Beiträge von Tiberia Lucia

    Ein wenig ärgerte es Lucia schon, dass sie sich von noch so kleinen Schmeicheleien so rasch zumindest ansatzweise versöhnen ließ. Sie konnte kaum etwas dagegen tun, selbst jetzt merkte sie, wie ihre beleidigten Gefühle abebbten. Deshalb wollte sie diesmal auch auf keinen Fall nachgeben und klarstellen, wer hier an wem klebte! Da begann der Kollege von Avianus als eigenständiges Wesen zu handeln und machte sich bei Lucia durchaus beliebt.
    „Aurius Latro? Denkst du ich muss eifersüchtig sein… Cato war doch der Name, oder?“, wandte sie sich nun mit einem zuckersüßen Lächeln an die andere Wache. „Ich hatte so gehofft ich wäre die einzige potenzielle Briefeschreiberin für Avianus!“ Sie löste die verschränkten Arme um sich eine imaginäre Träne aus den Augenwinkeln zu wischen.
    Sie hatte keine Ahnung, was hinter diesem einzelnen Brief stecken mochte und momentan auch nicht wirklich Lust sich darüber Gedanken zu machen. Sie hatte hier eindeutig etwas womit sie hinter Avianus‘ unverschämtes Grinsen sehen konnte. Wenn er einen ihrer Schwachpunkte genau traf hatte es auch kaum anders verdient!

    Ja, sie war schon häufig hier… Hoffentlich fiel das nur den Wachen und den Männern in der Lotterie auf. Mit ein wenig Glück würde sie niemand je danach fragen und somit würde es auch niemand sonst erfahren. Außerdem war doch nichts Verwerfliches dran! Es lohnte sich ja sogar, sie hatte sich also rein Garnichts vorzuwerfen! Außerdem war das Gesicht von Avianus es wert! Der, in ihren Augen, verlegene Biss auf die Unterlippe entging Lucia nicht und verschaffte ihr ein angenehmes Siegeskribbeln auf der Haut. Dann kam aber doch noch eine, von Lucia nicht mehr erwartete, Spitze. Die Worte holten sie tatsächlich etwas von ihrer Wolke herab und brachten sie dazu das Gesicht zu verziehen. „Du scheinst auch gerne alles auf eine Karte zu setzen!“ Sie fühlte sich von dem letzten Satz nicht unwesentlich beleidigt. Sie verschränkte unbewusst schützend die Arme vor der Brust und erwiderte mit giftigem Unterton: „Tut mir ja leid, dass ich noch nicht dazu gekommen bin dir zu schreiben, muss schrecklich sein keine Post zu bekommen! Aber deshalb musst du nun wirklich nicht meinen guten Geschmack in Frage stellen!“ Die Worte bezüglich des Briefschreibens hatte Avianus bei ihrer letzten Begegnung zwar nur gemurmelt, aber irgendwie waren sie Lucia doch in Erinnerung geblieben. Sie hoffte ihn damit ein wenig zu treffen, oder zumindest seinen Kollegen hier zum Kommentieren zu bringen.

