Innerlich doch sehr gespannt harrte ich der Reaktion, die seitens des Flaviers folgen würde. Und als dieser dann meinte, dass es wahrscheinlich nicht einmal eines wirklichen Opfers bedurfte war ich schon ein wenig beruhigter. Immerhin war ich gänzlich unvorbereitet, auch wenn ein wenig Kontakt zum Unsterblichen des Gewerbes meinen Betrieben vielleicht durchaus gut bekommen würde. Also nickte ich hastig und lächelte ein wenig einseitig, während ich der weiteren Worte lauschte. Natürlich stammte meine Gens hauptsächlich aus Hispania, doch ausgerechnet ich gehörte nicht dazu, denn mein Herkunftsland war Griechenland, was mich dazu verdammte leider nichts von den etwaigen Gegebenheiten eines hispanischen Mercuriuskultes zu wissen. Aber wie ich sogleich auch noch vernahm kam es ja nur auf darauf an von Tantasius Crixus belehrt und möglicherweise einen Stein des Anstoßes in die Hand zu bekommen. “Ich...ahm… stamme aus Piriäus,“ konnte ich aber nicht verhindern zu sagen. “Von daher wäre eine Frage nach hispanischen Opfern für mich kein leichtes Unterfangen, da ich mich nicht… nun ja… nicht sonderlich gut mit ihnen auskenne. Aber ja, ich könnte fragen.“ Dennoch wäre es wohl verräterisch, wenn es bei dem Gespräch doch allzu arg ins Detail ginge. Ebenso fieberhaft wie flüchtig überlegte ich deshalb, wie man es denn anstellen könnte, den Aedituus in anderer Form aufs Glatteis zu führen. “Ah!“, entkam es mir und ich schnippte erlöst unter einer hauchzarten Idee mit den Fingern. “Ich könnte ihn fragen, wie es mit Mercurius in Bezug auf Hermes aussieht. Also von Achaia aus gesehen. Also ich könnte ihn beispielsweise fragen, ob es auch in Rom üblich ist am Mercuriustag die mitgebrachten Dinge mit… feuchten Lorbeerzweigen zu besprenkeln, oder ob es auch genügt… sagen wir… andere Zweige zu verwenden… oder dergleichen…“ Meine Miene wurde wieder etwas fragend, denn ich war mir nicht ganz sicher, ob es nicht doch eine dumme Idee war.
Beiträge von Cnaeus Decimus Casca
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“Nur für misch?“, wollte ich dann wissen. Mit der Hand tastete ich noch immer – wenn auch wenig blindlings, weil ich ja Scipio mit den Blicken fixiert hielt – nach Nelia. “Aber isch brauche doch keine Tänscherin!“, gab ich von mir und setzte wieder den Becher an die Lippen, um einen gierigen Schluck zu trinken. Noch immer schmeckte der Wein nicht so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. “Schag Schipio...hascht du meinen Wein verdünnt?“ Nichts war schlimmer als einen guten, süffigen Faustianer zu verlängern. Das war meines Erachtens ein Verbrechen an den Göttern des Weinbaus höchst selbst. Ich stierte fragend in den Becher, doch von dort kam mir auch keine Antwort entgegen. Schnell jedoch wurde ich auch schon wieder abgelenkt, denn die Tänzerin, die ja meine Überraschung sein sollte, begann sich so wonnevoll zu den fernen Klängen zu wiegen. Einige Momente war ich ganz gefesselt und vergaß es sogar zu blinzeln, ehe sich mein Augenmerk auf die sachte kreisenden und lockenden Hüften heftete. Geistig abwesend trank ich dann noch etwas und wischte mit mit dem Handrücken über den Mund. “Du bischt scho verführerisch wie die Circe höscht schelbst,“ leierte ich mit träger Zunge. “Müscht isch mir das Kraut Moly pflücken… so hoch mein… Entschücken…,“ nuschelte ich heraus, ehe ich bemerkte, dass meine Geisteskräfte so schnell entschwanden wie Wasser aus einem arg Leck geschlagenen Eimer. Dennoch lächelte ich mit mittlerweile schweren Lidern versonnen der Künstlerin entgegen, welche eine so wunderbare Aufführung bot.
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[Blockierte Grafik: http://i1344.photobucket.com/albums/p656/Gefion3000/Gnaeus%20Servilius%20Casca/Casca/Arash_zpsgpuuxtkp.jpg]
ArashJa, die Urbaner! Arash nickte auf Narsehs Frage hin. Natürlich waren es die Urbaner und war gewiss nicht verwunderlich, dass sie hier auftauchten. Nun, noch schneller als er es eigentlich gedacht hatte, würde es zur unausweichlichen Konfrontation kommen. Doch darauf waren sie vorbereitet. Zumindest so vorbereitet wie es eben ging, wenn über keinerlei Erfahrung im Kampf verfügte. Doch es war wie Behnam schon sagte: Der Tunnel könnte ein Vorteil sein, vor allem weil er ihre Überlegenheit ein wenig bremsen würde. Auch Arash hatte noch einmal gehorcht, nachdem sich die Tür einen Spalt aufgetan hatte, doch das unverwechselbare Geräusch im Kanal war deutlich zu hören, kam auch zugleich immer noch näher. Es tönte für den aufmerksamen Lauscher in die Predigt hinein, die noch immer im Raum erklang und von Frieden und innerem Reichtum kündete. Arash atmete tief durch, als die Frage Narseh's ihn erreichte. “Nein, ich habe keine Ahnung wie viele es sind… zehn … fünfzehn? Oder mehr, ich weiß es nicht!“, entkam es ihm und es ließ sich nicht vermeiden, dass seine innere Anspannung noch in seiner Stimme mitschwang. “Ich habe sie nicht gesehen.“ Es war ein Eingeständnis, welches ihm nicht leicht über die Lippen kam, denn immerhin sollte er es ja gewesen sein, der ein Auge auf die Urbaner haben sollte. Nun standen sie buchstäblich gleich vor der Tür und er hatte in seiner Rolle als Beobachter mehr als nur versagt.
