Beiträge von Titus Matinius Pacatus

    Pech gehabt, die Kneipe war geschlossen. Und jetzt? Der Gedanke an ein Bier ließ sich aber nicht so leicht aus Pacatus' Kopf vertreiben. Im Gegenteil, er fing an, mächtig zu rumoren. Es musste eine Lösung her. Da kam ihm sein geschultes Gehör zu Hilfe, das weiter oben in der Straße gedämpften Kneipenlärm geortet hatte. Jeder weiß ja, wie das klingt.


    Schnellen Schrittes näherte er sich der Kneipe. Gegenüber stand ein Haus mit blauen Läden und auf der Wiese dahinter zupfte ein Maultier am Gras herum, während es über die Welt nachdachte. Pacatus hatte schon den Türgriff in der Hand, als ihm die Notiz einfiel, die er in den sechsten Stapel einsortiert hatte. Dort war etwas gestanden von einem Haus mit bla ..., ja das war es, blaue Läden waren mit dem unleserlichen Gekritzel gemeint gewesen. Hier war das also. Er würde das im Officium noch mal nachlesen.


    Er ging hinein, suchte sich einen Platz und rief: "Wirt, einen Krug Bier!"

    Pacatus war am ersten Tag seiner Vicomagistratur in sein Officium zurück gegangen und hatte sich um den üblicherweise anstehenden Kram gekümmert. Er hatte auch über seine Vereidigung, die Wahl und über seine Wahlreden nachgedacht. Ja, die Wahlreden machten seiner Laune etwas zu schaffen. Hatte er da nicht vielleicht doch den Hals zu voll genommen? Es ließ ihm keine Ruhe und er konnte den Nachmittag kaum abwarten, weil er sich die Situation im Vicus doch noch mal ansehen wollte.


    Sobald die Stunde des Arbeitsendes gekommen war, entwischte er aus der Curia, ging über das Forum, dann vorbei am Tempel, vorbei an der Regia hinunter zum Hafentor. Das Hafentor führte keineswegs direkt zum Hafen, sondern auf eine nach rechts abbiegende breite Straße, über die man am Ufer des Rhenus entlang nach vielleicht einer knappen halben Meile zum Handelshafen kam. Bis kurz vor dem Hafen lag sie so tief, dass sie fast jedes Jahr überschwemmt wurde. Parallel dazu ging eine schmalere Straße unterhalb der Mauer, die auf den ersten eineinhalb Stadien genau so tief lag, dann aber anstieg. Pacatus schaute sich das genau an. Er schätzte, dass man diese Nebenstraße auf diesen lächerlichen eineinhalb Stadien um drei bis vier Fuß anschütten musste, um trockenen Fußes zum Gassentor zu kommen.


    Am Gassentor lag die Nebenstraße hoch genug. Dort wohnte ja der Schreihals, der Getreidespenden verlangt hatte. Von da ging eine schmale Straße hinunter zum Hafen. Die wurde im unteren Teil aber auch oft überschwemmt, bevor sie auf die breite Uferstraße traf, die man vor Jahren direkt am Hafenbecken höher angeschüttet hatte. Aber leider nur dort. Wahrscheinlich hatte damals der Quaestor wieder einen Sparanfall gekriegt und damit erreicht, dass der Hafen von Mogontiacum bei Hochwasser nur über einige lausige Feldwege zugänglich war. Pacatus schaute sich das Treibsel an, das noch vom letzten Hochwasser in den Büschen und Zäunen hing. Auch hier brauchte man den Weg nur auf einem halben Stadium um zwei bis drei Fuß zu erhöhen.


    Pacatus hatte jetzt seinen Plan und beschloss, den gleich mit einem Bier zu feiern. Er ging hinauf durch das Gassentor und siehe da, gleich dahinter gab's eine Kneipe.

    Dieser Massula schubste ihn einfach nach vorne und wollte wohl, dass Pacatus gleich sein Sprüchlein aufsagen sollte. Pacatus wartete den Bruchteil eines Augenblicks, um zu sehen, ob der Legatus vielleicht etwas zu sagen hätte. Als nichts geschah, kämpfte er die ihm immer wieder eingebleute Regel, bei Höherstehenden stets zu warten, bis man angesprochen wird, tapfer nieder und begann:


    "Salve, Legatus Augusti. Ich habe gerade von einem Verwandten einen Brief bekommen und darin steht, dass der falsche Kaiser Vescularius Salinator tot ist, seine Truppen und Verbündete sich unter der Kontrolle der Rebellen befinden und dass der Krieg zu Ende ist. Ich habe das sofort dem Duumvir weiter gegeben und der hat gemeint, ich solle diese Botschaft unbedingt auch Dir, dem Legatus Augusti überbringen".

