Ein Winkeladvokat. "Wortklauberei," murrte Verus, der sich darüber wunderte, dass dieser man so selbstsicher agierte. Es missfiel dem Prätorianer, dass dieser Mann scheinbar im Besitz einer gewissen Ruhe war. Eine Ruhe, die nicht zur Situation passte. Diese Ruhe machte Verus unruhig. "Ich bin kein Centurio," log Verus, der ihm mit keinem Wort bestätigt hatte, dass er ein Offizier war oder den Prätorianern diente. Dies wollte er vorerst auch so belassen. "Was weißt du über die Hintergründe der Aufstände?" Immerhin rechnete man Tolmides ein paar delikte Informationen zu. "Es heißt, dass du Nutznießer der Aufstände bist," fügte der Prätorianer nüchtern an, um eine gewisse Drohkulisse zu etablieren.
Beiträge von Aulus Tiberius Verus
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Die geheimen Wege der Prätorianer würde Verus sicherlich nicht einem potenziellen Gefangenen offenbaren, so dass er selbst nur grimmig auf den Tolmides herabblickte. "Es gab Aufstände in Rom. Auch du warst davon betroffen," merkte Verus an und rückte damit das Bild zurecht. "Wir brauchen Informationen," forderte Verus ein. "Entweder du beantwortest diese Fragen hier oder wir nehmen dich mit," erweiterte der Trecenarius seine Aussage und drückte Tolmides seinen Holzknüppel auf die Brust. "Du bist Besitzer eines Lupanars? Genauer: jenem von Morrigan?" - legte Verus unvermittelt los, um sich Zeit zu sparen.
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Verus öffnete mit einer wortlosen Bewegung das Gatter, um die Lebenskräfte der Gefangenen zu kontrollieren. Er näherte sich nicht auf eine gefährliche Distanz, sondern stieß die Gefangene nur mit seinem Knüppel, bevor er mit jenem Holzobjekt ihr Kinn anhob. Eine leichte Atmung fiel in sein Gesicht, als diese bewusstlos schien. Verus nickte verstehend, trat mit einem militärischen Ausfallschritt zurück, während er seinen Knüppel wieder am cingulum verstaute. Dann rammte er das Gatter zurück, um es ins Schloss fallen zu lassen. "Sie wird auch keine Fragen mehr beantworten können. Sie ist bewusstlos oder zumindest nicht mehr in der Lage," kommentierte der Prätorianer, der eine gewisse Erfahrung mit der Gefangenen hatte. Zumal wollte er diese Befragung nun beenden, da sie für die Prätorianer äußerst positiv verlaufen war. Das Bild der Prätorianer lebte und die Kommission würde weitreichend dem Willen der beiden Präfekten folgen müssen. Der Auftrag des Trecenarius war erfüllt.
Sim-Off: Mit der ID Varia (in elysio) abgesprochen.
