Verus konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, da sein eigener Verstand in einer Endlosschleife aus seinen eigenen Dämonen gefangen war. Die erste Welle an Gewalt brandete über seine Männer, die sich mit Mühe erwehren konnten und doch fielen einige Männer zu Boden und konnten nicht mehr gerettet werden. Seine zwei Legionäre, die ihn absicherten, packten ihren Centurio, zogen ihn einige Meter zurück in eine Gasse. Die anderen Überlebenden folgten dem Helmbusch ihres Anführers und schlossen ihre Schilde in einer Reihe zusammen, um in die Gasse rückwärtsgehend zu folgen. Die Römer wurden nicht getrennt, und doch waren sie unter Bedrängnis geraten, da sie trotz der überlegenen Ausrüstung von allen Seiten angegriffen wurden, selbst aus den Hausöffnungen und fensterlosen Rahmen. Überall schnellten Klingen oder Spitzwaffen hervor. Umschlossen von den Schilden seiner Männer waren sie eingekeilt, während Verus versuchte die Situation zu verstehen. Erst nach einigen Atemzügen fand er sich im Moment wieder, während sein Herz raste. Doch die Zeit schien in langsamer Fassung zu verlaufen. Er betrachtete die Situation, wie die Waffen auf die Schilde seiner Soldaten trafen, die sich mühsam erwehrten und sogar einige Pilae schleudern konnten und schließlich mit ihren Kurzschwestern über die Schilde hinweg in die heranbrechende Menge stachen. "Centurio," brüllte ihn ein Soldat an, der bemerkt hatte, dass Verus abwesend war. "Befehle," wollte er wissen und stand direkt vor Verus mit erhobenem Scutum, in Richtung Feind. "Kämpft, Linie halten, achtet auf die Seiten," erhob Verus seine Stimme und blickte zum jungen Legionär, der gerade Befehle eingefordert hatte. Doch da passierte es und ein krummes Küchenmesser, geführt von der Hand einer Frau, stach in die Kehle des Soldaten, da dieser sich zu Verus gewandt hatte. Dem jungen Tiberius spritzte Blut ins Gesicht, was ihn erneut ängstlich und schockiert stehen ließ. Er wusste nicht damit umzugehen und doch fand er den Mut mit seinem Gladius in die Öffnung zu stechen. Er traf die ältere Frau mit ihren langen Haaren direkt ins Auge, die sofort aufschrie. Sie fiel zurück in den Innenraum, während er mit zitternden Augen das Gladius zurücknahm, um zum sterbenden Legionär herab zu blicken. Er wollte sich herabbeugen, doch die Linie schob sich auch ohne seinen Befehl weiter, da sich die Römer Schritt um Schritt zurückzogen, doch es war bereits zu spät, da sie umschlossen worden waren und sie waren nun in dieser Gasse eingesperrt. Von beiden Seiten prügelten allerhand Waffen auf sie ein. Verus konnte das metallische Scheppern, das Geschrei und das Getummel hören, da er selbst einen Schlag auf seinen Nackenschild erhielt und mit dem Kopf zusammensank. Er wandte sich einmal herum und sah einen jungen Germanen, fast noch ein Kind, welcher mit einer Axt nur knapp seine vitale Linie verfehlt hatte. Verus packte den Germanen, zog ihn aus der Tür und rammte ihm mit voller Wucht das Gladius in den Bauch, sodass warmes Blut über seine eigene Hand lief. Er spürte dessen Wärme, während er dem jungen Mann tief in die Augen blickte. Die Pupillen seines Gegenübers weiteten sich, bis sie schließlich zusammenfielen und die Augen leer wurden. Verus hatte gesehen, wie das Leben aus dem Feind gewichen war, während dieser noch einen stöhnenden Atemzug in seine Richtung hauchte. Dann zog Verus die Klinge aus dem Unterleib, noch einmal sackte etwas Blut noch, fiel auf seine Militärsandalen und machte sie feucht. Verus betrachtete noch einen Moment den Toten, der wie eine Puppe, auf