Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    *gg*


    Tja, Florus, altes Haus...*auf Schulter klopf* Dafür gibt's dann ne Freicervisia in deiner Lieblingstaverne.*nick*


    Cnaeus Decimus Casca sagt auf jeden Fall "Ja!".


    Sobald du freischaltet bist, können wir uns gerne über PN austauschen, Grian! Freu mich!


    Und ich hoffe, wir alle werden jetzt nicht in Grund und Boden verwarnt und müssen Latrinendienst schieben. -.-

    Ich nickte geschäftig, während der iulische Cellarius mir erklärte, dass eine Amphore für einen Transport angemessen, für die Reifung aber nicht ideal war. Mit einem öfters wiederholten “Aha!“, quittierte ich die Ausführungen über die Eichenfässer und das Ausbrennen derselben. Dabei schaute ich noch einmal in meinen Becher hinein und sinnierte ein wenig über den Karamellgeschmack. Testweise trank ich auch noch einen kleinen Schluck, um vielleicht auch in diesem Falerner eine markante Spur der Lagerung zu erkosten. Tatsächlich! Ein Funke Rauch schien diesem nun innezuwohnen. Oder bildete ich mir das nur ein? Wieder schaute ich Alexander entgegen, der einigen Gästen nebenbei einschenkte. Diesen lächelte ich zwar aufmerksam entgegen und nickte ihnen freundlich zu, doch blieb meine Aufmerksamkeit beim Thema und den scheinbar umfassenden Kenntnissen des Sklaven, der sich über mein Lob sehr gefreut hatte und nun sein Wissen preisgab. Auch diesen Umstand schätzte ich sehr. “Welche Lageranforderungen hätte denn beispielsweise ein guter Faustianer?“, wollte ich dann wissen. Das war mein Lieblingswein und Quell unendlicher Freuden in langen, einsamen Nächten. Leider war dieser auch – besonders auf Festen – der Quell einiger Unbill in Form von Kopfschmerz und Übelkeit am Morgen gewesen, doch das Kapitel, in welchem ich sturztrunken im decimischen Garten gesessen hatte, während die Besucher mich wie in einem Theaterstück begafften, wollte ich auch weiterhin gut unter Verschluss halten.


    “Bei diesem schönen Genuss hier...“ Ich hob unter diesen Worten ein wenig den Becher empor, “...kann man gar nicht umhin, deine vortreffliche Arbeit zu bemerken.“ Ich seufzte schwärmerisch und dachte an die gute Pontia, die auch eine hervorragende Caelluaria war, doch verstand sie sich mehr auf die handfesten Dinge, wie Käse oder exellenten Schinken. Auch das wusste ich sehr zu schätzen, doch war der Wein eine meiner Leidenschaften und alles andere nur erfreuliches Beiwerk. Dann fiel mir etwas ein. Dabei nickte ich mir selbst zu und sah den Sklaven dann entschlossen an. “Ich trage mich mit dem Gedanken, deinen Herrn Caesoninus in die decimische Casa einzuladen,“ erklärte ich. “Das wäre nur recht, nach diesem schönen Fest, das er hält. Es gäbe auch sicher noch das ein oder andere zu besprechen.“ Ich strahlte unter den folgenden Worten. “Ich werde ihn bitten, dass du ihn begleitest, damit du unserer Celluaria ebenso dein Fachwissen näher bringen kannst. Du kennst bestimmt einige Kniffe, die unsere Lagerung zu einer noch besseren machen würde!“ Offen lächelte ich den Sklaven an, berauscht – dieses mal nicht vom Wein sondern – von meiner eigenen Idee. “Nicht wahr, Nepomuk?“, richtete ich mich nun an meinen Sklaven. “Das würde Pontia sicher sehr zu schätzen wissen!“ Muckel blickte ein wenig skeptisch drein, doch er gab ein “Unbedingt!“ von sich. Beseelt wendete ich mich wieder an den Cellarius. “Was sagst du dazu, ...ahm...“ Ich überlegte kurz, da mir der Name entfallen war. “...Sklave?“ Eine Anrede. Immerhin! “Alexander!“, raunte mir Muckel hilfreich entgegen. “Ah! Ja! Alexander!“, betonte ich seinen Namen nur sehr huldvoll. Wie Alexander, der Große. Das würde ich mir von nun an merken können!

    Offenbar war Caesonius jemand, der ebenso über einen guten Geschmack in Punkto Wein verfügte. Ich schaute hoch erfreut drein, als er nun noch zwei Falerner bestellte. Ich war schon sehr gespannt darauf, ob jene Sorte mit dem temperamentvollen Massiker mithalten konnte. Anzunehmen war es aber auf jeden Fall. Der von mir beauftragte iulische Sklave jedoch schien auch weiterhin verschollen in seiner Arbeit, wie mein Gegenüber vermutete, doch konnte es mir letzten Endes auch egal sein, denn offensichtlich erreichten mich die Informationen über die Bezugsquellen des göttlichen Rebsaftes auch auf direkterem Wege. Bei der Erwähnung des Alexanders schwenkten meine Blicke hin zu dem Cellarius und ich schenkte ihm ein interessiertes, freudiges Lächeln. Nebenbei drückte mir Caesoninus noch einen Becher mit dem verlangten Falerner in die Hand, wobei ich nun auf meine beiden mit Wein bestückten Hände hinunter blickte und kurzentschlossen meinem Muckel jenen Becher mit dem Massiker übergab. Flüchtig zwinkerte ich ihm zu, denn ich war in Hochstimmung und was würde es schon schaden, wenn auch mein Sklave unter meiner Erlaubnis einmal kostete, welch herrliches Getränk meinen Gaumen so erfreut hatte. Tatsächlich setzte mein Sklave auch sogleich sogleich zu einem Schluck an, wonach sich seine Augen in Anerkennung weiteten. Jedoch achtete ich nicht mehr auf ihn, sondern widmete mich wieder voll und ganz dem Gastgeber dieses Festes.


