Beiträge von Aulus Tiberius Verus

    Wie es eben üblich war, verging durch gewohnten Schritt der Marsch schneller als erwartet und man fand sich im Feindesland wieder. Verus selbst fühlte sich unwohl, ließ sich aber nichts anmerken. Der Tribun ließ Verus und den anderen Offizieren freie Hand, so dass die gesamte Organisation wohl nicht im Interesse des Tribun zu liegen schien. Verus wertschätzte dies, da es ihm genügend Spielraum ließ, um seine eigene Erfahrungen anzubringen. Er hatte genügend Lager in seinem Leben errichtet und bewohnt. "Dein Zelt errichten wir gerne dort," sagte Verus nüchtern, obwohl ihm der exponierte Platz nicht gefiel. "Aber ich weise gerne daraufhin, dass dein Zelt so Feindbeschuss schutzlos ausgeliefert ist, da es förmlich schreit, hier haust jemand Wichtiges!" Eine minder bissige Antwort, die Verus lapidar formulierte aber nicht an Kritik sparte. Er würde keinen Befehl in Frage stellen aber sicherlich seine Kritik anbringen. "Aber ich nehme nicht an, dass die Germanen über derartig gute Bogenschützen verfügen, dass sie einen Brandpfeil derart gezielt abfeuern können," revidierte Verus ein wenig seinen Kommentar und nickte dem Tribun zu. Ein deutliches Zeichen, dass der Centurio an die Ausführung dachte und dem Tribun nicht in den Rücken fiel. Es wurde nur erwartet, dass ein altgedienter Centurio, wie er selbst, einen Kommentar abgab, um im Zweifel Hinweise geben zu können. Gerade, wenn es nur ein senatorischer Durchgangs-Tribun war, der nur über militärische Grundkenntnisse verfügte. Insofern meinte es Verus auch nicht böse, wenn er solche Kommentare im harten Ton eines Militärs anbrachte. Der Ton in den Legionen war nicht immer sentimental oder ausgeklügelt, sondern sprach die Dinge direkt an; manchmal auch mit einem gewissen Biss. Nun ließ auch Verus seinen Blick frei laufen und somit sondierte er den Standort. Der See missfiel ihm sofort, da er eine ungeschützte Flanke schuf und im Zweifel, sofern sie von einer Seite angegriffen wurden, den Fluchtpunkt erheblich reduzierte. Zwar sorgte er für Wasser aber die Legion war gewohnt, Wasser auch über eine mittellange Strecke per pedes zu besorgen. Die Hügellandschaft bot zwar mitunter einen taktischen Vorteil aber konnte genausogut ein Nachteil werden. Legionäre kämpften ebenerdig und brauchten für eine ausgeklügelte Formation weite Sicht, die hier eingeschnitten war. Man würde nicht die Zeit haben, genügend Bäume für eine Sichtlinie zu fällen aber Verus würde die Männer anweisen, einige Baumreihen fällen zu lassen, um die Palisade zu verstärken, die ansonsten nur aus den mitgebrachten Schanzlanzen bestehen würde. Schließlich meldete sich der Decurio der Ala zu Wort, dem Verus sofort seine Aufmerksamkeit schenkte. Die Begutachtung würde er bald noch weiter vertiefen und dafür brauchte er Ruhe.


