Beiträge von Tiberia Lucia

    Lucia hörte Schritte und beeilte sich die Hand aus dem Brunnen zu ziehen und sie an einem Zipfel ihrer Palla zu trocknen. Freundlich lächelnd blickte sie ihrer Gastgeberin entgegen und wurde vom Auftritt der Flavia nicht enttäuscht. „Aber natürlich bin ich gekommen! Seit mir mein Bruder vor kurzem von eurer anstehenden Hochzeit berichtete, suche ich nach einer guten Ausrede dich zu besuchen.“, klinkte sich Lucia in das freundliche Begrüßungsgeplänkel ein. Die Aufforderung ihrer Gastgeberin sich zu setzen konnte Lucia natürlich nicht so einfach ignorieren und ließ sich daher ebenfalls nieder.
    „Doch, doch, das habe sie.“, beeilte sie sich dann die Befürchtungen zu zerstreuen. „Ich habe mir nur ein wenig Zeit genommen euren Brunnen näher zu bewundern. So hübsch plätscherndes Wasser hatte schon immer eine ungewöhnliche Anziehungskraft auf mich.“ Sie warf noch einen kurzen Blick zum Brunnen, ehe sie sich ihres Geschenkes entsann.
    „Ich war so frei eine Kleinigkeit für dich mitzubringen.“, sie winkte Arsinoe mit dem Geschenk vorzutreten. Mit gesenktem Kopf schlug sie das weiße Tuch beiseite, in die eine reich mit Pfauen verzierte Schale eingewickelt war und hielt sie Flavia zur näheren Betrachtung hin. „Diese Schale ist Iuno geweiht und soll allen Jungvermählten Glück und Fruchtbarkeit bringen.“, wiederholte Lucia was ihr der Verkäufer versprochen hatte. Wie immer wenn sie jemandem, den sie kaum kennt, etwas schenkte verließ sie sich mehr auf den symbolischen Charakter des Stückes.


    Auch Lucia nahm nun einen Becher verdünnten Wein entgegen und zögerte. Sie erinnerte sich an Sergias übervorsichtige Art, als diese schwanger bei Lucia zu Besuch war. Aber das war doch wahrscheinlich eh nur, um auf ihre Schwangerschaft aufmerksam zu machen. Hm… So ungern sich Lucia etwas bei Sergia abschaute, das war eigentlich keine schlechte Idee. Sie musste es ja nicht so übertreiben und alles Mögliche ablehnen. „Ich schäme mich fürchterlich unser Treffen schon mit einem Bruch der guten Sitten beginnen zu müssen. Aber könnte ich eine noch dünnere Mischung haben?“ Immerhin nahm man normalerweise die Mischung, sofern denn eine feste gereicht wurde, einfach an und trank wenn nötig einfach langsamer. „Ich möchte mich tausendmal entschuldigen, vermutlich bin ich einfach zu ängstlich, aber eine… Freundin von mir hat als sie Schwanger war überhaupt keinen Wein getrunken, weil ihr jemand einredete es wäre schlecht für sie und das Kind. Jetzt hat sie einen gesunden Jungen zur Welt gebracht und… naja.“ In Lucias vorwiegend gezeigte Verlegenheit mischte sich gleichermaßen Unsicherheit und Stolz, während sie in einer erklärenden Geste schützend eine Hand auf ihren Bauch legte.

    Ihr Bruder hatte in seiner Aufgabe als Virgintivir einen öffentlichen Auftritt bei einer Hinrichtung. Eigentlich waren Todesstrafen nicht wirklich Lucias Vorstellung von einer vergnüglichen Abwechslung, aber als Schwester auf Versöhnungskurs fühlte sie sich verpflichtet bei zumindest einer aufzutauchen. Am besten bei der Ersten, fand sie und war recht erleichtert, dass es sich dabei um einen Tod durch das Schwert handeln würde. Das war ein weitaus schnellerer und vor allem geruchsloserer Tod als die Verbrennung, welche die Alternative für einen Besuch darstellte. Lucia hatte aktuell eh ein wenig Probleme mit verschiedenen Gerüchen, da wollte sie ihre Willenskraft lieber nicht in aller Öffentlichkeit auf die Probe stellen. Vielleicht konnte sie, wenn sie früh genug auftauchte dem Zusehen komplett entrinnen, das war doch eine ermunternder Aussicht!


    Diesem Gedankengang folgend hatte sich Lucia bemüht früh genug am Forum Boarium aufzutauchen. So kam es, dass Lepidus ein zaghaftes Tippen an der Schulter spürte, während er den Aufbau seines Sitzpostens beobachtete. Wenn er sich umdrehte, würde er seine Schwester mit sittsam gefalteten Händen und einem zaghaften Lächeln gegenüberstehen. „Salve Lepidus.“, grüßte sie ihn. Sie hatte sich eigentlich wunderbar passende Worte zurechtgelegt, aber die erschienen ihr jetzt irgendwie nicht dem Anlass angemessen. Sie passten einfach doch nicht zu dem Gefühl, das lucia hier an diesem PLatz beschlich. „Ich wollte dir für deinen Auftritt hier viel Erfolg wünschen.“ Oh, Hilfe klang das unbeholfen!


