Beiträge von Marcus Decimus Aquila

    Kaum dass die Rübe ihre Runde beendet hatte und der Jubel etwas abgeebt war, holte der Ausrufer auch schon wieder Luft, um den Gegner des Eisenmanns bekannt zu geben. „KOMMEN WIR ZUM ZWEITEN KÄMPFER UNSERES FINALES! ER LÄSST SEINE WAFFEN SCHNELLER WIRBELN ALS EURE AUGEN ES VERFOLGEN KÖNNEN! ER IST DER VIRTUOSE MIT DEN ZWEI KLINGEN! HIER IST TIGRANEEEEEES DER KLINGENTÄNZER!“


    Im Gegensatz zu Brocculus, der Rübe, schien Tigranes geradzu lächerlich ungerüstet. Ein Helm, Manica an jedem Arm, viel mehr war da nicht zu sehen, was ihn vor Schlägen hätte schützen können. Dass er ein wenig größer war, fiel da schon nicht mehr sonderlich ins Gewicht, im wahrsten Sinne des Wortes, zumal er deutlich schmäler schien. Nicht einmal die Waffen, die darauf warteten dass er sie sich holte, konnten gegen den riesigen Hammer, den der andere durch die Arena trug als wöge er nichts, sonderlich etwas hermachen... So in jedem Fall musste es auf viele wohl wirken, als der zweite Gladiator das Rund betrat. Mit im Vergleich zu Brocculus federleicht wirkenden Schritten ging Tigranes zu dem Diener, der zuvor seine Schwerter der Menge präsentiert hatte und sie ihm nun anreichte. Er nahm erst die eine, wog sie beinahe prüfend in der Hand, dann die andere, machte mit ihr dasselbe, bevor er die Waffen dann durch die Luft wirbeln und damit zum ersten Mal erahnen ließ, dass er wohl nicht ganz so chancenlos gegen den Eisenmann war, wie es auf den ersten Blick vielleicht wirken mochte. Mit einem Lächeln auf den Lippen, das auf einen nahen Betrachter vermutlich nicht ganz den Eindruck von geistiger Gesundheit gemacht hätte – aber wer wäre nicht ein wenig irre, mit nichts als zwei Schwertern gegen einen Kerl anzutreten, der von oben bis unten in Eisen gehüllt war? –, ließ Tigranes den aufbrandenden Jubel kurz wirken, bevor auch er sich auf den Weg machte seine Runde zu gehen. Hin und wieder hob er eine Hand und winkte der Menge zu, das Schwert dabei locker haltend, und immer wieder ließ er dabei die Klingen durch die Luft wirbeln, bis er seinen Platz gegenüber der Rübe erreicht hatte, wohl wissend, dass er im Gegensatz zu seinem Gegner nicht durch sein bloßes Auftreten schon Eindruck schinden konnte.


    Aquila unterdessen ließ sich ein weiteres Mal zurückfallen, als der letzte Kampf des Tages nun angekündigt war. Vorbei. Egal wie das nun gelaufen war und wie der Rest noch lief und wie es angekommen war, es war vorbei, und er war ziemlich erleichtert darüber. Und zum ersten Mal an diesem Tag hatte er das Gefühl, tatsächlich zuschauen und den Kampf auch genießen zu können, weil es jetzt einfach nicht einmal mehr theoretisch noch etwas gab, was er kurzfristig noch hätte tun können. „Mh. Solang er beim Kampf ordentlich drauf kloppt... ist Grips bei nem Gladiator überbewertet. Jedenfalls bei so einem wieder Rübe“, urteilte Aquila. „Der braucht doch bloß einmal den Hammer da schwingen, den die andern nicht mal anheben können, und die Leut jubeln ihm schon zu.“