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Brauchte Verus Mut? Brauchte er gläubigen Mut an etwas? Mut war etwas, was er niemals besessen hatte. Eine Charaktereigenschaft, die eine geordnete Seele verlangte, die fest im Leben stand aber Verus war nie fest im Stande gewesen. Mut war etwas, was er nicht verstand, auch wenn er als Soldat oft davon sprach. Doch meinte er nicht Mut, sondern Tapferkeit. Er war überaus tapfer, warf sein eigenes Leben weg, um diesen Mut zu finden. Doch auf den Schlachtfeldern seines Lebens hatte er nie diesen Mut gefunden, der ein Leben leichter machen konnte. Er hatte ihn sogar verraten, seine eigene Luft dünn gemacht, während die Stimmen schwiegen. Verus rief noch immer nach diesem Mut, und doch antwortetete er nicht mehr. Der Trecenarius war nicht würdig genug. Mutig waren jene, die ihr Leben mit Tatkraft und Hingabe verfolgten, ohne Ängste gegen eine fremde Macht kämpften, die sie machtlos machen wollte. Doch Verus war längst machtlos ausgeliefert, gab seine Tatkraft auf Befehl auf und seine Hingabe galt falschen Werten, von Größe und Kontrolle. "Sofern mir der Kaiser genügend Mittel zur Verfügung stellt, werde ich mein Bestes versuchen," erklärte der neu-geborene Prätorianer und war sich in diesem Augenblick sofort sicher, dass es kein Versuchen gab. Entweder er gewann in diesem Kampf oder ging unter. Die geheimen Geschäfte, die Operationen im Kern des Imperiums, für das Gewaltmonopol und für die Kontrolle über Geheimnisse, verlangten volle Zuwendung. Denn ansonsten würde er unter der Last der nicht mehr kontrollierbaren Prozesse ersticken. Sein Vorgänger hatte ihm eine finale Warnung hinterlassen, dass diese Arbeit alles verbrauchte, was einst so tapfer war. Gracchus Minor scheiterte mit seinem Versuch, diesem Mann Mut zu zusprechen. Verus war beängstigt worden, durch Gedanken und Schriftstücke aus diesem dunklen Fundus an Grausamkeiten des römischen Staates. Asche legte sich auf seinen klugen Verstand. Das Räuspern des Flavius riss Verus aus seinen düsteren Gedanken, die sich sehr erhofften, eine Absolution zu erleben. Eine echte Erlösung, die ihm endlich jenen Mut gab, sein Leben zu verändern. Er fühlte die heran nahende Kälte und wusste, dass diese Arbeit einen schlechten Menschen zurücklassen würde. "Jede Arbeit für die res publica ist wichtig," kommentierte Verus, auch um seine eigene Arbeit mit einer gewissen Rechtfertigung zu versehen. Rechtfertigungen machten die Arbeit gelegentlich leichter. Auch wenn diese Rechtfertigung eine Lüge war. Verus blickte den Flavius nachdenklich an. Dieser Mann hatte ihm tatsächlich ein wenig Wahrheit offeriert. Etwas, was ihm in Zukunft nicht mehr begleiten würden. Die Menschen misstrauten den Prätorianern und Lügen waren Alltagsarbeit, so dass Verus wirklich dankbar war. "Aus jeder Tätigkeit lässt sich eine Erfahrung ziehen," meinte Verus, nicht ganz sicher, wie er antworten sollte. Mit Wahrheiten konnte er nicht umgehen. Noch nicht.
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Wieder eine Seele, die dem Ruf folgte, und sich darin verlor. Das Versprechen von Geheimnissen und Macht lockte viele auf Abwege, fort von der Gesellschaft, in eine obskure Tochtergesellschaft, die einem Geschwür gleich, stets wachsam wuchs. Endlich schien der Offizier die Ernsthaftigkeit der Prätorianer zu begreifen. In dieser Welt gab es kein freies Lachen, höchstens ein irriges Kichern, wenn der Wahnsinn klar ersichtlich wurde. Die Widersprüche, Gegensätze und Irrwege erwarteten den Iunius, der sich nicht mehr entziehen konnte. Er konnte fliehen, doch dann würde er niemals Teil jener Bruderschaft werden, die so sehr von ihrer eigenen Macht benommen war. Auch Verus war bereits benommen, verloren und als Mensch verdammt. Erinnerungen blieben dem Trecenarius. Traurige Erinnerungen an eine Vergangenheit als Mensch. "Der Präfekt wird anwesend sein. Ich leite dich als Mentor und Magister an," antwortete Verus dankbar und nickte dem Tribun mit fest fixierten Augen zu. Diese Sache war wahrlich ernstg und Verus verbarg nicht die Absicht, die mit den Riten einherging. Die Prätorianer waren im Kern ein Geheimbund, der Vertrauen und Horror gleichermaßen verband.