    Sim-Off:

    ich hab avianus eben erst gesehen


    Da rumpelte auch schon der Wagen mit den Gefangenen heran und Lepidus wurde von einer Lucia nicht unbekannten Stimme angesprochen. noch immer im Hintergrund bekam sie große Augen und schmunzelte amusiert: Hatten sie die Götter jetzt doch mal wieder zusammengeführt!

    Ein ganz schön gewagtes Manöver! Lucia entließ ihren Atem mit einem Zischen. Der Junge musste aufpassen, dass er die teuren Pferde nicht zu Schanden lenkte! Zuerst hatte er damit zwar Erfolg aber die nun folgenden Runden zeigten, dass es ein Fehler gewesen war. Lucia feuerte weiterhin ihren Liebling an, ohne sich irgendwelche Gedanken zu machen, wie das auf Calistus und seinen Freund wirken mochte. Sie bemerkte zuerst überhaupt nicht, dass Oxtaius Probleme hatte, erst als Hamiris ihn überrundete… „Ein Glück ist das gutgegangen!“, seufzte Lucia, das wäre ja noch schöner, wenn die Veneta-Auriga sich gegenseitig zu Matsch fuhren. Am Ende gewann Hamiris deutlich und Lucia jubelte. Sie fühlte sich dabei aber bei weitem nicht so befriedigt, wie sie es nach einem bis zum Ende spannenden Rennen gewesen wäre. Schade, dass sie zu spät gekommen waren! Die ersten zwei Runden waren sicher auch noch spannend gewesen! „Das war es wohl leider schon…“, sprach Lucia mehr zu Calistus, als zu seinem Freund, wie sie sich eigentlich meistens mehr an den Verwandten ihres Mannes wandte. Der erfuhr grade wie der Neuling hieß und Lucia nickte bestätigend. „Aber ein ziemlich ungestümer Jäger!“, fügte sie noch amüsiert an, da stapfte Oxtaius auf die Zuschauertribüne.


    Neugierig kam Lucia langsam näher und spitzte die Ohren. Er wollte noch ein Rennen? Ihre Augen blitzen begeistert bei der Idee und sie entschied spontan sich für den von ihr eigentlich nicht favorisierten Oxtaius einzusetzen. „Also ich würde mich über ein weiteres Rennen freuen!“, sprach sie fröhlich und trat nun endgültig zu der kleinen Gruppe um Iulius. Diesen begrüßte sie dann auch zunächst mit einem Strahlen: „Salve Iulius, entschuldige bitte, dass ich mich so unverfroren einmische, aber ich und meine Begleiter sind leider für das Rennen eben ein wenig zu spät erschienen. Du kennst das ja sicher auch von deiner Frau, wir brauchen immer ein wenig länger, gerade wenn wir uns beeilen müssten.“ Sie schmunzelte gespielt verschämt und fuhr fort: „Ich hatte mich so auf diese Möglichkeit gefreut unsere vortrefflichen Auriga in Aktion zu sehen und jetzt habe ich grade mal ein halbes Rennen mit nur zwei Dritteln der Teilnehmer beobachten können…“ Lucia setzte den besten Dackelblick auf, den sie zu bieten hatte.

    Bei Lepidus Ankündigung wurden Lucias Augen rund. Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass ihr Bruder so bald schon heiraten würde. Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie eigentlich nicht damit gerechnet, dass Lepidus überhaupt einmal heiraten würde. In ihrem Kopf passte ihr Bruder und Ehe so garnicht zusammen. Aber jetzt wo es passierte zeigte sie die für Frauen wohl natürlichste Reaktion auf so eine Eröffnung: Sie strahlte freudig.
    „Ich gratuliere dir!“, sprach sie aus vollem Herzen und konnte, trotz der eindeutigen Spitze gegen sie ihr Lächeln bewahren. „Ich habe sie tatsächlich schon einmal getroffen.“, erinnerte sich Lucia vage an die Begegnung in der Therme. „Sie schien mir eine äußerst elegante und zurückhaltende Frau zu sein.“ Wobei im Vergleich zum Benehmen so manch anderer dort wohl sehr viele als elegant und zurückhaltend bezeichnet werden konnten. „Ich freue mich schon auf die Feier, wenn ich irgendwie helfen kann, gib mir Bescheid, ja?“

    Es gab nur eine kleine unscheinbare Ankündigung am Trainingsgelände und beinahe hätte Lucia davon überhaupt nichts mitbekommen. Es war am selben Tag, wie das Rennen stattfinden sollte, dass sie durch Zufall davon erfuhr. Sie wollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen! Aber es blieb ja kaum mehr Zeit sich irgendwie groß darauf vorzubereiten, wenn sie das Rennen noch mitbekommen wollte musste sie sofort los! Rasch warf sie sich noch eine dunkelblaue Palla über und musste sich selbst dann als Ausgehfertig ansehen. Ein Glück und ein Pech zugleich, dass sie noch davon erfahren hatte!