    "Einverstanden, Germanicus," war die knappe Antwort des Veteranen mit einem wölfischem Lächeln. "Aber dennoch werde ich dir ein Conternubium als Geleit stellen, damit ihr nicht alleine die Nacht durchstehen müsst," erweiterte er dann seine Antwort, gefolgt von einem abgebrochenen Auflachen, wie es fast totengläubig aus seinem Mund fiel. Verus ging somit auf den Handeln ein aber hielt sich eine Hintertür offen, da Legionäre nur sich selbst und ihren Kameraden vertrauten. Nach Varus und verschiedenen Niederlagen war man es gewohnt, auf seine eigene Arbeit zu vertrauen und lieber eine Rückhand zu haben, die im Zweifel eingreifen konnte. "Packen wir es an," erhob Verus laut seine Stimme und trat in die Menge an Soldaten. "Achtung, im Quadrat aufteilen und Schanzarbeiten vorbereiten. Centurionen sollen sich bei mir einfinden zur Einteilung," donnerte sein Befehl in die Reihen. Und so hob er als markantes Zeichen auch beide Hände an und ballte die Hände zu Fäusten, was ein sichtbares Zeichen für die anderen Centurionen war, sich bei ihm einzufinden, während die Feldzeichen bereits gesichert wurden.


    ~~~


    Sim-Off:

    Ich erlaube mir einen kleinen (abgesprochenen) Zeitsprung, damit die Bauphase sich nicht zu lange hinzieht und unser Tribun noch innerhalb seiner Amtszeit zu seiner Mission gelangen kann! ;)


    Verus ließ zwei Soldaten, sein persönliches Gepäck, welches nicht sehr groß war, zu seinem bereits errichteten Zelt bringen, welches er alleine bewohnte aber nicht wesentlich größer war, als die üblichen Zelte der Schlafgemeinschaften. Die anderen Soldaten, welche nicht von ihren Offizieren mit Schanz- oder Sicherungsarbeit betraut waren, errichteten ihre Schlafzelte und legten die kleinen Feuergruben an. Sein Pferd wurde zum großen Bereich gebracht, wo man alle Reittiere der Legion an einem Seil, welches zwischen zwei Holzstangen gebunden war, anband. Dieser Bereich wurde bereits von zwei Legionären bewacht, damit niemand ein Reittier entwenden konnte. Eine kleine Schar von Legionären hingegen sicherten die Schanzarbeiten mit ihren Hastae ab, um im Zweifel Angreifer zu verlangsamen, bis die anderen Soldaten bereit waren, welche zwar in Rüstung ihre Arbeiten verrichteten aber nicht so schnell ihre Waffen zur Hand nehmen konnten. Verus selbst, trug einen Spaten bei sich und prüfte damit den Anstich der Erde an der bereits errichteten Schanze, welche gerade mit Bodensoden und Laubresten beworfen wurde, um es einem Angreifer zu erschweren, den kleinen Steilhang zu erklimmen, da er immer wieder abrutschen würde. Auf der Krone des Schanzwerkes aus Erde, welche mühsam ausgehoben worden war und deren Aushebungsgrube nun eine Art Graben bildete, rammten geübte Legionäre ihre Schanzlanzen in die Erde, um diese mit einem festen Seil zu verbinden, damit eine lockere aber dennoch bremsende Palisade entstand. Verus hatte angeordnet diese mit liegenden Baumstämmen, die man unter einem leidenden Getöse heranschafte, zu verstärken.


