Ich ließ ihre Worte an mir vorüberziehen. Was sollte ich auch groß dazu sagen? Ich liebte meinen Dienst an den Göttern, liebte ihn mehr als mein eigenes Leben, vielleicht mehr als jeden Menschen. Das wusste ich nicht genau zu beurteilen.
Wie konnte sie es überhaupt wagen in einem solchen Ton mit mir zu sprechen? Wie konnte sie mich als störrisches Kind bezeichnen? Ich verstand sie nicht. Doch, ihre Sorge verstand ich. Allerdings war ich durchaus in der Lage meine eigenen Entscheidungen zu fällen. Sah sie meinen Schmerz nicht? Sah sie nicht, dass ich diese Probleme nicht mehr sehen konnte? Verstand sie nicht, dass gerade solche Dinge mich überforderten, dass ich unter diesen Lasten drohte zusammenzubrechen? ich flüsterte leise:
"Würde ich mich selbst verleugnen, wäre das Elysium zu gut für mich."
Meine Schwächeanfälle begleiteten mich schon mein Leben lang, was ich noch niemals jemandem gesagt hatte. Nur wer mein Leben lang bei mir war, konnte davon wissen, denn sie waren erst einmal so schlimm wie in den letzten Wochen gewesen. Und ich hatte Angst, ich würde von dieser Welt gehen, ohne mein Leben genutzt zu haben. Ich wollte nicht so alt werden wie Vater, aber wie Decimus Proximus wollte ich auch nicht sterben. Nicht im Bett. Nicht voller Hoffnungen auf Genesung.
Ich hob meinen Blick leicht und folgte ihr mit diesem. Und doch war er noch immer leer. Es tat mir weh, dass sie stets nur diese Diinge sah. Ich hatte mich auf einen fröhlichen Nachmittag mit ihr gefreut, fern von der Gens und fern von allen Sorgen die mein Herz bewohnten. Und nun? Schwach und wackelig stand ich auf, doch ich folgte Pentesila nicht.
"Beginne zu sehen, Pentesila. Ein Nachmittag in Freuden, ich werde dies nicht mehr verlangen. Nicht von dir, noch von einem anderen Sterblichen. Ich fürchte das wird mir nicht beschert sein."
Und während ich leise sprach, bemerkte ich, wie wahr meine Worte doch waren. Wann hatte ich schon pures Glück erlebt, wenn ich nicht im Dienste der Götter war? Sollte ich ihnen mein Leben vollends weihen? Stolpernd schritt ich durch das knöchelhohe Gestrüpp.