Beiträge von Aulus Tiberius Verus

    Verus wünschte sich, ein Haus auf dem Mond zu bauen, fern von hier, um dieser Welt zu entkommen, die ihm immer mehr entglitt. Zwar hatte er mehr Kontrolle über seine Entscheidung aber war umso mehr durch Sachzwänge gebunden. Fern von hier, schien es noch Möglichkeiten zu geben, mit Luna ein freies Leben zu führen. Doch dies war eine Illusion. Tief im Herzen wusste Verus, dass er nicht vor sich selbst davon laufen konnte. Nicht vor seinen Aufgaben. Die Speculatores würden jeden Zweifel als Verrat auffassen und ihn - trotz seiner Position - meucheln. Die Organisation überlebte durch diesen Fakt, dass jeder seine Aufgaben ohne Zögern erfüllte. Rom war deshalb mächtig. Verus dürfte nicht zögern, musste beweisen, dass er kaltherzig und berechnend genug war, um die Speculatores und die beste Kohorte der Prätorianer zu befehligen. Er war der lange Schattenarm des Kaisers, welcher Terror und Ordnung war. "Beginnt," sagte er halblaut. Er wandte seinen Blick nicht ab und trat dann gleichmütig von der Bühne herab, um zum Konsul zu schreiten. Während dieses Ganges begann man ihren Oberkörper zu entkleiden. Besser man durchschnitt die Reste einer Tunika mit einem scharfen Messer, um diese dann herab zu reißen. Die Fetzen des Stoffes flogen achtlos im Wind davon. Böse Hexermacht schien von Verus auszugehen, da die Passanten und Zuschauer ihm Platz machten, ohne das er dies befehlen musste. "Zwölf Schläge," rief der Soldat, der mit der Ausführung beauftragt war und hob das Zeichen der Ordnungsmacht hoch, so dass es jeder sehen konnte. Eine römische Peitsche. Gefährlicher Jubel brach aus und anfeuernde Rufe drangen aus der inszenierten Menge. Kurz bevor der Mann die Peitsche in einer ausholenden Bewegung herabsinken ließ, um mit seiner Arbeit zu beginnen, erreichte Verus den Claudius. "Ave," grüßte Verus den Konsul durch seine Bewacher hinweg. "Ich denke, dass wir reden sollten," erklärte der Trecenarius sachlich und deutete auf die beschützenden Helfer. "Vertraulicher," fügte er an.

    Geheimhaltung. Dies war Verus tägliches Aufgabenfeld. Für ihn war vieles geheim: selbst seine Anwesendheit hier, hatte er nicht jedem bekannt gegeben. Verschwiegenheit war eine Währung, die Mächtige von Machtlosen trennte. Verus war aus natürlichen Gründen seines Berufes für ein Verlassen von zu vielen Mitwissern und Mithörern. Kreise mussten klein gehalten werden, um sie leichter kontrollieren zu können. Verus verweilte einen Moment beobachtet, bevor er seinen Daumen mit einer lieblosen Bewegung anhob. :dafuer:

    Verus blickte von seinem Platz auf, als eine Person die Arbeit seiner Leute störte. Die beiden Prätorianer hatten sofort ihre Suche unterbrochen, um zum Fabius zu blicken. Doch Verus gestattete dies nicht und machte eine Handgeste, die Fortsetzen anzeigen sollte. Die beiden willfährigen Gehilfen der Schattengesellschaft leisteten dem Folge und warfen weitere Schriften vor Verus, nachdem sie diese grob identifiziert hatten. "Nichts von Belang," war die halblaute Antwort des Trecenarius, die er zum fremden Mann schickte. Das Gesicht kam ihm bekannt vor. Womöglich hatte ihn aktive Flüsterstimmen auf diese Person einst aufmerksam gemacht, als er den Palast betreten hatte aber auf Anhieb fiel Verus keine Zuordnung der Person ein. Sie musste recht neu im Palast sein aber sein Auftreten sprach von gewisser Wichtigkeit und Amtsgewichtung. Verus entschied sich, sich nicht vorzustellen und die Dinge geschehen zu lassen. Die Situation würde sich bei Bedarf aufklären oder durch Zeitablauf erledigen, da hier nicht viele Geheimschriften lagen und man bald enden konnte.

