Beiträge von Aulus Tiberius Verus

    Einige Tage später.


    Verus, inzwischen eingearbeitet aber noch nicht allwissend, trat erneut vor seinen Kaiser, um diesen weiterhin über die Sachlage zu informieren. In ziviler Aufmachung aber in militärischer Pose wartete der Mann. In seinen Händen hielt er einige Tabulae, die überaus beschriftet waren. Scheinbar hatte sich der Mann ausreichend vorbereitet.

    Plato registrierte diesen Vorgang und beurteilte diese fachmännisch ohne Worte. Sein Blick verriet, dass er sich dieses flüchtende Gesicht merken würde. Dieses Geschäft machte er schon zu lange, so dass er gut abschätzen konnte, was vor sich gehen konnte. Eine gesunde Paranoia wachte über ihn. "Ah, mein Maler ist zurück...," sagte er schließlich und wandte seinen Blick wieder zu Cerretanus. "Der Typ ist längst abgehauen, da kannst du dir sicher sein. Er kommt wieder aber das soll uns jetzt nicht kümmern," meinte Plato und zählte für Cerretanus aus einem Säckelchen seinen Lohn ab und stapelte die Münzen auf dem Tisch, damit er sie gut einsehen konnte. "Hat er seine Arbeit gut erledigt," fragte er den stummen Sklaven, der kalt nickte. "Gut," lächelte Plato und deutete auf die abgezählten Münzen. "Dein Lohn!"



    Sim-Off:

    WiSim

    "Jawoll," entgegnete Verus miliärisch und nickte dem Kaiser dann ernstlich zu. "Meine Befehle sind klar und ich werde dir die Tage den ersten mündlichen Bericht mitteilen, inwieweit unsere Maßnahmen greifen," sagte der Geheimdienstchef nüchtern und war bereit durch den Kaiser voerst entlassen zu werden, um mit seinem Tagesdienst zu enden.

    Einige Tage später.


    Wütend riss man das Gatter zur Seite, während drei Männer hinein drängten. Sie trugen eine Tunika bei sich, einen Wascheimer und eine Schere. "Haltet sie fest," schimpfte der eine Soldat bellend, der die Schere hielt. Man würde sie für ihre öffentliche Versklavung vorbereiten. Es war an der Zeit und der Trecenarius hatte bereits entsprechende Protokolle in Gang gesetzt. Bald würde sie dem neuen Konsul überstellt werden. Aber vorerst würde man ihr die Haarpracht entfernen, sie grob waschen und einkleiden, damit das römische Volk nicht durch ihre Unsittlichkeit beeinträchtigt wurde. Zwar war man Nacktheit gewöhnt aber scheinbar rechnete der Trecenarius dieser Frau darüber eine gewisse Magie zu. Diese Magie wollte er verbieten.

    Verus zögerte. Es dauerte, bis er sich eine Antwort zurecht legen konnte. Es fiel ihm schwer, einer Person, die scheinbar keinerlei Eigenschutz besaß, ein Gespräch passend zu seiner Obrigkeit zu vermitteln. "Was ich meine, spielt keine Rolle. Es geht darum, was Rom von dir denken soll," antwortete Verus schließlich, um der Misere zu entkommen. Die Sachlage entwickelte sich zu seinen eigenen Ungunsten. Er hatte auf Antworten gehofft, die sich einer Wahrheit möglichst annäherten aber dieses Gefasek einer eifrig den Tod Suchenden, half ihm nicht weiter, sondern vertiefte nur den Unzustand dieses Falls. Er ahnte bereits, dass dieses Ergebnis nicht ausreichen würde. "Was ich suche ist für meine Herren eine objektiv angenäherte Wahrheit, was wir daraus machen, ist etwas anderes," offenbarte sich Verus, da er bei dieser Frau keinerlei Maske mehr brauchte, da sie ohnehin dme Theater entronnen war. Ihre Bühne war baldig einer grausamer Tod durch fremde Macht.


    "In diesem Konflikt geht es nicht, um deine persönliche Macht oder deine Freiheit. Es geht um eine politische Idee und diese Ideen müssen stets mit Blut erkauft werden. Rom ist eine Idee, ein Schmelztiegel vieler Kulturen, zusammengehalten durch schlichte Macht und Größe. Diese Macht und diese Größe entspringen einer einfach Angst und ich brauche deine Antwort, um dieser Angst dienen zu können," sagte Verus mit einer sanften Geste seiner linken Hand. "Diese Gesellschaft ist eine Waage. Ihre Furcht ist das Gegengewicht. Sie gleicht die Unordnung aus, welche folgen würde, wenn die Freiheit überwiegen würde. Ohne Furcht gäbe es keine Gesellschaft. Wir alle fürchten etwas, Gefangene," erklärte der Geheimdienstchef sachlich und ruhig.


