Beiträge von Titus Matinius Pacatus

    Diesmal muss es klappen, sagte sich Pacatus. Aber der Duumvir war ja nicht das entscheidende Hindernis, es waren beim letzten Mal ja seine Wähler gewesen, die ihm zwar ein paar Dutzend Eselskarren voll mit Forderungen und Wünschen vor die Schnauze gesetzt hatten, bei der Wahl dann aber zuhause geblieben waren. Oder in der Kneipe. Oder weiß der Geier, wo sonst.


    "Salve, Duumvir. Ich bin ein Wiederholungstäter, weil ich jetzt nochmal als Magister Vici für Navaliorum in die Arena gehen will. Kurz, ich will's nochmal versuchen. Ich bitte Dich also, mich in die Wählerliste aufzunehmen".

    Pacatus räumte den Krempel, mit dem er sich in der letzten Stunde beschäftigt hatte, wieder in die Regale und ging hinüber zum Duumvir. Nachdem die Sache mit dem Magister Vici beim letzten Mal in die Hose gegangen war, gedachte er, das Ganze nochmal aufzurollen.


    Er klopfte.

    Der Papyrus enthielt das Protokoll einer Sitzung der Decuriones zu einem Antrag von L. Petronius Crispus, damals Magister Vici, in dem eine Einschränkung des Marktzugangs für die Händler aus den Nachbarvici gefordert wurde. Der Scriba, der das Protokoll führte, hatte seine liebe Not gehabt, der Debatte, die recht hitzig gewesen sein musste, zu folgen. Er hatte immer geschrieben: 'Crispus sagt ..., Marsus sagt ...' und so weiter, hatte dann das Gesprochene protokolliert bis der nächste Redner das Wort ergriff. Dann hatte er einfach mit dem Protokollieren aufgehört und mit 'Massula sagt ...' oder so ähnlich weitergeschrieben. Unvollständig, aber lustig, dachte sich Pacatus.


    Die Debatte spitzte sich, soweit dies das löchrige Protokoll hergab, auf ein Gefecht zwischen Crispus und und Massula zu. Crispus hatte sich in sein Anliegen regelrecht und zutiefst verbohrt. Pacatus erinnerte sich an den Hermipus-Prozess, wo Crispus genauso seltsam agiert hatte. Er schien sich oder seinen Mitmenschen immer irgendetwas beweisen zu wollen. Durchsetzungswille? Kann sein, dachte sich Pacatus. Für seinen Gegner war das ein gefundenes Fressen, stellte Pacatus beim Lesen vergnügt fest. Der, Decurio Massula, schüttete den Crispus wortreich, wenn auch nicht immer ganz schlüssig, regelrecht zu. Die Decuriones, letzen Endes des Geplänkels müde, lehnten dann Crispus' Antrag ab.


    So doof war der Antrag von Crispus eigentlich nicht, stellte Pacatus schließlich fest. Man kann sich aber auch das honorigste Anliegen versaubeuteln, wenn man es falsch anfängt. Aber insgesamt gab diese schlampig protokollierte Debatte eine ganze Menge Stoff für Pacatus' Auftrag ab, eine Marktordnung zu entwerfen.


    Er griff sich eine Tabula und notierte: Markttage, Nundinae, Forum Civitatis, Händler/Produzenten, Sonderregelungen, verderbliche Ware, Standplätze.


    Er lehnte sich zurück und konstatierte erschrocken, dass er bloß aus lauter Langeweile ziemlich heftig gearbeitet hatte. So eine Kuhscheiße aber auch!

    Pacatus versuchte den Krach, den der Eselskarren machte, mit entsprechendem Gebrüll zu übertönen. Der alte Lysander schien doch ziemlich geldgierig zu sein, denn er fragte gleich, ob des außer der Curia und dem Augustalium noch weitere Baracken gäbe, die er begutachten könnte.


    "Nein, Lysander, so schnell schießen die Teutonen nicht. Ich hab mir erst mal diese zwei Gebäude herausgepflückt. Bei der Curia sieht es so aus, als wäre der Mittelteil mit dem Versammlungssaal des Ordo Decurionum etwas abgesackt. Man sieht es an den Rissen in den Mauern beiderseits der Apsis. Das scheint etwas ernster zu sein. Das Augustalium ist nur etwas verwahrlost".


