Beiträge von Tiberia Lucia

    Das ging um einiges leichter, als Lucia gedacht hatte. Vielleicht sollte sie ihren Bruder ja auch mal mit zum Einkaufen schleppen. Doch schon im nächsten Moment verwarf Lucia diese Idee. Sie glaubte kaum, dass sich Lepidus in irgendeiner Form für ihren Zierrat interessierte, solange sie präsentabel war. Dann bot Helvetius auch noch an passende Kleidung zu dem Schmuck zu besorgen und Lucia blieb die Sprache weg. Dem jungen Mann musste doch klar, sein dass jede Frau das als Freibrief betrachten würde nachher noch Stoffe einzukaufen! Und tatsächlich machte Vera schon eindeutige Pläne. Lucia und Manlia wechselten ein Grinsen. Manlia zupfte an dem Tuch über ihrem wogenden Busen und machte ein fragendes Gesicht, was Lucia mit einer erhobene Augenbraue und einem verschwörerischen Nicken beantwortete.
    Vera wickelte ihren Bruder indes geschickt um den kleinen Finger. Ihr verschmitztes Lächeln wurde mit einem halb amüsiertem halb anerkennendem Blinzeln beantwortet. Jetzt musste eigentlich nur noch Helvetius die Zahlung klären, dann könnten sie weiter ziehen.
    Dazu musste Lucia aber eben noch etwas loswerden:
    „Wenn ihr nichts dagegen habt, würden wir euch begleiten. Ich habe zwar anderen Rubinschmuck, der passen könnte... aber dieses Armband verlangt lautstark nach einem neuen Kleid. Ich könnte kompetenten Rat brauchen.“ Sie sah Vera bei diesen Worten an, da sie fürchtete Helvetius gegenüber wieder rote Wangen zu bekommen. Doch natürlich war dieser mindestens genauso wie seine Schwester gemeint. „Ja, die gute Lucia muss häufiger mal zu ihrem Glück gezwungen werden, ich könnte Unterstützung vertragen!“, bestätigte Manlia.

    „Ja, diese Goldenen können einem wirklich auf die Nerven gehen!“, bestätigte Lucia den Schnarchnasenkommentar, wohl wissend dass ihr Burder eben diesen Schnarchnasen angehörte. Vielleicht bekam er es ja sogar mit? Geschwister zu sticheln war doch was Schönes! „Ohne die ständige Behinderung wäre Hamiris sicher noch besser gefahren!“, analysierte Lucia mit größter Sicherheit, weil sie ja auch schon sooo viele Rennen gesehen hatte. Aber das musste der Junge ja nicht mitbekommen. Bei der Meinung des Jungen zu dem Neuen wackelte Lucia nachdenklich den Kopf hin und her. „Naja, wäre sicher ganz nett gewesen, wenn er deinen Proteneas geschlagen hätte, aber er hat sich ja leider übernommen. Aber ein Favorit ist ja nicht umsonst Favorit…“ Sie zuckte mit den Schultern


    Wo sie jetzt schon wieder beim Thema waren, musste Lucia noch etwas abschließend klären: „Bevor du deinen Siegerkuss bekommst, sei doch so freundlich und verrate mir deinen Namen. Ich küsse nur sehr ungerne völlig fremde.“ Vermutlich war es der Altersunterschied, der Lucia so kühn machte. Sie hatte grad, trotz des aus Sicht der Blauen eher mittelmäßigen Rennens, großen Spaß.

    Noch ehe der Ianitor was sagen konnte, trat die junge Arsinoe aus dem Schatten. Sie hatte offensichtlich im Eingangsbereich gewartet. „Das sind die Herren, die ich direkt zur Domina bringen soll.“, klärte sie Stesichoros auf und wandte sich dann mit einem einladenden Lächeln den Gästen zu. „Salve Helvetius, die Domina erwartet dich und deinen Steinmetzmeister im Hortus Das war nur zur Hälfte wahr, aber immerhin Helvetius wurde erwartet. „Wenn ihr beide mir bitte folgen wollt?“

    Der Garten war ein wundervoller Ort, das hatte Lucia schon im Winter festgestellt. Jetzt im Sommer war er noch schöner. Ihr Lieblingsplatz war eine Bank, die im Schatten des Peristyls aber nicht mehr unter dessen Säulen stand. Direkt neben der Bank befand sich ein großer Blumentopf mit einem zu einem Bäumchen geschnittenen Lorbeerschneeball. Leider war er schon größtenteils abgeblüht und die sonst so buschigen, weißen Blütenstände trugen nur noch am Rand einen weißen Kranz. Die junge Patricia stand an dem Bäumchen, strich gedankenverloren über die zarten Blätter der kleinen Blüten und seufzte.