    “Nein, keinen Alexander,“ gab ich lachend bekannt. “Wir haben eine Pontia, welche sich nicht nur auf Wein, sondern auch auf wunderbare Vorratshaltung der Speisen versteht.“ Natürlich konnte ich mich mit ihr nicht über die Freuden des Weingenusses austauschen. Pontia trank nichts, was auch ratsam war. “Ja, Aquileia,“ bestätigte ich dann. “Über die Socii Mercatoroum Aurei habe ich recht nutzbringende Kontakte zu guten Händlern knüpfen können,“ erklärte ich im Plauderton. Dann war es Alexander, der sprach und auflistete, welcher Wein von welchem Gut bezogen wurde. Ich nickte interessiert dazu und lauschte auch sehr aufmerksam. “Wie schön es doch sein muss, die besten Weinbauern gleich in der eigenen Gens zu haben,“ lachte ich dann hervor. Doch auch die Decimer hatten in dieser Beziehung etwas zu bieten. “Wenn du nichts dagegen hast, so lasse ich meinen Sklaven gleich die besagten Güter notieren.“ Ich gab Muckel ein Zeichen, der nun mit seinem Becher in der Hand ein wenig verzweifelt dreinschaute. Pharischer Wein aus Pisae. Das klang sehr interessant. Dann hatte Caesoninus jedoch jemanden in der Gästeschar entdeckt und zog als guter Gastgeber von dannen. Ich konnte es ihm nicht verdenken und richtete mich wieder an Alexander. “Welche Lagerung wird in den iulischen Kellern angewendet?“, wollte ich wissen. “Ich bin mir selbst nicht sicher, ob eine Aufbewahrung im Fass oder in der Amphore die bessere ist. Manchmal bilde ich mir ein, dass man zum Beispiel bei einem guten Falerner noch das Holz mitschmecken kann, in welchem er gereift ist. Wäre da eine Amphore nicht doch eher zu empfehlen?“ Ich trank vom Falerner und schürzte daraufhin anerkennend die Lippen. “Ich muss unbedingt ein Lob ausprechen!“, sagte ich. “Du scheinst dich wirklich auf dein Metier zu verstehen. Das Haus muss sehr stolz auf deine Expertise sein.“ Der Wein war wirklich hervorragend durchgereift.

    Dem Wink meines Kollegen Caesoninus hin zum Weinstand konnte ich natürlich nicht übersehen. Mir selbst stand nun der Sinn ebenfalls nach einem weiteren guten Tropfen, auch wenn mein Becher noch nicht einmal zur Hälfte geleert war. Einem guten Wein widerstand ich nur selten und ein Fest wäre auch keineswegs ein guter Anlass, um mit einer Entsagung zu beginnen. Dennoch waren mir einige Gedanken durch den Kopf gegangen, die sich noch auf die anstehenden Feiertage der Societas gerichtet hatten. Beim besten Willen konnte ich sie mir nicht mehr auswendig hersagen und ich würde meinem Sklaven eine Notiz auftragen, dass ich mir diese als Dokument zur stetigen Ansicht wünschte. Gerade in den Frühlings und Sommermonaten gab es viele Geburtstage in den Reihen der göttlichen Heroen unseres Imperiums, sodass es ohne Gedankenstütze wohl auch schwierig werden konnte. Ich hatte also auf Caesoninus Worte hin genickt. Dann grinste ich. Sich einen Begräbnisverein als Beispiel zu erküren war sicherlich ungewöhnlich, doch ich musste gestehen, dass eine handfeste Sitte, die in regelmäiger Manier des Abends praktiziert wurde und durchaus Kurzweil versprach, auch ganz auf meiner Linie lag. Oftmals war es in der Casca Decima Mercator doch zu später Stunde ein wenig fad, wenn meine Geliebte nicht zu Besuch war und eine Dauereinrichtung von Form von Brettspielen mit der Sklavenschaft war wohl nun auch bald nicht mehr standesgemäß. Also nickte ich neuerlich. “Das ist eine wunderbare Idee, Iulius,“ bestätigte ich. “Die sollten wir unbedingt in die Realität bringen. Wir haben wundervolle Musiker in unserer Sklavenschaft,“ wagte ich dann zu sagen. Auch wenn ich nur von zweien wusste, die ihr Metier auch wirklich beherrschten. “Es wäre mir eine Freude, diese bei unserem Zusammensein dann zur Verfügung zu stellen. Und gegen essen, reden und spielen wird niemand etwas einwenden können. Das wäre perfekt!“ Doch dann musste ich doch kurz amüsiert lachen. “Zumindest brauchen wir in unserer Societas nicht stetig so betreten und würdig dreinzuschauen, wie die Mannen eines Begräbnisvereins.“


    Dann setzte ich mich gen Weinauschank in Bewegung. Mein Sklave folgte mir unauffällig. Als Caesoninus dann den Ursprungsort des köstlichen Weines bekannt gab, den ich unbedingt hatte in Erfahrung bringen wollen, schürzte ich anerkennend die Lippen. “Falerner!“, sagte ich dann. “Unter diesem Wein schätze ich besonders den Faustianer. Ein wahrhaft feuriger Trunk. Doch auch ein Massiker hat eine ungemeine Klasse. Gerade dieser...“ Ich deutete mit der freien Hand auf meinen Becher, “...hat einen sehr gut temeperierten Abgang. So fruchtig und doch herb genug, um wohl zu munden.“ Das Weingut des Iulius Proximus musste ich mir gut merken, doch ein kleiner Seitenblcik verriet, dass Muckel, der nun etwas schräg hinter mir stand, bereits wieder eifrig mit den Notizen begonnen hatte. Ich schenkte ihm einen alarmierten Blick, schüttelte den Kopf und setzte dann wieder eine erfreute Miene auf. Diese war auch überaus ehrlich, denn kaum etwas machte mir so viel Spaß wie ein guter Wein. Neben den Pferdefiguren, der Münzsammlung, einem schönen Brettspiel, meinem verehrten Ovid, Gedichten und natürlich meiner Geliebten abgesehen! “Wo du das Weingut erwähnst,“ begann ich dann, “Just vorhin habe ich einen deiner Sklaven beauftragt, mir doch zu sagen, woher du diese Köstlichkeiten bezogen hast. Doch ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen.“ Ich schaute mich flüchtig um, doch der Sklave mit dem nahöstlichen Äußeren war nirgendwo zu entblicken. “Ich würde nämlich wirklich gerne wissen, woher der Massiker stammt. Auch aus dem besagten Weingut? Was hälst du von einer Lunesischen Traube, oder einem wunderschönen Trebeller?“ Ich trank schnell noch einen tiefen Schluck und hielt dann einem Sklaven meinen Becher hin, damit dieser nachschenken konnte. Die Meeresfrüchte kamen mir auch wieder Sinn, welche die Gaumenfreude so herrlich unterstreichen würden. “In meinen Kellern ruht auch noch ein klassischer Puziner. Iulia Augusta soll es ihm zu verdanken haben, dass sie ein geradezu olymisches Alter erreicht hatte.“