    Zitat

    Original von Celeste
    Über Aegyptus etwas erzählen. Eigentlich wollte sie dieses Land vergessen und nicht noch jemandem vorschwärmen müssen wie schön es dort war. Alles andere als Schwärmen würde sie aber verraten und so blieb nur das Land in schillernden Farben zu beschreiben. "Ja, gern erzähle ich dir davon," log sie daher das Blaue vom Himmel. "Es ist ein wunderbares Land und so ganz anders als Italia." Diese Aussage war nicht gelogen. Es war wirklich anders. Vieles dort und zum Glück war sie eben dort nicht mehr. "Ich nehme an, dass du Hilfe beim Schriftverkehr haben möchtest und Gesprächsnotizen oder Protokolle angefertigt haben möchtest. Gegebenenfalls auch wichtige Botengänge erledigt wissen möchtest. All das vermag ich zu tun. Ich kann mich dezent im Hintergrund aufhalten oder auch etwas offener agieren. Außerdem habe ich gelernt Augen und Ohren offen zu halten wenn das gewünscht ist oder sie zu verschließen."
    Sie grinste viel- und auch wieder nichtssagend. Das ging nicht und widersprach sich? Nein, Celeste konnte das. "Das waren im Grunde auch schon die weiteren Aufträge, die ich für deinen Verwandten erledigt habe. Informationen sind ein wichtiges Gut im politischen Leben und ich kann sie besorgen wenn man es möchte." Seine nächste Frage ließ ihr die Augenbrauen nach oben wandern. Erst die Rechte und dann die Linke. Sie musterte den jungen Mann von oben bis unten nachdem sie aufgestanden war und auf ihn zuging. "Junger Decimus. DAS fragt man eine Frau nicht. Du kannst dir vermutlicha usrechnen, dass ich etwas älter bin als du da ich Serapio schon einige Zeit kenne. Schon allein aus dieser Vermutung heraus, schickt es sich nicht zu fragen. Dann und das solltest du dir wirklich merken, schätzt man eine Frau immer jünger ein als sie vermutlich ist. Lernst du das nicht recht bald gut einzuschätzen, wirst du es vermutlich unter Schmerzen lernen müssen weil dir eine Dame ihren Unmut durch direkte Berührung der Hand mit deinem Gesicht deutlich macht, dass du daneben lagst."
    Celeste entfernte sich und ließ ihr ernstes Gesicht einem Freundlicheren weichen. "Damit wären wir wohl bei einer weiteren Aufgabe, die mir zu Teil wird. Dir zu zeigen was man tunlichst nicht tun sollte."
    Dann setzte sich Celeste wieder, allerdings auf die Kante des Tisches. "Ich würde gern von dir wissen was du für deine Zukunft planst und was du nach der Wahl gern tun möchtest. Außerdem wäre es gut zu wissen was du von mir erwartest. Wir können nur gut zusammenarbeiten wenn ich das weiß. Nur dann kann alles zu deiner Zufriedenheit geschehen." Kurz spielte die Keltin mit einer Tabula ehe sie Aquila wieder ansah und auf seine Antwort wartete.


    Aquila freute sich jetzt schon drauf, etwas über Aegyptus zu hören – jedenfalls, wenn es lebhaft erzählt wurde, und naja, Celeste war ja auch hübsch zum Ansehen. Mussten sie also irgendwann mal ganz sicher ins Auge fassen.
    Anschließend grinste er breit bei ihrer Aufzählung. „Klasse. Du kannst das viel besser zusammenfassen, was ich wahrscheinlich brauchen werd. Und wie, was, du hast Informationen beschafft für meinen Vetter?“ fragte er neugierig beim letzten Punkt nach. Das klang interessant. „Kann ich vielleicht auch brauchen, je nachdem welches Amt ich krieg, wenn ich gewählt werden sollte...“ Und wenn nicht jetzt, dann später irgendwann. Aquila zumindest ging einfach mal davon aus, dass Celeste ihm – einmal zu seinen Diensten abgestellt – erst mal erhalten bleiben würde. Genauer gesagt: er dachte da gar nicht so wirklich drüber, wie er über viele andere Sachen auch nicht nachdachte.


    Was der Grund war, warum er jetzt mit Anlauf in ein Fettnäpfchen sprang. Der Blick, der ihn nun traf, hatte es in sich, und Aquila hatte für einen winzigen Moment das Gefühl, in seinem Sessel zu schrumpfen, bevor sich genug Trotz in ihm meldete, dass er sich das zumindest nicht ganz so sehr anmerken ließ. Trotzdem war er fast ein bisschen eingeschüchtert, als sie dann sogar noch aufstand, auf ihn zukam und direkt vor ihm stehen blieb, während er sie von unten herauf ansehen musste. „Eh“, machte er verwirrt. Nicht eine Frau nach ihrem Alter fragen. Klar. Jünger schätzen. Auch klar. Nur: warum? Und wer redete denn hier von ausrechnen? Er konnte sehen, dass sie älter war als er, warum also der ganzen Hickhack, nur weil er nach ihrem Alter gefragt hatte? „Ehm. Warum soll ich nicht nach dem Alter fragen? Ich mein, ich kann sehen, dass du älter bist als ich.“
    Bei dem, was Celeste noch sagte, blieb ihm dann der Mund offen stehen. Sie sollte WAS? Aquila war so perplex, und dann zunehmend empört, dass ihn noch nicht mal ihre Pose auf dem Tisch, wie sie halb auf der Kante saß, halb daran lehnte, ablenken konnte im Augenblick. „Mooo... Momomoment mal. Du sollst was tun? Danke, aber ich weiß schon was ich nicht tun sollte.“ Das klar zu stellen war erst mal wichtiger als ihre weiteren Fragen, aber so was von, fand er. „Wer sagt dir so was, und warum?“

    „Ich?“ machte Aquila, einigermaßen überrascht. „Nein...“ entgegnete er dann, etwas zögernd. „Ich glaub dafür bin ich noch zu jung. Die Sodales werden jemanden haben wollen, der älter ist, Erfahrung hat. Im Renngeschäft idealerweise schon einen Namen hat. Bei Verhandlungen ernst genommen wird...“ zählte Aquila die Gründe auf, die in seinen Augen dagegen sprachen. Er würde es ja durchaus versuchen, so war es nicht, großspurig genug war er dafür – aber er glaubte nicht, dass er da auch nur den Hauch einer Chance hätte. Es war besser realistisch zu bleiben, bevor man eine Niederlage kassierte, die eigentlich unnötig war. „Ich hab vor mich da reinzuhängen in die Aurata, und ich könnt mich sicher vorstellen irgendwann mal Princeps zu sein, aber da werd ich wohl noch was warten müssen. Und bis dahin mir einen entsprechenden Ruf in der Factio aufbauen.“

