Beiträge von Aulus Tiberius Verus

    Ein Soldat brachte folgende Liste. Verus hatte sich entschlossen, diese Mühlen einem rangniedrigeren Prätorianer zu überlassen.


    Versetzungsgesuch


    Folgende Personen sind unverzüglich zu den Cohortes Praetoriae zu versetzen. Sie müssen zeitnah informiert und entsandt werden. Diese Angelegenheit ist dringlich. Sie haben sich beim Trecenarius in der Castra Praetoria zu melden.


    ~~~


    Miles Titus Acilius Orata, Legio Secunda
    Miles Faustus Poenius Hispanus, Legio Secunda
    Miles Publius Albucius Dentatus, Legio Secunda


    [...] (viele Namen)


    Miles Quintus Helvetius Scaeva, Cohortes Urbanae*



    Verus schickte sich an, seinen geheimen Mitarbeitern einen Besuch abzustatten, jedoch ohne dies anzukündigen oder wirklich mit diesen zu sprechen. Er würde die Geheimhaltung nicht gefährden, dass diese Taverna längst in Hand der Prätorianer war. Es war ein schlichter Kontrollbesuch, indem er einfach seinen Blick schweifen lassen wollte, ob Plato ordentlich seinen Dienst versah. Verus, gekleidet als einfacher Bürger in Leinentunika, trat mit gebückter Haltung ein. Er hatte sich beim Dienstsport verhoben, so dass der Gang schwerfällig war. Dennoch kapitulierte ein echter Prätorianer nicht vor Schmerzen, auch wenn er gut jammern konnte. Plato zeigte sich erschreckt als er das Gesicht seines Kommandanten erkannte aber spielte dies schnell herunter, indem er seinen Eintopf löffelte. Die anderen verdeckten Soldaten der Prätorianer blickten einmal auf, registrierten Verus aber blieben ruhig auf ihren Stühlen, um ihre Suppen und andere Speisen zu vertilgen. Wiederum andere taten beschäftigt, indem sie Wachstafeln lasen oder sich unterhielten. Verus selbst nahm am großen Thresen aus Lehm, welcher weiß verputzt war, Platz. Der Stuhl erleichterte seine Haltung, indem er sich breitbeinig zurücklehnen konnte. "Ah," stöhnte er und hob seine Hand, um die Wirtin herbei zu bestellen, die auch auf der Gehaltsliste der Prätorianer stand. Wenigstens gab es hier gutes Essen. Das wusste er von vielen Kameraden, die hier auch zu Mittag speisten, sofern sie nicht allzu offen als Prätorianer arbeiteten. Dennoch gab es hier auch normale Bürger, wie Handwerker und Händler, die hier zu Speisen pflegten. Eine interessante Mischung ergab sich, die nicht auf Anhieb den wahren Zweck dieser Einrichtung offenbarte.

    Verus lebte längst unter grauen Wolken und nicht einmal eine Zusammenarbeit ohne Zwang konnte diesen Mann erleichtern. Der Trecenarius nickte, merkte sich wichtige Punkte der Aussage, die im Kern bedeutungslos war, da der Senator wenig beisteuern konnte. Viel mehr entlastete er sich selbst. Nicht vervwunderlich bei den Vorwürfen gegen Sergia Fausta. "Für eine Frau hat sie es sehr weit gebracht," kommentierte Verus mit einem zynischen Unterton. Er verbarg nicht, dass er genau jenen Weg überprüfte. "Wir vermuten, dass diese Karriere nicht ganz im Sinne unserer geliebten res publica vollzogen wurde. Ich kann dir keine Ermittlungsgeheimnisse anvertrauen aber sei dir sicher, dass diese Frau durchaus gefährlich ist," warnte Verus nicht ganz unwissend. "Decimus Serapio und Sergia Fausta haben ihre eigene Geschichte, die sich um ein Bindeglied kettet: Senator Iulius Dives," überlegte der Trecenarius offen und blickte fordernd zum Senator. "Einiges ist noch aufzuarbeiten. Nicht nur der jetzige Aufstand, sondern auch Entwicklungen in der Vergangenheit. Sergia Fausta war umtriebig," meinte Verus und lehnte sich sanft zurück, um seine Arme vor der Brust zu verschränken. "Auch dein Adoptivsohn hat eine besondere Geschichte," deutete Verus weiter an aber wurde nicht konkret. "Er hat sich um die Prätorianer verdient gemacht aber einige Entscheidungen erscheinen heute in einem anderen Licht. Dieses Licht wirft leider einen Schatten auf meine jetzige Arbeit, Senator." Verus wollte endlich Klarheit in gewissen Strukturen dieses Imperiums. Er ließ sich ungerne täuschen und blenden von festgelegten Werten. "Entschuldige, dass ich so konkret nachfragen muss," durchbrach er seine Andeutungen, um den Senator erneut emotional zu prüfen. Eine Prüfung, die sich als notwendig erwies, um die weitere Befragung im Sinne der Prätorianer zu führen. "Wie hat Decimus Serapio damals die Durchführung der Hinrichtung von Vinicus Lucianus aufgefasst?" - eine emotionale Frage, da er Serapio unmittelbar mit der Herrschaft des Salinator in Verbindung stand. "Scheinbar reichen die Entwicklungen bis dorthin zurück. Ich muss dies wissen, um zu untersuchen, inwiefern Verbindungen bestehen. Emotionen, wie Hass oder Zorn, zeigen oft sehr drastische Verwicklungen zwischen Menschen." Verus bemühte sich um kalte Sachlichkeit, auch in seiner Wortwahl und Betonung. "Ich möchte ihm keine Verwickelung unterstellen. Dies ist alleine eine Aufklärungsfrage. Die Zeiten damals waren schwierig. Auch meinem Großonkel Tiberius Durus raffte diese Zeit auf Druck des Salinators dahin," wich er ein wenig zurück und ging nicht auf den erzwungenen Suizid seines einstigen Verwandten ein. Dieser Selbstmord war nicht Teil der Untersuchung. "Wobei mir gerade einfällt, dass es auch noch einen Decimus Verus gab, der sich scharmlos bereicherte und Salinator mit Hinweisen versorgte. Vielleicht ist dies die Querverbindung, die ich eigentlich suche...," dachte er bewusst halblaut und blickte vom Decimus weg.