    Verus schien diese Aussage gleichgültig. Er würde liefern, was verlangt wurde. Ihm waren die Feste nur von Bedeutung, wenn sie sachlich seinen Handlungen zuwider liefen oder Probleme entfachten, wenn sie politischer Natur waren. Der römische Staatskult war eng verzahnt, so dass er als Trecenarius Rücksicht nehmen musste, um seine eigene Macht nicht zu untergraben aber im Herzen war dem Geheimdienstler nichts heilig. "Man kann sich auf uns verlassen," war die kalte Antwort und gleichsam Versprechen, da seine Augen bei diesen Worten leicht hervortraten und den Konsul kettenhaft fixierten. Verus würde stets das tun, was man von ihm verlangte. Daran gab es keinen Zweifel. Auch nicht jetzt. Diese Frage musste Verus als Beleidigung auffassen, da er für diesen Staat immer alles getan hatte, was verlangt wurde. Rom konnte sich auf Verus verlassen. Immer.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Die Welt war manchmal überraschend klein. "Ja, ich kommandierte die Legio I während des Laeca-Aufstandes und später die Legio II während meiner Statthalterschaft in Germania. Aber beides wohl ein paar Jahre, bevor du bei diesen Einheiten dientest, Centurio", beantwortete Macer die Frage. Er erinnerte sich zwar längst nicht an alle Centurionen aus seiner Zeit, aber erstens war diese Zeit nun wirklich eine Weile her und zweitens hätte sich der Tiberier zweifellos an seinen Kommandeur erinnert, wenn Macer eben jener gewesen wäre. "Und ich kann deine Beweggründe gut verstehen, warum du die Stiefel trägst. Mir ergeht es ähnlich und es sind weit mehr als nur ein paar sentimentale Erinnerungen, die ich damit verbinde." Aber bevor sie nun in Erinnerungen abschweifen konnten, wollte Macer doch eher noch wissen, was den Tiberier zu dieser Feier führte. "Du gehörst zu den Tiberischen Gästen des Hausherrn?", erkundigte er sich daher.


    Sim-Off:

    Ich wollte wenigstens noch ein paar Worte wechseln. :D


    Verus schien dankbar, dass wenigstens eine verständnisvolle Seele aus dem Militärdienst anwesend war. Es erleichterte vieles. Vorallem, weil er so wusste, was er sagen und ansprechen konnte. "Ich stimme zu," war die ehrliche Antwort, die mit einem salzig-kryptischen Lächeln einherkam. "Diese Stiefel tragen eine ganze Welt," erweiterte er seine Antwort und nickte Macer verständnisvoll zu. "In der Tat. Das gehöre ich. Ich bin sehr dankbar dafür, dass uns unser Familienfreund aufnahm. Nach dieser Tragödie ist jedwede Hilfe eine Erleichterung," gestand der Offizier.

    Die Grenzen zwischen richtig und falsch verschwammen immer mehr. Was war in seiner Welt noch gut und richtig, wenn das Falsche stets seinen Nutzen hatte. Dieses geheime Geschäft um Macht und Schatten kostete den Verstand. Es fraß sich durch die Seele, bis jene Leere den Rest eines Menschen erfasste. Inzwischen kannte Verus viele Masken, gute und schlechte Lügen, um sich in dieser Welt der dunklen Spiele zu behaupten. Er musste sich behaupten. Denn er wäre nicht der Erste und auch nicht der Letzte der in den Schatten verstummte. Verus konnte immer noch sehr gut ausgeben, Preise einfordern und soviel leisten, wie sein Herz und sein Verstand bereitstellen konnten. Als Trecenarius kannte er die bösartige Machtpolitk des Reiches, welche brutal und kalt agierte. Sie hatte ihre eigenen Regeln, die sachlich und berechnend waren. Viele verstanden ihre Position im Spiel nicht, doch Verus kannte seine Position sehr gut und stellte sie auch nicht in Frage. Es gab nichts zu gewinnen, wenn man aus den Schatten trat. Der Krieg war stets gleich. Ob er nun grausam zu Menschen war, ungerecht oder mitunter ungleich, strafte ihn nicht mehr, sondern ließ ihn nur panisch frösteln. Es war ein endloser Kampf, um das, was er einst erhofft hatte.