    Mein Gegenüber straffte ihre Haltung nun wieder und verwandelte sich in das Ebenbild einer unnahbaren Frau, wobei ihre folgenden Worte ein wenig unterkühlt klangen, mit denen sie herausstellte, dass der Stoff wirklich gut zu einem Kleid passen würde. Danach meinte sie, sich um ihre Geschäfte kümmern zu müssen und sie verabschiedete sich. “Ahm….Vale!“, entkam es mir ein wenig verdattert, ob der verletzten Weiblichkeit, die mir von ihr nun entgegen strömte. Dann schaute ich noch einmal auf den Stoff und wieder hin zu der jungen Dame, die sich nun herumdrehte und davon ging. “Ich danke dir!“, rief ich ihr noch hinterdrein und meine Worte waren reineweg ehrlich gemeint dabei.
    “Ich finde den Stoff auch hübsch!“, erklärte mein Sklave mir nun und wollte ebenfall einmal fühlen, was mich an diesem faszinierte, doch ich schob ihn beiseite.
    “Sieh‘ lieber zu, dass du mit dem Händler verhandelst!“, erklärte ich ihm obendrauf. “Aber pass‘ auf. Der sieht so aus, als würde er einen jeden über den Tisch ziehen wollen.“ Egal ob Mann oder Frau. Doch das sprach ich natürlich nicht aus. Und in der Tat betrachtete uns besagter Mann nun mit dem gönnerhaften Lächeln eines Menschen, der schon bald um einige Sesterzen reicher sein würde. “Ich gehe mal dort rüber zu dem anderen Stand. Ich habe doch einige Figuren entdeckt!“, erklärte ich schließlich und steuerte auch gleich auf die gegenüberliegende Seite der Stände. Das Intermezzo mit der jungen Dame verblasste dabei ein wenig, denn wieder sah ich meine Valentina vor mir. In diesem Stoff, in diesem Kleid. Was für ein Glück ich mit ihr hatte. Sie war hold, mild und gütig und nicht wie manch‘ andere Frau, die einen Mann wie mich eher schreckte.

    Natürlich klang die Anrede für mich schmeichelhaft, denn außer in meinen Betrieben und in meiner Rolle als Aedituus, des ehrwürdigen Minerva-Tempels war die Bezeichnung ‚Chef‘ etwas, was ich mir gerne auf der Zunge zergehen ließ. Bestimmt würde irgendwann der Moment kommen, in dem dies ein weitere Sprosse auf dem steilen Weg der Karriereleiter war, die stets ein wenig von mir geschoben hatte, da sie mir zum Erklimmen zu steil erschien. Serpaio hatte mir bereits einst den Kopf gewaschen. Daran konnte ich mich noch sehr gut erinnern und auch Seiana war bemüht gewesen, mir den ersten Funken eines Karrierebewusstseins einzuimpfen. Es mochte für Außenstehende vielleicht merkwürdig sein, doch mein Selbstbewusstsein hatte in jenem Augenblick gelitten, als meine Zukunftsträume gemeinsam mit meinem Knie vom Pferd gestürzt und untergegangen waren. Auch mein älterer Bruder Massa, der stets als Leuchtturm in Sachen Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit mir aus der Ferne geleuchtet hatte, hatte dazu beigetragen. Immer hieß es noch in Piräus: ‚Massa hätte jetzt gewiss nicht geweint, Casca!‘ Eine wahre Bürde für ein Kind, was ich meiner Mutter allerdings niemals verraten habe! Natürlich konnte Caesoninus das sicher nicht nachvollziehen und es lag auch mir auch nichts daran, nun darüber eine Diskussion zu entbrennen. Also nickte ich auf seine Worte hin, mit denen er so selbstsicher die Bedeutung eines Vicarius Magistris herausstrich.
    Doch was noch viel wichtiger war, war nun das, was es in Bezug auf die Societas noch zu tun galt. Wieder lauschte ich meinem Gegenüber aufmerksam und verzog dann nachdenklich den Mund. “Neue Mitglieder sind sehr wichtig und wenn du Personen kennst, welche willens und in der Lage sind, die Societas zu unterstützen, dann wäre ich dir sehr dankbar.“ Im Geiste ging ich nun jene durch, welche aus meinem Bekanntenkreis die Befähigung hätten, an einem wunderbar religiösen Projekt mitzuwirken, dass die Aufmerksamkeit vieler auf unseren Verein lenken würde. Ja, ich sah sogar schon einen festlichen Umzug oder diverse Brotspenden vor meinem inneren Auge. “Ja, schreib sie nur alle an!“, erklärte ich dann. “Und auf der Versammlung besprechen wir das weitere Vorgehen. Welche Feste gäbe es dann da in naher Zukunft, die man zerlebrieren könnte?“, fragte ich nun mehr mich selbst als Caesoninus, der allerdings mehr über Messalina erfahren wollte. “Ach, Messalina!“, entkam es mir. “Verzeih‘. In meiner Familia ist sie so bekannt, dass ich glatt meinte, dass sie ein jeder kennen muss.“ Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich nahm noch einen tiefen Schluck von dem wohlschmeckenden Massiker, der so herrlich lieblich und glamurös im Abgang war. Ich konnte nur hoffen, dass der Sklave Erfolg hatte und mir verkünden würde, woher der iulische Weinkeller dieses Kleinod bezogen hatte. “Sie ist so etwas wie eine Cousine von mir,“ waren meine Gedanken sogleich jedoch wieder beim Thema. “Ein waschechte decimische Vestalin!“ Dann seufzte ich. “Umso unentschuldbarer ist es, dass ich seinerzeit bei deiner Ernennung nicht im Gedächtnis hatte, dass es meine liebe Verwandte ist, die Stellvertretung des Magisters inne hatte.“ Gerne hätte ich nun mit den Zähnen geknirscht, doch wäre dies weder dem Gespräch, noch meinen Zähnen zuträglich gewesen. Allenthalben war es aber dennoch zu Haareraufen im Nachhinein betrachtet. “Deshalb gilt meine Ernennung insofern, dass ich nun mit ihr gemeinsam die Stellvertretung inne habe, da Messalina sehr ausgelastet mit ihrer heiligen Aufgabe im Tempel der Vesta ist, sodass sie kaum Muße für die Societas erübrigen kann.“ Tatsächlich hatte ich sie schon seit ewigen Zeiten nicht mehr zu Gesicht bekommen und meine Erinnerung beschränkt sich auf eine Feier anlässlich von Serapios Verlobung im Garten unserer Casa. Verlobung! Ob Valentina schon unterwegs zum iulischen Anwesen war?