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Das Geschäft entwickelte sich. Immerhin konnte Verus einen Teil seiner Funktion erfüllen und somit seinem Auftrag nachkommen, den Prätorianern eine gewisse Deutungshoheit zu sichern. Es schien so, als ob die Prätorianer gewannen und man nun erneut diese Komission in die gewünschte Richtung dirigieren konnte. Verus fühlte nichts. Er nahm diese Tatsache objektiv wahr aber ließ sich nicht emotional beteiligen. Siege bedeuteten ihm nichts mehr. Denn ein Sieg bedeutete stets einen neuen Konflikt im Anschluss. - Und auf eine Niederlage folgte Agonie. Egal, wie sehr er es wollte, die Prätorianer bestimmten seine Existenz. Kaltherzig musste der Trecenarius agieren, um nicht im Wahnsinn dieser Umstände unterzugehen. Als Mensch versagte Verus aber Soldat siegte er. "Um den Ianitor und er befindet sich in unserem Gewahrsam," erklärte der Soldat knapp und blickte nicht einmal mehr zum Konsul, da das Gewicht dieser Funktion eine menschliche Regung verbot.
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Sein Bruder tauchte auf. Ein Mann durchzogen vom tiberischen Ehrgeiz, von jenem wahnhaften Gedanken, dass Macht etwas Gutes war. Etwas, was man beherrschen konnte und sich stets als begierig herausstellte. Verus missachtete die Macht. Obwohl er selbst sicherlich mächtig war. Dennoch war für ihn jedwede Macht mit Schmerzen verbunden. Stetiger Wiederholung einer elenden Schande, die sich niederbrannte und ihn nicht mehr verließ. Verus hatte in so vielen Dingen versagt. Er war als Patrizier gescheitert und konnte nur auf den Schlachtfeldern einen Teil seiner Ehre wieder herstellen. Geheimnisvolle Stimmen zogen ihn längst hinfort in sein eigenes Verderben, welches er stets verneinte und verdrängte. Doch Verus war längst verloren, durch Reue und Sorge. Ängste plagten sein Gemüt, hinterließen einen gebrochenen Mann, der das Joch des Soldaten als Erlösung empfand. Sein Bruder und Verus waren verschieden, wenn nicht sogar grundverschieden. Seinem Bruder war es stets leicht gefallen, grausam zu sein und Herrschaft auszüben aber er hatte niemals einen Preis dafür gezahlt. Verus hingegen, übte nicht gerne Herrschaft aus, und zahlte stets doppelt für Rom auf den brutalen Wiesen einer unruhigen Zeit. Er verrottete, wie eine Blume, die niedergetreten worden war. Für Verus war das Leben getragen von Soldatenstiefeln.
Der ältere Bruder hatte dem jüngeren Bruder zwei Jahre Leid vorraus und den Namen des Tiberius zumindest am Leben erhalten. Verus trat schweigend auf seinen Bruder zu. Er blickte diesen mit leer-traurigen Augen an. "Ja, habe ich," antwortete der Prätorianer mit unsicherer Stimme. "Ihr geht es wieder gut." Unruhig zuckten die Augenlider des Älteren, als dieser seinen Bruder betrachtete. Ungeübt breitete Verus seine Arme aus, um seinen Bruder fest in alter Sitte zu umarmen. Eine Geste des Vertrauens. "Ich brauche dich," meinte Verus daraufhin und war sich damit sogar recht sicher. Denn Verus wusste, dass die Familie gewisse Fähigkeiten seines Bruders Neros brauchen würde. Fähigkeiten, die Verus nicht besaß oder nicht mehr erlernen wollte. Die Prätorianer waren ihm schon Last genug. Nero sollte in die Politik gehen, um den Namen wieder mit Glanz und Ehre zu versehen, während er selbst für die finanzielle Sicherheit sorgen würde.