    Jetzt erst wurde es Pacatus bewusst, dass er schon wieder einen Chef losgeworden war, nachdem Celer ins Amt des Duumvir gewechselt war. Er winkte zu ihm hinüber, nachem das schweißtreibende Schwören vorüber war.


    Den neuen Aedil, einen gewissen Cominius Silio, kannte Pacatus noch nicht. Spätestens beim Übergabegespräch würde er ihn zu Gesicht bekommen. Er lächelte in sich hinein. Aedile kommen und gehen, der Scriba bleibt.

    Komisch, dachte sich Pacatus, während der Duumvir gleich vor Freude zehn Fuß hoch gehüpft war, war dieser Typ hier so misstrauisch wie ein Maultier, das zum erstenmal in seinem Leben einen Elefanten sieht. Na ja, das hier war Provinzverwaltung; hier ging man wohl etwas reservierter mit frohen Botschaften um als bei der Civitas.


    "Mein Verwandter, er heißt Matinius Avianus, war, als ich ihn vor einem Jahr getroffen habe, noch Tiro bei der Legio I in Mantua. Damals ist die I gerade in Richtung Roma aufgebrochen, also hat Avianus dort wohl das Ende des Bürgerkriegs miterlebt. Er ist ein vernünftiger Bursche und ich habe kaum Zweifel daran, dass das stimmt, was er schreibt. Warum sollte er mir da was vormachen?"


    Pacatus kramte den Brief aus seiner Umhängetasche. "Hier, lies was er schreibt. Es klingt nicht nach Geflunker". Er gab Massula den Brief.

    Pacatus schob die Unterlippe hervor und wiegte den Kopf. "Nee, die Marktfläche ist groß genug. Da hat auch ein Viehmarkt noch Platz. Aber es gibt da ein paar feine Damen, die darüber die Nase rümpfen, wenn sie drei Stände weiter an den neuesten Parfümfläschlein aus Massilia schnuppern müssen. Und die beschweren sich dann bei ihrem Ehegatten, der womöglich zufällig im Ordo Decurionum sitzt".


    Pacatus überlegte nochmal. Das mit den Markttagen hing ja mit dem Viehmarkt zusammen. Irgendwie musste man damit klarkommen. "Vielleicht fällt mir da noch was dazu ein. Ich meine, wie man feine Damen auf der einen Seite und Schweine und Kühe auf der anderen Seite etwas mehr auseinander halten kann. Jedenfalls würde ich an den den Markttagen für die Bauern festhalten wollen".


    Er notierte sich einiges auf seiner Wachstafel, schaute noch auf eine andere, dann sagte er: "Das wär's eigentlich schon von meiner Seite. Ich hab meine Punkte durch. Hast Du noch was, von dem Du meinst, dass es unbedingt in eine Marktordnung rein muss?"

    Es war wohl nichts damit, einfach zum Legatus Augusti zu rennen und dem eine Nachricht zu überbringen. Erst war er von den Soldaten aufgehalten worden und jetzt stellte sich ihm dieser Princeps Praetorii in den Weg. Den Namen dieses Mackers kannte er nicht, obwohl er ihn schon öfter in der Curia herumlaufen gesehen hatte. Er mäßigte seine Hektik und beschloss, sich Geduld aufzuerlegen.


    "Salve, Princeps Praetorii. Ich habe von einem Verwandten einen Brief bekommen und darin steht, dass Vescularius Salinator tot ist, seine Truppen und Verbündete sich unter der Kontrolle der Rebellen befinden und dass der Krieg zu Ende ist. Ich habe das dem Duumvir weiter gegeben und der hat gemeint, ich solle diese Botschaft unbedingt auch dem Legatus Augusti überbringen. Äh, ich bin Scriba bei der Stadt".

