Beiträge von Aulus Tiberius Verus

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    Original von Lucius Iunius Silanus
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    "Also gut. Dann möchte ich dich auch nicht weiter aufhalten. Sollte irgendetwas sein das nicht der Geheimhaltung unterliegt, so steht dir meine Türe auch jetzt schon jederzeit offen. Ansonsten sprechen wir uns wieder, wenn der Initiationsritus vorbei ist. Du kannst wieder wegtreten Trecenarius."


    Verus Leben schmeckte nach Rost. Es war durchdrungen von diesem abscheulichen Geschmack des Blutes, welcher nicht mehr weichen konnte. Immer mehr verlor er sich in diesem Theaterstück, welches kaum noch von einer zynischen Komödie oder sogar Tragödie zu unterscheiden war. Selbst der Versuch einer Flucht, scheiterte im falschen Namen oder fehlerhafter Handlung. Chaos folgte dem Gedanken, dass ein anderes Leben möglich war. Seine Hoffnung schwand, dass er etwas anderes sein konnte, als das, was er war. Er war durstig nach Liebe, einem anderen Leben, welches er nie mehr genießen konnte. Genuss war ihm fremd, Lebensglück entrückt und der Tanz verweilte im Mondlicht einer langen Nacht. Das Herz jaulte, schrie auf und doch gewann stets der Frost; jener Splitter einer bösen Macht, die in sein Selbst geraten war. Der Trecenarius war längst verdammt zu einem steinigen Pfad, fern der Menschen, die er eigentlich liebte. Immer mehr wandte sich das Leben von ihm ab, während der Tod zum Retter wurde. Pluto war sein Freund, während Mars sich erfreute und die Indulgentia hoffte. "Ich habe verstanden. Vale," antwortete der Prätorianer knapp, nahm Haltung zu einem kurzen Gruß an und entschwand dann geisterhaft durch die Tür. Dinge, die er nicht brauchte, gewann er stets, und Dinge, die er brauchte, verlor er stets; so auch seine soziale Interaktion. Es schien so, als ob er garnicht hier gewesen war, da nur ein kalter Luftzog seine Position verriet, bevor auch dieser verschwand.

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    Original von Lucius Iunius Silanus
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    "Also gut Tiberius. Dann werde ich mich überraschen lassen. Da, wenn ich dich recht verstanden habe, du mir bis dahin ohnehin nicht sehr viele Fragen zu diesem Thema oder dem Ermittlungsstand beantworten wirst, können wir diese Punkte vorerst wohl abhaken. Kommen wir also direkt zum administrativen Teil. Wie steht es um deine Mannschaft? Gibt es irgendwelche Besonderheiten die ich über meine neue Kohorte wissen sollte?"


    "Korrekt," war die erste Antwort, die keinerlei Zweifel daran ließ, dass die Geheimnisse der Prätorianer ihren Preis hatten. Auch der Iunius musste zahlen und zwar mit seiner bedingungslosen Treue gegenüber der gemeinsamen Sache. Verus hatte sich dazu entschieden und würde auch andere dazu zwingen, sich der prätorianischen Sache unterzuordnen. Für Verus waren Rom und die schwarzen Kohorten auch nicht mehr zu trennen. In seiner dunklen Welt blieben nur die Prätorianer als Erlöser übrig. Gleichsam mächtig war der Fluch der Geheimnisse, der hier wirkte. "Die Statores und Speculatores genießen eine gewisse Eigenständigkeit. Unter meinem Kommando etablierte ich neue Standards, die erheblich zur Bereitschaft beigetragen haben. Tägliche Übungen und körperliche Abhärtung zählen nicht minder zum Zustand, der beachtlich ist. Ich mag mit Recht behaupten, dass sie durch Willen und Fähigkeiten zu jeder Einsatzlage bereit sind. Von Meuchelmord, bis hin zur Aufstandsbekämpfung und Bekämpfung von starken Kräften. Die Statores zeichnen sich hinreichend zur Durchsetzung politischer Wünsche aus und meine Speculatores zeichnen sich durch einen unabdingbaren Willen zum Sieg aus und auch ihre versteckten Fähigkeiten mit Gift und Dolch sind beeindruckend," lobte Verus mit einem ernsten Ton seine Einheit. Ja, er war sich sicher, dass sie so gut waren. Und ja, er hatte auch dafür Sorge getragen und diese Fähigkeiten selbst erlebt. Mehr als der neue Tribun wusste Verus um die Wahrheiten hinter der Fassade, so dass diese Aussagen keinerlei Übertreibung waren, sondern schlichte Wahrheit. "Wir sind vollbesetzt, voll gerüstet und durch gute medizinische Versorgung durchgehend gesund und einsatzbereit," war der knappe Abschluss, den Verus gewohnt kaltherzig vortrug. Der Tiberius machte im Rahmen des Geschäftes keinerlei Scherze. Nicht einmal eine menschliche Regung erlaubte er sich.

    Verus realisierte, dass tatsächlich eine Bedrohung im Hause weilte. Ihre Kampftechnik, ihre Fähigkeiten, die sogar einen Thraker schlugen, zeigten deutlich, dass er schnell handeln musste. Zumal er auf Hieras Körper ein Zeichen erkannt hatte, welches auch Varia getragen hatte. Nervös wanderte seine Hand vom Gladius zurück, um mit festen Schritten zum Konsul zu eilen. Auf dem Weg dorthin schubste er einen Sklaven (Magrus) schlicht zur Seite, der ihm im Wege stand. Es galt keine Zeit zu verlieren. Der Schubser war derartig hart, dass Verus nicht einmal seine Kräfte zügelte. Die Paranoia wuchs stetig, so dass bereits ernste Sorgen entstanden. Verus, getrieben als Prätorianer von einem hungrigen Wahnsinn, würde für seine Sünden eines Tages bezahlen aber noch bezahlten andere. Alsbald hatte er den Konsul erreicht und trat neben diesen. Er blickte ihn jedoch nicht an, sondern tat so, als ob er weiterhin die Gäste beobachten würde. Mit leiser Stimme sprach der Trecenarius mit kalter Tonlage: "Wir haben ein Problem." Es war wirklich so, dass Verus diese neue Lage als Problem betrachtete und untertrieb mit dieser Aussage sogar seine eigene Wahrnehmung. "Eine Frau aus Themiskyra ist hier," hoffte Verus, dass dieser Ausspruch ausreichen würde, um den Konsul zu alarmieren. Denn der Prätorianer wollte im Hause des Konsuls nicht mehr ohne dessen Zustimmung agieren. Immerhin waren sie in dieser Sache Partner widerwillen. Nun musste man sehr achtsam agieren, um diese Amazone nicht zu warnen. Verus würde zeitnah seine Handlanger entsenden, um Bewaffnete aus der Castra zu holen. Verus würde mit Sicherheit nicht erneut eine echte Themiskyra in Rom dulden. Lieber erwürgte er diese eigenhändig. Angst trieb ihre Blüten.

