Beiträge von Titus Pompeius Atticus

    Und wieder traf man sich schon am frühen Morgen zu einem Trainingsrennen. Ein Teil der Fahrer kannte sich schon untereinander von früheren Rennen und begrüßte sich entsprechend, ein anderer Teil war noch neu und dementsprechend aufgeregt und mit sich selbst beschäftigt.
    Dennoch waren alle bereit, noch ehe die zweite Stunde des Tages angebrochen war und warteten auf das Startsignal.


    Die Fahrer der Factio Purpurea erwischten allesamt den besseren Start. Als Dreiergespann entschieden Pheidon, Mastanabal und Menecles die erste Runde klar für sich. Dahinter mühte sich der bislang unbekannte Archytas darum, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen und hielt sich direkt im Schatten von Menekles.


    Die Fahrer der Albata starteten hingegen erstaunlich schlecht. Pigor Secundus fehlte am Ende der ersten Runde mehr als eine Wagenlänge zu Archytas, und Lusorix war noch ein ganzes Stück hinter ihm. Athenodorus, auf den Atticus eigentlich seine Hoffnung als Nachwuchsfahrer setzte, kam sogar erst dahinter. Das Schlusslicht bildete schließlich der noch unbekannte Tamos.


    Die zweite Runde brachte ebenfalls kaum Veränderung. Pheidon fuhr einen kleinen Vorsprung vor seinen Factio-Kollegen Menekles und Mastanabal heraus. Dahinter war noch immer Archytas, der zwar mit den Fahrern der Purpurea nicht mithalten konnte, aber seinen vierten Platz energisch verteidigte.
    Lusorix und Pigor Secundus hatten unterdessen die Plätze getauscht, waren aber noch immer im hinteren Feld. Ebenso hatten Tamos und Athenodorus ihre Plätze getauscht, so dass der erfahrendste der factiolosen nun das Schlusslicht bildete.


    Erst in Runde drei kam ein wenig Bewegung ins Feld. Während Pheidon weiterhin vorneweg fuhr und Menekles ihm mit etwas Abstand folgte, geriet der Wagen des bislang drittplatzierten Mastanabal mit einem Mal leicht ins Schlingern. Die Bewegungen schaukelten sich immer wieter auf, so dass die Gefahr bestand, dass der purpurne Wagen stürzen würde. Mastanabal blieb nichts anderes übrig, als Geschwindigkeit aus dem Gefährt herauszunehmen und zu hoffen, dass dies den Wagen, die Pferde und nicht zuletzt sein Leben retten würde.
    So aber zog Archytas an ihm vorbei, und auch Lusorix, der mittlerweile zu Archytas aufgeschlossen hatte. Einzig Pigor Secundus gelang es dennoch nicht, an Mastanabal vorbeizuziehen, und auch dahinter blieb Tamos vor Athenodorus.

    Eine der Wachen nahm das Schriftstück entgegen und überflog es. Offenbar konnte dieser Vigil lesen.
    “Jop, bist hier richtig“, bestätigte er also als erstes und deutete dann in den Innenhof der Castra.


    “Der Typ mit dem Hund ist unser neuer Tribun. Der daneben ist der Centurio der ersten Centurie, Grisuix. Die teilen dich einer Centurie zu, dort kriegst du dann deinen Schlafplatz und deine Ausrüstung.“


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    Atticus war noch immer nicht sicher, ob er alles richtig machte oder auch nur halbwegs ernst genommen wurde. Er hatte sein Officium bezogen, sich der Mannschaft einmal kurz vorgestellt und seit den frühen Morgenstunden unterhielt er sich nun quasi ununterbrochen mit Grisuix. Der Mann hatte wahrscheinlich mehr über das Löschen von Feuern inzwischen vergessen, als Atticus je wissen würde. Dieses Ungleichgewicht machte es für Atticus nicht unbedingt besser, seine Stellung hier wirklich zu finden. Aber gut, da musste wohl jeder Anfänger einmal durch.