    Seine Träume lagen in geheimen Büchern in seinem Verstand, verschlossen und verwahrt, als Erinnerung an jene Menschlichkeit, die auf dem Schlachtfeld niemals bewahrt werden konnte. Vielleicht war er ein echtes Monster. Eine Bestie, die nur noch eine menschliche Gestalt hielt, um unter den Sterblichen zu wandeln. Ihm war sehr wohl seine Verwundbarkeit bewusst, seine ungeschickte Sehnsucht nach Leben, und auch sein schwaches Herz, welches Liebe kannte. Er war es, jener Wolf, der einsam heulte und sich nach einem Rudel sehnte. Doch in seiner Welt gab es nur einsame Wege. Zu viel Vertrauen zerstörte Fundamente aus Misstrauen und Angst. Sein Geschäft wurde mit Angst und Furcht bezahlt. Verus teilte ein, organisierte und verwalte Instrumente und Funktionen in einem System, welches sich selbst und der Macht diente. Es gab nur jene Macht, die erhalten werden musste, da ansonsten Chaos folgen würde. Jene die Angst weckten, litten oft selbst an einer tiefen Furcht, die untrennbar mit ihrer Lebenswirklichkeit verbunden war. Chaos war ihre größte Furcht. Eine Welt ohne Kontrolle und Ordnung.


    Entrückt war seine Wahrnehmung, zu stark versachlicht, kalt herunter gebrochen auf Nutzen und Nicht-Nutzen. Ironie lag darin, dass das Wappen dieser Stadt ein Wolf war. In einfacher Robe zog der Mann durch die vollen Straßen der Stadt, kaum zu unterscheiden von den vielen Gesichtern, die vorbei streiften. Seine Augen bewiesen sich als leere Zeichen, die keinem Blick standhalten wollten. Unschuldig war ihm nichts mehr, verloren war sein Leben an die vielen Wünsche und Hoffnungen eines Staates, der sich und seine Macht vergöttlichte. Zweifel waren stets bei ihm, wie der kleine und hübsche Feind in seinem Herzen. Liebe zerstörte ihn. Wie sollte er Luna beichten, dass er verfolgen, morden und nachstellen würde. Wie sollte er einem Menschen mit Liebe erklären, was er nun war? Wie sollte er eine Antwort auf diese Frage geben, warum er es tat? Er verfolgte Hunderte, lachte gegen ihre Würde und spuckte auf den Wert eines jeden Einzelnen, weil für ihn Menschen nur den Wert in ihrer Funktion besaßen. Nichts konnte ihn aufhalten, nicht einmal sein Zweifel, denn er war längst gleichgesetzt mit jener Macht, die in den Schatten lag. In gewisser Sicht war er geistesgestört, da seine Realität keine Wunder bereithalten konnte, nichts verwendbar Glückliches und auch keine Hoffnung auf Besserung, denn stets musste mit Angst und Furcht gearbeitet werden. Diese Paranoia, dass sich seine Welt gegen ihn richten konnte, legte schwere Ketten an seine Handgelenke, die jeden Befehl mit Wucht ins Wachs geschlagen hatten.


