Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    Ich neigte meinen Kopf leicht dem ihren entgegen, der sich noch an meine Schulter bettete. Von außen betrachtet musste es wohl das perfekte Bild der Zweisamkeit sein und ich wünschte mir, dass es noch zu dieser Stunde in diesem Garten einen Künstler gäbe, der es vermochte genau dieses Bild für die Ewigkeit in Stein zu bannen. Wenigstens ein Bild zu malen, welches noch nach Jahren dazu gemacht war, immer und immer wieder betrachtet zu werden. Doch war dies nur ein frommer Wunsch, auch wenn dieser noch so verlangend war. “Von deinen Nichten habe ich schon gehört,“ sagte ich sinnierend und dachte einen Moment lang an Pina, mit der mich ein großes Abenteuer mit Gefahr für Leib und Leben verband. Doch an den Sklavenaufstand wollte ich nicht mehr denken, denn der Aufruhr, der damals geherrscht hatte, sollte nun nicht den Aufruhr ersetzt werden, der mein Herz gerade jetzt ihn Hochstimmung versetzte.


    “Ja, wir müssen uns gedulden,“ gab ich wehmütig zu, weil Valentina natürlich die Wahrheit sprach. Auch wenn ein jugendlich Drang mich am liebsten sofort auf einen Reisewagen bringen wollte, so musste unser Vorhaben gut durchdacht sein. “Ich denke, dass auch die Tonstrina gut ohne mich zurecht kommt. Quix ist ein findiger, pfiffiger Sklave, der die Geschäfte gut führt und Ulcus ist noch immer begabt in dem was er tut.“ Niemand würde in dem hünenhaften Mann, der breit und schwer war wie einer der Hügel Roms wohl einen talentierten Mann des Rasiermessers vermuten. Dennoch kam mir noch ein anderer Gedanke in den Sinn. “Obwohl ich denke, dass Ulcus uns auf der Reise begleiten sollte. So weit ist Ostia nicht, aber dennoch soll unsere Fahrt nicht durch Wegelagerer gestört werden.“ Welch infamer Gedanke beraubt, verprügelt und generell niedergerungen zu werden. “Wir werden überlegen, wen wir mitnehmen!“, gab ich seufzend bekannt, auch wenn es mir ein liebes Bild war, mich reitend neben dem Wagen meiner Liebsten zu sehen, wie ein Kriegsheld, der seine Beute heimbrachte. Aber nein. Die Realitität war mühsamer als die Fantasie. Wie stets. “Auch der Tempel will gut sortiert zurück gelassen sein,“ äußerte ich den nächsten Gedanken. “Wie wäre es, wenn wir eine Taube opfern?“, wollte ich dann wissen. “Für das gute Gelingen?“

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/quixvfjao.jpg| Quix


    Tatsächlich schien ich die junge Iulia ein wenig verunsichert zu haben, denn es kamen nur flüchtig hervorgestammelte Worte aus ihr hervor und es wirkte mit einem Schlag, als wäre sie ein wenig brüskiert. Ihre Hand fuhr zu ihrem Mund, als wollte sie sich an den Fingernägeln knabbern. Eine Unart, welcher auch in meiner Jungend verfallen war und welche stets auftrat, wenn ich mir in gewissen Dingen unsicher geworden war. Ob dieses Umstandes lächelte ich nun ein wenig scheel und hob nun meinerseits die Hände. “Ich habe dich nicht… also verunsichern wollen…,“ beeilte ich mich zu sagen, auch wenn es nun schon fast ein wenig zu spät erschien. Vielleicht hatte ich die Liebe im Allgemeinen ein wenig zu sehr gepriesen und mich mit meinen Aussagen einen oder zwei Schritte zu weit vorgewagt? “Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, also verzeih‘ bitte meine Worte!“, ließ ich dann noch schnell folgen, als mich ein anderer Umstand ablenkte. Genau genommen war es kein Umstand, sondern mein Sklave Quix, der etwas hastig auf mich zu eilte. Dies konnte nur eines bedeuten: Valentina war auf dem Weg zu mir!


    “Wo ist sie?“, rief ich ihm entgegen, doch der Sklave sprach erst, als er schon beinahe vor mir stand. Er wirkte gehetzt und deutete nun schräg hinter sich. “Sie ist dort drüben, Dominus! Ich wollte schon vorauseilen, doch die Herrin hat gewollt, dass ich...“ Mit einer Handgeste würgte ich die weiteren Worte des Mannes ab und hob meinen Kopf, um in die angedeutete Richtung zu spähen. Tatsächlich. Dort stand sie! In den Traum eines Gewandes gehüllt, welches ihre Anmut nur unterstreichen konnte. Meine Rose! Mein Herz tat einen recht kräftigen Schlag und ich lächelte unter diesem Schlag über das ganze Gesicht. “Dort ist sie!“, stellte ich die soeben getätigte Feststellung in den Raum, um diese sowohl für mich als auch für Iulia Stella zu verbalisieren. Das machte es doch gleich ein ganzes Stück realer. Ich hob meine Hand ein weiteres Mal, um meiner Geliebten zu zu winken, ja, sie gar heranzulocken! “Eil‘ dich Quix und bringe sie zu mir!“, befahl ich schleunigst, denn die Etikette verlangte wohl, dass ich Stella nun nicht einfach stehen ließ. Der Sklave machte auf dem Absatz kehrt und lief zu Valentina zurück, um dieser meinen Wunsch mitzuteilen.