    Nachdem sie schon die momentanen Dienstpläne durchgesprochen hatten, die Patroulliengänge und die Planung der nächsten vier Tage, fühlte sich Atticus wenigstens einigermaßen informiert. Trotzdem war klar, dass er wohl ohne die Mithilfe der Centurionen gnadenlos aufgeschmissen wäre. Wer hätte gedacht, dass das alles wirklich so kompliziert war?
    Schließlich kamen sie zum letzten Themenkomplex: Ausbildung. “Sollte ich selber nicht auch am besten mittrainieren, damit ich beim Löschen helfen kann und so?“ fragte Atticus also einmal sicherheitshalber nach.
    Grisuix, ein Drache von einem Mann mit ledriger, braungebrannter Haut und bestimmt dreimal so vielen Lebensjahren wie sein Tribun, zuckte die Schultern. “Normalerweise löschen die Tribunen nicht selbst mit. Sie delegieren mehr im Hintergrund und haben die Übersicht.“
    “Ja, aber sollte ich für die Übersicht nicht zumindest ein bisschen praktische Erfahrung haben, um zu wissen, was ich da so anweise?“ Für Atticus war alles andere irgendwie unlogisch.

    “Gut, wer dafür ist, Annaeus aufzunehmen, hebe bitte die Hand“, sagte Atticus und tat auch gleich mit deutlichem Handzeichen seine Meinung hierzu kund. :dafuer:


    Nach und nach folgten auch andere Hände, manche eifrig, manche zögerlich, aber letzten Endes genug, auch hier für eine Mehrheit zu sorgen.
    “Damit heiße ich dich als Sodalis der Factio Albata willkommen, Annaeus“, begrüßte Atticus das neue Mitglied und ein kleiner Applaus folgte. Annaeus Florus wurde nun auch ein Sitzplatz angeboten, und weiter ging es dann zum nächsten Punkt.


    “Als nächstes müssen wir uns noch über die Fahrer unterhalten. Wie ihr alle sicherlich mitbekommen habt, hat Pepe nun altersbedingt seine Karriere beendet. Daher haben wir aktuell nur zwei Fahrer.
    Ich habe bereits ein weiteres Trainingsrennen organisiert, zu welchem ich auch factiolose Fahrer geladen habe. Gerade mit Athenodorus haben wir in der Vergangenheit shcon mehrfach trainiert, so dass ich denke, dass hier ein Vertrag die beste Lösung für alle wäre. Aber ich will mir auch die anderen Fahrer einmal ansehen und vielleicht auch noch einen zweiten Vertrag abschließen, wenn sich eine interessante Option auftut.
    Das Trainingsrennen ist gleich morgen früh auf dem Trainingsgelände außerhalb der Stadt.“

    Damit waren hier auch wieder alle informiert und Atticus konnte sich dann um die Verträge kümmern.


    Titus Pompeius Atticus Dominis Factionis Albata s.d.


    Ich möchte die Factio Purpurea zu einem weiteren Trainingsrennen einladen. So ihr die Zeit findet, bitte ich euch, in den Morgenstunden des neunten Tages vor den Kalenden zu unserem Trainingsplatz zu kommen. Neben unseren Fahrern Lusorix und Pigor Secundus werde ich auch einige factiolose Fahrer einladen, teilzunehmen.


    Vale bene



    Die Stimmen wurden ausgezählt, und ja, am Ende war klar, Atticus hatte tatsächlich die Wahl gewonnen! Das mochte vielleicht auch am fehlenden Gegenkandidaten gelegen haben und daran, dass wirklich niemand wollte, dass Servius Curiatius Flamma weiterhin den Vorsitz führte. Aber egal, gewonnen war gewonnen.


    Nachdem dann also Plätze getauscht wurden und der ohnehin schon sehr große Atticus gleich noch einmal ein paar Fingerbreit wuchs, ging es ans nächste Thema: Neuaufnahmen.
    Atticus hatte den jungen Annaeus schon erspäht und gab ihm auch ein Handzeichen, dass es jetzt so weit war.
    “Werte Sodales, ich leite dann weiter zum nächsten Tagesordnungspunkt: Neuaufnahmen. Vor zwei Tagen kam Annaeus Florus Minor auf mich zu und bat darum, Sodalis in der Factio Albata werden zu dürfen, wie sein Vater schon zuvor. Ich denke, die Vorstellung und alles weitere kann er selbst übernehmen, da er hierfür auch gerade hier ist. Also, Annaeus, bitte“, lud er den anderen jungen Mann ein, ein paar Worte zu sagen.

    Zwei Tage später war es auch soweit: Mitgliederversammlung.
    Servius Curiatius Flamma eröffnete die Sitzung wie gewohnt etwas fahrig mit dem Bericht zur momentanen Lage, und auf welchem Platz bei welchem Rennen die Factio gelandet war. Man war zwar nicht überragend, aber man war wenigstens wieder dabei! Wessen Verdienst das war, ließ der noch amtierende Dominis Factionis aber ungesagt, sehr zu Atticus' Verdruss.