    An einigen Stellen lagen bereits zweifach aufgetürmte Stämme, die mit einem Seil gehalten wurden. Diese Stämme verstärkten erheblich die Palisade, die ansonsten mehr Zaun, denn Wehranlage war. Der Anstich des Walls hielt und Verus nahm sich etwas Erde zwischen die Hände, um diese zu zerreiben. Es war gute und feuchte Erde, die nicht leicht verrutschen würde. Er nickte zufrieden und gab dem ausführenden Centurio ein Handzeichen, dass er deutlich zufrieden war. Schließlich ging Verus zum Eingangsbereich, welcher ein Centurio, der als Handwerksmeister galt, errichtete. Er und seine Männer verankerten gerade das mitgeführte Tor, welches zwar aus simplen Holzlatten bestand aber besser gearbeitet war, als das, was sie hier im Felde kurzfristig errichten konnten. Es war ein einfaches Stecksystem, was durch Bolzen gesichert wurde. Das Tor stand bereits und Verus prüfte dessen Festigkeit mit einem Fußtritt. Es hielt. "Gute Arbeit," kommentierte Verus dankend, während er mit seinem Spaten auf der Schulter weiter durch die Arbeiten schlenderte. Somit erreichte er auch bald das große Zelt des Tribuns, welches bereits von ausgewählten Soldaten als Garde bewacht wurde. Zwei Soldaten sicherten den Zelteingang ab und die beiden Hauptfeldzeichen standen jeweils vor dem Zelt. Die anderen Banner des Imperiums würde man bei Fertigstellung des Lagers anbringen und somit sichtbar zeigen, dass dieses kleine Lager nun stolze Trutzburg des Reiches war. Verus betrat das Zelt und blickte sich um. Etwas Erde bröselte dabei von seinem Spaten. Die Einrichtung, deutlich wertvoller und luxoriöser als seine eigene Zeltausstattung fand sich darin. Die Sklaven und Soldaten hatten schnell entsprechenden Kram des Tribuns ins Zelt entsorgt, um Hände für wichtigere Arbeiten frei zu haben. Alles stand etwas durcheinander aber war für den Zugriff durch den Tribun bereit. Verus selbst sondierte die große Karte auf dem Kartentisch mit einer Handbewegung, indem er sie korrekt ausrichtete. Er nickte und verließ das Zelt wieder, um den Spaten schwungvoll in den Boden zu rammen, um seine Hände nun ganz frei zu haben. Er atmete erleichtert durch. Das Lager war schneller erreichtet, als geplant und Verus konnte zufrieden sein. Mit seinen ewig traurigen Augen nahm er anerkennend den üblichen Anblick des geordneten Legionslagers wahr. Die Reihen aus Conternubia, mit den etwas größeren Zelten der Centurionen an deren Enden und die Sammelzelte und der Sammelplatz für die Reittiere. Brannten dort schon Feuer zur Zubereitung der Abendspeisung? Wunderbar! Verus holte tief Luft und wartete nun auf den Tribun sowie die anderen Offiziere.


    Das Lager war nun nach Verus Befehlen in einem breiten Rechteck angelegt, war nur über ein Haupttor zugänglich und die verstärkte Palisade schirmte ausreichend ab, so dass ein schneller Durchbruch unmöglich war. Auch war der See abgetrennt, da Verus ihn nicht in seinem direkten Rücken haben wollte, so dass Legionäre Wasser mit Eimern heranschleppen mussten. Man würde es ohnehin vorher abkochen, wie es die griechischen Ärzte geraten hatten.

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Herzlichen Glückwunsch nachträglich ( zweimal hält besser ) :D :D :D :wink:


    Damit du es in Wort und Bild hast


    Ebenso alles GUTE (nachträglich) und denke immer daran: man wird immer jünger oder so...! Gab es da nicht den seltsamen Fall des Benjamin Button? :D

    Verus trat nun mit einem Hand im Gürtel und der anderen am Rebstock in den Raum. Seine Augen waren ernst durch die engliegenden Augenlider verkleinert, da er heute die übliche Strenge zeigen musste, wenn er selbst dies auch als Schauspiel betrachtete. Das römische Militärwesen basierte auf dieser Strenge und somit musste er auch daran partizipieren. Verus nahm nun doch die bequeme Haltung zurück, indem er die Hand aus dem Gürtel nahm, um beide Hände an den Rebstock zu führen; mit dem man nach römischer Sitte auch Strafschläge verteilte. Es war eine Geste der Autorität, dass er nun zwei Hände am Stock hatte und diesen zu schützen schien. Scheinbar wollte er einen kräftigen Schlag austeilen aber seine Armhaltung verhieß dies noch nicht. Die Stube wirkte in seinem Sinne durchschnittlich ordentlich. "Veteranus," rief Verus halblaut und meinte damit Frugi als Stubenvorsteher und somit Chef des Conternubiums. "Meldung über Zustand des Conternubium und die Namen der vorhandenen Legionarii," befahl Verus kalt und suchte mit den Augen die Augen des Octavius Frugi. Nun nahm er doch wieder die zweite Hand vom Stock und schlug mit der Faust gegen die Wand neben sich, um zu testen, ob die Soldaten nicht geheime Verstecke im Putz angelegt hatten. Oft versteckten sie illegalle Dinge dort oder Dinge, die ein Centurio nicht gerne sah, wie reines Opium. Zwar dürften die Soldaten gelegentlich Opium rauchen oder verdünnt in Wein zu sich nehmen aber in der Stube war es verboten, da es dazu führen konnte, dass die Soldaten nicht mehr dienstfähig waren. Nein, es fiel nichts aus der Wand und der Putz bröckelte nicht.

