Ja, ja, vielleicht mochte der Koch ja verliebt gewesen sein, doch meines Erachtens war dies noch lange kein Grund seine Gäste mit Speisen derartig zu vergiften, dass es schon eine ganze Zisterne oder ein Aquädukt brauchte, um den nachhaltigen Durst zu löschen. Allein beim Gedanken daran schauerte es mich noch. Nachdem ich ausgesprochen hatte, zuckte mein Blick hin zum entzückenden Gesicht meiner Sklavin, die sich in meiner Nähe offensichtlich wohlig fühlte und meinen Arm noch immer nicht aus ihrem Griff entlassen hatte. Doch gegen diese Art von Anhaftung hatte ich auch überhaupt gar nichts einzuwenden. Im Gegenteil war es doch recht schön einen Stadtbummel auf diese Weise zu bestreiten. Es hatte etwas Vertrautes an sich und es gefiel mir durchaus. Mein letztes Schlendern mit einer Frau so dicht bei mir lag so lange zurück, dass ich mich gar nicht entsinnen konnte. In Piräus musste das gewesen sein. Was sollte es also nun für eine Rolle spielen, dass meine Nelia nur eine Sklavin war? Nun redete aber der junge Bursche schon und ich war wieder ganz ihm und verfolgte mit meinen Blicken, wie er ein paar kleine Stücke von einem Käse trennte, damit wir diese gleich im Anschluss kosten konnten. “Also ist das alles nicht nur Schafskäse?“, wollte ich dann wissen und griff dann nach einem Käseteilchen, nur um meiner Sklavin mit einem Kopfnicken zu bedeuten, dass sie es mir nach tun sollte. “Bei diesem bin ich immer davon ausgegangen, dass er nun doch in einer Salzlake reift und das andere Möglichkeiten ihn immer ein bisschen dröge werden lassen. Wie handhabt ihr das?“ Nachdem ich ausgesprochen hatte probierte ich das Stück und kaute vielleicht ein wenig zu lang und mit zu spitzen Zähnen darauf herum, um wirklich auf den Kern des Geschmacks zu kommen. In der Tat kaum trocken, mit einer leicht herben, aber nichts desto trotz herzhaften Note. “Was sagst du dazu?“, wollte ich von Nelia wissen, nachdem ich den Happen endlich hinunter geschluckt hatte.
Beiträge von Cnaeus Decimus Casca
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Natürlich hatte ich meine Sklavin, die sich ja bei mir unter gehakt hatte mitgezogen, hin zu dem Stand, der meine Aufmerksamkeit für sich beanspruchte. Auf ihre Bemerkung über den Käse, der nicht zu salzig sein sollte, konnte ich leise auflachen, auch wenn mich noch immer der Grimm über die unverschämt missratene Speise der Garküche gefangen hielt. Immerhin hatte es ein perfekter Tag werden sollen, aber was bisher noch nicht war, konnte ja noch kommen. “Nicht zu salzig aber auch nicht zu fad!“ bestätigte ich dann aber doch, ehe uns auch schon ein freundlich dreinschauender Verkäufersbursche ansprach. Ich reagierte nicht sofort, sondern betrachtete mir noch das ein oder andere Stück in der Auslage und schürzte dann abschätzend die Lippen, ehe ich mich zum Antworten aufraffte: Salve! Nun, wir haben deinen Stand von Weitem erspäht und sind nun auf der Suche nach einem kleinen, herzhaften Bissen, um unsere zuvor gemachten Garküchen-Erfahrungen zu verdrängen!“ Meine Worte waren unter dem mir noch immer anhaftenden Lächeln hervor gebracht und wieder musste ich leise auflachen. “Nur dürfte dieser Bissen nicht allzu salzig sein, nicht wahr, mein K… meine Liebe?“ Nelia wollte ja nicht, dass ich sie 'mein Kind' nannte, daran erinnerte ich mich noch im allerletzten Moment. Normalerweise störte es mich nicht, wenn es mir doch über die Lippen kam, was relativ oft geschah, doch das hier sollte immerhin so etwas wie 'ihr Tag' werden und da konnte ein wenig Rücksicht auf ihre Befindlichkeit nicht schaden.
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[Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Quix_zpsnslrwp8g.jpg] | Quix [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Ulcus_zpsxxm073wz.jpg]| Ulcus
Quix trat angespannt von einem Bein auf das andere, als der Kunde sich nicht sogleich äußerte, sondern sich nur im Spiegel beäugte. Dann allerdings, als es doch so weit war, stand ihm die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Gute Arbeit!? Das hörte man gerne! Und auch Ulcus wirkte nun ein wenig entspannter, was man allerdings nur an ihm ausmachen konnte, wenn man ihn wirklich gut kannte. Doch Quix hatte das sofort gesehen! Die leichte Freude, die aufgekommen war, wurde jedoch von den nachfolgenden Worten wieder hinweg gewischt. Genau in dem Augenblick, als der junge Herr meinte, er wollte ihrem Herrn die Paste ins Gesicht schmieren. Beiden Sklaven stand einen Moment lang der Mund offen und sogar Quix brauchte etwas länger, um den Preis zu nennen, den die kaiserliche Frisur in diesem Geschäft wert sein sollte. Allerdings brauchte er nichts zu sagen, denn schon fanden fünf Sesterzen in seine Hand. Noch mal fünf fünf in jene von Ulcus und dann – obendrein – noch einmal fünf. “Äh...“, entkam es ihm schließlich nichtssagend, doch er konnte kaum noch etwas anderes tun als zu nicken, während der junge Herr sich nun anschickte die Tonstrina zu verlassen. Er wollte in die Casa Decima? Aber da wohnte doch auch ihr Herr! Und dieser Mann war dort auch zu Hause? Die Sklaven wechselten einen langen Blick, schauten ein wenig hilflos drein und zuckten dann beide mit den Schultern. “Äh...Danke!…. Junger… Herr!“, schaffte es Quix vollkommen verdattert auszusprechen, doch der Angesprochene war schon auf und davon. “Wer war das?“, gelang es nun auch Ulcus seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen. “Hat unser Herr nicht einen Bruder?“ Quix betrachtete sich die Sesterzen in seiner Hand und konnte nun nicht mehr anders als zu lächeln. “Glaub nicht!“, schnappte Ulcus, verstaute seinen Teil des Geldes in seinem kleinen ledernen Beutel am Gurt und machte danach eine scheuchende Handbewegung. “Aufräumen!“
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Während des Zuges hin zum capitolinischen Tempel hin hatte meine Anspannung noch ein wenig Zeit zum Wachsen erhalten, denn immerhin war mir ja die Rolle des Opferhelfers zugedacht worden, welche ich unter bestem Wissen und Gewissen sehr, sehr würdevoll auszufüllen gedachte. Welch eine Ehre! Welch ein Anlass! Welch ein Menschenauflauf! Während ich meine Familie hinter mit gelassen hatte, um mit den beiden Consuln die Cella des Iuppiters zu betreten, war mir heiß und kalt gewesen ob der Ehre hier beim Voropfer ein Augenzeuge zu sein. Dem inneren Druck an meinen Fingern herum zu nesteln, hatte ich erfolgreich widerstanden und dem war auch noch so, als es wieder dem Tempel hinaus ging, die Stufen hinunter und die Fanfaren ihre lebhaften Laute in die Welt hinaus bliesen. Dennoch konnte ich es nicht verhindern, dass meine Blicke stetig nach den Mitgliedern meiner Familie tasteten, während die überaus üppig verzierten Opfertiere ihrem Schicksal entgegen geführt wurden. Ich war schon mächtig stolz auf mich, auch wenn dieses Gefühl noch ein wenig unter der mir innewohnenden Nervosität litt, die ich um jeden Preis zu verbergen suchte. Was würden sie nun denken? Letzten Endes endete meine Aufmerksamkeit aber doch bei dem Opfer und meiner Aufgabe: Unter größtmöglicher Erhabenheit die mola salsa in festen, entschlossenen Händen zu halten. Als das favete linguis ertönte, atmete ich noch einmal durch und versuchte zu verdrängen, dass schon gleich sämtliche Aufmerksamkeit für die Winzigkeit eines Moments unter anderem auf mir ruhen würde. Nämlich in dem Moment, in welchem ich meine wertvolle Fracht an Flavius Gracchus überreichen würde. Flöten spielten eine getragene Melodie, ganz passend zu diesem gediegenen Anlass, Hände wurden rituell gereinigt und schon erreichte mich ein aufforderndes Lächeln, welches mich vortreten lasen sollte. Natürlich tat ich dies auch, um die wertvolle Paste nun in die erfahrenen Hände des höchst honorigen Opferherren zu legen.