    Doch schließlich hatte man diesen Tagesordnungspunkt hinter sich gebracht und es stand das eigentlich wichtige Thema auf dem Plan. Neuwahlen.
    “Für den neuen Vorsitz der Factio Albata kandidiert.... Titus Pompeius Atticus“, verkündete er, nachdem er noch einmal genau nachgelesen hatte.


    Atticus nahm das jetzt als Aufforderung, ein paar Worte zu sagen.
    “Werte Sodales Factionis! Ihr kennt mich alle. Seid ich der Factio Albata beigetreten bin, habe ich meine ganze Kraft dafür aufgebracht, die Factio Albata wieder nach vorne zu bringen. Ich habe diverse Trainingsrennen mit unterschiedlichen Factiones organisiert, und ebenso habe ich die Factio Albata zu jedem einzelnen Rennen, an dem sie teilgenommen hat, gemeldet, die taktischen Vorbereitungen getroffen, mit den Fahrern gesprochen und dergleichen. Ich war der Ansprechpartner für alle Belange des Vereins. Auch habe ich mit meinem privaten Vermögen den Kauf eines neuen Fahrers unterstützt.
    Anders gesagt: Ich habe bereits gezeigt, dass ich die Aufgaben eines Dominis Factionis ausfüllen kann. Wenn ihr mich wählt, werde ich mit gleichem Engagement die Factio auch weiterhin führen, so dass wir sicherlich bald auch den Siegespreis in Händen halten werden.“


    So, kurz und knackig. Man war ja kein Politiker, der die anderen durch stundenlange Reden zermürben musste.
    Servius Curiatius Flamma fragte also danach: “Wer dafür ist, Pompeius Atticus zum Dominis Factionis zu ernennen, der hebe die Hand!“


    Und auch, wenn es sich vielleicht nicht so ganz gehörte, für sich selbst zu stimmen, stimmte Atticus für sich selbst.


    :dafuer:

    “Wie schon gesagt, die Veranstaltung ist übermorgen. Wir fangen zur Hora Septima an, ich denke, mit dem offiziellen Teil und der Vorstandwahl sind wir bis zur Hora Octa dann auch fertig. Wenn du also ungefähr dann hier bist. Die Tür wird offen sein, dann kannst du unauffällig reinkommen. Sollte ich dann gewählt sein, wäre es mir ein großes Vergnügen, dich dann anzukündigen. Ansonsten stell ich einfach als Mitglied den Antrag. Joar...“
    Gab es da sonst noch etwas zu sagen? Im Grunde genommen war es ganz einfach. So eine Neuaufnahme war ja nun auch wirklich kein Staatsakt. Wäre Atticus jetzt schon der Chef hier, hätte er den Annaeus auch einfach so schnell aufgenommen.


    “Naja, dann musst du eben bei den Rennen möglichst energisch die weiße Fahne zum Ausgleich schwenken oder so“, scherzte Atticus ein wenig flapsig und schenkte dem Annaeus ein breites Grinsen. Musste sich ja nicht jeder so reinhängen wie er.

    Nachdem Atticus den Standort seiner – SEINER! – Cohorte im Stadtgebiet gefunden hatte, begab er sich dort als erstes ins Sacellum. Er war aufgeregt. Wenn er diesen Eid ablegte, dann war es wirklich seine Cohorte. Dann war er Teil von dem großen Ganzen. Mehr noch! Er war am Kopf eines Teils des großen Ganzen!


    Erfürchtig betrat Atticus also diese heiligen Hallen und ließ den Moment etwas auf sich wirken. Die Standarte seiner Vigiles, die Statue des Kaisers....


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Die Worte hallten als Echo von den Wänden zurück, als könne Atticus all jene Männer hören, die vor ihm hier gestanden hatten und diese Worte gesprochen hatten. Ein Schauer rann ihm bei diesem Gedanken über den Rücken.
    Er blieb noch eine Weile stehen und ließ den Moment auf sich wirken. Als der Zauber verflogen war, trat er wieder nach draußen. Jetzt musste er diesen verflixten Centurio finden, der ihm erklärte, was er eigentlich tun sollte.