    Commodus bekam auf seinen tadelnden Blick einen spöttisch amüsierten zur Antwort. Was glaubte der junge denn, worüber Frauen sprachen, wenn keine Männer in der Nähe waren? Manlia freute sich indes einfach, dass Lucia inzwischen so gewandt mit dem Thema umging. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie die junge Patricia am Anfang ähnlich errötete wie Vera hier. Vielleicht war sie ja auch selbst mal so gewesen… nein, sicher nicht! Sie hatte schon immer eine recht lockere Einstellung zu dem Thema gehabt. Die Aufforderung deutlicher zu werden, hätte sie von dem jungen Ding nun nicht erwartet. Respekt! Auch Commodus schien der Ironie nicht unbewandert, das war ein nettes Trüppchen, was sie hier beisammen hatten!
    Mit großen Schalk in den Augen antwortete Manlia also äußerst unschuldig: „Natürlich als Fliegenschutz für die Wiege der Kinder, was dachtet ihr denn?“ Lucia lachte und gab ihrer Freundin einen Stubser gegen den Arm. Manlia zwinkerte Commodus fröhlich zu, der sich nun doch tatsächlich freiwillig opfern wollte. „Und wir wissen deine selbstlose Tat wirklich zu schätzen!“, versicherte Lucia dem einzigen Mann in der Runde. „Ich hoffe nur, dass du nicht nach dem zehnten Schal deine Meinung änderst.“
    Sie waren nur noch wenige Schritte von dem Stand entfernt und Manlia winkte einem der jungen Sklaven am Eingang fröhlich zu. Dieser verschwand rasch nach innen und bald darauf trat ein ähnlich fülliger Mann wie Manlia ins Freie und erwartete die Gruppe mit einem breiten Lächeln. „Hast du wieder Freunde mitgebracht meine Liebste?“, begrüßte er Manlia und sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ah, Lucia, es freut mich dich wieder zu sehen! Aber was erkennen da meine entsetzten Augen? Den Stoff zu diesem Kleid hast du aber nicht von uns! Tz, tz, tz!“ „Ja, ich bin untreu geworden, es tut mir leid! Aber ich werde es heute wieder gut machen, sei versichert!“ Lucia grinste Manlius breit an, der sich nun an die beiden Neulinge wandte: „Es freut mich das zu hören! Und wen haben wir hier? Ein junger Mann, der absolut freiwillig mit drei Frauen einkaufen geht. Ist das nicht wundervoll?“ Manlius reichte Commodus leutselig die Hand zum Gruß, zog ihn etwas näher und flüsterte laut genug, dass alle es hören konnten: „Wenn sie dich gegen deine Willen festhalten zupf dreimal am Ohrläppchen!“

    Lucia war sich nicht ganz sicher, ob sie richtig gehört hatte, denn aus dem Zusammenhang müsste es kein Problem sein, den Altar anzufertigen und dann erst fest einzurichten. Aber sicher war sie sich nicht, ob sie es richtig verstanden hatte, also fragte sie lieber noch einmal nach:
    „Das heißt also, es wäre möglich den Altar bei euch anfertigen zu lassen und ihn zu einer Zeit zu liefern, wo Lepidus nicht da ist? Ich hätte gedacht, dass man da vor Ort arbeiten müsste…“, Lucia klang fasziniert. „Aber den Raum ansehen in dem der Altar stehen soll, werden wir schon, oder? Ich hätte nämlich gerne, dass der Altar zwar angemessen prachtvoll ist, sich von der Art aber auch in den Raum einfügt und nicht völlig fehl am Platz wirkt. Was Ähnliches hab ich nämlich bei einer Freundin gesehen: Wunderschöne Sitzmöbel, mit bunt bestickten Sitzkissen, in einem Hortus wie hier wären sie wirklich zauberhaft gewesen! Aber in dem Raum haben sie ja noch nicht mal zu den Wandgemälden gepasst! Im Gegenteil die Farbe der Kissen war mehr grünlich, während der Raum in einem eher rötlichen Ton gehalten war… Schrecklich!“ Verständnisheischend sah sie von Helvetius zu dem Steinmetz und wieder zurück.
    „Bei ihr hab ich aber auch die Idee für das Aussehen des Altars bekommen. Wäre es denn möglich korallrote Intarsien in den Marmor einzuarbeiten, oder ist das nur bei Holz möglich?“ Lucia hatte genau vor Augen, wie der Altar am besten aussehen sollte, aber bei der Machbarkeit hatte sie nicht den Hauch einer Ahnung.


    Stesichoros


    Wie immer war Stesichoros auf seinem Posten: dem bequemen Stuhl in einer Nische hinter der Tür. Als es klopfte sprang er auf und öffnete.
    „Salve, Dominus, was kann ich für dich tun?“, fragte er respektvoll. Der Mann vor der Tür schien ein „Jemand“ zu sein, zumindest hatte er einiges darzustellen. Kurz überlegte der Ianitor, ob er den Mann kannte, konnte das Gesicht aber nicht wirklich einordnen.