    In diesem Moment betrat Arsinoe mit dem Besuch den Hortus und kündigte an: „Helvetius Varus und sein Steinmetzmeister Tuscenius Carpinatianus, Domina.“ Lucia sah von dem Schneeball auf und zauberte sofort ein Lächeln auf ihr eben noch so melancholisches Gesicht. Wenn sie verwundert war, nicht nur Helvetius zu sehen, dann ließ sie es sich nicht im Mindesten anmerken. „Ah, wunderbar. Salvete, die Herren. Es freut mich, dass du es einrichten konntest.“ Ihre letzten Worte richtete sie an Helvetius, der immerhin der Geschäftseigentümer und somit erstmal wichtiger als der Steinmetz war.

    Ich werd vom 9.6. an eine Woche fernab allen Internets sein.
    Dann die Woche drauf hab ich ehrlich keine Ahnung wie aktiv ich sein kann, es ist einiges geplant, aber theoretisch könnte es klappen.
    Schließlich 24. bis zum 27.6.: Da bin ich wieder weit weit weg.


    Danach werd ich mich bemühen rasch alles aufzuholen :)
    Ich wünsch euch allen schöne Pfingsfeiertage ^^


    Stesichoros


    Der Ianitor öffnete die Tür und musterte die beiden Herren unauffällig. Natürlich kannte Stesichoros nicht jedes Gesicht, was hier ein und ausging, aber er war sich ziemlich sicher die beiden noch nie gesehen zu haben. Es konnte sich also schonmal nicht um einen Standartbesuch handeln.
    „Ja, bitte?“, fragte er höflich.

    Also aufgrund der Acta… Könnte es sein, dass diese Sergia einen ähnlichen Weg über ihr Dasein als Postpräfekt gehen wollte? Auch darüber würde Lucia später noch genauer nachdenken müssen. Bei den Göttern, dieses Essen würde sie noch die ganze Nacht beschäftigen!
    „Dass es sie gibt, find ich schon spannend genug.“, sprach Lucia sichtlich beeindruckt. „Danke, für die vielen Erklärungen. Ich weiß, dass ich sehr neugierig sein kann.“ Sie erwiderte sein Lächeln und war kurz versucht ihm abermals die Hand auf den Arm zu legen. Das wäre ihr aber zum einen zu aufdringlich erschienen und zum anderen musste sie ja ohnehin noch seine Reaktion von vorhin verdauen. Stattdessen entschied Lucia sich Silanus ein wenig zu schmeicheln, verdient hatte er es mit seinen geduldigen Antworten allemal: „Du hast übrigens eine äußerst angenehme Art zu sprechen. Fast bin ich versucht dich noch weiter mit Fragen zu löchern, nur um dich weiter Reden zu hören.“ Verschmitzt blinzelte sie ihrem Sitznachbarn zu.

    Lucia lebte noch in einer Zeit, wo es ihr wenig ausmachte jünger als ihre 18 Jahre zu wirken. Tatsächlich würde sie diese Eigenschaft vermutlich erst in zehn Jahren richtig zu schätzen lernen, momentan machte sie sich darum nämlich kaum Gedanken. Grade war sie vielmehr hin und hergerissen zwischen dem Rennen, dessen vorletzte Runde eben endete, und dem amüsanten Gespräch mit dem Jungen hier. „Vielleicht als Marschgesang? Wenn sie den richtigen Rhythmus haben.“ Lucia konnte ihren eigenen Vorschlag nicht ernst nehmen und kicherte albern.