    Pontus lief einmal schwanzwedelnd und schnüffelnd um die beiden Männer und suchte sich dann einfach einen bequemen Platz in der warmen Frühlingssonne. Atticus unterdessen überlegte. Annaeus... Annaeus... Ja, da gab es sogar zwei in der Vereinsgeschichte, aber war beides schon recht lange her. “Ja, gab es nicht sogar mehrere Annaei, die Dominis Factionis waren? Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass auch die anderen Factio-Mitglieder nichts dagegen einzuwenden haben werden, wieder einen Annaeus in ihren Reihen begrüßen zu dürfen. Ich zumindest hab ganz sicher nichts dagegen. Aktive Mitglieder können wir brauchen. Ich bin da momentan leider ein wenig allein auf weiter Flur.“ Es gab zwar noch nominell andere Mitglieder, aber außer große Reden schwingen hatten die bislang nichts beigetragen. Gar nichts.
    “Wenn du magst, dann komm doch bei der Versammlung vorbei. Sie ist in zwei Tagen, und nach der Wahl des neuen Vorstandes – wofür du mir die Daumen drücken darfst, wenn du magst – wäre ein perfekter Zeitpunkt für Neuaufnahmen in die Factio. Dann könntest du dich noch einmal vorstellen und um Aufnahme bitten und so weiter.“

    Für jemanden, der einen Kopf größer war als alle anderen, war es ziemlich schwer, zu einem kleinen Häuflein Elend zusammenzuschrumpfen und im Fußboden zu versinken. Trotzdem war Atticus ziemlich erfolgreich darin, als er von seinem Praefectus so gleich zu Beginn seiner Ritterkarriere einen Anschiss bekam. “Ja, Praefectus“, bekam er vor lauter Scham noch gerade so heraus und hörte weiter zu.
    Keinen Mist bauen, auf den Subpraefecten und den Praefecten hören, den Centurio um Rat fragen und nichts abfackeln lassen. Das klang erst einmal machbar. Atticus entspannte sich wieder ein wenig und nickte einmal. “Jawohl, Praefectus. Zweite Cohorte Esquilina, Centurio Grisuix, nichts abfackeln lassen“, wiederholte er noch einmal die Eckpunkte seines Befehls zum Zeichen, dass er verstanden hatte.

    Es war eher der pure Zufall, dass Atticus gerade am Haus der Factio war. Neuwahlen standen an, und diesmal wollte Atticus sich zum neuen Dominus Factionis wählen lassen. Er hatte genug von dem Rumgeeiere der altehrwürdigen Köpfe, die im Endeffekt aber dennoch nichts taten. Faktisch leitete Atticus die Albata ohnehin schon. Er meldete sie zu Rennen, er betreute die Fahrer, er kümmerte sich um das Training... Daher war er mehr als zuversichtlich, dass er eine solche Wahl auch gewinnen würde.


    Die entsprechende Nachricht für seine Factiokollegen also in der Hand und seinen Molosser Pontus als treuen Schatten an seiner Seite, war Atticus gerade im Haus, als ein anderer junger Mann hereinkam. Der durfte so ungefähr dasselbe Alter wie Atticus haben, war aber – wie eigentlich fast alle seiner Zeitgenossen – einen halben Kopf kleiner.
    “Salve. Ich bin Titus Pompeius Atticus. Bei uns stehen nächste Wochen Neuwahlen an, aber je nachdem, worum es geht, kann ich dir höchstwahrscheinlich weiterhelfen.“
    Mit einem Seitenblick auf Pontus fügte er noch hinzu. “Keine Angst, der tut nix.“

    “Ähm... das.. ähm“, fing Atticus an, sich zu erklären. Vielleicht hätte er doch erst fragen sollen, ob er Pontus mitnehmen durfte? Wäre vielleicht cleverer gewesen. Aber er nahm Pontus immer überall hin mit – abgesehen vielleicht von den Thermen. Da fiel ihm sowas schlicht nicht auf!
    Und da kam auch schon der erste Befehl. Bequem stehen. Wie stand man richtig bequem? Atticus nahm den Arm wieder runter und stellte die Beine etwas weiter auseinander und setzte nochmal an. “Das ist Pontus, mein Hund. Ich... ähm.. ich hatte angenommen, dass er eine Hilfe sein könnte. Bei der Nachtwache. Und... ähm, um Feuer zu riechen. Und falls ein Dieb zu fliehen versucht.“

