Beiträge von Aulus Tiberius Verus

    Verus musste an ein altes Gedicht denken, dass er einst gelesen hatte. Ein paar Worte drängten sich in seinen Geist, die ihm passend erschienen.

    Wir sind das Schwert, wir sind die Flamme,
    es breche Zorn als finstere Flut,
    über Gier und Hass und Schande,
    euren Frevel frisst die Glut.


    Der Präfekt brauchte eine Antwort und kein Gedicht. Es gab keine weiteren Erkenntnisse, so leidlich es war. Verus, der angeschlagende Optio, hatte nichts anzubieten, außer seinen Eifer sowie den Schweiß in seinem Gesicht. "Unnatürlich - durch Sturz - scheint er abgelebt zu sein," antwortete der Tiberius auf Basis seiner kargen Informationen oder besser des Augenscheines. "Von den Leibwächtern wissen wir nichts und es gab auch sonst keine Spuren. Fakt ist: wir haben den ehrbaren Legatus im Bachbett aufgefunden." Verus holte tief Luft. Es war nicht einfach, direkt nach so einem Fund sachliche Aussagen zu treffen aber man musste funktionieren; irgendwie hineinpassen in diese Welt aus Trug und Schein, wo Arbeit und Funktion wichtiger waren als Emotion. Das war sein Bericht. Seine Aufgabe war erfüllt. Niemand mochte seinen Männern einen Vorwurf machen, dass sie nicht alles gegeben hätten, um den Legtatus zu finden. Immerhin war die Mission ohnehin mit einer Aussicht gestartet, garnichts aufzufinden. Immerhin war Italia groß und weit. Man hatte seinen Soll an die Ehrenkasse der Götter gezahlt, auch wenn die Stimmung dadurch nicht besser wurde. "Ich werde meine Männer instruieren und wir werden den Mann ehrenhaft aufbahren," nahm Verus den Befehl entgegen. Er würde seinen Soldaten einen extra Becher Wein ausgegeben müssen, nachdem sie auch noch diese letzte Pflicht erfüllt hatten. Die Leiche ließ sie immer noch nicht los.

    Verus war gerade erst angekommen, hatte die Männer in die Barracke befohlen und war zur Principia, mehr oder minder erschöpft, gewankt. Der Gewaltmarsch von den Alpen bis hier an diesen Ort, war unausgesprochen anstrengend gewesen und man sah diese Anstrengung nur im Schweiße seines Angesichtes. Der junge Optio hatte die Menschentraube beobachtet, sich hindruch gedrängt und war urplötzlich vom Tribun laut aus seinen müden Gedanken gerissen worden. Mit schwitzenden Händen legte er seinen Marschstab ab, ebenso die sonstigen Güter, die er bei sich trug, wie Scutum. Was hier los sei? Sah der Tribun es nicht? Einfach die Augen aufmachen und in die Traube hineingehen! Verus war gereizt, obwohl die Frage des Tribun Iunius statthaft war. Dennoch die Müdigkeit und der gesehene Tod - eben jener Leiche - waren zu viel, um nun eine nüchterne Antwort zu geben. Der Tiberius trat vor den Tribun, wollte eine Antwort formulieren, als der Präfekt das Wort ergriff; gar brüllte. Der Drill griff, auch Verus zog die aufrechte Haltung (trotz Müdigkeit) vor. Antwortete er gleich beiden, ein glücklicher Zufall, da er so die traurige Erklärung nicht zweimal tätigen musste. Der Tod war selten angenehm zu berichten. Manchmal war er zwar Erlösung aber oft auch einfach zu endgültig, damit Menschen ihn vollens begreifen konnten. Gestorben wurde immer, wie auch immer getrauert wurde. Verus kannte den Legaten nicht aber hatte tiefes Mitgefühl für sein Schicksal, da er ihn geborgen hatte; ihn berührt hatte und sein Tod zu Teilen mit in Verus gefühlte Lebenswelt fiel. Schweißperlen bildeten sich an seinen Augenrändern, rannen herab und fielen in den Staub. Die braune Leinentunika, die er trug, war an den Achseln durchnässt und auch seinen Lippen waren nicht stabil im Bild: sie zitterten leicht. "Der Tod," murmelte der Tiberius das Gefühl weg, um wenigstens etwas Sachlichkeit wieder zu finden. Ein Gefühl wollte benannt werden und der Tod beschrieb es. Resignation. Verus Einsamkeit, als auch die Mission, waren bleibend im Geiste für den jungen Mann, der hier erschöpft aber aufrecht stand. Seine Augen waren zu leblos, um zwischen beiden Offizieren zu wechseln, dass sie sich gerade ausrichteten und in die Leere eines imaginären Raumes starrten. Mit seiner Rechten deutete er zur Leiche herab.