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Für diesen Moment tat ich nichts anderes, als in sämtlicher Würde da zu stehen, der ich leidlich habhaft werden konnte und unter ihr ölig zu lächeln. Dabei lauschte ich den Worten die fielen und kam nicht umhin ein weiteres Mal für ich mich festzustellen, welch erhabener Moment es doch für den Pontifex… nein… Consul Flavius sein musste. Da Serapio nun schon im Namen meiner Gens eine Gratulation ausgesprochen hatte, drängte ich mich auch nicht vor, sondern behielt meinen Standort einfach bei in der Hoffnung für diesen Moment auch nicht weiter aufzufallen, da meine Gedanken bereits um die Dinge kreisten, die da ferner an diesem Tage noch auf mich zukommen würden.
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So viel Vertrauen? Quix schaute noch einmal auf die Honig-Ei Paste hinunter und verzog einen Moment lang nachdenklich das Gesicht. Doch schließlich nickte er. “In Ordnung. Dann nimmst du diese Probe mit.“ Er hielt sie noch einmal andeutungsweise in die Höhe, nur um sie dann auf dem Tischchen neben der Tabula abzustellen. “Aber wirklich dann nicht beschweren!“, konnte er nicht umhin noch einmal sorgenvoll zu sagen. “Unser Herr besteht nämlich auf zufriedene Kunden!“ Und niemand wollte, dass dieser hier in das Geschäft stürmte und womöglich noch zornig wurde. Etwas zaghaft blickte der junge Sklave nun zu Ulcus, der gerade die Lockenschere beiseite legte und mit den Fingern beider Hände nun durch die fast vollständig komplettierte neue Frisur des Kunden streifte, um die letzten Haare zu ordnen. “Fertig!“, stellte er fest, nachdem dies Unterfangen beendet war. Mit zwei Schritten trat er um den Hocker herum und betrachtete sich sein Werk mit schief gelegtem Kopf und verschränkten Armen. “Das steht dir junger Herr!“, stellte Quix aber als erster fest, während Ulcus noch einmal grunzte. “Die Herren Senatoren werden dich nicht wieder erkennen.“ In der Tat war nun das Haar lockig-fluffig, korrekt gestutzt und punktgenau der Frisur des Augustus nachempfunden. “Spiegel!“, knurrte Ulcus und stieß seinen Mitsklaven an der Schulter an, damit dieser ein wenig beiseite trat, um die Sicht auf den besagten Gegenstand frei zu geben. “Was sagt du nun, junger Herr?“
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Offenbar schien der junge Herr ihm seinen Scherz mit den Senatoren nicht übel zu nehmen. Stattdessen hatte er die beiden Proben in die Hand genommen und daran gerochen, ehe er sich für die zweite Kur entschied. Aber die Orangenkur sollte weibisch sein? Quix nahm den Tiegel und den Becher wieder Empfang und konnte nicht umhin, selbst noch einmal daran zu schnuppern. Dann zuckte er mit den Schultern, grinste erneut und nickte schließlich. “Soll ich dir von ihr auch gleich einen ganzen Becher fertig machen, junger Herr?“, wollte er wissen, während Ulcus weiterhin eifrig Locken drehte. “Aber es ist wie ich schon gesagt habe. Die ist noch nicht erprobt! Und du darfst auch nicht böse werden, wenn es dann nicht funktioniert, oder das Haar klebt… oder… so etwas.“ Eigentlich hätte er doch lieber die Orangenkur empfohlen, aber der Kunde war ja bekanntlich König, wie er vorhin schon einmal festgestellt hatte. “Vielleicht geben wir sie dir ganz kostenlos mit und du erzählst uns bei Gelegenheit wie es deinem Haar mit ihr ergangen ist?“
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Ein wirklich freundlicher Tag war es. Die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel, ein fröhliches – wenn auch noch recht kühles – Lüftchen ging und Alles ins Allem war es wohl ein herrlicher Tag um ein wenig zu flanieren und sich die Stände auf dem Mercatus Urbis genauer zu betrachten. Und nicht nur betrachten! Ich war wild entschlossen, meiner lieben Nelia jeden nur erdenklichen Wunsch von den Augen abzulesen, denn immerhin hatte sie sich das durch die mühevolle Arbeit in meiner Tonstrina redlich verdient. Tagein, tagaus war sie dort gewesen und hatte die Arbeiten überwacht, da ich ob meiner kränklichen Verfassung in jenen Tagen nicht selbst dazu imstande gewesen war. Nun galt es doch, diese schreckliche Zeit wett zu machen und ein wenig Dankbarkeit zu zeigen. In einer der Garküchen waren wir schon gewesen, hatten unseren Hunger gestillt und auch ein wenig den Durst, der ob der nun doch zu salzig geratenen Speisen daraufhin entstanden war. Noch wähnte ich auch ein paar winzig kleine Fetzen des obendrein ranzigen Lammfleischs zwischen meinen Zähnen und ich mühte mich redlich diese lästigen Rückstande los zu werden, indem ich versuchte mir unauffällig – mit vorgehaltener Hand – diese mit dem Fingernagel hinfort zu fummeln. Die Verköstigung meiner Sklavin war also schon einmal ein mächtiger Reinfall gewesen, doch wer hätte es vorher ahnen können? Immerhin hatten die Speisen hervorragend gerochen. Nun ja. Ein wenig ärgerte es mich schon, doch wie immer versuchte ich es mir nicht anmerken zu lassen. Stattdessen lächelte ich fröhlich hinter meiner Hand hervor und deutete auf einen Stand, an dem es wohl neben Wollwaren auch noch Käse zu verkosten gab. “Vielleicht ein wenig Nachtisch?“, fragte ich und deutete zu meiner Entdeckung hinüber. “Käse schließt ja bekanntlich den Magen… und ich glaube das haben wir nun beide nötig!“ Bestimmt gab es irgendwo auch Süßspeisen, die wohl viel besser geeignet wären, doch mir war schon fast egal mit welchem Mittel ich den faden Nachgeschmack in meinem Mund vertreiben konnte, weshalb ich auch sogleich auf den Stand zu steuerte und vor diesem meine neugierigen Blicke über die Auslagen streifen ließ.