    Dann wurde der junge wieder frech! Lucia war wieder so überrascht, dass sie ehrlich erwiderte: „Ich bin nicht verheiratet.“ Leicht verspätet schob sie die Tatsachen ignorierend nach: „Und ob du deinen Kuss bekommst ist noch nicht raus!“ Den Vorsprung würde Proteneas sich wohl kaum mehr nehmen lassen… Sie wandte ihre volle Aufmerksamkeit für die letzte Runde der Rennbahn zu. Was den Zuschauern da geboten wurde, ließ Lucia die Luft anhalten. Hamiris kämpfte sich tatsächlich nach vorne! Dieser Neuling war in seine Schranken gewiesen! Und der Gewinner war … natürlich … Proteneas. Trotzdem stimmte Lucia erleichtert in den Jubel mit ein. Sie seufzte befreit: „Den Göttern sei Dank, nicht Letzter!“ Entweder vierter oder fünfter, genau hatte Lucia das nicht sehen können aber zumindest nicht Letzter. Und was für eine Aufholjagd! Wenn der Blaue nur schon früher so losgelegt hätte! „Was für eine Runde!“, sprach sie begeistert zu dem Jungen. Die Sache mit dem Kuss, die hatte ja noch ihre Zeit, erst musste sich gefreut werden!

    Helvetius Commodus sollte Unterricht geben, entschied Lucia. Es gab so einige Männer, die sich eine Scheibe von ihm abschneiden könnten. Obwohl… lieber doch nicht! Dann würde sie selbst ja kaum aus dem Giggeln herauskommen und dafür fühlte sie sich mit ihren 18 Jahren einfach schon viel zu erwachsen. Sie hatte sich noch nicht wirklich von dem eben gesagten erholt, da schob er noch den Ausspruch mit der Wahrheit nach. Lucia wusste darauf nichts zu erwidern und konnte nur abwinken. Zum Glück ergriff in diesem Moment Vera das Wort.
    Die honigsüßen Worte schienen in der Familie zu liegen, oder die beiden waren ein ähnlich gutes Gespann, wie sie und ihr Bruder… nur wieder ganz anders. Jedenfalls freute es Lucia tatsächlich zu hören, hier augenscheinlich nicht einem Herzensbrecher auf die übliche Masche hereinzufallen.


    Manlia meinte wohl lange genug den Mund gehalten zu haben, denn sie brachte sich ebenfalls wieder in das Gespräch ein: „Er hat eben einen sehr guten Geschmack!“ Sich selbst nicht im Fokus der Schmeicheleien zu sehen, schien ihr interessanterweise kaum etwas auszumachen. Während Lucia mit immernoch leicht geröteten Wangen ihrer Leibsklavin ein Zeichen gab, dass der Preis verhandelt werden könne, mischte sich Manlia nun auch in das Gespräch zwischen den Geschwistern ein: „Ach, ich bin mir sicher, der Händler wird dir einen guten Preis machen, mein Lieber.“ Es war eine zu Beginn leicht irritierende Angewohnheit Manlias, die Menschen sofort als ihre Lieben zu bezeichnen, wenn sie diese denn mochte. „Nachdem unsre liebe Lucia hier sich nun tatsächlich für das Prachtstück entschieden hat! Gönn deiner Schwester ein bisschen Luxus!“ Auch Lucia entschied, dass hier die Frauen zusammenhalten müssten: „Außerdem ist kein Schmuckset komplett, ohne den passenden Ring.“

    Weich und luftig, beinahe schwebend. Dunkel zwar, doch angenehm. Dann ein leises Pochen in der Schläfe. Ein Druck wie ein zu eng gezurrter Kopfschmuck. Die Augen noch geschlossen, die Lider schwer. Schritte, weit weg, doch sie hallen im Kopf nach. Das Pochen folgt ihrem Rhythmus und wird stärker. Was ist das für ein gräßlicher Geschmack? Ein scharfes Stechen an der Schläfe, als Strafe für den Gedanken. Umdrehen, zurück in das Schweben! Einfach wieder wegdämmern. Weiter schlafen, träumen. Die Schritte kommen näher, sie pochen, pochen, pochen!


    Mit einem jämmerlichen Stöhnen verlies Lucia das Schweben zwischen Träumen und Wachen. Ihr eigener Laut bereitete ihr grässliche Qual. Sie versuchte zu blinzeln, doch ihre Augenlieder waren wie zusammengeklebt. Durch die Lider hindurch konnte Lucia ein rötliches Leuchten wahrnehmen. Es war schon jetzt zu grell. Mit einer unglaublichen Kraftanstrengung hob Lucia ihren tonnenschweren Arm, um ihn sich über die Augen zu legen. Das war besser, dunkler. Aber der Armwar so schwer. Das Band, das um ihren Kopf zu liegen schien, spannte sich bei dem Gewicht ihres Armes enger. Lucia konnte ein weiteres klägliches Stöhnen nicht zurückhalten.