    "Moral, Gewissen und Anstand sind Schlüssel und Ketten in den Händen der Narren. Mein Gewissen ist befreit von der Unvernunft, dass es bedeutung innerhalb der Gesellschaft genießen könnte. Die Menschen interessieren sich nur oberflächlich für Moral, sofern es ihre eigene Lebenswelt betrifft. Moral ist das Konzept eines Wahnsinnigen. Ich halte objektive Vernunft dagegen: Aktion und Reaktion. Du hofft auf eine Erlösung im Tode, doch wirst du dort nichts finden. Du hast nur ihren Alltag gestört und damit ihre Angst sichtbar gemacht. Im Grunde hast du uns einen Dienst erwiesen. Du hast unsere Angst gesteuert, übernommen und uns mehr Macht gegeben als zuvor," argumentierte Verus zynisch. "Wenn wir ein Vakuum schaffen, dass nicht mit erzogenem Verstand zu füllen ist, bleibt Kontrolle über die Leere, wenn wir die Leere mit Angst füllen können, folgen sie brav, um nicht mit ihrem erzogenem Selbst zu kollidieren. Ich mag es selbst nicht. Aber wir alle scheinen keine Wahl zu haben, nicht wahr? Am Ende liege ich genauso tot am Boden, wie du, Gefangene. Wir alle spielen auf, tanzen munter unseren Tanz und verschwinden dann, wie alle anderen von der Bühne. Es wird sich nichts ändern. Niemals. Die Namen ändern sich, die Farben aber der Tanz bleibt stets der selbe zur selben Musik, die monoton unsere Lebenszeit bestimmt. Mit jedem Herzschlag wird unsere Zeit geringer, die uns verbleibt. Mit deinem Leben hast du uns einen großen Dienst erwiesen," schloss Verus diesen Fall ab. Ihm war klar, dass Varia gekonnt Rom gegen sich selbst benutzt hatte aber in diesem Zustand lag ein Zugewinn an Sicherheit. Denn Varia konnte in Wahrheit nichts zerschlagen, sondern nur verbrennen. Aber dieser Brand war eine geeignete Kontrollfunktion für die Gesellschaft. Rom musste stets gelenkt, überwacht und kontrollert werden. Es war seine Aufgabe. In diesem Augenblick fasste Verus den Entschluss, dass die Christianer als Angstfeind herhalten mussten. Es war einfach, denn man kannte sie. Man hatte Listen längst angefertigt und konnte diesem einfach nachgehen. Verus würde nicht zulassen, dass Varia die Kontrolle behielt. Nun übernahmen die Prätorianer. "Weiter im üblichen Verfahren," sagte der Trecenarius, während er hinaus ging und im Korridor verschwand. Siene Gehilfen leisteten nun ihre Arbeit.

    Aufgrund meiner weiterhin vorhandenen Mittelohrentzündung, muss ich meine Aktivität noch etwas länger reduzieren. Zusätzlich habe ich heute auch noch Geburtstag und muss somit auch Geschenke auspacken und Leute empfangen. In diesem Sinne: bis hoffentlich Samstag! (Vielleicht auch früher.)

    Plato ging seinem üblichen Geschäft nach. Er zählte einige Münzen in einen Beutel ab und trank nebensächlich große Schlücke aus einem einfachen Tonbecher. Seine Erscheinung verriet wenig, bis auf eines: er trug das Zeichen der Legionen auf seiner linken Schulter. Die Brandfarbe war leicht verblasst aber noch immer waren die Umrandungen der Buchstaben zu erkennen. Plato war scheinbar ein Legionär oder zumindest hatte er einmal gedient. Schließlich waren die Münzen abgezählt und er hob mit einer ausschweifenden Bewegung die Hand, um den Wirt darauf aufmerksam zu machen, dass er bestellen wollte. "Einen Eintopf mit Brot," bestellte er knapp und wollte sich nun seinen Feierabend verschönern. Das Tagesgeschäft war erledigt. Vorerst. Er konnte ja nicht ahnen, dass er selbst bereits im Blick war.

    Verus nickte. "Ich soll die Botschaft persönlich überbringen. Es gebietet die Ehre, dass ich diese deinem Hausherren oder einem Verwandten übergebe," sagte der Offizier höflich. Denn in dieser Sache wollte er sich keine Blöße geben. Wenn es ihm aufgetragen worden war, diese Nachricht persönlich zu überbringen, dann würde er das auch tun. Mit aller Hingabe eines römischen Kameraden.

