Beiträge von Rediviva Helena

    o_O das reizt mich jetzt zum ausprobieren ;) Ich halte nur nicht viel von Verallgemeinerung weil ich grundsätzlich nur sowas zocke... Half Life etc sind nämlich ganz und gar nicht nach meinem Geschmack ;)

    Ihr Blick war kalt und auch abwesend. Sie folgte einfach nur der Richtung, die Metellus einschlug, wobei sie es allerdings mied, ihn anzusehen. Zugegebenrmaßen hatte sie ihrer spitzen Zunge wohl etwas zuviel Freiraum gelassen, aber sie mochte es nicht, wenn man sich so... so halt benahm. Sie schmollte. Und irgendwo war sie auch ernsthaft enttäuscht. War er schon immer so gewesen und wurde es ihr jetzt erst richtig bewusst, oder hatte er sich verändert? "Hast du Neues von Quintus gehört?" fragte sie also nur, weil ihr nichts besseres einfiel. Aber wie sie Quintus kannte, hätte er sich vermutlich ohnehin noch eher bei ihr, als bei seiner Familie gemeldet. Schließlich hatte sie ihn durch die Stürme gelotst.

    Sie runzelte die Stirn und überlegte eine freundlichere Ausdrucksweise, für den Gedanken der ihr in den Kopf geschossen war. So bemühte sie sich um Freundlichkeit. "Den Eindruck eines perfekten Paares in einer perfekten Welt oder welchen meinst du?" Von Perfektion hielt sie lange nichts mehr, die gab es unter Menschen nicht und nur einmal in ihrem Leben hatte sie einen Menschen für annähernd perfekt gehalten. Mit seinem Tode hatte sich gezeigt, dass er es wohl doch nicht war. Doch die Götter hatten ihn offensichtlich geliebt.


    'Eine enge Vertraute'... Anscheinend nicht eng genug, alsdass er die Wahrheit sagte. Vielleicht genügte sie den Ansprüchen des Herrn künftigen Senators ja auch nicht, wie sie jetzt aussah. Sie schob diesen Gedanken weiter nach hinten um nicht allzu grimmig dreinzuschauen. Sie würde ihn später in aller Ruhe auseinandernehmen... "Ich schätze das darf er nicht. Ist nicht standesgemäß. Es könnte einen Skandal geben, wenn die ehemaligen Kinder des Proconsuls sich gemeinsam auf der Straße blicken ließen und es sich wie Turteltäubchen verhält." Sie hatte einen freundlichen Ton gewählt, doch der Sarkasmus darin war nicht zu überhören. "Verzeih, doch mir fehlt einfach der Auslauf um geduldig zu harren!" entschuldigte sie sich mit einer weiteren Anspielung auf die Bequemlichkeit mancher Menschen. Den Anhang mit ihrem rüpelhaft plebejischen Verhalten verkniff sie sich. Kaum ausgesprochen wählte sie den Weg in Richtung Vestibulum.

    Sie wich seinem Kuss aus. Sie wusste wirklich nicht, was sie von Metellus halten sollte. Sie erkannte ihn nicht wieder. Wieder einmal wurde ihr bewusst, was Reichtum und Macht aus Menschen machen konnte. Si selbst hatte sich nur insofern verändert, dass sie sich getraute, Verantwortung zu übernehmen. Sonst war sie die gleiche wie noch vor zehn Jahren, als sie Maximus geheiratet hatte. Sie starrte noch einige Augenblicke nachdem Metellus mit Aristophanes den Raum verlassen hatte, auf die Tür, ehe sie sich zurechtmachte. Sie wollte kein großartiges Aussehen erlangen, doch so aussehen wie sie es tat, wollte sie auch nicht. Demnach entschied sie sich dafür, einfach nur die Zeichen der Müdigkeit und der Tränen zu kaschieren und ein wenig zusätzlich aufzutragen, was auffrischend wirken sollte. Im Anschluss kleidete sie sich in eine reinweiße Tunika um nicht wie ein Gossenkind neben Metellus zu wirken und ihr Amt zu betonen. Zusätzlich wand sie sich die blaue palla um den Leib und auch über den Kopf. Am Ende würde er sie verachten, weil sie sich nicht ordnungsgemäß kleidete. So verließ sie ihr Cubiculum und trat Metellus schweigend entgegen. Besonders glücklich sah sie nicht aus.

    Sie war enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Er hatte sich verändert und sie hatte kaum etwas davon wahrgenommen. Erst jetzt wurde ihr die Tragweite bewusst. Im ärgsten Fall hatte sie einen Lictor dabei: Nicht mehr und nicht weniger. Sich durch die Gegend tragen zu lassen empfand sie selbst als Kritik an ihrer Gesundheit. Und zuviele Leibwachen... Sie selbst gab ihr Leben ganz in die Hände der Götter. Sollte ihrem Leben ein Ende beschieden sein, so war es eben so. Da würden auch Leibwachen nichts ändern können.