    Ich konnte uns schon sehen. Irgendwo am Strand. Vielleicht in der Nähe von Ostia. Nicht dass ich es nicht schätzen würde an einen würdigeren Ort zu reisen, doch erschien Ostia mir sehr nah. Nah genug um möglichst bald aufzubrechen und auch um schnell anzukommen, um die Hand meiner Geliebten zu ergreifen und vor den Göttern zu schwören, dass ich sie stets lieben würde. Etwas verträumt lächelte ich dabei, wohl auch noch ob meiner eigenen Worte, welche nicht einmal weit hergeholt waren. Mit Valentina als Frau, die die schöneste Frau von ganz Rom war, hätte ich in der Tat zum ersten Mal über einen der ruhmreichen Decimer triumphiert. So sehr, dass der Stolz in meiner Brust rührte und sich die Gedanken in die höchsten Höhen aufschwingen wollten. Noch fühlte sich das zarte Knie unter meiner Hand, welches ich unablässig streichelte und von dem ich erst ablassen musste, als mich ein neuerlicher süßer Kuss traf, den ich gerne genoss und den ich noch einen Moment nachschmeckte.


    Ich liebte das gütige Lächeln auf Valentinas Lippen und meine Blicke folgten ihr unablässig, während sie sich sodann erhob um sich neben mich zu setzen und mir somit noch näher zu kommen. Ja, auch ich konnte bereits die Möwen hören und sie sachten Klänge des Glücks, welches an unsere Gestade schwappte. Ob es zu früh war mir die Kinder zu imaginieren, welche mit Gewissheit schon in wenigen Jahren durch diesen schönen Garten tollten? War es zu hoch gegriffen? “Auch mir bedeutet es sehr viel. Ich muss gestehen, dass ich derartiges noch nie zuvor gespürt habe!“, gab ich unumwunden zu. In Bezug auf eine würdige Dame aus einem guten, römischen Hause war dies die reine Wahrheit, denn Sklavinnen, so wusste man, zählten in keiner Weise und vielleicht war es auch keine Liebe, die einen Mann mit ihnen verband. Nicht in einem römsichen Sinne. Nicht in diesem Sinne, den ich nun von meinem Herzen ausgehend verspürte. Meine Hand fand wieder auf das liebreizende Knie und die andere zärtlich an Valentinas Wange, während ich mich neuerlich zuwandte. Nur noch einen Kuss von diesen wundervollen Lippen wollte ich stehlen, doch wollte ich nicht zu forsch erscheinen. Auch wenn meine Hand bereits ein wenig von ihrem Knie abrückte, um den Oberschenkel hinauf zu streifen. Dennoch hoffte ich dass diese Geste nicht die nötige Zucht vermisste. “Oh Valentina!“, seufzte ich schwer. “Am liebsten würde ich bereits morgen mit dir ans Meer reisen!“ Da dies kaum möglich war, erfasste mich nun eine gewisse Schwere.
    “Doch ich sehe bereits Tage bis dahin ins Land fließen und ich verspreche dir, ich werde alles tun, damit diese nicht zu lang werden!“ Vor meinem inneren Augen tauchten breits die Geschenke auf, die ich meiner Geliebten zu machen gedachte, damit sie die glücklichste Verlobte der Stadt werden würde.

    Ich nickte beflisstlich, als Iulia Stella meinte, sich für mich zu freuen. Dabei klangen ihre Worte auch recht ehrlich, was mich ein wenig unverhohlen den Hortensienbusch anlächeln ließ. Es war wirklich ein Geschenk der Götter, wenn man jemanden gefunden hatte, an den man bereits morgens denken konnte, sobald man nach einem Besuch in Morpheus Reich die Augen aufschlug und wieder an dieser Welt teilnahm. Zudem versüßte es alles. Wein und Speisen und auch mein geliebter Ovid hatte durch den Gedanken an Valentina noch mehr Würze als noch vor einigen Jahren. Ich war ehrlich verliebt und hatte mir bisher auch noch keine Gedanken um die familiären Interessen gemacht. Seit Faustus schon so lange auf einer unbekannten Mission war und Scipio verstorben gab es in meiner unmittelbaren Umgebung niemanden mehr, der mir irgendwelche Vorschriften machen konnte. Selbst mein Onkel war mir ein wenig fern geworden und mitunter fühlte ich mich in der Casa recht allein. Allein bei dem Gedanken daran hätte ich beinahe schwer geseufzt, doch ersparte ich es der reizenden Iulia einen Hauch von Kümmernis an mir zu erblicken.


    Stattdessen lauschte ich ihren Worten, welche kundtaten, dass auch sie bereits in zart gewobenen Banden steckte. Ich lächelte ihr entgegen. “Sofern die erste Spur schon vorhanden ist, wird bald ein breiter Weg daraus werden!“, äußerte ich mich ein wenig kryptisch. “Ich meine, die Liebe ist ein feines Band, welches gestärkt und genährt werden will.“ Sofern die Dame denn den Mann überhaupt liebte. Doch etwas war an ihr, was diesen Gedanken bestätigte. Ich wollte nicht nachfragen, wer denn der Glückliche war, denn das wäre wohl wenig angemessen gewesen. Immerhin wollte ich Stella ja weder neugierig erscheinen noch brüskieren. “Ich meine… manchmal gehen gewisse Dinge schneller als man denkt,“ sagte ich deshalb ein wenig ausweichend. “Und Gelegenheiten müssen ergriffen werden, wenn man es noch mehr beschleunigen möchte. Mein geliebter Ovid sagte einst, aus einem schlaffen Bogen fliegt kein Pfeil… weshalb ich es für sicherer hielt, immer, nun ja, gespannt zu sein.“ Ich grinste ein wenig Stella entgegen. Natürlich in der Hoffnung mit meiner Bemerkung nun nicht zu weit gegangen zu sein und ebensowenig als eine Art Aushilfsamor dazustehen, der gute Ratschläge erteilen wollte.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk//[Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Einen Moment lang schaute ich den Sklavenhändler an, als wäre er soeben dem festen Boden unter unseren Füßen entstiegen. Wollte er mir etwa unterstellen ich wäre ein unehrenhafter Mann, der sich mit einer unbezahlten Sklavin aus dem Staub machen würde? Seine beschwichtigenden Gesten machten das Ganze auch nicht besser und mein Mund verzog sich zu einem abfällig Ausdruck der Angewidertheit. Dann schweifte mein Blick zu Ulcus, dem zugetraut wurde, dass er den Gehilfen des Händlers einfach so niederschlagen würde. Meines Wissens war der Hüne jemand, der sogar Fliegen in Bechern und Gläsern fing, um sie wieder in die Freiheit zu entlassen und neben seiner Statur war im Grunde genommen rein gar nicht Gefährliches an ihm. Flüchtig dachte ich daran, mein Geld wieder an mich zu raffen und dem Händler auf alle Zeit Adieu zu sagen, natürlich ohne seine Waren gekauft zu haben, doch entschied ich mich nach einem Seitenblick auf die Sklavin dagegen. Sie war ein wirklich hübsches Geschöpf und hatte es gewiss nicht verdient noch länger in der Obhut dieses Schergen zu bleiben. Dennoch wollte ich mich von einem stinkenden Mann wie Tuff Tuff nicht zum Narren halten lassen.