    „Es gibt tatsächlich ein paar Flecken hier, die es wirklich wert sind“, grinste Aquila. „Und Geschichten gibt es zuhauf. Ich bin erst ein paar Tage hier, aber ich hab von den Fischern schon einiges zu hören bekommen.“ Was nicht ganz der Wahrheit entsprach... oder, doch, schon irgendwie, aber DAS waren keine Geschichten, die er den beiden erzählen würde. Naja, dem Tiberius vielleicht, aber dafür müsste der erst mal sein steifes Patriziergehabe ablegen, abends irgendwann bei einer guten Amphore Wein... aber der Tiberia ganz sicher nicht. Allerdings: Aquila war durchaus fantasiebegabt. Eine Geschichte konnte er sich auch so aus den Fingern saugen. Irgendwas Abenteuerliches, vielleicht mit Piraten oder so.


    „Ich habe noch nichts dergleichen entdeckt, Tiberius, allerdings waren meine Streifzüge über die Insel dann doch etwas beschränkt, weil ich häufig mitgeholfen habe“, erwiderte er auf die Frage des Tiberius nach einem Schrein oder ähnlichem. Da musste Aquila einfach passen. Er interessierte sich kaum für den Götterkult, nicht mehr als eben notwendig war, um die üblichen Opfer zu bringen für die Ahnen und die Götter, damit diese besänftigt waren und einen unterstützten. Dafür reichte häufig aber schon der Hausaltar aus.
    Viel interessanter war das Thema, dass der Tiberius als nächstes anschnitt... ein Thema, bei dem Aquila seine Überraschung nicht verbergen konnte. „Calena und Flaminina? Sicher bin ich das. Calena ist eine Nichte meines Großvaters Maximus Meridius, Flaminina eine Großnichte. Die beiden sind in Rom?“ Wäre vielleicht klüger gewesen so zu tun, als ob er das schon wüsste... mit Sicherheit hätte es wohl souveräner gewirkt. Aber das waren alles Dinge, die Aquila noch lernen musste.

    Aquila schmunzelte flüchtig, als sein Patron ihm zuzwinkerte, und neigte leicht den Kopf. Er hatte nicht vor, etwas Dummes anzustellen in der Rede, das ganz sicher nicht. Er hoffte nur, dass auch sonst so weit nichts dazwischen kam, was ihn irgendwie dazu brachte doch etwas Dummes anzustellen... oder sich zu blamieren oder so. Es war auch weniger die Rede, von der er glaubte dass sie schief gehen könnte – immerhin hatte er solche Dinge gelernt, und er hatte Zeit, sich vorzubereiten –, sondern der Teil danach, die Fragen der Senatoren, den er eben nur begrenzt bis gar nicht beeinflussen konnte. Aber auch darauf konnte er sich wenigstens zum Teil vorbereiten, und der Rest, nun ja, den würde er dann halt erleben... und zusehen müssen, wie er sich schlug.


    „Du erinnerst dich an das Projekt von Senator Duccius, die Reform der Schola Atheniensis?“ fragte Aquila dann nach, als der Consular seinen Themenwechsel aufnahm. „Als sein Tiro bin ich damit auch befasst, und wir hatten uns darüber öfter mal unterhalten... dabei kam die Idee auf, dass die Academia Militaris eventuell auch Teil der Reform werden könnte. Was hältst du davon, wäre das sinnvoll?“

    Im Schlepptau des Aedils hatte Aquila zumindest viele Senatoren kennen gelernt und sich schon mal als aufstrebenden, ehrgeizigen jungen Mann präsentieren können... im Verlauf eines Jahres weit mehr, als er je direkt im Vorfeld der Wahlen hätte abklappern können. Er glaubte schon, dass dieser Part einiges dazu beigetragen hatte, die Senatoren ihm gewogen zu machen. Aber das noch mal gesondert zu erwähnen musste nicht sein, und sowieso sprach der Duccius gleich weiter – in einer Art, die Aquila dann doch etwas ernster werden ließ, unterbrochen nur von einem breiten Schmunzeln, als Sirius sich an eine der Statuen ranmachen wollte. „Die enttäuscht dich eh nur, Sirius...“ grinste er dem Sklaven zu und wurde dann erneut wieder angemessen ernst, als er sich dem Duccius zuwandte. Seinem Senator. Irgendwie hatte sich diese Wendung festgefressen bei ihm. „Ich habe nicht vor, es zu enttäuschen“, erwiderte er. „Wie man sich im Politikbetrieb richtig ins Zeug legt, konnte ich bei dir ja auch schon erleben und lernen... Nach dem letzten Jahr fühle ich mich jedenfalls gut gerüstet dafür.“ Anders als es noch davor gewesen war. Sicher: vor einem Jahr hätte Aquila etwas anderes behauptet, da hätte er kaum zugegeben, dass er noch viel zu lernen hätte. Das Tirocinium hatte er hauptsächlich gemacht, um sich als Frischling in Rom einen Namen zu machen, weil es Tradition war, und weil er gar keine Wahl gehabt hatte, nachdem seine Tante das schon eingefädelt gehabt hatte. Aber jetzt, im Nachhinein, war ihm dann doch bewusst, dass ihm da einiges gefehlt hatte vor einem Jahr. „Was sind deine Pläne für das kommende Jahr?“