    „Du bist also endlich wach.“


    Wie ein Donnerschlag schlugen die unerwarteten Worte in Lucias Kopf ein. Sie hob die schwere Hand und machte eine beschwichtigende Bewegung. „Schhhh!“ Zischte sie und bereute es schon im nächsten Moment. Wie eine Klinge stach der Laut in ihre Schläfe. Etwas plätscherte neben ihrem Kopf und kurz darauf legte sich ein kühler Lappen über ihre Augen. Wie wundervoll! Ihre Mundwinkel beugten sich nach oben. Da wurde sie sich wieder des seltsamen Geschmackes bewusst. Ihre Zunge war locker doppelt so groß wie normal! Und alles war so trocken. Sie schmatzte unwohl.


    „Wenn du dich ein wenig aufrichtest, reiche ich dir etwas zu trinken.“


    Wieder diese viel zu laute Stimme! Lucia verzog das Gesicht. Diesmal war sie jedoch schlauer und legte nur den Finger an die Lippen. Sie hörte ein entnervtes Seufzen und spürte Hände, die ihren Oberkörper anhoben. Ihr Kopf drohte ihr von den Schultern zu rollen! In dem versuch ihn mit beiden Händen davon abzuhalten, traf Lucia aus versehen die stützende Person, doch im Moment konnte sie darauf keine Rücksicht nehmen. Sie war sich noch nicht ganz sicher, ob er nicht vielleicht auch gleich explodieren könnte, da spürte sie einen Becher an den Lippen. Durstig stürzte sie herunter, was auch immer ihr da gereicht wurde.

    Aufmerksam lauschte Lucia Silanus Erklärungen, ließ kaum einmal den Blick von ihm. Nachdem was der Iunier hier berichtete, hatte Lucia keine Zweifel mehr. Lepidus hatte sich eindeutig für seinen Klienten eingesetzt. Zumindest ein Grund für die Einladung des Iuniers musste gewesen sein, dass diese Standeserhebung durchgesetzt werden sollte. Nachträglich pochte Lucias Herz ein paar Takte schneller und sie überkam ein Gefühl von Stolz. Ohne genau zu wissen, was ihr Bruder vorhatte, hatte sie ihm doch instinktiv geholfen.


    Als Crispus aus augenscheinlichen Gründen nachfragte, wieviele tatsächlich erhoben werden würden, blickte Lucia nicht zu ihm, sondern kurz zu ihrem Bruder. Ihre Augen stahlten stolz. Jetzt hoffte sie nur noch auf eine Anerkennung seitens ihres Bruders. Aber vermutlich war es viel zu auffällig und sie wollte Silanus ja auf keinen Fall beleidigen.


    Sobald dieser weier sprach, wandte sich Lucia auch sogleich ihm wieder zu. Er sprach von einer Welt von der Lucia glaubte ohnehin kaum Teil haben zu werden, naja, vielleicht ihre Söhne später oder ihr Mann. Dann erwähnte Silanus, dass auch Frauen erhoben werden könnten. Lucia horchte auf, ihre Neugierde war geweckt. „Was muss denn eine Frau getan haben, um eine Standeserhebung zu verdienen?“, stellte sie auch sogleich die Frage, nach dem für sie interessanten Teil. „Wurden denn in letzter Zeit irgendwelche Frauen erhoben?“ Man konnte sich nicht ganz sicher sein, doch auch Lucias Miene schien zumindest ein bisschen persönlicher Ehrgeiz zu sprechen.

    Sim-Off:

    Thihihi, die Massage hab ich dir gesandt, nachdem du die 525 Angebote in der Wisim gemacht hast ;)


    Lucia nahm sich vor Arsinoe und Sekunda mal nach den Vorlieben der männlichen Sklaven in der Villa Tiberia zu fragen. Sergia hatte Recht, sie würde das schon irgendwie geregelt kriegen! Da brauchte die Braut garnicht so Lucias Status hervorzuheben, mit dem haderte sie momentan eh ein wenig. „Ja, genau das ist ja das Problem…“, erwiderte sie deshalb auch kryptisch.