    Die Reihen zeigten sich in kalter Perfektion. Täglich gedrillt, abgerichtet zu ausführenden Händen eines gewaltsamen Regimes, welches kaum Gnade kannte. Die Prätorianer zeigten sich von brachialer Stärke mit geputzten und hochwertigen Panzern. "Gute Männer," kommentierte Verus, als Licinus und er die Reihen abschritten. Schließlich war man am Ende angelangt, so dass Licinus militärisch ohne Variation agierte und auch Verus reagierte entsprechend. "Ehrengeleit! Wegtreten!" Als Trecenarius genoss Verus einen erstaunlichen Respekt seiner Männer, so dass die anwesenden Centurionen in geübter Handhabung ihren Befehl sofort umsetzten. Erneut schallten Befehle aus Mündern, so dass die angetretenen Reihen in enger Marschformation abrückten. Im Zuge der stampfenden Stiefel und das aufgewirbelten Staubes, wandte sich Verus wieder seinem alten Kameraden zu. "Wir sehen uns später!" - versicherte der Tiberius in fester Absicht. "Aber vorher bringe ich dich noch zur principia," sagte Verus und deutete bereits in die Richtung.

    Verus stand schlagartig auf, als er das Wort Amazone hörte. Nicht noch so eine! Hoffentlich war es nur eine schaulustige Bezeichnung und entsprach nicht der Wahrheit. Wenn es der Wahrheit entsprach, war die Einheit gescheitert, die alle Amazonen töten sollte. Verdammt seien die Götter für diesen Umstand, sofern er wahr sein würde. Verus wollte keine Frau aus Themiskyra mehr am Leben wissen, da sie Rom mehrheitlich geschadet hatten. Nicht nur durch diesen Aufstand, sondern auch schon lange vor seiner eigenen Zeit, als sie römische Soldatan angriffen und niedermachten. Rom konnte sich keine echten Amazonen leisten, vielleicht deren Mythos aber nicht echte Kämpferinnen aus dieser Region. Mit gelenkten Schritten wankte Verus näher an den Kampfbereicht, während seine Hände bereits unter seine Toga wanderte, um das versteckte Gladius zu erfühlen, welches an einem Gurt verborgen war. Die Waffe gab ihm Sicherheit, um bei Gefahr diese Amazone zu beseitigen. Seine Augen verfielen in jenen soldatischen Habitus und fixierten die Umgebung auf potenzielle Gefahren. Auch sein eigener Stand verfestigte sich, so dass er eine leicht gebeugte Haltung einnahm, wie es für Legionäre üblich war, die eine Waffe ziehen wollten.

    Verus schmunzelte. "Bei uns Prätorianern läuft einiges anders aber nicht minder gefährlich," erklärte der inzwischen erfahrene Prätorianer seinem neuen Kameraden. "Es heißt inzwischen Trecenarius," klärte der Tiberius den Iulius vorsichtig auf und klopfte ihm dann mit der freien Hand auf die Schulter. Seine Finger spürten das Material der Rüstung und er selbst erinnerte sich an deren Gewicht. Der Krieg ließ ihn immer noch nicht los, obwohl in Rom eine andere Art von Krieg geführt wurden, der umso heimtückischer und grausamer sein konnte. "Keine Sorge, das cingulum trage ich noch aber in Rom muss man ein paar Richtlinien beachten, alter Freund," erklärte Verus weiter, um die merkliche Unsicherheit seines Gegenübers aufzulösen, da die Prätorianer doch anders waren als andere Einheiten. Veurs wusste, dass ein altgedienter Veteran, wie Licinus von der stadt-römischen Arbeit überfordert war und nicht ganz mit den vereinfachten aber andersartigen Prozeduren zurecht kommen würde. "Ach'," machte der Trecenarius und nickte Licinus feste zu. "Dein tapferes Angesicht hält schon genug Leute davon ab, dich unnötig anzusprechen. Du hast diesen typischen Legionärsausdruck, der normale Menschen ohnehin von dir fernhält aber mir sagt man das auch nach...," scherzte der Altgediente und sein salziges Lächeln wandelte sich tatsächlich in ein freundliches. Endlich war ein brauchbarer Mann eingetroffen. Verus nahm die Hand von der Schulter zurück, um diese zur zweiten Hand an die vitis zu führen. Dieser Rebstock war eine gute Handablage und man konnte seine Hände damit gut beschäftigen. "Es läuft nicht alles anders. Nur müssen wir ein wenig ziviler auftreten aber das werde ich dir noch erklären aber nicht hier," begann die missmutige Geheimniskrämerei der Prätorianer direkt am Tor. Verus erschien das sinnvoll, nicht alles in der Öffentlichkeit breit zu treten. "Du meldest dich am Besten beim Tribun Iunius, der macht neuerdings die Schreibarbeit und Dienstpläne," war die knappe Antwort, denn so sehr kannte er den Neuen noch nicht und noch war kein wirkliches Vertrauen da, weil eben jene geheimen Riten fehlten, die einen Prätorianer erst zu einem echten Prätorianer machten. "Aber keine Sorge, deine Rüstung wird nicht ganz verstauben," versicherte Verus und lachte erneut auf, um dann mit seiner vitis durch das Tor zeigen. "Dort wartet dein Ehrengeleit. Ich habe meine Statores und Speculatores antreten lassen, um dich gewohnt zu begrüßen," sagte der Offizier und wandte sich dann um. Hinter dem Tor standen tatsächlich über 300 Hundert Mann in Paradeaufmachung, abgesetzt mit ihren jeweiligen Centurionen, die Verus direkt unterstanden. "Du kannst die Reihen gerne abschreiten," erklärte Verus, der sich dann kurz aufplusterte und tief Luft einsog, um folgenden Befehl lautstark in Centurio-Art zu brüllen: "Zur Begrüßung des neuen Princeps Praetorii, Achtung! Haltung!"