    Aquila war stark in Versuchung, eine Grimasse zu schneiden bei der Erklärung des Duccius, warum das nun so selbstverständlich war, dass er hier schuften musste... aber er ließ es. Er hatte ja noch nicht mal so wirklich was dagegen, draußen zu sein, etwas tun zu können, was ihn nicht in irgendeinem Officium versauern ließ – er hätte nur, zugegeben, lieber andere Sachen gemacht. Aber seit er sich einfach zu den Fischern gesellt hatte, war auch das eigentlich in Ordnung für ihn. Das war etwas, was er durchaus gern machte... und es waren ja auch nur ein paar Tage, bei weitem nicht lang genug, dass ihm der Spaß dann irgendwann doch vergangen wäre, weil es trotz allem harte Arbeit war.


    Als der Tiberier dann über die großartige Chance sprach, die er durch das Tirocinium erhalten hatte, und darüber wie schwer er es selbst gehabt hatte in Rom die letzte Zeit... da musste Aquila sich schon wieder zusammenreißen, um eine unberührte Miene zu machen. Worauf der Tiberius anspielte, betraf ja immerhin ganz direkt einen Teil seiner Familie, und Aquila war sich immer noch nicht so ganz sicher, wie er damit nun eigentlich umgehen sollte. Da war es dann doch am besten, einfach still zu sein und sich wenig bis gar nicht zu rühren, wenn die Sprache auf das Thema kam, fand er... da klammerte er sich lieber an den Met – ein Getränk, das ihm jetzt nicht ganz so sehr zusagte, aber nachdem alle den genommen hatten auf die Empfehlung des Duccius hin, hatte er das am Ende auch getan. Und immerhin: das Thema wechselte zum Glück bald wieder. Und wo es gerade so schön um den Einstieg in die Politik ging, hakte Aquila nach: „Hast du vor, bei den nächsten Wahlen dann anzutreten?“

    Aquila konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als der alte Aelier die Gelegenheit gleich mal nutzte, seinen Sohn als Tiro fori bei Livianus unterzubringen. Er musterte den jüngeren Aelier für einen Moment bei dessen Antwort, lauschte dann weiter dem Gespräch und begann nebenher mit dem Essen, als es aufgetischt wurde. Bei der Erwähnung des Oleanders hätte er sich beinahe verschluckt vor unterdrücktem Lachen, aber er bekam gerade noch so die Kurve, dass er nur kurz husten musste, bevor er ernst wurde, als das Thema sich dem Kaiser zuwandte... was dann doch etwas war, was ihn nun wirklich interessierte.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Finger weg.", murrte Vala, als Sirius sich die Wartezeit offensichtlich damit verkürzen wollte, indem er gewisse Statuen im Umfeld genauer inspizierte. Der Herr erntete dafür einen Blick, der Missgunst vollkommen neu definierte, und mit erhobener Nase ließ der Sklave von den marmornen Ebenbildern ab und verschränkte mit demonstrativ abgewendetem Blick die Arme um fürderhin in einer Ecke seines Daseins zu schmollen: "Spielverderber."
    Mit einem seichten Kopfschütteln wandte Vala sich schließlich den Schritten zu, die hinter ihnen erklangen und rang sich zu einem schmalen Lächeln durch als er seinen Tiro erkannte: "Aquila. Gratuliere zu deinem doch schon famosen Wahlerfolg. Man könnte fast meinen, mit der kollektiven Schuld der Decimi sei es nicht allzu weit her."


    „Senator“, begrüßte Aquila den Duccius mit einem Lächeln – das seine ziemlich verschmitzt und mit mehr als nur einer Spur Selbstzufriedenheit. „Ich hätte selbst nicht damit gerechnet, so gut anzukommen im Senat... dass mein Name so wenig negativ ins Gewicht gefallen ist, dafür kann ich mich zu einem großen Teil bei dir bedanken.“

    „Also, im Moment ist es ja noch Aurelius Ursus, der Legat der Prima. Der ist aber verletzt worden im Krieg, und hat sich zurückgezogen um sich auszukurieren... Bis zur Versammlung wollte Tiberius geklärt haben, ob der Aurelier den Posten trotzdem weiterhin bekleiden will. Falls ja, müssen wir schauen wie die Mitglieder das einschätzen... ob sie ihn behalten wollen dann und nur einen neuen Stellvertreter bestimmen, oder ob sie trotzdem lieber einen neuen wählen. Einen, der da ist, und der für die Aurata auch was tun kann.“ Aquila versuchte, seine Stimme halbwegs neutral zu halten, aber es wurde trotzdem deutlich, dass er die letzte Variante favorisierte. Was wollten sie auch mit einem Princeps, der aufgrund seiner Verletzung und seiner Abwesenheit gar nichts tun konnte? „Mal sehen, wie wir das dann in der Einladung formulieren. Bisher ist aber noch nichts offiziell, deswegen gibt's auch noch keine Kandidaten.“