    “Nun gut!“, stellte ich in den Raum. “Mein Sklave wird mit deinen Männern zur Casa Decima gehen!“, erklärte ich. Ein und den selben Weg mehrfach zu beschreiten kam für mich überhaupt nicht infrage. Zumal mein Knie nicht besonders wohlgelitten war und mit das Laufen generell recht schnell Schmerzen verursachte. “Ich werde hier bleiben und mich mit meinem neuen Beistz unterhalten!“ Um mein Vorhaben auch weitergehend zu verdeutlichen, ließ ich mich neben dem Händlerstand auf einem großen Stein nieder und streckte seufzend mein Bein aus. Zeitgleich winkte ich die Sklavin herbei, während sich sah, dass Muckel die Augen verdrehte. Doch Botengänge waren ihm nichts Neues und Dank dem Fleisch im Brot war er nun auch gestärkt genug, um den Weg auf sich zu nehmen. “Der andere Sklave wird bei mir bleiben!“, erklärte ich weiterhin und stellte zufrieden fest, wie Ulcus sich neben mir aufbaute. Händlern war nicht zu trauen und offenbar sah Ulcus trotz all seiner Einfalt genauso.

    Es freute mich sehr, dass die Iulia bereit war, mit mir ein wenig durch den Garten zu wandeln, denn in der Tat war das schiere Herumstehen nach einer Weile nicht nur anstrengend, sondern auch langweilig. Als sie schließlich zustimmte, deutete ich in eine Richtung setzte mich in Bewegung. Schlendernd, was wohl eine Gangart war, die nicht nur meinem Knie, sondern auch der Konversation zuträglich war. Ich lächelte der Iulia entgegen. Sie war wirklich reizend und überaus ansprechend, doch im Vergleich zu meiner Valentina wirkte sie für mich ein wenig blass. Nicht blass im Sinne von farb- oder gar reizlos, sondern im Vergleich zu Valentinas großartiger Wirkung auf mich. Noch einmal konnte ich nicht anders, als mich nach meiner Geliebten umsehen, nicht jedoch ohne mir gewisse Sorgen zu machen. Doch Ulcus war zuverlässig und kaum einer, der bei Verstand war, würde es auf offener Straße wagen ihn anzugreifen. Ihn oder meine Geliebte. Auf diese sprach mich Stella dann auch sogleich an. Ob ich schon so eine Rose gefunden hatte?


    Augenblicklich erstrahlte ein verzücktes Lächeln in meinem Gesicht. “Oh ja, Fortuna war so gnädig und hat mir eine solche Rose geschenkt!“, erklärte ich unsagbar glücklich und ebenso unumwunden. “Und ich kann sagen, dass ich die Dornen nur dann verspüre, wenn sie nicht in meiner Nähe ist!“ Ich seufzte verliebt, bis ich mich daran erinnerte, der jungen Iulia nun vorkommen zu müssen wie ein hoffnungsloser Schwärmer. “Wir werden heiraten!“, fügte ich dennoch an und lächelte ein wenig verlegen. “Doch es ist wohl nicht angebracht, einer schönen Frau von einer anderen vorzuschwärmen.“ Dabei war sie es gewesen, die mich darauf angesprochen hatte, doch wollte ich der herrschenden Etikette auch keine Abfuhr erweisen, indem ich nicht darauf hinwies, dass auch Stella ein durchaus ansprechendes Wesen war. “Und was ist mit dir?“, wollte ich dann wissen. “Gibt es auch da schon einen glücklichen Gärtner?“ Meine Hände legte ich auf den Rücken und betrachtete dabei einen üppigen blauen Hortensienbusch.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Muckel hatte etwas hektisch in der Geldbörse gekramt, doch wie ein jeder wusste, konnte noch so intensives Kramen bewirken, dass sich Geld heimlich vermehrte. Also schaute ich die Sklavin entschuldigend an, während mich Tuff Tuff drauf hinwies, dass die Ware vom Umtausch ausgenommen war. Dies allerdings entsprach wohl nicht dem Recht, welches auf dem Sklavenmarkt herrschte. Also schlich sich etwas Zorn in meine Miene, mit welcher ich nun den apart müffelnden Mann bedachte. Dennoch war ich aufgrund der fehlenden Sesterzen wohl nicht in der Lage, hier weiterhin zu verhandeln. Also straffte ich ein wenig meine Haltung und drückte Ulcus meinen Fleischspieß in die Hand, damit dieser gut darauf achtgeben konnte. “Du weißt Händler, dass mit keiner Silbe erwähnt worden war, dass deine Ware vom Umtausch ausgeschlossen ist! Dafür gibt es auf diesem Markt mannigfache Zeugen und du willst doch wohl nicht erzählen, dass du für die Qualität deiner Sklaven keine Gewähr übernimmst?“