    "Ich werde mich noch zurechtmachen, doch keine Sorge. Es wird nicht lange dauern." Mit diesen Worten verwies sie auf die Tür. Heute würde sie sich keine Sklavin zu ihrer Hilfe rufen lassen. Sie wollte allein sein, insbesondere deshalb, um nachzudenken was sie von dieser Wandlung halten sollte. Ob es an ihrem Aufenthalt in Rom gelegen hatte? Hatte man ihm vielleicht Vorwürfe gemacht, weil er kein eitler Pfau war?

    Sie runzelte die Stirn. Er klang wie ihr Vater. Ziehvater. Sie musste sich in Gedanken korrigieren. Anton würde immer ihr Vater sein, auch wenn das Blut anderes sagte. "In der Stadt ist immer einiges los und früher hast du dir darum keine Gedanken gemacht." meinte sie etwas zerknirscht. So kannte sie ihn nicht, hatte ihn zumindest anders eingeschätzt. In dieser Hinsicht eher wie Maximus oder auch Quintus. Maximus. Trotz seiner Herkunft hatte er zumeist, nein, wie sie ihn kannte immer, auf Sänften verzichtet. Genauso hatte er auf dem Schlachtfeld nie nur Befehle gegeben. Sein Verhängnis. Er hatte anderen nichts zugemutet, was er selbst nicht auch getan hätte. Vermutlich war er für Minervina deshalb ein Held. "Eigentlich wäre ich lieber allein unterwegs aber ich richte mich nach dir." Seit wann richtete sie sich nach jemanden, wenn sie ihren eigenen Willen hatte? Seit wenigen Tagen, genauer gesagt, seit einer Woche. Aber immerhin hatte sie ihren Willen bekundet.

    Sie lauschte zweifelnd seinen Worten. "Sprichst du von ausgehen oder austragen lassen?" meinte sie mit Skepsis. "Du weisst, in eine Sänfte kriegen mich keine zehn Pferde und auch kein einzelner Metellus." Es war ihr unangenehm immer wieder betonen zu müssen, wie untypisch sie sich für ihren Stand benahm. Vor Metellus, vor Constantius und vor ihrem Vater - immer wieder auf's Neue. Bislang hatte sie entweder auf ihre Hochzeit getragen werden müssen, oder bewusstlos sein müssen, damit man sie auf eine Sänfte kriegte.

    Sie lauschte seinen Worten, die mittlerweile nicht mehr wie durch einen Bebelschleier zu ihr drangen. Doch ihre tiefere Bedeutung nahm sie nicht wahr, so sie eine hatten. Sie nahm sie lediglich zur Kenntnis. "Es ist gut." meinte sie also nur mit einem matten Lächeln und reichte ihm ihre Hände. Doch bei dieser Geste blockte irgendetwas in ihr, was ihr ein unangenehmes Gefühl im Bauch verursachte. Sicher, Callidus hatte gewiss Recht. Sie blickte auf ihrer beider Hände, der Blick war unbestimmt, als müsste sie selbst noch überlegen, was sie davon hielt. "Selten. Den ersten Tag war ich draußen und die letzten beiden, ansonsten ließ man mich nicht einmal vor die Tür der Casa treten." meinte sie mit einem spaßig angehauchten Ton, der ihr irgendwie falsch vorkam. Sie wollte jedoch nicht, dass Metellus sich in irgendeiner Weise noch weiter sorgte, als er es wohl ohnehin schon tat. "Wie geht es dir? Wie hast du die... Woche verbracht?"

    "Vielleicht solltest du dann eher so tun als seist du der Lehrer und ich höre mir einfach an, was du zu sagen hast?" zwinkerte sie. Sie war ehrlich ein wenig überrascht, denn viel beizubringen gab es demnach nicht. Zumindest nicht für einen Discipulus. Und da er schon so vieles wusste, war sie sich auch nicht sicher, wo sie anfangen sollte. "Plinius im Übrigen.. Auch ein guter Freund aus alten Tagen." zwinkerte sie ihm zu. "Ihm habe ich zu verdanken, dass ich hier sitze."


    Schon seltsam. Auf ihn musste es seltsam wirken, wieviele Freunde aus hohen religiösen Ämtern sie hatte... Hm. Vielleicht sollte sie erwähnen, dass Claudia ihre Schülerin gewesen war? Nein, besser nicht. Sonst glaubte er am Ende sie hatte ihre Art von Helena gelernt. "Gut, fangen wir anders an, als ich es für gewöhnlich tue. Berichte mir über Iuppiter."