    Ach. Kaum war ne Frau im Spiel, war die Feier mit all dem blöden Gereime plötzlich doch zu was gut. Sogar das Reimen selbst schien dem Aedil leichter über die Lippen zu gehen. Aquila, der – wie Sirius ihm schon von Anfang an angekündigt hatte – durchaus schon das ein oder andere mitbekommen hatte, was diese Seite des Duccius betraf, wusste nicht ob er nun eine Grimasse ziehen oder breit grinsen sollte. Grinsen, naja, weil es ja doch immer irgendwie recht lustig war, so was mitzukriegen. Grimasse schneiden, weil die Chancen heute Abend hier früh entkommen zu können plötzlich zu einem absoluten Minimum verkümmerten. Mehr noch: wenn es ganz schlecht lief – also, für ihn – würde er recht bald allein da stehen und irgendwie die Zeit totschlagen müssen.
    Der Frau selbst schenkte Aquila auch einen langen Blick, und er musste zugeben, dass die Rückansicht ziemlich ansehnlich war. Ziemlich sehr sogar. Wovon er aber nicht mehr haben würde als eben einen solchen Blick. „Als ob Venus nicht auch so schon genug Tribut kriegt“, brummte er, als er seinem Senator Richtung Tablinum folgte, „sich dafür die Reimerei anzutun ist doch absurd...“ Was musste man als Tiro Schrägstrich Flügelmann nicht so alles auf sich nehmen.


    Die Dame erreichte das Tablinum allerdings gar nicht, und entsprechend wurde auch ihr Weg durch die Menge aufgehalten – zwei Kerle waren schon da und hatten sie angesprochen, und der Duccius und Aquila waren nun nahe genug, um den Schluss mitzubekommen: eine Aurelia, also. Die auch noch großen Spaß am Reimen zu haben schien. So wie die meisten anderen hier... Irgendwie hatte sich alles gegen ihn verschworen, hatte Aquila das Gefühl. Und wenn ihm dann mal ein Reim einfiel, war es einer, den er noch nicht mal rauslassen konnte: dieser beider Herren Gast solltest du nicht bleiben, wer weiß was die sonst noch mit dir treiben... nein. Nicht wirklich. „So einfallsreich sind sie sicher nicht...“ Was reimte sich auf nicht? Mist, verdammter. Mist! Rette mich reimte sich wenigstens halbwegs, und das hätte er gerade auch am liebsten zum Duccius gesagt, aber das konnte er genauso schlecht von sich geben. Nicht. Licht. Sicht. Wicht. Narf! „Dass, eh, ihnen ein Grund einfällt, der dir... eh...eh...entspricht.“ Ganz toll. Was für eine dichterische Glanzleistung... Aquila wäre am liebsten im Boden versunken, oder hätte sich wahlweise wenigstens gern hinter dem Duccius versteckt, der immerhin groß genug dafür war. Aber so was kam selbstredend auch nicht in Frage.

    Er schüttelte Hände, bis er glaubte dass sie ihm jeden Moment abfallen mussten. Er redete sich den Mund fusselig, bis er glaubte seine Zunge musste jeden Moment schrumpeln und zu Staub zerfallen vor Dehydrierung. Und trotz allem ging es immer noch weiter und noch weiter: Hände schütteln, reden, Hände schütteln, reden, reden, Hände schütteln. Reden. Und weiter. Noch mehr Leute. Immer noch mehr. Es war noch nicht mal Mittag, und Aquila hatte schon das Gefühl dass hier war weit schlimmer der Wahlkampf, in dem er den Duccius unterstützt hatte. In jedem Fall war es ein anderes Gefühl, selbst an vorderster Front zu stehen, als letztlich nur denjenigen zu unterstützen, der da für sich warb. Und auch wenn die Brotspende hier hauptsächlich für den Wahlkampf seines Onkels gedacht war – für ihn und seine Kandidatur zum Vigintivirat allein hätten sie das kaum gemacht –, was Aquila auch in seinen Gesprächen mit den Leuten in den Mittelpunkt stellte, ging es aber eben doch auch um ihn selbst. „Ja... ja... da hast du sicher Recht“, pflichtete er gerade einem älteren Mann bei, der ihm irgendein Problem aus seiner sicherlich elend langen Lebensgeschichte aufdrückte. Lächeln und nicken... winken ging ja schlecht, auch wenn er ihm gerne endlich zum Abschied gewinkt hätte. Aber nein: lächeln. Und nicken. „Mein Onkel Decimus Livianus wird sich als Consul sicher auch dieses Problems annehmen“, versicherte er, und es gelang ihm dabei absolut glaubhaft zu wirken, auch wenn er nicht so genau wusste, was denn nun das Problem des Mannes war. „Den Bürgern Roms wird es besser gehen, dafür wird er sorgen. Erzähl das deinem Patron, es wird ihn sicher interessieren... und wenn du dich um die Sicherheit deiner Familie sorgst: darum werde ich mich höchstpersönlich kümmern, sollte ich vom Senat gewählt und als Tresvir capitalis eingesetzt werden. Darauf hast du mein Wort. Ja. Genau... Nimm noch etwas Brot mit, wenn du gehst!“ rief er dem Mann noch hinterher, als der endlich ging.