    Der symbolische Kniefall des Präfekten sowie seine Geste sprachen für Gefühle, die Männer mit Anstand wohl hatten. Verus hatte dies nicht vollens im starren Blick wahrnehmen können aber hatte die Bewegung mittelbar gespürt.


    "Ich melde, dass die Mission, den Legatus zu finden, abgeschlossen ist. Wir haben ihn gefunden." - ein harter Satz, direkt gesprochen, ohne Sachlichkeit. Die Stimme war erhoben aber brüchig. Laut aber nicht stark, sondern einfach geplärrt. Das Handzeichen seiner Rechten war eindeutig. Das dort, die traurigen Überreste eines Lebens, waren das Ziel der Mission gewesen. "Wir fanden ihn tot in einem Bachbett, Präfekt," erklärte der Optio dem Lagerkommandanten und endlich fand sich wieder Lebenskraft in seinem Gesicht und die Augen blickten zu Licinus. Dann der Blick zum Iunier.


    Sim-Off:

    Ich binde euch beide mal direkt ein ;)

    Es war an der Zeit. Verus blickte auf seine Hände, die er, fast in Gebetshaltung, vor sich hielt. Niemanden ließ so etwas kalt. Man versteckte nur seine Gefühle und Gedanken. Die Menge an Leichen nahm einem Soldaten nicht das Gefühl, dem Tod näher zu sein, als andere. Für den jungen Tiberius war es sogar seine erste Leiche. Es gab hier nichts mehr zu sagen oder zu tun. Verus nahm sich einen Lappen aus dem Gepäck, etwas Wein, um sich seine Hände zu waschen. Er hatte das Gefühl dies tun zu müssen und zwar mit duftendem Wein, wie es unter Soldaten üblich war, um Blut zu entfernen. Es galt der Spruch: Rot gegen Rot vertreibt Tod. Der Optio goss sich etwas verdünnten Wein in die Handflächen und trocknete dann mit dem Tuch nach. Die Männer, die den Legatus angehoben hatten, näherten sich auch, um etwas Wein zu erhalten, um ihre Handflächen zu reinigen. Ein üblicher Prozess der Reinigung. Der Lappen machte wortlos die Runde, während der junge Mann, der nun Anführer war, die kleine Metallkaraffe verschloss und zurück ins Marschgepäck hängte. Nach einer kurzen Weile waren alle Soldaten wieder zusammen, hatten ihr Gepäck sowie Ausrüstung aufgenommen; nebst Seil, welches notdürftig zusammengerollt worden war. Verus ließ seinen Blick noch einmal über die Schleifspuren am Boden wandern. Was für einen Tod mochte der Mann gehabt haben? Wahrscheinlich einen langsamen, einsamen Abschied aus dem Leben. Mitgefühl und Resignation keimten gleichzeitig als Verus die Hand hob und das Zeichen zum Abmarsch gab. "Wir gehen," sagte der Optio halblaut. "Nach Mantua!" Keine Antwort. Die Legionäre setzten sich still in Bewegung.