    Wieder stellte er Forderungen. "Wir entscheiden, was wir dir geben und wann wir es dir geben, Tolmides." - musste der Trecenarius feststellen, damit das geschundene Gegenüber verstand, in wessen Händen er sich befand. Gnade kannten die Prätorianer nicht, sondern nur Abhänigkeiten. Entweder man erbrachte seine Funktion oder eben nicht. Was dann folgte, war vielen nicht immer klar aber es war nicht selten grausam. "Du wirst, sofern du gut mit uns zusammenarbeitest, den Namen erhalten und natürlich auch eine gewisse Summe an Gold," versicherte Verus, wie es üblich im Geschäft war. "Die Wahrheit ist bekannt und es hat dich nicht zu kümmern, warum wir deine Fähigkeiten verwenden wollen," drohte Verus mit fester Stimme. Denn die echten Geheimnisse würde er sicherlich nicht verraten. Nicht an eine Person, wie Tolmides. Die Prätorianer lebten davon, dass sie Kontrolle ausübten und die Kontrolle über die gegebenen Informationen war entscheidend. Aus diesem Grund unterhielten die Prätorianer auch eigene Bordelle über Mittelsmänner. "Du wirst dein Netzwerk nutzen, um die Christen zu diskreditieren und wirst einer Kommission und uns Christen liefern. Die Christen sind eine gefährliche Bedrohung für Rom," offenbarte der Trecenarius nun die Agenda, die die Prätorianer verfolgten, um ihre eigene Macht zu sichern. Rom brauchte neue Feinde. Und in geheimen Absprachen und Besprechungen waren die Prätorianer auf den irrigen Weg des neuen Sündenbocks gekommen, der mit Sicherheit ihre Arbeit vermehren aber auch leichter machen würde. Eine ordentliche politische Verfolgung schaffte eine enorme Machtbasis für ihren Apparat. Die Gelegenheit war günstig.

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    Original von Lucius Iunius Silanus
    "Ich verstehe. Wann wird die Initiation stattfinden und wie viel Zeit sollte ich dafür einplanen?"


    Der Iunier hatte zwar noch weitere Fragen die vor allem den Inhalt und den Ablauf dieser Initiation betrafen, allerdings machte der Trecenarius bereits jetzt so wortkarge und geheimnisvolle Aussagen, dass es vermutlich nicht viel Sinn machte ihn da um weitere Details zu bitten. Silanus musste sich anscheinend also einfach darauf einlassen und abwarten, was da genau auf ihn zu kam. Zumindest war der Praefectus anwesend. Da dieser ein sehr gefragter Mann war, ging der Iunier davon aus, dass der Initiationsritus nicht länger als einen halben Tag oder einen Abend dauern würde. Gespannt wartete er daher auf die Bestätigung seiner Annahmen durch den Trecenarius.



    Verus überlegte für eine Sekunde, sortierte ein paar Termine im Hinterkopf und antwortete dann mit kühler Stimme: "Sobald der neue Princeps Praetorii eingetroffen ist, werde ich die Rituale und Riten vorbereiten lassen. Sie beginnen recht spontan, da ein wesentlicher Bestandteil eben jene Spontanität ist. Einfache Soldaten werden sogar aus ihren Stuben gerissen, um sie überraschend den Riten auszusetzen." Genau dies würde er jedoch den Offizieren ersparen, so dass sie ein wenig Planungssicherheit hatten. "Wichtig ist, dass du bereit bist einen Eid vor Mars Ultor als Evocati abzulegen und dafür solltest du drei Tage einplanen," offenbarte Verus schon einmal einen Teil der Riten, die komplex gestaffelt waren. Einer der beiden Präfekten wäre erst beim Kult anwesend und beim darauffolgenden Festmahl der Prätorianer. Aber das musste der Tribun noch nicht wissen.

    Verus geheimen Augen hatten ihn natürlich zeitnah über die Ankunft des neuen Princeps Praetorii informiert. Es war ihm ein persönliches Anliegen seinen alten Kameraden der Secunda zu begrüßen und natürlich in die geheimen Geschäfte der Prätorianer einzuführen. Verus war ein Mann der großen Geheimnisse geworden, so dass er solcherlei Dinge gerne persönlich erledigte und weitesgehend auf Mittelsmänner verzichtete. Seine Agenda lag mitunter auch nicht im Interesse der Reichen und Mächtigen aber stets im Interesse der Prätorianer. Verus war mit Sicherheit kein guter Römer, aber mit Sicherheit ein guter Prätorianer, trotz seiner emotionalen Belastung und seinem schwachen Selbstbild. In ziviler Aufmachung, nur mit festen Offizierstiefeln an den Füßen und seinem Vitis in Händen trat er an das Tor, gefolgt von seinen zwei Adlati, die ihm stets als Leibwächter und Gehilfen dienten. Verus trug noch nicht einmal das cingulum, sondern war nur mit jenem lorum (Schwergurt) bewaffnet, welcher links getragen ein verziertes Gladius hielt. Daneben baumelte ein schwarzer Knüppel, der das Zeichen der Prätorianer am Knauf trug. Ohne Lächeln aber mit ausdruckslosem Gesicht trat er durch das Tor, hielt die Wachen zurück, um Licinus persönlich zu begrüßen. "Salve," rief der altgediente Veteran zu seinem einstigen Präfekten, der nun mit ihm gleichrangig war. Die beiden Leibwächter folgten, als Verus direkt vor den Iulius trat. Kurz beäugte er den Präfekten, der noch immer nicht ganz von seiner Secunda lassen konnte. Zumindest schrie seine Aufmachung nach Legionär. Alleine die Ehrenzeichen auf seiner Brust verrieten einen gewissen Stolz auf die Vergangenheit. "Wie ich sehe bringst du deine Sammlung mit," scherzte Verus soldatisch und rang sich ein salziges Lächeln ab. "Meine Ehrenzeichensammlung liegt in meiner Stube," meinte der Trecenarius, nicht abwertend aber anmerkend. Immerhin hatten die beiden eine kleine bis große Vorgeschichte, die oft kamerschaftlich war aber auch ein oder zwei Streitpunkte umfasste. Dennoch achtete Verus diesen Iulius sehr und hatte ja auch diesem Grund dafür gesorgt, dass der Präfekt zu den Prätorianern versetzt wurde. Verus brauchte gute Leute für die neue Agenda.

