"Ich werde sobald Gaius wieder da ist, nach Italia abreisen..."
Sie sieht Publius in die Augen.
"Ich habe beim Cultus Deorum einen Schwur abzuleisten und ich darf nicht vergessen dass dort meine eigentliche Heimat ist. Ich vermisse meinen Vater ganz besonders. Das Cultus Deorum hat meinen Aufschub des Eides bereits genehmigt, doch noch mehr Zeit darf ich nicht verschenken. Ich werde dort ein paar Tage verbringen."
Falls eine Hochzeit ins Gespräch kommen würde, würde sie ihre nächste längere Reise nach Germanien rechtfertigen können, doch so wie das ganze jetzt aussah... Da kam ihr Vibullius in den Sinn. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob er so charmant gewesen war, weil auch er um ihre Hand anhalten wollte... Sie nannte sich in Gedanken einen Dummkopf, weil sie so etwas einfach nicht merkte. Aber ein Leben lang wohl behütet beim Onkel aufgewachsen fiel es ihr sehr schwer, sich alleine zurechtzufinden. Ein wenig vermisste sie dieses väterliche behütetsein.
"Ich vermisse meinen Vater... ich vermisse ihn sogar sehr. Und meinen Onkel. Ich habe dir doch erzählt dass ich bei meinem Onkel in Achaia, Sparta aufgewachsen bin, oder? Nun, ich habe aber glaube ich nicht erwähnt warum ich nicht dort geblieben bin. Mein Onkel verstarb vor knapp einem Jahr und darum bin ich zu meiner Familie nach Rom zurückgekehrt. Allerdings nur für wenige Tage, denn ich bin Gaius' Ruf nach Germanien gefolgt... Und so bin ich hierhergelant, ohne meinen Vater lange zu sehen.."
Der Gedanke an den Verstorbenen Onkel machte sie ein wenig traurig und nachdenklich dachte sie an den liebevollen Vaterersatz zurück. Sie schwieg eine gewisse Zeit.
"Mich verwundert nur, dass ich soviel mit Tiberiern zu tun habe. Deine Schwester ist meine Vorgesetzte und deinen Bruder habe ich an meinem zweiten Tag in Rom kennengelernt. Und dich treffe ich nun hier in Germanien an. Ich frage mich, wie es Vibullius wohl geht und ob er noch immer in Italia ist..."
Sie versuchte sich selbst auf andere Gedanken zu bringen und begann zu grinsen. Es stimmte tatsächlich, sie kannte eigentlich nur Tiberier und Octavier eine ganze Menge. nun, hier und da noch andere Männer...
"Ich hoffe daheim geschieht momentan nichts schlimmes, denn weder Vater noch meine Schwester haben mir einen Brief zurückgeschrieben. Bei Nauticus bin ich mir recht sicher, dass es ihm gut geht. Er ist ein zäher Bursche, wenn ich das mal so ausdrücken darf."
Sie sieht ihn nun fragend an.
"Warst du schon einmal in Sparta? Es ist sehr schön dort und im Grunde genommen stand ich da ziemlich im Mittelpunkt. Es ist ein seltsamer Zufall dass ich ausgerechnet nach Sparta geschickt wurde. Die sagenumwobene Helena von Sparta... Viele haben da ihre Witze drüber gerissen und einige seltsame Leute sogar in mir eine Prophezeiung gesehen...!"
Belustigt lachte sie. Sie und eine Prophezeiung. nun, sie hatte eine Zwillingsschwester und das war ja schon was besonderes und eine gewisse Ähnlichkeit mit der Helena von Sparta hatte sie auch durch ihre blonden Haare. Doch dass sie Helena hieß war nichts weiter als zufällig geschehen. oder hatte Fortuna es so gewollt, dass sie Helena geheißen wurde, um bei den Achaiern Ansehen zu haben.. Nun, ihr eigenes Volk hatte sie jedenfalls immer sehr nüchtern behandelt und es waren auch nur wenige Menschen gewesen, die Helena als etwas besonders bezeichnet hatten.