    Verus beäugte den Frischling und schmunzelte, als dieser beim Anblick der Menge scheinbar weiche Knie bekam oder zumindest angestrengt überlegte. "Sieh an," sagte der Centurio. "Jetzt können wir gleich das Anlegen der Ausrüstung üben und wie man richtig packt. Ein Legionär muss packen können," erklärte Verus und deutete auf den Berg an Metall, Lederwaren und Sonstigem. "Tiro," erhob er seine militärische Stimme und trat neben die Handkarre. "Du bekommst es nur hier weg, wenn du die lorica anlegst und den Rest vernünftig packst," antwortete Verus zynisch aber bat ihm derzeit noch keine Hilfe an, denn er wollte sehen, wie clever dieser Mann im Umgang mit seiner Ausrüstung war. Somit begann wohl auch die Ausbildung des Licinius.

    Auch hier meine Zustimmung und ein freudiges Aloha!


    Wie gehabt: als Bruder des Verus und der Corvina eintragen!


    Mögen die Tiberii sich munter erheben und diese Krise als Geschenk der Götter sehen! (oder so in etwa...) :D

    Verus stapfte mit festem Schritt die einzelnen Stuben ab, um dann mit seinem Rebstock an die erste Tür zu hämmern. Er hatte sich heute vorgenommen, die Stuben zu kontrollieren und sich dabei den Männern vorzustellen, die ihn noch nicht kannten. Immerhin war seine Centurie mit Ersatzkräften aufgefüllt worden. Die Soldaten, die unter dem Vordach saßen, nahmen sofort Haltung an und reihten sich neben den Türen auf, wie es üblich war. Verus selbst blickte ernst in die Gesichter der Soldaten, die lautstark an alle Legionäre der Centurie mitteilten, dass "Durchgang" war. Verus selbst verlor keine Worte, hielt die Hand im cingulum militare, um diese dort abzustützen. Er begann bei dem Quartier des Conternubium von Octavius Frugi mit seinen Kameraden. Mit einem schnellen Schlag öffnete er die Tür und stand im Vorraum. "Achtung," rief der Centurio mit militärischer Breite.

    Was der junge Mann dachte, konnte Verus nicht abschätzen aber wenn er wüsste, was dieser Mann gerade dachte, würde Verus laut lachen. Gut, manche unterstellten den Legionären eine gewisse Liebe zueinander aber soweit ging Verus Liebe dann doch nicht. Er diente seiner Legion und seinen Männern mit Herz und Verstand- aber er liebte nur eine Person wirklich: Luna. In dieser Hinsicht war Iosephus vollkommen in Sicherheit. Endlich hatte der Wachhabende auf einen kleinen Handwagen sämtliche Ausrüstungsgegenstände geladen und schob diesen zum Licinius heran. "Hier," sagte der beleibte Legionär und sortierte noch die Rüstungsteile, wie lorica segmentata oder den klassischen Helm. Dann nahm er die vorgeschriebene Tabula vom großen Tisch und reichte sie dem Tiro.