    Sieg! Auch wenn ein eher bescheidener und dummer Natur. "Offiziell, ja," war nun die Antwort. Dabei wollte er eigentlich so durch die Stadt schlüpfen und die Urbaner machten ohnehin genug Probleme, da sie Soldaten gerne besonders kontrollierten. Mochte es Eifersucht auf eine aktive Legion sein oder einfach der übliche Konkurrenzkampf militärischer Einheiten um die Gunst ihres Staates? Damit hatte Verus ja nun reichlich wenig zutun. "Mantua," grummelte der junge Optio und erinnerte sich daran, dass er eigentlich weiter musste. Niemand sollte zu sehr tratschen, dass ein junger Römer seinen Dienst nicht korrekt versah. Zum Glück hatte er seinen Namen noch nicht gesagt. Verus war beruhigt. Der Präfekt würde davon nichts erfahren. Die Standpauke wäre auch was gewesen! Der Claudius ließ sich weniger beeindrucken und machte mittelbar klar, dass der Tiberius störte. In der Tat hatte der junge Mann seinen Aspekt der vermeindlichen Macht genug genossen, da die aufbauende Wirkung längst verflogen war. Der Blick von Claudius Felix traf ins Schwarze. "Ich müsste auch weiter...", erklärte der junge Optio dann, um sich aus dieser Lage zu befreien. Immerhin war noch nichts weiter passiert und wenn die Urbaner erst einmal kamen, gab es fragen und eventuell Berichte. Berichte waren nicht gut, da sie vielleicht nach Mantua gingen. Lieber abhauen und der Mission nachgehen, auch wenn Rom sicherlich noch einen gewissen Charme für Verus gehabt hätte. Kurz wagte der Tiberius noch einen Blick zu Priamos sowie Felix, bevor sich entschied, das Weite zu suchen. "Verzeihung, ich muss weiter. Ich bedanke mich," sagte er noch und zog dann - so unhöflich, wie er auftaucht war - wieder ab. Mit einem unsicheren Sprung zur Seite war er verschwunden.

    Gut, halten wir fest: Es gibt Sklaven in der Legion. Zuweilen auch private Sklaven. Nur ist nicht geklärt, ab welchem Status genau eine Zuteilung beginnen kann.


    Ich bedanke mich für eure lesenswerten Antworten, die meinen Blick auf die Legion erweitert haben! Daaaanke!

    Ich habe eine persönliche Frage, die mich gerade beschäftigt. Ich habe ein paar Internetquellen abgegrast aber konnte keine klare Lösung finden:


    Wie steht es um Sklaven in der Legion? Einige Quellen sagen, dass es sie als Legionsbesitz gab, um Lasttiere zu führen oder Lasten zu tragen, die nicht einem Legionär zugerechnet wurden. Der Sklavenstatus in der Legion ist mir einfach unklar. Gab es private Sklaven im Dienste einzelner Soldaten? Wenn ja, beschränkte sich dies nur auf Offiziere und Unteroffiziere mit nötigem Kleingeld? Immerhin musste der Sklave ja untergebracht werden und versorgt. Teilte der Soldat dann seine Barracke mit diesem? Die Forschung ist sich noch unschlüssig scheinbar, obwohl die Tendenz in die Richtung geht, dass ein einfacher Legionär sicherlich keine Sklaven in seiner Barracke hielt, sondern in seinem (illegitimen) Tross mitführte, der vor dem Lager hauste oder in der Heimatstadt ( - nicht im Lager selbst) der Legion, mitsamt (illegaler) "Frau" und Familie.


    Dass der Legat sicherlich seine Sklaven führte, ist anzunehmen. Mir geht es eher um die Allgemeinheit der gesamten Legion.

    Verus nickte, ging traurig an seinem Centurio vorbei aber nicht ohne ihm dankend die Hand auf die Schulter zu legen. Eine Geste unter Waffenbrüdern. "Danke," sagte der Optio und zog ab. "Es ist spät," warf er noch zu Hadrianus. Für Verus war es nun zu schwierig, seine Emotionen zu beschreiben. Er zog lieber den Rückzug vor.