    Das durfte doch nicht wahr sein! Sie war es inzwischen gewohnt relativ wortlos durchsucht und dann durchgewinkt zu werden. Doch stattdessen hatte sie tatsächlich mal wieder ihren Lieblingsprätorianer vor sich und er schien auch auf ein wenig Rache aus zu sein. Sein Kollege machte ganz kameradschaftlich natürlich auch noch mit. Ohne Manlia als Unterstützung sollte sie sich wohl eigentlich relativ unwohl fühlen, doch sie schwebte zu weit über dem Boden dafür.
    „Höchstens für Staatskasse!“, erwiderte sie daher lachend die Frage, ob sie eine Gefahr wäre. „Bei meinem Glück könnte das Lottosystem irgendwann nach hinten losgehen!“ Sie wedelte mit ihrer Wettbestätigung glücklich durch die Luft. „Zum zweiten Mal schon!“, musste sie dann einfach noch ein wenig angeben.
    Sekunda stand wortlos hinter ihrer Herrin und dachte sich ihren Teil. Sie wirkte dabei alles andere als glücklich.

    Gang um Gang wurde aufgetragen und Lucia verstand es geschickt von jedem nur ihr liebstes Essen herauszupicken. Hier mal ein paar gefüllte Weinblätter, da ein paar Oliven, dann noch ein Taubenbrüstchen. Dabei erwischte sie Scaevola immer mal wieder dabei, wie er sie zu beobachten schien. Beispielsweise als sie sich nach den Taubenbrüstchen genüsslich die Finger ableckte. Sie hielt abrupt in der Bewegung inne und fühlte sich zutiefst unwohl. Rasch winkte sie einen Sklaven mit einer Waschschüssel herbei und reinigte ihre Finger lieber auf diese Art.
    In der Hoffnung für eine Weile nicht zu Scaevola blicken zu müssen wandte sich Lucia wieder an Silanus, nein sie durfte ihn ja mit Vornamen anreden, also wollte sie das gleich mal tun. Aber worüber reden? War da nicht am Anfang irgendwas mit der Provinz Germania gewesen? Ah, ja diese Taverne! „Lucius“, sprach Lucia also halblaut, weil sie befürchtete ihr Bruder könnte sich angesprochen fühlen. „Mir geht eine Frage schon den ganzen Abend durch den Kopf: Vorhin als du über deine Zeit in Mogontiacum gesprochen hast, hast du nach einer Taberna gefragt. Wie hieß sie noch gleich? Ich glaube es war etwas mit Nigra, oder? Mich hat es schon verwundert, dass du von all den Orten die es dort oben doch geben muss ausgerechnet nach einer Taberna fragst.“ Sie blinzelte Silanus neckend zu und stellte nun endlich ihre Frage: „Gibt es da vielleicht eine Geschichte, die es wert wäre erzählt zu werden?“

    Morgähn


    ich bin noch nicht dazu gekommen etwas zu lesen, aber der erste Klick hat mir schon etwas verraten:


    Wenn man nicht angemeldet ist und sich für die Spielregeln interessiert und dann als Neuling erstmal den Begrüßungstext von der Stadtwache, also da links vom Anmeldungskästchen, ließt, dort der Link zu den Spielregeln, der funktioniert nicht. ;)


    grüßle

    Als ihr ihre Sklavin am Morgen die Gewinnmitteilung brachte, konnte Lucia es kaum glauben. Sie hatte gewonnen – SCHON WIEDER??? Lag da auch kein Missverständnis vor? Hatte vielleicht ein unaufmerksamer Palastdiener eine alte Mitteilung ausgehängt? Nein, die Nummer der Ziehung war tatsächlich die der neusten… Sie hatte gewonnen, schon wieder! Und auch fast wieder den gleichen Betrag! Herrlich!