    Er wollte schreien, diesem Zorn Stimme verleihen, den er spürte aber dieser Zorn war genauso leer, wie seine Hoffnung. Wie sollte er Luna diese Leere erklären? Wie sollte er etwas vermitteln, was im Kern dunkel und düster war? Er war der Feind. Verus war stets ein Feind der Freiheit. Es war zu einfach, stets diesem Pfad zu folgen, denn es gab keine Wahl. Eine Wahl war eine Lüge. Wählen konnten nur Träumer und Narren, aber ein Mann mit Vernunft wägte ab. Und am Ende war seine Wahl begrenzt. Verus war abhängig gemacht worden. Er war abhängig von dieser kalten Macht, die ihn ohne Reue entkernte und selbst verspottete. Wahnsinn und Vernunft reichten sich die Hand in seinen Akten. Sein Vorgänger war daran zerbrochen, hatte sich im Suff Erlösung versprochen und war am Ende an die Huren geraten. Huren waren gleichwertig, da auch sie logen, betrogen und schöne Dinge versprachen, ohne sie jemals wirklich zu erfüllen. Illusionen und Schattenspiele. Nur boten die Huren dieser Stadt mehr Wärme als ein kalter Ordnungsgriffel. Verus liebte noch. Er liebte Luna aber konnte sich nicht mehr dieser Gesellschaft verbinden, die ihn längst als Beobachter eingesetzt hatte.


    Der Mann stand als Torwächter außerhalb eines jeden Gefüges dieser Stadt und konnte von seinem mystischen Wachturm auf die Menschen herabblicken, während sie vorbei zogen, ohne sie begleiten zu können. Die Lungen waren schwer, bei jedem Schritt, in der Menge. Der Trecenarius schob sich durch die Wege Roms, um am Ende am gewünschten Zielort anzukommen. Auch wenn er längst wusste, was ihn erwartete. Er kannte die Namen, die Geschichten um diesen Ort und auch die Gerüchte. Verus wusste, dass er auch er nur ein Feigenblatt für eine alte Macht war. Eine leise Antwort auf den kalten Mörtel in den Fugen. Seine Aufmachung war schlicht aber nicht wertlos, so dass man ihn für einen Händler oder Handwerker halten konnte. Nicht einmal ein cingulum militare trug er. Doch eine kleine Münze, versteckt um seinen Hals, wieß ihn als Prätorianer aus. Sie war gesiegelt und gestanzt, um ihm Macht zu verleihen, die in dieser Stadt stets leise gesprochen wurde. Denn er war der Feind der Freiheit.


    Man ließ ihn in die Villa, leitete ihn zum Tablinum, wo er auf leisen Sohlen eintrat, seine Augen suchten die Umgebung ab und stachen, wie Eiskristalle ins Licht. Geblendet von den bereits Anwesenden, schlich er sich weiter hinein. "Salvete," grüßte er dann mit gewisser Haltung, die seine militärische Lebensgeschichte vorgab. "Tiberius Verus," stellte er sich widerwillig vor. Namen waren immer eine Gefahr. Wahre Namen war immer mit einer Person zu verbinden und deshalb zu vermeiden. Die Speculatores bewegten sich oft ohne Namen. Seinen Rang und Posten musste er nicht nennen. Die Wissenden konnten seine Person einordnen. Der Trecenarius musste nicht benannt werden, da seine Arbeit ohnehin gesichtslos war.

    Verus hatte sich zwei seiner engeren Vertrauten geschnappt, und war kurzerhand in die Archive gestürmt, nachdem er erfahren hatte, dass eine Untersuchungskommission geplant war. Es ging nun darum, entsprechende Unterlagen zu sichten und bei Bedarf zu ändern oder abzuwandeln. Zwar war dies nicht das geheime Archiv der Prätorianer aber auch hier lagerten einige vertrauliche Informationen, die nicht den Palast oder die schützenden Hände der Schatten verlassen sollten. Auch wollte er verhindern, dass der neue a Memoria sich in seine Geschäfte einmischte. In erster Linie war dies eine Staatsschutzangelegenheit, so dass Verus recht drastisch agierte und polternd die große Archivtür aufriss und mit einem Fingerzeig seine beiden Soldaten einteilte, die alsbald erste Schriften aus den Regalen hoben. Verus selbst setzte sich an den großen Tisch in der Mitte des Raumes und begann entsprechend gekennzeichnete Aufzeichnungen zu lesen. Es entstand ein lautes Getöse, welches den Korridor vor dem Archiv lautstark füllte. Denn die beiden Soldaten gingen nicht behutsam vor, da sie hektisch und ohne Zeit agierten.