    Als der Reiter seiner Wege zog, um die Leiche in halbwegs sicherem Zustand nach Mantua zu bringen, blickte Verus auf den Boden. Es war nicht so, dass er sich nicht freute, die Mission abgeschlossen zu haben aber irgendetwas hinderte ihn daran, einfach den Befehl zum Rückmarsch zu geben. Zudem fehlten noch die Kameraden, die zur Rauchsäule geeilt waren. Erschöpfung mischte sich in seinen Zustand, ebenso wie die heraufziehende Nacht mit ihrer Kälte. Die Sonne ging in einem dezenten Orange unter. Es war merkwürdig hier zu sein. An diesem Ort, wo ein Mensch einsam sein Leben beendet hatte. Starben nicht alle einsam? Verus kamen solche Gedanken. Es war die dunkle Magie des Todes, die ihn umfing. Dieses Gefühl der Bedeutungslosigkeit im Angesicht des kosmischen Spieles. Sollte er beten? Zu welchem Gott? Die Götter hatten ihren Spaß und genossen ihre Unsterblichkeit. Doch war Unsterblichkeit wirklich Erlösung? Der junge Soldat Verus brauchte Luft, holte diese ein und blickte in den Sonnenuntergang. Ein Legionär trat zu ihm, rieb seine Schwielen, die das Seil an seinen Händen veursacht hatte und fragte schüchtern, um den versunkenen Optio nicht zu stören: "Befehle, Optio?" Es gab in diesem Moment keine Befehle vom einsamen Tiberius Verus, welcher den wunderschönen Sonnenuntergang betrachtete. Ihm wurde die Endlichkeit aller Dinge bewusst, auch der Liebe. Calena war weg. Vor wenigen Tagen hatte er noch mit Hadrianus, seinem Centurio, darüber gesprochen und nun war es ihm klar. Der Sinn der Suche erschöpfte sich. Der Soldat erhob sich, spürte die aufgeschlagenen Knie, und sagte: "Schickt nach unserem Kommando, welches das Feuer untersuchte. Wir kehren zurück," es war gesagt. Nüchtern und bedeutungsleer. Man ging einfach nach Hause. Die Magie des Orange lag über ihnen.

    Ja, Verus war arrogant. Vorallem sich selbst gegenüber. Ihn interessierten in diesem Moment nur seine Leiden. Der Fremde, den er angestoßen hatte, war nicht in diesem Planspiel der Gedanken nicht vorgesehen. Warum auch? Zu viel beschäftigte den jungen Tiberius, der immer noch einen Schritt zurück tat. Wein. Verus wollte Wein, viel davon. Nicht alles verlief so, wie er es gedacht hatte. Der Verdrängungsprozess musste einsetzen. Doch in dieser Sekunde als er mit dem Peregrinus zusammengestoßen war, riss ihn dies aus seinem Selbstmitleid hinaus. War das gerade eine Beleidigung? Grimmig zog er die Brauen zusammen, tänzelte, wie Tanzbär zwei Schritte vor und blickte selbstgerecht herab. Oh, Verus- wie du dich verrannt hast. Jetzt entschuldigte sich der Fremde? Der einsame Soldat war erstaunt. Immerhin hatte er eine Unachtsamkeit begangen. Die vorgelaufene Beleidigung als Fluch war inzwischen durch Unterwürfigkeit ersetzt, die Priamos ausstrahlte. Zumindest für Verus. Mit einem unterstreichenden Gehabe, zog der Tiberius sein cingulum höher und lächelte. Das Militär mit seiner Dominaz hatte auf Verus abgefärbt. Irgendwie färbte das Schicksal auf jeden ab. Nur war die Frage, welche Farbe nahm man an? Wurde man bunt oder schlicht schwarz, wie ein Rabe? Verus war auf dem Weg ein grimmiger Melancholiker zu werden. Immerhin konnte er sich jetzt in der geliehenen Macht sonnen, die ein wenig seinen Seelenschmerz verdrängte. Im Grunde ein schwaches Bild für einen Römer, die auf ihre charakterliche Disziplin wert legten. Verus war in diesem Moment charakterlich schwach. "Niemand stand im Wege," brüstete sich der junge Optio und nickte ernst. "Ich störe scheinbar ein Gespräch?" - fragte er dann so als ob es ihn etwas anginge, was es eigentlich nicht tat, aber die Rolle als Machtvertreter gefiel. Sehr sogar. Dann blickte er zum Claudius, um auch diesen interessiert zu mustern.