    Leider lag ihre Freundin Manlia mit einer fiesen Sommergrippe darnieder, so dass Lucia sich diesmal allein mit ihrer Leibsklavin Sekunda auf den Weg machte den Gewinn anzunehmen. Vielleicht war der Wache inzwischen ja schon Lucias Sänfte bekannt. Immerhin kam sie inzwischen regelmäßig jede Woche, um eine neue Wette abzugeben. Dafür hatte sie einen relativ fixen Termin, so dass sie häufiger mal die gleiche Wache antraf, sofern der Dienstplan sich nicht wieder geändert hatte. Doch dieser Besuch war natürlich zu einer völlig anderen Zeit und einem völlig anderen Tag als sonst, immerhin musste sie ihren Gewinn abholen – schon wieder!
    Ach, es lohnte sich einfach zu spielen! Sie hatte es doch schon immer geahnt.


    Mit einem seligen Grinsen stieg Lucia aus der Sänfte und schlenderte mit ihrer Sklavin im Schlepptau auf die Wache zu. „Tiberia Lucia, zum Wettbüro.“, flötete sie ohne die Wache genauer anzusehen.

    Die Gläser wurden von der unauffälligen Sklavin auf dem Tisch platziert. Für Helvetius eine starke Mischung, für Lucia eine eher Schwache und für den Steinmetz die Dünnste. Sie hörte zwar das Angebot ihrer Domina, wartete jedoch bis Lucia die Sklavin tatsächlich mit einem Wink in die Küche schickte, um nach dem Posca zu fragen. Sie neigte bestätigend den Kopf und verließ leise huschend den Hortus.


    „Es wäre mir eine Freude!“, strahlte Lucia Varus an. „Ich bin mir sicher, auch mein Bruder würde gerne mal einen Wein kosten, dessen Winzer wir persönlich kennen!“ Ob er diesen allerdings zusammen mit Lucia kosten wollen würde, das stand auf einem ganz anderen Blatt. Womit Lucias Gedanken wieder bei dem Geschäftlichen wären. Aber warum auch nicht, jeder hatte etwas zu trinken, wenn auch noch nicht alle das Wunschgetränk. Eine so nette Überleitung musste sie einfach nutzen: „Wir könnten ihn bei der Einweihung des Altars servieren lassen.“, überlegte sie laut. „Und damit wären wir auch schon wieder bei den Rahmenbedingungen… ich weiß leider nicht, ob es möglich ist, aber dafür hab ich ja zwei fachkundige Herren mit mir am Tisch sitzen.“ Sie machte eine kleine Pause, ehe sie verkündete: „Ich würde meinen Bruder gerne mit einem neuen Altar überraschen!“


    Stesichoros


    Ja, wer polterte denn da so? Stesichoros runzelte verärgert die Stirn. Hoffentlich gab das keine Dellen in der Tür oder irgendwelche Kratzer! „Nur die Ruhe, ich komme ja schon!“, rief er während er die Tür öffnete Dann erkannte er Verus und sprach überrascht: „Dominus? Was führt dich hierher?“ Dann erkannte er wie unangebracht die Frage von ihm war und er öffnete die Tür hastig vollständig. „Entschuldige, trete doch ein, die Herrschaften werden sich über deinen Besuch freuen!“

    Da brach sich wieder die freche Zunge des ach so geleimten, armen Jungen ihre Bahnen. Lucia hob amüsiert die Augenbrauen und ließ ihn einfach mal plappern, mit ein wenig Glück, würde er irgendwann selbst über seine Worte stolpern oder einfach ihre Frage beantworten.
    Dann war es auch endlich soweit, mit einiger Verspätung stellte sich der junge Pompeius vor. „Freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Titus Pompeius Atticus. Ich heiße Tiberia Lucia.“ Jetzt war eigentlich der perfekte Zeitpunkt… Komm Lucia bring es hinter dich und am besten so, um den Kleinen noch ein wenig mehr zu triezen! „Da Wettschulden Ehrenschulden sind…“, hob sie an und legte eine Hand auf die Schulter des Jungen: Entkommen war auf höfliche Weise so nicht möglich. Mit einem neckenden Lächeln streckte sich Lucia das kleine Stück und drückte Atticus einen Kuss auf die Wange. „Ein Kuss dem Sieger!“ Sie blinzelte amüsiert. Vielleicht genügte das dem Jungen ja, vor einem Kuss auf den Mund war es nämlich auch ihr bang, aber das musste ja niemand wissen!