    Er machte eine Pause, um zu sehen, ob sein Geschrei auch bei Lysander angekommen war. Dann fuhr er fort: "Ich muss mir die anderen Tempel noch von innen anschauen, dann sehen wir weiter".

    Der Alte kam aus dem Haus und blinzelte Pacatus an. Der war erleichtert, dass er den Lysander gleich auf Anhieb gefunden hatte.


    "Salve Lysander, Du weißt ja man hats nicht leicht, aber leicht hat's einem. Ich hab mir mittelerweile schon einige Gebäude angesehen. An der Curia hab ich Risse in der Mauer auf der Rückseite gefunden. Das solltest Du Dir mal anschauen. Ich hab dann mit dem Aedil gesprochen. Er ist einverstanden, dass Du dazu ein Gutachten machst, zu dem Preis, den Du genannt hast. Du solltest Dir auch das Augustalium ansehen, das sieht etwas verwahrlost aus".


    Pacatus hoffte, dass seine Botschaft ohne Verluste in den Gehörgängen des Alten angekommen war.

    Pacatus schoss aus der Curia heraus, schwenkte nach links in die Via Borbetomagna, dann nochmal nach links. Jetzt, wo ihn keiner aus der Curia mehr sehen konnte, bremste er sich und temmelte die Straße hinter der Curia lang. Er sah, dass das Streifenhaus vom letzten Mal inzwischen fertig war und ging weiter. Ah, da bog eine Straße nach rechts ab. Er sah, dass dort ein etwas besser ausgestattetes Streifenhaus eingerüstet war.


    Als er davor stand, bemerkte er nichts, rein gar nichts. Keine Hammerschläge, keine Flüche von Maurern und kein Knirschen von Schaufeln, mit denen Mörtel angerührt wurde. Weil ihm dann noch einfiel, dass der alte Lysander von einer ungeheuren Schwerhörigkeit geplagt war, brüllte er in das Haus:


    "Lysander, wenn Du mich hörst, komm raus!"

    Sollte mal jemand die Frage stellen, wer denn das Römische Imperium am Laufen hält, dann kann man diesem Menschen eine einfache Antwort geben. Es sind die Scribae, die für einen Hungerlohn von 20 Kröten pro Woche all die Arbeiten machen, die die Magistrati auf sie abschichten. Pacatus hatte gerade eine solche "Abschichtung" entgegen genommen. Was hatte der Typ gesagt? Loslegen! Und wer legt los? Ja klar, der Scriba. Noch Fragen? Nö.


    "Bin schon unterwegs, verehrter Varius Celer".

    Er starrte die Häufchen eine Weile an, dann beschloss er, sie fein säuberlich in Stapel aufzuschichten. Zum Schluss nahm er noch kleine Holztäfelchen, schrieb die Nummern I bis VI darauf und legte sie oben auf die Stapel. Während die Stapel I bis V recht hoch aufgewachsen waren, sah Stapel VI ausgesprochen kümmerlich aus. Der Aedil hatte sich also hauptsächlich mit den miesepetrigen Marktstreitereien herumschlagen müssen und konnte sich nur an einem einzigen Mordfall erfreuen. Eine irgendwie ungerechte Asymmetrie, dachte sich Pacatus und verfrachtete das Zeug in ein Regal.


    Die Ärmlichkeit des Stapels Nummer VI wurmte ihn aber dann doch und so strich er ein Weilchen die Regale entlang, um noch irgendwelche vereinsamte Tabulae aufzuspüren, aber irgendjemand schien hier leider schon mal Ordnung gemacht zu haben. Etwas frustriert verlegte er seine Suche auf die Papyrusrollen und las die davor gehängten Etiketten. Es war das Übliche: Anträge auf Bauvorhaben, Eingaben zu Nachbarschaftsstreitereien, ein Bericht über Brunnenuntersuchungen, Beschwerden über Hochwasserschäden im Vicus Navaliorum, eine Eingabe von Töpfern betreffend die Marktzulassung von auswärtigen Händlern ... halt, sagte sich Pacatus, das ist ja ein Stoff zu der Marktordnung.