    Aquila grinste jungenhaft und nickte. „In Ordnung, dann bis gleich.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und lief leichtfüßig zur Villa rustica, die nicht allzu weit entfernt war – nichts war auf dieser Insel wirklich weit entfernt –, drückte den Schal einer Magd in die Hand mit der Bitte – Bitte, wohlweislich, nicht Befehl, der Duccius war da ein bisschen sonderbar, was Sklaven betraf – in die Hand, ihn zu reinigen, und machte sich dann daran sich etwas Trockenes anzuziehen. Es dauerte nicht lang, bis er wieder zu den beiden Tiberiern stieß. „So, da bin ich wieder. Tiberia, dein Schal ist in den besten Händen. Mir wurde versichert, er würde das Abenteuer gut überstehen... morgen dürfte er trocken sein.“ Er lächelte ihr flüchtig zu und wandte sich dann wieder an beide gleichermaßen. „Wonach steht euch der Sinn?“

    Dem Duccius fast auf dem Fuße folgte auch Aquila und betrat als Letzter das Triclinium – was ihn nur mäßig, sprich: gar nicht verlegen machte. Immerhin kam er ja direkt nach dem Hausherrn, also in einer völlig akzeptablen Zeitspanne, zumal sich noch nicht einmal wer gesetzt oder hingelegt hatte. Und: nach dem Spaziergang am Nachmittag hatte er sich nicht auf die faule Haut gelegt, sondern weiter gearbeitet... er meinte den Duccius gut genug zu kennen um zu wissen, dass der genau das von ihm erwartete. „Das freut mich zu hören, Tiberius“, grinste er verschmitzt, als er beim Hereinkommen die letzten Worte aufschnappte, spielte kurz mit dem Gedanken das überaus tüchtig als wenigstens etwas übertrieben zu bezeichnen und entschied sich dann doch dagegen, und linste kurz unauffällig nach Wein, auf den er gerade ziemlich große Lust hatte. Hoffentlich bot bald wer was zu trinken an. Nachdem sie dieses Mal nicht zusammen essen würden, hatten die Bediensteten ja immerhin Zeit genug dafür. „Tiberia, du siehst fantastisch aus“, wandte er sich lieber mit einem Lächeln an die Frau, und fragte sich gleichzeitig, wie viel Klamotten die mitgebracht hatte... beim Spaziergang jedenfalls hatte sie ganz eindeutig was anderes getragen.

    Nachdem Aquila mit Sirius dann doch noch einen Termin hatte auskaspern können, der nur leider nach der Wahl lag und nicht mehr davor, hatte er dafür gesorgt, dass für diesen dann alles bestens vorbereitet war. Ihm war ziemlich wichtig, dass dieses Abendessen gut lief... das Tirocinium fori bei dem Aedil hatte ihm viel gebracht, fand er, und er war im Lauf des letzten Jahres mehr und mehr dazu gekommen, einiges von dem Duccius zu halten. Entsprechend wollte er auch, dass sein Onkel auf der einen und sein Senator auf der anderen Seite miteinander auskamen – und eine gute Vorbereitung war die halbe Miete. Er hatte sogar daran gedacht, seine Tante dazu einzuladen, die immerhin das Tirocinium für ihn eingefädelt und wohl auch sonst mit dem Duccius ein bisschen zu tun gehabt hatte während sie im Carcer gesessen hatte. Und als ein Sklave ihm Bescheid gab, dass der Duccius da war, war Aquila der erste, der schon mal im Triclinium aufschlug, um den Mann zu begrüßen, mit dem er mittlerweile bald ein Jahr quasi täglich zusammen arbeitete.

    Buchhaltung also. Und weitere Aufgaben, auf die Celeste aber nicht genauer einging. Und viel mehr hatte seine Tante ihm auch nicht gesagt... Aquila kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Musst mir beizeiten mal von Aegyptus erzählen, ich war da noch nie“, grinste er erst mal flüchtig, bevor er weiter redete. „Also, Buchhaltung gibt's bei mir wohl eher weniger. Aber... naja, Schreibkram halt, und... was für andere Aufgaben hast du denn noch so gemacht? Und wie alt bist du eigentlich?“ Dass man Frauen so was vielleicht besser nicht fragte, war bei Aquila noch nicht so ganz angekommen. Und er wusste auch nicht so genau, wie er dieses Gespräch nun führen sollte... war das doch das erste Mal, dass er so was überhaupt machte. Bisher war es immer nur so gewesen, dass er irgendeinem Sklaven eine Aufgabe gegeben hatte, wenn er denn etwas Konkretes hatte. „Willst du was wissen?“

