Eine lange Nacht schien sich über das Leben des einstigen Aufrechten zu legen, der sich nach einer Zeit sehnte, die mit Wundern gesegnet war und nicht so seltsam verdammt und jeder Magie beraubt war. Unter ihm schien die Erde zu beben, während in die ewigen Feuer riefen, die allen galten, die sich gegen die Welten versündigt hatten. Verus wollte sich nicht verdammen, sich und andere verderben aber scheinbar ließ ihm das Schicksal keine Wahl. Er war längst Gefangener seiner eigenen Zeit und musste diese lange Nacht ertragen, während er reumütig an den Abschied dachte, dem er seinem alten Leben gab. Verus wollte ein guter Mensch sein, doch war es Soldat niemals gewesen. Er war ein guter Soldat und somit ein schlechter Mensch, da er stets Befehl vor sein Herz stellte. Ein Soldat kannte den Tod als Freund, während ein Mensch den Tod fürchtete. Manchmal ersehnte Verus sogar den Tod, da dieser ein angenehmes Leichentuch über sein verdammtes Leben legte, welches kaum noch zu lenken war, denn stets entschieden andere für ihn. Er löste die Umarmung, blickte nachdenklich ins Gesicht seines Bruders, während er seine alten tiberischen Züge in seinem Angesicht erkannte. Nero war ganz und gar ein Tiberius mit den gleichen Augen seiner Vorväter. Er hatte aber noch nicht gesehen, was Rom wirklich war. Nero verstand nicht, was Verus nun war. Ein Herzschlag durchfuhr Verus Körper, während sein Innerstes nach etwas rief, was niemand geben konnte. "Titus befindet sich auf einer gelehrsamen Reise, um seine Redekunst zu schulen. Er war immer mehr ein Schauspieler und stellte mehr sein Können zur Schau, als es wirklich zu beweisen," leistete Verus sich Wahrheit im Angesicht seines Bruders, der mehr Tatkraft besaß als Titus, der sich mal wieder verloren hatte und trotz treuer Worte nichts beweisen konnte. "Die Götter haben uns ohnehin verlassen, Nero," dachte Verus laut nach und bewieß damit eine gewisse Traurigkeit. Verus wollte nicht, das die Götter sie verließen aber alles in seinem Leben schien so gottlos und leer.
"Ich brauche dich als Mann im Senat, der unserer Familie wieder zu einem Klang in Rom verhilft. Weg von diesem grausamen Getuschel, dass wir die Kaisermörder wären," offenbarte der Ältere die Pläne, die er als Ersatz-Vater treffen musste. Das große Haus Tiberius musste gerettet werden, damit so viele nicht umsonst gefallen waren. Auch wenn Durus versagt hatte, musste er das Ruder herumreißen, damit ein Geschlecht nicht einfach verschwand; ohne Gegenwehr. "Titus hat sich um nichts gekümmert," resignierte Verus und seufzte, während seine Augen fest in die Augen seines Bruders fielen. Immerhin Nero war hier, was ein gutes Zeichen war, dass wenigstens etwas gelingen konnte in seinem verkorksten Leben. "Du gehst in die Politik. Ich habe als Trecenarius genügend Gelder, die ich dir und deinem Wahlkampf zukommen lassen kann. Neben diversen anderen Hilfen," deutete der Tiberius und gleichsam mächtiger Offizier an. Er würde nicht konkret werden aber wenn Nero klug genug war, würde er wissen, was ein Trecenarius bewerkstelligen konnte, um einem Mann zu helfen. "Kontakte sind nicht das Problem. Ich habe genug Kontakte und ich werde dich einem wunderbaren Mann vorstellen, der sicherlich mich nicht ausstehen kann aber um genügend Beziehungen verfügt und ich will gleichsam die Beziehung zu diesem Mann verbessern, da sie ein wenig aus Geschäftsgründen gelitten hat," deutete Verus abermals an und meinte damit natürlich den noch amtierenden Konsul Claudius, der in enger Beziehung zu den Prätorianern stand, wenn auch unwillig. Verus glaubte tatsächlich mit dieser anti-zyklischen Strategie Erfolg haben zu können, da Claudius Menecrates keinen Groll gegen die Tiberii hegte, sondern nur gegen die Prätorianer und somit konnte Verus vielleicht Nero unterbringen, wenn Menecrates hoffte darüber Verus zu kontrollieren. Es war sehr römisch gedacht und auch die damit verbundenen Fallstricke. "Wir haben leider keine Bündnisse in Aussicht," offenbarte der leidtragende Tiberius seinem Bruder und auch die Nachfrage zu einer Ehe durchbrach ein wenig den Schutzschild des Mannes, der nicht wirklich Glück in diesen Dingen hatte aber wenigstens hatte er Luna als seine geheime Partnerin, beziehungsweise als offensichtliche Konkubine. "Ich denke, dass ich als Trecenarius nicht die Wunschpartie in Rom bin, Nero. Ich werde eher gefürchtet und kein Mann gibt seine Tochter freiwillig in die Hände eines solchen Mannes, der für den Kaiser im Zweifel meucheln muss," resignierte Verus ein wenig und ließ den Kopf hängen. Was Nero nicht wissen konnte, dass Verus in der Tat an einem Erbe arbeitete, aber nicht auf die übliche Art und Weise, sondern Luna und Verus taten, was Liebespaare eben taten. "Ich denke diese Ehre fällt auch dir zu," scherzte der Trecenarius bitter und blickte wieder auf.