    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung:


    - I Lorica Segmentata (Schienenpanzer)
    - I Galea (Helm)
    - I Mantel
    - II Leinentunika
    - II Cingulum (Gürtel)
    - II Paar Stiefel
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Furca (Tragestange)
    - I Tragenetz
    - I Tasche
    - I Sack
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis (Helm)
    - II Beinschienen
    - I Gladius
    - I Pugio
    - II Pila
    - I Scutum
    - I Schildhülle


    Unterschrift des Soldaten:



    "Einmal unterschreiben," sprach er vorsichtig, während Verus wartete. Verus war an diesem Tag langweilig gewesen, so dass ihm die Ablenkung zur Gelegenheit kam. Einen Rekruten einzuweisen, war sicherlich nicht seine originäre Aufgabe aber sicherlich spannender als den üblichen Stubendurchgang zu machen. Verus konnte hart sein, zeigte mitunter sogar eine eiserne Hand aber ihm lag diese harte Hand nicht so. Dieser Centurio führte durch Vertrauen. Er hatte sich oft genug bewiesen und seit seinem Einsatz im Praesidio galt er ohnehin als harter Hund; gesteigert nur noch durch seine Handlungen beim Angriff der Germanen, deren Kreuzigung und der Versklavung einer bekannten Seherin. Natürlich tat ihm dies alles in der Seele weh aber als Soldat hatte er gelernt, weiter zu machen und seinen eigenen Schmerz zu verdrängen. Dafür war er schon zu lange Soldat und kannte auch nichts anderes mehr. Dieses Leben hatte ihn wirklich geformt, wenn es auch seine Spuren in seiner Seele hinterlassen hatte. Es blieb ja auch keine Alternative, als es zu ertragen. Verus hatte es somit nicht mehr nötig, ständig zu beweisen, dass er ein guter Centurio war. Die Männer glaubten es ihm so. Denn es war stets der Ruf, der Autorität als Offizier verlieh. Und der Blutpreis, den Verus für seinen Ruf gezahlt hatte, war sehr hoch gewesen.

    Und so gelangten die beiden Männer, der Altgediente und der Neuling zum Magazin, wo sich nicht nur Vorräte, sondern auch eingelagerte Waffen und Rüstungen befanden. Mit einer schwungvollen Bewegung stieß Verus die beiden schweren Portale auf und blickte dem Wachhabenden direkt ins Angesicht. "Centurio Tiberius," rief der Mann erschüttert und räumte die große Waage zur Seite mit der er gerade Getreide ausgewogen hatte. Die kleinen Säckelchen warf in eine Holzkiste, nachdem er sie mit geübter Hand zugeknotet hatte. "Ich bringe Frischfleisch für die Legion. Der junge Tiro hier braucht die Erstausstattung. Gebt ihm alles, was er braucht," sagte Verus mit flappsiger Stimme und schob Iosephus mit einer Hand am Rücken in den Raum. "An den Tisch, Junge," befahl der Centurio und nickte ihm aufmunternd zu. Der Wachhabende kramte schnell eine vorbeschriebene Tabula hervor, welche ihm als Gedankenstütze diente. Er begann bereits in den großen Regalen nach entsprechender Ausrüstung zu suchen.

    Rupus nickte verstehend. "Gut," sagte der alte Optio. "Dann nehme ich an, dass wir das übliche Verfahren anwenden," sprach der Veteran zum Centurio, der nun ebenfalls nickte. "Natürlich," antwortete Verus und lächelte zum noch entkleideten Mann. "Zieh' dich an, wir gehen deine Ausrüstung holen," befahl der Centurio sanft. "Ich übernehme ab hier, Rupus. Du kannst dich wieder in deine Stube begeben." Rupus schien erleichtert, nahm Haltung an. "Jawohl, Centurio," grüßte er und verschwand dann mit festem Schritt aus dem Lazarett. "Folge mir, Tiro!" - erhob Verus seine Stimme, nachdem der Neuling sich wieder eingekleidet hatte. Der Arzt winkte mit einer Handbewegung störrisch ab und machte dabei ein Geräusch: "Naaaa..." Verus hingegen schien zufrieden, denn dieser Mann war brauchbar für seine Centurie, so dass er sich diesen Mann gleich unter seine Nägel riss. Der Tiberius trat ab und erwartete, dass der Mann ihm folgen würde. Der Arzt würde dem jungen Tiro im Gehen noch die Tabula in die Hand drücken, die seiner Musterung gefolgt war. Später würde Verus jene Tabula dem Licinius entreißen und persönlich zu Rupus bringen.