    War es immer seine Entscheidung? Das Leben lief manchmal nach seltsamen Regeln ab. Man kämpfte, verlor und sah sich oft am Ende. Doch dann ging es weiter. Bis zum Ende. Man musste sich fügen, einfach akzeptieren, wer man war. Das machte das Leben leichter. "Ja," war die knappe Antwort, die fast gehaucht daherkam. "Menschen leben und hoffen," sagte er dann daher, ohne nennenswerten Bezug zu Lepidus Aussage. Glück war ein merkwürdiger Wert. War Lepidus glücklich, der nach Macht strebte? Er würde niemals genug haben. Niemals genug Titel, niemals genug Unterstützung und niemals genug Einfluss. Es war eine Sucht. Eine Sucht nach vermeindlicher Selbstbestimmung. Verus erkannte dies für sich. Einfach weiter machen. Wie immer. Vielleicht würde er auf dem Weg zurück zu seiner Einheit singen. Einfach singen, wie ein naiver Idiot, der das Leben nicht nehmen wollte, wie es war. Karriere war nicht mehr Ziel, sondern nur noch Zufriedenheit. Lepidus hatte es geschafft, mit wenigen Worten, und seiner Abfuhr, Verus Träume zu zerschlagen und ihn zu erden. Nur war diese Erdung vielleicht auch nicht mehr im Interesse des Hauses. Der junge Tiberius entschied sich in diesem Moment, einfach weiter zu machen. Ohne Patron. Ohne Planung. Einfach leben. Der naive Träumer träumte einen neuen Traum.


    "Ich bin nicht mehr lange hier. Mein Beruf wird mich wahrscheinlich noch heute Nacht weiter führen," erklärte der Soldat und stand auf. "Im Säckelchen dort sind meine Schulden," sagte er dann noch und ging mit müden Schritten zur Tür. "Vale, Lepidus," warf er einen Blick zurück, lächelte traurig. "Und Danke!" Der junge Krieger Roms verschwand dann. In sein Leben.

    Sim-Off:

    Ich verwende einfach mal diesen Thread erneut, da mir der Titel ganz passend erschien. ;)


    Der Reiter war angekommen, hatte das Tor passiert und erreichte nun den kleinen Hof vor der Principia. Der Reiter lud die Leiche des Legaten vorsichtig vom Rücken des Pferdes ab. Ein Soldat hatte sich bereits aufgemacht, den Präfekten rufen zu lassen. Vorsichtig mit einem mulmigen Gefühl legte man den Gefallenen auf den Boden neben das Pferd. Ein Soldat endete auf dem Boden des Schlachtfeldes, hier auch symbolisch auf dem Boden des Kastells. Der Reiter wischte seine Hände an seinem Mantel ab, richtete sich auf und blickte zum Toten hinab. Es war ihr Legat gewesen, nun eine leblose Wachspuppe in elendiger Verfärbung. Bald würde der Verfall und Verwesung einsetzen. Einige Soldaten kamen herbei, da der Tod des Legaten bereits die Runde gemacht hatte. Es war die Rede von einem unbekannten Toten gewesen aber schnell wurde klar, dass Verus Mission einen Erfolg vorzuweisen hatte. Man hatte ihn gefunden. Leider tot. Eine kleine Menschentraube bildete sich um die Leiche.

    Die Soldaten beim Haus staunten nicht schlecht, welches Landei ihnen nun die Tür öffnete. Sein Dialekt tat sein Übriges dazu, dass sich die Legionäre verwundert umblickten. "Wir sind auf der Suche nach einer Person," erklärte der jüngste im abgesandten Bunde. Eine einfache Aussage, die das Interesse der Staatsdiener klarmachte. Mehr Informationen brauchte es vorerst nicht, da die Feindseligkeit nicht noch unterfeuert werden sollte. Man wusste nicht, wie er reagieren würde und so wanderte die Hand vorsichtig in Richtung Schwertscheide, ohne derartig hektisch zu wirken. Es war ein vorsichtiger Griff auf den Knauf.