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Verus blickte den Mann mit Eisaugen an. "Ja," bestätigte der Trecenarius diese Tatsache. "Der Eid und die Riten sind unumgänglich. Wir müssen dir vertrauen können, denn wir vertrauen dir tatsächlich unsere Leben an. Aber nicht nur die unseren Leben, sondern auch das des Kaisers und - abstrakt gesehen- auch das Leben Roms," fügte er eine Erklärung an, und versuchte damit den Ernst dieser Tradition zu verdeutlichen. Ihm selbst war dies ebenso wichtig, da diese geheimbündischen Rituale zum Geschäft dazugehörten. Ohne sie wären sie nur normale Soldaten aber erst durch diese Rituale erhielten sie einen Schwurbund, der wirklich Geheimnisse bewahren konnte. Die Prätorianer waren für sich genommen ebenso ein Kult, wie mächtige Militäreinheit. Es war keine Herausforderung an den Iunius, sondern schlicht ein Teil seiner Pflicht, diese Riten zu vollziehen. Wie alles in Rom war auch hier vieles mit dem Glauben als Funktion verwoben. Der Kult hielt den Staat zusammen und so auch die Prätorianer.
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Silanus. Ein Vertrauensmann des Senators Decimus. Verus sortierte die Person akurat ein und verhielt sich gewohnt mechanisch im Umgang. Dies war wieder Geschäft und auch intern galt eine gewisse Kontrolle. Man durfte niemandem vollständig vertrauen. "Ich erinnere mich," war die knappe Antwort, die nicht zornig aber auch nicht weich aus seinem Mund brach. In dieser Sache war Verus viel zu sehr Prätorianer und würde sich nicht die Blöße von zu viel Gefühlsduselei und Menschlichkeit erlauben. Nur als disziplinierter Soldat überlebte man in dieser römischen Welt. Oder viel mehr der Welt, die sie für römisch hielten. "Die Ermittlungen neigen sich dem Ende zu und werfen einige erstaunliche Fragen auf, die in weiteren Operationen bearbeitet werden müssen," meldete Verus militärisch und blickte den Tribun mit kriegsverhinderten Augen an. Verus übersah und verwaltete einige Operationen, die ihn gefühlskalt werden ließen. Wer an all sovieles denken musste, was andere als furchtbar empfanden, hinterließ dies Spuren. Die Spuren waren nicht nur Narben auf seiner Haut, sondern auch auf seiner Seele. Zwischen Vernunft und Wahnsinn bewegte sich der Trecenarius, der für Rom die Schatten organisierte. "Ja, dieser Bericht unterliegt jedoch der besonderen Geheimhaltung, Tribun," offenbarte Verus ein Versagen des Iunius, der sich noch nicht den engeren Riten und Eiden der Prätorianer unterzogen hatte. Verus machte ihm dies jedoch nicht zum Vorwurf. "Ich kann dir diesen Bericht aushändigen, sobald du deinen Eid bekräftigt hast, die zwei Riten der Prätorianer vor Mars und Pluto abgelegt hast und dich den Männer bei Nacht im Waffengang gezeigt hast. Ich denke, dass dir bekannt ist, dass wir besonderes Vertrauen beweisen müssen. Ich biete dir gerne meine Speculatores als Begleiter im Waffengang an." Der Waffengang bei Nacht war das Kernelement des Vertrauensbeweises. Man musste sich im Kampf gegen zwei Feinde stellen, die von den Prätorianern dargestellt wurden und diese unter Beobachtung einer gewissen Anzahl von Zeugen besiegen; ohne sie jedoch zu töten, da dies vorallem ein ritueller Kampf war und die Todesbereitschaft zeigen sollte. Danach folgte oft ein rauschendes Gelage für den initierten, der somit alle Riten abgelegt hatte.