    Ich empfand den Stoff ebenfalls als durchaus reizvoll und in meiner Fantasiewelt stellte ich mir eine hüsche lange Damenmode vor, in einem rasanten Faltenwurf, der rechts und links zur Hüfte diesen wunderbaren grünen Stoff barg. Meine Geliebte würde damit aussehen wie eine frisch zum Leben erwachte Blume, die stolz und unnahbar dem Leben entgegegen trat. Vor allem aber trat sie mir entgegen, was mich meinem Enthusiasmus noch weiter befeuerte. Dies allerdings war zu viel für meine Bekanntschaft und sie verbat sich mein Verhalten, indem sie deutliche Worte sprach und zurück trat.
    In diesem Moment erwachte ich wie aus einem Rausch, schaute sie an und ließ augenblicklich den Stoff wieder sinken. “Oh vezeih‘! Ich bin zu weit gegangen!“, stellte ich schuldbewusst heraus und blickte entschuldigend drein. “Ich bin so in Vorfreude verhangen, dass meine Manierlichkeit darunter leidet.“ Ich legte den Stoff zurück auf die Auslage des Standes und seufzte schwer. Mein Blick fiel dann auf die Sklavin, die mit einem Mal wieder angespannt wirkte.“Ich wollte dir nicht zu nahe treten!“, stellte ich dann noch einmal heraus und lächelte der fremden Römerin entgegen. “Doch ich wäre für ein wenig weibliche Expertise in diesen Dingen wirklich dankbar.“

    Ich nickte, als Caesoninus mit Freude in der Stimme verknüdete, dass ihm kein Aufwand für seine Familie zu groß war. Zwar wirkte sein Enthusiasmus sehr ansteckend, weshalb ich weiterhin lächelte, doch gab es mir auch einen Stich in Herz, wenn ich daran dachte, wie lebhaft es einst in der Casa Mercator zuging und davon inzwischen nur noch ein Schatten übriggeblieben war. Todesfälle, Reisen, Krankheiten und andere Unbill hatten uns auseinandergetrieben und bis auf Onkel Livianus war so gut wie niemand geblieben. Zwar konnte ich gut und gerne meine Unterhaltung finden und liebte das Beisammensein mit meiner Zukünfigten über die Maßen, doch das alte Leben hatte es bisher noch nicht zurück gebracht. Bevor ich nun aber an Kinder und eine große Familienschar denken konnte, lenkte mein Gegenüber das Thema wieder auf die Societas und die Tatsache, dass ich nun ein Stellvertreter des Magisters war.


    Caesoninus hatte recht, denn eine Wahl brauchte nun wohl nicht mehr durchgeführt zu werden. Doch was die Pläne anging, so lagen diese wohl noch im Argen. “Chef?“, wiederholte ich dann schmunzenld und schüttelte dann den Kopf. “Eine solche Anrede klingt schmeichlerisch, nicht wahr? Aber sie gefällt mir recht gut, wie ich gesehen muss.“ Dann rang ich nach Luft und zeitgleich nach Worten. “Ich denke, meine Aufgabe wird nun zunächst darin bestehen, die Post durchzugehen und zu ordnen, die liegen geblieben ist und die eine Antwort des Magisters benötigt. Doch halte ich es nach wie vor für eine gute Idee, eine Mitgliederversammlung einzuberufen. Die Tätigkeiten sind immerhin ein wenig zum Erliegen gekommen und es ist mein Wunsch die Societas im Bewusstsein der Bürger wieder ein wenig aufleben zu lassen, was ich für die beste Mitgliederwerbung halte.“ Ja. Vor meinen eigenen Ohren klangen diese Worte recht gut. Nach Entschlossenheit und Tatendrang. Dennoch musste ich dann leicht schmunzeln, als mir der nächte Gedanke in den Kopf kam. “Man könnte zusätzlich jedoch auch noch die Hauswände der Stadt mit unserem Schriftzug und der Bitte um Beitritt überziehen!“ Ich lachte über meinen kleinen Scherz und winkte dann ab. “Meine Verwandte Messalina werde ich aber noch kontaktieren müssen. Als Vestalin ist sie stets fest eingebunden und ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört. Dennoch stehe ich als Stellvertreter zuvorderst an ihrer Seite, wie mir auch der Magister Iulius Dives in seinem Schreiben mitgeteilt hat.“

    Noch immer lag mein Blick auf dem heiteren Brunnen und die meldoiösen Klänge versuchten auch weiterhin die Anwesenden zu verzaubern, sofern sie diesen denn lauschen mochten. Gerade wollte ich mich wieder an meinen Sklaven wenden, um ihm zu diktieren was mir gerade durch den Kopf ging, als ich eine vertraute Stimme neben mir vernahm. Sie stammte von Iulius Caesoninus, meinem neuen Mitstreiter in der Societas und ich lächelte augenblicklich. Wie schön, dass er zu mir gefunden hatte und ich nicht erst nach ihm suchen musste. Auf die Glückwünsche zu meiner Ernennung hin strahlte ich dann förmlich. “Oh, Salve, Salve!“, grüßte ich hin. “Besten Dank! Sie kam so überraschend wie ein Sommergewitter.“ Mit der Hand, in der ich keinen Weinbecher trug, gab ich Muckel ein Zeichen, die Tabula wegzustecken, denn ich wollte ja nicht, dass der Gastgeber dieses schmucken Festes meinte, ich würde hier eine Art Inventur durchführen, auch wenn er damit durchaus recht hätte. Mein Sklave barg für den Moment die Notizen in der Tat hinter seinem Rücken. “Ich war wirklich überrascht,“ fuhr ich dann fort. “Niemals hätte ich damit gerechnet, doch sieht es wohl nun so aus, als würden wir in der Tat das weitere Vorgehen in der Societas noch einmal durchdenken müssen.“ Im Anschluss machte ich eine wegwischende Handbewegung, denn irgendwie beschlich mich das Gefühl hier mit der gedanklich vor uns liegenen Arbeit in ein an diesem Tage vielbeschäftigtes Haus hereinzu brechen. “Eine schöne Feier!“, stellte ich stattdessen heraus und deutete etwas wage herum. “Du hast wirklich keine Mühen gescheut. Ich bin beeindruckt!“