    Muckel drückte mir nun das Geld in die Hand, welches ich an Tuff Tuff weiter reichte. “Hier hast du siebenhundert Sesterzen als Anzahlung. Wenn du mir einen deiner Männer mitgeben würdest, sodass er mir zu Casca Decima Mercator folgen kann, so werde ich ihm die restlichen Sesterzen aushändigen.“ Wieder lächelte ich etwas entschuldigend der Sklavin entgegen, die nun wirklich den Eindruck vermittelte, dass sie noch viel länger auf dem Podest stehen wollte. “Dafür wäre ich bereit wirklich auf mein Umtauschrecht zu verzichten!“, stellte ich dann wieder in Richtung Sklavenhändler in den Raum. Muckel nickte dazu, doch war dies wohl ohne Bedeutung. “Keine Sorge, mein Kind!“, sprach ich wieder zur Sklavin, die von so nahmen wirklich als sehr hübsch erschien. “Wir haben das alles gleich geregelt.“

    Der Sklavenhändler hatte eifrig die Auktion geleitet und nun ruhten meine Blicke beständig auf ihm. In mir war immerhin der Ehrgeiz erwacht, dieses Spektakel für mich zu entscheiden, gegen allen Widerstand der Gegner, wobei ich gestehen musste, dass die Sklavin dabei beinahe schon zur nebensache degradiert wurde. Erst als Tuff Tuff die erlösenden Worte sprach, dass ich nun der Besitzer der jungen Frau war, atmete ich erleichtert auf und nickte meinem Kontrahenten siegreich entgegen. Den Moment davor hatte ich noch gebraucht, um mich auch wirklich zu vergewissern, dass ich der Gewinner war. “Haben wir denn auch so viele Sesterzen dabei?“, wollte ich im Flüsterton von Muckel wissen. Dieser begann nach der kleinen Geldkatze an seinem Gurt zu greifen und klammheimlich die Münzen zu zählen.


    Unterdessen bewegte ich mich näher an das Podest heran und hob die Blicke wieder der Sklavin entgegen. Sie hatte wirklich eine schöne Figur und liebliches Anlitz, sofern ich dies beurteilen konnte. Wie ich schon einmal angedacht hatte, benötigte sie jedoch gewiss ersteinmal ein Bad. Gewiss auch ein wenig Nahrung, denn als Decimer wollte ich mir nicht nachsagen lassen, dass meine Sklaven Not litten und in der Casa Decima Mercator verschmachten mussten. Obwohl… man musste eigentlich nur Ulcus anschauen, um zu wissen, dass niemand bei uns zu kurz kam und bei genauerer Betrachtung hatte auch Nepomuk ein winziges Bäuchlein angesetzt. Doch war dies nichts, was ein wenig Training in einer der Thermen nicht wieder glattbügeln würde.


    “Ich wünsche sie sogleich mitzunehmen!“, erklärte ich dem Sklavenhändler und bedeutete mit einem Wink einer seiner Schergen, sie herunterzuführen. Muckel unterdessen war mir gefolgt. “Wir haben nur siebenhundert!“, raunte er mir ins Ohr, was mich die Stirn runzeln ließ. “Keine Sorge, mein Kind!“, sprach ich dann die Sklavin an, wobei ich mich nun wieder um ein Lächeln bemühte. “Du hast nun einen neuen Herrn und ein neues Heim!“ Zur Not musste mich eben einer der Handlanger bis nach Hause begleiten, wo ich noch ein wenig Geld in einer meiner geheimen Truhen untergebracht hatte.

    Dass die Dame nun die Worte meines Sklaven ignorierte, fiel mir überhaupt nicht auf, denn in meinem Überschwang hatte ich nun einmal selbst zu reden begonnen. Überhaupt tat ich nichts lieber, als über meine Leidenschaften zu reden. Gerade Wein kam mir da sehr recht, doch wäre es bestimmt auch interessant die weibliche Einstellungen über Pferdefigurinen und Münzen zu hören. Frauen waren dabei allerdings zumeist sehr zurückhaltend, weshalb ich mich entschloss, diese Themen dann doch zu umgehen, zumal die Iulia nun meinte, dass der Hausherr sehr auf die Qualität des Weines achtete. “Ein guter Wein ist doch wie eine Visitenkarte des Hauses,“ stellte daraufhin fest. “Ist der Wein schlecht, so kommen manche Gäste niemals wieder!“ Besonders dann, wenn der Wein überlagert oder gekippt war. Das war scheußlich und eine richtige Verschwendung von edlen Trauben. Als Stella meinte, eine Dame könne sich beim Weingenuss blamieren, nickte ich beflissen. Davon konnte ich nämlich mehrere Liedchen singen und doch war mir das Vergnügen noch nicht vergangen. “Du hast recht und ich denke, auch ich sollte das auf diesem Fest fortan tun. Es gefällt mir viel zu sehr, als dass ich hier trunken einherschreiten möchte. Mit zu viel des alkoholischen Geistes in den Adern ist auch alles recht schlecht zu genießen.“ Meine Worte waren von Bescheidenheit durchdrungen, auch wenn ich nur zu genau wusste, dass ein Zuviel von Wassers in meinem Getränk nicht passte.


    Dann allerdings sagte Stella etwas Interessantes über die Frauen der Iunii und ich musste leise lachen. Ein Lachen, dass schließlich in ein Lächeln mündete. “Das ist doch gerade das Besondere an Frauen!“, gab ich bekannt. “Egal welcher Gens sie entstammen, sind mir jene lieb, welche es den Rosen gleichtun. Jene, welche über die meisten Stacheln verfügen und auch die dunklen Tage überlegen, tragen zumeist die allerschönsten Blüten!“ Ich seufzte schwer und dachte an Valentina. Wo blieb sie nur? “Doch ich bedanke mich für die Warnung!“, stellte ich dann noch immer lächelnd in den Raum, ehe ich etwas wage in den Garten deutete. “Vielleicht können wir ein paar Schritte gehen und du erzählst mir etwas über den Garten?“, wollte ich dann Stella animieren. Muckel deutete mir an, dass er Stylus und Tabula bereits wieder parat hatte, doch ich deutete ihm mit einem leichten Kopfschütteln an, dass es noch etwas zu früh war. Immerhin hatte Stella meine kleine Einladung ja noch gar nicht angenommen.