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Diese Arbeit wurde langsam kompliziert. Verus ignorierte Sergia Fausta für einen Augenblick, um seine Gedanken zu ordnen. Egal! - weitermachen, eigentlich war diese Arbeit nie einfach gewesen und Verus musste sich bedingt brauchbar in diese Aufgaben einfügen, die zusehens an seiner Psyche arbeiteten. Verus war Soldat geworden, um Rom zu schützen und nun mehr musste er erkennen, dass er selbst ein Teil des Problems war. Die Prätorianer waren eine grausame Macht, die mehr Horror, denn Traum war. Ihre Spielechen um Einfluss und Dominanz zerstörten ein wichtiges Fundament: Vertrauen. Verus vertraute nicht einmal mehr sich selbst. Zwar hatten sich die Prätorianer in ihrer dunklen Bruderschaft versprochen, dass sie gemeinsam unbesiegbar waren aber dieses Verspreche hatte inzwischen einen blutigen Beigeschmack. Die geheimen Riten dieses Bundes waren Ketten aus Gift. "Diese Lage hat sich kurzfristig ergeben und stützt sich nicht nur auf Aussagen der Zeugin, sondern auch auf die Aussagen von anderen Zeugen," erklärte der Trecenarius, ohne wirklich auf den nicht ganz versteckten Zorn des Konsuls einzugehen. Sein Blick durchdrang Verus einfach und verschwand im Nichts seiner Seele. "Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, diese neue Lage sauber hier auszubreiten. Ich denke aber, dass die unverfälschten Aussagen dieser Zeugin zum Wahrheitsgehalt der Kommission beitragen werden," meinte Verus und blickte nun wieder Sergia Fausta an. "Sie wird uns etwas zu den Christen berichten können. Es war nämlich einer ihrer christlichen Sklaven, der maßgeblich am Aufstand beteiligt war und aus diesem Grund kamen wir auch auf ihr Haus und ihren Namen. Neben der Nennung durch Varia. Die Querverbindungen laufen in ihrer Sklavenschaft zusammen, die sie nicht ganz unter Kontrolle hatte und sie war selbst durch die Situation überfordert. In diesem Sinne ist die Planung des Aufstandes, ihr mit Sicherheit nicht anzulasten," vermeldete der Prätorianer und nickte ihr zu. "Ich denke, dass sie dies gut selbst berichten kann und ich gegebenenfalls wichtige Details unserer Ermittlungen ergänze," forderte er sie dann wieder zum Reden auf.
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Jetzt wurde die Sachlage klar. Es ging um den Morrigan Fall. Verus zog gelassen beide Schultern hoch, ließ sich nicht von der offenen Drohung beeindrucken. Er selbst hatte schon genug Furchtbares erlebt, um einfach einzubrechen. Selbst eine Niederlage vor Gericht, sofern überhaupt möglich, war keine wirkliche Niederlage. Denn Verus war längst damit beschäftigt, zu zerbrechen und seine Trümmerteile kreisten in seltsamer Form um ein sein einstiges Leben. Seine Träume und Albträume waren niemals mehr gut; und seine Intentionen durchsetzt von zäher Unendlichkeit. "Es gab einen Fehler in der Befehlskette," war die gelogene Stellungnahme des Trecenarius, die von eine Verlängerung der Schattenmacht der Prätorianer ihre Wirkung zeigte. "Da du diese Lage bereits ansprichst, kommen wir gleich zur Sache. Denn ich bin auch wegen dieser Sache zu dir gekommen," kehrte Verus die Aussage des Konsuls um. "Dein Eigentum ist beschädigt und wir entschuldigen uns dafür. Die entsprechenden Soldaten werden entsprechend bestraft," sagte der Prätorianer mit kalter und betont ruhiger Stimme. "Du erhälst fünf Talente in Gold als Entschädigungssumme und Geschenk," erklärte der Offizier und deutete eine verbeugende Geste an, die natürlich überzogen und falsch wirkte. Eine stolze Summe, die Morrigans Wert weit überstieg. Man konnte es als Bestechung sehen, denn diese Geldmenge in Gold war erstaunlich und umfasste den Gegenwert von