    Helena lehnte sich zurück. "Vibullius hat nahezu jeden Bürger Roms als schlecht verschrien und musste sich über seine Strafe nicht wuundern. Seiner Schwester hatte er es zu verdanken, dass er eine weitere Chance erhielt, die er aber noch gröber vertan hatte. Wenngleich ich hierzu nur Gerede weitergeben kann, da ich zu jenem Zeitpunkt nicht mehr seine Schwägerin war." deutete sie an, weshalb ihr das Thema langsam leidlich wurde, war es doch Maximus' Bruder. Sehr ungleiche Geschwister...


    "Und was den Unterricht angeht, musst du dich nicht fürchten. Nur diese Fibel wirst du abschreiben und stur verinnerlichen müssen, damit ich sie abfragen kann. Später könnte noch ein kleiner Aufsatz folgen und das war es im Groben schon. Wie ich dir den codex religiosus vermittle werde ich während des Unterrichts dann sehen..." versuchte sie ihn zu beruhigen und nippte ein weiteres Mal an ihrem Weinbecher. "Ich werde auf dich achtgeben." sagte sie nur kurz.


    "Wo du warst ist allerdings jetzt nicht allzu wichtig. Ich schlage vor, dass du deine Geschichte für den Nachmittag aufhebst und mir jetzt lieber erzählst, ob und was der Priester dir beigebracht hat." brach Helena seine Rede ab und nickte. Sie hatten genug geplänkelt, ewig lang war der Tag nicht und sie wollte sich später nicht vorwerfen lassen, dass sie ihn nicht gut auf die Prüfung vorbereitete.

    Auch seine Worte ließen das zornige Funkeln in ihren Augen nicht verschwinden. Mochte er seine Scherze über sie und auch Metellus machen - ging es um den Augustus hörte bei ihr der Spaß auf. "Du darfst alles sagen - nur komme mit den Konsequenzen die deine Worte mit sich ziehen zurecht." erwiderte sie kühl. Innerlich löste sich ihr Zorn in Rauch auf, aber das konnte sie schlecht zeigen, würde sie doch unglaubwürdig erscheinen. Hach, die Selbstsicherheit einer gewissen Flaminca Minervae müsste Frau haben.. "Das Abschreiben der gesamten Religionsfibel wird dazu gehören..." ergänzte sie. Er musste ja nicht wissen, dass es ohnehin zur Ausbildung dazugehörte... Aber Strafen fielen ihr auch ganz und gar nicht ein. Sie seufzte. Sie war einfach zu sanft für diese rauhe Welt.


    "Was Leben heisst konnte Marcus mir schon recht gut vermitteln." erwiderte sie spitz und ließ sich wieder auf ihren Platz sinken. Sie schwieg kurz und musterte ihn. "Ich frage mich ernsthaft ob ihr euch nicht vielleicht kennt, du und Vibullius. Er hat auch stets nur Spaß gekannt, auch wenn seine Späße mich beinahe das Leben gekostet hätten. Hoffentlich wirst du nicht mein endgültiger Ruin wenn ich eines Tages an Herzversagen dahinscheide." erwiderte sie nun schon ruhiger und ergriff den Becher. Sie blickte ihn kurz an. Würde sie sich Blöße geben, wenn sie nun opferte? Immerhin wirkte es dann so, als habe er sie dazu getrieben und das wollte sie auf keinen Fall zugeben. Sie würde einfach den letzten Schluck darbieten und sagen, dass sie es immer in dieser Reihe gehalten hatte. Helena merkte nicht, dass sie in Gedanken versunken nickte.


    Nun musste sie doch lächeln und nahm sich eine Nuss. Doch statt diese zum Mund zu führen warf sie Callidus' diese an den Kopf und schüttelte den Kopf. "Unverbesserlich!" Arme Claudia. Wenn dies zu ihren täglichen Erlebnissen gehörte, konnte sie ihre Objektivität verstehen.

    Sie seufzte nur bei seiner Bemerkung 'Wie jeder andere auch'. Das konnte man in viele Richtungen auslegen. Helena glaubte nicht, dass Quintus zum Beispiel soviele Geschichten wie Marcus hatte. Dafür wirkte er zu... Sie wusste auch nicht, welches Wort am angebrachtesten wäre. Als sie bemerkte, wie er den Wein opferte, hätte sie sich am liebsten in den Hintern gebissen. Sie redete sich hier dermaßen in Rage, dass sie daran nicht mehr gedacht hatte. Und dementsprechend interpretierte sie auch seine Worte.