    Was war in seinem Schädel? Wut, Zorn, Trauer, Angst, Mitgefühl und Hass - wollten seinen Verstand übermannen; ihn niederwerfen und sein Bewusstsein zu schlichter Existenz verdammen. Er war hier, verloren unter seinen Eindrücken und konnte nicht entfliehen. Es war alles in seinem Kopf. Der Krieg. Die Prätorianer und auch Rom, was mehr von ihm verlangte, als seine Seele ertragen konnte. Wahnsinn wäre eine Antwort aber selbst dieser versagte im Angesicht dieser blanken Realität. Sein Bruder verstand ihn nicht. Tat seine wirren Gedanken, die in einem Versuch der Bändigung, niedergeschrieben waren, als Witz ab. Dieser flappsige Spruch zerstörte die Hoffnung, dass seine Familie Zuflucht sein konnte. Ja, er hatte seinen Bruder eingeladen, um Familie zu sein. Das Haus mit Leben zu füllen und doch verstand sich sein Bruder wieder nur als Patrizier; als Römer, der strebsam Sitten und der Macht anhing. Verus verachtete sich selbst für seinen Zorn, denn er wollte Mitgefühl zeigen. Echte Liebe, nicht nur zu sich und seinen sterbenden Idealen, sondern auch zu seinem Bruder und Luna, deren Nähe ihm stets Zuflucht war. Wenn sie beieinander lagen, sich berührten und sich in die Augen blickten, war dort ein Zuhause; etwas, was für Verus so selten existierte und stets entrissen schien. "Ich werde mir gleich Zeit für dich nehmen, Bruder," antwortete Verus und blickte nicht von Luna auf. Sie brauchte ihn jetzt. Sein Bruder würde betreut werden. Als Soldat hatte Verus gelernt Prioritäten zu setzen. Und Luna war die oberste Priorität in seinem Leben. Was er ihr angetan hatte, trotz tiefer Bindung, schmerzte sein Herz noch immer. Insofern musste er jedes Leid von ihr abwenden. "Wir werden gleich das Essen reichen. Dann können wir sprechen," versicherte er seinem Bruder, der bereits Forderungen stellte und seinem Sklaven ein Zimmer bestellte. Verus ließ dies zu, obwohl er pater familias dieses Hauses war. Immerhin hatte er es - mit Lunas werktätiger Hilfe - erbauen lassen. Insgeheim war es ja auch Lunas Haus, was Nero nicht wissen konnte. Doch das germanische Schwert sprach von alter Hochzeit, fern von hier, nach germanischem Recht. Luna und Verus waren eine Ehe. Eine Liebe, die mehr ertragen hatte, als bloße Existenz. Leid und Hoffnung schmiedete untrennbare Ketten der Sehnsucht.