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Vielleicht war es ja ein Glück, dass sie nur Sklaven waren. Was Quix anbelangte, so war es schon ziemlich lange und an so etwas wie 'Freiheit' konnte er sich nur vage erinnern. Aber hier in der Tonstrina war das Leben auch nicht so knüppelhart für einen Sklaven, wie es vielleicht andernorts sein musste. Dennoch war ihm Vorstellung in eine ruhmreiche Familie hinein geboren zu sein, die auch noch Erwartungen an einen richtete ein wenig fremd. Es reichte, wenn man einen Herrn hatte, der einem fordernd gegenüber trat. Doch beides konnte man wahrscheinlich auch gar nicht miteinander vergleichen. “Nun ja, wir haben keine Familien mehr,“ stellte er fest. Quix seufzte und schaute Ulcus entgegen, während er junge Kunde nun meinte, dass dieser froh sein sollte, dass er niemals kämpfen musste. Dann folgte er dem Wink hin vor die Tür mit seinen Blicken, wo besagter Broka sich aufhielt. In der Tat hatte er in etwa Ulcus' Format und es war doch sehr wahrscheinlich, dass er bei einer Konfrontation mit einem Gegner nicht so schnell unterliegen würde. Quix schürzte die Lippen und lauschte weiter den Worten, während Ulcus nun die Lockenschere ansetzte und eine feine Strähne hinein drehte. “Freiheit ist gut!“, stellte er dabei fest und nickte schwer dazu. “Ich spare!“, ließ er noch folgen, als der junge Mann nun erzählte, dass er vor hatte seinen Custodes eines Tages in die Freiheit zu entlassen. Über derartiges hatte sich Quix selbst noch keine Gedanken gemacht und irgendwie musste er auch zugeben, dass ihn die Vorstellung eines Tages vielleicht zum größten Teil auf eigenen Beinen zu stehen ein wenig erschreckte. So wie es war wusste man immerhin woran man war und wohin genau man gehörte.
Dann schien der junge Herr in Gedanken verloren, doch weder Quix noch Ulcus rissen ihn aus dieser Verlorenheit heraus. Und dann? Dann beantwortete er die Frage, ob er schon einmal angegriffen worden war. Der junge Sklave nickte. “Dann ist es gut, junger Herr, dass du ihn hast. In den Straßen kann man ja immerhin nie wissen!“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Züge. “Ich gehe auch gern mit Ulcus in die Stadt. Niemand kommt einem in die Quere und man braucht sich auch vor einem Dieb nicht fürchten.“ Ulcus schnaufte einmal durch die Nase aus, doch schwieg er wieder beharrlich, während er sich den Locken widmete. “Manchmal komme ich mir dann auch vor wie ein Sohn aus gutem Hause!“ Er lachte leise und erinnerte ich nun wieder der Dinge, die er in der Hand trug. “Hier habe ich aber erst einmal die Haarkur mitgebracht.“ Er hielt seine Rechte in die Höhe. “Dies hier ist der Becher mit der Orangenkur und dies hier...“ In dem Becher konnte man eine blass orange-farbene Paste erkennen, der ein süßlich-saurer, aber alles in allem ein recht angenehmer Geruch nach frischer Orange entstieg. Er hielt nun seine Linke ein wenig empor. “Ist ein Tigel mit einem neuen Rezept. Wir haben dazu einen Löffel voll Honig und ein Eigelb gemischt und ein wenig Zitronensaft hinzu gefügt. Auch das trägt man dann auf's feuchte Haar auf und danach umwickelt man es mit einen Tuch für etwa fünfzehn Minuten. Wir haben uns sagen lassen, dass das Haar dann glänzt und leicht kämmbar wird. Nur du müsstest es recht bald verwenden, denn es hält sich nicht lange wegen dem Ei. Es könnte sonst doch ein wenig müffeln.“ Nun grinste er ein wenig keck. “Und ich glaube die ganzen Senatoren könnten dich dann irgendwann nicht mehr riechen.“
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Nun, wenn der junge Mann den Senator Purgitius erst seit ein paar Wochen kannte, dann wusste er bestimmt nichts aus dessen Vergangenheit. Oder? Mit Staunen hatte Quix zugehört und hatte dabei versucht, sich vorzustellen, wie es wäre einen so berühmten Großvater zu haben. Oder überhaupt so mächtige Bekannte. Wie auch immer. “Dann bist du bestimmt auch ein wichtiger Mann, junger Herr!“, stellte er noch immer erstaunt fest. Sie selbst kannten immerhin nur die gewöhnlichen Leute der Straße und deren Allüren waren mit Sicherheit genauso fordernd wie die der großen Herren im Senat und den Legionen. Das konnte man ja am Fleischermeister sehen, von dem er nun so ausführlich berichtet hatte. Fast war der Sklave ein wenig froh, dass der junge Mann sagte, dass man eine Meldung bei der Aufsicht doch besser dem Herrn überlassen sollte und Quix war sich sicher, dass Dominus Casca genau das nicht tun würde. Genau genommen war dieser auch schon lange nicht mehr in der eigenen Tonstrina gewesen. Nun nickte der Sklave beflissen und legte die Tabula für einen Moment beiseite. “Nein, man sollte sie gewiss nicht verprellen! Und auch nicht unbedingt wütend machen,“ stimmte er zu und schaute nun zu Ulcus hinauf, der ja nun angesprochen worden war. Dieser mochte es nämlich nicht, wenn er als 'Gladiator' bezeichnet wurde, denn tief im Inneren hatte er doch noch einen weichen Kern, auch wenn man sich – um an diesen zu gelangen – durch vielerlei harte, abweisende Schichten beißen musste.