    Verus war nun doch etwas zurückhaltender im Umgang, denn scheinbar hatte er eine Fallgruppe aktiviert, die er selbst nicht als solche gesehen hatte. Dennoch ließ er sich nicht seinen gemeinen Spaß nehmen, der so üblich in den Legionen war. Die Männer hatten ja auch sonst nicht viel, über das sie reden konnten. Still aber aufmerksam verweilte Verus in seiner Position mit einem gescholtenen Seitenblick zu Rupus. Der Arzt vollendete seine Prozedur. "Ein großer Leser bist du wahrlich nicht," gab der erfahrene Medicus seinen Kommentar ab und lächelte Iosephus zu. "Das wird dir zwar die oberen Ränge erschweren aber es ist kein Ausschlussgrund. Du kannst ja Geschriebenes verstehen," meinte der Arzt mit Rauschebart bitter. Verus wollte nun doch intervenieren und trat einen Schritt vor: "Zu viel Philosophie und Wissen kann sogar schädlich sein für die Karriere eines Miles." Wieder ein böser Scherz, der aber nicht ganz unernst gemeint war. Denn Verus selbst, recht gebildet und sensibel, hatte erfahren, was es hieß, zu viele Dinge zu verstehen und deren Hintergründe ergründen zu können. Gerade diese Erfahrung belastete ihn. Zwar war er hierdurch auch ein geeigneter Offizier, da seine Truppen außerordentlich dirigieren konnte aber scheiterte oft in der emotionalen Nachbereitung, wenn das grausame "Warum?" kam. Iosephus würde mit Sicherheit nicht davon geplagt werden, was ihn wertvoller machte, als er jetzt wissen konnte. Verus wollte den armen Jüngling nicht angreifen, obwohl natürlich in den Worten ein gewisses Urteil mitschwang, dass Iosephus zwar nicht dumm aber auch nicht klug war. Vielleicht war es sogar ein Fehlurteil, denn auch Verus und der Arzt waren nicht davor geschützt, überrascht zu werden. "Normalerweise würde ich jetzt noch eine Leibesübung verlangen," sagte der Arzt, während er sich mit der Hand durch den Bart fuhr. "Aber deine Erscheinung und dieser vorlaute Centurio lassen mich darüber anders denken. Du bist tauglich," schloss der bärtige Mann ab und beugte sich über die Tabula, um dort ein paar Worte hinein zu kritzeln. Centurio stieß einem Stier gleich Luft durch beide Nasenlöcher. Rupus legte die Hand über seine Augen, um dieses Fiasko oder besser die Demontage eines angesehen Front-Centurios nicht erleben zu wollen. "Rupus, was wäre jetzt noch?" - fragte Verus sachlich, denn er ging davon aus, dass dieser Frischling brauchbar war. Rupus nahm die Hand von den Augen, blickte mit blinzelnden Augen zu den Anwesenden. "Die Prüfung des Charakters...," wollte der Optio beginnen aber Verus hob die Hand beschwichtigend. "Brauchen wir nicht. Der Typ kann was," befahl Verus zynisch, auch in der Hinsicht, dass dieser Mann sicherlich mehr Haudrauf, denn Schreiber war. Solche Leute brauchte er, um die Reihen seiner Centurie zu füllen. Männer, die anpacken konnten und ihm zuhörten, wenn er Befehle gab. Und noch viel wichtiger: diese Befehle nicht in Frage stellten. Rupus seufzte, während er sich am Kinn kratzte. "Gut, dann würden wir ihn ausrüsten, ihn einer Kohorte mitsamt Centuria zuteilen und schließlich vereidigen," fasste der ruppige Optio den Vorgang zusammen. Verus trat wieder vor Iosephus, während der Arzt mit den Augen rollte. "Könnt ihr das nicht Draußen klären?" - erhob sich die Stimme des hebräischen Arztes genervt. Verus ignorierte dies. "Hast du bereits eigene Ausrüstung mitgebracht, Tiro?" Der Centurio sprach ihn schon mit seinem baldigen Rang an, den er inne haben würde. Eben eines Prüflings. Die Ausbildung würde schließlich zeigen, was man aus diesem robusten Mann schnitzen konnte. Falls er scheitern sollte, würde er ohnehin durch das unehrenhafte Versagertor gehen. Die Legion konnte nur gewinnen, entweder sie hatten einen tapferen neuen Legionarius oder einen Versager weniger. Verus war in den Jahren sehr zynisch geworden, was man ihm bei seiner Vita auch nicht verübeln konnte.