    An der Casa Iulia trennten sich Sergias und Lucias Wege, was die junge Patricia aber kaum wahrnahm. Sie hatte fast nur noch Augen für den richtigen Linken – Iullus hieß er also. Sie hätte auch nicht mal ansatzweise sagen können, wovon das Brautpaar da vorne noch redete, oder was für Rituale durchgeführt wurden. Sie erlebte grade, wie es war mit den Augen ausgezogen zu werden und dies auch noch zu genießen.


    Sim-Off:

    Mag noch wer schreiben? Ansonsten lass ich das Ende des Tages für Lucia mal so offen ;)

    Eins stand ja mal fest: Wer sein Alter noch in Vierteljahren rechnete war eindeutig noch ein Kind. Entweder war der Junge schon bei der Halbjahresrechnung und somit in einer Übergangsphase oder er hatte schlicht Glück. So oder so, die Altersangabe entlockte Lucia ein amüsiertes Lächeln. „Ich bin Achtzehn!“ Bald 19, hätte Lucia anfügen können, doch siewollte sich aj nur zu gerne Erwachsen fühlen und Erwachsene machten so etwas natürlich nicht. Mit der ganzen Überheblichkeit der dreieinhalb Jahre Unterschied, erklärte sie dann auch: „Warte ein wenig ab, ich bin mir sicher dass es sich dir in den nächsten Jahren erschließen wird.“ Das waren im Grunde nur andere Worte für die von jedem Jugendlichen gehassten Worte ‚Du wirst es verstehen, wenn du älter bist‘, aber genau das hatte Lucia ja auch intendiert. Der Kleine – jetzt wusste sie ja, dass hinter der Körpergröße nicht ganz so viele Jahre steckten – würde immerhin schon die Wette gewinnen, da konnte Lucia ihn doch ein wenig ärgern, oder? „Vielleicht aber auch schon ein bisschen am Ende dieses Rennens“, fügte sie dann noch an, ohne die Worte vorher überdacht zu haben. War sie wirklich so von sich selbst überzeugt? Von einem Kuss auf die Wange - zumindest wenn sie es so machte, wie geplan? Ach, Lucia…

    Jetzt reichte es! Lucia war sich sicher, Lepidus versuchte nicht mal sie zu verstehen. Auf Anhieb konnten einem doch sicherlich ein halbes Dutzend Gründe einfallen, wieso sie den Duccier heiraten musste! Doch sie machten ihn fertig… Ja klar! „Ich mach dich fertig? ICH? Du bist es doch!“ Lucia hatte keine Kraft mehr, um nochmal auf ihren Bruder loszugehen. Tatsächlich befürchtete sie in jedem Moment wieder in Tränen auszubrechen und das wollte sie zumindest kein zweites Mal. „Du bist einfach unmöglich! Es hat überhaupt keinen Sinn es noch weiter zu versuchen!“ Mit diesen giftigen Schlussworten stürmte Lucia hinaus, natürlich nicht ohne die Tür ordentlich zuknallen zu lassen.

    Je länger Lucia darüber nachdachte umso mehr begeisterte sie sich für den linkeren linken Typen. Ob sie vielleicht wirklich…? Mitten in der intensiven Musterung seitens Lucia drehte sich der Linke tatsächlich um und ihre Blicke begegneten sich. Ein wohliges Kribbeln floss ihren Rücken hinab. Der andere linke verschwand komplett als Option. Ein verführerisches Lächeln über ihren Weinbecher hinweg später, dachte sich Lucia: Ja, warum eigentlich nicht? Doch noch liefen sie hier im Brautzug und Sergia machte grade klar, warum sich Paula an sie gewandt hatte. War sie so eine Art Beziehungsreparaturexpertin? Lucia runzelte die Stirn. Eigentlich wusste sie so gut wie garnichts über Sergia. Naja, nicht ganz, immerhin hatte sie die Braut schonmal nackt gesehen. Da hatte Lucia dem Bräutigam doch sicher was voraus! Bei diesem Gedanken brach ein äußerst unpassendes Kichern aus Lucia heraus. Sie nickte inbrünstig und bestätigte, noch immer dämlich grinsend: „Na, wenn du das sagst… Gut für Paula!“