“Kampf?“ Ulcus Blicke rollten dem jungen Kunden entgegen. Dann hob er seine mächtigen Schultern, um ein Zucken anzudeuten. “Er hat noch nie gekämpft, junger Herr!“, beeilte sich nun Quix zu sagen, doch Ulcus schaute ihm nun fordernd entgegen. “Lockenschere. Heiß!“, knurrte er und bedeutete mit dem Kopf in Richtung des kleinen, hinteren Arbeitsraumes. Quix trollte sich auch sogleich, um das besagte Gerät zu holen und auch die Fruchtkur würde er nicht vergessen. Die Lockenschere fand er in einem kleinen, glühenden Kohlenbecken und die Kur in einem der noch immer etwas windschiefen Regale. Kurzentschlossen griff er auch noch einem Tiegel der Honigkur, ehe er sich auf den Weg zurück machte, um seinem Kollegen die Schere zu übergeben. “Mein Leben ist hier!“, stellte Ulcus dabei gerade fest. “Und bisher wollte mir niemand etwas Böses!“ Er wartete noch einen Moment, bis das Metall der Schere sich noch ein wenig abgekühlt hatte, ehe er es an das Haar des Kunden bringen konnte. “Man lebt hier nicht sehr gefährlich, junger Herr!“, bestätigte nun auch Quix unter einem Schulterzucken. “Einmal wollte jemand des Nachts einbrechen, doch der hat Ulcus nur gesehen und hat Reiß-Aus genommen.“ Etwas unschlüssig hielt er noch Becher und Tiegel in den Händen. “Aber es ist bestimmt wichtig, einen Leibwächter zu haben!“, stellte er nun in den Raum. “Wenn man sich viel unter Senatoren bewegt und auch so eine berühmte Familie hat. Bist du schon einmal angegriffen worden, junger Herr?“, wollte er dann wissen. Im Augenblick brannte ihm diese Frage nun einmal auf der Zunge und der Kunde war an sich nun um einiges interessanter als die Honig-Salbei- Orangen Tinktur, von der er ja immer noch berichten konnte.
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Offenbar zeigte meine liebliche Muse Verständnis für meinen derzeitigen Zustand, was ich natürlich sehr zu schätzen wusste. Immerhin war ich in Elend versunken, welches geradezu nach Anerkennung und Milderung schrie. Ich seufzte noch einmal wohlig und richtete meine Blicke in das schöne, ebenmäßige Gesicht meiner Nelia, die sich nun dazu entschlossen hatte das Bad aufzusuchen. In der Tat sah sie noch sehr nach Arbeit aus und Farbreste hingen ihr hier und dort an. Dabei wollte ich sie doch gar nicht gehen lassen! In die Arme ziehen wollte ich sie und sie an meine Brust drücken. Zur Not könnte es auch anders herum von statten gehen, dass sie mich… aber nein. Nein, es war nur ein frommer und wahrscheinlich zu dieser Stunde recht unstatthafter Wunsch, der sowieso unter der Thematik meiner beiden Sklaven aus der Tonstrina hinfort wehte. Ich richtete mich also wieder auf, sog noch einmal die frische, kühle Brise ein, welche durch das Fenster eintrat und blinzelte, als Nelia meinte, ich würde Ulcus und Quix kaum wieder erkennen. Derartiges war nur zu wünschen, denn der Zustand, in welchem sie sich bei meiner ersten Sichtung befunden hatten war ein ganz und gar grauenhafter gewesen! Aber immerhin konnte ich mir auch vorstellen, dass man aus dem Jüngeren der beiden einen optisch ganz passablen Menschen machten konnte, doch bei diesem Ulcus? Nelia bezeichnete es ja selbst als Herausforderung. Ich nickte müde und hielt mir noch einmal die Stirn, hinter der es wieder zu rumoren begann.
“Wenn es nicht funktioniert, werde ich mich in der Tat von ihnen trennen müssen,“, erklärte ich halbherzig. Ich würde derartiges ungern tun, denn im Grunde gehörte ich ja nicht zu jenen, die bei Sklaven besonders hart durchgriffen oder sie aus irgendeinem Frust heraus einem harten Schicksal überantworteten. Dies war wohl eine meiner vielen Schwächen. Zwar konnte ich schon einmal recht zornig werden, doch diese Impulse brachten außer verbalem, lauten Getöse nichts weiter aus mir hervor. Im Endeffekt blieb dann doch immer alles beim Alten, wenn die Wut sich entladen hatte und im Nichts verpufft war. “Ja...morgen wird alles besser!“, sprach ich mir nun auch selber zu und lächelte meine Sklavin noch einmal milde an. “Geh du nur und bade schön!“
Ich ließ ihre Hand los und machte mich daran, mich zu erheben, um zu meinem Bett hinüber zu wanken. Ein Poltern an der Tür verriet, dass Muckel aus der Küche zurück war. Er hielt einen kleinen Laib Brot in der einen Hand und in der anderen ein Schälchen mit Oliven in Öl. “Alles gut?“, wollte er wissen. “Alles wunderbar!“, erklärte ich träge, während ich mich nieder legte und meinen Blicken Nelia verfolgte, die sich nun aufmachte, um sich die Anstrengungen des Tages fort zu waschen. Morgen. Ja, Morgen würde mir schon etwas einfallen, wie ich sie für ihre Dienste entlohnen konnte. Und morgen würde ich mich auch der Sache mit dem Kultverein widmen. Auch meinen Sklaven und überhaupt… alles… morgen! -
[Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Quix_zpsnslrwp8g.jpg] | Quix [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Ulcus_zpsxxm073wz.jpg]| Ulcus
Es blieb nur zu hoffen, dass die Fruchtkur dem jungen Kunden auch zusagte. Quix würde sie gleich holen und vielleicht auch noch ein wenig von der anderen Haarkur, welche sich bei ihnen noch in Erprobung befand. Immerhin wünschte ihr Herr, dass sie mehrere davon vorhielten, um den verschiedensten Geschmäckern und haarigen Notwendigkeiten gerecht zu werden. Zunächst aber bedachte der Sklave den Mann mit einem schiefen Grinsen, als dieser meinte, dass aufgrund seiner Tätigkeit das Gerede über Senatoren besonders interessant wäre. Und ja, von Purgitius Macer hörte man nicht viel, selbst wenn das vor Jahren vielleicht einmal anders gewesen sein sollte. Aber für Quix und Ulcus spielte es sowieso keine Rolle, denn auch wenn viel erzählt und getratscht wurde, wären sie wohl kaum in der Lage auch nur einen einzigen der hohen Herren überhaupt zu erkennen, sollten sie ihren Weg kreuzen. Somit waren es sowieso nur Geschichten über die man lachen, weinen oder aber sich wahlweise aufregen konnte. “Ach!“, entkam es Quix dann aber doch. “Wie war denn Senator Purgitius früher?“, wagte er es nachzuhaken. Vielleicht wäre das ein oder andere Detail ja doch nicht ganz uninteressant für ihre Tabula und mit den besten Geschichten hätte sie auch hier die Nase vorn. Kunden interessierte so etwas bestimmt. Als der Kunde nun aber meinte, dass man dem Metzgermeister Orbilus Falcula ja die Aufsicht vorbei schicken könnte, zuckte er ein wenig zurück, machte große Augen und wirkte mit einem Mal sehr verunsichert.
