bauern und Schweinehirten und nicht die Göttin der Geschäftsmänner. Nur aus Rosmertas Füllhorn würde Reichtum und Wohlstand fließen. Und natürlich auch von Seiten des Avernus, sofern man sich denn großzügig genug erweist.“


    So beendete ich also meine Rede und blickte dem Flavier erwartungsvoll entgegen um zu sehen, welche Wirkung meine Worte bei ihm hatten.

    Ich muss mich gaaaanz doll bei meinen Mitstreitern entschuldigen für meine ungeplante Abwesenheit. Bin noch immer krank geschrieben, aber so langsam geht's wieder. Ich werde mich bemühen bis zum WE alles aufzuholen was aufgeholt werden muss und gelobe eifrig Besserung! :(

    Zitat

    Marucs Decimus Scipio:
    Aha, also auch ein Decimer, das war natürlich interessant. Ob das stimmte wusste Marius nicht, denn dieser Herr sah seinem Dominus nicht im Geringsten ähnlich. Als er dann auch noch den Preis mindern wollte wurde der Sklave skeptisch und vorsichtig.
    "Nun, da ich nicht weiß ob du derjenige bist für den du dich ausgibst... du bekommst die Laibe zum normalen Preis, wie jeder andere. Wie ich meinen Dominus aber kenne wird er dir sicher einen Rabatt bezahlen, wenn du ihn darauf ansprichst. Ich denke du verstehst Herr dass ich vorsichtig sein muss."


    Nelia:
    Der Junge Mann kannte Casca nicht und ließ daher auch nicht mit sich handeln. Obwohl der Handel doch dazu gehörte, also ganz offiziell und nur nur durch Bekanntheitsgrade. Schließlich musste Nelia sich gedulden, bis die Beiden Männer sich einig würden. Also stand sie ein fach nur da, lächelte freundlich und wartete. Ihr Herr zog sie etwas näher zu sich und Nel musste sich beherrschen nicht den Arm um seine Hüfte zu legen. War es denn nicht üblich einen kleinen Nachlass zu gewähren, wenn man gleich drei Laibe Käse erstehen wollte? Nelia presste die Lippen zusammen, denn diese Frage lag schon verdammt locker und ziemlich weit vorne auf ihrer Zunge. Doch sich als Frau in Männer-Verhandlungen einzumischen, kam nicht gut an.



    “Hm,“ entfuhr es mir. Offensichtlich brauchte ich bei diesem Geschäft nicht auf einen Nachlass zu hoffen. Vielleicht würde ich wirklich Scipio noch einmal darauf ansprechen, doch im Grunde waren diese drei Laibe Käse gewiss nicht so teuer, dass sie mich in den Ruin treiben würden. “Also gut. Dann nehme ich drei Laibe zum normalen Preis,“ erklärte ich also nickend und lächelte meiner Nelia entgegen. “Sie werden uns nachher sicherlich gut munden.“ Am meisten freute ich mich natürlich auf den Speckmantel, den unsere Köchin sicherlich besonders kross und lecker gestalten würde. Dazu ein wenig Wein, ein paar Feigen vielleicht und dergleichen. Ein Gedicht! “Packe sie uns bitte gut ein. Nicht, dass sie am Ende auf dem Weg nach Hause noch eintrocknen.“ Mit meiner freien rechten Hand nestelte ich an meinem Geldbeutel herum, um einige Münzen hervor zu fischen. “Kostet das Verpackungsmaterial extra?“, wollte ich dann noch in Erfahrung bringen. Dieses würde mit Sicherheit benötigt, denn schließlich würden meine Sklavin und ich uns nicht auf dem direkten Weg heimwärts begeben, sondern noch einen kleinen Umweg über die Tonstrina machen, auf die ich schon sehr gespannt war.

    Ich lächelte noch ein wenig vor mich hin, während ich der Begrüßung durch den Magister lauschte. Als dann der Wink in Richtung eines Sitzmöbels erfolgte, setzte ich mich sachte in Bewegung und hielt auf dieses zu. Immerhin führte man sicherlich derartige Gespräche nicht im Stehen. Immerhin ging es hier um etwas. Immerhin wollte ich ja für mich begeistern… immerhin… setzte ich mich schließlich und schenkte dem Iulier einen freundlichen, aufgeschlossen wirkenden Blick. Dann nickte ich, als mir verdünnter Wein angeboten wurde. Den wollte ich mir nicht entgehen lassen, denn vielleicht war die misenensische Traube ja von besonderem Glück beschienen und in reichhaltiger Eloquenz gereift. “Ja, gerne!“, bestätigte ich also, während der Magister eine kurze Redepause machte und danach verkündete, dass er sich ein jedes Mal freuen würde, wenn es um neue Mitglieder für seinen Verein ging. Die Worte, dass ich einer bedeutenden und wohlgeschätzten Gens angehörte, ließen mir einen warmen Schauer über den Rücken rieseln, der mich meine Haltung noch ein wenig straffen ließ und meine Mundwinkel zu einem noch breiterem Lächeln animierten. Meine Gedanken unterdessen kreisten schwer um meine zu wählenden Worte, die ich nun gleich sprechen sollte, denn schließlich sollte ich erklären, woher mein Interesse für die Societas Claudiana et Iuliana rührte. Ich konnte ja nun schlecht sagen, dass mich mein Sklave in diese Lage hinein geredet hatte und ich lediglich dachte, es wäre vielleicht nicht die schlechteste aller Ideen. Wie würde denn das aussehen? Ich schöpfte noch einmal tief nach Luft, strich mir eine verirrte Haarstähne aus der Stirn und setzte dann dazu an, zu sagen was auch immer gesagt werden musste. “Nun ja,“ begann ich. “Zunächst einmal danke für deine Worte meine Gens betreffend. Ich… muss sagen, dass ich stets bemüht bin, ihr alle Ehre zu machen…. ja...“ Gut, dieser Punkt ging den Iulier sicherlich nichts an und wahrscheinlich interessierte es ihn auch gar nicht sonderlich. Ich brach also ab und machte mich daran, die eigentliche Frage zu beantworten. “Ich war schon immer sehr an unserem Imperium interessiert und bin ein flammender Verehrer der Götter und allen, die in ihre Reihen aufgenommen wurden. Darüber hinaus ist es mein tief empfundener Wunsch, etwas von dem, was wir von den Überirdischen erfahren haben zurück zu geben. Ich… bin… quasi entflammt für ihre Wege und ein glühender Verehrer des Kaisertums, welches unser Reich trägt und immer tragen wird.“ Ich wedelte ein wenig mit der Hand, in der Hoffnung das mich weitere Eingebungen für die zu wählenden Worte erreichten. “Was immer ich beitragen kann, möchte ich auch beitragen… quasi meinen Teil leisten… und da dachte ich mir Casca, dachte ich mir, dieser Verein ist genau das richtige für dich.“ Ich ballte meine Rechte zu einer Faust und ließ sie einen Moment pathetisch über meiner Brust ruhen. “Außerdem werde ich in Kürze in den Cultus Deorum eintreten und bin der felsenfesten Überzeugung, auch von dort aus etwas für den Verein tun zu können….“ Gut, das war etwas dick aufgetragen, aber Untertreibungen und Understatements waren sicherlich auch nicht gut. Erwartungsfroh schaute ich dem Magister nun entgegen. “Ich würde so wahnsinnig gerne eintreten!“, erklärte ich dann mit einem vielleicht etwas zu schmachtenden Unterton in er Stimme, doch was sollte es schon. Mehr als schief gehen konnte es ja nicht.