dem Boden zusammenrollte. Mit einem Fußtritt trat er dessen Kopf in den Boden und deutete seinen Männern, beide Seiten zu verteidigen. Er selbst entschied sich die rückwärtige Seite, zum Wald hin, zu unterstützen. Er hatte die kalte Tapferkeit gefunden, denn seine Emotionen waren in diesem Moment tot. Er ließ seine Dämonen frei und handelte schlicht. Rom war hier fern. Sehr fern sogar. Kalte Nadelstiche bohrten sich in seine Seele, die kaum noch Mensch war, sondern Bestie, die sich in die Menge seiner Männer warf, um diese mit einigen Stichbewegungen in die Richtung der germanischen Angreifer zu unterstützen. Er traf einen Germanen ungünstig im Gesicht, als dieser sein Schild leicht senken musste und durchtrennte den Kiefer, der schließlich gekippt zur Seite fiel. Verus angewidert nahm sein Gladius zurück, während der Germane aus der Menge ausscherte, um auf dem Boden knieend versuchte zu verstehen, was geschehen war. Verus keuchte schwer, als ein Speer in den Innenraum des Schildwalles seiner Legionäre flog und unweit seiner Position im Boden stecken blieb. Verus wandte sich vom leidenden Germanen ab und betrachtete für einen schnellen Atemzug den Speer, den er mit einer krummen Bewegung herausriss, um mit diesem einem Germanen, der von einem Hausdach in die Menge springen wollte, in den Hals zu stechen. Der Germane, erhoben mit zwei Äxten in der Hand, fiel vom Dach und starb mit aufgerissenen Augen im Schildwall der Römer. Verus ließ den Speer fallen, da dies nicht seine Waffe war. Er blieb bei seiner geübten Waffe, dem Gladius, welches bluttropfend ruhig in seiner verkrampften Hand lag.
"Weiter," befahl Verus, der erneut in Richtung Wald deutete und seine Männer begannen mit ihren Schilden zu schieben; immer fester, wie sie es gelernt hatten. Schritt um Schritt, auch unter Bedrohung durch Waffen, die auf ihre Helme und Schilde schlugen, drückten sie dagegen an. Immer wieder untermauert durch schnelle Stichbewegungen in Richtung Feind. Verus blickte sich erneut umher, und bemerkte, dass die rückwärtige Linie schwächelte, so dass er die Seite wechselte, um dort zu helfen. Erneut stach er kräftig mit seinem Gladius seitlich am Schild vorbei und traf einen Germanen in die Unterseite seiner Achsel; wohl ein tödlicher Treffer, da dieser zwar noch seinen Hieb auf das Scutum eines Legionärs ausführte aber dann schlicht nach Hinten kippte. Die Axt blieb im Scutum an der Kante stecken und fiel erst durch einen kräftigen Ruck des betreffenen Soldaten ab. Immer wieder mussten die Römer kraftvoll gegen den Ansturm ihre Schilde heben, sich gegenseitig decken, um nicht noch mehr Männer zu verlieren. Doch da passierte es wieder. Wieder stürmte ein Germane aus einer Hausöffnung in die Mitte, gefolgt von zwei weiteren. Verus, der einzige Römer, der ungebunden von einer Verteidigungslinie war, musste reagieren. Mit einer fast schwungvollen Kreisbewegung schlug mit seiner Waffenhand in den Schulterbereich eines Germanen, so dass die Klinge bis auf den Knochen eindrang, dann zog er diesen Feind mit einem gezielten Tritt in einen unteren schmerzlichen Bereich ausser Gefecht und wandte sich dann den anderen beiden zu, die jeweils einen Schild und einen Speer trugen. Einer stach zu, doch Verus wehrte den ungezielten Versuch mit einer auftauchenden Armbewegung ab, so dass die Spitze des Speers über seine gepanzerte Armschiene rutschte, was ein scharbendes Geräusch von sich gab, dann drückte mit seiner freien Hand das Schild herunter, um dem Germanen ins Gesicht zu stechen. Verus drehte sich dabei leicht ein, so