Vielleicht stimmte es ja, dass das garstig riechende Fleisch auch schlechte Auswirkungen auf die Tonstrina haben könnte, doch der Fleischerladen war gute vier Häuser weiter weg und so schrecklich stank es dann doch nicht. “Kannst du so etwas verlassen, junger Herr?“, fragte der Sklaven nun recht leise und vorsichtig nach. Dann schüttelte er aber zaghaft den Kopf. “Ich glaube nicht, dass das gut wäre. Orbilis Falcula ist immerhin auch Kunde bei uns. Er hat zwar fast eine Glatze, aber die lässt er sich regelmäßig schaben und ölen und auch sein Bart wird von uns geschnitten!“ Wieder kam er ein wenig näher an den jungen Mann heran, um zu flüstern. “Ulcus hatte ihm aus Versehen einmal geschnitten. In die Wange, junger Herr, weil er nicht stillgehalten hat. Er ist dann aufgesprungen, auf die Straße gerannt und hat fürchterlich geschimpft! Er hat gesagt, dass Ulcus ein verfluchter Gladiator wäre und dass er unseren Herrn verklagen wird!“ Ein bedeutungsvolles Nicken folgte. “Der Metzkermeister ist nämlich sehr cholerisch, weißt du!“ Der Sklave seufzte leise. “Aber ich denke, so lange er bei uns nicht in Naturalien bezahlen will, soll er ruhig verkaufen was er möchte.“ Quix richtete sich wieder auf. “Aber wenn du die Aufsicht rufen willst, dann weißt du das mit dem Fleisch aber nicht von uns!“ Etwas vage hob er ein wenig die Tabula an. “Unser Herr wünscht bestimmt keinen Ärger dieser Art!“ Quix blickte zu Ulcus, der noch immer mit dem Schneiden beschäftigt war. Nur seine verspannten Mundwinkel verrieten, dass auch er zugehört hatte. “Gladiator, eh?“, murrte er und schnippte für seine Verhältnisse recht elegant eine weitere lose Strähne davon.
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[Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Quix_zpsnslrwp8g.jpg] | Quix [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Ulcus_zpsxxm073wz.jpg]| Ulcus
Quix hatte ein wenig beklommen auf die Worte des jungen Herrn hin genickt, als dieser meinte, dass sie froh sein konnte, dass ihr Herr so war wie er eben war. Bestimmt war das richtig und jemand hätte sie sicherlich nicht herausgeputzt und gewissenhaft instruieren lassen. Ja, jemand anderes, wie wohl die Mutter dieses jungen Herrn, hätte sie sicherlich schon längst auf das Podest irgendeines Sklavenmarktes gestellt oder sie gleich an die nächstbesten Minen verwiesen. Nicht so Dominus Casca, der vielleicht dann und wann ein wenig verschroben war, aber nichts desto trotz im allgemeinen Vergleich einen angenehmer Besitzer darstellte. Aber das war eigentlich auch gar nichts, worüber Quix nun unbedingt nachdenken wollte. Da kam ihm die Nachfrage nach der Haarkur geradezu gelegen. “Es tut mir leid, junger Herr, aber gleich hier anwenden geht leider nicht, da wir das Haar nicht waschen. Nicht zu dieser Jahreszeit, denn draußen ist es doch recht kühl und wir können nicht verantworten, dass sich unsere Kunden noch erkälten.“ Kurz dachte er nach und hatte dann eine Idee. “Aber wenn du magst, kann ich dir einen Tiegel voll Fruchtkur holen und du kannst ihre Qualität prüfen. Oder du nimmst die Probe mit nach Hause und wenn sie dir gefällt, dann kommst du zurück und holst dir einen ganzen Becher voll. Zum vollen Preis aber dann.“ Das Schaben des Messers am Wetzstein hatte nun aufgehört und ein neuerliches Grunzen war zu vernehmen. “Wollen wir!“, stellte Ulcus fest und trat mit festem, entschlossenen Schritt hinter den Kunden, um die kleine Klinge gefühlvoll einer ersten, größeren Haarsträhne entgegen zu bringen. Ein kleiner, kaum merklicher Ruck erfolgte und die ersten Harre segelten zu Boden. Ja! Ulcus erinnerte sich! Nicht zu kurz schneiden und eine gute Mitte finden. Wie verlangt verband er diesen Wunsch mit der Frisur des Augustus, welche sehr genau vor seinem inneren Auge stand und welche er nun nach und nach gefühlvoll in das Haupthaar des Kunden hinein modellierte. Quix unterdessen lauschte den Zukunftsplänen des jungen Mannes. “Hm… über Senator Purgitus Macer gibt es glaube ich nicht einmal Straßenklatsch,“ stellte Quix schließlich fast ein wenig enttäuscht fest. “Aber über viele andere der Senatoren! Nun ja. Wenn du mit ihnen viel zu tun hast, wird dich dieser Teil unserer Tabula sicherlich nicht interessieren. Aber ich hole sie trotzdem!“ Schon machte der junge Sklave kehrt, ging zu einer kleinen Truhe hinüber und angelte den besagten Gegenstand hervor, mit welchem er sich dem jungen Mann wieder näherte. Aufgeschlagen und mit einem Grinsen im Gesicht, hielt Quix ihm die phänomenalen Erkenntnisse aus den tratschenden Mäulern der Stadt entgegen. “Es wird derzeit gemunkelt, dass Senator Baebius Barbillus sich von seiner Frau trennen will, da sie auffällig oft berühmte Pantomimen in ihre Räume einläd, die dann seine Reden unter seinem Habitus auf ihren Bühnen in lästerlicher Weise nachstellen!“ Quix nickte fest und lachte leise auf. “Und von dem Metzgermeister Orbilus Falcula gibt es seit neustem in der gesamten Stadt unvorteilhafte Flugblätter, die ihn mit einer Schweinsnase darstellen, weil er angeblich stinkendes Fleisch verkauft!“ Unter diesen Worten neigte sich der junge Sklave ein wenig zu dem Kunden vor, um dann vertraulich zu flüstern: “Der hat sein Geschäft in dieser Straße und das stimmt auch! Ich habe es selbst gerochen!“
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Ich lächelte höflich und ebenso freundlich, wie der Vorsteher des Tempels, doch kam ich nicht umhin dessen Blick als ein wenig aufdringlich zu empfinden. Irgendwie kam er mir so vor wie ein Kater, der vor einem Mauseloch harrte, um darinnen jede noch so kleine Regung schier erspüren zu wollen. Ja, ich musste feststellen, dass mich sogar schon eine leichte Gänsehaut ergreifen wollte, als er nun auch noch diesen heiligen Ort als die Heimstätte des 'Avernus' bezeichnete, der nur den Beinamen des Mercurius tragen würde. Stumm öffneten sich schon meine Lippen ob dieser impertinenten Verdrehung der eigentlichen Tatsachen, doch schlossen sie sich auch sogleich wieder. Immerhin wollte ich ja, dass Tantasius mir keinen Widerstand entgegen brachte, sondern mich sogar noch mit weiteren impertinenten Behauptungen fütterte, damit ich auch redlich Bericht erstatten konnte. Dennoch. Mein aufgesetztes Lächeln verlor ein wenig an Entschlossenheit, als nun ein leichter, lauer Luftzug durch die Cella streifte, mich dabei umschmeichelte und die Flämmchen der Lichter zum Flackern brachte. Meine Gänsehaut legte noch ein wenig an Intensität zu und ich spähte – hoffentlich unauffällig – zum Standbild des großartigen Mercurius hinüber, der noch immer in jugendlicher Eleganz da stand und die Welt um sich herum mit einem göttlich-feinsinnigen Lächeln betrachtete. Wie übernatürlich! War dies ein Zeichen? Meine Blicke zuckten wieder zu Tantasius zurück und ich hob prüfend eine Augenbraue an. Dabei wollte ich eigentlich gar nicht offensichtlich skeptisch wirken. Scharfsinn hin oder her.
