Es war ein herrlicher Tag und hatte ein wenig meine Nase den warmen Sonnenstrahlen entgegen gereckt, während das Blütenmeer im schönen Garten der Domus Decima einen lieblichen Duft verströmte. Kurz hatte ich sogar meine Augen geschlossen, um diesem besonders zu huldigen. Dabei saß ich gerade mit dem jungen Mundschenk Silas an einem Tisch, auf dem ein kleines Spiel aufgebaut war. In letzter Zeit hatte ich das Vergnügen der ein oder anderen Partie Mulinello für mich entdeckt und hatte an einem lauen Abend auch den jugendlichen Sklaven dafür begeistern können. Dieser saß mir nun in einem Korbsessel gegenüber und grübelte über dem nächsten Zug.
In einem weiteren Sessel saß die alte Pontia, die Cellaria unseres schönen Hauses und zählte mir von einer langen Liste all die Dinge auf, die sich unter unseren Vorräten befanden. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, eine bestandsaufnahme durchzuführen, da ich ob meiner Verlobung und der folgenden Hochzeit allmählich in Nervosität verfiel und es mein schlimmster Albtraum war, dass all die Gäste herbeigeströmt waren und sich nicht ein Krumen Nahrung im Haus befand. Just gestern war ich unter diesem Schrecken sogar schweißgebadet aufgewacht.
“… alles in allem sind es in etwa vierzig Fässer,“ endete sie gerade, während der Sklave Silas unter einem Ausruf des Triumphs meine schwarze Spielfigur vom Brett fegte. Ich öffnete meine Augen wieder und blickte auch sogleich auf seinen Triumph, der aufzeigte, dass ich ein weiteres Mal verloren hatte.
“Wir werden noch einige Fässer kaufen müssen,“ entschied ich dann. “Und jemand muss sich um die Sonderkonditionen beim Fleischer kümmern.“ Immerhin rechnete ich fest damit, dass man die hohe Gesellschaft nicht mit ein paar selbstgezogener Tauben und Haselmäuse abspeisen konnte. “Und den Fischverkäufer!“, fügte ich an.
“Ich werde jemanden schicken,“ erklärte Pontia und sie sah nun ebenfalls auf das Spielbrett. “Ich werde auch dafür sorgen, dass dieser Jemand siegreicher sein wird als du.“ Sie lächelte mich an und ich schmunzelte zurück.
“Noch einmal, Dominus?“, wollte Silas enthusisatisch wissen, wobei ich ihm freundlich zunickte.
Unterdessen erreichte uns auch mein Leibsklave, der ein Tablett mit Leckereien und einem Becher verdünnten Wein mit sich trug. Dazu etwas, was wie ein Schriftsrück ausschaute.
“Wieder Post?“, hakte ich nach, und Muckel nickte.
“Von Iulius Caesoninus!“ Er stellte alles auf dem Tisch ab und reichte mir den Brief.
Augenblicklich lagen meine Blicke darauf und ich las ihn ohne zu zögern von vorn bis hinten durch.
Meine Ernennung durch den Magister Marcus Iulius Dives aus der Ferne war eine wirkliche Überraschung gewesen. Ein Überraschung, welche ich am gestrigen Tag wirklich gefeiert hatte. Doch offenbar hatte sie Caesoninus Vorhaben nun ins Wanken gebracht. Ich ließ den brief sinken und richtete meine Blicke nachdenklich auf einen Fliederbusch, der von einigen Insekten umschwärmt wurde. Natürlich hätte nun die Mitgliederversammlung, welche geplant war, nun einen etwas anderen Tenor. Schließlich vermutete Caesoninus ja auch, dass der Magister bald zurück kehrte. Doch ob das wirklich so war?
“Dominus?“, fragte Silas nun noch immer voller Tatendrang. Offenbar hatte er das neue Schlachtfeld für meine nächste Niederlage bereitet.
“Spiel doch eine Runde mit ihm!“, forderte ich Muckel nun auf der nickte und sich dann setzte, nachdem ich mich ruckartig erhoben und ein paar Schritte gegangen war.
Dann fiel mir auf, dass ja auch noch Pontia der Dinge harrte.
“Sei doch so gut, Pontia und lass eine vollständige Liste erstellen mit allem, was man für eine Verlobung und später auch Hochzeit benötigt.“
“Dazu bräuchte ich die Gästeliste,“ entgegnete sie. “Schließlich müssen wir wissen, mit vielen gerechnet werden muss.“
Ich seufzte schwer. “Hundert!“, stellte ich in den Raum und ernetete einen skeptischen Blick. “Zweihundert?“ Pontia seufzte, doch sie lächelte dann. “Ich werde sehen, was sich tun lässt.“
Nun war es an mir zu seufzen. “Wohlan!“, erklärte ich dann und steuerte auf das Haus zu. “Ich rechne auch mit der Kaiserin!“, fiel mir dann noch ein, als ich noch einmal zurück blickte.
Pontias geweitete Augen bekam ich jedoch nicht mehr so recht mit, da ich schon in der Kühle des Inneren verschwunden war, wobei ich über die Societas, deren Vorstand und auch meine Verwandte Decima Messalina nachdachte. Im Anschluss auch über die Verlobung, die Hochzeit und das decimische Brief-Siegel, welches unter meiner Obhut verschwunden war.