knapp 1000 Bogenschützen oder der Ausstattung einer halben Domus. "Ich kann mich nur für dieses Versagen der Befehlskette entschuldigen," offenbarte Verus die falsche Reue der Prätorianer, die nicht mal wirklich ein Gefühl von Reue verstanden. Selbst Verus tat sich inzwischen schwer damit, da die Funktion immer mit dem Zweck verbunden war. Wenn der Konsul kein Narr war, würde er diese erstaunliche Summe annehmen und es auf diesen Vergleich ankommen lassen; wenn er das Gericht vorzog, würden die Prätorianer größer spielen und entsprechende Operationen auch gegen den Konsul etablieren müssen, um Schaden von Rom abzuwenden. Die Prätorianer dürften nicht schwächeln, da ansonsten ihre gesamte Macht zusammenbrechen würde. "Claudia Silana ist eine besondere Frau," ließ Verus nebenbei fallen. "Ich denke, dass dieses Gold gut in ihre Ausbildung investiert ist. Ein kluger Kopf braucht Förderung," deutete der Trecenerius doppelbödig an und grinste zynisch in die Richtung des Konsuls. Es war klar, was er mit dieser Aussage bezwecken wollte. "Sie ist ja leider noch nicht verheiratet," erhob er dezent seine Stimme, ohne das er laut wurde, sondern machte klar, dass die Prätorianer Silana im Blick hatten, um Menecrates offen zu zeigen, dass man wusste, wo er verwundbar war.
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Mist. Eigentlich wollte sich Verus dezent zurückziehen, um nicht diesem Gesicht ausgesetzt zu werden. Sergia Fausta traf ein. Der Trecenarius versuchte seine Unruhe zu verbergen, scheiterte ein wenig, da sich seine Augen weiteten. Dies würde jetzt unangenehm werden, da Verus sich nicht gut vorbereiten konnte, obwohl er diese Sergia einbestellen ließ. Es war schlicht an der Zeit diesen Fall endlich abzuschließen, auch wenn Verus diese Konfrontation gerne noch etwas verzögert hätte. Gleichsam gefiel es ihm nicht, dass der Quaestor so vollmundig seinen Namen präsentierte und Verus damit einer Person zugeordnet werden konnte. Er wollte keine Person in den Augen eines Zielobjektes sein. Geheimnisse waren ein Schutzschild in diesem Geschäft. Der Trecenarius hörte aufmerksam zu, und notierte sich gedanklich den nicht genannten Namen Duccius Vala für eine spätere Sondierung. Verus konnte Querdenken und schnell vorhandenes Wissen nutzen. Er räusperte sich, als Sergia Fausta schließlich ihre erste Ausführung aufgab. Als sie ihre Worte beendet hatte, beugte sich Verus vorsichtig vor und sprach selbst folgenden Satz: "Die erheblichen Vorwürfe gegen Sergia Fausta haben sich nach unseren Ermittlungen zerschlagen." Er nickte ihr zu, um ihr zu versichern, dass er sein Schutzversprechen wahr machen würde. Immerhin war sie nun eine nicht ganz freiwillig Verbündete der Prätorianer. Er blickte sie für einen Augenblick eindringlich an, bevor er selbst weiter ausführte. "Im Gegenteil ihr Wert für diese Kommission ist außerordentlich, da sie uns neue Details nennen konnte und diese sicherlich auch hier bestätigen wird," forderte er sie indirekt auf, doch endlich die gemeinsame Geschichte, welche die Prätorianer ihr in den Mund legen wollten, zu berichten. Immerhin hatten Verus und Fausta so erschütterlich an diesen miesen Christen als Feinden gearbeitet.
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Sergia Fausta hat wichtige PN.
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Ein verdeckter Prätorianer warf diese Tabula gegen Morgen ein und verschwand dann in der Menge.
Ad Sergia Fausta
Dein großer Bruder erwartet von DIR ein zeitnahes - HEUTE - Erscheinen im Haus des Konsuls Claudius, um dort als Zeugin eine Aussage zu tätigen. Dein Bruder wünscht dein korrektes Auftreten.
Eine Aussage soll dein Schaden nicht sein.