    Müde, ausgelaugt und erschöpft näherte sich Verus, der nicht minder geschlagen durch die Umstände war. Seine Augen waren unruhig und traurig. Er wusste, dass dieses Gespräch nicht nur heikel werden würde. Die Sachlage war verfahren, mehr als das sogar. Wenn Luna schwanger war, bedeutete dies einiges an Arbeit aber Verus war bereit diese Arbeit zu leisten. Ein Bastard war in seinen Augen keine Verfehlung und würde sich mit einigen römischen Tricks auch zu seinen Gunsten verändern lassen. Aber leider dachte Luna in römischen Dingen sehr engstirnig und hatte nicht die Erfahrung eines Trecenarius, der schon allerhand Recht verbogen hatte. Verus ahnte, dass Luna davon belastet war, da sie der Familie keinen Kummer bereiten wollte. Mit mutigen Schritten trat Verus in den geheimen Garten, um sich seiner Geliebten und dieser göttlichen Pflicht der Vaterschaft zu stellen. Für Verus war dieses Kind das einzig Gute, was er je hervorgebracht hatte. Er würde nicht wollen, dass Luna einen menschlichen Fehler beging.

    Was machte Verus eigentlich hier? Er war sich unsicher, ob seine Anwesendheit zielführend war. Denn neben dem religiösen Anlass, fürchtete Verus, dass er selbst nicht entsprechende soziale Fähigkeiten besaß, um auf einem Fest dieser Art entsprechend seine Selbstdarstellung zu pflegen. Eben jene Selbstdarstellung lag ihm nicht. Er sah solche Feste als lästige Pflicht seines Amtes, um Informationen zu generieren und den "Druck" der Prätorianer gegenüber der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten. In diesem Sinne war es reine Arbeit und somit agierte Verus auch recht steif und gelenkt.


    Verus hatte sich also auf einen abseitigen Sedes zurückgezogen, um die Gäste mit kalten Augen zu beobachten. Der Trecenarius bemerkte die Sklavin, die er zu eben jener gemacht hatte. Mitgefühl keimte vorsichtig auf und Verus wollte der geschundenen Frau nicht erneut in schlechter Absicht eine Achtlosigkeit schenken. Jetzt war sie nicht mehr wichtig und so konnte sich Verus ein wenig Menschlichkeit erlauben, da die Causa Morrigan abgeschlossen war. Sie hatte ihren neuen Platz gefunden und Verus konnte endlich die Akten schließen. "Nein, danke," sagte Verus und nickte ihr im Versuch vertrauensvoll zu, so dass seine Augen an Frost verloren. Trotzdessen würde er von einer Person, der er derartiges Leid angetan hatte, keine Speisen annehmen. Giftmord war immer eine Möglichkeit der Rache. Ein Hauch Paranoia legte sich in seine Augen, die versuchten ihr Mitgefühl zu zeigen.

    Plato rieb sich mit seiner flachen Hand über das alte Gesicht, während sich sein neuer Handlanger näherte und zu ihm setzte. "Salve," grüßte der Mittelsmann der Prätorianer gelangweilt, da der heutige Tag eigentlich ohne Arbeit enden sollte. Das Geschäft wurde auch für den Alten immer mehr zur Last. "Die Geschäfte hören nie auf," verlautbarte Plato mit einer gewissen Reue, denn ihm war längst klar, dass der neue Trecenarius eine Agenda verfolgte, die Rom zumindest verändern könnte. Und zudem waren diese Geschäft nie wirklich beendet, da es für die Prätorianer immer Feinde gab. Der neue Trecenarius sah nicht nur überall Feinde, sondern war auch bereit diese zu erschaffen. Plato wusste, dass Rom stets Feinde brauchte, um zu überleben, wie jeder Staat. Staaten waren Herrschaftskonstrukte, die mit Ängsten und falschen Sicherheiten arbeiten mussten, um ihre Macht zu erhalten, die auf Illusion und System baute. Abhängigkeiten waren der Schlüssel zu einem stabilen Staat und auch diese Abhängigkeiten benutzte Plato, auch wenn er selbst abhängig vom Trecenarius war. "Ich denke, dass du unseren neuen Eintopf probieren solltest," sagte Plato und hob die Hand, damit die Wirtin aus der Küchen den Spezial-Eintopf mit Sondereinlage brachte. Albus würde erneut einen Zifferstein darin finden. Wenigstens war der Neue ein brauchbarer Diener der prätorianischen Sache.

    Das Auflachen des Petronius missfiel Verus erheblich, da es die gefühlte Macht der Prätorianer untergrub und der Arbeit einen gewissen Ernst nahm. Man lachte nicht über die Prätorianer.


    "Eine Frau in einem öffentlichen Amt ist keine abstruse Verdächtigung, sondern ein Sakrileg, Petronius. Unsere Vorväter haben aus gutem Grund Frauen von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Wir haben das getan, was jeder gute Römer tun würde, um eine neue Königsherrschaft zu verhindern. Frauen neigen zu impulsiven Verhalten, sind weibisch und mit Sicherheit nicht geeignet ein Amt mit großer Tragweite wahrzunehmen," warnte Verus offen vor diesen modernen weibischen Einflüssen, die der Petronius wohl gut zu heißen schien.