    Er schnappte sich die Rolle und begann zu Lesen.

    Na, also. Es ging ja weiter.


    "Gut, gut, ich setz also den Lysander schon mal auf die Curia und die Marktbasilika an. Macht dann sechzig Sesterzen auf die Hand von Lysander. Nur damit das hier auch bekannt ist".


    Pacatus holte eine Tabula aus seiner Umhängetasche und blickte kurz darauf. "Sicher, wir müssen alle Gebäude angucken, aber ich schlage vor, dass diejenigen, bei denen offensichtlich Schäden zu vermuten sind, Vorrang haben sollten. Und das ist erst mal die Curia. Bei der Marktbasilika hab ich noch nichts Ernstes gesehen, aber weil sich dort immer viele Menschen aufhalten, wäre die auch wichtig. Bei den Tempeln ist mir bisher nur das Augustalium aufgefallen, aber das muss ich erst noch mal von innen sehen. Ich werd also gleich noch den Pontifex besuchen und hoffen, dass er das abnickt".

    Pacatus war schwer angesäuert. Sein Kollege Domitius Clemens war schon tagelang nicht zum Dienst gekommen, der Saftsack. Und Boduus hatte sich mit einer Erkältung abgemeldet, wobei es für Pacatus ziemlich klar war, dass es sich bei der verdammten Erkältung um eine Konditionsschwäche wegen ausgedehnter Bierabende handeln musste. Wie auch immer, jetzt war Pacatus im Officium III auf Geheiß des Duumvir festgenagelt, um Besucher abzufangen.


    Erst tigerte er mit finsterem Blick im Officium auf und ab, wobei sich seine Stimmung mit jeder Runde rasant verschlimmerte. Dann blickte er hinaus auf das Forum, aber das Gewusel dort unten regte ihn auch auf. Hatten die Leute nichts Besseres zu tun, als auf dem Markt herumzulaufen, sich abgestandenen Klatsch anzuhören und Zeug zu kaufen, das sie eigentlich nicht brauchten? Da hielt er inne. Er war mal wieder in einer Stimmung, bei der ihm Alles, und sei es auch das größte Glück, wie die beschissenste Sache der Welt vorkommen würde. Aus Erfahrung wusste er, dass dagegen nur Arbeit half.


    Er schaute sich um. Dort in der Ecke in dem Regal gammelte ein Haufen Tabulae vor sich hin. Die gammelten schon, als er zum ersten Mal dieses Officium betreten hatte. Er schnappte sich den Krempel, setzte sich an einen Tisch und begann, sie zu sortieren.


    Auf den Tabulae ging es um Händler, die verdorbenes Zeug verkauft hatten, ihren Stand an der falschen Stelle aufgebaut hatten oder Krach mit einem Kunden angefangen hatten. Ah, das war ersichtlich der Schrott vom Aedil, den er da vor sich hatte. Geduldig sortierte Pacatus den Kram auf drei, schließlich fünf Häufchen. Dann fiel ihm etwas in die Hände, das nichts mit dem Markt zu tun hatte.



    EXEMPLUM
    einer Notiz des Optio ad Spem T. Calvisius Fabullus:
    Junge Frau meldet Toten
    Namen der Frau: Alwina
    Wohnhaft: Mogo bei Haus mit bla ...
    bei einem Domitius Massula
    Toter bekannt und wohnhaft in Stadt
    Name des Toten: Caius Vinicius
    Todesart: erstochen
    S. Rabonius Cato
    ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLXII A.U.C.


    Er stutzte. Das war doch die komische Geschichte, die ihm dieser Artist mit der hohen Glatze neulich erzählt hatte. Xanthos hieß der doch.


    Pacatus legte sogleich ein sechstes Häufchen an. Vielleicht kam da noch mehr von dem Zeug. Seine Laune hatte sich deutlich verbessert.

    Na gut, sagte sich Pacatus, da wäre man ja wenigstens bei der Curia einen Schritt weiter. Dann konnte sich der alte Lysander den Krempel mal angucken. "Was meinst Du, soll ich den Auftrag für die Begutachtung der Curia über Freya Mercurioque weitergeben oder kann ich den Lysander direkt ansprechen?"