Kommst du dieser Aufforderung nicht nach, wird dein Bruder dich aufsuchen und zum Konsul geleiten.
Dein Vertrauter
Sim-Off: -
Jetzt wurde die Sache unangenehm. Verus mochte es nicht, dass den Prätorianern Forderungen entgegen gebracht wurden. Niemand forderte etwas von den Prätorianern ein. Sie gaben nur freiwillig etwas auf aber waren niemals bereit ihre Machtbefugnisse zu Gunsten anderer zu beschränken. Immerhin lebten sie sehr gut davon. Dieser Petronius wurde inzwischen zu einer Last für den Trecenarius, so dass dieser bereits im Kopf Problemlösungen durchdachte aber verwarf diese vorerst, um in dieser Sache voranzukommen. "Normal ist hier niemand," antwortete Verus zynisch und schloss sich damit nicht einmal selbst aus. Der Prätorianer blickte wieder zum Konsul. "Die Aufständischen sind selbstverständlich getrennt worden. Ein Großteil ist bereits auf dem Weg in die Arena," offenbarte Verus recht deutlich, dass man die vermeintlich Unwichtigen bereits entsorgt hatte. "Ich denke, dass sich im Kerker der Urbaner noch Restbestände nicht bearbeiteter Randfiguren befinden," schob er die Aufgabe dem Petronius zu, wobei er erneut keinerlei Menschlichkeit durchblicken ließ. Verus war eine Militärmaschine, die schlicht anhand eigener Protokolle agierte.
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Mit leisen Schritten, fast geräuschlos, näherte sich der Trecenarius ohne Geleit der Amtsstube seines Tribuns; obwohl dieser Mann nicht sein direkter Vorgesetzter war, da der Trecenarius weitreichend eigenständig agierte und seit Nero besondere Aufgaben für den Kaiser wahrnahm. Man stand sich jedoch nicht feindlich gegenüber aber Verus blieb skeptisch. Er mochte inzwischen seine eigenständige Position ohne direkten Kontrollzugriff von Außen. Es machte die Arbeit leichter, wenn auch manchmal schwerwiegender. Die Statores und Speculatores der Ersten Kohorte, die er befehligte, waren eine geheimnisvolle Einheit, die eine Aufgabe verfolgte, die alles beanspruchte und stets jeden Zweck heiligte. Selbst den Verrat. Verus trat ohne ein Klopfen ein, da er einbestellt worden war. "Ave," grüßte der Militär knapp und nahm eine aufrechte Position vor dem Tribun ein. Die kalten Augen fixierten den Iunius, bereit die eigenen Geheimnisse zu schützen. Längst schien Verus in späterer Beschreibung als Zombie*, der getrieben durch seine Umstände einiges an Menschlichkeit eingebüßt hatte.
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Verus hatte sich durch zwei Verdeckte informieren lassen, dass die gesuchte Person Tolmides, nun hier aufzufinden war. Wie gewohnt mit zwei kräftigen Soldaten an seiner Seite, nahm er die Geschäfte in die eigene Hände. "Insula XIV," meinte Verus halblaut und deutete auf das verfallene Mietshaus in seinem Blickfeld, welches sich schmucklos an andere Mietskasernen reihte. Man bewegte sich geradewegs auf den Haupteingang zwischen zwei Handwerksläden zu, um die schmale Treppe hinauf zu steigen. Im Treppenflur lauerte bereits ein Spitzel, der gegen eine schnelle Münze auf die Tür des Tolmides wies. Verus nickte dankend, zog mit seinen Handverlesenen zu dieser Tür, während er bereits jenen schwarzen Holzknüppel in seinen Händen trug. Die anderen beiden hielten ebenfalls Knüppel in ihren Händen, falls die Zielperson fliehen wollte. Mit einem lauten Tritt seines schweren Stiefels zerbarst die Tür nach Innen, Holz splitterte und die zerfallenen Planken landeten auf dem Boden des Raumes. Verus trat mit wuchtigen Schritten ein und die beiden Soldaten folgten. Sie blickten sich im Raum um, während Verus an das Bett des wohl nun wachen Tolmides trat. "Bist du Tolmides?" - fragte Verus zur Sicherheit, um eine Reaktion in dessen Gesicht abzulesen.