Dann schwang sein Blick zu Elias hinüber, der zu ihnen getreten war und unwillkürlich fasste er zum Griff des Schwertes, welches sich unter seinem Umhang barg. Arash raffte sich hastig den Stoff ein wenig fester um den Leib und schenkte Elias einen finsteren Blick, der eigentlich hatte Entschlossenheit widerspiegeln sollen. “Misch dich nicht ein Elias!“, knurrte er dem jungen Mann dann entgegen. Das galt sowohl der Frage nach den Dingen unter den Umhängen, als auch der Sache, die unweigerlich folgen würde, wenn die Soldaten durch die Tür brachen. Und genau das durfte nicht geschehen, denn dann wäre die Idee, sie in einem engen, schmalen Tunnel Mann für Mann zu stellen dahin. Doch auch sie selbst würden sich auf diese Weise eher einzeln als in der Gruppe konfrontieren müssen. Arash wendete sich dann wieder drängend an Narseh. “Wir müssen handeln! Jetzt!“ Sie konnten nicht länger warten und sie durften sich von Elias in ihrem Unterfangen auch nicht aufhalten lassen und die Zeit rannte ihnen langsam aber sicher davon.
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Ich hoffe, ich poste das jetzt hier an der richtigen Stelle. Aaalso. Manchmal, wenn ich die Seite aufrufe erscheint dieser Fehler:
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Database error in WoltLab Burning Board (): Link-ID == false, connect failed
mysql error: User d016d66c already has more than 'max_user_connections' active connections
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php version: 5.3.28-nmm5
Date: 07.02.2016 @ 21:58
Script: /forum/index.php
Referer:Habe schon mal nachgeschaut, aber so recht weiß ich nicht, was er zu bedeuten hat. Nach ner Weile geht es dann wieder und kann das IR wieder aufrufen. Kennt sich jemand damit aus?
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Vielleicht war meine Vermutung ja doch nicht gänzlich unberechtigt, aber wie es der Pontifex schon sagte wäre es sehr unbedacht von besagtem Aedituus seine Stellung auszunutzen, um den Kulturkreis, dem er entstammte auch in einem Mercurtempel ein wenig auszuweiten. Aber nun, sollte es wirklich so sein, so würde er es gewiss nicht freiwillig zugeben. So hatte wohl Renius Buteo ebenfalls recht. Wahrscheinlich war es wirklich das Beste, den Mann gleich sofort mit dem Flavius zu konfrontieren, um ihm ein Geständnis zu entlocken. Immerhin ging es hier um einen guten, durch und durch römischen Gott, wie ich meinte. Dieser bewachte den Handel und das Gewerbe, Reichtum und Gewinn und es wäre eine Schande, ihn durch irgendwelche Zusätze aus peregrinen Gedankenwelten zu verunreinigen. Und seine Mutter auch! Er musste wirklich zur Rede gestellt werden!
Ich war auch drauf und dran mich in Bewegung zu setzen, nachdem der Quindecemvir sich schon aufmachen wollte, um den kurzen Weg hinüber zum Tempel zu bestreiten, doch ich hielt inne, als Pontifex Flavius nun gebot noch einen Moment zu warten und zur Cella hinüber blickte, als stünde dort die Antwort auf das Geheimnis von Tantasius Crixus in Stein gemeißelt. Ich runzelte meine Stirn ein wenig und wartete ab, zu welchen Schlüssen der Flavier kam. Die Frage, die er nach seinem kurzen Nachsinnen allerdings an mich richtete, überraschte mich doch sehr. “Ich…“ wusste einen Moment gar nicht was ich sagen sollte. Ich sollte dem Mercurius jetzt und gleich und hier ein Opfer darbringen? Ich warf Muckel einen Seitenblick zu, der im Ansatz vielleicht ein wenig panisch wirkte. Was sollte ich denn opfern? Ich hatte doch gar nichts mitgenommen. Mein Blick zuckte der güldenen Quadriga entgegen, dann schaute ich wieder den Flavier an. “Ja, natürlich!“, entkam es mir, ehe mir dämmerte, was diese Sache denn bezwecken sollte. Immerhin konnte es ja sein, dass ich mit dem Vorhaben Bitten an Mercurius und seine Mutter richten zu wollen, schon im Vorfeld vom aquitanischen Tempelvorsteher abgewiesen wurde. Das wiederum würde die Tatsache schaffen, von der der Pontifex gesprochen hatte. “Ich bin gerne bereit zu opfern und zur Erhellung der Sache beizutragen,“ brachte ich dann noch an und atmete einmal tief durch. “Ich werde hinüber gehen und mich für meine Bitten eindeutig auf Mercurius und seine Mutter berufen...“ Und dann? “Und wenn ich abgewiesen werde, dann komme ich hier her zurück und erstatte Bericht?“ Denn immerhin war das wohl der Berichtslage sehr wahrscheinlich.