    "Eine Frau in einem öffentlichen Amt gefährdet die res publica, da sie aus emotionalen Gründen anders entscheiden wird, als es ein Mann tun würde. Die Götter haben uns getrennt geschaffen, damit jede Person an ihrem Platz einen geeigneten Dienst verrichtet. Sergia Fausta ist ein Beispiel für Impulsivität, Narzissmus und emotionale Befindlichkeiten, die einem Amt nicht zuträglich sind. Sie pflegt noch nicht einmal die römische Zurückhaltung und protzt mit Ämtern und Titeln, die ihr nicht hätten zustehen dürfen. Dieses Gehabe musste uns als staatsschützende Institution veranlassen, diese Frau zu überprüfen und - um ehrlich zu sein- einer Frau in Amt ist alles zu zutrauen. Dennoch hat sich unser Verdacht nicht bestätigt, so denn nur die moralische Verwerflichkeit einer Frau in Position bleibt und wenn der wohlwissende Kaiser die Ahnen derartig verachtet, dass er Frauen derartig fördert und unterstützt, dann bricht er mit der res publica aber leider haben wir ein Dilemma in diesem Staat. Der Augustus unterstützt Frauen in Ämtern, während wir wahrhaftigen Römer, Frauen in Ämtern ablehnen. Ich kann aufgrund meines Eides nicht gegen den Augustus sprechen aber möchte auch nicht diese Narretei unterstützen, dass Frauen geeignet für Ämter sind. Die res publica war immer eine Sache von Entscheidungen und Beschlüssen, in diesem Sinne muss ich mich dem weisen Ratsschluss des Senats und des Kaisers beugen, dass Frauen Ämter für die res publica tragen können. Nur sei gewarnt, Petronius, auch dein Amt und Posten können derartig von einer Frau belegt werden, wenn sie schon am Kaiserhof tätig sein können. Möchtest du unter einer Frau dienen?" Verus beugte sich vor, da nun ein Kernthema der römischen Welt berührt war und er nicht anders konnte als dieses Sakrileg aufzudecken.


    "Abtrus ist in einem Staate, wo Frauen höchste staatliche Ämter erreichen können, nichts mehr, Petronius," schloss Verus mit einem zornigen Funkeln in den Augen ab, da für Verus tatsächlich eine Gefahr von Frauen, wie Iunia Axilla, neue Ritterin, und Sergia Fausta, ehemalige procuratrix ausgingen. Eine Lächerlichkeit war es, dass Frauen einen Wehrstand erreichen konnten. Rom war von tatkräftigen Männern gegründet worden, unterstützt von starken Frauen, die ihre Rolle kannten. Ein Staat, der sich weibisch machte, wurde letztlich schnell untergehen. Verus als Soldat stand da auf einem festen Standpunkt. Als sich der Tribun mit verschränkten Armen zurücklehnte, blickte Verus zutiefst beunruhigt zum Konsul.

    Scheinbar verfehlte die Drohung ihre Wirkung. Verus musste seine Strategie ändern, was ihm zwar gelang aber sie kostete einiges, so dass der Prätorianer innerlich grummelte. Es bedeutete nämlich, dass er seine Machtposition zugunsten eines neuen Handels aufgeben musste. Zwar verloren die Prätorianer nicht wirklich aber er selbst würde sich demütigen müssen. Und Verus demütigte sich ungerne, da er sich inzwischen an diese Position gewöhnt hatte. Doch in dieser Sekunde erkannte der kluge Mann, der Verus nun mal war, dass er sich schändlich verraten hatte. Demütig würde er seine Aufgabe erfüllen müssen, damit dem Geschäft kein Schaden entstandt. Man dürfte sich selbst nicht aus der Gleichung ausschließen, sondern musste sich selbst auch als Objekt begreifen. Auch der Trecenarius war nur eine Funktion von vielen. Verus nickte einem imaginären Vorgesetzten zu, ganz an Menecrates vorbei, so dass er sein eigenes Urteil jetzt akzeptierte. Wenigstens war dieses Kuriosum heilsam für Verus, der endlich einen emotionalen Konsul erblicken, der mehr Menschlichkeit zeigte als Verus in den letzten Monaten. Die Erinnerung an diesen Gesten, wenn auch wütender Natur, war etwas, was der Prätorianer vermisste. Er würde so gerne wieder etwas fühlen, was nicht so taub und abgemildert war. Verus Leben war ferngesteuert und leblos. "Gut, das Geld wird bereitgestellt," war die knappe Antwort, die die vergangene Drohung schlicht umgang. Ohne lange nachzudenken, kam Verus die alte Sitte der concordia in den Sinn, die üblich in Streitfallen war, die nicht gerichtsfähiger Natur waren oder zumindest außerhalb der sella geregelt werden sollten. "Ich kann dir von Bürger zu Bürger den alten Eintrachtseid der concordia in deren Tempel anbieten, wo wir uns beide zum Frieden und achtsamen Handlungen verpflichten. Ich würde dort als Trecenarius einen Eid in deinem Beisein ablegen, der uns vor den Göttern eine Friedenspflicht bindet, die du ebenfalls durch einen Eid mir gegenüber bestätigst. Es würde eine Geste des Friedens und Vertrauens sein, die gleichsam einer öffentlichen Entschuldigung ist, da wir jenes Konkordium bilden," sagte Verus und meinte dies durchaus ernst, da diese Eide wirklich eine große Sache waren und auch eine gewisse Politik verbanden. Rom baute auf seine Religion und seine Eide. Eidfähigkeit war ein entscheidender Faktor im Vertragswesen und auch wenn Verus nicht wirklich glaubte, war er sehr wohl an seiner Eidfähigkeit interessierte, da ein Eid nicht achtlos gebrochen werden konnte, ohne diese Fähigkeit zu verlieren. Ein Soldat wäre ohne Eidesfähigkeit nicht dienstfähig. Insofern war dies ein wirkliches ernsts Entschuldigungsangebot, auch wenn Menecrates in concordischer Sitte dem Trecenarius entsprechend entgegenkommen musste, um den Frieden nicht zu gefährden. Also schloss dieser für sich auch Handlungen gegen den Tiberius aus. Concordia verlangte gelebte Eintracht, wenn der Eid gesprochen war. Auch wenn diese Eintracht nicht im Sinne einer dauerhaften Harmonie und Freundschaft zu sehen war, sondern viel mehr in einem geordneten Frieden zweier Bürger.