    „Naja, ich hoff einfach drauf, dass ich Arbeiten im Officium so lang wie möglich auf ein Minimum beschränken kann“, grinste Aquila zurück. „Aber ich werd ja sehen, was passiert. Wenn ich gewählt werden sollte.“


    Ein bisschen verwundert war er dann durchaus, als sein Onkel plötzlich das Thema wechselte... aber er hatte kein Problem damit, darauf einzugehen. „Von dem was ich gehört hab, war es ziemlich ruhig während des Bürgerkriegs...“ Was wohl kein Wunder war. „Jetzt wachen sie langsam wieder auf. Die Veneta hatte kürzlich eine Mitgliederversammlung, hab ich mitgekriegt, und nachdem mein Großvater mich in die Aurata reingebracht hat, hab ich da mal vorbei gesehen... hab einen anderen Sodalis getroffen, einen Tiberius, wir planen die Goldenen mal ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Also, eine Mitgliederversammlung einberufen, nen neuen Princeps wählen... Ich hab unsere Lenker auch schon mal angeschaut und mit dem Tiberius ein paar freie abgeklopft, damit wir was präsentieren können auf der Versammlung.“

    Aquila lächelte, als sein Onkel ihm eine solche Vorlage lieferte, und der Consular auch noch ein solches Interesse an ihm zeigte. „Nun, ich glaube durch mein Tirocinium fori beim amtierenden Aedilis plebis Duccius Vala bin ich bestens vorbereitet, um jetzt für das Vigintivirat zu kandidieren“, legte er zunächst mal dar, was er im Moment noch so trieb, während er es vorzog die doch ein wenig einschüchternden Worte über angeheuerte Schläger zu ignorieren. „Ich denk schon auch, dass es nicht ganz einfach werden wird...“ Nicht für einen Decimus, nicht im Moment, aber so genau wollte Aquila darauf nicht eingehen, wenn es nicht sein musste, selbst unter Männern nicht, die offenbar zu ihren Verbündeten gezählt werden konnten. „Aber während meines Tirociniums habe ich einiges gelernt. Der Duccius zählt zu den Kriegsgewinnern und ist bei einigen inzwischen sehr angesehen, aber als Homo novus germanischer Abstammung hat er trotzdem manchmal noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die wir Decimi beispielsweise schon länger hinter uns gelassen haben... das war eine ziemlich gute Schule für mich, muss ich sagen.“

    Die Hinrichtungen liefen ziemlich glatt über die Bühne, mehr noch: ziemlich gut. Erst als die Anspannung nach dem doch recht gelungenen Start nachließ, spürte Aquila, wie nervös er wirklich gewesen war. Dass der Duccius beim Anfang selbst nicht hatte dabei sein können, weil er die anderen Veranstaltungsorte auch abklappern musste, hatte nicht gerade dazu beigetragen, dass Aquila weniger nervös gewesen wäre. Nicht dass er wirklich etwas hätte tun können, wenn da noch was schief gelaufen wäre, wo die Spiele schon angefangen hatten... aber trotzdem fühlte er sich verantwortlich, umso mehr in jenen Momenten, in denen er wusste dass er allein hier war. Als der Duccius zurückkam, war das also durchaus ein weiterer Faktor, der dazu beitrug die Anspannung geringer werden zu lassen, und Aquila lehnte sich zum ersten Mal an dem Tag etwas bequemer zurück. Nur um sich gleich darauf wieder etwas nach vorne zu neigen, als er die Worte des Aedils hörte und nach einem Blick zur Seite mitbekam, dass da irgendwas im Busch war. „Eh. Müsste sie?“ fragte er nach, ein bisschen verwirrt und ein bisschen unbedarft. So wirklich Gedanken darüber, ob die Sklavin nun zu Recht da unten gelandet war oder nicht, hatte er sich nicht gemacht... aber die Reaktion des Duccius war ziemlich eindeutig.
    In der Arena ging es unterdessen weiter: die Überreste der Hinrichtungen wurden davon geschafft, der erste Gladiatorenkampf fand statt, und während erneut Helfer in die Arena strömten, um den Sand glattzuziehen, der durch die Pferdehufe ziemlich aufgewühlt worden war, lenkte ein Spektakel der ganz anderen Art die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich: ein Heiratsantrag. Genau wie die meisten anderen sah auch Aquila in die Richtung und erkannte in der Frau sogar die Sergia, mit der er noch eine Verabredung ausstehen hatte. Sieh einer an... in der Hinsicht hatte sie also die Wahrheit gesagt, dass sie quasi schon vergeben war. „Mann bin ich froh, dass ich dafür noch Zeit hab...“ brummte er grinsend, während nun wie ein Lauffeuer die Runde machte, dass sie ja gesagt hatte.