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Ich würde auch dabei sein, aber ich weiß noch nicht, wie lange ich an diesem Tag arbeiten muss. Da die Anfahrt etwas länger dauert...hmm... müsste ich es mit einem diffusen: "Weiß ich noch nicht, aber der Wille ist da" beantworten. -.-
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Gleich nach dem Klopfen ließ ich meine Hand wieder sacken und stierte dem Türblatt entgegen. Dabei fiel mir auf, dass ich nur noch die Hälfte dessen wusste, was ich mir vorgenommen hatte zu sagen. Als die Tür die schließlich von einem Sklaven geöffnet wurde, war es nur noch ein Viertel und als ich den überraschten Ausdruck auf meines Onkels Gesicht sah, fiel mir gar nichts mehr ein. Ja, ich war wohl der Letzte, den er erwartet hatte und man konnte es ihm noch nicht einmal verdenken. Eine Überraschung musste es also in der Tat sein und so setzte ich ein schiefes Lächeln auf und folgte der Aufforderung einzutreten. Nicht ohne jedoch dabei noch einmal den Kragen meiner Tunika zurecht zu ruckeln und mir hektisch im Geiste die Worte wieder zusammen zu klauben. Offenbar hatte Livianus auch Zeit diese zu hören, denn der Sklave wurde auch schon entlassen und schlüpfte – sich an mir vorbei navigierend – durch die Türe durch die ich nun zur Gänze trat und mich sogleich auf machte, hinüber zum Schreibtisch. “Nun ja...Ich… Danke, dass du mich empfängst,“ eröffnete ich spontan meinen Redeanteil und konnte nicht umhin festzustellen, dass es mich ganz kribbelig machte nicht zu wissen, was als nächstes zu sagen war. “Werter Onkel,“ begann ich dann aber doch. “Ich möchte dich nicht stören, aber dennoch gibt es eine Sache… eine recht positive Sache wie ich meine, die ich dir gerne bezüglich meiner Person mitteilen möchte… ahm… Wie du ja weißt, war ich in der letzten Zeit ein wenig… also ich war ein wenig arg in meine… Arbeit vertieft und andere Dinge… die vielleicht nicht jeder als produktiv bezeichnen würde und da dachte ich mir … ja, Cnaeus, dachte ich mir… nun… wird es Zeit, diese Zeiten endgültig hinter dir zu lassen und endlich etwas Anpackendes, ich meine Voranschreitendes in deinem Leben zu vollführen und deine Talente in die Dienste der Familie zu stellen und auch in jene Roms. Ich hatte auch schon ein Gespräch mit Serapio diesbezüglich geführt, der mir auch ein Schreiben mitgab… und ja….“ Ich wedelte ein wenig mit der Hand, doch das half auch nicht mehr, das bereits Gesagte in irgendeiner Form zu ordnen. Treuherzig schaute ich nun meinem Onkel und Pater Familias entgegen und hoffte, dass er auch nur ansatzweise verstanden hat, was mein eigentliches Begehr war. “Also, ich will dir nur von meinen ersten Erfolgen bezüglich meines Vorankommens Mitteilung machen.“ Ja, genau das traf es doch. Warum nicht gleich so? Weil Onkel Livianus mich in seiner patriarchalen Gravitas schon immer ein bisschen nervös gemacht hatte? Ich nickte mir selbst zu und schaute Livianus erwartungsvoll entgegen.
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Da saß ich nun auf dem kalten Boden der Tatsachen und staunte doch arg, wie ruppig hier mit mir umgegangen wurde. Hier bleiben sollte ich! Hier bleiben! Mürrisch schob ich mein Kinn vor, als man mir im Duett diesen Umstand näher brachte. “Mag nicht!“, schnappte ich unwillig Scipio nun entgegen, doch ich ergriff den Becher, der mir gereicht wurde. Trinken sollte ich und Brot mit Garum essen. Mein Blick schwenkte hinüber zu dem Ort, an dem man die rauschenden Saturnalienklänge noch vernehmen konnte. Doch dann war Nelia wieder da und brachte ihr ein glückseliges Lächeln entgegen. Ja, sie war da, wie die Sonne, die nach finsterer Nacht aufging. Hier an diesem grausamen Ort und sie versuchte mein Schicksal an diesem Abend noch zu wenden. “Ja! Pasch auf misch auf, du meine lieblisch gelockte Nymhe,“ säuselte ich und streckte die Hand nach ihr aus. Was Scipio munkelte floss an mir vorbei. “Schetz disch neben misch, Nelia. Nur um mit dir schu schprechen, kam ich, bei dir will isch schitzen, dass dir nicht unerkannt schei, welch eine Liebe du weckscht...“ Leise tuschelte ich der Sklavin die Worte des großen Ovids entgegen, die mir gerade eben noch so einfielen. Dann nippte ich an dem Becher und verzog den Mund. Mein geliebter Faustianer war das auf jeden Fall nicht. “Wer ischt den dasch?“, wollte ich dann drängend wissend und deutete mit dem Finger auf die junge, mir gänzlich unbekannte, aber spärlich bekleidete Dame, die im Gefolge des Germanen nun im hinterletzten Winkel des Gartens erschien. Ich schaute fragend von Nelia zu Scipio, hinüber zu Broka und wieder auf die Frau.
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Auf Scipios Eröffnung hin, dass er auch nicht wisse, wann denn die Hochzeit stattfinden solle, nickte Muckel. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich wieder eine meiner Pferdefiguren verschenkte, wie bei der Verlobungsfeier. Und selbst ich war mir dieses Mal sicher, dass eine solche wohl bei einer Hochzeit nicht angemessen war. Nur fehlte mir für derartige Betrachtungen im Augenblick wirklich der Kopf. Diesem hielt ich nun inzwischen selbstständig den Lappen entgegen und schnaufte schwer, als mir neuerlich angeraten wurde doch etwas Essbares zu mir zu nehmen. Allein der Gedanke, auf schwankenden Beinen im Haus umher zu waten und womöglich irgendjemandem zu begegnen verschaffte mir nicht gerade Freude. “Ich sollte meiner Familie wohl meinen Anblick ersparen,“ erklärte ich wehleidig. “Vielleicht ein bisschen frische Luft?“, hakte Muckeln nun nach und bot mir jovial seine Arm. Noch immer war ich mir nicht sicher, doch ich ergriff den Arm und versuchte mich mühsam auf die Beine zu wuchten. “Kannst du mir nicht einfach ein bisschen Brot holen?“, fragte ich meinen Sklaven. “Und die frische Luft im Garten gleich mit?“ Ich seufzte ein weiteres Mal. “Ich werde mich einfach ein wenig ans Fenster setzen,“ sagte ich leise und machte mich auch sogleich auf den beschwerlichen Weg hinüber.
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Alles in allem sah es nicht so aus, als würde man mich sogleich wieder an den Ort des Hauptgeschehens zurück verfrachten und ich setzte eine finstere Miene auf, während Scipio und sein Sklave sich unterhielten. Meine Blicke zuckten dabei von einem zum anderen. Kämpfende Weiber und bessere Sachen als Wein mochte ich mir nicht ausmalen und überhaupt: Was fiel dem Sklaven eigentlich ein, die römische Kultur derartig als Vergleichsobjekt hinzustellen, um niedere fremdländische Sitten daran zu reiben? An Rom kam niemand heran und wenn es noch so sehr nach Fichte und Tanne dünstete und es war auch ein seltsames Bild, sich Scipio nur mit einem Wolfspelz bekleidet durch finstere Forste und Unterholz schleichend vorzustellen. Auf der Jagd. Ich lachte verkniffen auf und ließ beide nicht aus den Augen. Was sie mit mir machen sollten? “Isch will schüruck!“, forderte ich noch einmal brüsk.