    „Oh, nein wir sind zu spät!“, rief Lucia enttäuscht aus, als sie auf die Zuschauerränge trat und schon das Trampeln der Pferdehufen vernahm. „Es hat schon angefangen!“ Sie blickte sich nicht nach den anderen um, sondern winkte ihnen nur zu dass sie sich beeilen sollten. „Die wievielte Runde das wohl schon ist?“, fragte sie mehr sich selbst als irgendwen sonst. Die Sitzenden konnten diese leise Frage unmöglich verstanden haben, musste Lucia doch noch zu diesen kommen, sie war aber viel zu sehr von dem Geschehen gefesselt, als dass sie sich grade um so was unbedeutendes wie Bewegen und Hinsetzen Gedanken machen konnte. Drei Fahrer? Sie wusste nur von Hamiris und Oxtaius… und diese lagen hinten! Lucia reckte den Hals. „Der letzte ist Oxtaius und der zweite Hamiris.“, erklärte sie, ohne sich sicher zu sein, dass ihr irgendwer zuhörte. „Schneller Hamiris! Den Knaben wirst du wohl in die Tasche stecken können! NA LOS!“, feuerte Lucia ihren aktuellen Lieblingsauriga an und wurde dabei ganz undamenhaft laut. Und tatsächlich nur zwei Kurven später setzte er sich an die Spitze. Lucia jubelte. Da sie den jungen Auriga nicht kannte und Oxtaius sie beim letzten großen Rennen so enttäuscht hatte, musste sie keinen Moment überlegen für wen sie bei diesem Rennen war: „HAMIRIS!“ Im nächsten Moment wurde sie mucksmäuschenstill, was machte der Junge denn da? In der Linkskurve recht vorbei? Lucia hielt den Atem an.

    Arsinoe war ziemlich stolz auf sich, eben an der Tür so die Fassung gewahrt zu haben. Auf dem Weg hinein lächelte sie stillvergnügt und wiederholte die Szene in ihrem Kopf. Die junge Sklavin hatte zwar schon früh gelernt sich Emotionen wie Ärger und Traurigkeit nicht anmerken zu lassen, doch war sie schon immer leicht zu erschrecken gewesen. Auch diesmal war sie innerlich zusammengezuckt, aber sie hatte es sich nicht anmerken lassen! Sekunda würde sicherlich ebenfalls stolz sein, wenn Arsinoe daheim davon berichtete, dessen war sich die junge Sklavin sicher, hieß es doch, dass ihr Unterricht Früchte trug.


    Lucia hatte von diesem triumphalen Moment ihrer Sklavin natürlich nichts mitbekommen. Sie war mit ihren Gedanken ganz wo anders. Schon bei ihrem Besuch daheim hatte ihr Bruder sie darauf angesprochen und die Villa der Flavier erinnerte sie abermals daran: Das Haus in dem sie wohnte stand in keinem Verhältnis zu ihrem Rang und dem Rang ihres Mannes. Das musste sich ändern, dringend!
    Lucia nickte sich selbst bestätigend zu, als sie ins Peristyl traten.
    Sie würde mit Vala reden müssen! Irgendwann würde sie Flavia ja auch zu sich nach Hause einladen wollen. Aber wie fing sie dieses Gespräch am besten an? Das würde immerhin eine ziemlich große Ausgabe bedeuten und Lucia war sich nicht sicher, wie Valas finanzielle Lage aussah. Wenn sie wenigstens ihr Grundstück von ihrem Bruder wiederbekommen würde…
    So in Gedanken verloren ignorierte Lucia das Angebot Platz zu nehmen, das Obst und den Wein und trat zu dem fröhlich sprudelnden Brunnen. Das plätschernde Wasser fesselte ihre Augen, obwohl sie es kaum wahrnahm.
    Vielleicht sollte sie nochmal mit ihrem Bruder reden. Es hatte sich inzwischen doch alles wieder einigermaßen eingerenkt und sie verstanden sich wieder… einigermaßen. Vielleicht würde ihn ja die Aussicht auf einen Neffen milde stimmen und ihr das Grundstück als Sicherheit für sie und ihre Kinder rückübertragen… Vielleicht konnte ihr Flavia bei diesem Ansinnen ja helfen! Lucia wollte es zwar keinesfalls beim (mehr oder weniger) ersten Treffen ansprechen, aber als seine künftige Frau würde sie doch wahrscheinlich auch ein wenig Einfluss auf Lepidus bekommen.
    Das waren zwar viele Unwägbarkeiten und vage Hoffnungen, dennoch begann sich ein grober Plan in Lucias Kopf zu bilden. Sie streckte eine Hand aus und fing ein paar Tropfen des kalten Wassers zwischen ihren Fingern. Ja, sie würde hier in Flavia sicher eine Verbündete finden, warum sonst hatte ihre Schwägerin in spe sie sonst Eingeladen? Sie würden sich gegenseitig aushelfen und es somit um einiges einfacher haben!