    Der Medicus, ein alter Mann, deutlich über seine Lebenszeit hinweg, trat sehr langsam auf. Sein zotteliger Bart in grauer Mähne reichte fast bis zur Brust und die Tunika wirkte auch übergroß auf den alten Knochen. Die Altersflecken bedeckten bereits seine Stirn. Verus nahm bereits die Decke entgegen, deckte Luna sanft zu aber ließ ihren Oberkörper frei, damit der Medicus seine Untersuchung durchführen konnte. Verus trat besorgt zurück, indem er mit mühevoller Bewegung aufstand. Immer noch schmerzte seine Kriegsverletzung bei Bewegungen seines Beines. Der Arzt beugte sich über Luna, hauchte sie an und versuchte ihrem Odem zu riechen, wie es in der griechischen Medizin gebräuchlich war. Dann fühlte er ihren Arm, nach jenen Säften, wie Blut und drückte sanft in die Adern, um den Puls zu spüren. Lebensgeister hatte sie noch. Dann öffnete er mit seinen Fingern sanft ihre Augen, um die Pupillen zu betrachten. Ja, auch dort war Bewusstsein. Zumindest war etwas dort. Eine Reaktion erfolgte. Der Medicus handelte ohne Rückfragen, da er bereits störrisch war. Dann betrachtete er ihren Bauch, fühlte mit seiner Hand darüber und drückte sanft hinein. Er nickte und sprach dann mit der Sklavin. "Wie lange hat sie schon diesen Zustand?" - fragte der Medicus und blickte dann zu Verus. Dieser zog beide Schultern hoch. Er wusste von nichts, obwohl er bereits Befürchtungen hatte. "Habt ihr beieinander gelegen, Dominus Tiberius?" - eine konkrete Frage des erfahrenen Arztes, der die jungen Leute kannte und er war bereits öfters hier im Hause gewesen und wusste um den zärtlichen Umgang der beiden. Man war in letzter Zeit sehr aktiv gewesen, was gewisse Stunden anging, so dass Verus dies beauskunften konnte. Natürlich schloss Verus dies vorerst aus aber in seinem Hinterkopf schlug eine Alarmglocke. "Einige Wochen," meinte die Sklavin und versuchte Luna den Becher anzureichen. Verus selbst verschränkte wartend die Arme hinter dem Rücken und blickte nervös zu Luna herab, in deren Nähe er stand. "Ja," antwortete Verus nach einem Moment Bedenkzeit. Der Medicus spürte eine gewisse Verhärtung und seine geübten Finger stellten schnell etwas fest, was bei vielen Frauen in jungen Jahren eine Möglichkeit war. "Ich bin mir noch nicht sicher aber sie könnte schwanger sein. Ich muss noch einige Untersuchungen durchführen, wie die Geschmacksprobe des Urins," meinte der Arzt. Verus selbst weitete seine Augen und der Kiefer klappte herunter. Mist. Das gab jetzt Probleme. Natürlich wollte er immer Vater sein aber ... es war schwierig dies zu erklären.

    Verus stutzte. Dieser Mann war doch recht emotional. War er nicht auch Soldat und hatte gelernt, Emotionen zu lenken und abzutöten? Das Schlachtfeld verzieh keine Emotionen und man musste sich selbst taub machen, um dort zu überleben. Dennoch ließ Verus diese Ausbrüche zu, denn es gab viel über diesen Mann preis. Warum sollte er dies unterbinden? Es stand ihm einerseits nicht zu und andererseits war es eine gute Gelegenheit diesen Mann zu studieren. Cholerische Gründzüge waren ein brauchbares Instrumentarium für die Prätorianer, um eine Person zu erreichen. Verus nickte dem Senator freundlich zu, wobei diese Freundlichkeit so leer war, wie seine Augen, die an Kaltblütigkeit nicht verloren. Er setzte sich auf einen freien Sedes in Sichtnähe. "Genau deshalb bin ich hier," sagte der Trecenarius mit ruhiger Stimme, die so betont ruhig war, dass sie geisterhaft rauschte. Im Allgemeinen hatte Verus eine anti-menschliche und unheimliche Ausstrahlung. "Dennoch kann ich dich beruhigen, dass sich unsere schlimmsten Befürchtungen zu Sergia Fausta zerschlagen haben aber trotzdessen bleibt sie im Fokus. Ihre Geschäfte und Interessen konfrontieren unsere res publica und auch den Kaiser," erklärte Verus und meinte natürlich in erster Linie die Interessen der Prätorianer, die stets mit den Wünschen des Kaisers umschrieben wurden. Nur würde er dies niemals offen zugeben. Die Prätorianer waren ihre eigene Machtbasis und inzwischen schwamm Verus recht gut in diesem Ozean aus Niedertracht, Sachzwängen und Geheimnissen. Wenigstens schien sich dieser Senator von der Sergia zu trennen, so dass diese allein den Prätorianern ausgeliefert war. Es festigte nur die Position des Trecenarius im Umgang mit dieser Frau, was ihn daran erinnerte, demnächst die aktuellen Beobachtungsberichte zu lesen. "Was weißt du über Sergia Fausta? Ich frage bewusst allgemein, damit wir deine Aussage mit unseren Archiven abgleichen können. Rede frei und versuche nichts auszulassen. Ich werde dann konkret nachfragen," begann Verus mit seiner Arbeit, die betont sachlich war. Der Trecenarius gab sich nicht die Blöße einer übersteigerten Emotionalität oder Unsachlichkeit. Sein Geschäft war brutal rational. Berechnend kaltschnäuzig. Er versuchte dabei Augenkontakt mit dem Senator zu halten aber blendete seinen Nebenmann, diesen Iunius Silanus nicht vollens aus. Zeugen waren mitunter nützlich aber auch gefährlich. Verus musste also seine Arbeit geschickt anpassen. Ein Prätorianer konnte jedoch schnell Situationen adaptieren.