Tantasius öffnete einladend die Hände und schien nun bereit für meine Fragen zu sein, wobei er sich von dem gespenstisch-bewegenden Hauch offenbar gar nicht beeindruckt zeigte. “Nun… also…!“, riss ich mich aus meiner aufkeimenden Starre und begann nun meinerseits die Hände zu heben, um meinen Worten mit einigen Gesten ein wenig mehr Ausdruck zu verleihen. Ja, meine Worte. Wo waren sie? “Ah ja…Da ich unter anderem auch ein Mann des Handels bin und besonderen Wert auf einen glücklichen Ausgang meiner Geschäfte lege, habe ich mir gedacht, dass es von besonderer Dringlichkeit ist, dass ich die Mercuralia in den Iden des Maius mit besonderer Aufmerksamkeit bedenke, um nicht durch etwaige Fehler aus der Gunst des großen Schutzherren meiner Zunft zu fallen...und auch seine hochverehrte Mutter möchte ich an diesem Tage preisen und ihr vielleicht eine trächtige Sau opfern….“ Ich hatte in ehrerbietiger Weise zum Standbild hinüber gedeutet, doch nun waren meine Arme und Hände wieder ganz bei mir. “Ich will in meiner Verehrung keinerlei Fehler begehen und da neulich im Kreise meiner Geschäftspartner verwirrende Fragen aufgekommen sind, möchte ich nun von dir wissen, ob es wirklich statthaft ist, die mitgeführten Gaben sowie unsere Häupter mit wässrigen Palmenwedeln zu besprenkeln. Dabei war ich der festen Überzeugung, dass es sich um Lorbeer handeln müsse und auch meinte einer meiner Bekannten, dass sich die Maia auch mit einem fetten Hahn und etwas Bingelkraut zufrieden geben würde, was ich aber nicht so recht glauben kann.“ Erwartungsfroh und fast ein wenig verschwörerisch hatte ich unter den letzten Sätzen meine Stimme gesenkt und mich meinem Gegenüber ein wenig entgegen geneigt, ganz so, als wolle ich den Eindruck erwecken, etwas vollkommen Unstatthaftes von mir zu geben, von dem ich nicht wollte, dass es die große Gottheit zu unserer Linken hörte.
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[Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Quix_zpsnslrwp8g.jpg] | Quix[Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Ulcus_zpsxxm073wz.jpg]| Ulcus
Natürlich würde Quix die verlangte Tabula sogleich holen gehen, doch noch war Ulcus mit der Rasur nicht ganz fertig, sodass noch ein wenig Zeit blieb, das Haupthaar des Kunden ein wenig zu untersuchen und Betrachtungen darüber anzustellen. Ja, eine Fruchtkur würde wahre Wunder wirken und so war es nur gut, dass der junge Mann noch einmal nachfragte. Dieser Tage war es besonders wichtig gut auszusehen, dass hatte die beiden Sklaven ja auch immerhin am eigenen Leibe erfahren müssen. “Ja, mein Herr ist sehr auf seinen Umsatz bedacht!“, sagte Quix auf die Feststellung des Kunden hin leichtfertig. “Und hat recht hohe Ansprüche an uns und diese Tonstrina, die wir aber allerdings alle erfüllen werden!“ Das war doch Ehrensache und schließlich hatten weder Ulcus noch Quix gesteigertes Interesse daran auf der Straße zu enden oder unter der Fuchtel eines anderen, an den man sie verschachern könnte. “Aber unser Herr ist auch ein guter Herr und er hat viel Verständnis!“, schob er auch sogleich noch hinterher, nicht dass man ihm am Ende noch irgendeine Art von Lästerei nachsagen wollte. Doch nun zurück zur Fruchtkur. Quix hielt noch immer die feine Strähne zwischen seinen Fingern und stellte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck zur Schau. “Wir empfehlen immer eine Orangen-Salbei Kur. Dabei nimmt man eine Orange, schält und würfelt sie und fügt den Saft einer halben Zitrone hinzu. Mit einem Mörser quetscht man alles klein und mischt ein wenig angedickte Milch und Salbei -Öl unter. Dann ist auch schon alles bereit und man kann sich die Paste in die frisch gewaschen Haare schmieren… ich meine… sie dort ausgiebig verteilen. Das Ganze lässt man dann eine halbe Stunde einwirken und wäscht alles mit lauwarmen Wasser wieder aus. Wenn du magst, junger Herr, können wir dir gerne eine solche Paste für einen kleinen Aufpreis von sagen wir drei Sesterzen mit nach Hause geben. Das hätte den Vorteil, dass dein Haar leicht kämmbar wird, nicht so schnell fettet und auch duftig-frisch riecht.“ Quix ließ nun die Strähne los und trat neuerlich um den Hocker herum, um dem jungen Mann wieder ins Gesicht blicken zu können. Auch Ulcus war gerade fertig und richtete seine hünengleiche Gestalt wieder auf. Prüfenden Blickes glitt sein Augenmerk über die beiden nunmehr bearbeiteten Wangen und er nickte zufrieden. “Jetzt einmal Kaiser!“, brummte er mehr zu sich selbst und machte sich daran mit einem Wetzstein das Messer neu zu schärfen. “Du bist viel im Senat, junger Herr?“, wollte Quix dann neugierig wissen, um der Kundenfreundlichkeit genüge zu tun, die ja unter anderem auch in fröhlichen Konversationsmöglichkeiten bestand.