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukdrkgz.jpg| Nepomuk


    Offenbar wirkte die junge Dame überrascht mich zu erblicken und mit geweiteten Augen geschah ihr nun ein Faut Pas, den ich mit einem “Oh!“, quittierte. Sie war in jemanden hinein gelaufen und irgendwie beschlich mich die Erkenntnis, dass es meine Schuld gewesen war, da ich sie durch meinen Gruß vom Pfade abgebracht hatte. Noch immer ein wenig ölig lächelnd, nahm ich nun meine gehobene Hand herunter und tat so, als habe ich mit ihr lediglich am Hinterkopf kratzen wollen.
    Nun zu ihr zu eilen und eine Entschuldigung vorzubringen, war wohl nicht angemessen, da sie nun in ein Gespräch verwickelt schien. Also gab ich meinem Sklaven, mit wieder seitlich zum Buffet zu folgen, wobei ich meinen Becher noch immer in der Hand hielt. Abgewendet von der Szenerie, die sich entfaltet hatte kostete ich noch einmal von dem guten Wein.
    “Notier auch, von welchem Gut dieser besondere Tropfen stammt!“, befahl ich meinem Sklaven, der mich nun fragend anschaute.
    “Aber das weiß ich doch nicht, Casca!“, sagte er dann hilflos.
    “Dominus!“
    “Was?“
    “Du sollst mich ‚Dominus‘ nennen. Wir sind doch hier nicht zuhause!“
    “Äh… Ist gut, Dominus!“
    Ich nickte zufrieden und hielt dann auf den Sklaven zu, der soeben die Speisereste aufgeklaubt hatte und nun eilig unterwegs zu sein schien.
    “DU!“, sprach ich ihn eifrig an und deutete dann auf meinem Becher. “Du weißt nicht zufällig, woher dieser schöne Wein stammt?“, wollte ich wissen. "Ich meine, von welchem Gut!"
    Der Mann, der über ein eher östliches Äußeres verfügte blickte entschuldigend drein.
    “Das weiß ich leider nicht, Herr, aber ich könnte es in Erfahrung bringen!“
    “Wunderbar!“, quittierte ich diese Aussagen. “Dann teile es doch bitte meinem Sklaven mit, sobald du davon Kenntnis hast.“
    Unter diesen Worten ließ ich den Sklaven stehen und nunmehr seiner weiteren Bestimmung folgen, ehe ich mich daranmachte, in der Gästeschar zu flanieren und Muckel weitere Notizen anfertigen zu lassen. Besonders hatten es mir die Feuerschalen angetan und der fröhlich plätschernde Venusbrunnen. Auch die Musik, die durch den Hortus tönte hatte etwas für sich. Schließlich sorgte sie ein wenig für Beschwingtheit und einen guten Rhythmus, der in mir die Lust auf die Knoblauchmuscheln schürte.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukdrkgz.jpg| Nepomuk


    “Ach schau nur, Muckel, ist das hübsch!“, seufzte ich, während ich im schönen Garten des iulischen Anwesens in Roma die ganze Pracht der Blüten, Girlanden und sonstigen Verzierungen begutachtete. Meine Blicke schweiften dabei über Bänke, Büsche, Tisch und Apolloschrein, bis sie an dem üppigen Buffet hängen blieben. Noch einmal sog ich Luft in meine Lungen und wedeltete dann mit der Hand meinem Sklaven zu. Dieser war von mir mit einer kleinen Tabula und einem Stylus ausgestattet worden und hatte die Aufgabe, den Schmuck, die Aufmachung des Festortes und die Vielfalt der dargebotenenen Speisen zu notieren. Auch sollte er die Namen der etwaigen Gäste festhalten. Heimlich natürlich, denn eigentlich wollte ich nicht dabei auffallen, wie ich mir bei fremden Leuten Ideen und Anregungen für Verlobung und Hochzeit besorgte. Mit dem Kopf in den Nacken gelegt empfand ich auch die leichte Plane, die sich über dem Garten spannte als eine gute Idee. Zwar kam es nicht zu häufig vor, doch immerhin konnte es wirklich dann und wann einmal regnen und vor der Sonne vermochte sie auch schützten. Muckel hatte seine Tätigkeit bereits aufgenommen und schrieb eifrig, wobei er konzentriert die Zunge in den Mundwinkel geschoben hatte.


    “Hab‘s!“, stieß er dann aus und ließ des Stylus wieder sinken, um die Tabula in einer kleinen Stofftasche, die hervorragend mit seiner nagelneuen Tunika in farblichem Einklang stand zu verstauen. Ich nickte fröhlich. Zur Feier des Tages hatte ich meine beste Tunika, die reich bestickt bis über meine Knie reichte und wie ich hoffte wirklich etwas hermachte, bereits Tage zuvor pfleglich behandeln lassen, sodass in besonders rötlichem Glanz erstrahlte. Ein blauer, leichter Umhang umspielte dabei meine Schulter und eine güldene Fibel mit dem Zeichen der Decimer hielt das Arrangement an Ort und Stelle.
    “Ich hoffe, dass Valentina einen guten, sicheren Weg hierher hat!“, erklärte ich dann, ehe ich auf das Buffet zusteuerte. Dabei schaute ich mich gleich nach Iulius Caesonius um, den ich noch gar nicht begrüßt hatte. Doch hätte es auch noch einen Moment Zeit, denn ich war mit meiner Bestandsaufnahme noch gar nicht am Ende. Da sich auch meine Geliebte verspäten würde – ich hatte ihr Ulcus und Quix als Begleitschutz zu Domus Quintilia entsandt – hatte ich ebenso noch ein bisschen Luft. Ich hatte Quix eingeschärft, dass er ab einem bestimmten Punkt vorauslaufen und mir Bescheid geben würde, sodass ich meiner Valentina entgegen gehen und sie angemessen auf dieses Fest führen konnte.


    Zuerst aber schweifte meine Aufmerksamkeit über die versammelten Köstlichkeiten, die sich zwischen Blumenschmuck auf dem Buffettisch türmten. Auch mein Sklave warf einen intensiven Blick darauf und er regte stumm seine Lippen, als würde er nun memorieren wollen, was seine Augen erschauten. “Wie wundervoll!“, erklärte ich, als mir die Muscheln auffielen. Diese liebte ich über die Maßen und ich hoffte sehr, dass auch ein wenig Knoblauchöl dazu abkömmlich war. Dann lächelte mir eine iulische Sklavin entgegen und ich räusperte mich, während ich dann jedoch zunächst auf den Wein deutete, den die Gute mir sogleich in einen Becher goss und in aller Aufmerksamkeit überreichte.
    Nachdem ich mich abgewendet hatte, schnupperte ich sachte daran, ehe ich einen kleinen Schluck kostete. Meine Augen weiteten sich ein wenig vor Anerkennung. “Massiker!“, entkam es mir und mein Sklave zückte neuerlich die Tabula, während ich ein “Sehr köstlich!“, folgen ließ. “Schreib das ja alles auf!“, mahnte ich im Anschluss und entdeckte dann Caesonius, der gerade in ein Gespräch verwickelt wurde. Genau dasselbe hatte ich auch noch vor, doch würde das Fest ja noch eine Weile währen. Dann erblickte ich eine junge, adrette Dame, die mit einem Teller bewaffnet vom Buffet kam. Ich erkannte sie gleich. Es war die junge Frau vom Markt. Als es den Anschein machte, dass sie zu mir schaute, hob ich die Hand zu Gruß und lächelte freundlich.

    Ich wollte an dieser Stelle mal fragen, ob es neben DIESEM Tempel für Minerva (und neben deren "Wohnort" um Iupitertempel) noch ein anderes Tempelchen dieser Göttin gibt, in der Casca Aedituus sein kann. Wenn nicht, dann wäre die nächste Frage, ob es vermessen wäre, wenn ich besagten Tempel (Link) mir dem lieben Casca als Aedituus ausstatte.