    Sim-Off:

    Rückblende - vorherige Zeitebene: vor der Hinrichtung


    Verus führte - äußert argwöhnisch - die Herren der Kommission hinab in das dunkle Verließ der Prätorianer, das recht offen aussprach, welche Geschäfte hier getätigt wurden. Hier und da hörte man ein Wimmern und Wehklagen aus den Zellen. Morbide Soldaten schoben sich vorbei, gaben sogar teilweise grunzende Laute von sich, während sie mühsam die Zellengitter öffneten und schlossen, um die Gefangenen zu sichten. Verus selbst ging vorweg und man erreichte als bald die letzte Zelle des Korridors, wo Varia eingekerkert war. Sie hing an ihren Füßen und Händen gefesselt, in einer sitzenden Position, an der Wand. Die Ketten waren gestrafft und angespannt. Sie konnte sich kaum bewegen. Verus öffnete das Gatter nicht und deutete mit seinen Händen an, dass man sich vor diesem Stahlkonstrukt versammeln musste. "Konsul, du hast das erste Wort," meldete der Trecenarius und zeigte damit an, dass man durch das Gatter sprechen sollte. Er wollte es nicht öffnen. Verus selbst hielt einen Holzknüppel in seinen Händen, um bei Bedarf vor Selbstschutz zu sorgen.

    Verus seufzte, da er dies wieder viel Arbeit bedeuten würde. Varia musste hergerichtet werden, damit die Bearbeitung der Prätorianer nicht allzu erkenntlich wurde. Sachlich betrachtet war dies wieder eine sehr pragtische Arbeit, die aber auch eine Menge Papyrus verlangte. Aber gut, dem Wunsch musste entsprochen werden.


    "In zwei Tagen in der Castra Praetoriae. Ich führe euch direkt zum Kerker der Gefangenen. Sie ist dort angekettet aber ich bitte darum, dass meinen Anweisungen vorort folge zu leisten ist," erklärte der Trecenarius. "Das ist ein Sicherheitsbereich und Varia ist gemeingefährlich."


    Sim-Off:

    Ihr könnt einfach starten. :D

    Mit wuchtigen Schritten trat Verus mit Luna auf seinen Armen ins Atrium. Er wirkte erschöpft und seine Augen wirkten gesenkt. Luna lag still auf seinen Armen, während er sie besorgt, auf einer Bank ablegte. Mit vorsichtigen Händen suchte er zwei Kissen zusammen, um diese unter ihren Kopf zu legen. Er brauchte einen Moment, bis er seinen Bruder bemerkte. Dieser Tag war verwirrend. "Ich brauche Wasser," rief ins Haus und deutete auf Luna, so dass die Sklaven verstanden, um wen es ging. "Und eine Decke. Und einen Arzt. Sucht mir einen Arzt!" Ein Befehlston durchplärrte die steinernen Wände des Hauses. Er kniete sich neben Luna, hielt ihre Hand und blickte dann seitlich zu seinem Bruder. "Nero," begrüßte er seinen jüngeren Bruder mit weniger scharfen Worten. Die Sorge lag in seinem Gesicht. Dann nickte er seinem Sklaven zu, dessen Namen er vergessen hatte. In letzter Zeit litt er an gewisser Amnesie. Einiges verlor zwischen Arbeit und Angst. "Es ist schön dich zu sehen," meinte Verus und blickte dann wieder zu Luna herab. Ihm galt seine Hauptsorge. "Du siehst, dass ich gerade etwas gebunden bin," erklärte der erfahrene Soldat und hoffte, dass sein Bruder die Lage verstehen würde. Verus stieß mit seinem Knie erneut an die Bank und von deren Ende fiel eine Wachstafel herab, die kurz vor die Füße des Tiberius Caudex rutschte.


    Ich als Soldat hatt' hier die Macht, der Hass hat mich um sie gebracht. Nur der Friede war mein Ziel, bis meine Welt zerfiel. Jetzt kann ich nur noch Ohnmacht spür'n, ich wollte doch die Menschen führ'n. Wollt' fürs Volk der Beschützer sein, doch ich bin nichts als Schein. Hier ist nichts so wie anderswo - Man lebt und stirbt wie nirgendwo. Heut', in dieser Schreckensnacht verliert sich meine Macht. Viva Roma, dunkles Roma- Wo jeder ohne Ende hasst, wo Liebe niemals wirklich passt. Hier schreibt der Hass nur das Gesetz. Niemand musst' wählen in dem Streit, man tat's für uns vor langer Zeit. Viva Roma, dunkles Roma.- Das Gift des Hasses floss voll Wut in unser Leben, unser Blut. Für ihre Tat zahl'n sie den Preis, da jeder sich hier schuldig weiß. Es gab hier nie ein Paradies, wir lebten immer im Verlies! Viva Roma.