    Nun nicht mehr lächelnd erhob sie sich von ihrem Platz und tätigte ein paar Schritte, während sie ihn aussprechen ließ. Dann hob sie an: "Zügle deine Zunge, Callidus." begann sie. "Bei aller Familienliebe und Ehre zu meinem Bruder - du gehst zu weit. Beträchtlich zu weit. Ich empfehle dir nicht ein einziges weiteres Mal weder über den Augustus, noch über eine enge Freundin, die Flaminca nämlich, so zu sprechen. Ich kann lange ruhig bleiben aber es gibt auch bei mir Grenzen der Geduld die man rasch überschreiten kann." Sie sah ihn ernst an. "Ganz gleich wieviel zu zu wissen glaubst, gleich wie weit du deine eigenen Lebenserfahrung einschätzt - du bist der Schüler. Und ich wünsche, dass du mir zumindest in diesen Hallen Respekt entgegenbringst. Trenne und lerne wo du auf deine Worte achtest!" Sie stand nun wieder hinter ihrem Schreibtisch und warf ihm einen mahnenden Blick zu, der zeigte dass der Spaß bei ihr vorbei war.

    "Das werde ich. Ich hoffe zumindest dass du nicht soviele Frauengeschichten wie er hast!" meinte sie schmunzelnd, während sie sich kurz an seinen Charme zurück erinnerte. Damals auf dem Landgut seines Vaters... Hm. Doch als sie sah, dass er -man siehe und staune - Nüsse rausholte hätte sie sich beinahe an dem gerade genossenen Schluck Wein verschluckt. Sie sah etwas ungläubig auf eben jene und hob dann den Blick um ihm ins Gesicht zu sehen. Er konnte einen nicht sonderlich freundlichen, mahnenden Blick erkennen. "Lucius." sagte sie mahnend. "Ich sagte - keine kauenden Kühe. Da hatte.. Ja, natürlich, das muss Seelenverwandtschaft sein. Er hieß ja auch Lucius... Ja noch mehr Manieren!" Sie legte den kopf schief. "Er wusste genau wie du nicht, mit wem er sich besser nicht anlegt. Nur war es bei ihm kein Flamen, sondern der Pontifex Maximus." Sie nippte kurz an ihrem Becher und stellte ihn an. "Also?" Fordernd streckte sie ihre Hand aus.

    Sie stützte ihren Kopf auf der Fläche zwischen Zeigefinger und Daumen, um ein tiefes Seufzen loszuwerden. Demonstratives Kopfschütteln folgte, doch als sie den Blick wieder hob musste sie lächeln. Sie wusste ganz genau, an welchen alten Freund er sie erinnerte... "Du erinnerst mich an einen alten Freund aus lang vergangenen Tagen." schmunzelte sie. "Er endete im Exil." Dann nahm sie sämtliche Datteln entgegen und stand auf, um zu einem Schrank zu gehen, auf dem eine Karaffe Wein und mehrere Becher standen. Sie legte die Datteln dort ab und nahm dafür Wein und zwei Becher mit zum Tisch zurück. "Ich wünsche nicht, dass sich meine Schüler wie wiederkäuende Rinder vor mich setzen und dem Unterricht wie einer Theatervorstellung folgen." stellte sie nun mit ernsterer Stimme klar und goss ihm und sich selbst Wein ein. Sie stellte die Kanne lautstark ab um damit einen Schlussstrich zu setzen und sah ihn an. "Nein, das hast du nicht. Doch du wirst mir jetzt sicherlich davon berichten." Sie konnte es kaum erwarten und blickte ihn mit halbgeschlossenen Augen und einem deutlich zynischen Gesichtsausdruck an.

    Sie zog die Augenbrauen bei seiner anzüglichen Bemerkung zusammen und schüttelte kurz den Kopf. "Nein, doch ich habe auch noch andere Schüler und verwalte zudem Hispania - durchaus denkbar dass es noch andere Bittsteller in religiösen Angelegenheiten gibt." Ja, er war genau der Typ Mensch mit dem Claudia bei jedem Zusammentreffen aneinander geraten würde, gleich unter welchen Umständen. Sie seufzte einmal tief. "Wird bei den Übungen im Castellum auch gefuttert?" fragte sie schmunzelnd. "Vielleicht beginnen wir bei Verhaltensregeln - auch wenn ich sie bislang noch nicht zusammenfassen musste." meinte sie mit einem Zwinkern. Sein Glück, dass sie nicht Claudia war - und ihr auch nicht ähnelte. Sie versuchte sich auszumalen wie sie reagiert hätte. Vermutlich aufgestanden und rausgegangen...