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Ich gab Muckel den Becher zurück und bedeutete ihm mit dem Kopf mir einen weiteren zukommen zu lassen. Mein Sklave seufzte und hielt wieder auf den Tisch mit dem großen Krug zu, während es mir unter Scipios Worten noch immer unwohl war. “Ach ja, die Hochzeit!“, fiel es dann auch mir wieder ein. Bei Iuppiters Stein würde ich schwören, dass ich mich weder dort noch irgendwo anders jemals wieder so gehen ließ. Mit einer Hand fasste ich mich an meinen Magen und wollte mir gar nicht ausmalen, welche Dinge es denn waren, die ich angeblich verpasst hätte. Dunkel wähnte ich mich eines Schlagentänzers zu erinnern, der bei seiner Darbietung anmutete, als trüge er keinen einzigen Knochen im Leib. Dann waren da noch die Rätsel und allerlei honorige Herren und noble Damen gewesen. Broka. Ja, der auch und Nelia, deren Standpauke schlimmer werden würde als die von Scipio? Würden nun sogar die Sklaven sich über mich erheben und ich sogar in meinem Cubiculum ihrem Pantoffel unterstehen? Erneut wallte Übelkeit durch mich hindurch und mein Kopf drohte immer noch zu bersten. Wo war Nelia eigentlich, während ich hier so jammervoll leiden musste? Bestimmt wieder in der Tonstrina, in der sie so eifrig zu Werke ging. Ich nahm Muckel den Becher ab, den er mir nun wieder überreichte und stürzte dessen Inhalt förmlich hinunter. Immerhin ging es Broka gut und ich mochte mir sein germanisches Gesöff nicht einmal ansatzweise vorstellen.
Galle, bittere Galle drang in meine Kehle, noch während Scipio das essen gehen erwähnte. Hastig drückte Muckel den Becher in die Hand und klammerte mich neuerlich an meinen Eimer, in den ich mich auch sogleich unter kurzem, heftigen Würgen übergab. Feuchtigkeit schoss in meine Augen und die Schamesröte in meine Wangen, als ich den Kopf wieder hob. Leicht schwitzig und mit trägen Augen schaute ich nun Scipio wieder entgegen. “Es ist schön, dass es Broka so gut geht,“, erklärte ich kehlig. “Und Essen? Nein, ich glaube nicht...“ Fahrig wischte ich mir mit dem Handrücken über den Mund und genierte mich dabei abgrundtief, hier ein so jämmerliches Bild zu präsentieren. “Zur Hochzeit bin ich dann aber wieder… ganz da.“ Ich ließ es zu, dass Muckel mir den Eimer aus dem Griff entwand und seufzte schwer. “Wann wird die Hochzeit denn stattfinden,“ fragte nun mein Sklave interessiert und presste mir dabei altväterlich wieder den feucht-kalten Lappen gegen die Stirn. “Oh Muckel, halt doch Scipio nicht auf!“, schnarrte ich träge. Ich mochte meinen Verwandten wirklich, doch ich bot keinen schönen Anblick und fühlte mich so schlaff und verbraucht wie geplatztes Kissen. Das alles würde er mir noch monatelang vorhalten! Ach! Jahre und Jahrzehnte. “Nun doch. Wir bräuchten nämlich noch ein Geschenk. Hast du schon eines, Herr?“, wollte Muckel dann wissen.
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Ganz beseelt darüber, dass Fortuna mein Opfer angenommen und Pontifex Flavius Gracchus mich als eine Art Schüler im Cultus Deorum angenommen hatte, war ich heim gekehrt und hatte einen Entschluss gefasst. Den ersten kleinen Erfolg meine Schritte in ein pflichtbewusstes und linientreues Leben unter dem Dach meiner Familie zu lenken auch jemandem mitzuteilen. Genau aus diesem Grund stand ich nun vor des Decimus Livianus Officium und schaute bereits einige Momente dem Türblatt entgegen. Ich hob meine Hand, sog Luft in meine Lungen und ließ meine Hand wieder sinken. Viel zu lange schon war ich um diese Tür herum geschlichen. Eine unendlich lange Zeit und das nur aus Furcht davor, vom Pater Familias, Praefectus Urbi und Senator darauf hin gewiesen zu werden, dass ich doch arg viel Zeit in meinem Cubiculum verbrachte und viel Energie in das Sparen eben jener zu verschwenden. Falls er überhaupt noch wusste wie ich aussah und was ich überhaupt so mit meiner Zeit anstellte. Und dem galt es nun entgegen zu wirken. Muckel hatte ja so verdammt recht, wenn er meinte ich solle Engagement zeigen und auch ein wenig Biss! Wo anfangen, wenn nicht hier? Also, noch einmal. Ich ballte die Hand zu einer Faust und ließ meine Knöchel – wenn auch ein wenig verhalten noch - gegen das geölte Holz pochen. Dann nestelte ich den Stoff meiner Kleidung zurecht und hoffte doch insgeheim irgendwie, dass Livianus gerade außer Haus war.