    Eine lange Nacht schien sich über das Leben des einstigen Aufrechten zu legen, der sich nach einer Zeit sehnte, die mit Wundern gesegnet war und nicht so seltsam verdammt und jeder Magie beraubt war. Unter ihm schien die Erde zu beben, während in die ewigen Feuer riefen, die allen galten, die sich gegen die Welten versündigt hatten. Verus wollte sich nicht verdammen, sich und andere verderben aber scheinbar ließ ihm das Schicksal keine Wahl. Er war längst Gefangener seiner eigenen Zeit und musste diese lange Nacht ertragen, während er reumütig an den Abschied dachte, dem er seinem alten Leben gab. Verus wollte ein guter Mensch sein, doch war es Soldat niemals gewesen. Er war ein guter Soldat und somit ein schlechter Mensch, da er stets Befehl vor sein Herz stellte. Ein Soldat kannte den Tod als Freund, während ein Mensch den Tod fürchtete. Manchmal ersehnte Verus sogar den Tod, da dieser ein angenehmes Leichentuch über sein verdammtes Leben legte, welches kaum noch zu lenken war, denn stets entschieden andere für ihn. Er löste die Umarmung, blickte nachdenklich ins Gesicht seines Bruders, während er seine alten tiberischen Züge in seinem Angesicht erkannte. Nero war ganz und gar ein Tiberius mit den gleichen Augen seiner Vorväter. Er hatte aber noch nicht gesehen, was Rom wirklich war. Nero verstand nicht, was Verus nun war. Ein Herzschlag durchfuhr Verus Körper, während sein Innerstes nach etwas rief, was niemand geben konnte. "Titus befindet sich auf einer gelehrsamen Reise, um seine Redekunst zu schulen. Er war immer mehr ein Schauspieler und stellte mehr sein Können zur Schau, als es wirklich zu beweisen," leistete Verus sich Wahrheit im Angesicht seines Bruders, der mehr Tatkraft besaß als Titus, der sich mal wieder verloren hatte und trotz treuer Worte nichts beweisen konnte. "Die Götter haben uns ohnehin verlassen, Nero," dachte Verus laut nach und bewieß damit eine gewisse Traurigkeit. Verus wollte nicht, das die Götter sie verließen aber alles in seinem Leben schien so gottlos und leer.


    "Ich brauche dich als Mann im Senat, der unserer Familie wieder zu einem Klang in Rom verhilft. Weg von diesem grausamen Getuschel, dass wir die Kaisermörder wären," offenbarte der Ältere die Pläne, die er als Ersatz-Vater treffen musste. Das große Haus Tiberius musste gerettet werden, damit so viele nicht umsonst gefallen waren. Auch wenn Durus versagt hatte, musste er das Ruder herumreißen, damit ein Geschlecht nicht einfach verschwand; ohne Gegenwehr. "Titus hat sich um nichts gekümmert," resignierte Verus und seufzte, während seine Augen fest in die Augen seines Bruders fielen. Immerhin Nero war hier, was ein gutes Zeichen war, dass wenigstens etwas gelingen konnte in seinem verkorksten Leben. "Du gehst in die Politik. Ich habe als Trecenarius genügend Gelder, die ich dir und deinem Wahlkampf zukommen lassen kann. Neben diversen anderen Hilfen," deutete der Tiberius und gleichsam mächtiger Offizier an. Er würde nicht konkret werden aber wenn Nero klug genug war, würde er wissen, was ein Trecenarius bewerkstelligen konnte, um einem Mann zu helfen. "Kontakte sind nicht das Problem. Ich habe genug Kontakte und ich werde dich einem wunderbaren Mann vorstellen, der sicherlich mich nicht ausstehen kann aber um genügend Beziehungen verfügt und ich will gleichsam die Beziehung zu diesem Mann verbessern, da sie ein wenig aus Geschäftsgründen gelitten hat," deutete Verus abermals an und meinte damit natürlich den noch amtierenden Konsul Claudius, der in enger Beziehung zu den Prätorianern stand, wenn auch unwillig. Verus glaubte tatsächlich mit dieser anti-zyklischen Strategie Erfolg haben zu können, da Claudius Menecrates keinen Groll gegen die Tiberii hegte, sondern nur gegen die Prätorianer und somit konnte Verus vielleicht Nero unterbringen, wenn Menecrates hoffte darüber Verus zu kontrollieren. Es war sehr römisch gedacht und auch die damit verbundenen Fallstricke. "Wir haben leider keine Bündnisse in Aussicht," offenbarte der leidtragende Tiberius seinem Bruder und auch die Nachfrage zu einer Ehe durchbrach ein wenig den Schutzschild des Mannes, der nicht wirklich Glück in diesen Dingen hatte aber wenigstens hatte er Luna als seine geheime Partnerin, beziehungsweise als offensichtliche Konkubine. "Ich denke, dass ich als Trecenarius nicht die Wunschpartie in Rom bin, Nero. Ich werde eher gefürchtet und kein Mann gibt seine Tochter freiwillig in die Hände eines solchen Mannes, der für den Kaiser im Zweifel meucheln muss," resignierte Verus ein wenig und ließ den Kopf hängen. Was Nero nicht wissen konnte, dass Verus in der Tat an einem Erbe arbeitete, aber nicht auf die übliche Art und Weise, sondern Luna und Verus taten, was Liebespaare eben taten. "Ich denke diese Ehre fällt auch dir zu," scherzte der Trecenarius bitter und blickte wieder auf.

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    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    [...]


