Duccius Callistus, Duccius Callistus, wiederholte Lucia den Namen des unerwarteten Gastes in ihrem Kopf. Nein, Vala hatte ihr gegenüber diesen Namen noch nicht erwähnt. Hatte er überhaupt schon mal über andere Mitglieder seiner Familie gesprochen? Lucia konnte sich an keine Gelegenheit entsinnen. Je länger sie darüber nachdachte, umso neugieriger wurde sie auf den Besuch. Leider hatte sie die Gelegenheit den Sklaven über Einzelheiten wie Alter und Aussehen ihres Gastes auszufragen verstreichen lassen und musste sich nun gedulden, bis Arsinoe die letzte Locke ihrer Frisur festgesteckt hatte. Sie wagte es nicht ihre Phantasie spielen zu lassen, denn sie befürchtete sich einen bärtigen ungepflegten Barbaren vorzustellen, ob er lange Haare haben würde, fettige, lange Haare? Uuuuund sie war schon mitten drin sich ein Bild zu malen.
Inzwischen wollte Lucia ihren Gästen kaum mehr gegenüber treten. Sie befürchtete in ihrem Tablinium zwei ungehobelte Riesen wüten zu haben, halbnackt und mit schartigen Messern in ihren Händen. Natürlich wusste der logische Teil von Lucia, dass ihre Sklaven solche Leute wohl kaum hereingelassen hätten, aber welches Vorurteil hatte sich schon je von Logik stoppen lassen?
Nun konnte Lucia aber wohl kaum mehr zurück, also wollte sie zumindest selbst einen Auftritt hinlegen, an den sich die Barbaren noch lange erinnern würden. Sie hatte ihren pompösen Rubinschmuck angelegt. Zwar mochte sie persönlich ihre Bernsteine noch immer am liebsten, aber dann hatte sie sich daran erinnert, dass diese ja aus dem Norden kamen und sie wollte den Wilden ja etwas präsentieren, was sie nicht kannten. Ihre Haare waren hochgesteckt. Ihr kunstvoll geschminktes Gesicht von Locken eingerahmt.
Lucia erinnerte sich selbst nochmal an ihre Haltung, obwohl das kaum nötig war. Sie war immerhin eine Patricia, wenn jemand wusste wie er einen Auftritt hinlegte, dann die Frauen ihres Standes!
Sie schwebte also in den Raum, die Arme ausgebreitet und flötete „Willkommen, willkommen!“ Auf das Schlimmste gefasst, brachte sie die schlichte Wahrheit über ihre Besucher aber ein wenig aus dem Konzept. Das waren zwei ganz normale Adolescentes, wie man sie überall in Rom antreffen konnte! Lucia stockte kurz und musterte die Jungen in ihrer Überraschung unverhohlen. Nach einem Herzschlag fing sie sich wieder und lächelte befreit. „Ich freue mich euch in unserer Casa und in Rom willkommen heißen zu dürfen! Mein Name ist Lucia aus der noblen Familia Tiberia, mit wem habe ich das Vergnügen?“ Ob der Dicke oder der andere sich wohl als Callistus vorstellen würde?