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“Ouh…!“, entfuhr es Muckel vor Überraschung, denn das Warten auf Einlass währte kaum mehr als nur wenige Sekunden.
Auch ich blickte noch erstaunt drein als die Tür sogleich aufschwang und ein überaus freundlicher Ianator einige Worte des Willkommens sprach. Natürlich entging es mir nicht, dass das Lächeln in seinem Gesicht für einen flüchtigen Moment eine Unterbrechung fand. Stimmte mit unserer Erscheinung etwas nicht? Irritiert schaute ich an mir selbst herunter, fand aber dabei kaum Grund zu einer Klage. Ich schalt mich selbst für mein an diesem bedeutungsvollen Tag so empfindsames Gemüt und konnte auch sogleich feststellen, dass das lächelnde Strahlen in die Gesichtszüge des Fremden, der uns uns nun erklärte wo wir uns befanden und dass sein Name Evax war, zurück kehrte. Muckel, der im Folgenden zunächst als Erster angesprochen wurde trat nun einen Schritt zurück und deutete mit einer vagen Geste seiner Hand auf mich.
“Salve, Evax! Mein Herr, Cnaeus Decimus Casca, hat einen Termin beim Magister ….,“ begann er zu erklären, während ich dazu bestätigend nickte.
“Ja, bei Marcus Iulius Dives, zur zweiten Hälfte der Hora Sepima!“, ergänzte ich recht forsch, auch wenn mir nach 'forsch' gar nicht so recht zu Mute war, denn immerhin haderte ich noch immer mit meinen Motiven unter denen ich hier vorstellig wurde. Ich näherte mich der Tür ein wenig mehr und blickte Evax fragend entgegen.
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Ich zupfte noch einmal meine Bekleidung zurecht, mit welcher sich Nelia am heutigen Tage in der Tat sehr viel Mühe gegeben hatte. Alles in allem ein freundlicher, blassgrüner Stoff, der kaum kratze und über einen hübschen und aufwändig bestickten Saum verfügte. Besonders um den Hals herum wirkte dieser sehr edel. Doch das alles sollte nicht das Ziel meiner Betrachtungen sein, die sich nun doch eher auf die noch verschlossene Pforte der Domus Societatis richteten.
“Ist das schon die zweite Hälfte der Hora Septima?“, wollte ich über meine Schulter hinweg gefragt wissen. Immerhin stand mein treuer Sklave, dem ich all das hier zu verdanken hatte schräg hinter mir. Muckel hob den Blick, beschirmte seine Stirn mit den Händen und starrte einen Moment lang in den Himmel, an dem an diesem stark bewölkten Tag kaum ein Sonnenstand zu entdecken war.
“Hm...“
“Ach! Lass sein!“, knurrte ich und gab meinem Sklaven den Wink nun vor zu treten und gegen das Türblatt zu klopfen.
Das tat Muckel auch.*Tock*Tock*Tock*
Unterdessen schöpfte ich noch einmal Luft in meine Lungen, blickte flüchtig am Gebäude empor und hoffte insgeheim sehr, heute den besten aller möglichen Eindrücke hier zu hinterlassen.
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Roma, A.D. VII ID MAR DCCCLXVI A.U.C.
Ad
Cnaeus Decimus Casca
Casa Decima Mercator
Urbs AeternaIulius Dives Magister Societatis Claudianae et Iulianae Decimo s.d.
Mit Interesse habe ich deinen jüngsten Brief zur Kenntnis genommen und möchte dir entsprechend hiermit nun mitteilen, dass ich deinem vorgebrachten Anliegen insbesondere unter Berücksichtigung der in der Vergangenheit doch zumeist gut bewährten decimisch-iulischen Beziehungen überaus wohlwollend gegenüberstehe.
Ich lade dich also am fünften Tag vor den Iden des Martius ein, mich in der zweiten Hälfte der Hora septima in meinem Officium in der Domus Societatis aufzusuchen, die notwendigen Einzelheiten in dieser Sache zu besprechen.
Mögen die unsterblichen Götter über dich und die Deinen wachen. Vale!
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MARCUS IULIUS DIVES
SENATOR - QUAESTORIUS - MAGISTERDa lag er also vor mir: Der erste kleine Teilerfolg auf meinem Weg hin zum Mitglied eines Kultvereins. So recht mochte ich es noch nicht begreifen, was zum Teil auch den Umstand zu verdanken war, dass mich mein Sklave geradezu dazu überredet hatte hier um einen Beitritt zu ersuchen. Noch immer war ich mir eigentlich nicht ganz sicher und vielleicht sollte ich wirklich langsam erkennen, dass es besser wäre nicht mehr so oft auf die Einflüsterungen meines Sklaven zu achten. Ja, sie sogar zur Gänze von meinem sensiblen Gehör fern zu halten.
“Was steht denn drin?“ Muckel war schräg neben mich getreten und reckte ein wenig den Hals, um einen Blick auf das Schreiben zu erhaschen.
“Dass ich dich dich in einer Arbeitskolonne auf's Land schicken werde, wenn du noch mal versuchen solltest, mir derartige Belastungen aufzubürden,“ sagte ich dumpf.
“Ich habe es doch nur gut gemeint! Und es wird dir gut tun! Ich meine...“
Etwas brüsk hatte ich meine Hand erhoben, um meinen Sklaven zum Schweigen zu bringen.
“… also wirklich, Casca. Denk an die vielen Beziehungen, die man...“
“ES REICHT, MUCKEL!“, wurde ich nun laut und deutlich, ehe ich mich ein wenig zurück sinken ließ, deutlich seufzte und mir das Schriftstück noch einmal zu Gemüte führte. Besonders den Teil mit den guten decimisch-iulischen Beziehungen. Nein, nun gab es wohl kaum noch ein Zurück, sondern nur noch den Weg nach vorn. Es sie denn, ich wollte meine Familie und mich selbst bis auf die Knochen blamieren.