    Ein Donnergott, etwa wie Iuppiter? Aber der hatte ja eher die Blitze und als den Donner… Lucia hörte interessiert zu und nickte als Zeichen, dass sie verstand. Leider war es mit ihrem Humor nicht so weit her, dass sie auf Callistus letzte Worte lachte, aber sie nickte wieder verstehend. „Ah, das macht Sinn. Danke für die Erklärung.“ Sie schwieg kurz, ehe ihr noch eine weitere Frage einfiel, ehe sie die Jungs weiter essen lassen wollte. „Gibt es in Germania Superior noch mehr wichtige Gottheiten?“ Damit könnte sie Vala in irgendeinem besonderen Moment sicher milde stimmen… oder aufheitern, wenn sie sich auf einen dieser Götter berief.


    Sobald die beiden jungen Männer sich satt zurücklehnten, hielt es Lucia für angebracht ihre Unterhaltung fürs erste zu beenden, und ihnen ihr Zimmer zeigen zu lassen. „Ich bin sicher, ihr würdet euch gerne ein wenig zurückziehen und erstmal richtig ankommen. Wenn ihr Arsinoe hier folgen mögt, wird sie euch euer Zimmer zeigen.“ Lucia erhob sich mit einem Lächeln und Arsinoe trat mit gesenktem Blick vor.


    Ad Aulus Iunius Avianus
    Cohors XII Centuria III
    Cohortes Urbanae - Castra Praetoria
    Roma, Italia



    Salve Avianus,


    ich gratuliere dir zu deiner abermaligen Beförderung!
    Es kommt mir wie gestern vor, als ich noch überlegte das unangemessene Betragen ganz bestimmter Wachen zu melden. Jetzt bin ich froh es nicht getan zu haben, immerhin scheinst du ungeahnte Qualitäten zu besitzen. Außerdem gehört ein geübter, respektvoller Umgang mit Damen wohl nicht zu den Auswahlkriterien, die einer solchen Beförderung zu Grunde liegen. Wobei mich deine Briefe fast schon von verborgenen Talenten deinerseits auch in dieser Hinsicht überzeugt haben. Deine Geschichten zeigen mir aber auch, dass gute Sitten in deinem Alltag wohl kaum geübt werden, kein Wunder also, dass die Manieren bei Soldaten verrohen. Ein Glück dass du mich hast!


    Deine Frage, warum wir keine Tabulae verwenden ist ganz einfach zu beantworten: Es macht doch viel mehr Freude etwas permanentes geschickt zu bekommen, als auslösch- und neubeschriftbare Wachstafeln. Der Gedanke, dass ein ehemaliger Brief von mir von dir als Einkaufsliste, Bericht an deinen Vorgesetzten oder am Ende sogar als Brief an deine andere Schreiberin wiederverwendet wird, ist mir zu wider. Ich bin mir sicher, du würdest dich auch nicht grade geschmeichelt fühlen, würde ich etwas in dieser Art tun. Dieses Problem haben wir auf unsere Weise geschickt umgangen.


    Tatsächlich habe ich so einiges erlebt und ein paar interessante Geschichten zu erzählen, aber ähnlich wie du hätte ich nie gedacht, dass sich ein vielbeschäftigter Soldat für Klatsch und Tratsch interessiert.


    Eine Sache wollte ich dir aber so und so schreiben: Ich bin ohne kontrolliert zu werden in den Palast gekommen. Die Frau des amtierenden Consuls zu sein hat eindeutig seine Vorteile! Der Anlass jedoch ist grässlich und ich schäme mich beinahe dir zuerst diesen Teil zu berichten, aber ich bin mir sicher du verstehst.
    Es wird dich kaum verwundern, dass ich zusammen mit meinem Mann als einer der ersten unserem Kaiser die letzte Ehre erwiesen habe. Es ist seltsam in der kurzen Zeit die ich lebe habe ich schon zwei tote Herrscher gesehen. Macht scheint das Leben zu verkürzen. Das Ende kann aber so unterschiedlich sein, es ist kaum zu glauben. Auch meine Gefühle bezüglich dieser beiden Verstorbenen könnten kaum unterschiedlicher sein.


    Da aber aktuell die ganze Stadt kaum ein anderes Thema als dieses kennt möchte ich es nicht weiter ausführen. Also komme ich zu etwas anderem, auch wenn es mir (von einem Thema ausgenommen) schwer fällt an etwas anderes zu denken.


    Natürlich könnte ich von den verschiedensten Ehestreitigkeiten, angeblichen Ehebrüchen und sich anbahnende Ehen berichten, wirklich wichtig ist für mich aktuell aber nur eine: Die meines Bruders. Er wird Flavia Domitilla ehelichen und damit den angeblichen Schaden am Ruf unserer Familie durch meine Ehe hoffentlich wieder tilgen. Ich sollte dir wohl nicht verheimlichen, dass ich diese letzte Zeile mit einem Augenrollen geschrieben habe.