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Wenn Licht flüchtete, die Dunkelheit gewann, sang ein Schatten jenes Lied. Ein Lied, der Wiederholung, welches kein Vergessen schenkte. Verus konnte nicht vergessen aber musste zu dieser Melodie tanzen, wie einjeder in seinem Dienste, diesen Reigen vollführte. Verus wusste nicht einmal mehr, was wirklich von Bedeutung war. Er wusste nicht einmal, welche Aspekt seiner Person wichtig war. Der Mann war inzwischen so viele Personen gewesen, die nicht immer zusammen passten. Sie widersprachen sich sogar. Er war der grausame Soldat, der tapfere Henker, der mitfühlende Zuhörer oder auch der objektive Richter gewesen. Verus hatte längst die Verbindung zur Welt verloren, so dass er sich nicht einmal vor seinem eigenen Tode fürchtete. Eine gewisse Todessehnsucht spiegelte sich sogar in seinen kalten Augen. Er forderte den Tod fast heraus aber auch dieser schien sich vor ihm zu fürchten. Mit seinen Leibwächtern trat der Mann der Prätorianer auf, wollte auf den Konsul warten und seine Geschäfte erledigen. Eigentlich war sein Auftrag ein anderer aber es schien, dass sich die Situation überworfen hatte. Der hasserfüllte Blick des Sklaven und die Fragen des Liktoren, welche eher einem klagenden Gebrüll ähnelten, trafen den erst eine Sekunde später verstehenden Soldaten. Auch der Konsul war mit den beiden Herren aufgetreten. Die beiden Leibwächter sicherten Verus ab, doch dieser unterband eine Zuspitzung der Situation mit einer kühlen Geste, so denn die beiden Prätorianer hinter ihren Offizier zurücktraten. Keine emotionale Reaktion zeigte sich in Verus Gesicht, dessen Augen leer auf den Konsul fielen. "Genug," sagte der Trecenarius mit sachlicher Stimme und nahm sich selbst eine Forderung heraus. "Gebrüll und Zorn sind hinderlich bei der Aufklärung," erklärte der Mann ohne sich wirklich an dieser Sache emotional zu beteiligen. Er wollte sich einfach nicht in diesen Konflikt hinein ziehen lassen, weil Verus längst gelernt hatte, dass Zorn an der Welt nichts ändern würde. "Ich denke, dass der Konsul mich gerne sachlich aufklären kann, um welchen Vorfall oder Dringlichkeit es sich in dieser Sache handelt," ebnete Verus wieder den Weg in die kalte Bösartigkeit der Prätorianer. Hingegen schien er den Liktor zu ignorieren, dessen Gebrüll ihn nicht wirklich beschäftigen wollte. Er war aus Sicht des Trecenarius, einerseits nicht wichtig genug, und seinerseits zu sehr emotional gebunden, was eine Bearbeitung seiner Person derzeit unnötig machte, da es wohl um diese Morrigan Angelegenheit ging. Diese Angelegenheit war schon lange eine neue Devise. Verus würde nicht einmal mehr die Gründe verbergen. Wenn der Konsul wirklich wissen wollte, was vor sich ging, musste er nur seine eigene Rolle verstehen. "Auch wir haben eine Angelegenheit mit uns gebracht, Konsul. Quid pro quo," sagte der Trecenarius und zeigte wieder das Haifisch-Lächeln mitsamt seinen leeren Augen. Die Prätorianer hatten stets die Kontrolle, zumindest über ihre eigene kleine Welt, die sie wie Höllenfürsten dirigierten.
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Mich hat es erwischt. Antworten verzögern sich deutlich. Miese Grippe.