    Ich bitte meine Abwesenheit in den letzten Tagen zu entschuldigen. Auf Arbeit gehen gerade die Pferde durch und es gibt recht viel zu tun. Das wird auch noch nächste Woche anhalten. Ich bemühe mich dennoch zeitnah die Posts hinzubekommen.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk


    Ich stutze kurz, als die Worte der Dame mich erreichten und diese nun zu lachen begann. In der Tat hatte ich wohl vollkommen vergessen, dass ich mich bereits vorgestellt hatte. Dann lachte auch ich fröhlich. “Viel weniger der Knoblauch als vielmehr der wunderbare Wein ist es, der wohl mein Gedächtnis umwölkt!“, erklärte ich auch weiterhin sehr heiter. “Dein Cousin und überhaupt die Iulier haben einen wunderbaren Weinkeller. Ich hatte bereits das Vergnügen mit einem schönen Massiker und einem wundervollen Falerner.“ Ich grinste fröhlich vor mich hin. “Und du kannst froh sein, dass es nur Nepomuk war, der dich auf deinem Weg touchierte. Ich besitze noch einen Sklaven, der groß ist wie ein Berg und ebenso schwer. Man könnte meinen, ein Gladiator sei an ihm verlorgen gegangen, doch hat er das Gemüt eines Holzfällers und einen ebensolchen Verstand.“ Ich blickte zu Muckel hinüber, der nun ein wenig schuldbewusst dreinschaute. “Verzeih‘ mein Ungeschick!“, wagte er dann aber in Stellas Richtung zu sagen und er deutete eine kleine Verbeugung an. “Caesoninus erwähnte gar nicht, dass er eine so wunderbare Cousine hat!“, sagte ich schwungvoll. “Das hat er glatt unterschlagen.“ Charme quoll aus meinen Worten hervor, die aber durchaus ernst gesprochen waren.

    Ich nickte beflissen, als mir mein Gegenüber noch einmal bestätigte, dass die hiesige Coqua gerne mit Knoblauch hantierte, was gewiss keine Schande war. Viel eher würde ich mir wünschen, dass unsere Köchin auch einmal so reichlich nutzte. Dennoch konnte ich einer derartige Speise meiner Umgebung nicht ständig antun und auch Valentina würde es wohl nicht zu schätzen wissen. “Knoblauch ist für mich schon fast so etwas wie das fünfte Element!“, scherzte ich fröhlich. “Nur sollte man ihm im Dienst nicht allzu überreichlich genießen. Ich bin Aedituus im Minervatempel am Forum Nervae und möchte nicht Gefahr laufen, dass all die Opferwilligen flüchten.“ Ich grinste unter meinen Worten. “Außerdem bin ich der Stellvertreter des Magisters in unserer Societas Claudiana et Iuliana und ich kann nur hoffen, dass diese wieder genauso erfolgreich wird, wie mein Sägewerk in Mantua und meine Tonstrina hier in Rom, in der Nähe des Forums!“ Meine Stimme klang noch immer beschwingt, denn wenn es etwas gab, worüber ich gerne redete, so war ich das. Dennoch fiel mir nun ein etwas größerer Faut Pas auf. “Mein Name ist übrigens Decimus Casca!“

    Sie war eine Cousine des Gastgebers? Ich lauschte auf. “Oh. Von Iulius Ceasoninus!?“, gab ich mir. “Ich war ganz angetan von seiner Einladung. Wir haben uns in der Societas Claudiana et Iuliana kennen gelernt und wir haben einige Pläne!“, erklärte ich dann. “Ein wundervolles Fest!“, entkam es mir dann lobend und ich deutete ein wenig herum. “Es wurden wirklich weder Kosten noch Mühen gescheut und der Wein und das Essen sind wirklich fantastisch.“ Ich lächelte wieder. “Besonders die Knoblauchmuscheln. Unsere Coqua macht sie mit weniger Knoblauch, weshalb ich hoffe, dass dieser nun nicht allzu sehr… nun… ins Gewicht fällt.“ In Wirklichkeit war bestimmt davon auszugehen, dass auch noch am morgigen Tag meine Umgebung ihre helle Freude an meiner reichlichen Speise hätte.

    Der schlaksige Hüne hatte mir ebenfalls entgegen gesehen und etwas Kampfeslust schillerte in seinen Augen. Offenbar waren wir nun Gegner in diesem Schauspiel und innerlich wappnete ich mich schon, denn es würde ein recht Kostspieliges werden. Meine Aufmerksamkeit war dann aber wieder beim Sklavenhändler Tuff Tuff, der meinte keinen Murks zu verkaufen. Dass er mich als Edelmann ansprach, schmeichelte mir sehr und ich lächelte darüber fröhlich, obwohl ich ob des anderen Bieters noch ein wenig in Harnisch war. Dann aber sollte die Sklavin vortreten und verkünden, welche Künste sie beherrschte. Noch immer empfand ich sie als schön und ansehenswert und auch jetzt schien sie nicht im Mindesten eingeschüchtert zu sein, denn sie ergriff das Wort und verkündete in verständlichem Latein, dass sie meine Sprache spreche. Das war schon einmal eine gute Voraussetzung, wie ich fand. Auch hatte sie schöne, zierliche Knöchel, was ich von meinem Standpunkt auch gut sehen konnte.


    Also nickte ich geflissentlich, während meine Sklaven neben und hinter mir weiter an ihrem Fleisch im Brot kauten. Ich allerdings lauschte der Sklavin weiter, welche auch verkündete, dass sie sich auf Hausarbeiten verstehe. Nähen, und das zur vollsten Zufriedenheit. Ich war verzückt, das musste ich gestehen. Auch Frisuen, so meinte sie, sollten kein Problem darstellen, immerhin sei sie sehr kreativ. Wie wunderbar. Vor dem inneren Auge konnte ich meine Valentina bereits mit der schönsten Haarpracht ganz Roms sehen, was unabdingbar war als Gattin eines Tonstrina-Besitzers! Ich nickte wieder und brüllte dann: “SIEBENHUNDERT!“ Lautstark schmetterte meine Stimme gen Podest.