    Ein anderes Thema trage ich mit einer Bitte um Hilfe an dich heran: Ein junger Verwandter meines Mannes ist zu uns nach Rom gekommen und ich bin ihm noch eine Stadtführung schuldig. Wüsstest du für junge Männer interessantere Orte als die für uns Frauen eher üblichen Einkaufstände der Märkte? Denn auch wenn ich nichts dagegen habe ihn ein wenig durch gespielte Ratlosigkeit am Schmuckstand zu quälen, so würde ich ihn doch auch gerne eine Freude machen. Vielleicht werde ich ja auch mit ihm auf die Suche nach diesem Quacksalber gehen.


    Zu guter Letzt habe ich noch eine Frage an dich, mit der ich dich und alle Männer dieser Welt testen möchte. Meinen Freundinnen ist es unverständlich, wie man aus diesen Worten nicht auf eine bestimmte Schlussfolgerung kommen kann:
    Eine Frau sagt zu einem Mann am Frühstückstisch, dass Ceres ihnen gewogen sei.


    Vale bene
    Tiberia Lucia


    PS: Leider ist die Lotterie aktuell ausgesetzt und ich habe keinen Anlass mich zum Palast zu begeben.
    PPS: Ich hoffe du bist auch als Centurio noch in der gleichen Centurie, sonst wird euer Postbote wieder ein paar Probleme haben dir diesen Brief hier zuzustellen.

    ‚Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige.‘
    Lucia wusste nicht mehr genau, wo sie diesen Satz mal gehört oder gelesen hatte – es musste irgendwann in ihrer Kindheit gewesen sein – aber er war ihr im Gedächtnis geblieben. So war es nicht verwunderlich, dass sie auch für die Einladung ihrer künftigen Schwägerin ein wenig zu früh war. Natürlich hatte sie auch ein kleines Geschenk dabei und sich herausgeputzt.


    Schon in der Vorbereitung hatte sie sich als der überlegene Part dieses Treffens gefühlt. Sie war von Flavia eingeladen worden, sie war schon eine ganze Weile (das konnte man so und so definieren) verheiratet und sie erwartete Nachwuchs. Leider war ihr Bauch noch nicht wirklich ausgeprägt, man mochte bestenfalls meinen sie hätte in letzter Zeit gut gegessen. Also hieß es diesen Teil irgendwann ganz nebenbei im Gespräch einstreuen. Lucia hatte sich da schon die dollsten Szenarien ausgemalt.


    Aber jetzt musste der Besuch ja erst mal stattfinden und dafür klopfte Arsinoe an die Tür der Villa Flavia. „Meine Herrin Tiberia Lucia, Frau des ehrenwerten Consuls Titus Duccius Vala, auf Einladung der edlen Flavia Domitilla.“, kündigte sie an sobald gefragt wurde.

    Warum nur war man als Frau mit der Fähigkeit geschlagen sich in andere hineinzuversetzen? Warum nur musste frau den inneren Drang haben empathisch den Gesichtsausdruck des Gegenübers zu spiegeln? Lucia spürte wie ihr Strahlen flackerte. Ein kleiner, eisiger Dorn stach in das wohlig warme Gefühl der Vorfreude. Wenigstens versuchte sich Vala an einem Lächeln, aber gerade weil es so kläglich scheiterte zog es auch Lucias Mundwinkel herab. Ihre Anspielung schien er komplett verpasst zu haben und auch das mit dem Brot hatte er wohl nur mit halben Ohr gehört. „Dann nimm dir doch etwas!“, drängte sie ihn nunmehr mit einem schiefen Lächeln. „Du musst doch was essen, du hast doch sonst Hunger für zwei!“ Jetzt hatte sie sich mit ihren eigenen Worten überrascht, das war ja schon wieder… naja zumindest beinahe eine Anspielung gewesen! Lucia nahm den Brotkorb in die Hand und hielt ihn ihrem Gatten unter die Nase.

    Da endlich! Lucia hatte schon befürchtet Vala würde das Frühstück komplett ausfallen lassen. Mit einem erleichterten Lächeln hielt sie ihrem Mann die Wange für den obligatorischen Kuss hin und wünschte ihm möglichst unbefangen einen „Gute Morgen!“ Valas Auftreten machte leider deutlich dass es für ihn zwar ein Morgen war, aber nicht unbedingt ein Guter. Noch nicht! Lucias erleichtertes Lächeln war inzwischen zu einem fröhlichen Strahlen geworden, so sehr freute sie sich auf Valas Gesicht bei dem was sie nun zu verkünden hatte. Sie hibbelte beinahe auf ihrem Stuhl und wartete ungeduldig, dass Vala sich endlich auftat, damit er essen und zuhören konnte. Als nach einigen weiteren Herzschlägen noch nichts geschehen war, versuchte sie ihn durch ein paar Worte ein wenig vorwärts zu drängen und vielleicht ein wenig ihre Ankündigung vorneweg zu nehmen: „Das Brot ist heute köstlich, Ceres scheint uns aktuell sehr gewogen zu sein.“ Sie machte eine auffordernde Geste zum Brotkorb hin.

