„Was!?“, wiederholte sich Lucia gleichermaßen entrüstet wie beleidigt. Arsinoe quetschte sich in diesem Moment an ihrer Herrin vorbei und brachte sie damit noch zusätzlich aus dem Konzept. „Arsinoe?“, rief sie der jungen Sklavin hinterher, doch diese drehte sich nicht mal um. Spielten denn hier grade alle verrückt? Lucia wandte sich zu ihrer Leibsklavin um: „Sekunda? Was ist hier los?“ Wenn jemand wusste, was hier gespielt wurde, dann wohl die alte Dame. Diese schien jedoch nicht vor den Männern vor der Tür sprechen zu wollen und winkte ihren Schützling wieder zurück ins Zimmer. Die Verwirrung deutlich ins Gesicht geschrieben, drehte sich Lucia nochmal zu den Männern um, beschloss dann aber es lieber nicht darauf anzulegen. Zögernd trat sie zurück in ihr Zimmer und Sekunda schloss bestimmt die Tür.
„Was ist hier los? Wieso Hausarrest und wo ist Arsinoe hin?“, verlangte Lucia lauthals zu wissen, doch Sekunda deutete ihr an ihre Stimme zu senken und sich von der Tür zu entfernen. Sobald sich Lucia wieder auf ihren Platz gesetzt hatte, an dem sie Morgen für Morgen hergerichtet wurde, sprach Sekunda mit gesenkter Stimme: „Arsinoe ist auf dem Weg zu den Wäscherinnen, um herauszufinden, ob dich dort jemand verraten hat.“ Lucia erbleichte und legte eine Hand an den offenen Mund. „Oh nein, denkst du Lepidus weiß…?“ Sie schaute Sekunda bang an. „Ich habe momentan keine andere Erklärung. Aber warten wir erstmal auf Arsinoe und ich werde später mal mit Stratonice und Stesichoros und ein paar anderen reden, vielleicht weiß jemand mehr.“ Lucia nickte bang und räusperte sich unwohl. Sekunda, pragmatisch wie immer, fuhr während sie auf Arsinoe warteten einfach mit Lucias Morgentoilette fort.
Die Wäscherinnen schworen einhellig kein Wort verloren zu haben, berichtete Arsinoe. Auch die späteren Gespräche von Sekunda brachten nicht mehr Licht in die Sache. Im Laufe des Tages erfuhr Lucia, dass sie die Männer innerhalb der Villa tatsächlich überallhin verfolgten. Dabei blieben sie jedoch immer auf einem gewissen Abstand, lediglich als Lucia sich der Eingangstür näherte verstellten sie ihr den Weg. Die junge Tiberia wusste nicht, ob sie über dieses doch irgendwie rücksichtsvolle Verhalten erleichtert sein sollte. Sie versuchte es tatsächlich, doch sie schaffte es beim besten Willen nicht irgendetwas anderes als Ärger ob ihres Hausarrestes zu empfinden. Endlich, endlich kam der Abend und sie wurde tatsächlich zu ihrem Bruder gebracht.