    Dieses lächerliche Machtgerangel, um Status und Aufmerksamkeit wurde Verus dezent lästig. Scheinbar hatte jeder in dieser Kanzlei seine persönlichen Befindlichkeiten und Statussucht. Verus gierte es nicht nach Status oder Ansehen, sondern wollte schlicht Dinge erledigt haben. Neben seiner herkömmlichen Arbeit als Trecenarius, schien genau dieser Teil recht lästig, da von ihm schnelle Lösungen erwartet wurden aber in diesen Gängen die Langatmigkeit Vorschrift schien. Verus passte nicht an diesen Ort mit seinem kalten Pragmatismus. Immer wieder schien die Kanzlei ihm aktiv Steine in den Weg zu legen. Aus diesem Grund hatte er sich entschieden, wichtige Fragen direkt zu umgehen und in gewisser Eigenregie zu klären, sofern nicht eine Aufforderung des Kaisers notwendig war. Als Trecenarius genoss er ja eine gewisse Losgelöstheit, so dass diese Verwaltungsgänge zu reduzieren waren aber sie würden niemals ganz verschwinden. Insgeheim spielte er bereits mit dem Gedanken, eine Nebenlinie zu etablieren und den Kaiser um eine vorsichtige Erleichterung der Dienstwege zu bitten. Diese Kommunikationswege innerhalb des Palastes hatten sich als Durststrecke erwiesen, da Verus nun von einem Beamten zum Nächsten rennen konnte; und wahrscheinlich von diesem mit einem Antrag zum Nächsten. Und von diesem wieder zu einem anderen. Er kannte das schon. Aus diesem Grund war er ja direkt zum Kopf des Ganzen gelangt, um diese Strecke zu vermeiden. Doch im Kern schien auch dieser an seinem Status, seiner elenden Beamtenseele, festzuhängen. Verus brummte nervös durch seine Nase. Scheinbar lebte die Kanzlei losgelöst von der Welt und war längst bei den Göttern angekommen, so denn diese Aussage des Procuratros als das gedeutet werden konnte. Verus musste seinen Stein erneut auf den Berg rollen. Gab es da nicht einmal eine Sage? Der Trecenarius mühte sich die Gedanken bei Seite zu schieben, um sachlich seine Arbeit zu verrichten. Er würde diese langsamen Mühlen nicht ändern. Nicht der Krieg, nicht die Folterarbeit, schaffte ihn, sondern diese Kanzlei. Durch ständige Wiederholung leerer Prozesse schlauchte sie den gestandenen Kriegsverbrecher. "Wenigstens das klappt unverzüglich," meinte Verus bitter und entfernte sich mit missmutigen Schritten. "Nein, ich bedanke mich," sagte der Prätorianer nüchtern und verabschiedete sich mit einem höflichen Kopfnicken. Das Imperium besiegte sich selbst an den Akten.

    Quo vadis? Eine Frage, die sich Verus oft stellte. Denn immer wieder schien er sich zu verlaufen. Auch in dieser Sache. Der Trecenarius war erstaunt über den schnellen Stimmungswechsel und die Entschuldigung. Nicht, dass dies nicht möglich war aber derartig schnell, lenkte eine Person sachlich ein? Es zeigte sich, dass dieser Senator wohl doch objektiver Argumentation zugänglich war. Natürlich wollte auch Verus Emotionen zeigen, sich sichtbar machen, dass auch er noch etwas fühlte aber seine Tätigkeit hatte ihm dieser Fähigkeit beraubt. Verus war kaltblütig geworden. Auch diese Geschichte war nur ein Vorgang in seinen vielen Berichten und Sachbearbeitungen. Rom verlangte von ihm auch einen Kampf gegen sich selbst. Für Menschlichkeit war da kein Platz. Auch wenn Verus stets noch Mensch war. Interessant war nun, dass Verus nicht bezahlen musste. Objektiv gesehen, hatte er sich gerade ein kleines Vermögen gespart, da die angehäufte Stipendiensumme für Calena eine beachtliche Höhe erreicht hätte. "Danke," sagte Verus betont berührt aber man merkte, dass diese Emotion mechanisch erlernt war. Sie passte nicht zu den kalten Augen, die mehr Krieg als Liebe erlebt hatten. Es war eine Imitation von sozialer Interaktion, wie sie üblich war, für seinesgleiches. Im Umgang, außerhalb sicherer Strukturen, reagierten sie mechanisch, um sich nicht angreifbar zu machen oder eine berechenbarer Reaktion zu erleben. Die Welt und die Gesellschaft waren für diese Schatten ein Ordnungssystem, welches sie mit Hebeln steuern wollten, die sie mit Härte in die Angeln schlugen, um die Welt tanzen zu lassen. Und größtenteils funktionierte ihre kaltherzige Berechnung, da die Menschen sich gerne fügten, solange es Vorteile und Sicherheiten versprach. Verus war nur zu schnell ein echter Prätorianer geworden. Selbst der Kaiser schien sich gelegentlich vor diesem Mann zu gruseln, der so akribisch seine Arbeit erledigte. Eine Arbeit, die selbst in den hohen Kreis als blutig und grausam angesehen wurde. Doch Rom brauchte seine Grausamkeiten. Weil Verus genug gesehen, erlebt hatte, um nun nicht einzubrechen, konnte er seine persönliche Würde zurückstellen. Würde war ein Wert, den er nicht mehr brauchte. Stolz und Würde blockierten notwendige Entscheidungen. Und stets heiligte der Zweck die Mittel. Also mussten eigene Werte, wie diese, zurückstehen. Dieser Mann war defekt als Mensch aber korrekt als Soldat. Seine Haltung und Körpersprache ließen daran keinen Zweifel: ein Militär durch und durch.


