Lucia hörte Schritte und beeilte sich die Hand aus dem Brunnen zu ziehen und sie an einem Zipfel ihrer Palla zu trocknen. Freundlich lächelnd blickte sie ihrer Gastgeberin entgegen und wurde vom Auftritt der Flavia nicht enttäuscht. „Aber natürlich bin ich gekommen! Seit mir mein Bruder vor kurzem von eurer anstehenden Hochzeit berichtete, suche ich nach einer guten Ausrede dich zu besuchen.“, klinkte sich Lucia in das freundliche Begrüßungsgeplänkel ein. Die Aufforderung ihrer Gastgeberin sich zu setzen konnte Lucia natürlich nicht so einfach ignorieren und ließ sich daher ebenfalls nieder.
„Doch, doch, das habe sie.“, beeilte sie sich dann die Befürchtungen zu zerstreuen. „Ich habe mir nur ein wenig Zeit genommen euren Brunnen näher zu bewundern. So hübsch plätscherndes Wasser hatte schon immer eine ungewöhnliche Anziehungskraft auf mich.“ Sie warf noch einen kurzen Blick zum Brunnen, ehe sie sich ihres Geschenkes entsann.
„Ich war so frei eine Kleinigkeit für dich mitzubringen.“, sie winkte Arsinoe mit dem Geschenk vorzutreten. Mit gesenktem Kopf schlug sie das weiße Tuch beiseite, in die eine reich mit Pfauen verzierte Schale eingewickelt war und hielt sie Flavia zur näheren Betrachtung hin. „Diese Schale ist Iuno geweiht und soll allen Jungvermählten Glück und Fruchtbarkeit bringen.“, wiederholte Lucia was ihr der Verkäufer versprochen hatte. Wie immer wenn sie jemandem, den sie kaum kennt, etwas schenkte verließ sie sich mehr auf den symbolischen Charakter des Stückes.
Auch Lucia nahm nun einen Becher verdünnten Wein entgegen und zögerte. Sie erinnerte sich an Sergias übervorsichtige Art, als diese schwanger bei Lucia zu Besuch war. Aber das war doch wahrscheinlich eh nur, um auf ihre Schwangerschaft aufmerksam zu machen. Hm… So ungern sich Lucia etwas bei Sergia abschaute, das war eigentlich keine schlechte Idee. Sie musste es ja nicht so übertreiben und alles Mögliche ablehnen. „Ich schäme mich fürchterlich unser Treffen schon mit einem Bruch der guten Sitten beginnen zu müssen. Aber könnte ich eine noch dünnere Mischung haben?“ Immerhin nahm man normalerweise die Mischung, sofern denn eine feste gereicht wurde, einfach an und trank wenn nötig einfach langsamer. „Ich möchte mich tausendmal entschuldigen, vermutlich bin ich einfach zu ängstlich, aber eine… Freundin von mir hat als sie Schwanger war überhaupt keinen Wein getrunken, weil ihr jemand einredete es wäre schlecht für sie und das Kind. Jetzt hat sie einen gesunden Jungen zur Welt gebracht und… naja.“ In Lucias vorwiegend gezeigte Verlegenheit mischte sich gleichermaßen Unsicherheit und Stolz, während sie in einer erklärenden Geste schützend eine Hand auf ihren Bauch legte.