    Der Claudius schien dennoch geneigt, die Ermittlungen der Praetorianer zu überprüfen, weshalb sein Quaestor beflissen diesbezügliche Fragen hinzufügte:
    "Auf welcher Grundlage konnten die Verdachtsmomente gegen die Zeugin zerstreut werden?"
    Diese Frage wandte sich an die Adresse des Trecenarius, während die folgende an die Sergia selbst ging:
    "Und was konntest du den Cohortes Praetoriae hinsichtlich der Verstrickung deines Ianitor berichten?"


    Verus ließ sich Zeit, lauschte seinen eigenen Gedanken, die nicht minder unruhig waren. Immer wieder sprangen seine Erinnerungen zurück an grausame Erfahrungen seines Dienstes. "Sergia Fausta arbeitet vollumfänglich mit uns zusammen," sprach der Trecenarius eine Wahrheit aus, um die Anwesenden spüren zu lassen, dass er nicht durchweg gegen die Wahrheit arbeitete, sondern diese auch nutzen konnte. Zudem wollte er allen zeigen, wem Sergia Fausta gehörte. Sie war durch die Prätorianer in Bearbeitung geraten, so denn auch die Prätorianer schlussendlich über sie entschieden. Wenn sie funktionierte, lebte sie und wenn sie nicht funktionierte, ... würde sich eine besondere Lösung finden lassen. "Indem sie uns entsprechende Namen nannte, ihre Sklaven übergab und sich offen zeigte, konnten wichtige Fragen im Zusammenhang mit ihrem Hause geklärt werden," meinte Verus noch immer nicht ganz klar und hielt mit dem wahren Grund selbstverständlich zurück. Prätorianer zeigten nur widerwillig alle Karten. "Der Verdacht entstand natürlich aufgrund ihres nicht sittsamen Lebensweges, einem Weg für eine Frau, der nicht den mos maiores entspricht und natürlich für eine Frau typisch mit gewissen Befindlichkeiten einherging, die ihre Verwaltungsausübung überschatteten. So entstanden Fehler im Umgang mit Personal, Sklaven und wichtigen Sachfragen, so denn wir annehmen mussten, dass sie gezielt einen Aufstand nutzen wollte, um ihre eigene Position auszubauen," erklärte der Trecenarius mit einem beißenden Unterton, da er selbst Frauen in Machtpositionen öffentlicher Natur ablehnte. Es war nicht römisch. Und würde wahrscheinlich in seinen Augen auch nie römisch werden. Insgeheim verfluchte er sogar Frauen in Ämtern, da diese in den Augen der Götter eine Schande sein musste und vielleicht war dies der Grund für den Aufstand gewesen, dass sich Rom von den Ahnen entfernt hatte. "Wir dachten sogar, da sie sich entsprechend aufführte, dass sie KÖNIGIN sein wollte, so dass im Eifer dieses Bruches mit den Gebräuchen, auch wir Prätorianer Schlimmstes annahmen, auch weil ihr Name genannt wurde aber dieser Verdacht zerschlug sich schließlich im Vergleich mit anderen Zeugen und den Aussagen von Sklaven," erweiterte Verus seine Wortwahl aber betonte das Wort Königin besonders, um den verwerflichen Karriereweg für eine Frau aufzuzeigen. "Sie ist sicherlich keine hingebungsvolle Römerin nach den Sitten aber auch keine Feindin Roms. Eine Frau in öffentlichen Ämtern ist mit Sicherheit immer noch etwas, was nicht im Sinne der Vorväter ist aber nichts zur Sachfrage beiträgt, ob sie am Aufstand beteiligt war. Vielleicht waren ihre weibischen Entscheidungen als procuratrix für einen kleinen Teil verantwortlich aber diese Frage lässt sich nun nicht mehr erarbeiten, so denn wir als Ermittler zum Schluss kommen müssen, dass Sergia Fausta unbeteiligt sein könnte," schloss Verus ab und blickte unberührt zum Konsul.

    Dieser Mann war süffisant, selbstgerecht und unaufgeschlossen im Umgang. Seine Stimme durchschnitt die feine Vernunft des Trecenarius, der Selbstgerechtigkeit als Fatalität empfand. "Ich würde deine Worte weiser wählen," drohte Verus und nahm den Knüppel wieder zurück, um diesen mit einem behutsamen Schlag der Unterkante durch das Gesicht seines Gegenübers zu führen. Ein sanfter aber zielgerichteter Schlag, der nur eine Warnung sein sollte und nicht mit voller Wucht ausgeführt wurde. Ein Schlag mit voller Intensität hätte den Kiefer gebrochen oder schwerste Gesichtsverletzungen hervorgerufen, so blieb wohl nur ein leicht taubes Gefühl und eine Schwellung der Wange. Verus hatte Erfahrung mit dieser Waffe und hatte schon viele Menschen derartig bearbeitet. Er wusste, wohin er schlagen konnte und wie. "Wertvoll bist du als Mensch nicht," antwortete Verus bitter, um diese Sache schnell zu erledigen. Diese Ermittlungsarbeit zog an seinem Nervenkostüm. "Ich habe genug von diesem Mann, der uns nur hinhält," trat Verus zurück. "Soll der Tiber seine Geschichten hören," sagte der Trecenarius und ließ seine beiden Handlanger herantreten, die Tolmides packten und aus dem Bett hochrissen. Ein widerständiger Mann, der seinen eigenen Vorteil sah und nicht ausgeliefert war, nützte den Prätorianern wenig. Es musste ein Machtgefälle zu Gunsten der Prätorianer existieren, ansonsten war dieser Mann eine Gefahr für das Geschäft. "Du bist mir vollkommen egal, Tolmides. Vollkommen gleichgültig. Ich bin nur hier, weil dein Leben noch nützlich sein kann," lenkte Verus dann doch ein und wandte sich zurück. Verus hatte genug Lügen erlernten, genug grausames Theater gespielt, um auch in dieser Sache auf den Punkt zu arbeiten. "Ich kenne deine Sorte Mensch. Du kümmerst dich allein, um dich selbst. Rom kümmert dich nicht. Du sammelst Informationen, um Macht auszüben, um ein bedeutsames Ziel zu erreichen. Doch dieses Ziel ist stets verschwommen. Niemals wirklich greifbar, da dein Spiel niemals endet. Es endet niemals, selbst wenn du ein Zwischenziel erreichen magst," erklärte der Trecenarius mit salziger Stimme. "Ich verrate dir ein Geheimnis: Wir kennen dich." Keinerlei emotionale Regung im Gesicht, als er erneut mit seinem Knüppel auf Tolmides zeigte, doch dieses mal war die Geste drastischer. "Du willst ein Geschäft und doch kannst du uns nichts anbieten, was wir nicht ohnehin beschaffen können. Wir kontrollieren diese Stadt," meinte Verus nüchtern und spuckte vor Tolmides auf den Boden, da er einen merkwürdigen Geschmack im Mund hatte. "Du hast ein Netzwerk, ja aber dieses Netzwerk wird auch ohne den Kopf weiter funktionieren und es wird sich ein neuer Singvogel finden lassen. Was denkst du wohl, wie wir dich gefunden haben?" Nun leistete sich Verus doch ein bös-zynisches Lächeln. "Was wir brauchen können, ist allein deine Stimme und deine Lügen. Du kannst so wunderbar lügen," sagte der Trecenarius leiser, damit man Lauschern vorbeugte. "Bist du bereit eine Geschichte zu erzählen?" Verus trat heran und schlug Tolmides auf seinen Unterschenkel, damit ein kräftiger Schlag seinen Körper durchfuhr und er tatsächlich nun Schmerz erfahren konnte, ohne sein Bein nachhaltig zu verletzen. Gewalt war ein wesentlicher Bestandteil der Prätorianer. "Wir wissen, dass du Bürger werden möchtest. Wir können dir anbieten, sofern du uns gut dienst, dass dein Name ein römischer Name wird," bot der Trecenarius nicht ganz gelogen an und hoffte damit, diesen Mann endlich über diese bösartige Frucht zu binden. Tolmides befand sich bereits in der üblichen Darstellung der prätorianischen Macht. Er war ausgeliefert und Verus würde ihn bei Bedarf entsorgen, wenn er nicht den gewünschten Effekt brachte. Der Trecenarius war überaus kaltherzig im Umgang mit seiner Arbeit geworden.