    Atticus war reichlich nervös, als er das Officium erreichte. Der Vigil im Vorraum bedeutete ihm kurz, zu warten und warf Pontus noch einen kritischen Blick zu. Kurz ging er ins Officium rein, und als er wieder herauskam, gab er Atticus zu verstehen, dass er eintreten könne.
    Mit der vollen Autorität seiner sechzehn Jahre tat er das dann auch. Er schritt auf den Praefectus Vigilum zu und salutierte einmal möglichst zackig: Faust auf die Brust, ausgestreckte Hand nach vorn. “Tribunus angusticlavus Titus Pompeius Atticus meldet sich zum Dienst!“
    Musste er sonst noch was sagen? War das überhaupt richtig gewesen? Nun, Atticus würde es schon gleich erfahren, wenn er einen Fehler gemacht hatte. Jetzt war es sowieso zu spät, noch darüber zu grübeln.

    Ausgestattet mit einer neuen Tunika, der Lorica seines Großvaters – mit ein paar notwendigen Größenanpassungen – einem schön klimpernden Cingulum und einem Mantel, an den Atticus sich erst noch gewöhnen musste, und mit vom Schuster des Vertrauens frisch hergestellten Caligae ausstaffiert, kam Atticus an der Porta der Castra Vigilum, der Hauptwache der Vigiles an. Pontus an seiner Seite trottete als dunkler Schatten neben ihm her.


    “Tribunus Pompeius Atticus meldet sich zum Dienst. Ich muss mich beim Praefectus Vigilum melden“, bemühte sich Atticus um einen möglichst zackigen Auftritt. Groß genug, um beeindruckend zu sein, war er ja, und die Schultern der Lorica gaben ihm auch eine gewisse Präsenz. Aber trotzdem war er bestimmt zehn Jahre Jünger als die Vigiles, die hier am Tor standen, und eben ein ziemlich blutiger Anfänger.

    Wie immer, brummelte Pontus ein wenig enttäuscht, dass es auch diesmal nichts zu fressen gab. Aber Streicheleinheiten waren da das zweitbeste.
    Atticus unterdessen bekam rote Ohren bei der Erinnerung an die Kaiserin. Dass er da einen wirklich guten Eindruck hinterlassen haben sollte, konnte er nach wie vor nicht glauben. Auch wenn der Brief der Kaiserin, den er ja auch erhalten hatte, auch diesen Schluss nahelegte. Trotzdem, er hatte da nur gestottert und verlegen zu Boden geschaut. Eine Steigerung wäre nur möglich gewesen, wenn er vor Aufregung auf ihr Kleid gekotzt hätte. Dass das besonders herausragend gewesen sein soll, konnte Atticus nun beim besten Willen nicht verstehen.


    “Ähm, ja, die Kaiserin hat mir auch ihre Glückwünsche übersandt. Und... ähm... also, morgen trete ich meinen Dienst dann auch an. Ich weiß noch nicht, in welchem Teil Roms, das erfahre ich erst alles noch."

    Und da fing der Redeschwall an. “Ma? Maaa?! MAAAA!“ Da kam man ja gar nicht mehr dazwischen! Als seine Mutter endlich eine Pause machte, sah Atticus sie nur enerviert an. “Ich habe alles unter Kontrolle, danke sehr. Du musst mir nicht helfen.“


    Wegen der Rüstung zögerte er aber. Er kannte das Ding. Es stand bei seiner Mutter im Schlafzimmer und wurde gehegt und gepflegt, wie der Staatsschatz im Tempel des Pluto. Er wusste, wie wichtig er seiner Mutter war, und was es ihr bedeuten würde, wenn er tatsächlich auch durch dieses Symbol in die Fußstapfen seines Großvaters treten würde.
    Ein Teil von ihm wollte das aus diesem Grund überhaupt nicht. Er wollte nichts wissen von altem Erbe und Traditionen, von Verpflichtungen den Eltern gegenüber – oder den Großeltern – oder von Stolz. Er wollte seinen Weg selbst bestreiten und selber etwas gelten. Erst recht wollte er niemals irgendetwas von seinem Vater oder nach diesem beurteilt werden.
    Aber das hier hatte nichts mit der Familie seines Vaters zu tun. Und der andere Teil von ihm wusste, dass es seiner Mutter das Herz brechen würde, wenn er es ablehnen würde. Und trotz allem wollte er ja auch ein guter Sohn sein.
    “Die Rüstung kann ich ja mal mitnehmen, wenn sie passt. Aber dann gleich, weil viel Zeit bleibt mir nicht. Ich muss mich gleich morgen bei den Vigilen melden.“