Beiträge von Rediviva Helena

    Maximus. Kurz schien die Welt still zu stehen. Es war das erste Mal seit langer Zeit dass ich den Namen 'gehört' und nicht nur gesprochen, gedacht oder gefühlt hatte. Publius. Publius Tiberius Maximus. Meine Augen füllten sich mit Tränen und es fiel mir schwer, ihr zuzuhören. Und doch schaffte ich es, indem ich mich auf ihre Worte konzentrierte.


    "Wer rettete mein Leben und das meines Kindes? Wer war stehts für alle meine Sorgen zu sprechen? Wer bringt meiner Tochter vieles bei und kümmert sich um meine Kinder? Wer bringt mir das Lächeln ins Gesicht?"


    Ich reichte ihre meine Hand hinüber, einfach, um Verbundenheit zu spüren. Wir hatten einander viel zu verdanken. Ich liebte Pentsesilea. Darum tat mir auch jede Auseinandersetzung mit ihr so weh.

    "Möchtest du eine ehrliche Antwort? Ich bin mir sicher, dass du es sogar sehr leicht haben wirst. Vielleicht unterschätze ich mich, aber du tust bei dir noch mehr als dies. Mein Interesse wäre durchaus geweckt."


    Ich lächelte ihn an und drückte seine Hand lächelnd.


    "Und dass du ein Eques bist wäre der letzte Grund. Ich heiratete meinen Mann damals, da war er ich glaube Legionarius, wurde dann Quaestor. Während seiner Zeit als Quaestor heirateten wir. Und dann wurde er Optio in der Legio IX."


    Ich hielt kurz inne, ehe ich weitersprach.


    "Du magst einer unter Tausenden sein. Doch jeder von den Tausenden hat sein eigenes Wesen und jeder lernt Menschen kennen. Es gibt auch ebensoviele Frauen. Und schau dich an. Wir haben uns unterhalten, ein Eques unter Tausenden und eine Frau. Glaubst du es ist ein so seltener Zustand?"

    Ich sah sie streng an.


    "Niemand von uns beiden ist Herrin, Pentesilea. Und wenn, dann hast ohnehin eher du dir Respekt verdient. Du bist noch aus jeder misslichen Lage herausgekommen. Schau mich an, mein Weg ist gerade und dies nur durch Hilfe anderer."


    Ich zupfte mir die Zügel zurück und setzte das Pferd wieder in Bewegung.

    "Ich staune immer wieder. Entweder könnt ihr Männer gut eure wahren Gedanken vertuschen, ihr bemerkt immer erst zu spät auf was ihr euch einlasst, oder ihr habt ein unglaubliches Durchhaltevermögen."


    Ich griff nach seiner Hand und drückte diese leicht. Ich wusste nicht, wie ich seine Worte verstehen sollte, doch ich machte mir keinen Kopf. Das einzige was jetzt zählte war, dass er nicht log. Und das tat er gewiss nicht.


    "Du wirst es später sicherlich nicht schwer haben."

    "Aber Pentesilea! Mir geht es gut und wenn ich etwas gut gebrauchen kann, dann ist es frische Luft. Umso besser werde ich schlafen können. Klingt das nach einem vernünftigen Argument?"


    lächelte ich sie beruhigend an.


    "Ich sage dir schon Bescheid, wenn es schlimmer wird, in Ordnung?"

    "Einen Stock geschluckt?"


    Ich sah sie erst etwas verdutzt an und als ich begriff, lachte ich. Ich lachte um die Wahrheit zu verbergen. Aber es war auch ein klägliches Lachen für jemanden, der mich durchschauen konnte.


    "Ach, ich bin einfach übermüdet, mehr nicht! Musst dir keine Gedanken machen. Nur durch den Besuch der Augusta fiel zuviel an was mich um den Schlaf gebracht hat!"

    Ich wandte mich wieder zu ihm und sah ihn mit einem unbestimmten Blick an. Ja, man konnte ihn vielleicht als verwundert bezeichnen und sicherlich lag auch etwas wie Dankbarkeit in diesem.


    "Eher nicht. Bei mir gibt es zuviel aufzubauen, als dass man mein bemitleidenswertes Opfer als glücklich bezeichnen könnte. Ich bezweifle, dass er sicih nach wenigen Wochen noch immer als glücklich bezeichnen würde."


    Ich richtete den Blick auf einen Punkt, irgendwo zwischen unseren Augen. Eher an mich selbst gerichtet murmelte ich:


    "Ich glaub auch nicht, dass ich das jemandem zumuten werde!"


    Doch dann lachte ich leise.

    "Nun, das überlasse ich meiner Schutzpatronin Fortuna. Ich diene ihr schon seit ich im Cultus Deorum bin und daran soll sich nichts ändern."


    Ich dachte über seine Worte nach. Vermutlich hätte ich mich eher für Maximus entschieden. Er hatte mir sehr viel bedeutet und dass ich ihn bereits geheiratet hatte, da er Optio wie Quaestor war, war Beweis genug, dass ich es nicht wegen seines Standes tat. Doch nun...


    Ich blickte kurz zur Seite, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte, denn meine Augen füllten sich mit Tränen, ich wusste nicht, ob sie fließen würden. Mit einem leisen Lachen meinte ich:


    "Der Ärmste der sich meiner annehmen wird."

    "Weil es heute nicht mehr ist wie damals, nicht wahr?"


    Ich dachte an Maximus zurück. Wie schüchtern er mich damals gefragt hatte ob wir nicht vor die Tore Mogontiacums wollten, um ein wenig spazierenzugehen. Und als er als Strafe dafür die Latrinen im Castellum säubern durfte. Ein sanftes Lächeln trat auf meine Lippen. Würde ich ins Elysium gelangen... Vermutlich würde ich mich für Maximus entscheiden, nicht für Metellus. Er war mein erster Mann gewesen und er schenkte mir meine wundervollen Kinder.