    Bei den Gesetzen hob Lucia abwehrend die Arme: „Ich hab nicht den Hauch einer Ahnung!“ Bei der schnellen Bewegung war ein wenig Wein übergeschwappt. Das meiste des verschütteten Weines war verloren, doch ein bisschen davon lief ihr noch über die Finger, ein leckerer Rest, den sie nun retten wollte. „Mist, Moment!“ Sie nahm den Becher in die andere Hand und leckte ohne groß drüber nachzudenken einfach den Wein von ihren Fingerspitzen. Zwischendrin rechtfertigte sie sich noch vor Sergia: „Ich hab mir bis eben nicht mal ansatzweise Gedanken um so was gemacht.“ Da war noch etwas Wein zwischen ihren Fingern und als ihre Zunge danach fischte, bemerkte Lucia wie der knackige Linke wieder zu ihr sah. Ertappt stoppte Lucia in der Bewegung, doch dann siegte wieder das Wundermittelchen über ihre natürliche Scheu und sie beendete ihr Werk mit einem kecken Lächeln. Ihr Herz pochte angenehm, als sie merkte, dass es dem Linken zu gefallen schien. Doch der Moment ging viel zu schnell wieder vorbei, viel zu schnell!


    Wie lange sollte dieser Brautzug denn noch dauern? Sie waren doch sicher schon eeewig unterwegs! Ihr Wein war jetzt auch so gut wie leer. Hatte sie den fast ganz getrunken oder hatte sie das meiste davon verschüttet? Lucia hatte keine Ahnung. Sergias Frage nach einem Sklaven von Lucia lenkte die junge Patricia dann doch noch ein wenig ab. Man konnte nicht genau erkennen, ob sie jetzt bewusst oder unbewusst laut dachte: „Das ist doch bei mir nicht viel anders… Ich hab fast nur Frauen um mich und die Männer… also keiner meiner direkten Sklaven… hm… aber könnte man einem frisch gekauften Sklaven da gut genug vertrauen? Vielleicht von den Villensklaven einer, aber puh… da müsste ich erst nachforschen.“ Sie tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. „Ich werd mal sehen, was sich machen lässt.“ Das Versprechen kam ihr ganz locker über die Lippen, aber wer wusste schon, ob sie sich morgen noch daran erinnern würde? „Das mit dem Besuch stell ich mir spannend vor!“ Lucia schlug ein und musste schon wieder kichern, diesmal wusste nichtmal sie selbst warum.

    So ganz war Lucia wohl auch nicht klar, mit wem sie sich hier doch recht gut unterhielt. Sie fühlte sich wunderbar und konnte grade niemandem böse sein. Warum auch? Die Welt war ein herrlicher Ort und Rom war das pulsierende Herz. Konnte man denn im Herzen etwas anderes als Freude und Liebe empfinden? Es meinte schließlich niemand böse, es gab nur furchtbar viele Missverständnisse! Oh, seliges Vergessen und Verdrängen! Genau wie das grad hier, das musste auch ein Missverständnis sein, denn Lucia war nun mehr als verwirrt: „Aber warum sollte eine Frau denn mit einem Attentäter schlafen wollen?“ Oh, das Flüstern funktionierte ja wieder! „Da wär mir so ein Gladiator um einiges lieber!“, gab sie unumwunden zu. „Wobei… der da vorne links neben dem Fackelträger…“ Lucia biss sich in einer fließenden Bewegung erst auf die Unterlippe und zog anschließend mit einem genießenden Lächeln die Nase kraus.


    Da Lucia momentan nicht die geringste Lust auf einen eigenen Ehemann hatte… naja außer dass sie ohne Probleme ihre Neugierde und noch was anderes befriedigen könnte, aber das war doch ein viel zu hoher Preis und Paula konnte nicht mal das… Naja, Lucia hatte jedenfalls nicht die geringste Lust auf einen Ehemann und lauschte deshalb erstaunt Sergias Erklärungen. „Ja, wenn du meinst… Aber sie könnte sich doch noch einen anderen Mann suchen und den dann heiraten. Einen wo sie wenigstens eine Aussicht darauf hat Kinder zu kriegen.“ Denn wenn sie zusammen keinen Spaß hatten würden ja wohl auch keine Kinder kommen… Das hieße natürlich wenn frau ihm nicht eines von einem Gladiator oder so unterschob. So ganz verstand Lucia das nicht, aber es war ja nicht ihr Leben und sie hatte ja eigentlich ganz andere Probleme. Die sie aber schnell mit einem weiteren großen Schluck Wein aus ihren Gedanken spülte.


