Beiträge von Rediviva Helena

    "Ich weiß, dass wir nur die Namen sammeln, aber mir fiele es nicht im Traum ein, mich selbst für eine Kandidatur vorzuschlagen. Ich habe keine konkreten Vorschläge, denn gleich wen ich vorschlage, da werden auch wieder Einwände gegen gesprochen, die durchaus korrekt wären. Ich habe lediglich davon gesprochen, damit sich durch die hohe Besetzung niemand einschüchtern lässt."


    entgegnete ich kühl. Metellus konnte sich seinen Tonfall schenken, ich ließ mir nicht über den Mund fahren.

    Mich juckte es schon wieder in den Füßen aufzustehen und hinauszugehen. Sevycius schlug sich schon wieder selbst vor.


    "Nein, ich finde andere Leute sollten auch Chancen bekommen. Es müssen nicht immer die gleichen Leute sein, die die oberen Plätze besetzen. Wenigstens in diesem Verein. Man sollte jüngeren Leuten die Möglichkeit geben. Sevycius, reicht dir denn die Provinzkasse nicht?"

    Ich wunderte mich noch immer ein wenig über Valeria und ich fragte mich, wie ihr Tag aussehen sollte. Sie würde weit vor Sonnenuntergang beginnen müssen und weit danach aufhören. Und zudem... Wie wollte sie in zwei Officien zugleich sitzen, denn in einer Bibliothek musste sie fortwährend präsent sein. Ich seufzte kurz und wandte mich lächelnd an Metellus:


    "Ich schätze dich wird meine Präsenz nicht sonderlich überraschen, ich beantrage ebenfalls die Mitgliedschaft in diesem Verein. Deutete ich es manches Mal an so nutze ich diese Gelegenheit und tu es offiziell kund!"

    "Nein, ich nehme ihn gerne als meinen Bruder an. Seit mein... Vater au der Octavia verstarb und mein Lieblingsbruder erstochen aufgefunden wurde, hält mich dort nicht viel. Mein Onkel war für mich meine Familie, bis ich nach Rom zurückkehrte und dort wurde es Anton. Nichts ist mehr dort, nur mein Cousin. Doch er und ich kommen uns auch erst jetzt näher. Die Matinia... Nunja. Sie adoptierten mich als mein Mann verschollen war, denn ich brauchte Hifle und war hier beinahe allein."


    antwortete ich.

    "Ach, hör auf. Natürlich erzähle ich dir davon. Ich möchte dich allerdings noch bitten: Wenn wir nicht im Unterricht sind, bin ich deine Freundin, nicht deine Lehrerin. Und gerade als Solche brauchst du dich für deine Worte nicht zu entschuldigen!"


    Ich schüttelte grinsend den Kopf.. Sicher, eigentlich sollte ich auf Respelt bestehen, doch das würde noch kommen. Jetzt wollte ich ihr einfach das Gefühl geben, dass ich sie nicht ausquetschte, sondern sie ebenfalls Antwort auf ihre Fragen erhielt.


    "Nun, mein 'Vater' war der Senator et Censor Cicero Octavius Anton, einer der größten Römer unserer Zeit. Bis zu meinem sechsten Lebensjahr blieb ich bei ihm, doch dann trennte er mich und meine Zwillingsschwester. Ich wurde nach Achaia gesandt und lebte dort bei meinem Onkel, was mich also in die gleiche missliche Lage brachte in der du jetzt bist. Meine Mutter starb als ich noch klein war, im Kindbett und sie nahm die vierte Tochter mit sich ins Elysium. So dachte ich bisher immer, wie mein Leben aussah."


    Mein Blick wurde ernster als ich an die letzten Tage zurückdachte.


    "Doch schon in wenigen Tagen werde ich den Namen Rediviva. Mein scheinbar wirklicher Bruder tauchte auf und verkündete mir, dass die Octavia einst mich nur adoptierte. Bald kommt es soweit, dass ich durch meine eigene Verwandtschaft nicht mehr durchblicke."