    “SIEBENHUNDERFÜNFZIG!“, grölte nun auch mein schlaksiger Widersacher und er hatte sogar noch den Arm erhoben. “ACHTHUNDERT!“, schmetterte ich zurück, wobei ich wutentbrannt in seine Richtung starrte. “ACHTHUNDERZWANZIG!“, meldete sich nun eine weibliche Stimme von weiter hinten zu Wort. Offenbar war die Dame recht klein, sodass ich sie nicht auf Anhieb ins Visier nehmen konnte. “ACHTHUNDERFÜNFZIG!“, schrie ich wieder, reckte erneut den Fleischspieß in die Luft und wartete ab. “KANN SIE TANZEN UND SINGEN?“, wollte jemand anderes aus der Menge wissen. Mir war das egal. “ACHTHUNDERSECHZIG!“, setzte ich lautmalerisch nach und wurde von Muckel angestoßen. “Du überbietest dich selbst!“, raunte er mir zu und mein Augenmerk ruckte in seine Richtung. Ach ja, das stimmte ja. “ACHTHUNDERTACHTZIG!, röhrte der Schlaksige. Ich nickte Muckel bestimmt zu. “Nun nicht mehr!“, stellte ich entschlossen fest. “NEUNHUNDERT!“, rief ich dem Sklavenhändler entgegen und schaute dabei fordernd drein. Muckel zuckte mit den Schultern und biss wieder in sein Brot.

    Während ich mich noch an den Muscheln gelabt hatte – natürlich hatte ich auch das Garum dabei nicht vergessen – frönte ich noch ein wenig dem Wein und schaute mich dabei um. Muckel stand neben mir, bereit den Teller mit den nunmehr Schalen an die zuständigen, vorbeieilenden Sklave weiter zu reichen. Auch er trank immer wieder von dem Massiker, den ich ihm überlassen hatte und trotz seines dunklen Teints konnte man meinen, er hätte recht rosige Wangen bekommen. Der Blick gen Sonne zeigte mir auch, dass es inzwischen Zeit war, dass meine Geliebte eintraf, doch ließ diese noch auf sich warten. Ob es wohl an der Zeit war, sich Sorgen zu machen?
    Um dem ein wenig vorzubeugen, machte ich mich nach dem Mahl wieder auf den Weg, denn sicherlich gab es noch recht viele Eindrücke, welche aufgenommen und niedergeschrieben werden wollten. Muckel, inzwischen wieder ohne Weinbecher, folgte mir auf Schritt und tritt, als ich durch die Menschenmenge flanierte, mit lässig auf den Rücken gelegten Armen. Dabei nickte ich mal dem einen, mal dem anderen zu. Am Brunnen blieb ich wieder stehen, um ihn zu betrachten, dann machte ich mich auf und stieß unverhofft auf eine junge Dame (Iulia Stella), welche wohl soeben noch in ein Gespräch verwickelt schien. Doch eigentlich war es nicht ich, der auf sie traf, sondern mein Sklave, der mit einigen Notizen beschäftigt, einfach gegen die junge Frau gelaufen war und sie somit mit der Schulter touchiert hatte. Muckel schreckte auf, blickte ebenso entschuldigend wie betroffen drein, als ich es aber letzten Endes war, der das Wort ergriff. “Verzeih‘ meinem ungeschickten Sklaven!“, bat ich eilig. “Mitunter kann er ein arges Trampeltier sein!“ Muckel trat einen Schritt beiseite und verneigte sich leicht. Ich lächelte freundlich und auch ein wenig neugierig. “Mein Name ist Decimus Casca,“ erklärte ich, unwissend darüber, dass mich noch ein recht zartes Knoblaucharoma umwölkte, welches von den Muscheln stammte. “Es ist mir eine Freude!“ Ob es für die junge Frau auch eine Freude war, musste sich noch herausstellen.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Was meine Augen dort auf dem Podest erblickten schien alles in allem recht gefällig zu sein. Am meisten jedoch gefiel mit das Lächeln, welches ein wenig fatalistisch und zugleich ein wenig herausfordernd war. Meine Menschenkenntnis wollte mir suggerieren, dass es sich um eine Sklavin handelte, die keineswegs gebrochen war und in der noch eine Menge Leben steckte. Dies war ja immerhin wichtig für die Arbeit, die sich verrichten sollte. Zwar war mir noch nicht sonderlich klar, welche das sein sollte, doch sie gefiel mir wirklich, sodass sich schon irgendwas finden würde. Vielleicht konnte sie meinem Muckel zur Hand gehen und sich ein wenig um mein Wohlergehen kümmern, was nicht immer eine leichte Aufgabe war. Besoders imgaginierte ich mir bereits ihre zarten Hände an meinem Knie, um diesem Entlastung zu verschaffen. Muckel war dabei ja arg grob und kannte wenig Feingefühl.


    “Ihr Lächeln ist schön!“, kommentierte mein Sklave meine Gedanken und ich nickte schlicht. Dann lauschte ich den Worten des Tuff Tuffs, der herzhaft in eine Knoblauchzehe biss und wahrscheinlich bereits jetzt auf diese Weise die Insekten im Umkreis von zehn Metern abwehrte.
    Nachdenklich biss ich in ein Fleischstück an meinem Spieß, während der Mann nun sein fabelhaftes Angebot an den Mann bringen wollte. Eine Gallierin! Ich verzog anerkennend den Mund und unterbrach so kurz mein Kauen. Obwohl. Gallier waren ja dafür bekannt nicht sonderlich arbeitswütig zu sein. Sie sollten stur und störrisch sein und in der Freizeit besangen sie heimlich ihre Freiheit und Brüderlichkeit. Lucius Gemmius hatte ein paar Gallier. Gerade neulich hatte erzählt, welche Probleme sie mit sich brachten. Doch eine gallische Frau? Ich runzelte die Stirn. Sie waren bestimmt nicht so garstig wie die Germaninnen, die nach Schafsfett und Kuhstall riechen sollten, während sie einem Mann mit einer Axt den Schädel spalteten.