    Hiermit stimme ich zu und gebe bekannt, dass sie folgende Eltern haben soll:


    Vater: Marcus Tiberius Antoninus
    Mutter: Horatia Melina


    Sie ist somit die Schwester des illustren Verus und zukünftige Hausherrin der Ruinen in Rom!


    Und natürlich: ein freudiges Aloha von mir! :D

    Sie hörte ihm ehrlich zu. Eine Geste, die Verus schätzte und ihr sogleich eine schnelle Träne schenkte, welche sich gegen jede Macht davon machte und am Boden zerschellte. Runa sah, was er wirklich war, hinter all dem römischen Stahl und der vergänglichen Disziplin seiner Selbst; alles, was er war, lag nun vor ihr und sie konnte mit dem Herzen fühlen, was er war, denn er verbarg nichts mehr. Seine Fassade war ein Trümmerfeld, welches einem Leben Atemzug geben konnte. Verus atmete Leben und fühlte eine sanfte Erleichterung seiner Schuld, die er sich selbst niemals ganz vergeben konnte. Die Hand dieser Frau gab ihm Zuversicht, dass jene Hoffnung bei und mit Idun wahrhaftig war. Etwas, was ganz und wirklich war, gegen jede Realität. So selten und schön, war diese Erfahrung und doch so fragil. "Ja," antwortete Verus, bevor er sich erhob. Runa nahm die Hand bereits zurück und entfernte sich. Doch sah ihn noch einmal eindringlich an. Verus Augen fixierten die Augen der Duccia ernstlich. "Ich werde sie halten und auf sie achten, wie sie auf mich achtet. Unsere Leben sind verwoben durch Liebe," erklärte Verus ganz und wahrhaftig. Seine Stimme war nicht mehr gebrochen oder schwach, sondern fest und überzeugt, trotz der Traurigkeit in seinen Augen. Runa hatte nun etwas an sich, was den Römer seltsam und bewundernswert erschien. Es war etwas, was er nicht kannte aber bei Idun gesehen hatte. Etwas, was nicht in diese Welt gehörte aber in dieser Welt stattfand. "Ich gehe zu ihr," sagte er und ging zusammen mit Runa aus dem Raum. Verus hatte nun seine Aufgabe, die nicht Last, sondern Hingabe war.