    Eine gute Frage und eine unpräzise noch dazu. Verus entschied sich so allgemein, wie möglich zu antworten, um möglichst alle entscheidenden Themenfelder anzuschneiden. "Mein Kaiser," begann er mit der Höflichkeitsfloskel, welche recht schnell aus dem Munde fiel, bevor er deutlich ruhiger mit jenen Sätzen begann: "Die Verfolgung der Christianer ist in Vorbereitung. Ich habe bereits Männer auf Versammlungsorte angesetzt und lasse Listen über Besucher anfertigen. Weiterhin scheinen sich die Ermittlungen zum Aufstand zum Ende zu neigen. Ich werde dir die Tage einen Abschlussbericht zukommen lassen. Nachdem diese Ermittlungen beendet sind, werde ich die freigesetzten Kräfte nutzen, um die gewünschte Verfolgung zu intensivieren. Die Christianer eignen sich scheinbar gut für unser Interesse. Kannst du dir vorstellen, dass sie deine Macht ablehnen und sogar die Macht Roms? Unvorstellbar! Des Weiteren scheint Rom sicher und die letzten vermeintlichen Aufständischen wurden interniert, Augustus. Leider scheint immer noch politischer Unmut über diesen Aufstand vorzuherrschen und in vielen Kreisen wird dein Name nicht positiv genannt. Meine Speculatores konnten einige Wohlgestellte belauschen, die sich sehr negativ über Roms Politik in dieser Sache äußern."

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die militärische Haltung des Offiziers weckte Erinnerungen beim Consul. Es handelte sich dabei fast ausnahmslos um gute Erinnerungen - sowohl aus der Zeit, wo er selbst Offizier war als auch der Phase als Legat.


    Er dankte mit einem kleinen, aber zackigen Kopfnicken und konnte sich ein leises "Movemini" nicht verkneifen. Mit fester Stimme fuhr er fort. "Salve Trecenarius. Ich bin hier, um in Erfahrung zu bringen, wie viele zur Hinrichtung geeignete Straftäter vom Sklavenaufstand zur Verfügung stehen. Der Kaiser vertritt die Auffassung, du könntest mir bereits jetzt welche benennen. Der Termin zur öffentlichen Hinrichtung würde der erste Tag der Ludi Palatini sein."


    Menecrates' Blick lag auf Tiberius und er fragte sich, ob der Offizier heute weniger rätselhaft auf ihn wirken würde als beim letzten Zusammentreffen. Er achtete daher auf jede Regung.


    Verus entspannte seine Haltung, verweilte aber gewohnt ohne Mimik auf seiner Position. Der Trecenarius lauschte aufmerksam, um jedes Wort des Konsuls zu verstehen. Er nickte zum Abschluss, um dem Claudius anzuzeigen, dass er alles verstanden hatte. "Salve," grüßte der Prätorianer erstmalig, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte. Mit geübten Griffen durchwühlte er seine Listen, bis er die gewünschte Liste mit Namen fand. "Ja," antwortete Verus und reichte dem Konsul jene Kopie. "Es ist eine Abschrift," erklärte Verus und nahm dem Konsul damit jedwede Sorge, dass er ein Original erhalten würde. "Insbesondere Varia, die Rädelsführerin und weitere Gruppenführer des Aufstandes stehen auf dieser Liste und natürlich auch einige Mitläufer," sagte der Geheimdienstmann gelassen und zog dann seine verschniefte Nase hoch. Er hatte sich eine miese Erkältung in all dem Berichtsstaub eingefangen, die ihm schon seit Tagen zu schaffen machte.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    Dennoch bewahrte der Quaestor seine Contenance, sodass ebenso freundlich, doch ein wenig reservierter als zuvor er erwiderte:
    "Mich schickt der Consul Herius Claudius Menecrates mit einer Botschaft für dich: Er wünscht eine Untersuchungskommission einzurichten, um den Aufstand der Sklaven aufzuklären, an welcher du partizipieren sollst."
    Er zuckte mit den Schultern.
    "Ich bin hier, um dir dies mitzuteilen und etwaige Fragen zu beantworten."


