Verus hörte seinen eigenen Herzschlag, welcher pulsierend in seinen Ohren rumorte. Sein Leben verronn unentwegt, hoffnungslos war er gefangen in seinem eigenen Verfall und die Zeit um seine Ziele zu erreichen war immer zu knapp. Es konnte jederzeit enden und all die Mühen wären dann vergebens. Sein Vermächtnis war keine Ehre, kein großer Name, sondern eine Idee oder viel mehr eine feste Überzeugung, dass die Gesellschaft eine Ordnung in Stein und Macht brauchte. "Das wird schwierig. Ich denke nicht, dass ich diese Bescheinigung erhalte, da üblicherweise nach Gesundung ein Krankenurlaub ansteht. Das weißt du. Man stellt keinen Soldaten direkt nach Gesundung wieder ins Feld und belässt ihn noch im Krankenstand, um spätere Schäden auszuschließen. Ich weigere mich aber mehrere Woche ohne Aufgaben herumzusitzen, wenn Rom derartig in Gefahr ist. Betrachte es als Notstand," forderte Verus ein, da er sich gedrängt sah, unbedingt zu handeln. In seiner irrigen Betrachtung war keine Zeit mehr übrig, um Rom zu retten. Es gab immer etwas zutun. Immer etwas zu korrigieren. "Stertinius war immer bekannt für ein ausschweifendes Leben. Ich hatte bereits die Vermutung aber seine Berichte gaben mir noch keinerlei Anlass," überlegte Verus offen, als sein Kamerad dieses Thema beiläufig ansprach. "Vielleicht hast du endlich einen Anknüpfungspunkt gefunden. Ich werde dir gerne die Originale zukommen lassen. Ich muss nur in der Geheimkammer schauen, da er sehr schreibfreudig war und allerhand berichtet hat," meinte der trecenarius und schloss somit vorerst dieses Thema ab. Es gab Wichtigeres und wenn Verus etwas zusicherte, hielt er dies auch. Ein Versprechen eines Prätorianers war immer auch eine Drohung. Es wurde stets erfüllt.
Verus blickte sich verschwörerisch um. "Ich glaube, dass Rom durchsetzt ist. Es gibt mitunter eine Verschwörung gegen die staatliche Ordnung. Ich habe Quellen und Beweise dafür, dass der Anschlag auf mich und andere einer erweiterten Zersetzung dient. Jemand versucht Rom von Innen zu zersetzen, um ein noch nicht bekanntes Ziel zu erreichen. Fakt ist, dass wohl die Christen verstrikt sind. Aus diesem Grund habe ich in letzter Zeit in diese Richtung gearbeitet, um dieses Element aus der Verschwörung zu entfernen aber die trägen Politiker und der weiche Augustus weigern sich, die Gefahr zu sehen," flüsterte der trecenarius fast, um Lauscher auszuschließen. "Dabei gibt es beachtliche Hinweise auf diese Gefahr. Es gab Morde an Senatoren, Anschläge und diese Varia Geschichte, die zwar offiziell aufgeklärt ist aber noch immer hat sie einen faden Beigeschmack. Dann dieses dubiose Auftauchen von diversen Zwischenfällen und Zufällen innerhalb dieser Stadt. Etwas stimmt hier nicht, Marcus. Weil ich dieser Sache nachgehe, gab es wohl diesen Anschlag auf mich, um diese Ermittlung zu beenden. Ich komme näher aber ich brauche noch Zeit und freie Hand," gab Verus offen zu und offenbarte sich damit ein wenig. "Dazu scheinen die Parther aktiver zu werden: ein parthischer General zeigte sich offen feindlich gegen Rom und marschiert mit seinen Truppen wohl gegen die Grenze aber hält sich noch zurück. Meine Quellen vor Ort schweigen sich noch aus. Darüber habe ich auch noch nicht gesprochen, da ich dies selbst untersuchen muss, bevor ich auf unzuverlässige Quellen einen Krieg beginnen lasse. Aber Rom bindet mich, da diese verdammte Lage hier so furchtbar kompliziert ist," schloss der trecenarius seine Sorgen ab und blickte den Iulius mit ernsten und durchdringenden Augen an.