    Ich seufzte und lächelte sie leicht resigniert an.

    Ich nickte verständnisvoll.


    "Ja, das kann ich gut verstehen. Bevor ich aber lang ausschweife, was ich beinahe getan hätte, möchte ich dir etwas sagen. Ich bin nur wenige Jahre älter als du und ich bin eigentlich sehr jung für mein Amt, doch trotzdem schätze ich, habe ich durch Heirat und Kinder etwas mehr Lebenserfahrung. Du kannst dich mit all deinen Fragen gerne an mich als Freundin wenden."


    Ich legte kurz meine Hand auf ihre Schulter und lächelte, ehe ich sie wieder herunternahm und über das Land sah.


    "Ich kenne dein Problem nämlich, denn auch ich hatte nie eine Mutter, sie verstarb allzu früh. Jene Frau, von der ich zumindest dachte sie wäre meine Mutter."

    "Ja, es war sicherlich auch schwer für ihn, eine Frau heranzuziehen. Ein Freund von mir hat ähnliches mit einem adoptierten Kind gemacht, deren Eltern in den Flammen verstorben. Ihr hattet es beide sicher nicht leicht, denn eine Mutter fehlt eigentlich stets. Doch wie es sich für mich anhört möchtest du auch gar keine Mutter?"


    ich musste schmunzeln.

    "Meine Sklavin Kaya würde ich gerne zur Verfügung stellen. Sie ist sehr hübsch, intelligent und zuvorkommend. Einer meiner wenigen Glückstreffer bislang. Und vielleicht wäre auch meine Freundin bereit, hier zu dienen. Sie ist eine freigelassene Sklavin, doch sie hat sich ihre Freiheit wahrlich verdient. Jene die du damals suchen ließest!"


    zwinkerte ich und und trank genüsslich zwei weitere Züge des Weines. Langsam schien sich mein Körper an den Konsum zu gewöhnen, denn mir schmeckte Wein immer besser.


    "Kaya auf jeden Fall könnte man sowohl in der Küche als auch als Bedienung einsetzen. Bei Pentesilea bin ich mir nicht sicher. Und sonst müsste man einen Aushang machen und sich so ein bisschen umhören. Was mir sehr wichtig ist, dass dies eine sichere Taberna ist."

    Ich lauschte dem Gespräch und war stolz auf meinen Bruder. Nun ergriff ich mit einem kurzen fragenden Blick zu Romanus das Wort.


    "Nun... Ich... denke ich werde mich zu meiner wahren Abstammung bekennen. Die Matinia wird immer in gewisser Weise meine Heimat sein, doch ich möchte bei dem Neuanfang meines Bruders an seiner Seite, und ihm zur Seite stehen. Wir haben viel Zeit nachzuholen und... Agrippa, bitte sei mir nicht bös'!"


    Ich sah ihn etwas verunsichert an.

    Genauso hatte ich ihre Beschreibung von dem Liebsten erwartet: Er schien völlig ohne Schwächen zu sein. Doch wie würde ich von Metellus sprechen? Vermutlich kaum anders.


    "Ich habe ihn damals auf der Sponsalia gesehen. Wahrlich gut schaut er aus."


    lächelte ich.


    "Es tut mir leid, wenn ich dich zu sehr ausfragen sollte... Aber magst du mir noch ein wenig über dein Leben erzählen?"

    Ich war mehr als überrascht, als ich diese Livilla sprechen hörte, Ja, ich war nahezu entsetzt. Mich entsetzte weniger die Tatsache, dass Balbus ein Lupanar besaß, was ja nicht schlimm war, denn die Tatsache was sie sich hier herausnahm. Selten dachte ich an Standesunterschied, aber in diesem Moment dachte ich an kaum etwas anderes. Doch Balbus sprach meine Gedanken aus.


    Tür verriegeln? Die Taberna war noch lange nicht geöffnet und niemand, absolut niemand hatte Zutritt. Gewissermaßen hatte sie sich diesen gewaltsam verschafft, denn niemand betritt unbefugt ein Gebäude. Als sie, ich muss zugeben, dass ich "endlich" dachte, hinausstolzierte wandte ich mich eher amüsiert denn verärgert an Balbus.