    Verus schien nicht besonders emotional angespannt aber auch nicht sonderlich freundlich oder entspannt. Seine Gesichtsregung war vollkommen erstarrt, der einer Statue oder Büste gleich. "Aha," machte der Geheimdienstchef nüchtern, zog einmal seine leicht verschniefte Nase hoch und legte dann nachdenklich seine Hände vor sich auf den Schreibtisch. "Eine Untersuchungskommission," wiederholte er einen Teil der Worte. Ihm missfiel diese Kommission erheblich, da sie sich in die Angelegenheiten der Schatten einmischte und eventuelle Geheimnisse aufdecken konnte, die staatsschädigend sein konnten, sofern sie in die falschen Hände gerieten. Untersuchungen gegen die Prätorianer waren immer unangenehm. Am Ende des Tages würde diese Kommission auch Einsicht in Berichte und Unterlagen seiner Einheit fordern, was er nicht dulden konnte. Immerhin lebte sein Geschäft von Geheimnissen. Die Untersuchung mochte sich zwar formal mit dem Aufstand befassen aber im Kern vermutete der paranoide Verus bereits eine Aktion gegen seine Prätorianer. In seinem Gewerbe musste man paranoid sein, um zu überleben. Nun galt es also wichtige Geheimnisse zu schützen, damit sie nicht in die Hände des Senats oder des Volkes gerieten. Denn jeder wusste, dass ein öffentliches Wort nicht mehr zurückgenommen werden konnte. Und Geheimnisse im Volk zu verbreiten, würde die Macht seiner Organisation erheblich schwächen. "Ich habe wohl keine Wahl," traute er sich ein wenig Unmut zu und zeigte nun doch eine abweisende Regung, als seine beide brauen griesgrämig herabsanken. Insgeheim plante Verus bereits, einige wichtige Schriftstücke und Geheimnisse außerhalb Roms zu verstecken, damit der Konsul nicht durch Zufall darauf stieß. Dies brauchte jedoch Zeit. Zeit, die er leider nicht hatte. Er würde einen Handlanger beauftragen müssen und die waren nicht immer von Verlass. "Ich nehme an, dass ich für die Speculatores sprechen soll?" - fragte er also und wollte etwas Zeit schinden, um sich eine geschickte Ausflucht zu überlegen.

    Bevor ich grünes Licht geben kann, möchte ich gerne eine PN von dir mit deinen Vorstellungen zur Figur und eine kurze Vorstellung zu dir selbst wäre auch schön, damit ich mir ein Bild machen kann. Immerhin haben wir Tiberier in letzter Zeit viele Neulinge aufgenommen und jedem die gleiche Anforderung gestellt. In diesem Sinne: ich erwarte deine Nachricht, Soldat! ;)

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die Anmeldung beim Trecenarius nahm dieses Mal der Geleitsoldat vor. Der Consul wartete unterdessen, bis die Informationen am Mann waren.


    Verus wurde über den hohen Besuch sachgerecht informiert und ließ den Mann durch das Geleit eintreten. Der Trecenarius stand selbstverständlich von seinem Platz auf, obwohl sein Schreibtisch immer noch in Schriftstücken und Tabulae ertrank. Mit militärischer Haltung wartete der Trecenarius auf den Konsul.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Der Jüngling trat ein und blickte in das vertraute Antlitz des Tiberius, welches wie nicht selten ein wenig gramvoll sich präsentierte, was ihn wiederum fürchten ließ, er werde, wie nicht es bisweilen bei jener Mimik in Germania war geschehen, einen Ausbruch an Ausfälligkeiten erleben.


    Pointiert freundlich begrüßte er den alten Bekannten somit mit einem:
    "Salve, Tiberius! Welch eine Freude, dich wiederzusehen!"
    Seit ihrem Abschied unweit der Villa Aurelia hatten sie kein Wort mehr gewechselt, obschon der junge Flavius auf der Wahlkampf-Feier des Aurelius Lupus den damalig noch designierten Trecenarius von Ferne hatte gesehen.