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Mit dem Eimer in den noch immer klammen Händen lag ich nun also halb aufgerichtet in meinem Bett und musste feststellen, dass mir auch aus Richtung eines Scipio keine aufmunternde Rede entgegen gebracht wurde. Im Gegenteil. Ich solle mit den Konsequenzen meines Handelns leben! Götter! Er klang ja gerade so wie mein Vater in früheren Zeiten. Noch einmal schluckte ich gegen das aufkeimende Würgen an, hielt die Luft kurz an und atmete dann durch, als sich die Anwandlung des Brechreizes wieder legte. Dessen ungeachtet, dass ich ganz froh darüber war, verfinsterten sich meine Blicke für einen Moment. Es war der Moment, in welchem meine Verwandtschaft nun meinte, der Fürsorge meines Sklaven nicht würdig genug zu sein. Doch dann lachte Scipio auf und brachte schon wieder den Faustianer an. Etwas pikiert war ich ob der offenen Worte ja nun doch und bestimmt hatte es noch eine Weinsorte gegeben, die ich ausgelassen hatte. Aber irgendwie stimmte es ja. Ich war ein Narr gleich nach einer länger währenden Unpässlichkeit den Gaben des Bacchus zu frönen. Und das auch noch gleich so gierig und ausgelassen und es war ein Wunder, dass ich einen solchen Durst verspürte, nachdem doch am Abend zuvor so viel Flüssigkeit meine unersättliche Kehle hinunter geflossen war. “Muckel! Wasser!“, raunte ich meinem Sklaven zu, während ich mit den Blicken Scipio fixierte. “Nun denn. Da magst du nun wetten, aber ich kann dir sagen, dass ich trefflich am Leben bin und ich mich auch an das erinnern kann, was ich unbedingt wissen muss.“ Ich seufzte. “Nie wieder Faustianer! Nie wieder Wein! Selbst dann nicht, wenn mich die zahmen Löwen der Circe umschmeicheln und locken!“ Muckel trat erneut mit dem Wasserbecher herbei, nahm ihm diesen auch sogleich ab und leerte ihn mutig bis auf den Grund. “Wie geht es Broka?“, wollte ich dann wissen und verzog neuerlich meinen Mund. Nicht weil ich mich des Germanen als eines der wenigen Elemente des späten Abends noch zu erinnern vermochte, sondern weil wieder ein niederträchtiger Stich durch meine Schläfen ging.
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“Isch verschaue hier überhaupt gar nix…!“, behauptete ich steif und fest und kam nicht umhin festzustellen, dass Brokas Griff einer Schraubzwinge nicht ganz unähnlich war. Und was tat Nelia? Meine Sklavin? Sie tat gar nichts, während ich von dannen gehievt wurde und Scipios Worte hinter mir zu verblassen schienen. “Isch will nischt abscheitsch!“, brabbelte ich vor mich hin. “Isch will tanschen und trinken!“ Meine Wünsche halfen mir allerdings wenig und mein sich steigerndes Nörgeln tat es auch nicht. “Nischt scho fescht du grober Klotsch! Schiiiipiooo! Schiiipiooo! Schag dem der scholl mich losch laschen!“ Vorbei an einigen blattlosen Holunderbüschen, vorbei an schönen Sitzgelegenheiten und einem kleinen Brunnen schleppte mich der hünenhafte Teutone tief in den Garten hinein, sodass man die Ausgelassenheit, die ich gezwungenermaßen hinter mir ließ kaum noch zu hören meinte. Nur ferne musikalische Klänge drangen an mein Ohr und mir war gar nicht wohl. Die Luft roch auch so anders. So frisch und vollgeladen mit reiner Kühle, die ich sogar meinte scxhmecken zu können. “Schind wir etwa schon in Germania schuperior?“, lallte ich ob der hinter uns gebrachten Distanz Scipios gezähmten Barbaren entgegen, während sich etwas links von uns die Diana-Laube ins Bild schob. Also nein, so weit waren wir dann doch noch nicht. Aber endlich: Er ließ mich los und ich sackte in das leicht nachtfeuchte Gras. “Bring misch schurück!“, hauchte ich fordernd, schaute zu dem Hünen empor und verschränkte die Arme vor der Brust.
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Honor et Fortitudo. Ehre und Tapferkeit. Ich seufzte beim Gedanken an den Wahlspruch leise vor mich hin und ließ meinen Blick über die Anwesenden streifen. Die Massen waren wohl erschienen. Dabei war es so schön, hier auf der Ehrentribüne zu sitzen und es gar nicht erwarten zu können, Serapio zu zu jubeln und Decimus Livianus zu ehren. Oder beiden zu zu jubeln und sie beide mehr als nur zu würdigen. Ja, irgendwie war es an diesem Tag doch wunderbar ein Decimer zu sein, auch wenn er mich doch arg an meine eigenen Pflichten erinnerte. Zwar würde aus mir nie ein Prätorianerpräfekt werden und als Praefectus Urbi würde man mich auch niemals aus dem Amt scheiden sehen, aber immerhin bestand vielleicht doch die Hoffnung, dass ich es bis in den Cultus Deorum schaffte. Von einem Händler mit einem Bauchladen ließ ich mir paar gezuckerte Kekse überreichen und zahlte diese auch sogleich. Während ich in die süße Ware biss, kreisten meine Gedanken noch ein wenig und ich fragte mich, wie viele Menschen wohl jene beneideten, die mit den zu ehrenden Männern unter einem Dach hausten und ihnen somit regelmäßig von Angesicht zu Angesicht begegneten. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich bisher erfolgreich um Livianus herum gedrückt, weil ich ja im Haus nicht unbedingt bekannt dafür war Ruhmreiches und Heldenhaftes von mir zu bringen und Serapio? Nun, mit diesem würde ich wohl trinken und herzlich lachen, sobald ich ein Aedituus war. Ja, man fühlte sich seines Namens willen unendlich groß und doch unglaublich klein.