    Pacatus lächelte: "Die Tempel hab ich bisher nur von außen besichtigt, da muss ich mir noch die Innenräume ansehen, wenn der Pontifex nichts dagegen hat. Ansonsten hab ich mir nur noch die Marktbasilika vorgenommen, aber das ist ja ein ziemlich kompliziertes Gebäude. Vor allem die Magazine muss ich mir nochmal vorknöpfen. Und das mit den Sträuchern auf dem Augustalium ist für mich nur ein Hinweis darauf, dass das Gebäude vielleicht nicht gut gepflegt wird. Das wäre ein guter Grund, näher hinzuschauen. Auch ein Fall für Lysander, meine ich".

    Das schien Pacatus dann doch etwas zu einfach. Die Triebe? Gab es nicht auch kühl geplante Morde? Waren die nicht auch mit Vernunft durchdacht worden? Aber vielleicht hatte der Mann mit der überaus hohen Stirn doch recht: dann stand hinter Allem doch ein Trieb, der die Vernunft als Werkzeug benutzte.


    "Einstweilen danke ich Dir, werter Xanthos. Es war ein Vergnügen, mit Dir zu reden. Wenn Du nichts dagegen hast, werde ich gerne noch mal bei Dir hereinschauen. Vale".

    Pacatus hob die Schultern. Mit dem Lysander hatte er nur kurz auf der Straße gesprochen. Er wusste nicht, was der alte Knochen so Alles gebaut hatte und ob das auch gut war. Egal, irgendwer hatte diesen Lysander empfohlen.


    "Dieser Lysander arbeitet, soviel ich weiß, für einen Geschäftemacherverein namens Freya Mercurioque. Er sagte mir, dass er für eine Begutachtung dreissig Sesterzen haben will. Aber Du kannst ja mal rumfragen, ob es jemand gibt, der es billiger macht".


    "Ich hab mir bisher alle Tempel mal von außen angeguckt und da nichts Auffälliges gefunden. Bis auf das Augustalium. Da wachsen auf einigen Gesimsen an der Rückseite schon Sträucher".


    In der Marktbasilika hatte er gesehen, dass innen an einigen Stellen die Schwalben Nester gebaut hatten. Aber das war ein anderes Problem. Einige Händler regten sich über die herabfallende Schwalbenkacke auf.


    Sim-Off:

    Danke, Pappi.

    Zitat

    Celer: "Was ist denn das dringendste Thema der Tagespolitik?"


    "Salve, Varius Celer. Hier ist Alles dringend und wichtig. Was mir aber besonders wichtig erscheint, wenigstens für den Augenblick, das sind die Bauschäden an der Curia. Siculus Adgandestrius hat mich ja beauftragt, die städtischen Gebäude auf Bauschäden zu überprüfen. Und da bin ich gleich an der Curia auf etwas gestoßen".


    Pacatus lugte, ob sich in der Mimik des neuen Aedils wesentliche Änderungen vollzogen. Er fuhr aber gleich fort: "Auf der Rückseite, dort, wo die Apsis des Saals der Decuriones angebaut ist, sind Risse in den Mauern. Ich bin kein Fachmann, aber es sieht nicht eben vertrauenerweckend aus. Wir sollten das von dem Architekten Lysander begutachten lassen. Der alte Lysander wird dafür aber Geld haben wollen".


    "Der Quaestor wird sicher keine Freudenschreie ausstoßen, wenn er das hört". Pacatus gluckste: "Aber Du kannst ihm ja erzählen, dass die Risse genau unter seinem Officium sind. Vielleicht bringt ihn das dazu, ein paar Asse rauszurücken".


    Sim-Off:

    Ich konnte das Gespräch mit Lysander nicht mehr rekonstruieren. Machen wir also ohne weiter.