    Wie so häufig saß Lucia am Frühstückstisch und wartete darauf, dass ihr Mann sich zu ihr gesellte. Heute schien Vala ungewöhnlich spät dran zu sein, oder war sie einfach nur ungeduldiger als sonst? Sie hatte immerhin schon eine halbe Ewigkeit auf die Bestätigung gewartet. Die letzten beiden Monate waren ein reines Warten gewesen. Ein Warten darauf, dass nichts geschah und heute früh hatte Sekunda endlich ihre Bestätigung gegeben dazu, was Lucia schon so lange hoffte. Jetzt musste nur Vala endlich auftauchen, wo blieb der Kerl nur? Er musst doch irgendwann was essen! Ihr eigenes Frühstück war so gut wie unberührt, während Lucia rhythmisch mit den Fingern auf dem Tisch trommelte. Wo war Vala?!

    Wie es einer braven Frau zustand blieb Lucia stumm einen halben Schritt hinter ihrem Mann und gab mehr durch ihre Anwesenheit, ihre Körperhaltung und ihr Auftreten insgesamt zu verstehen, dass sie den Tod des Augustus betrauerte. Das hatte natürlich nichts damit zu tun, dass sich Lucia von der ganzen Szenerie und den Anwesenden eingeschüchtert fühlte, nicht im Geringsten, nein. Es gab einfach nichts mehr hinzuzufügen, was nicht schon gesagt wurde. Palma war für ihre Familie ein Segen gewesen, nachdem sie unter seinem Vorgänger so hatte leiden müssen. Da brauchte es kein großes schauspielerisches Talent, um ein trauerndes Gesicht zu machen.

    Lucia blies die Backen auf und lies geräuschvoll die Luft entweichen. Kein besonders Damenhaftes benehmen aber das war ihr ihrem Bruder gegenüber nicht mehr so wichtig. „Da rennst du bei mir offene Türen ein!“, ergriff Lucia die Möglichkeit ein wenig Dampf zu dem Thema abzulassen. „Ich hab schon häufiger versucht ihm klar zu machen, dass die Casa einfach nicht ausreicht! Aber vor dem Consulat war der Wahlkampf und weder dann noch jetzt ist wirklich Zeit für einen Umzug.“ Wie das in ein paar Wochen aussah, da wagte Lucia noch zu hoffen. Wenn Vala erst ein wenig länger im Amt war, dann würde sich das alles schon ein wenig legen. Wie bitter würde sie auch deshalb der Tod eines ganz bestimmten Kaisers sein! „Aber du kennst mich ja, so schnell geb ich nicht auf. Es ist immerhin schon besser geworden.“, versuchte Lucia das Ganze positiv zu beenden. Immerhin hieß die Casa jetzt nicht mehr nur Casa Accia… Aber dass die Lösung eine Teilhabe und keine Übernahme gewesen ist, das hatte sie schon ein wenig geärgert.


    Wenn Lucia ihren Bruder nicht schon so lange kennen würde, wäre sie jetzt von seinen fehlenden Emotionen wohl verletzt. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich an alles. Wenn Lucia so darüber nachsann, glaubte sie nicht, dass Lepidus in der Lage sein würde seinen eigenen Kindern gegenüber große Zuneigung auszudrücken. Da waren seine Worte eigentlich gar kein so schlechter Schnitt. „Dir ist also langweilig?“, versuchte Lucia das Ganze ein wenig in seinem Mund herumzudrehen. „Ich kann dich gerne häufiger besuchen“ Mit einem aufgesetzten frechen kleinen Grinsen hoffte sie auf eine Zustimmung.

    wow, ich hatte nicht so schnell mit so vielen und so ausführlichen Antworten gerechnet - danke =)


    wenn ich das richtig verstehe, dann ist es also relativ sicher gestellt, dass es sich bei den kleinen Hündchen tatsächlich um eine eigene Rasse handelt und nicht einfach um Welpen. Das ist interessant!


    Das ist ja ne riesen Auswahl an (auch ziemlich unerwarteten) Tieren! Aber vorallem die Ziegenwägen der Kinder haben es mir angetan :D Gabs da auch (geplante) Nachbarschaftsrennen? :D


    könnte man dann theoretisch eine Voliere mit exotischen Vögeln in den Garten einer reicheren Familie erwarten? ich hätt da spontan so ein zwei Ideen, was man damit spielerisch alles anfangen könnte :D

    Ihr kennt das sicher: Manchmal, wenn man sich intensiv mit etwas beschäftigt, kommen total unzusammenhängende Fragen auf, die einen dann auch nicht mehr in Ruhe lassen.


    Hatten Römer Haustiere im Sinn von Zier- und Kuscheltieren?
    Gab es schon Züchtungen à la Schoßhund?
    Papageien werden sie eher noch nicht gehabt haben (oder?) aber wie sieht es mit anderen Vögeln (zB Pfau) aus?