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Sacht und zart war ich unter dem fiesen Schmerz in meinem Kopf hinweg gedämmert und hatte leicht schmatzend mein Haupt auf eines dieser fantastisch voluminösen Kissen gebettet. Mutter hatte in Bezug auf diese immer gesagt, dass ich ja gleich im Stehen schlafen könnte, doch ich liebte sie nun einmal. Unter einem leisen Traum dem Schmerz entkommend wähnte ich mir eine Straße, auf der ich eilend entlang lief. Frenetisch jubelnde Menschen säumten den Weg, den ich mit einer Fackel in der Hand bestirtt. So leichtfüßig wie eine Gazelle. Dunst waberte dann nebelartig um mich herum und noch im Laufen merkte ich einen unsäglichen Durst, den ich mit einer Feldflasche zu stillen suchte. Gierig stürzte ich das Wasser in meinem Mund, schmeckte ihm nach und wollte noch mehr… unsäglicher Durst. Und doch lief ich weiter, begegnete Flavius Gracchus, Serapio und Messalina. Sie alle applaudierten mir, ehe ich den Boden unter meinen Füßen verlor und alle Kräfte anstrengen musste, um mich wieder auf den das Pflaster der Straße zu bringen. Dort, unter mir öffnete sich ein lustig sprudelnder Quell. Nymphen winkten mir zu. Liebliche Nymphen, wunderschön angetan in feinen Tuniken aus Seide…Sie reichten mir Wasser... dann verlor sich das Bild und ich schwamm in einem See, dessen Nass ich gierig zu verschlingen suchte, ehe ein Specht aus den Fluten erschien und mir gegen den Schädel hämmerte. *tock *tock *tock. CASCA Ein greifbares Wort und es stand mitten im Raum, ganz nah und irgendwie recht physisch riss es mich aus meinem Schlummer. Ich schreckte sogleich auf, wobei mir unwillkürlich ein scharfer Stich durch Schädel ging und ich erschrocken zischend den Atem einsog, während ich mir einen Handballen gegen die Stirn presste.
“Bona Dea….,“, litt ich dabei deutlich und blinzelte Scipio entgegen, der offenbar erschienen war, um sich an meinem Unglück zu weiden. So zumindest interpretierte ich die Titulierung als 'Weinfass' und die 'leckeren Sachen', die meiner in der Küche harrten. “Ah...nicht so laut…,“ forderte ich weinerlich und musste feststellen, dass mein Magen wieder rebellierte, als das Wort 'Falerner' fiel. Sofort stand das Bild einer Amphore in meinen Gedanken und die imaginäre Sicht auf einen Becher Wein trieb mir erneut die Galle über die Schwelle. “Nicht!“, brachte ich hervor und hob abwehrend eine Hand. Mein aufmerksamer Sklave war sogleich wieder mit dem Eimer an mein Bett getreten, als er merkte, dass ich die Lippen zusammen presste und mich schon ein wenig krümmte. “Mein Herr ist heute in der Tat sehr unpässlich,“, erklärte Muckel blasiert mein Elend und ich nahm ihm vorsichtshalber das Behältnis aus der Hand. “Ach was. Mir geht es schon wieder...“, zischte ich ihm entgegen und blickte dann entschuldigend meinem jungen Verwandten an. “Der Faustianer ist mir nur ein wenig auf den Magen geschlagen. Sonst nichts!“ Eigentlich wollte ich mir ja vor der Familie keine Blöße geben und mich reiflich erholen, doch offenbar war Scipio schneller gewesen.
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Mit dem Kopf noch sturmwölbt lag ich träge auf meinem Bett und presste den eisgekühlten Lappen noch ein wenig fester an meine Stirn. Hinter dieser brodelte noch immer dieser zermürbende Schmerz, welcher zusätzlich auch rhythmisch von Innen gegen die Schläfen klopfte. In meiner rechten Armbeuge geborgen befand sich ein kleiner Eimer, der mir schon seit Stunden gute Dienste leistete und von Muckel in regelmäßigen Abständen geleert wurde. Zu meiner Linken hielt ich ein eingelegtes Gürkchen, welches ich dann und wann in eine kleine Schale Garum stippte, um den köstlich salzigen Geschmack auf meiner Zunge zu verspüren. Es vertrieb den Pelz, der dort gewachsen war. Schmerzlich sinnierend blickte ich dabei zur Zimmerdecke empor, die sich immer noch ein wenig drehte und zählte dabei die feinen Risse Putz. Io, Io Saturnalia, hallte es noch in meinem Schädel nach und ich wünsche mir qualvoll, dass ich mich nicht Hals über Kopf in mehr als nur gefühlte diverse Weinbecher gestürzt hätte.
Alles in allem war es so, dass ich mich – zusätzlich zu meinem Brummschädel – noch peinlich berührt von meinem Auftritt fühlte. Was mochte Scipio nun nur von mir denken? Ich konnte ihm ja nur dankbar sein. Am Ende hätte ich noch beim Klang von lieblichen Zimbeln vor allen Leuten… nein, daran wollte ich gar nicht denken. Während die Momente verstrichen marterte ich mich noch ein wenig mit der Tatsache, dass ich mich wirklich nicht mehr daran erinnern konnte, wie ich in mein Cubiculum gelangt war. Ich seufzte noch einmal tief und tragisch, nur um mich dann ein weiteres Mal über meinen Eimer zu wälzen und diesem meinen nicht mehr vorhanden Mageninhalt anzuvertrauen.Dabei hörte ich gar nicht, wie sich die Tür öffnete und Muckel eintrat.
“Ja, ja. Nach so Feiern geht einem alles wieder durch den Kopf,“ kommentierte er mein Würgen und trat auf meine Lagerstatt zu, nachdem er am Tisch einen Becher Wasser für mich nachgegossen hatte. Diesen hielt er mir entgegen, als ich mich wieder wehleidig, aber erleichtert in die Kissen sacken ließ. “Candace hat prima Makrele. Gut bei Kater. Schön kräftig aus der Salzlake und...“
“Oh Muckel….“, ächtze ich. “Hör auf!“ Für die Köchin und ihre Angebote konnte ich mich im Moment gerade wirklich nicht begeistern. Im Gegenteil. “Mein Magen ist schon von innen nach außen!“
Mein Sklave zuckte mit den Schultern, während er mir das Wasser reichte. Er hatte schon die ganze Zeit so verdammt wenig Mitleid! Dafür aber hatte er noch mehr, denn während ich am Becher einen winzig kleinen Nipp tätigte, zog er etwas unter seiner Tunika hervor. Es war ein zusammengerolltes Stück Papyrus, das er nun entblätterte und mir unter die Nase hielt.
“Solltest du lesen!“
“Kann nich'…,“ presste ich heraus und ließ meinen Kopf auf die Matratze zurück fallen.