    Pacatus hatte sich über das Wahlergebnis gefreut wie ein Hund. Er würde sich heute abend auch in irgendeiner Kneipe entsprechend die Nase begießen. Bei dem Wetter war das ja auch kaum zu umgehen. Der Tag hatte unsäglich heiß begonnen, dann aber zogen einige Gewitter rumpelnd über Mogontiacum hinweg und es hatte ein paarmal kräftig geschüttet, so dass jetzt noch einige Pfützen auf dem Forum standen. Danach war aber wieder die Sonne herausgekommen und hatte fast alles Wasser wieder verdampft. Die Luft war jetzt unterträglich schwül und alle begannen zu schwitzen. Auch die untätig herumstehenden Gaffer und nicht zuletzt die Amtsträger, denen beim Schwören ihrer Eide das Wasser nur so von der Stirn rann. Es sah so aus, als würden sie jetzt schon Angst davor haben, ihren Eid vorzeitig zu brechen. Sie da, der Angstschweiß der Magistrate beim Schwören, schoss es Pacatus durch den Kopf.


    Aber dann riss ihn die grausame Wirklichkeit aus den Gedanken, denn jetzt war er selber dran. Er spürte, wie sich auf seiner Stirn enorme Wassermengen sammelten und über die Augenbrauen abtropften. Nur jetzt keinen Fehler machen! Also:


    "Ich, Titus Matinius Pacatus, schwöre bei Apollo Grannus Mogoun, Divus Augustus und allen Divi Augusti, bei und allen Göttern, das Amt des Magister Vici für den Vicus Navaliorum entsprechend der Lex Civitatis, den Weisungen der Duumviri und den Decreta Decurionum zu führen. Ich schwöre, all dies jederzeit einzuhalten und gegen jeden vorzugehen, der gegen die Lex Civitatis oder die Decreta Decurionum zuwiderhandelt."


    Hatte er ein Wort vergessen? Nein. Uff, geschafft! Bei einem solchen Wetter müssten die Götter eigentlich auch ins Schwitzen kommen. Er wischte sich den Schweiß ab.

    Wiederum außer Atem kam Pacatus am Tor der Regia an. Er sagte dem Soldaten nur:


    "Ich bin Matinius Pacatus, Scriba der Civitas und habe eine dringende und wichtige Nachricht für den Legatus".

    Die Freude, die Pacatus mit seiner Nachricht dem Duumvir bereitet hatte, erfasste nun auch ihn selber. Am liebsten wäre er im Officium herumgehüpft wie eine betrunkene Heuschrecke, aber die Frage des Duumvir, ob das schon bei dem Statilier angekommen war, hielt ihn dann doch am Boden fest.


    "Nein, ich bin zuerst hierher gekommen. Dienstwegmäßig sozusagen. Aber Du hast recht, ich renn dann gleich Mal runter zur Regia".


    Sprach's und war schon weg.

    Struthas ...
    war in die Postannahme geeilt und legte den Brief von Pacatus auf den Tisch.


    "Einmal Mantua, bitte".



    Publius Matinius Avianus Legio I Mantua, Italia


    T. Matinus Pacatus P. Matinio Aviano salutem dicit


    Salve Vetter. Für Deinen Brief danke ich Dir herzlich. Vor allem für die darin enthaltene Nachricht vom Sieg über den fetten Salinator. Diese erfreuliche Nachricht war bislang noch nicht zu uns durchgedrungen. Glückwunsch für Deine Schnelligkeit!


    Mein Weg nach Germania war nicht ohne Hindernisse. Es war nicht nur das Wetter, das uns aufgehalten hat. Auch die Truppen, die uns entgegenkamen, um den Vescularier vom Thron zu jagen, haben die Straße tagelang blockiert. Die Götter waren jedoch gnädig mit uns und haben uns aus den Alpes herauskommen lassen, bevor der winterliche Schneefall herunter kam.


    Das Land hier ist keineswegs so schrecklich, wie man sich das in Italia immer wieder gerne erzählt. Du müsstest einmal diesen wunderbaren Frühsommer erleben, den wir gerade gehabt haben!


    Ich habe eine Arbeit als Scriba bei der Civitas Mogontiaci. Natürlich ist das Gehalt nicht gerade fürstlich, aber man kann hier ganz gut leben damit. Bei den anstehenden Wahlen habe ich für das Amt des Magister Vici kandidiert. Heute werden die Stimmen ausgezählt und ich bin gespannt, wie es ausgegangen ist.