    ?(


    Ad Aulus Iunius Avianus
    Cohors XII Centuria III
    Cohortes Urbanae - Castra Praetoria
    Roma, Italia




    Salve Avianus,


    ich glaube wir sollten uns nichts vormachen. Wir sind beide viel beschäftigt und so sehr wir auch unseren Briefverkehr schätzen, wir werden es wohl so gut wie nie schaffen eine schnelle Antwort des anderen zu erhalten. Also anstatt uns andauernd für unsere verspäteten Briefe zu entschuldigen, warum nehmen wir nicht einfach an, dass die Nachrichten immer genau zur richtigen Zeit eintreffen? Wir können uns glaube ich inzwischen sicher sein, dass eine Antwort kommen wird, die Frage nach dem ‚wann‘ macht das Ganze doch irgendwie interessanter.


    Zuerst möchte ich einige Gedanken loswerden, etwas unzusammenhängend fürchte ich, aber deine drei Geschichten haben mich so beschäftigt, dass ich einfach nachfragen muss:


    Ich hatte tatsächlich noch nicht wirklich etwas von dieser Christianersekte gehört. Sie klingt aber nach einem äußerst aggressiven Haufen. Was genau macht diese Sekte denn so interessant, dass sie zu einem wuchernden Geschwür werden konnte?
    Dann zu deiner zweiten Geschichte und deiner damit zusammenhängenden Frage: Warum stellen sich Zivilisten vollausgerüsteten Soldaten in den Weg? Ich bin mir sicher wir beide erinnern uns an ein gemeinsames Erlebnis das einen Fächer beinhaltet. Aus meinem weitreichenden Erfahrungsschatz, kann ich dir also berichten, dass die Soldaten so eine Reaktion manchmal selbst verschulden. Bist du dir sicher, dass du die Herren nicht mit einer unangemessenen Durchsuchung provoziert haben könntest?
    Deine letzte Geschichte lässt mich nun schwanken. In mir streiten die Möglichkeiten, dass du mich entweder auf den Armnehmen und testen willst wieviel ich dir glaube, oder dass du die Wahrheit schreibst und diese absurde Geschichte wahr ist. Da ich dir zwar viel zutraue, aber im Grunde von deiner Ehrlichkeit überzeugt bin muss ich wohl vom letzteren ausgehen und bin entsetzt. Warum würde jemand so etwas tun? Hast dazu noch irgendetwas herausgefunden, das mir diese Geschichte verständlicher erscheinen lässt?


    Soweit zu deinen spannenden Erfahrungen. Ich hoffe doch, dass es nicht die letzten gewesen sind, die du mit mir geteilt hast.


    Nun zu den abenteuerlichen Gerüchten, die du mir so freundlich mitteiltest:
    Ich kann dir versichern, dass ich selbst eine hoffnungslose Romantikerin bin und mir diese erste Möglichkeit sehr gefallen würde. Sie hätte durchaus Potential zu einem grandiosen Drama oder einer herrlichen Komödie. Aber genau dort gehören solche Geschichten meiner Meinung nach auch hin: Ins Theater.
    Der verlorene Verstand ist kein Gerücht, das haben mir Leute direkt ins Gesicht gesagt. Aber soweit ich das selbst beurteilen kann, besitze ich ihn noch. Das bringt mich auf eine interessante Frage: Würde ich es denn wissen, wenn ich den Verstand verloren hätte? Daran angeknüpft könnte ich auch die Frage stellen, würde ich es denn wissen, wenn mir ein Liebestrank verabreicht wurde? Erinnert man sich an einen seltsamen Geschmack, oder findet man sein eigenes Verhalten untypisch? Ich bin fast versucht diesen Quacksalber aufzusuchen und den Liebestrank an jemandem zu testen. Könntest du mich theoretisch zu eben jenem führen, wenn es nötig wäre?
    Und zu guter Letzt zu denen, die mit ein wenig Verstand tratschen. Die schlichte Wahrheit ist wahrscheinlich zu langweilig, als dass sie der Stoff für ein Gerücht sein kann. Aber die Andeutung eines politischen Kalküls, die ich aus diesem letzten Gerücht zu lesen glaube, kommt ihr eindeutig am nächsten.


    Vale bene
    Lucia


    P.S. Anbei schicke ich dir ein paar Rollen Papyrus, ich möchte dich schließlich nicht durch unseren Briefwechsel in den Ruin treiben.


    So wirklich konnte Lucia das Ganze noch nicht glauben. Aber Vala hatte ihr aufgetragen zum kondolieren etwas später nachzukommen, also musste es wahr sein. Sie stand also wieder vor dem Tor, das sie schon so oft passiert hatte, diesmal aber aus einem völlig anderen Grund…


    Doch sie hatte nicht ganz die Gefühlsregungen, die man wohl von ihr erwartete. Ja, sie war geschockt, aber der Rest war Ärger und Trotz. ‚Ich werde nicht wieder zurück ins freiwillige Exil gehen!‘ Dieser eigensinnige Gedanke ging Lucia wieder und wieder durch den Kopf. Nein, wenn Vala auch nur versuchen würde sie wegzuschicken, würde er was erleben!