Muckel räusperte sich, schüttelte den Kopf und nahm mir die Mühen dann ab. “Societas Claudiana et Iuliana. Dieser Kultverein hat es sich zum Ziel gemacht allen großen Mitgliedern der iulisch-claudischen Kaiserdynastie zu gedenken und zu ehren...“
“Muckel!? Bitte nicht!“
Mein Sklave lupfte eine Augenbraue, sah mich ein weiteres Mal emotionslos an und las weiter. “So gehören bei uns große Prozessionen, religiöse Opfer und verschiedene Feiern...“
“Nein, keine Feiern!“, wimmerte ich ein wenig. “Keine Feiern mehr!“
“Zumindest keine, bei denen man selbst zum Opfer wird!“
Ich wendete mühsam meinen Kopf und schaute meinem Sklaven trostlos entgegen. Dieser las allerdings ungnädig weiter, während ich nicht mehr tun konnte, als noch einmal hilflos an meinem Garum-Gürkchen zu nuckeln.
“Alle ehrenhaften Bürger des Imperiums mögen sich eingeladen fühlen uns einen Brief zukommen zu lassen...““Warum sollte ich das?““….Oooooder persönlich in unserem Vereinshaus vorbei zu schauen...“, übertönte Muckel meinen Einwand. Der Papyrus rollte sich wieder zusammen, als mein Sklave das untere Ende los ließ und er tippte mir mit eben dieser Rolle gegen die Schulter. “Das ist genau das, was du brauchst!“
“Einen Kultverein?“
“Eine Aufgabe! Leute kennen lernen. Beziehungen knüpfen! Engagement zeigen. Zeigen, dass du bereit bist auch einen Teil zurück zu geben!“
“Von was?“ Ich schaute Muckel fragend entgegen, umarmte meinen Eimer noch ein wenig fester. “Ich gebe doch schon alles!“
Kommentarlos nahm mir mein Sklave den Eimer aus der Umklammerung.
“Ich habe mich ein wenig umgehört. Es heißt, dass Marcus Iulius Dives der Magister des Vereins ist und die Vestalin Messalina die erste Vicaria!“
“Messalina?“ Ich richtete mich ein wenig auf. “Das wusste ich ja gar nicht!“ An besagten Iulius Dives erinnerte ich dabei dunkel. Es war derjenige, der beim Sommerfest zu Serapios Verlobung dem Apoll so überreichlich ein Trankopfer dargebracht hatte. Trankopfer! In diesem Moment sollte ich besser nicht daran denken!
“Eben. Es wird Zeit, dass du dich ein bisschen umhorchst und einbringst und dieses Cubiculum auch einmal verlässt. Hier ist sowieso schlechte Luft drin.“
Ich atmete tief ein und dachte nach so gut es ging. Wenn nur dieses gemeine Pochen im Schädel nicht wäre und dieses infame Auswärtsstreben in meinem Magen. “Lass uns da morgen drüber reden, Muckel. Morgen, ja!?“ Ich schloss die Augen und seufzte tief, während ich leidend noch ein wenig sinnierte. Mein Sklave hatte ja doch ein bisschen recht. Vielleicht wäre es nicht schlecht einem solchen Verein beizuwohnen. Es zeigte nicht nur Treue zum Kaisertum und zu kultischen Belangen im Allgemeinen, sondern war vielleicht auch in der Tat eine Sache, bei der man hauchzarte Verbindungen knüpfen konnte. Vestalin Messalina! Eine Decima! Und ein Senator. Und ich- klein und unbedeutend - wenn auch ein ehrenhafter Bürger.“Lies noch mal!“, forderte ich dann. “Aber nicht so laut und ganz langsam!“ Ja, mein Entschluss stand schon fast fest, auch wenn ich über diesem wie so oft an diesem Tag in das Reich der Träume driftete und unter Muckels Lesestimme dann letztendlich gänzlich einschlief.
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Nanu! Scipio tat ja gerade so, als wäre ich ein rasender Mintauros, dem Einhalt geboten werden musste, ehe er sich Horn und Bein ramponierte oder sich gar selbst aus den Legenden tilgte. Oh nein! Ich sah mich nicht volltrunken am Boden, sondern viel eher im Begriff der Festlichkeit entrissen zu werden! Nur schwerlich mit der freien Hand nach der stützenden Schulter meines jungen Verwandten tastend, ließ ich mit der anderen den Becher ein wenig sinken und stierte ihm entgegen. Ich wollte wirklich nicht ins Bett. Nein, wirklich nicht. Ich blickte zu Nelia, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich Angst um mich verspürte. Um mich! Mein holdes Kind. Ein Kind, welches auch sogleich wieder aus meinem Gesichtsfeld entschwand, als ich mich wieder herum drehte und den kräftigen Germanen Broka auf ich zu stapfen sah. Verschwörerisch neigte ich mich ein wenig gen Scipios Ohr. “Pontia hat einen auschgescheichneten vinum dulce eingelagert! Der vertreibt jede Angscht und Scham!“, raunte ich auch sogleich hinein. “Beschtimmt schen Amphoren Mamertinusch und noch ein paar weitere ausch Hischpanien! Die schiend oben! Über dem Balneum!“, nuschelte ich weiter, als ich auch schon gepackt und senkrecht auf meine Füße gestellt wurde. “Die können wir unsch holen!“, sprach ich weiter, um meiner Entführung zu entgehen und ungeachtet dessen, dass ich nunmehr beinahe in der Situation war auf der Stelle abgeführt zu werden. Bett oder Garten und Wasser? Das war unter den gegebenen Umständen eine schwierige Frage, bei der ich mich – nach eine Antwort ringend – an dem Germanen festkrallte. Immerhin schienen meine Beine einen Moment lang aus flüssigem Siegelwachs zu bestehen. “Gaaaarten!“, leierte ich hervor. Dabei winkte ich auffordernd in Nelias Richtung, damit sie folgen konnte.