    Verus blickte auf eine leblos scheinende Person im Bett des Baches. Kaum noch konnte er sich halten, nur das Seil gab ihm Sicherheit. Seine Füße rutschten auf einigen Kieseln, Grasresten und Moos. "Dort," rief der Optio zu seinen Männern, um ihn klarzumachen, dass er etwas gesehehen hatte. Dann zeigte er auf die Leiche in Rüstung. Verus konnte nicht sagen, ob er noch lebte aber der grau-weiße Hautton sprach nicht für einen glücklichen Fund. Man musste handeln. Immerhin gebot es die Ehre, einen Waffenbruder zu bergen und zu bestatten. Die Entscheidung war getroffen. "Ruft hinauf, wir brauchen ein weiteres Seil," befahl der Anführer und die Soldaten hinter ihm gaben den Befehl war. Der Reiter, der mit Matinius zurückgeblieben war, warf ein Seil hinab, welches Verus nur mühsam greifen konnte aber es gelang. Der Tiberius reichte das eine Ende seinen Männern und sagte: "Festhalten." Die Soldaten umgriffen das Tau fest, während sich der junge Mann vom Seil löste und am verlängerten Seil hinabstieg in den Bach. Es war schwierig und Verus stieß sich die Knie wund am schroffen Boden mit scharfem Gras. Dann erreichte er die leblose Person, ließ das Seil los und beugte sich zu diesem hinab. Eindeutig tot. Alleine die Verfärbungen und die Blutreste am Mund. Sicherheitshalber fühlte Verus noch die Hand. Kalt, völlig kalt. Verus schluckte, denn er hatte noch keinen Toten direkt angeblickt. Verus kniete nun neben der Leiche, hob die Hand an und suchte den Siegelring. Den er auch recht schnell fand. Ja, ein Römer. Die Rüstung und der Mantel deuteten auf den Legaten hin. Verdammt. Sie waren zu spät. Nun war es nur noch eine Bergungsoperation. Verus entschied sich, das Seil um den Unterleib des Legaten zu binden und diesen, gewickelt in seinen Mantel, den Berg hinauf zu ziehen. Was dann auch geschah. Oben angekommen, ließ er den Legaten auf den Rücken des Pferdes laden, wo dieser nun, wie ein Sack hing. Der Reiter brach auf, um die Überreste eines Lebens zum Kastell zu bringen. Verus sank erschöpft auf die Knie, seufzte und suchte sich selbst. Damit hatte er nicht gerechnet.

    Calena war weg. Langsam dämmerte es auch Verus, der sich immer noch an die alte Zeit klammerte: an den ersten Kuss, die erste gemeinsamen Nächte und das Gefühl, was er dabei hatte. Nun waren die Nächte in der Stube mit den Kameraden einsam. Oft starrte der Optio die Zimmerdecke an und hoffte auf seelische Erlösung von diesem Liebeskummer. Niemand kam. "Einen Brief werde ich noch schreiben," sagte der junge Verus nüchtern. Calena hatte in allem Recht gehabt. Es gab kein "Uns" mehr. Sie war weg und würde sich bald irgendeinem Senator an den Hals werfen, das war die diffuse Angst des Tiberius. "Nur kann ich sie nicht vergessen," folgte dann.