    Vide ut valeas, lieber Vetter,


    T. Matinius Pacatus


    Sim-Off:

    10 Sesterzen überwiesen

    Pacatus hatte den Brief seines Vetters kaum zu Ende gelesen, als er schon losrannte. Hinauf zur Curia und gleich in das Officium des Duumvir. Er klopfte gar nicht erst an, grüßte aber atemlos den Duumvir, bevor er die Neuigkeiten herausließ.


    "Salve Duumvir! Ich habe gerade einen Brief von einem Verwandten aus Mantua bekommen, der in Roma dabei war, als es mit Vescularius Salinator zu Ende ging".


    Schnaufend hielt er einen Augenblick inne, dann sprudelte er heraus: "Der dicke Salinator hat sich umgebracht. Die Verräter am Erbe des GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS sind zur Strecke gebracht und eingebuchtet worden. Rom steht jetzt unter der Kontrolle der Truppen des Appius Cornelius Palma! Der Krieg ist zu Ende!"

    Pacatus wollte gerade von dem Eselskarren heruntersteigen, als dieser Zwischenruf kam. Er hielt inne und schaute hinüber zu dem Schreihals. Na, den kannte er. Das war Antonius Corone aus Agrippina, der oben gleich neben dem Gassentor wohnte, wo alle zwanzig Jahre das Hochwasser, wenn es wirklich mal zur Sache ging, große Mühe hatte, die Schwelle seines Hauses zu benetzen. Und selbst dann wäre das für den Schreier kein Problem, weil der ein fürstliches Auskommen von seinem Lupanar hatte, das nicht weit vom Castellum lag.


    "Ja, natürlich gibt's Getreidespenden, aber für Dich nur dann, wenn bei Dir das Hochwasser zum Fenster reinkommt. Und ich komme kontrollieren, verlass Dich drauf!"

    Die Wahlen rückten näher und Pacatus musste sich etwas einfallen lassen, wie er an die Stimmen der Bewohner von Navaliorum rankommen könnte. Das letzte Mal war er ja mit Schmackes auf den Bauch gefallen, weil er nur bei den SEHR WICHTIGEN PERSONEN Reklame gemacht und darauf gebaut hatte, dass die ihre Klientel dazu bringen würden, ihm ihre Stimme zu geben. Das war aber keine gute Idee gewesen und war dann auch richtig in die Hose gegangen.


    Als erstes streifte er durch den Vicus und schrieb an jede halbwegs weiße Wand: "MATINIUS PACATUS ZUM MAGISTER VICI! WÄHLT IHN UND KEINEN ANDEREN!" Darunter machte er jedes Mal einen dicken roten Punkt.


    Oft hatten sich an den betreffenden Wänden schon andere verewigt. Als er an eine Wand kam, auf die der Hausbesitzer 'Cacator cave malum*' geschrieben hatte, zögerte er ein bißchen, aber scherte sich dann nicht weiter darum. Schließlich waren hier die Wände überall und von oben bis unten mit noch kreativeren Graffitti vollgekritzelt.


    Dann schickte er seinen Sklaven Struthas herum und ließ ihn an jeder Hausecke, auf jeder Säule eines Porticus (sofern vorhanden), auf jeden Bretterzaun und auf jeden Prellstein dicke rote Punkte malen.


    Ein paar Tage später kündigte dann Struthas im ganzen Vicus laut brüllend an, dass Pacatus im Hafen eine Rede halten würde und dass das der Kerl mit dem roten Punkt wäre.


    An dem betreffenden Tag stieg Pacatus im Hafen auf eine Eselskarre und begann:


    "Navaliori!
    Ihr seid in Mogontiacum diejenigen, die am übelsten dran sind. Eingequetscht zwischen Stadtmauer und Rhenus erleidet ihr nur Nachteile von beiden, vom Rhenus und von denen, die hinter der Stadtmauer wohnen. Ich meine die, welche mit wenig Malooche viel Geld machen und unter sich im Ordo Decurionum auskungeln, was Sache ist. Aber das ist auch Eure Sache und es ist deshalb wichtig, dass Ihr einen Mann wählt, der Eure Sache dort einbringt. Das letzte Mal habt Ihr einen gewählt, der sich das ganze Jahr nicht getraut hat, das Wort zu ergreifen, weil er zu blöd dazu ist. Das wird Euch mit mir nicht passieren!"


    Er legte eine kurze Pause ein.