    In der Arena waren die Helfer unterdessen fertig mit den Vorbereitungen für den nächsten Kampf, und mit großem Getöse wurden nun die nächsten Kämpfer angekündigt: der Secutor Atropates gegen den Retiarius Phalereus. Aquila war ein wenig überrascht, mit welch blumigen Worten zwei Kämpfer angekündigt werden konnten, die noch keine der großen Arenen von ihnen gesehen hatten... aber immerhin waren es welche, die vielleicht das Zeug dazu hatten, im Lauf ihrer Gladiatorenkarriere noch mal in eine der großen zu kommen. Oder zumindest hatten beide die Hoffnung, das noch mal irgendwann zu erreichen, wobei Aquila dem Retiarius die größeren Chancen einräumte. Er war der Jüngere der beiden, von dem was er vorab gesehen hatte, hatte aber das Manko der Unerfahrenheit – der Auftritt hier war für ihn der erste in einer Arena dieser Größe. Der Secutor dagegen hatte schon ein paar hinter sich und hatte den Sprung in eine größere trotz passabler Leistungen noch nicht geschafft.
    Aquila war also durchaus gespannt darauf, wie die beiden sich heute schlagen würden, als sie ihre Aufstellung einnahmen. Er musterte sie, wie sie das Signal zum Beginnen abwarteten – und dann, wie danach noch ein bisschen länger warteten. Und noch ein bisschen. Mit einer Vorsicht, die ihn vermuten ließ dass die zwei fast so nervös waren wie er anfangs, umkreisten sie sich zunächst mal nur und begannen dann fast schon gemütlich, sich auszutesten. Der Retiarius stocherte ab und zu ein bisschen mit seinem Dreizack zu, was der Secutor mit seinem Scutum konterte, warf auch einmal das Netz, ohne zu treffen... der Secutor versuchte ein, zwei Mal, einen Treffer mit seinem Gladius zu landen, was er aber so zaghaft durchführte, dass sein Gegner kein Problem hatte auszuweichen. Aquila, der schon das Schlimmste ahnte, legte sich eine Hand über sein Gesicht und blinzelte zwischen den Fingern hindurch... und als die ersten Buhrufe zu hören waren, wäre er am liebsten so tief in seinem Sitz versunken, dass er selbst nicht mehr zu sehen war. Die Buhrufe allerdings schienen die Gladiatoren zur Besinnung zu bringen, dass das, was sie gerade ablieferten, nicht gerade unter Glanzleistung verbucht werden konnte... und Aquila sah mit einiger Erleichterung, dass es sie anspornte. Atropates begann als erster, seinen Widersacher mehr und mehr zu bedrängen, lieferte sich einen Schlagabtausch mit ihm und versuchte gleichzeitig, die Distanz genug zu verringern, dass die Reichweite von Dreizack und Netz dem anderen nichts bringen würde. Und zunächst schien das auch zu funktionieren, jedenfalls kam Phalereus immer wieder in die Situation, dass er eine größere Nähe zuließ als gut für ihn war, nicht nur angesichts seiner Bewaffnung, sondern auch seiner quasi fast nicht vorhandenen Rüstung. Was dem Retiarius aber ziemlich bald auch selbst aufging. Er bemühte sich zusehends, den Abstand immer wieder zu vergrößern, konnte zwar nicht verhindern, dass ihm das Gladius einen blutigen Kratzer am Arm zufügte, vermied allerdings größeren Schaden, als er einem weiteren Schlag geschickt auswich.
    Der Kampf wogte nun für einige Zeit auf diese Art hin und her: Atropates machte Druck, versuchte noch mehr Treffer zu landen, Phalereus hingegen konzentrierte sich vornehmlich darauf, die Distanz zu wahren und setzte Dreizack oder Netz scheinbar nur ein, wenn er sich sicher war nicht im nächsten Moment das Gladius irgendwo spüren zu können. Letztlich war es die Rüstung, die den Ausschlag in diesem Kampf gab: die Zeit, die der Kampf nun schon dauerte, forderte seinen Tribut bei dem schwer gerüsteten Secutor... seine Bewegungen wurden langsamer, schwerfälliger, man konnte sehen wie seine Geschwindigkeit nachließ und er seinem Gegner nicht mehr schnell genug nachsetzen, sich nach ihm drehen konnte, wie es nötig gewesen wäre, um ihn überhaupt noch vernünftig sehen zu können. An diesem Punkt im Kampf angekommen, begann der Retiarius endlich, seine Chancen richtig zu nutzen. Mit einer raschen Bewegung brachte er sich auf Atropates' Seite, wo der Secutor ihn für jenen Moment, den er zum Nachdrehen brauchte, aufgrund seines fast geschlossenen Helms nicht sehen konnte, und warf sein Netz – und diesmal traf er. Das Netz wickelte sich um seinen Kontrahenten, machte den Schwertarm unbrauchbar und zog ihn mit seinen Gewichten nach unten, und mit Hilfe des Dreizacks brachte Phalereus den anderen ganz zu Fall. Er rammte seine Waffe so in den Sand, dass das Netz Atropates an den Boden fesselte, zückte seinen Dolch und wartete auf die Entscheidung, ob er sein Gegner am Leben lassen sollte oder nicht.