    "Ja, aber dort brauche ich ihren Rat nicht mehr so dringend wie ich ihn hier brauchte. Und auch der Gedanke an die elysischen Felder lindert meinen Schmerz nicht. Was macht denn jemand, der sich ein zweites Mal verliebt, weil der vorhergegangene Partner bereits verschied? Welchem Partner würdest du dort eher zusagen?"


    Ich wusste, es war eine mehr als seltsame Frage, aber durchaus berechtigt. Ich musste leise lachen, lachte über mich selbst.


    "Verzeih bitte, ich werde aufhören dich damit zu langweilen. Eigentlich sollten wir ganz andere Gedanken hegen und nicht so pessimistisch in die Zukunft sehen, Sie birgt auch viele schöne Dinge!"

    "Nein, wahrscheinlich ist es nicht gut, noch gesund."


    schloss ich, besorgt dreinschauend. Dieses Mal aber blieb mein Blick weiterhin nach vorn gerichtet. Heute schien es nicht stürmisch werden zu wollen, auch wenn viele Wolken am Himmel standen.


    "Hast du denn auch noch positive Erinnerungen?!"

    "Ich bin nur selten auf den Märkten, denn ich habe auch nur selten Anlass dorthin zu gehen. Und wenn ich einmal dort bin, ist keine Schlägerei. Ich denke aber schon, dass es vorbei ist. Aber komm, wir schauen ob hier irgendwo Stiefel verkauft werden!"


    lächelte ich und griff nach seiner Hand. Dann zog ich los und steuerte einen Stand an. Und es schien als habe Mercurius ein Einsehen gehabt, als Quintus sein Schuhwerk geopfert hatte.

    "Früher, vor gar nicht allzulanger Zeit waren es Dinge wie ein gutaussehender Mann, einen guten Beruf.. Mittlerweile habe ich eigentlich nur noch einen Wunsch, der mir beinage egoistisch und kindlich erscheint..."


    Ich seufzte leicht und sah ebenflals in den Himmel. Allerdings wandte ich meinen Blick nicht wieder von diesem ab, auch wenn ich seinen Blick auf mir ruhen spürte.


    "Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als nie wieder einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber siehst du? Ich habe in dir schon wiieder jemanden gefunden den ich sehr gerne mag und umso mehr Menschen ich kennenlerne, umso absurder wird dieser Wunsch. Es ist alles so verwirrend..."

    Ich runzelte die Stirn während sie sprach. Es hörte sich alles ziemlich abenteuerlich an, aber ich freute mich irgendwie für sie, dass sie jemanden gefunden hatte, mit dem sie auch sprechen konnte. Es tat mir leid, dass ich so wenig Zeit für sie hatte,


    "Möchtest du darüber reden oder lieber nicht? Ich wäre bereit dir zuzuhören, wenn du es loswerden möchtest. Du klingst ziemlich aufgeregt und siehst auch ziemlich angespannt aus...."

    Sim-Off:

    Danke :D


    "Hm. Die Verkäufer hier haben vielleicht Stiefel für Leute die Opfergaben darbringen wollen. Und ansonsten gehen wir halt noch einmal auf die Märkte und besorgen dir dort welche. Welche Art sagt dir eher zu?"


    lächelte ich ihm aufmunternd zu. Hoffentlich fror er nicht allzusehr. Doch auch wenn dies Hispania war, frisch wurde es auch hier schon sehr.

    Ich wandte mich kurz zurück und lächelte Pentesilea aufmunternd an. Ich spürte, dass allein dieses Herumdrehen mich anstrengte, denn die Welt verschwamm kurz vor meinen Augen. Doch nach Mühe versuchte ich mich trotzdem gerade im Sattel zu halten um es Pentesilla weder sehen noch spüren zu lassen.


    "Ich glaube dir und doch finde ich die Bewegungen eines Pferdes weitaus graziler als die eines Kamels. Kamele wirken immer ein wenig durcheinander und mir sind sie ehrlich gesagt etwas zu groß!"


    lächelte ich und wandte mich wieder nach vorn, wo mein Blick schlagartig ernster wurde. Das Reiten strengte mich an, vor Allem wenn ich mich so oft umdrehte. Ich biss mir auf die Lippen und versuchte mich zusammenzureißen.


    "Was hast du eigentlich in den letzten Wochen so getrieben?"

    "Ah, du bist also ein ehrbarer Mann, der nicht im Traum daran dächte eine Dame zu entführen!"


    erwiderte ich verschmitzt grinsend. Ich spürte wie ich zunehmend heiterer wurde. Es musste wohl an der Gesellschaft und am Weine liegen. Ich mochte Numerianuns und hatte doch sehr das Gefühl, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Leise flüsterte ich:


    "Möchtest du mir verraten, wovon du träumst? Einen großen Wunsch, den du schon lange verspürst?"


    Ich wusste, es war ein rascher Themenwechsel, aber mir kam die Frage in den Sinn und ich konnte sie nicht ungefragt lassen.

    "Nur dass du nicht ganz so hoch bist und es vermutlich weniger stark schaukelt. Ich frage mich sowieso gerade, wie du es auf einem Kamel ausgehalten hast, wenn es auf Schiffen gar nicht geht!"


    neckte ich sie mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. Auf ihre Worte zu meinem 'Runterfall' sagte ich nichts. Es war weniger der Schwung als das Nachgeben, als ich oben anlangte.