    Manlia klatschte freudig in die Hände und verkündete: „Ich weiß genau den richtigen Stand für die Tücher, die wir brauchen!“ Nun war es an Lucia mit den Augen zu rollen, denn sie ahnte, dass ihre Freundin sie alle gleich zum Stand des Geschäftes ihres Mannes führen würde. Sie versuchte jedoch ihr Gesicht dabei hinter ihrer Hand zu verstecken, indem sie so tat, als würde sie sich eine Strähne umständlich hinter das Ohr streichen. Der Tag versprach äußerst interessant zu werden! Der Gedanke zauberte ihr ein freudiges Lächeln auf die Lippen und sie beschloss ihre Freundin zu unterstützen: „Wenn es der Händler ist, von dem ich denke, dass er es ist, dann kann ich nur sagen: Nichts wie hin!“


    Es war zum Glück nicht all zu weit. Manlia führte die Gruppe an und plapperte dabei: „Es ist erst vor kurzem neue Stoff aus dem Osten eingetroffen. Leichter als Luft, aber auch fast genauso durchscheinend. Für den normalen Alltag wird er kaum zu gebrauchen sein, wenn man nicht als Lupa beschimpft werden will… aber als dekoratives Tuch oder für ein paar optische Akzente am Kleid, da ist er wunderbar! Als verheiratete Frau kann ich euch auch anvertrauen, dass so ein durchscheinendes Stöffchen auch ganz nützlich sein kann.“ Sie zwinkerte Vera zu und stupste Lucia mit dem Ellenbogen an. Diese kicherte ungewollt und machte dann eine abwehrende Handbewegung. „Ich als unverheiratete Frau habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du da schon wieder redest!“ Nur zu deutlich hörte man die amüsierte Ironie aus ihren Worten. „Vera, weißt du worauf Manlia hier hinaus möchte?“, fragte sie dann auch gleich neugierig.

    „Ich kann in der Küche nachfragen lassen, vielleicht haben wir ja sogar etwas Posca hier.“, bot Lucia freundlich an, während die Sklavin schon eilfertig die gewünschten Mischungen anfertigte. Ob sie tatsächlich welchen hatten – keine Ahnung. Lucia hatte zwar ein Auge auf den Haushalt, wusste aber nicht um jedes eingelagerte Gut. Sie konnte es sich zwar nicht wirklich vorstellen, aber vielleicht kochte Stratonice damit ja… Dann wäre so ein günstiges Getränk doch auch in einem Patrizierhaushalt denkbar, oder?
    So oder so: Nachfragen und Höflichkeit gehörten zu den Dingen, die nur ein wenig Aufwand machten und für andere viel bedeuten konnten. Lucia bediente sich ihrer deshalb sehr gerne. Gerade wenn man etwas von Leuten wollte, machte es die ganze Sache doch um einiges einfacher, wenn einem die Leute gewogen waren.


    „Ein Winzer? Du besitzt also nicht nur ein renommiertes Geschäft?“, fragte Lucia anschließend neugierig nach. Ein wenig eitles Geplauder vor den Geschäften hatte ja noch keinem geschadet. „Wo baust du denn Wein an, eine Gegend die ich kennen sollte?“ Lucia war alles andere als eine Weinkennerin. Für sie war Wein meist die Grundlage für die unterschiedlichsten Mischungen. Mal mit etwas Minze, dann mit Beeren. Die Köchin schien direkt Spaß daran zu haben für Lucia neue, interessante Getränke zu zaubern. So schlichter, nur mit Wasser verdünnter Wein, kam nur bei offiziellen Anlässen und eben solchen Treffen wie diesen hier über Lucias Lippen.