    Ich meine, ich hätte mal irgendwo gelesen, dass es wohl auf dem Esquilin noch einen Tempel gegeben hätte. Leider kann ich mich nicht mehr recht gut daran erinnern und finde auch die Info dazu nicht mehr wieder. -.-

    Ich nicke beflissen, als mir die junge Dame mitteilte, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, meiner Valentina ein bereits gefertigetes Gewand zu schenken. Immerhin wollte ich ja auch nicht dass sie sich dumm vorkam oder gar liderlich ungeliebt, da sie einfach mit unbearbeiteten Tuchen und Stoffen überworfen wurde. “Hm...hm...hmhm...mham...mhm…,“ begleitete ich die folgenden Worte meiner Gesprächpartnerin, während ich versuchte, mir das perfekte Kleid für meine perfekte Frau zu imaginieren. Dieses allerdings war schwieriger als erwartet, denn ich hatte keine Ahnung wie man Sanftheit und Anmut in ein Kleid schneiderte, denn dies war meine Geliebte ja in Person!


    Noch einmal befühlte ich den grünen Stoff und dachte an Valentinas brauneAugen, die ich so gerne betrachtete. Es waren ein paar hellere und dunklere Sprenkel darinnen, und wenn Frohsinn in ihnen glitzerte waren sie noch schöner als jeder Edelstein. Vielleicht passte Grün unter diesen Umständen doch nicht so gut. Also legte ich diesen Stoff ab und angelte nach dem nächsten. Dieser war aus einem dunkle Blau, gewiss doppelt so teuer wie der andere und obendrein noch mit einem schönen Saum bestickt. Ob das auch ihre Lieblingsfarbe war. “Ich habe sie nie nach ihrer Lieblingsfrage gefragt!“, sagte ich dann etwas perplex, denn ich empfand diesen Umstand mit einem Mal als eine unglaubliche Nachlässigkeit.


    Wieder sah ich mein Gegenüber an und dann fiel mir etwas ein. “Sie liebt Rosen!“, erklärte ich und suchte mit meinen Blicken nun augenblicklich nach etwas, was diesen Blumen zu ähneln vermochte. Einen Moment ließ ich auch mein inneres Auge – wie empfohlen spielen – und griff nach einem glatten, leicht schimmernden Stoff aus einem leichten rosé, in denen ebenso ein wenig verwaschen rote Farbe eingearbeitet war. Dabei schien es so, als würden die beiden Farben ineinander fließen und miteinander tanzen. “Ha!“ stieß ich aus und zerrte das Material an mich heran. Nicht zu dick und nicht zu dünn. “Dieser hier!“, erklärte ich fest und beschaute mir dann auch wieder das grüne Material. “Alles zusammen kommt es einer Rose in der Tat gleich! In ein Kleid gegossen würde es einer Rose gleichkommen!“, erklärte ich entzückt und bemerkte dann das wohilge Schmunzeln des Händlers, der seine Finger vor dem Bauch ineinander gefaltet hatte und dabei die Lage gütig betrachtete.


    “Sie ist eine wundervolle Frau,“ schwärmte ich nun weiter. “Sie hat in etwa deine Größe und auch so schöne, braune Augen.“ Ich raffte den Stoff vom Tisch und hielt es nun ohne Nachzudenken vor den Leib meiner Bekanntschaft. Natürlich dachte ich dabei gar nicht nach, denn ich wollte ja nur die Korrelation der Augen mit dem Farbspektakel überprüfen.

    Es war ein herrlicher Tag und hatte ein wenig meine Nase den warmen Sonnenstrahlen entgegen gereckt, während das Blütenmeer im schönen Garten der Domus Decima einen lieblichen Duft verströmte. Kurz hatte ich sogar meine Augen geschlossen, um diesem besonders zu huldigen. Dabei saß ich gerade mit dem jungen Mundschenk Silas an einem Tisch, auf dem ein kleines Spiel aufgebaut war. In letzter Zeit hatte ich das Vergnügen der ein oder anderen Partie Mulinello für mich entdeckt und hatte an einem lauen Abend auch den jugendlichen Sklaven dafür begeistern können. Dieser saß mir nun in einem Korbsessel gegenüber und grübelte über dem nächsten Zug.
    In einem weiteren Sessel saß die alte Pontia, die Cellaria unseres schönen Hauses und zählte mir von einer langen Liste all die Dinge auf, die sich unter unseren Vorräten befanden. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, eine bestandsaufnahme durchzuführen, da ich ob meiner Verlobung und der folgenden Hochzeit allmählich in Nervosität verfiel und es mein schlimmster Albtraum war, dass all die Gäste herbeigeströmt waren und sich nicht ein Krumen Nahrung im Haus befand. Just gestern war ich unter diesem Schrecken sogar schweißgebadet aufgewacht.


    “… alles in allem sind es in etwa vierzig Fässer,“ endete sie gerade, während der Sklave Silas unter einem Ausruf des Triumphs meine schwarze Spielfigur vom Brett fegte. Ich öffnete meine Augen wieder und blickte auch sogleich auf seinen Triumph, der aufzeigte, dass ich ein weiteres Mal verloren hatte.
    “Wir werden noch einige Fässer kaufen müssen,“ entschied ich dann. “Und jemand muss sich um die Sonderkonditionen beim Fleischer kümmern.“ Immerhin rechnete ich fest damit, dass man die hohe Gesellschaft nicht mit ein paar selbstgezogener Tauben und Haselmäuse abspeisen konnte. “Und den Fischverkäufer!“, fügte ich an.
    “Ich werde jemanden schicken,“ erklärte Pontia und sie sah nun ebenfalls auf das Spielbrett. “Ich werde auch dafür sorgen, dass dieser Jemand siegreicher sein wird als du.“ Sie lächelte mich an und ich schmunzelte zurück.
    “Noch einmal, Dominus?“, wollte Silas enthusisatisch wissen, wobei ich ihm freundlich zunickte.


    Unterdessen erreichte uns auch mein Leibsklave, der ein Tablett mit Leckereien und einem Becher verdünnten Wein mit sich trug. Dazu etwas, was wie ein Schriftsrück ausschaute.
    “Wieder Post?“, hakte ich nach, und Muckel nickte.
    “Von Iulius Caesoninus!“ Er stellte alles auf dem Tisch ab und reichte mir den Brief.
    Augenblicklich lagen meine Blicke darauf und ich las ihn ohne zu zögern von vorn bis hinten durch.