    Noch eine Bindung mehr. War es wirklich zu spät, einfach auszubrechen? Damals in Achaia war alles einfacher. Er hatte sein Landgut, seine fabricae und konnte nur verwalten. Es gab zwar einiges an Arbeit aber die Verhältnisse waren klar. Irgendwie verkam die Welt um Verus zusehens. Calena - verloren. Flaminina, seine Ziehnichte - verloren. Niemand gab ihm eine klare Lösung und jeder Tag wurde für den Tiberius schwieriger. Jetzt auch noch ein Patron, der Forderungen stellte. Eine Person mehr, der man sich unterwarf. Verus war nicht begeistert. "In der Tat liegt sie das wohl," kommentierte Verus die Aussage zu seiner Zukunft. Resignation war die primäre Emotion. "Ich befürchte nur, nicht das Wunschklientel eines einflussreichen Mannes zu sein. Zudem war ich nie gut darin, auf mich aufmerksam zu machen. Ich denke einfach, dass Patrone für mich nicht auf Bäumen wachsen und ich bin leider auch kein senatorischer Sprößling und kein Decimus, dessen Familie alles für einen durchboxt." Ein Seufzer. "Ich denke, dass der gute Verus einfach seine Arbeit macht und sich mit dem Platz abfindet, den er derzeit hat."

    Natürlich, so war die Welt unter dem Adler. Es war eine Gemeinschaft aus Männern, die vieles hinter sich ließen, um in den Krieg für Rom zu ziehen. Sie durchlitten viel, taten vieles gemeinsam und am Ende starben sie auch gemeinsam. Selbst als Veteran hielt man seiner Legion die Treue. Veteranen führten die gemeinsamen Opferweihen beim Tod eines Kameraden durch. Seltsam war dies, da oft auch ein harter Ton herrschte, der aber immer familiärer klang, wenn man ihn länger ertrug. Es war eine ehrliche Welt unter dem Adler, zwar missbraucht von Politik und Eliten aber untereinander eine echte Bruderschaft. Vielleicht hatte Verus das gereizt.


    "Ihr schreiben?" Verus war sich nicht sicher. "Das habe ich bereits mehrfach. Ich habe nie eine Antwort bekommen. Sie hat mich wohl vergessen oder will mich nicht mehr kennen," sagte der Optio mit traurig-kratziger Stimme, die um Präsenz rang. Der Versuch der Hilfe des Centurio unterstütze Verus da, wo er es am nötigsten hatte. Das Gefühl nicht allein mit seinen Problemen zu sein wuchs und machte stark. Auch stark genug, um Calena zu vergessen?

    Verus, welcher mehr oder minder bei den Standesgesprächen gedöst hatte, meldete sich bei dem Soldatenklischee zu Wort: "Nicht jeder Soldat versäuft seinen Sold. Ich selbst habe es nie getan und auch viele Kameraden tun es nicht. Eher verbringen wir die Zeit gemeinsam." Immerhin wollte er selbst nicht vor Lucia und seiner restlichen Familie als Trinker erscheinen, der im Grunde ein bequemes Säuferleben führte. "Legionäre leisten viel für dieses Reich und ich glaube, dass man ihnen oft Unrecht tut." Dann blickte er Lucia an. "Soldaten verzichten auf vieles, vorallem Zweisamkeit und Liebe zu einer Frau." Er seuzfte kaum merklich, um sich dann wieder seinem Wein zu zuwenden. Irgendwie war Verus hier deplatziert.