“Am fünften Tag vor den Iden der Martius….“ Muckel blickte mir entgegen. “Das ist schon morgen!“
Noch einmal drang ein Seufzer über meine Lippen, denn auch wenn ich es mir nur eingestehen wollte, so vermisste ich doch dann und wann schon einmal die Tage, in welche ich mich einfach selbst hinein gelebt hatte. Ohne Verpflichtungen, ohne besondere Vorkommnisse und ohne die Bürden, die ein strebsames Leben mit sich brachte. Genau genommen lagen diese Tage noch gar nicht so lange hinter mir und noch hatte ich ja nicht einmal wirklich mit irgendetwas begonnen. Dieser Umstand erschreckte mich stets ein wenig. So auch jetzt. Immerhin hatte ich nunmehr fast einem jeden versprochen etwas aus mir zu machen und letzten Endes wollte ich doch in einigen Jahren voller Stolz mein alterndes Antlitz im Spiegel betrachten.
“Wie machen Livianus und Serapio das nur?“, wollte ich dann leicht überfordert klingend wissen.
“Wie machen sie was?“
“Na...diese ganzen Sachen. Ich meine, selbst Scipio ist immer so beflissen...“
“Du schaffst das schon! Nelia legt dir gleich ein paar hübsche Sachen für morgen raus und dann wirst du strahlen wie die Sonne auf ihrem Zenit!“
“Ja, auf das Blenden verstehe ich mich ganz gut...“, gab ich träge bekannt und dachte noch einmal an den Brief an Massa, der nun über ein wirklich leidiges 'P.S.' verfügte.
“Siehst du! Dann wird das doch alles klein Problem!“Nein, bestimmt würde es keins werden, nur musste ich ganz eindeutig für mich feststellen, das dieser lästige kleine Funke schon wieder in meinem Inneren war, der stets die Flamme der Nervosität entfachte. Diese war in der letzten Zeit geradezu zu meinem übermächtigen Begleiter geworden und war mit ein Grund, warum ich wie heute an mir selbst und meinen Motiven zweifelte. Was im Namen aller Götter sollte ich bloß Marcus Iulius Dives erzählen, wenn ich ihm gegenüber trat? Die blanke Wahrheit schied auf jeden Fall schon einmal aus! Aber noch war Zeit.
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[Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Quix_zpsnslrwp8g.jpg] | Quix [Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/for%20others/Ulcus_zpsxxm073wz.jpg]| Ulcus
Einmal die Frisur des Kaisers! Das ging natürlich klar! Quix grinste immer noch, als er im hinteren, abgetrennten Bereich der Tonstrina herum hantierte und einen guten Schluck Zitronenwasser in einen relativ schmucken Becher goss, nur um diesen dann zum Kunden zurück zu tragen. Ja, Service wurde hier seit Neuestem groß geschrieben, auch wenn dies für die beiden Sklaven eine große Umstellung bedeutete. Nun, zumindest für Quix, denn Ulcus war im Grunde genommen wie er immer war: miesepetrig, maulfaul und stur. Doch wer musste schon großartig reden, nur um ein schabendes Messer unter geradezu anmutig geführter Pranke über eine haarige Wange fahren zu lassen. Und genau tat der hünenhafte Sklave im Augenblick. Mit prüfend zusammengekniffenen Augen und der Zunge angespannt im Mundwinkel. Der Zeigefinger der Rechten lag noch immer ein wenig erhebend unter dem Kinn des jungen Mannes. “Hier ist dein Wasser, junger Herr. Es kommt garantiert frisch direkt aus dem Aquädukt und auch die Zitronen haben wir erst heute Morgen frisch vom Markt erstanden!“ Er setzte den Becher auf den niedrigen Tisch, der vor dem Hocker des Kunden stand und trat ein wenig beiseite, um Ulcus Platz für sein Werk zu lassen. “Überhaupt ist hier alles ganz frisch, denn unser Herr hat gerade er alles renovieren lassen! Wenn du magst kannst du dir die schönen Bilder an Wänden betrachten, während Ulcus dich rasiert und wenn er gleich deine Haar macht, dann könnte ich dir eine Tabula bringen, in der wir den neuesten Klatsch und Tratsch der Straße festgehalten haben.“ Quix Finger schoss naseweis in die Höhe und natürlich schwang auch ein wenig Stolz in seiner Stimme mit. “In der Tonstrina Hispania darf es den Kunden an nichts mangeln, hat unser Herr gesagt.“ Dann trat er hinter den Hocker und richtete seinen Blick auf den Hinterkopf des jungen Mannes, bei dem Ulcus gerade zur zweiten Wange übergegangen war. “Du scheinst sehr weiches Haar zu haben, junger Herr. Um es gut zu pflegen und um es griffiger machen nachdem es geschnitten und mit Locken versehen wurde, empfehlen wir immer auch eine kleine Fruchtkur. Die wirkt besonders belebend für matte Locken und bringt Volumen und eine gefestigtere Haarstruktur.“ Nachdenklich hatte er unter seinen Worten nach einer der Strähnen gefasst und rieb sie testweise zwischen den Fingerkuppen.
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Kaum war der Diener verschwunden war ich auch schon einen Moment mit mir und der Gottheit allein. Noch einmal blickte ich dem Bildnis entgegen und versuchte meine Gedanken zu sortieren, während tiefer Atem in meine Lungen fließen sollte, um mich bei diesem Unterfangen zu unterstützen. Nur ruhig Blut, Casca!“, redete ich mir selber zu, während ich mir selbst nervös an den Händen herum fingerte. Doch das konnte es doch einfach nicht sein! In einem festen Versuch, mich und mein Gefühlsleben wieder auf Spur zu bringen, straffte ich meinen Leib und legte die Hände wohlweislich auf den Rücken, während ich nun in würdevoller Grazie da stand, unter welcher ich auch letzten Endes vom Adituus angesprochen wurde. Ich drehte mich zu ihm herum, setzte ein Lächeln auf meine Lippen und nickte ihm zu. Das war also Tantasius Crixus! Flüchtig erfasste mein musterndes Augenmerk seine Gestalt und ich ertappte mich dabei wie ich versuchte etwaige peregrine Einflüsse in dem fremden Gesicht auszumachen. Doch bis auf die heller geratenen, längeren Haare konnte ich nichts feststellen. “Salve Adituus Tantasius! Mein Name ist Cnaeus Decimus Casca!“, sagte ich schließlich und ließ meine Hände hinter dem Rücken wieder hervor schnappen, um sie vor meinem Bauch ein wenig zusammen zu legen. “Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen, doch mich beschäftigt eine Frage, bei der ich mir erhoffe, bei dir eine Antwort zu finden. Sie betrifft Mercurius und da dachte ich mir, Casca, dachte ich mir, wer wenn nicht der Adituus des altehrwürdigen Tempels gegenüber des Circus Maximus könnte mir mehr Aufschluss geben!?“ Vielleicht waren meine Worte ein wenig zu schmeichlerisch, doch war es nicht immer gut jemanden zu bauchpinseln, den man eigentlich schnöde auf's Glatteis zu führen gedachte?