    Meine Ernennung durch den Magister Marcus Iulius Dives aus der Ferne war eine wirkliche Überraschung gewesen. Ein Überraschung, welche ich am gestrigen Tag wirklich gefeiert hatte. Doch offenbar hatte sie Caesoninus Vorhaben nun ins Wanken gebracht. Ich ließ den brief sinken und richtete meine Blicke nachdenklich auf einen Fliederbusch, der von einigen Insekten umschwärmt wurde. Natürlich hätte nun die Mitgliederversammlung, welche geplant war, nun einen etwas anderen Tenor. Schließlich vermutete Caesoninus ja auch, dass der Magister bald zurück kehrte. Doch ob das wirklich so war?


    “Dominus?“, fragte Silas nun noch immer voller Tatendrang. Offenbar hatte er das neue Schlachtfeld für meine nächste Niederlage bereitet.
    “Spiel doch eine Runde mit ihm!“, forderte ich Muckel nun auf der nickte und sich dann setzte, nachdem ich mich ruckartig erhoben und ein paar Schritte gegangen war.
    Dann fiel mir auf, dass ja auch noch Pontia der Dinge harrte.
    “Sei doch so gut, Pontia und lass eine vollständige Liste erstellen mit allem, was man für eine Verlobung und später auch Hochzeit benötigt.“
    “Dazu bräuchte ich die Gästeliste,“ entgegnete sie. “Schließlich müssen wir wissen, mit vielen gerechnet werden muss.“


    Ich seufzte schwer. “Hundert!“, stellte ich in den Raum und ernetete einen skeptischen Blick. “Zweihundert?“ Pontia seufzte, doch sie lächelte dann. “Ich werde sehen, was sich tun lässt.“
    Nun war es an mir zu seufzen. “Wohlan!“, erklärte ich dann und steuerte auf das Haus zu. “Ich rechne auch mit der Kaiserin!“, fiel mir dann noch ein, als ich noch einmal zurück blickte.
    Pontias geweitete Augen bekam ich jedoch nicht mehr so recht mit, da ich schon in der Kühle des Inneren verschwunden war, wobei ich über die Societas, deren Vorstand und auch meine Verwandte Decima Messalina nachdachte. Im Anschluss auch über die Verlobung, die Hochzeit und das decimische Brief-Siegel, welches unter meiner Obhut verschwunden war.


    Ad
    Gaius Iulius Caesoninus
    Domus Iulia
    Roma


    Salve Iulius Caesonius!


    Es grüßt dich Cnaeus Decimus Casca.
    Auf diesem Wege möchte ich mich für die Einladung zur Cena bedanken, welche ich von Herzen gern annehme. Gerne würde ich meine liebe Quintilia Valentina ebenso zur Festlichkeit laden, falls dies deine Zustimmung findet. Zwar mag ich nicht aufdringlich sein, doch wäre es mir eine Freude, sie an diesem Tag in genauso guter Gesellschaft zu wissen wie mich selbst.


    Doch es gibt noch mehr, was ich darüber hinaus mitzuteilen habe. Soeben erreichte mich eine Tabula des ehrenwerten Iulius Dives, welche er aus Bolivae zu mir gesandt hat und durch welche er mich zum Vicarius Magistris der Societas Claudiana et Iuliana erhoben hat. Neben, bzw. nach meiner lieben Verwandten Decima Messalina versteht sich. Ich hoffe sehr, dass ich bei der Cena über diese Sache mit dir ins Gespräch kommen kann, falls du zuvor nicht abkömmlich sein solltest.


    Mögen die Götter deine Schritte lenken.


    Vale bene,


    Decimus Casca


    P.S. Der ehrenwerte Iulius Dives teilte mir auch mit, dass deine Ernennung zum Sodalis nicht gemäß der gültigen Satzung gewesen war, du aber dennoch nunmehr ein volles Mitglied unserer Societas bist und bleibst, da er die Ernennung nicht zurückziehen wird.


    P.S.S. Sei versichtert, dass auch ohne Siegel diese Nachricht von mir stammt!

    Noch wähnte ich mich in den schönsten Träumen und mein Blinzeln galt den Sonnenstrahlen, die hell und rein durch mein Fenster brachen, welches Muckel eigentlich hatte verschließen sollen, um mir einen gnädigen Mittagsschlaf zu ermöglichen. In welchen Sphären mein Bewusstsein nun schwebte vermochte ich dem Moment nicht mehr zu sagen, als ich unsanft von einem lauten Ruf aus dem Schlaf gerissen wurde.


    “Casca!“, tönte mein Sklave vernehmlich, nachdem er die Tür einmal mehr ohne zu fragen aufgerissen hatte.


    Ich schmatzte empört und öffnete nur widerwillig meine Augen zur Gänze, wobei ich auf dem Bauch liegend noch immer mein Kissen fest umklammerte. “Hmm?“, stieß ich müde aus und wälzte mich im Bett noch einmal herum.


    “Du hast Post!“ Muckel steuerte direkt auf das Bett zu und wedelte vor meiner Nase mit einem Schriftstück herum, das ich allmählich sogar mit den Blicken fixieren konnte. Dennoch wischte sich mir mit Daumenkuppe und Zeigefinger noch einmal durch die Augen und murrte dann laut auf. “Und deshalb weckst du mich?“ Muckel nickte kräftig, mit einem unübersehbaren Strahlen in seinen Augen. “Du bist befördert!“, erklärte er mir stolz, während sich bei mir die Stirn runzelte. “Hmmmmm?“, hakte ich noch einmal nach und richtete mich dann auf, wobei ich die Umklammerung des Kissens aufgab und nunmehr auf der Matratze kniend nach dem Schriftstück griff. “Kann nicht sein. Wo denn?“
    Muckel strahlte noch immer wie ein polierter Servierteller. “Na daaa…!“ Er deutete auf die Post in meiner Hand, die ich nun zu studieren begann, nachdem ich noch einmal meine Miene ein wenig verzog, in der Hoffnung, dass dies mich endgültig in die Wachheit katapultierte.