    Also hatte der Vetter doch nicht mitgeholfen? Irgendwie passte die ganze Geschichte nicht ganz, aber Lucia konnte einfach nicht den Finger drauf legen, was denn jetzt so genau falsch war. Sie störte außerdem noch dieser Ausspruch von wegen ‚mein Marcus‘. Ihren Marcus hätte Lucia ja vielleicht doch noch genommen, also als Ehemann. Er war immer so galant und wusste sich auszudrücken und war jetzt natürlich vergeben… Immerhin war sie hier auf seiner Hochzeit. Och Menno! Lieber wieder die Aussicht genießen, während sie weiter Sergias Plänen lauschte. „Aber wer soll sie denn erwischen? Und muss da nicht auch grade…also du weißt schon, was passieren, damit man diesen, äh, Faustus verurteilen kann?“ Man merkte wohl deutlich, dass Lucia von der Rechtslage nicht die geringste Ahnung hatte. Doch der Plan gefiel ihr so weit schon ganz gut. „Das mit dem Sklaven ist keine schlechte Idee, der kann dann auch warten und den richtigen Moment besser abpassen.“ Natürlich verstand Lucia genau was Sergia meinte, immerhin hatten sie bisher total auf einer Wellenlänge gelegen! „Wüsstest du denn da jemanden, dem du genug vertraust und der dazu bereit wäre?“ Lucia fiele da spontan niemand ein.

    Es war schön so viel Zustimmung auf die eigenen Worte zu bekommen. Auch wenn es um Paula wirklich mies bestellt sein musste, wenn sogar schon Sergia sich so echauffierte! Ohne darauf zu achten, ob ihre Blicke zu auffällig waren, drehte sich Lucia schon wieder um die eigene Achse. Sie ging ein paar Schritte rückwärts, ein Kunststück bei dem sie keine Ahnung hatte wie genau sie es anstellte, um Paula und die andere Freundin von Sergia für eine Weile zu beobachten. Die beiden wirkten wahrlich überdreht. Apropos drehen, langsam wurde das Rückwärtsgehen echt anstrengend! „Ist aber auch kein Wunder, ich glaub mit eurem ägyptischen Wundermittelchen kann keiner schlecht drauf sein!“ In sich hineinkichernd trank Lucia von ihrem Wein. Sie selbst fühlte sich zumindest großartig! Das mochte der Wein sein, oder das andere oder beide zusammen, grade hatte sie das Gefühl wie auf Wolken zu wandern.


    Also keine Gladiatoren? Schade! Bei denen konnte man sich doch absolut sicher sein, dass sie durchtrainiert waren. Oder doch und nur nicht kämpfend? Aber wie? Vielleicht nicht professionell kämpfende Gladiatoren? Lucia runzelte verwirrt die Stirn. „Also das musst du mir genauer erklären, nicht professionelle Gladiatoren? Hä?“ Die Verständnisschwierigkeiten standen Lucia nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben.


    „Das macht die ganze Sache natürlich komplizierter!“, entgegnete Lucia verwundert auf die Eröffnung, dass Paula ihren Mann behalten wolle. Die weiterreichenden Folgen, die so ein Skandal nach sich zog, überstiegen grad ihre Fähigkeit vorrausschauend zu denken. Der nun folgende Plan brachte Lucia dazu sich noch näher zu Sergia hin zu beugen. „Hm, jah…“, kommentierte sie vielsagend, momentan nicht fähig ihre Stimme wirklich abzusenken. Und im nächsten Moment hatte sie das Gefühl einen Haken an Sergias Plan gefunden zu haben. „Aber würde der Kerl sich nicht wundern wenn da plötzlich jemand vor seiner Tür steht? Also ich würde den dann wahrscheinlich wegschicken lassen.“ Nein, Flüstern bekam Lucia grade wirklich nicht hin. Dann eröffnete Sergia, dass ihr Vetter den ersten Verdächtigen gefunden hatte, oder so ähnlich. Da war ja die ganze Familie miteingebunden, wer wusste denn noch alles davon? „Wer?“, platzte es aus Lucia heraus.