    Schön war die Gallierin dort oben auf jeden Fall und sie machte auch nicht den Eindruck, als würde sie mordend durch unsere Casa ziehen wollen. Waschen, kochen oder für das Bett. Da wird bereits eine gute Wäscherin hatten und auch die Coqua eine hervorragende Arbeit leistete, blieb meine Aufmerksamkeit an diesem letzten Punkt hängen. Allerdings nicht allzu lange, da ich es als unschicklich empfand einen armen Menschen auf einem Markt bereits in Kissen drapiert zu sehen. Auch wenn die Vorstellung etwas hatte. Durchaus, durchaus… “Nur 600 Sesterzen!“, riss mich mein Sklave mit vollem Mund aus den Träumen. Ich schüttelte flüchtig, ja, gar fast kaum merklich den Kopf, seufzte leicht meine Fantasien davon und konzentrierte mich wieder auf die anderen Verwendungsmöglichkeiten. “SECHSHUNDERT!“, brüllte ich dann kurzentschlossen, hob die Hand mit dem Fleischspieß in die Luft, um anzuzeigen, dass niemand anderes als ich der erste Bieter war. “SECHSHUNDERTFÜNZIG!“, schrie dann ein hochgewachsener, schlakiger Mensch schräg hinter mir, sodass ich mich ein wenig pikiert zu ihm herumdrehte.


    Aber gut. Vielleicht ließ sich ja noch etwas über das Geschöpf auf dem Podest in Erfahrung bringen, ehe ich den infamen Kerl überbot. “VERSTEHT SIE SICH AUF UNSERE SPRACHE? VIELLEICHT AUF FRISUREN ODER NÄHARBEITEN?“, wollte ich lautstark wissen. Das wäre vor allem für Valentina gut zu wissen, der ich mittlerweile so viel Stoff geschenkt hatte, dass ihre Schneiderin wohl kaum noch mit der Verarbeitung nachkam.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Ein war ein warmer, für mich fast drückender Tag und die Sonne, die sich immer mehr dem Zenit näherte, machte es nicht wirklich besser. Mal wieder war ich auf der Straße und suchte mir gemeinsam mit meinen Sklaven Nepomuk und Ulcus meinen Weg über den Markt. Mein treuer Gehstück leistete mir dabei treue Dienste, auch wenn es meinem Knie im Augenblick an nichts zu fehlen schien. Muckel hatte auf dem Weg erwähnt, dass er Hunger gehabt hatte und somit hatten wir an einer neuen Garküche halt gemacht, die mit besonderen Kostbarkeiten Kunden in ihre Nähe spülen wollte. Bei uns war es ihr gelungen und meinen Sklaven hatte es sehr gefreut, dass es auch hier das ‚Fleisch im Brot‘ gab, welches er bereits zuvor bei den Trajansmärkten schon einmal gekostet hatte. Ich hatte ihm eine extra-große Portion gekauft und eine Ulcus gleich eine Doppelte, um für den Rest des Tagen mit flauen Befindlichkeiten in Magengegenden verschont zu bleiben. Mir selbst hatte ich ebenfalls eine Köstlichkeit gegönnt, welche ‚Allerlei am Spieß‘ hieß, was mehr oder weniger ein Spieß mit Fleisch, Gemüse und Käse war, den ich nun in der Hand hielt, um mit den Sklaven um die Wette zu schmatzen. So näherten wir uns immer weiter den Ständen der Sklavenhändler, die wie stets laut rufend und werbend ihre Ware an den Mann oder die Frau zu bringen versuchten.


    Schon seit einer Weile liebäugelte ich damit, eine Sklavin zu erwerben, doch war ich im letzten Moment ein jedes Mal von dem Vorhaben zurück getreten. Die Sklavin sollte ein Geschenk für Valentina zur Verlobung werden. Ich dachte dabei an eine kleine Schönheit, schlank, beredt, loyal und mit flinken Händen, um kunstvolle Frisuren und dergleichen zu zauben. Ulcus und Quix konnte ich meiner Geliebten unmöglich zumuten! Allerdings wollte ich auch nicht, dass meine Geliebte beschämt dachte, dass ich ihre Haartracht nicht mochte oder auch nur den Hauch einer Kritik an ihrem Äußeren hegen würde. Das tat ich nämlich gar nicht. Also hatte ich mir insgeheim gedacht, dass ich ja mir selbst eine Sklavin kaufen könnte, um diese – nach und nach – in den Besitz Valentinas übertreten zu lassen.


    An diesem Tag war der Händler Tuff Tuff besonders laut und vielleicht lohnte es sich ja, bei ihm vorbeizuschauen. Zumindest waren wir nun hier und konnten wenigstens ein paar Blicke werfen. Darüber hinaus war Tuff Tuff nicht so unverschämt teuer wie Titus Tranquillus, der ein wahrer Halsabschneider sein konnte. Immerhin wollte ich auch nicht übertreiben, denn wenn eine Sklavin infrage kam, dann eher eine der mittleren Preisklasse, denn ich musste auch an meinen Geldbeutel denken. Das Sägerwerk lief bescheiden und mein Edelholz fand im Moment keinen Absatz. Gegen eine solche Flaute konnte meine Tonstrina überhaupt nicht gegen anrasieren. Noch an meinem üppigen Fleischspieß kauend wühlte ich mich durch die entstehende Masse Neugieriger, die sich vor dem Podest platzierten. In der Tat war eine Sklavin oben drauf und ich neigte meinen Kopf, um sie mit Kennerblick zu mustern. Dieser Kennerblick verriet, dass sie keineswegs verunstaltet und recht ansehnlich wirkte. Freundlich auch, denn sie lächelte ja! Von den billigen Kleidungsfetzen an ihrem Leib einmal abgesehen. Doch das war schon normal. Nach dem Kauf bei den meisten Händlern sah man erst nach einem ausgiebigenen Bad der Sklaven, wen oder was man da eigentlich erworben hatte. Man munkelte ja auch, dass Erwerb sich danach als herbe Enttäuschung herausstellen konnte. Muckel war neben mir und kaute ebenfall eifrig, während Ulcus sich wie ein Berg hinter mir auftürmte, und das gleiche tat.