    "Ich nehme deine Entschuldigung an und hoffe, dass wir diesen Disput eines Tages sachlich beilegen können. Ebenso möchte ich mich für diese Umstände entschuldigen, die diese Scheidung hinterlassen hat," erklärte Verus nüchtern und nickte Livianus zu, bevor er zu Silanus blickte, um diesen Mann vorläufig zu bewerten. "Ich möchte, dass du weißt, das ich nie gegen die Ehre von Decima Calena agieren wollte. Die Zeit damals war schwierig. Salinator hat es uns allen schwer gemacht," fügte er an und blickte dann wieder zum Senator. "Ich als Tiberius habe immer noch mit dem Ruf, den Tiberius Durus hinterließ, zu kämpfen, so dass mir nur diese Karriere blieb. Und ich habe Dreck gefressen, Senator," leistete er sich nun doch eine Befindlichkeit, damit jeder der beiden Anwesenden verstand, dass sich dieser Mann alles erkämpfen musste. Diese Welt hatte ihn brutal gemacht. Jedoch kehrte sofort wieder jene kalte Ruhe in ihn ein, die ihn so grausam im Umgang mit seinen Delinquenten machte. Die Höflichkeit gebot, dass er nach der Vorstellung seiner Person eine Erwiderung zeigte. "Ich grüße dich, Iunius." Gut, begannen die Herren erneut und Verus war nicht die Person, die dies sabotieren würde. Es machte die Sache leichter. "Sergia Fausta, die Christen und die Sicherheitslage," begann er mit seiner Arbeit, die ihn eigentlich hergeführt hatte. Jedoch würde er einige Dinge reduzieren müssen, da nun ein dritter Mann anwesend war.

    Verdammt. Verus fiel nun auf, dass er diese Damen aus einem ihm dargebrachten Bericht kannte. Seine Spione hatten ihm von diesen Frauen berichtet, weil man einer Person, die man als Borkan erachtete, gefolgt war. Sie hausten und arbeiteten im selben Lupanar, welches er aufgesucht hatte und welches einst Morrigan unterstand. Scheinbar zogen die Seilschaften der Morrigan auf und bedrohten diesen merkwürdigen Komplex, den Verus steuern musste. Hoffentlich wurde nicht sofort nach Morrigan gefragt, denn dann brauchte der Trecenarius eine Notlösung, um dieses Relikt von Problem zu lösen. Zumindest wusste er bereits, dass diese Frauen besonders von seinen Männern umsorgt werden mussten. Man musste sich um sie kümmern, damit keine weiteren Probleme entstanden. Der Komplex musste stehen. Insofern schwieg er und machte eine Geste, dass er mit einer Frage warten würde.

    Man hatte die Spendenkampagne beobachtet und glücklicherweise war sie noch nicht abgeschlossen. So entschied Verus als Trecenarius, dass Morrigan, frisch konditioniert und ausgerichtet, wieder an ihrer Aufgabe teilhaben sollte. Ein Zeichen war gesetzt. Der Verband verbarg das Brandzeichen und die Tunika war frisch sowie sauber. Verus selbst begleitete Morrigan an seiner Hand in eine Nebenstraße, bevor er sie entlassen wollte. "Du wirst dort wieder deiner Arbeit nachgehen. Verteile Spenden," sagte er und schob sie mit beiden Händen aus der Gasse hinaus, damit sie wieder am Alltag teilnehmen konnte, so als ob sie nie weg gewesen war. Er selbst verblieb mit seinen Handlangern in der Straße, um Morrigan auf ihrem Weg noch zu beobachten und dann zeitnah in den Menschenmassen zu verschwinden.

    Ein Herr konnte nur so viel ertragen, wie viel Macht ihm gegeben war. Und Verus ertrug nicht mehr. Dieses arme Geschöpf war nun gebunden, an seine Mächte und doch war dieser Zauber böse. Nicht nur bösartig in seiner Substanz, sondern auch fröstelnd gegenüber dem Urheber. Diese Arbeit erforderte einen großen Tribut. Selbst die Götter schienen sich von Verus abgewendet zu haben, der allein mit seinen dunklen Mächten in den Schatten der Stadt herrschte. Endlich verstand Verus die alte Warnung. Endlich sah er ein, was er geworden war und doch konnte er nicht entkommen. "Morrigan," vergab er ihr wieder einen Namen. "Du wirst dich selbst nur noch als Serva bezeichnen. Du wirst nie wieder deinen Namen nennen. Du bist eine Sklavin Roms. Du brauchst keinen Namen, keine Person, du findest Liebe und Sicherheit in uns; in Rom. Dein Name hat dir nichts als einen Fluch gebracht," erklärte der Trecenarius und setzte sie in ein neues Gebot der Pflicht. "Andere schenken dir einen Namen aber du wirst selbst keinen Namen mehr tragen," forderte die wieder erkaltete Stimme des Schattenmagiers. Es tat ihm leid aber er konnte nicht entkommen. Die Schatten boten ihm keine Erlösung, sondern nur ein Versteck vor der Schuld. "Wir lieben dich," sagte er und richtete sie wieder auf. "Rom liebt dich," erhob er seine Stimme und legte den Arm erneut um sie, um sie fast väterlich aus dem Raum zu führen. "Wir haben wieder eine Aufgabe für dich," floskelte Verus und blickte dann im Gehen zu seinen Handlangern. "Sie braucht eine gleichwertige und neue Tunika," befahl er und führte seine neue sehr loyale Anhängerin aus dem Kerker hinaus. Sie sollte wieder an ihren Einsatzort gebracht werden. Die böse Magie dieses Geschäftes verwirklichte sich.