    "Ich denke nicht, dass du mir eine Entschuldigung schuldest. Wie sie sagte, ist sie nicht deine Sklavin und damit völlig eigenverantwortlich, wodurch sie sich entschuldigen sollte. Aber ihr wird schon noch recht bald klar werden, dass eher sie ein 'Nichts' ohne dich ist, und nicht umgekehrt. Lass uns diesen unschönen Vorfall vergessen!"


    lächelte ich und nippte kurz am Wein und daher verneinte ich seine Frage ob ich noch etwas von diesem wollte. Ich betrachtete Balbus kurz, er schien wirklich ziemlich aufgebracht über diesen Zwischenfall. Vermutlich lag es daran, dass er fürchtete, sie habe ihn vor mir bloßgestellt. Doch eigentlich hatte sie selbst sich eher bloßgestellt und sich tatsächlich als weniger fein herausgestellt und damit ihr Getue vom Beginn nichtig gesprochen.


    "Nun, ich hatte deine Worte bestätigt, dass die Taberna nicht exklusiv für Senatoren gedacht sein soll, sondern eher für sie geeignet. Gedacht sein sollte sie für die gewöhnliche Bevölkerung, die etwas mehr als nur die eigenen Kleider am Leibe besitzen."

    Ich wies auf den Platz vor mir und musste unweigerlich grinsen. Das Kohlebecken schenkte ausreichend Wärme, wenngleich ich dennoch manchmal ein wenig fror.


    "Ach, salve Quintus! Es lässt sich aushalten, ich will mich nicht beklagen. Schließlich bin ich dankbar für meinen Dienst an den Göttern. Sag, kann ich dir Wein anbieten? Warum bist du hier?"

    "Aber nicht mehr lange, in Ordnung?"


    rang ich mir nun doch ein überaus müdes Lächeln ab und zog sie hoch. Doch ich verlor das Gleichgewicht, denn wieder hatte ich Probleme mit meiner Balance gehabt. Ich schaffte es allerdings, uns beide auf den Beinen zu halten, wenngleich das Blut heftig durch meine Adern pulsierte und ich sehr geschockt dreinsah. Langsam beruhigte ich mich wieder.


    "Also los...!"

    "Dennoch, Pente. Ich weiß nicht ob ich heute wieder ein Lächeln auf die Lippen briinge und die Zeit die ich mit dir verbringe ist immer etwas Besonderes. Verstehst du?"


    Ich sah sie traurig an, doch dann erhob ich mich und bot ihre meine Hand dar.

    "Mir ist es gleich, solange wir nicht streiten oder trauern."


    antwortete ich beinahe freimütig und ließ sie los.


    "Doch vielleicht sollten wir es verschieben. Du siehst furchtbar aus und deine Wunden sollten versorgt werden, ehe sie sich entzünden."

    "Nur, wenn du das wirklich möchtest. Diesen Tag widmete ich dir."


    antwortete ich leise. Allein sie sollte entscheiden, was sie heute machte, auch wenn ich hoffte sie würde diese Vollmacht nichts zu meinen Gunsten ausnutzen.

    Ich streichelte weiterhin sanft ihren Rücken und versuchte sie zu trösten. Ich verstand sie, doch verstand sie auch mich? Ich bezweifelte es. Doch wie konnte sie auch?


    "Hab keine Sorge, du wirst mich nicht verlieren. Und selbst wenn, alles verlierst du dadurch nicht. Mach dich nicht so abhängig von mir, Pente. Es könnte zu deinem Schaden gereichen."


    Ich strich ihr sanft über die Wange.


    "Ich... weiß wirklich nicht... Na egal. Weißt du, ich schone mich ja gerne, aber noch sehe ich keinen gegebenen Anlass. Ich fühle mich nicht überarbeitet, sondern seelisch überlastet. Eben wegen so etwas wie jetzt."