    Wenigstens ersparte sich Verus eine Erklärung und so nickte er nur. "In der Tat," sagte er dennoch und trat mit festen Schritten ein. Das Militärische konnte er einfach nicht ablegen. Immerhin hatte es sein ganzes Leben geprägt. War dieser Mann vor ihm wirklich so fröhlich? Fröhlichkeit kannte der oft zu ernste Verus nicht mehr in dem Umfang. Sein eigenes emotionales Portfolio war doch recht eingeschränkt, wäre da nicht Luna, die ihm durch ihre Liebe mehr zeigen konnte und ihn mehr menschlich machte, als er gerade zeigen konnte. Mechanisch waren seine Bewegungen und sein Ausdruck. "Ich gratuliere dir, Aurelius," floskelte er dann diszipliniert, während er Position vor dem Senator bezog, um den illustren Anstoßvorgang zu beginnen.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer war die eher unauffällige Erscheinung des Mannes nicht verborgen geblieben, denn auch wenn man seine Augen nur bedingt als geübt bezeichnen konnte, so pflegte er selber zu einigen Gelegenheiten Soldatenstiefel zur Toga zu tragen und war mit dem entsprechenden äußeren Bild vertraut. Aus der Begegnung jenes Mannes mit der Kaiserin hatte er geschlossen, dass es sich nicht einfach nur um einen Gardisten handelte, der eben zur Sicherheit der Kaiserin hier auf dem Fest weilte, sondern tatsächlich um einen Gast. Das reichte Macer, um ihn zumindest einmal anzusprechen. "Salve, Soldat", grüßte er ihn also mit einem Lächeln, nachdem er sich zu ihm gesellt hatte. "In der Curia bin ich eine Rarität, wenn ich meine alten Stiefel zur Toga trage, aber hier wäre ich heute wohl nicht alleine gewesen", nutzte er seine Beobachtung als Gesprächseinstieg. "Ich bin Purgitius Macer, mit wem habe ich das Vergnügen?", stellte er sich dann noch vor, denn er nahm nicht an, dass ihn jeder einfach so erkannte.


    Überrascht, dass ihn tatsächlich noch jemand ansprach und ihn selbst aus seinen Gedanken riss, weitete Verus nicht ängstlich aber auch nicht emotionslos seine Augen. Instinktiv nahm er bei dem Wort "Soldat" Haltung an, auch wenn er sich um eine zivile Erscheinung im Angesicht bemühte. Es dauerte einen Atemzug, bis er sich wieder ins Zivile bewegt hatte und den Senator vorbildlich grüßen konnte. "Salve," sagte Verus mit fester Stimme und nun konnte man auch erkennen, dass dieser Mann viele Narben trug. Am Hals, an der Wange und an den Armen. Viele kleinere und größere Narben, die sich mühelos ins Hautbild einfügten aber sichtbar für einige Gefechte sprachen. Brandwunden, Splitter und Schnitten hinterließen immer Spuren und erzählten von seinem Leben als römischer Soldat. "Diese Stiefel trage ich mit Würde und sie haben mich durch viele Situationen getragen. Ich verstecke sie ungerne und möchte damit auch die Unterstützung für das Heer zum Ausdruck bringen," erklärte sich der Centurio mit reumütiger Stimme. Seine Erinnerung fiel in die Vergangenheit. Er gedachte an seine harten Zeiten mit den echten Kameraden, die ihm oft mehr geholfen hatten, als Stand und Status. Das Leid eines Soldaten wäre ohne diese Kameradschaft nicht zu ertragen. "Ich bin Tiberius Verus, Centurio und ehemalig Legio Prima und Legio Secunda," erwiderte Verus die Vorstellung mit höflicher Antwort. Auch gebot die Sitte, dass man nun eine Gegenfrage stellte, um das Gespräch nicht abzubrechen. "Warst du ebenso Soldat?"


    Verus nahm Haltung an, um seine kameradschaftliche Pflicht zu erfüllen. "Ich bin Centurio Tiberius Verus, ehemalig Legio Secunda und hier um eine persönliche Nachricht zu überbringen," erklärte der Soldat ernst aber mit Würde.

    Nun begann wieder die allgemeine Arbeit und die übliche Forderung, die ein jeder Speculator anstellte, wenn er erneut für den Kaiser antrat, um das schmutzige und harte Geschäft zu erledigen. "Die Einheit fragt nach dem halb-jährlichen Donativ. Habe ich freie Hand, mir und den Speculatores die übliche Zahlung freizugeben? Immerhin liegt die letzte Zahlung zurück und diese Bitte wurde sehr früh an mich herangetragen," erklärte Verus nüchtern und versuchte dabei nicht gierig zu wirken, da ihm dieses Geld persönlich gleichgültig war aber den Männern bedeutete dieses Geschenk einiges, da es sie enger an den Kaiser band und den grausamen Dienst erträglich machte.