    Immer wieder das gleiche Problem. Verus schmunzelte, wie ein Haifisch. Diese Bürokratie lähmte seinen Apparat und noch dazu zeigte sich, dass Verus nicht wirklich reiner Schreibtäter war. Er mochte es einfach nicht, dass die Prätorianer derartig eingebremst wurden. Immerhin ging es um den Schutz des Reiches! Oder zumindest um Interessen des Staates. "Ich verstehe," kommentierte er nur und ging dann auf die Frage ein. "Ja, und der Kaiser hat auch bereits seine Zustimmung erteilt. Ich war bei ihm," stellte Verus sauber fest und weitete die Aufforderung, die Liste abzugeben als Genehmigung aus. "Wie steht es eigentlich um die Versetzung von Iulius Licinus, Praefectus Castrorum der Legio Secunda?" Es bot sich gerade Gelegeneheit diesen Vorgang zu klären. Verus musste ja zeitnah Vorbereitungen treffen. "Danke für deine Zeit," fügte der Trecenarius höflich an, um zumindest den Anschein eines zivilen Umgangs zu präsentieren, den er eigentlich verlernt hatte. Seine brutale Arbeit ließ kaum Zeit für Höflichkeiten.

    Verus hatte damit gerechnet, dass dieser damalige Verlust zu einer gewissen Unsachlichkeit im Umgang führen konnte. Er selbst hatte mit Calena abgeschlossen. Ihre Umtriebe und negativen Verhaltensweisen ihm gegenüber haben die einstige Liebe schnell begraben. Ihr letzter Brief, der ihn in Germanien erreicht hatte, war die Krone auf einem Niedergang gewiesen. Nein, er verachtete seine Calena nicht aber sie hatte ihm damals jedes Fundament entzogen. Verus war damals hilflos gewesen und sich zu einem Erretter geflüchtet; jenem Rom und Rom hat ihn geformt, zu einem Eroberer und Soldaten. "Das ist nun unsachlich, Senator," erklärte Verus nüchtern und zeigte keine wirkliche emotionale Regung. "Dennoch möchte ich auf diese emotionale Angelegenheit eingehen," sprach er, wie ein Beamter, der über Getreidelieferungen dozierte. Äußert regungsfrei. Unangenehm war nur, dass dieser Mann Verus Verhöhnung und Verachtung vor einer zweiten Person schenkte. Dies war ehrlos. Auch wenn Verus eine Ehe geschieden hatte, war er immer noch römischer Bürger, Patrizier und Soldat. Verus konnte keine offenen Arme erwarten und tat dies auch nicht. Denn er war längst über diesen Zustand hinaus, von anderen geachtet zu werden. In seiner Arbeit wurde man gefürchtet und selten geachtet. Auf den Schlachtfelder seines Lebens hatte er einen mal gesunden und oft ungesunden Zynismus gefunden. "Ich möchte deine Erinnerung gerne objektivieren." Der Trecenarius konnte nun diese Sache aus dem Feld räumen, da er eigentlich in anderer Sache hier war aber diese Sache konnte er nun wohl vorerst beerdigen, wenn Livianus nicht von seiner feindseligen Position abrückte. Dann würde Verus zu offiziellen Mitteln greifen müssen: einer Vorladung oder Festsetzung. Verus ging bereits in Gedanken diese Möglichkeit durch, da ihn diese emotionale Befindlichkeit störte. Verus war im Umgang mit derartigen Themen inzwischen sehr unterkühlt. (Eine Ausnahme bildete seine Luna und gewisse Teile seines Hauses.) Verus blickte mit leer-kalten Augen zum Senator. "Calena und ich zogen, nachdem uns Salinators Schergen vertrieben haben, nach Rom, um dort Schutz und Fürsorge zu finden. Meine Besitzungen sind mir gestohlen worden und der Kaiser hat bis heute meinen Besitz nur rudimentär wiederherstellen können. Wir waren ohnehin haltlos verarmt. Aufgrund meines Namens fand ich keine Anstellung in der Elite dieser Stadt. Die Tiberii waren immer noch durch Salinator verdammt. Eine senatorische Laufbahn konnte ich Mangels Geld nicht anstreben. Ich hielt uns mit Schreibarbeiten über Wasser. Calena wollte jedoch stets mehr Stand und ... Würde ... , wie sie es nannte," berichtete Verus aus seiner Erinnerung, jedoch deutlich weniger durchzogen Emotionen und Gefühlen. Der Bericht eines Soldaten. "Verprasst habe ich das Geld nicht. Es war schlicht kein Geld da. Und betteln wollte ich nicht. Ein Tiberius bettelt nicht. Ich wäre nicht mit dieser Eigenschaft zum Trecenarius des Kaisers aufgestiegen, wenn ich mit meinen mir anvertrauten Mitteln nicht sorgsam umgehen würde, Senator. Insofern ist dies nur eine zornes-gelenkte Annahme. Die Scheidung war ohnehin notwendig, um Calena freizugeben. Ich hätte das Conubium nach der Ausbildung erhalten, jedoch war sie unzufrieden damit, dass ich ihren Lebensstandard nicht sofort anheben konnte. Streit und Ungemach waren Alltag, bevor ich meinen Dienst antrat," setzte er fort. "Diese Ehe war bereits zerbrochen, auch an dem Fakt, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt unfruchtbar war und wir bis dato noch keinen Erben hatten," gab er eine typisch römische Ausrede von sich, um eine Ehe zu beenden. "Sie kehrte erst vollständig bei dir ein, nachdem ich nach Mantua gezogen bin. Ich schickte Geld. Regelmäßíg und schickte ebenso Briefe. Doch sie antwortete selten und schließlich garnicht mehr. Ihr letzter Brief war... schmerzvoll," sagte Verus. "Und ehrlos war es nicht. Wir haben nach Sitte die Ehe aufgelöst und ich habe keinerlei Ansprüche erhoben. Sie konnte jederzeit auf ein Stipendium hoffen oder neu heiraten. Ich verbitte mir einen derartigen Vorwurf. Ich bin auch bereit, eine Stipendiumablösung an dich zu zahlen, Senator. Es war eine normale Scheidung," stellte er fest und bot gleichsam eine übliche Zahlung an, um die Ehre der Frau freizukaufen.