    Verus ordnete für einen Augenblick seine Gedanken, um das Gelesene in den Hintergrund seines Verstandes zu drängen. "Salve, Flavius!" - leistete sich der soldatische Tiberius einen höflichen Gruß und deutete auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand. Verus wollte nicht aufstehen, da er es bevorzugte, seine Arbeiten stets in Reihenfolge zu erledigen. Mit einer Hand sortierte er nebenbei einige Schreibtafeln, bevor er den Flavius nachdenklich anblickte. "Was ist der Grund für deinen Besuch?" - eine sachliche Frage, die fast ohne Betonung über seine Lippen fiel.

    "Herein," schepperte Verus mit seiner Stimme, da ihn dieser Tag ungehalten gemacht hatte. Er brütete über einer Unmenge an Tafeln und Schriftstücken, die ihm immer weniger Antworten, sondern stattdessen immer mehr Fragen bescherten. Dieser Aufstand war das reinste Chaos und ein Totalversagen vieler Stellen. Verus musste sich beherrschen, nicht den ganzen Berg an Arbeit einfach von seinem Tisch auf den Boden des Raumes zu stoßen.

    Verus stand abseits der Reihen, nicht genau sichtbar, um diese Prozedur zu überwachen. Wie gewohnt trug er einfache Tunika, unter der sich jedoch dezent ein Kettenhemd abzeichnete. Man brauchte zwei Blicke, um ihn als Prätorianer zu identifizieren, da er sich elegant an eine rückwärtige Wand lehnte. Zwei Wachen standen neben ihm und blickten in die Menge hinab, während man Morrigan in schweren Ketten auf die erhobene Bühne zog, die aus Holz gefertigt war. Man zog die Kettenglieder durch einen Ring, damit sie nicht entkommen konnte. Ein römischer Soldat, wohl auch Prätorianer, trat in Prunkrüstung auf, um von einer Wachstafel folgenden Text zu verlesen: "Sie handelte gegen Rom. Diese Frau handelte gegen unsere Heimat. Sie verbrüderte sich mit den Aufständischen, bot ihnen Schutz und Hilfe und verstieß gegen unsere geliebte Ordnung. Sie spuckte auf die Freiheit, die ihr gnädig gegeben war und verlor diese nun durch Willen des römischen Staates. Einst Sklavin, nun wieder Sklavin, so lautet das Urteil, welches die Prätorianer im Namen des Kaisers über sie vollstrecken werden. Sie soll das Zeichen eines durch das Gesetz Versklavten tragen und nie wieder frei sein, um unserer geliebten Ordnung nie wieder zu schaden. Als Zeichen ihrer Sühne wird sie ebenso zwölf Schläge mit der Peitsche erhalten," donnerte seine Stimme über den Marktplatz, der sich inzwischen mit Menschen füllte. Einige schienen Morrigan sogar zu kennen. Verus trug ein kaltes Gesicht als Maske. Herzlosigkeit machte sich in ihm breit, was ihm missfiel aber dieses Geschäft verlangte jenen Frost, um nicht dem Wahnsinn anheim zu fallen. Dieses Schauspiel hier war notwendig. Leider nicht vermeidbar, um das Fiasko um Morrigan zu beseitigen. "Dieser Sklavenmarkt, wo sie als römische Sklavin begann, soll nun auch ihre Zukunft besiegeln. Seht, dass Rom immer obsiegt und nun aus einer Kriminellen wieder eine Sklavin wird," schloss der Soldat und trat zurück, um einem einfachen Soldaten Platz zu schaffen, der zwar keine Rüstung trug aber durch das cingulum militare deutlich als römischer Milites erkenntlich war. Dieser trug bereits die Peitsche. Doch schien dieser Mann auf etwas zu warten. Er blickte zu Verus, der sich mit seiner Entscheidung Zeit ließ.