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Nachdem der Pontifex den Termin und somit meine rechtmäßige Anwesenheit bestätigt hatte, dauerte es auch nicht lange, bis der Quindecemvir Renius eiligen Schritts und leicht außer Atem auf der Bildfläche erschien. Sein Äußeres hatte schon ein paar aristokratisch- markante Züge und er war auch recht groß, sodass ich zu ihm aufsehen musste. Meine eigene Körperlänge war - im Gegensatz zum Verwandtschaftsverhältnis mit Senator Decimus Livianus - immerhin nichts, womit man angeben konnte. Aber dessen vollkommen ungeachtet, war mir dieser Mensch, dem ich auch sogleich vorgestellt wurde, in der Tat gänzlich unbekannt. “Es ist mir eine Ehre!“, antwortete ich nach seinem Gruß, wobei ich ein wenig auf dem Fußballen nach vorn wippte, mein Haupt andeutungsweise neigte und mich darüber diebisch freute, dass ich in der Angelegenheit, in der wir heute hier waren, inkludiert war. Sogleich begann Renius Buteo aber unter schulmeisterlichem Unterton auch die Umstände zu benennen, die eines Pontifex bedurften. Ich lauschte stumm und musste für mich feststellen, dass ich noch nie von einem Mercurius Avernus gehört hatte. Averner, die unter Vercingetorix den Aufstand probten? Ja! Anscheinend tat dies auch besagter Aedituus Tantasius aus Aquitanien insgeheim, der Opferwilligen die Tür wies, wenn sie diesem Avernus allein nichts zukommen lassen wollten. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie der Aeditus auf diese Idee kam, noch wusste ich recht, was das zu bedeuten hatte. Nur Renius hatte gewiss recht, wenn er behauptete, dass der Tempel nun schon so lange stand. Kurz spähte ich zu dessen säulenloser Cella hinüber, die bestimmt schon stand, als Prometheus dem ersten menschlichen Erdenklumpen den Atem in die Nase blies.
Ich nickte, als Flavius Gracchus mir erklärte, dass es sich bei Avernus um einen keltischen Beinamen handelte und dass es nicht tolerierbar sei, dass man aus dem großen Mercurius einen Fremdländer aus der Provinz machte und seine ehrenwerte Mutter verleugnete. Das ging doch zu weit! Das war infam! Und selbst in mir der ich immer noch nicht recht wusste, wie ich das alles einzuordnen hatte, wallte ein wenig spontane Zornigkeit über diesen Umstand auf. Schließlich war ich – selbst wenn ich in Griechenland aufgewachsen war – voll und ganz ein Römer in diesen Belangen. Ja, Mercurius selbst würde es gewiss nicht anders ergehen. “Ich verstehe!“, sagte ich dann und schaute dem Pontifex entgegen. Avernus – Averner – Aquitanien! “Ja, ich verstehe,“ gab ich noch einmal bekannt. “Dann nutzt der Aedituus Tantasius also seine Stellung aus… um… um… keltische Fremdkultur in den Tempel einziehen zu lassen?“ Es war nur eine Mutmaßung von mir und im Nachhinein wurde mir auch klar, dass ich dem guten Mann auch gar nichts unterstellen wollte. Erst recht nicht vor einem Pontifex. Eigentlich hatte ich gar nichts sagen wollen! Aber dennoch kam mir dieser Verdachtsmoment, der intuitiv meinem Munde entfleucht war.
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“Dazu gäbe es für einen kleinen Aufpreis von sagen wir 10 Sesterzen noch dieses Tüchlein mit dem Schweiß des Carbo dazu!“, erklärte mir der dickliche Verkäufer, der sich hinter einer kleinen Armee von Pferdefiguren auf dem Auslagentisch verschanzt hatte. Er streckte mir besagtes Tüchlein entgegen.
“Carbo?“ Ich wendete prüfend die hölzerne und Gold verzierte Quadriga in meinen Händen. Eigentlich hatte ich vor dem recht unspektakulären Mercuriustempel ausharren wollen, doch meine Leidenschaft für die Factio Aurata und Pferdefiguretten hatte mich doch an einen der Stände getrieben. Auch um einen Ausgleich für meinen Caesar zu finden, den ich den Fortuna geopfert hatte. Außerdem war ich wirklich früh dran gewesen und vom flavischen Pontifex hatte noch jede Spur gefehlt.
“Er läuft links. Sotions bester Hengst! Ein wahrer Ausbund an Kraft und Klugheit!“
“Uh!“, erklärte ich nachdem mir der Händler nun mit dem Tuch entgegen wedelte und ich ein wenig in den Genuss des beißenden Odeurs gekommen war, der diesem entströmte. “Ich weiß nicht!“ Ich war ja nicht hier, um Glücksbringer oder dergleichen zu kaufen. Außerdem würde man an derartige Artikel immer wieder dran kommen, denn schließlich wohnte ich ja mit dem Princeps Factionis unter einem Dach.
“Nein, ich nehme nur dieses hier…,“ erklärte ich dann, stellte die kleine Quadriga ab und fummelte einige Münzen aus meinem Geldbeutel, um sie dem Händler zu überreichen.
“Ouh! Ouh!“ Muckel, der noch immer auf der Fischpastete kaute, die er sich an einem Stand unter den Kolonnaden gekauft hatte, knuffte mich in die Seite und deutete kauend mit dem Kopf in Richtung des kleinen Tempels hinüber. “If blaub er pommt,“ Seine Hand deutete auf eine relativ schmucklose Sänfte, der auch in der Tat der Pontifex pro magistro entstieg.
“Sagen wir fünfzig Sesterzen!“, meinte der Händler nun zu mir und forderte wieder meine Aufmerksamkeit ein. “Aurata!!! Das ist vergoldet!“
“Fagen wir dreifig!“ Muckel kaute noch.
Ich seufzte innerlich und schaute immer wieder zu Flavius Gracchus hinüber, während sich die folgende Verhandlung über den Preis noch ein wenig hinzog. Endlich aber war es so weit und ich konnte meinem Sklaven die frisch erworbene Statuette in die Hand drücken und hinüber eilen. Dabei navigierte ich mich an einigen anderen Kaufwilligen und Interessierten vorbei und passierte zum Schluss einen der kultischen Liktoren, welche der Pontifex im Gefolge hatte. “Salve Pontifex Flavius!“, begrüßte ich ihn dann in der Hoffnung nicht von einem der Männer beiseite gedrängt zu werden. “Wir hatten ja einen Termin!“, sagte ich noch schnell aus dem gleichen Grund. Muckel war mir gefolgt, ging aber nun ein wenig auf Abstand.