    "Nee, einen konkreten Entwurf hab ich noch nicht. Ich sammle erst mal Material. Ich denke mir aber, dass man in eine solche Marktordnung reinschreiben könnte, wer überhaupt zum Markt zugelassen wird, wie groß die Standplatzflächen sein können, wann und wo beispielsweise Viehmarkt stattfinden kann, überhaupt, wie die Standplätze verteilt werden, ob Gebühren erhoben werden und so weiter. Wie ich gesehen hab, hat's mal im Ordo Decurionum einen ziemlichen Krach darüber gegeben, ob auswärtige Händler an allen Tagen zugelassen werden sollen, da könnte man auch mal drüber nachdenken. Aber Du bist ja selber Händler, vielleicht könntest Du mir sagen, ob und wieviel Regelung Deiner Meinung nach für Händler überhaupt noch akzeptabel wäre".

    Pacatus hatte sich die Plädoyers aufmerksam angehört, obwohl er nicht viel von Juristerei verstand. Sicher, er hatte dazu einiges bei dem Winkeladvokaten Toxotius in Roma gelernt, aber das waren meist nur faule Schlangentricks. Hier aber war dieser Augurinus, der sich mit fast missionarischem Eifer vor das Gesetz stellte. Pacatus erschien es manchmal fast so, als ob Augurinus in diesem Prozess nicht etwa die Angeklagten, sondern das Recht verteidigen wollte.


    Es war ein merkwürdiges Zusammentreffen zweier Naturen. Hie Augurinus, der trotz seines Eifers eine abweisende Kälte an den Tag legte und dort Crispus, den offenbar auch ein Eifer plagte und der mit recht unachtsam zusammengestrickten Argumenten auf die von Augurinus aufgerichtete Mauer einhackte. Natürlich, sagte sich Pacatus, muss man einem Ankläger zugestehen, dass er mit dem gleichen Eifer höhere Strafen fordert als der Verteidiger. Aber Crispus' Eifer hatte da einen leisen Missklang, den man leicht überhören konnte. In den Ohren von Pacatus war jedenfalls der Satz 'Leider sind unsere Gesetze da aber zu gnädig' hängen geblieben. Der beschäftigte Pacatus auch noch auf seinem Heimweg.

    Pacatus folgte dem knurrigen Alten, der ihn in eine Art Tablinum führte, wo der Hausherr an einem Tisch saß. Der schien gerade etwas anderes gemacht zu haben, als auf einen Besucher zu warten, das konnte Pacatus an der Haltung des Ducciers ablesen. Aber, wer sitzt schon den ganzen Tag unaufhörlich in der Haltung eines gleich-habe-ich-einen-Besuch-Menschen herum. Kann man von niemand verlangen.


    "Salve, Duccius Marsus, ich hoffe Dich nicht bei einer wichtigen Arbeit gestört zu haben. Ich komme zu Dir, weil der Aedil mich beauftragt hat, über eine Marktordnung für Mogontiacum nachzudenken. Und da hatte ich mir gedacht, dass vielleicht die Erfahrungen eines wichtigen Vertreters des Handelskonsortiums Freya Mercurioque mir weiter helfen könnten".

    Als sich die Tür öffnete, konnte man den Kerl sehen, der zu den alten Augen gehörte. Was sich da nun zeigte, war nicht unbedingt besser als die Augen. Ein misstrauischer, mürrischer und knöttriger alter Knochen. Pacatus erwog dennoch mildernde Umstände in Betracht zu ziehen. Schließlich war das Alter kein heiterer Lebensabschnitt, weil einem meist einige Zipperlein dauerhaft die Laune verderben konnten.


    Die Tür war jetzt zwar offen, aber der Kerl hatte sich breitbeinig in den Weg gestellt und verlangte eine Erklärung, sozusagen als Wegzoll. "Ich habe den Auftrag, eine Marktordnung zu erarbeiten und möchte darüber mit dem Vorsitzenden von Freya Mercurioque sprechen. Nur, falls du mich hier durchläßt".

    Zwei alte Augen starrten Pacatus durch einen Sehschlitz an. Die Aufforderung, sich zu erkennen zu geben, klang ziemlich ruppig. Vorsichtshalber machte Pacatus ein freundliches Gesicht, soweit der schneidende Wind, der durch die Straße fegte, dies überhaupt zuließ.


    "Salve, Ianitor. Ich bin Matinius Pacatus, der Schreiber des Aedilen. Ich möchte Duccius Marsus sprechen, wenn du mich reinlässt".