    “Oh...oh...oh!“, entfuhr es mir dann, wobei ich mich bei jedem „Oh“ ein wenig mehr aufrichtete. Dann hangelte ich mich irgendwie vom Bett, ohne die Augen von dem Schreiben zu nehmen, welches mich ehrlicherweise mehr und mehr auch zum Lächeln brachte. Es war von Marcus Iulius Dives, wobei er mir mitteilte, dass ich mich mit der Ernennung des Caesoninus vielleicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, denn es hatte nicht der Satzung entprochen. Zuerst wollte mir das ja ein wenig zusetzten. Immerhin patzte ich nicht wirklich gerne, auch wenn die auf meinen Wegen ausblieb, doch hatte ich natürlich auch weiter gelesen bis zum letzten Satz: “….Mögen die Götter stets wachen über dich und die Deinen.“ Nun war ich es, der strahlte. “Vale bene!“, seufzte ich beglückt und grinste dann.
    “Na? Was habe ich dir gesagt?“, frohlockte auch Muckel und er breitete ein wenig die Arme aus, als ob er nun erwarten würde, dass ich mich in sie vor Glück taumelnd hineinstürzen würde.
    Genau das tat ich aber nicht. Stattdessen steuerte ich meinen Schreibtisch an, um mich dann im bequemen Korbsessel niederzulassen.
    “Vicarius Magistris!“, sagte Muckel und kam auf mich zu. Seine Arme hatte er inzwischen wieder herunter genommen. “Ja!“, gab ich von mir und las das Schreiben noch einmal. Dann fiel mit etwas auf und ich hob meinen Kopf abrupt wieder.
    “Sag!“, pflaumte ich dann meinen Sklaven an. “Sag‘ bloß, du hast meine Post gelesen!?“
    Muckel grinste noch immer und nickte enthusiastisch. “Du hast doch geschlafen!“
    Ich schürzte meine Lippen und schaute ihn an. Dann sah ich wieder auf das Glück in meinen Händen.
    Im Laufe der Zeit ließ ich gewisse Dinge einfach unkommentiert, weil es die Nerven schonte und die Harmonie des Tages nicht störte. Außerdem war ich meinem Sklaven mitunter dankbar, dass er mir so gut zur Hand ging. Darüber hinaus kannten wir uns seit Kindertagen und nun noch mit Erziehungsversuchen zu beginnen wäre ebenso müßig wie wohl vergebens.


    “Da wird Valentina staunen!“, erklärte ich mit wieder stolz geschweller Brust. Dabei fiel mir noch etwas ein. “Wo ist denn das Schreiben vom Iulius Ceasoninus?“, fragte ich halblaut und wühlte mit einer Hand durch meine Unterlagen. “Ich sollte ihn sogleich informieren, wobei ich dann auch fragen kann, ob Valentina mich zur Cena begleiten darf.“ Muckel kam mir zu Hilfe und reichte mir auch diesen Brief. Voller plötzlichem Tatendrang wedelte ich mit meiner Hand. “Hol‘ mir eine Erfrischung!“, befahl ich meinem Sklaven. “Aber die beste, die wir im Keller haben! Heute ist ein guter Tag!“ Dann begann ich zu schreiben.

    Allmählich bemerkte ich an meinem Gegenüber, dass an einem Aufbruch interessiert war. Also nickte ich, als Caesoninus meinte, dass es nun Zeit wurde zu gehen. Im Grunde genommen war ja auch alles Wichtige geklärt, die Urkunde unterschrieben und die Namen der Mitglieder vermerkt. “Allzu viel liegt hier heute nicht mehr an,“ sagte ich rasch und erhob mich von meinem Sitz, wobei ich die dargebotene Hand annahm und diese kräftig schüttelte. “Dann können wir nur hoffen, dass sie auch in Scharen zusammenströmen werden,“ erklärte ich, als der Iulier meinte, nun die Mitglieder anschreiben zu wollen. Innerlich war ich sehr dankbar, dass er diese Aufgabe übernahm und die Verwaltung somit ein wenig entlastete. Mit einem Lächeln im Gesicht ließ ich dann ebenfalls ein “Vale bene!“ folgen und meinte noch. “Dann werde wir uns bestimmt bald wiedersehen!“ Mein Muckel war so umsichtig und war schon einmal zur Tür gegangen um sie dem Iulier aufzuhalten. Als er gegangen war seufzte ich schwer und trank den Rest von meinem Becher Wein im Stehen. Vielleicht würde ich noch ein wenig die Briefe ordnen, die die Societas im Laufe der letzten Woche erhalten hatte, um sie dann auf dem Schreibtisch des Magisters abzulegen. Dort türmte sich mittlerweile ein riesiger Berg auf, doch war es nicht zu ändern. Ein Stellvertreter musste in der Tat dringend ernannt werden. “Darf ich?“, wollte mein Sklave wissen und deutete auf einen Apfel. Neuerlich seufzend nickte ich und begab mich wieder an die Arbeit, während mein Sklave mir dabei etwas vorkaute.

    Wie schön es war, meiner Valentina so nahe zu sein. Wie ich hier nun so saß und ihr Knie mit der Hand berührte, meinte ich noch immer den Kuss auf meinen Lippen schmecken zu können. Süß wie Honig war er gewesen und so leidenschaftlich, dass mein Herzschlag mächtig in der Brust pochte. Ich lächelte, als meine Geliebte nun meinte, dass ich mich nicht zu entschuldigen hätte. Ihre Hände auf meinen Wangen waren warm und weich und verzückt blickte ich ihr entgegen. Oh, wie gern hätte ich mir neuerlich nun einen Kuss gestohlen. Einen Kuss und noch viel mehr! Sachte nickte ich und wagte es, meine Hand an ihrem Knie nun zu regen und dieses schöne Körperteil zu streicheln. Ganz so als wäre ich noch der jugendliche Spund, der vor vielen Jahren in Piräus hinter einem Nebengebäude mit einer hübschen Sklavin einen ersten wundervollen und ebenso körperlichen Kontakt gehalten hatte. Doch natürlich musste jede Schönheit sämtlicher Sklaven Roms vor meiner Valentina weichen. Gegen sie waren sie alle nur fad und blass!


    Die sachten, aber dennoch fröhlichen Klänge der Flöte durchwehten den Garten, während meine Geliebte mir nun ihre Bedenken eröffnete. Bisher hatte ich mich mit derartigen Fragen noch gar nicht befasst, denn immerhin ging es hier um mehr als die Gäste und deren Befinden. Mir war es egal was sie sagen würden und von mir aus würden sie sich auch das Maul zerreißen können. Vielleicht würde dies Onkel Livianus nicht passen, doch ich wollte Valentinas Zweifel vertreiben. “Die Verlobung.“ Ich seufzte. “Ich denke nicht, dass du dir darüber Sorgen machen musst,“ erklärte ich nun fest und recht selbstsicher. “Für das Schicksal von Vetter Serapio kannst du nichts und sollte jemand auch nur eine einzige Augenbraue ob dieses Umstandes erheben, so werde ich ihnen gerne sagen, dass die decimischen Männer eben den besten Geschmack haben und ich über meinen Verwandten habe triumphieren dürfen!“ Begleitet wurden meine Worte nun von einem Lächeln und ich hoffte sehr, dass Valentina meine selbstsicher gesprochenen Worte genau so auffasste, wie ich sie auch gemeint hatte. “Ich meinen Träumen würden wir die Verlobung sowieso nur zu Zweit verbringen. Wir könnten irgendwohin reisen. Ans Meer und uns dort in aller Stille verloben. Mit lediglich den schönen Wellen und Möwen als Zeugen.“ Genau genommen würde mir das auch am besten gefallen. Es würde sicherlich reichen, wenn die Ehefeierlichkeit dann ein wenig pompöser gestaltet wurde.