    "Ach," machte Verus lässig und lächelte bitter. "Ich bin der Trecenarius des Kaisers. Ich bin öfters hier," erklärte er und nickte dem Procurator zu. "Bist du neu?" - fragte er unverblümt und legte dann die Liste auf den Tisch. "Diese Liste an Soldaten muss zu den Prätorianern versetzt werden," forderte er dann und wollte sich nicht lange aufhalten. Er hoffte, dass der Mann die Liste ohne Zutun akzeptieren würde.


    Versetzungsgesuch


    Folgende Personen sind unverzüglich zu den Cohortes Praetoriae zu versetzen. Sie müssen zeitnah informiert und entsandt werden. Diese Angelegenheit ist dringlich. Sie haben sich beim Trecenarius in der Castra Praetoria zu melden.


    ~~~


    Miles Titus Acilius Orata, Legio Secunda
    Miles Faustus Poenius Hispanus, Legio Secunda
    Miles Publius Albucius Dentatus, Legio Secunda


    [...] (viele Namen)


    Miles Quintus Helvetius Scaeva, Cohortes Urbanae*



    Im Gefolge seiner Leibwächter trat Verus höflich aber bestimmt ins tablinum ein. Mit einer Handgeste schickte er seine beiden Soldaten jedoch hinaus, damit diese unweit warteten. Dieses Gespräch war vertraulich, auch wenn er seinen Soldaten vertraute. Erstaunt erblickte er ein weiteres Gesicht im Raum, was die Sachlage schwieriger machte. Er konnte nun nicht so offen Fragen stellen und auch ebenso wenig Informationen preisgeben. Verus atmete ruhig ein und aus, bevor er die Anwesenden grüßte. "Salvete," sagte Verus und verschaffte sich noch etwas Gedenkzeit, indem er sehr langsam weiter in den Raum hineintrat, fast schleichend setzte er Fuß um Fuß. Da fiel es ihm ein. Dieser Mann war ein alter Hofbeamter des Kaisers, der gerade jetzt um eine neue Anstellung ersucht hatte. Seine Lauscher hatten ihm dies berichtet. Die Berichte der Prätorianer verzeichneten jedwede Bewegung am Kaiserhof. Endlich konnte er das Gesicht einorden und nickte beiden Herren aufmerksam zu. "Es ist dringlich," meinte er und hoffte, dass der Senator verstehen würde, dass er vertraulich sprechen wollte. Es war immer sehr unangenehm, auf diese Vertraulichkeit besonders hinweisen zu müssen, weil sie direkt Personen ausschloss und diese gefühlt als nicht-vetrauenswürdig einstufte.

    Verus tauchte persönlich in dieser Amtstube auf und trug eine Wachstafel mit Namen bei sich, die er dem ab Epistulis eindringlich überreichen wolte. Der Kaiser hatte mittelbar die Anforderungen freigegeben, so dass er in dieser Sache zeitnah Pläne umsetzen musste. Er trat nach einem festen Klopfer an der Tür ein. Immerhin bewegte er sich seit Wochen in diesem Palast nach eigenen Wünschen; außer in die kaiserlichen Gemächer. Und selbst in diese ging er gelegentlich, um Sicherheitsinteressen durchzusetzen, da er auch für die Leibwache verantwortlich war.