    Verus fragte sich, ob sie ihn belog aber konnte keine Indikatoren ausmachen, die seine These bestätigen konnten. Dennoch musste sie ihn belügen. Niemand konnte eine solche Tat planen und umsetzen, ohne fremde Hilfe. Doch Verus war bereit, seinen Erwartungshorizont zu verlassen. Es war interessant, eine Fehlstelle oder ein Defizit im imperialen System zu finden, die Varia ermöglicht hatte, einen solchen Aufstand zu beginnen. "Dann scheint Rom sehr einfach gebaut zu sein," kommentierte er zynisch und nickte Manius zu. "Wenn eine Frau mit ein paar Halunken tausende Seelen in den Aufstand reißen kann," meinte er nun und überlegte, welche er Fragen er nun noch stellen konnte. Varia war eine erfahrene Kämpferin, die ohnehin bereits viel Leid erfahren hatte. Er konnte ihr nicht drohen oder ihr etwas antun, was mehr Informationen bereitstellen konnte. Schmerz war keine Erfahrung, die Varia brechen konnte. Denn sie war bereits zerstört. Verus betrachtete eine zerstörte Frau, die noch einen Teil der Welt mit sich reißen wollte, die sie zu dem gemacht hatte, was sie nun war. "Wir glauben Entscheidungen frei zu treffen aber längst werden wir alle durch Umstände bestimmt, Gefangene. Deine Umstände scheinen besonders gewesen zu sein," sagte der Geheimdienstchef mitfühlend, um Varia nicht das Gefühl zu geben, dass er sie belog. "Du hast es nicht allein getan. Wir haben bereits einige Gefangene, die uns berichten, dass du verschiedene Helfer hattest. Hauptsächlich aus der Subura," deutete Verus an und ließ aber offen, wie viele Quellen er hatte und wie viele Gefangene sich in seinen Händen befanden. "Du belügst uns, Gefangene. Ich bin nicht dein Feind. Du willst deinen letzten Kampf. Ein Ende. Du bist müde aber verzögerst es durch diese Haltung..." Der Römer machte eine Handgeste, indem er seine Hand einmal herumwandte und dann zur Faust formte. "... Ich möchte einfach nur eine Bestätigung von dir, dass du nicht alleine warst." Verus öffnete die Faust wieder. "Hattest du Hilfe durch die Christianer, welche sich in der Subura verstecken?" - war nun die konkrete Frage.

    Luna gab ihm Nähe, was ihn ruhig stimmte und für einen Moment seine Ängste vertrieb. Er war ganz Mensch und nicht mehr nur Soldat. Verus konnte sich nicht mehr verstecken, sondern zeigte seine verletzte Seite, die nach Mitgefühl und Wärme sehnte. Als sie sich an ihn kuschelte, fiel diese Stille in seine Sprache, die diesen wertvollen Augenblick nicht zerstören wollte. Verus spürte seinen Herzschlag, und ein sanftes Rauschen in seinen Adern, welche sich dehnten und sich für Luna öffneten. Er machte sich verwundbar, angreifbar und gab Kraft auf, um Liebe zu erlauben. Liebe war Mut und Verus fand diesen Mut, indem er seinen Arm fest um Luna schloss, in der Gewissheit, dass es echt war. Dieser Moment war echter als alle anderen, die er vergessen wollte. Hier war er frei, nicht bestimmt und gelenkt, sondern liebte und durch diese Liebe lebte er als Mensch, nicht mehr als kalte Bestie der römischen Macht. Ihr Flüstern gebot einer Antwort, so dass sich Verus der Stille entledigen musste, was ihm schwer fiel. "Es werden Urkunden sein. Unser verbriefter Besitz und er wird ausreichen, dass wir erneut als Familie beginnen können," war der erste Teilsatz, den er sanftmütig hervorbrachte. "Wir können sie in der Castra lagern. Als Trecenarius wird mir niemand widersprechen," meinte er dann in weiteren Worten und war erleichtert, dass seine Position ihm wenigstens hierbei helfen konnte. Schließlich war Fenrir das Thema. Verus war nicht erstaunt über Lunas Sorge. Denn er teilte sie selbst. Ihre Augen waren wunderbar und ließen Verus staunen. "Er kann hier bleiben," war der abgenickte Kommentar und gleichsam Antwort.