Verus musste an ein altes Gedicht denken, dass er einst gelesen hatte. Ein paar Worte drängten sich in seinen Geist, die ihm passend erschienen.
Wir sind das Schwert, wir sind die Flamme,
es breche Zorn als finstere Flut,
über Gier und Hass und Schande,
euren Frevel frisst die Glut.
Der Präfekt brauchte eine Antwort und kein Gedicht. Es gab keine weiteren Erkenntnisse, so leidlich es war. Verus, der angeschlagende Optio, hatte nichts anzubieten, außer seinen Eifer sowie den Schweiß in seinem Gesicht. "Unnatürlich - durch Sturz - scheint er abgelebt zu sein," antwortete der Tiberius auf Basis seiner kargen Informationen oder besser des Augenscheines. "Von den Leibwächtern wissen wir nichts und es gab auch sonst keine Spuren. Fakt ist: wir haben den ehrbaren Legatus im Bachbett aufgefunden." Verus holte tief Luft. Es war nicht einfach, direkt nach so einem Fund sachliche Aussagen zu treffen aber man musste funktionieren; irgendwie hineinpassen in diese Welt aus Trug und Schein, wo Arbeit und Funktion wichtiger waren als Emotion. Das war sein Bericht. Seine Aufgabe war erfüllt. Niemand mochte seinen Männern einen Vorwurf machen, dass sie nicht alles gegeben hätten, um den Legtatus zu finden. Immerhin war die Mission ohnehin mit einer Aussicht gestartet, garnichts aufzufinden. Immerhin war Italia groß und weit. Man hatte seinen Soll an die Ehrenkasse der Götter gezahlt, auch wenn die Stimmung dadurch nicht besser wurde. "Ich werde meine Männer instruieren und wir werden den Mann ehrenhaft aufbahren," nahm Verus den Befehl entgegen. Er würde seinen Soldaten einen extra Becher Wein ausgegeben müssen, nachdem sie auch noch diese letzte Pflicht erfüllt hatten. Die Leiche ließ sie immer noch nicht los.