    Ambitionen? Es war ein Notnagel! Eine schnelle Idee aus der Not geboren, um ihn zu retten. Auch wenn er eigentlich keine Rettung brauchte und sicherlich gut aufgehoben war. Ein durchschnittlicher Soldat war eben auch für sich ein Soldat, der nur ein Handwerk beherrschte; jenes Krieges, welcher das Imperium groß gemacht hatte. "Ja, Praefectus Viatorum," bestätigte Verus die Amtsbezeichnung, die so verhallten von Lepidus wiederholt wurde. Auf die Ambition ging er nicht weiter ein, da er sie ja indirekt bereits geäußert hatte. "Ich verstehe deine Bedenken und auch mir liegt nichts daran, einfach das Weite zu suchen, nachdem ich das Centurionat erhalten habe. Dennoch plane ich bereits, dank deiner Aussagen, ein wenig um," erklärte der Tiberius und bezog Lepidus mit ein, damit dieser mit in der Verantwortung stand. Ein geschickter Schachzug der Redekunst, um seine Verwandten mit hinein zu ziehen. Immerhin hatte dieser ja gerade seine Träume vom Oberbefehl einer Legion zerstört. Wohl gemerkt: zu recht. Es war naiv zu glauben, dass Verus dies könnte. Der unwillige Optio wusste garnicht, wie lange er schon diente. Bald müssten es zwei Jahre sein. Er war sich ziemlich unsicher, da die Zeit mit Lagerdienst recht schnell verging. Man lebte einfach weitab von der Welt hinter Steinmauern und Holzbarracken. "Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich umhörst und mich informerst. Du bist einfach näher an der Quelle," stellte Verus fest, lächelte wenig mutig und kratze sich am Kinn. Immer noch war er unsicher, obwohl er als Soldat und Vorgesetzter sicherlich schon persönliche Sicherheiten erworben hatte, fehlte Verus immer noch ein sozial-starker Habitus. Manchmal mochte der ihn sah, trotz der atheltischen Figur und starken Armen denken, ein Jüngling stehe vor ihm. Gerade erst habe Verus die Jugendbulla abgegeben, so erschien es. Verus rotierte an seinem Gürtel herum und zog ein kleines Lederbeutelchen hervor, welches er auf Lepidus Schreibtisch stellte. Denn ihm war gerade eingefallen, warum er eigentlich hier war: Schulden bezahlen. Das kuriose Gespräch hatte ihn abgelenkt und bei dem Gedanken an die Dankbarkeit kam es ihm in den Sinn. Wortlos geschah dieser Vorgang, während der junge Tiberius den patriarchischen Lepidus anblickte und ein Wort wiederholte, was gerade gefallen war: "Patron?" Fragend hatte er die Stimme erhoben, da es ihm nicht ganz klar war, wofür er einen Patron brauchte. A) Er war Soldat, weit weg von Rom. B) Er hatte Lepidus. Alles war somit in guten Händen. "Nachgedacht," murmelte Verus und zog die Schultern kindlich hoch. Keine Ahnung - wäre die verbalisierte Antwort gewesen.


    Sim-Off:

    WiSim. ;)

    Verus, seines Zeichens nervöser Optio, ließ anhalten. "Halt," brüllte er, als er über die Schleifspuren und abgeknickten Äste gestolpert war. Dann ging ein Legionär auf ihn zu. "Optio, dort vorne ist eine Rauchsäule, scheinbar ein Feuer," erklärte der Soldat knapp und deutete zum Himmel geradeaus, wo die schwarz-graue Säule stand. Verus nickte. "Gut," war er nun gefordert. Er überlegte. Der junge Tiberus beugte sich vor, stellte sein Gepäck ab und ging den Schleifspuren entgegen, legte seine Hand auf sie und versuchte ihre Richtung auszumachen oder besser, wie sie entstanden waren. Dann fiel Verus Blick in den Bauchlauf, die Spuren hatten ihn geführt, zu dem Schimmern daneben. Erstaunt weitete er beide Augen, nickte für sich und erhob sich. Dennoch, all das konnte unwichtig sein, ein Tier, welches hinabgefallen war aber es erklärte nicht das Feuer. Vielleicht Wilderer, die hier Müll oder Tierreste entsorgt hatten? In den Bergen? Verus war skeptisch, trat vorsichtig vor seine Männer, um selbst nicht abzurutschen. Er musste entscheiden, was er ungerne tat.


    "Gut, drei Mann erkunden das Feuer. Der Reiter und Miles Matinius verbleiben hier, für alle Fälle. Der Rest und ich klettern hinab zum Bauchlauf, der Spur nach." Und so ließ man die Gepäckstangen zurück, wie auch die schwere Rüstung und hangelte sich - fast rutschend - zum Bach hinunter, während drei Mann vorsichtig vorweg eilten, um das Feuer zu erkunden. Nur Matinius und der Reiter blieben zurück. Verus hatte vorher noch den Befehl gegeben, ein Seil zu verwenden, um sich abzusichern. Ein großes Seil hielt nun also einige Männer, welches an einem toten Baumstumpf befestigt war.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, es richtig interpretiert zu haben. :D