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    Original von Feras
    Eine Taberna wie jede andere die er bis heute kennengelernt hatte. Feras sah nur flüchtig in die Runde und setzte sich an einen der Tische. "Eine Kanne Wein unverdünnt." rief er dem Wirt zu. Es waren seine letzten Sesterzen, die er da gerade auf den Kopf schlug. Wie es morgen weiter ging, darüber machte er sich jetzt keine Gedanken.
    Die Kanne Wein und ein Becher dazu bekam er gebracht. Der Wirt forderte gleich das Geld dafür. Zechpreller gab es immer wieder. Feras zahlte. 6 As blieben übrig. Das reichte Morgen für Brot.
    Der Wein schmeckte nicht sonderlich gut, aber er machte die Welt bunter. Feras trank. Nach dem 5ten Becher war deutlich zu sehen, dass der Wein seine Wirkung entfaltete.
    In der Kanne waren vielleicht noch 2 Becher. Beim Nachschenken verschüttete Feras einen Teil. Er wischte kurz über den Tisch und trank den halb vollen Becher aus. " Bei Epona, ich möchte so saufen können wie mein Hengst Perseus. Ja, das war mein Hengst und der alte Sack hat ihn behalten. Dem werd ich's zeigen. " Der letzte Becher füllte sich. Feras trank in bis zur Hälfte aus und murmelte vor sich hin. " Ein Parther lässt sich sowas nicht gefallen. Mein Messer wird er zu schmecken bekommen." Der letzte Schluck rann durch seine Kehle. " Morgen ist er dran." Das Aufstehen fiel ihm schwer. Er musste sich am Tisch festhalten. " Bis Morgen Römer." Sein erster Schritt war wackelig. Nach und Nach angelte er sich von Tisch zu Tisch in Richtung Tür.



    Ein Parther. Der Erzfeind des römischen Reiches trank in einer abgetarnten Taverna der Prätorianer und drohte mit Meuchelmord durch ein Messer. Natürlich wurden die verdeckten Soldaten hellhörig, als dieser Mann plärrte und rumorte. Schließlich folgten zwei verdeckten Mannen der Schwarzen dem Parther, um seine Schandtat zumindest zu beobachten oder bei Bedarf davon abzuhalten.

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    Original von Vulpis Lupus

    Volusus Pinarius Albus, - Alb


    In den letzten Tagen liefen Albs Geschäfte nicht so gut. Er hatte sich ein wenig verspekuliert und brauchte dringend eine Finanzspritze. Was also war näherliegend als den Alten aufzusuchen.
    Hungrig betrat er die Taberna und bestellte sich beim Wirt einen Eintopf. Heute setzte er sich nicht direkt an den Tisch des Alten, zuerst wollte er die Lage sondieren. Also wählte er seinen Platz so, dass er den Eingang als auch den Alten im Blick hatte. Unauffällig nickte er diesem zu und wartete auf seinen Eintopf. Dabei überlegte er sich, ob sie sich nicht ein Zeichen ausmachen sollte, wenn die Luft nicht rein war.


    Plato las eine Tabula, während er gelegentlich zu einem Tonbecher Wein griff. Er schien von dem Gelesen ganz ergriffen, so dass er seine Mimik vorsichtig verzog. Schließlich legte Plato die Wachstafel vor sich auf dem Tisch ab, um dann diesen merkwürdigen Neuling in seinen Reihen zu erblicken. Dieser Mann, der wirklich um jeden Auftrag zu buhlen schien. Plato, der das Netzwerk betreute, nickte diesem zu, als sich die Blicke kreuzten. Sollte er doch mit seinem Eintopf an Platos Tisch kommen, damit man ein wenig plaudern konnte. Denn Plato war heute in Redelaune, vielleicht nicht über den Beruf aber über das Wetter oder den wunderbaren Tag, der heute ohne Blutvergießen ausgekommen war.