    "Vielen Dank," antwortete Verus knapp und nahm wieder seine stille Marschposition ein. Er hatte nun eigene Gedanken zu pflegen, die mitunter auch seine Dämonen waren. Eine geheime Angst kroch in ihm, an den Ort zurückzukehren, wo er diese Hölle erfahren hatte. Es war nicht einfach, gegen seinen eigenen Unmut anzukämpfen und sich aufzuraffen. Dieser Kampf ließ ihn sicherlich ruppiger und kälter wirken, als ihm selbst bewusst war. Verus war nun ganz Centurio und lebte im Zeichen seiner eigenen Taten. Um sich selbst zu ordnen, ballte er immer wieder seine linke Hand zur Faust, bis die Muskeln gänzlich spannten. Dieser Druck nahm ihm jenes Gefühl der Taubheit, welches seine Glieder ebenfalls gelegentlich befiel. Traurig suchten seine Augen Duccia Silvana als schönen Halt in dieser Welt und auch war ihr Anblick mühselige Erinnerung an das, was er seiner geliebten Idun angetan hatte. Er vermisste sie schrecklich und sein Herz wog schwer. Würde Luna an ihn denken, wenn er nun diesen schweren Gang ging? Dieser Gedanke war ein grausames Licht der Hoffnung in seinem Bewusstsein.

    Verus war mit seiner Centurie, ausgenommen krankheitsbedingten Ausfällen oder anderen Dienstbefreiungen, angetreten, um dem neuen Tribun seinen Respekt zu zollen. Auch war es ihm ein persönliches Anliegen, den neuen Offizier kennen zu lernen. In Reih und Glied an seiner festen Position links neben der Marschformation wartete Verus aufmerksam. Er lauschte den gesprochenen Worten des Tribuns und machte sich bezüglich des jugendlich wirkenden Flavius seine Gedanken. Noch konnte er kein abschließendes Urteil bilden aber war gewillt, den neuen Mann eingängig zu begutachten. Immerhin hatte er schon viele Versprechungen und Reden gehört, die sich oft nicht bewahrheitet hatten oder vollkommen inhaltsleer waren. Es kam immer auf den Mann, der sie hielt und Verus kannte den Flavius noch nicht gut genug. Der Tiberius wollte dies ändern und wollte sich bei Zeiten mit dem Tribun von Offizier zu Offizier unterhalten, wie es nicht unüblich war. Centurionen hatten permanenten Zugang zu den Zelten höherer Personen, um Meldungen zu machen oder Empfehlungen abzugeben. Der Tribun trat zurück. Schließlich gab der Primus Pilus den Befehl zum Marsch, den Verus geübt und lautstark an seine Männer wiederholend weitergab. Seine beiden Füßen nahmen den Tritt auf und auch seine Einheit zog im Stampfen der Sohlen in Richtung des einheitlichen Zieles.


    Sim-Off:

    * Ich schließe mal Verus an den Marsch an, da es unüblich wäre, wenn er fehlen würde. ;)

    War der junge Mann etwa beschämt? Verus versuchte dessen Ausdruck eindringlich zu deuten und musste dann noch weiter schmunzeln. "Ein Hebräer will in den Dienst an Rom und dem Kaiser," witzelte Verus bitter und blickte erfreut zu Rupus. "Irgendwas scheinen wir richtig zu machen," sagte Verus mit lockerer Stimme und klatschte symbolisch in die Hände, ohne einen wirklichen Ton zu erzeugen. "Solange uns dein geliebter Gott nicht straft, wenn wir dich unter die Feldzeichen Roms und des Mars stellen," erklärte der römische Offizier mit dem harten Humor der Soldaten. "Ist doch alles inordnung," gab er noch von sich und versuchte den unsicheren Rekruten damit zu beruhigen. Der Arzt hingegen murrte erneut aber schoss seine Arbeit ab. Er schob dem Licinius noch eine Tafel zu.


    Ich kann diesen Satz lesen. Rom siegt immer. I Legionär. II Pilae. III tote Feinde.


    "Kannst du mir diese Wachstafel vorlesen?" - fragte der Arzt und war innerlich schon mit der Untersuchung fertig, so dass er seinen Blick vom Patienten abwandte. Er blickte kalt zu Verus. "Auch ich bin Hebräer, sprich bitte nicht so abfällig über Adoinoi," sprach der Medicus beherzt aber nicht zu laut. Verus war nun perplex und machte ein merkwürdiges Geräusch der Überraschung mit seinem Munde.