dass der andere Germane zwar ausholen konnte und wollte ihn sogar mit dem Schild zurückstoßen, doch traf seinen Genossen. Verus konnte seinen Stich vollführen und die Kehle wurde querläufig aufgeschnitten. Der andere Germane torkelte zurück als er bemerkt hatte, dass er seinem Freund nicht wirklich eine Hilfe war und dieser sicherlich seine Reise in die Nachwelt antrat. Verus atmete schwer und hob erneut sein Gladius an. Der Germane tat etwas Ungewöhnliches, warf sein Schild zur Seite und auch den Speer, um mit einer seltsamen Axt vom Gürtel ziehend, auf ihn loszustürmen. Verus musste mühsam zur Seite springen aber wurde doch getroffen als die Axt auf seine Schulterpanzerung schlug. Die oberen Ringe brachen und zerissen aber die Axt drang nicht durch das Kettenhemd. Dennoch spürte Verus den Hieb und musste mühsam ausweichen, so dass er dem Feind nur noch in den Oberschenkel stechen konnte. Tief drang sein scharfes Gladius ein und traf eine wichtige Blutverbindung, die in großen Menge herausölte und den Germanen schnell müde werden ließ, so dass dieser keinen weiteren Hieb ausführen konnte und schlicht zusammen sackte, um auf dem Boden müde zu röcheln. Verus, als Centurio Roms, musste dieses Leben, da es immer noch eine Gefahr sein konnte, beenden und beugte sich auf die Knie herab, um mit einer ebenso müden Bewegung in den Halsbereich des Feindes zu stechen. Immer wieder wiederholte er diese Bewegung, bis auch ihn langsam die Kraft verließ. Auf dem Gladius stützend, gebeugt über den Toten, holte Verus tief Luft, um in die Linien seiner Leute zu blicken. Da bemerkte er, dass der Germane, welcher nun seinen Oberarm hielt, welchen er vor wenigen Momenten mit einem Tritt vorübergehend bestraft hatte, auf ihn zu kroch, um mit einem Messer im Gebiss, Verus anzugreifen. Kurz bevor er Verus erreichte, nahm er das Messer aus dem Mund, während seine Armwunde erneut ausblutete. Verus musste handeln und stand schlicht auf, trat mehrfach mit seinen Nägel besetzten Sandalen ins Gesicht des Feindes, bevor dieser zustechen konnte. Doch die Klinge traf seine vordere Beinschiene, rutschte zur Seite und hinterließ, weil mit Kraft bewegt, einen Druckschmerz unter dem Metall seiner Panzerung. Schließlich stach Verus mit einer uneleganten Bewegung ins Genick des Feindes. Es knackte laut, was den Tibeirus erneut anwiderte, da er genau zwischen zwei Halswirbel gerutscht war. Die Anstrengung stand in seinem kalten Angesicht, welches keine Zärtlichkeit mehr aufwieß. Es ging hier um das nackte Überleben. Während er die Klinge herauszog, mit einer Schleuderbewegung erneut eine Menge Blut von der Klinge enfernte, wandte er sich an die Schildlinie zum Wald, welche erneut zwei Männer verloren hatte. "Halten," befahl er, während er selbst ein Scutum aufnahm, um einen fehlenden Platz zu besetzen.
Auf dem Hügel vor dem Dorf hatten inzwischen auch die abgestellten Legionäre, die beiden die jenes Gepäck der Einheit bewachten, bemerkt, dass dort unten Schlachtlärm tobte. Sie hatten einen Blick gewagt und warteten schockiert, dass ihre Kameraden ausbrechen konnten aber dies geschah nicht. Beide blickten sich an und entschieden sich, nachdem man die Schlacht als verloren betrachtete, in Richtung Praesidio zurückzuziehen, um Hilfe zu holen. Um nicht als Feiglinge zu erscheinen, hoben sie ihre Schilde an, kippten diese einmal nach Links und einmal nach Rechts, um den Centurio um ein Zeichen zu bitten, doch dieser konnte sie nicht sehen. Schließlich rückten sie ab, und zwar in schnellen Schritten. Ihre Kameraden brauchten schnell Hilfe.