    "Jetzt zum Rhenus. Wenn der Hochwasser hat, dann kommt er jedesmal ohne Gruß in Eure Hütten. Es ist auch jedesmal so, dass die meisten von Euch dann von Mogontiacum abgeschnitten sind, weil die Zuwege vom Hafentor und vom Gassentor überschwemmt sind. Und das, obwohl die Civitas schon vor Jahren versprochen hat, diese Wege zu erhöhen. Aber nichts ist geschehen. Weil der Dödel, den Ihr letztes Mal gewählt habt, seine Zähne nicht auseinander gekriegt hat".


    Wieder eine kurze Pause. "Ich jedenfalls werde im Ordo laut und deutlich zu hören sein, verlasst Euch drauf. Also tut das Richtige und wählt diesmal mich, den Matinius Pacatus! Den mit dem roten Punkt!"


    Sim-Off:

    * Kacker, paß auf, dass es dir nicht an den Kragen geht

    Pacatus nickte und kramte eine Tabuls aus seiner Tasche.


    "Ja, das werd ich mir schon mal notieren". Er kritzelte einiges in das Wachs, legte die Tabula auf den Tisch und fuhr fort: "Der damalige Magister Vici hatte seinerzeit im Ordo gefordert, dass die Händler aus den Vici außerhalb der Mauern von Mogontiacum nur an Markttagen ihre Waren verkaufen dürften. Ich denke, dass die Vicani der Civitas an allen Tagen ein Recht auf Handel haben sollten. Aber wie verhält es sich mit den Bauern? In Italia verkaufen die normalerweise nur aun den Markttagen. Wie wird das hier gemacht? Und: Wie ist es mit dem Viehmarkt? Sollte der auf dem Forum stattfinden oder woanders?"

    Der Ochsenkarren bog um die Ecke und der Krach ebbte langsam ab. Aber die Krachmacher in Mogontiacum gaben sich nicht geschlagen. Jetzt fingen im Haus gegenüber zwei Weiber an zu keifen. Im Grunde war es hier nicht anders als in Roma.


    "Geht in Ordnung, Lysander. Du findest mich in der Curia, im Officium der Scribae. Vale, Lysander."

    Der erste Schritt war getan. Pacatus war mit dem Tag, der so langweilig angefangen hatte, wieder versöhnt.


    "Es geht doch nichts über eine reibungslos funktionierende Verwaltung, Duumvir. Das ging ja schnell. Ich danke Dir. Und jetzt werd ich mal so richtig Reklame für mich machen. Vale, Duumvir".

    Da Pacatus nicht wusste, wie schnell dieser Lysander arbeitete, schien es ihm richtig, die Fälle nach Dringlichkeit zu sortieren.


    "Fang am Besten gleich mit der Curia an. Wenn Du das in einer Woche hinkriegst, wäre das fabelhaft. Danach kannst Du Dich um das Augustalium kümmern. Dafür kannst Du Dir eine Woche und ein kleines Weilchen Zeit nehmen", brüllte Pacatus, weil jetzt ein Ochsenkarren samt fluchendem Fuhrmann die Straße heraufkam. In Roma war tagsüber jeglicher Verkehr mit Reit- und Zugtieren verboten. Er wusste nicht, wie das in Mogontiacum gehändelt wurde. Mal nachfragen.

    Pacatus ließ sich den Kram durch den Kopf gehen, den er letzthin in dem Protokoll über den Töpferhickhack gelesen hatte. Es war ein Haufen Zeug, aber an irgendeinem verdammten Zipfel musste man ja anfangen.


    "Wenn ich mir's so ansehe, haben wir drei Gruppen von Händlern. Einmal die, die irgendwas herstellen und in ihrem Laden verkaufen. Sofern die ihr Zeug wirklich nur im Laden verkaufen, erscheinen sie gar nicht auf dem Markt. Die würde ich erst mal beiseite lassen. Dann die Händler, die aus den verschiedenen Vici der Civitas kommen. Für die ist Mogontiacum der zentrale Markt, um ihren Kram unter die Leute zu bringen. Und letztens diejejenigen, die von weiter her kommen und meistens Waren anbieten, die in Mogontiacum nicht hergestellt werden. Wenn man jetzt über eine Marktzulassung nachdenkt, dann würde ich bei den letzten beiden Gruppen keine Einschränkungen machen. Wer seinen Kram im eigenen Laden verkaufen kann, sollte dagegen nicht auf dem Markt erscheinen. Was hältst Du davon?"