    Zitat


    Alexander, Cellarius


    Dieser Gast gefiel Alexander, aber er mochte sowieso jeden, der ihm an den Lippen hing, wenn er über Wein sprach. Denn jetzt stellte er schon wieder eine gute Frage!
    Faustianer! Ein, in der Domus Iulia, besonders geschätzter Tropfen! Natürlich sollte er einmal so wie üblich kühl und dunkel gelagert werden, bestenfalls also in einem unterirdischen Weinkeller. Was das Fass angeht, so wird da immer Eiche genommen, doch als kleines Geheimnis darf ich dir verraten, dass die ganze besondere Geschmackspalette speziell dieses Weines sich nur bei langer Lagerung in Olivenholzfässern vollends entfalten kann! Ein einzigartiges Erlebnis garantiere ich. Ferner braucht man sich um die Lagerzeit auch keine Gedanken machen. Falerner bzw. Faustianer ist als Rotwein sehr lange lagerfähig und überhaupt erreicht er seinen optimalen Geschmack erst nach 15 Jahren. Besonders, wenn er in Olivenholzfässern gelagert wird, denn dies ist ein sehr träges Holz, das nur langsam seine Aromen an den Wein abgibt, doch es zahlt sich aus!"


    Alexander war selbst ganz ins Schwärmen geraten, als er von Faustianern und dergleichen sprach. Ja es war sogar so etwas wie die Andeutung eines leichten Lächelns auf seinem Gesicht zu sehen. Vollends zu einem solchen wurde es, als er zu hören bekam, dass der freundliche Gast Dominus Caesoninus einladen sollte und er, Alexander sollte ihn begleiten, um die decimische Cellaria von seinem Wissen profitieren zu lassen!
    "Danke, Herr! Deine Worte ehren mich ungemein! Gerne werde ich Dominus Caesoninus in dein Haus begleiten, wenn denn er es auch wünscht!" strahlte er mit einer leichten Verbeugung. Jetzt spätestens war auch für Alexander dieses Fest perfekt und ein denkwürdiges Ereignis, nach derlei Ehrungen seiner Person!





    Auf den Faustianer angesprochen, schien mein Gegenüber nun vollends zu erblühen, wobei er einen kleinen Teil seines großen Wissens preisgab, welche mich sehr beeindruckte. Während Alexander sprach, versuchte ich mir unterirdische Kühle, Olivenholzfässer und das decimische Gewölbe unter der Casa zu imgainieren. Wöhrenddessen kostete ich noch ein Schluck. In der Tat ein Geschmackserlebnis, so frisch und mundend, rund und lieblich zugleich. Von Oilvienhozfässer hatte ich schon einmal gehört, und auch, dass sie den Geschmack zur vollen Blüte bringen konnten, doch dass es ein langsames Holz war und es doch so viele Jahre benötigte, war mir relativ neu. Also nicke ich beflissen, während ich lauschte, denn es machte mir Freude einen weiteren Gourmet und Kenner reden zu hören. Dass er Sklave war tat dabei nichts zur Sache, denn auch auf ihren Gesichter war ein Lächeln stets ein Quell der Freude für mich. Miesepetriges Gehabe mochte ich nicht so gern leiden, doch Alexander schien nun wirklich erstrahlt zu sein. Und natürlich erfreut über meine Einladung Die Freude jedoch lag auch ganz auf meiner Seite.
    Mit einem Lächeln quittierte ich Alexanders Verbeugung und ich nickte ihm aufmerksam zu, wobei ich den Becher hin zu einem Prosit hob. “Nun denn, Alexander,“ sprach ich. “Vielleicht findet sich ja auch in deinem Fundus eine kleine Schrift über den Faustianer, die du mir zur Verfügung stellen kannst. Er ist mein Lieblingswein. Oder aber du machst ein paar Notizen?“ Schließlich lernte ich gerne. Danach würde auch ich mit Fachwissen glänzen können. Meinte ich zumindest. “Ich habe zu danken für deine Erklärungen. Doch ich fürchte, nun muss ich gehen. Ich erwarte nämlich noch meine Verlobte, musst du wissen.“ Eigentlich eher meine Geliebte, doch wahrscheinlich hätte ein solches Wort in den Ohren eines Sklaven nur anrüchtig geklungen. “Sollte dir ein Sklave begegnen, der dich nach der Herkunft dieser wundervollen Weine fragt, so war er in meinem Auftrag unterwegs. Unterrichte ihn doch darüber, dass seine Mühen nun nicht mehr notwendig sind!“, fiel mir dann noch ein “Schließlich habe ich ja nun die wertvolle Quelle des Wissens gefunden“. Dann sah ich Muckel an. “Hast du alles notiert?“, wollte ich leise von ihm wissen. Muckel nickte zwar, aber es war mehr als nur deutlich, dass er eher mit dem feurigen Massiker beschäftigt war. Wäre sein Teint nicht so dunkel, so hätte man sicherlich schon seine Wangen glühen sehen können. Ich verabschiedete mich von Alexander und hielt nun auf das Buffet zu. In mir strebte alles hin zu den Knoblauchmuscheln, welche ich in meiner Fatasie schon auf der Zunge kosten konnte. Ich nahm mir einen Teller und ließ mich reichlich bedienen, wobei ich der kleinen Skalven stets noch mehr und mehr andeutete. Kelle für Kelle fand auf meinen Teller, bis ein ansehnlicher Muschelturm entstanden war. Mit diesem machte ich mich auf den Weg zu einer Sitzgelegenheit.