    „Dessen bin ich mir gewiss“, versicherte Lucia ihrem Gegenüber. „Aber lass uns eben Platz nehmen, ich möchte mit dir ein paar Rahmenbedingungen besprechen.“ Sie wies mit einer eleganten Geste auf eine kleine Sitzgruppe unter einem Sonnendach. Unter dem weisen Stoff des Sonnenschutzes war ein kleiner Tisch mit vier Stühlen arrangiert. Eine Sklavin stellt eben ein drittes Glas auf den Tisch, auf dem sich schon zwei Gläser und zwei Karaffen, eine mit Weißwein und eine mit Wasser, standen. „Eine kleine Erfrischung wird uns allen bei diesem Wetter guttun.“ Das mochte leicht übertrieben sein, es war zwar warm, aber noch nicht wirklich heiß, wenn man sich nicht in der direkten Sonne befand. Die junge Sklavin schenke ebenschon Lucia ein Glas mit ihrer bevorzugten Mischung ein. Die junge Patricia setzte sich, ordnete die Falten ihres Rockes und lud die beiden Männer mit einer Geste ein, es ich gleichzutun. „Wie mögt ihr euren Wein?“, fragte sie, als ob sie diejenige wäre, die einschenkte.

    Es schmeckte widerlich! Richtig ekelhaft. Bitter und irgendwie faul. Oder war das nur der Geschmack den sie schon die ganze Zeit im Mund hatte? Lucia verzog das Gesicht und drückte den Becher weg. „Wasser!“, verlangte sie flüsternd, doch das brachte nur die laute Stimme wieder auf den Plan: „Ja, aber erst musst du diesen Becher leeren! Er wird dir guttun“ Das bezweifelte Lucia stark, doch sie war bereit alles zu tun, um Sekunda davon abzuhalten weiter so schrecklich laut mit ihr zu reden. „Schon gut, schon gut, aber sei doch bitte leiser!“, wisperte sie. Ihre Tonlage war so weit von einem Befehl entfernt wie es nur möglich war, sie bettelte förmlich um Ruhe. Sie musste sich überwinden den Becher wieder an ihre Lippen zu lassen, doch sie schaffte es das komische kräutrige Gebräu in einem Zug hinunter zu stürzen. Erst als sie sich erschöpft zurück legte und ihr erneut ein nasses Tuch über den Augen drapiert wurde, bemerkte Lucia, dass ihr das Tuch herabgefallen war. Aber das war auch egal. Sie wollte nur schlafen.


    Es mochten nur ein paar Sekunden gewesen sein, oder vielleicht auch ein paar Stunden. So oder so hatte Lucia wohl doch nochmal zurück ins Traumland gefunden. Doch dieses Erwachen war um einiges rascher als das erste. Sie musste, DRINGEND!
    Im hektischen Versuch sich aufzusetzen, fiel ihr erneut das Tuch von den Augen, die sie diesmal sogar öffnen konnte. Ihr Kopf strafte ihre viel zu schnelle Bewegung zwar mit grässlichen Schmerzen, doch ihre Blase war um einiges drängender. Sie presste beide Hände gegen ihre Schläfen und taumelte mehr als sie lief zu dem Ort wo sie sich erleichtern konnte.


    Auf dem Rückweg ins Bett war ihr schon ein wenig besser. Sekunda wartete diesmal stumm und hielt ihr ein Glas Wasser entgegen. Dankbar trank Lucia erneut, in dem Bewusstsein, dass sie den gleichen Weg wie eben wohl bald wieder gehen müsste. „Wie spät ist es?“, fragte Lucia mit belegter Stimme und räusperte sich. Schlechte Idee! Aber der Schmerz erschien ihr schon kleiner als heute früh. „Inzwischen hast du auch das Mittagessen verschlafen.“, informierte Sekunda ihre Herrin trocken und brachte Lucia dazu sich zu fragen, ob heute früh wirklich so früh gewesen war. „Das macht nichts, ich glaube ich könnte heute eh nichts essen…“, gab Lucia ihrer beinahe Ziehmutter gegenüber freimütig zu, was diese zu einem abfälligen „Tzzz.“ reizte. „Du wirst etwas Essen müssen, heute Abend hast du dir Gäste eingeladen!“Die Worte klangen für Lucia in dem Moment wie ein Todesurteil. „Oh, nein!“ Sie lies ich auf das Bett fallen und legte einen Arm über ihr Gesicht. Die eben noch erträglichen Kopfschmerzen scheinen wieder aufzuleben. „Kann ich denn nicht absagen?“ Sekundas Lachen war Antwort genug.