    „Tiberia Lucia, Gattin des ehrenwerten Konsuls Titus Duccius Vala hier um dem… “ toten Kaiser die Ehre zu erweisen. So oder so ähnlich sprach die Sklavin zur Wache, doch Lucia hörte kaum hin. Sie versuchte ihren Kopf von der Tatsache abzulenken, dass sie gleich den zweiten toten Kaiser in ihrer doch noch recht kurzen Zeit in Rom sehen würde. Dabei kam ihr der Gedanke, dass hier am Tor ein paar bekannte Gesichter stehen könnten. Natürlich nicht mehr Avianus, aber vielleicht einer der anderen. Das würde sie ja wohl gleich bei der Durchsuchung merken.

    Lucia lächelte stolz, während Callistus von Rom berichtete. Ja, das war ihre Stadt! „Ich bin mir sicher das lässt sich einrichten.“, sagte sie freimütig eine Führung zu. Das würde eine nette kleine Abwechslung vom täglichen Allerlei werden und ließe sich vielleicht auch mit dem einen oder anderen Einkauf kombinieren. Es war immer wieder eine Freude jungen Männern Zeit inmitten von Stoff, Schmuck, Parfüm oder sonstigen Krimskrams zuzumuten und heimlich ihre Reaktion zu beobachten.


    Lucia blinzelte verwirrt. Die beiden Jungen mochten das auf Crassus Ausbruch beziehen – gut, er hatte sie auch ein wenig überrascht – aber sie verwunderte mehr das Wort ‚Donar‘. Von dem Sprachgebrauch her vermutete sie einfach mal, dass es sich um einen Gott handelte. Aber hatte sie wirklich so wenig Ahnung? Erst die angeblich so aktive Christianer-Sekte, von der sie noch nie zuvor gehört hatte, jetzt Donar. Lucia hatte sich eingebildet sich auch in fremden Religionen ein wenig auszukennen, aber so langsam wurde ihr bewusst, dass griechische und ägyptische Götter wohl nur einen kleinen Teil ausmachten. „Ihr könnt mir danken, indem ihr zugreift und genießt!“, erwiderte sie jedoch erstmal geübt auf den ihr gewohnteren Dank. Sie wartete einige Sekunden, um ihren Gästen zumindest für ein paar Bissen Zeit zu lassen, aber dann ließ ihr ihre Neugierde keine Ruhe mehr: „Ich hoffe ich bin nicht unhöflich, aber ist Donar ein Gott des Genusses?“ In ihrem Kopf stellte sie ihn sich als Äquivalent zu Bacchus vor, war er doch im Bezug zu Essen angerufen worden.

    Die ersten Zeilen hatte Lucia noch leicht abwesend überflogen. Doch dann besaß der Brief ihre volle Aufmerksamkeit: Avianus war tatsächlich ihrem Wunsch nachgekommen! Sie beugte sich tiefer über das Schriftstück, gespannt darauf, was jetzt wohl kommen mochte. Christianer… Christianer… Lucia runzelte angestrengt die Stirn, wusste aber mit dieser Sekte nichts anzufangen. Die Anhänger mussten aber ganz schön verrückt sein! Mit einem Messerchen gegen die Soldaten? Naja… sie und Manlia waren ja auch schon mal mit Fächern auf die Wachen losgegangen… Lucia schmunzelte bei der Erinnerung.


    Kneipenkämpfe und Mörder, Straßen voller Blut. Lucias Herz schlug schneller. Das war eindeutig spannender als ihre normale Lektüre! Aber… Lucia zögerte und las die Stelle nochmal. Jemand hatte erst einen Händlr abgestochen und dann sich selbst?! Das musste sie nochmal lesen. Tatsächlich erst den anderen dann sich selbst. Der weitere Text bestätigte, dass dies kein simpler Verschreiber war… Da würde Lucia nochmal genauer nachhaken müssen! Gerüchte über eine Iulia… Ob das eine Verwandte von Dives war? Aber es gab ja genügend dieses Namens… interessant wäre es aber!


    Es fühlte sich im Anschluss etwas komisch an von Tratsch über sich und Vala zu lesen. Nicht nur, dass eigentlich niemand gerne Gerüchte über sich selbst hört, es war in sehr seltsamen Kontrast zu den blutigen Diebe-Mörder Geschichten zuvor. Auch stellten diese Zeilen Lucia vor ein Problem: Was sollte sie Avianus antworten? Sie hatte ihm zwar die Wahrheit versprochen, aber das ging ja offensichtlich nicht. Nun, ihr würde schon irgendetwas einfallen… sie würde aber wohl ein paar Tage für diese Antwort brauchen…


    Der Brief war fertig und Lucia enttäuscht darüber. Um sich selbst zu trösten las sie gleich nocheinmal die ganzen Soldatengeschichten und verbrachte die nächsten Minuten damit sich die Geschichte in ihrem Kopf genauer auszumalen.