Beiträge von Sergia Fausta

    Ich lächelte. Auch wenn der Caesar nur alles bis auf den Namen Sergestus kommentierte. Dabei war es vor allem dieser Name, der mich zwar leider heute nicht mehr zu einer Patrizierin, aber immerhin zu einer Plebeierin der obersten Güteklasse machte! (Ich verglich mich nicht gerne auf Augenhöhe mit anderen. Aber es gab da ja auch so ein paar Iunier, die sich bis in die Zeit des Aeneas zurückverfolgen ließen und früher irgendwann mal patrizisch gewesen waren. - Natürlich waren die (das behauptete ich einfach) lange nicht so lange Patrizier gewesen wie die Sergier! Und hatte man nach ihrer Gens eine ganze Tribus benannt? Aber das grundlegende Prinzip war trotzdem.. ähnlich.)


    Da kam dann auch schon mein Getränk: Ein trüber Birnensaft, etwas verdünnt und gekühlt mit edlem Eiswasser (sowas bekam man ja nicht mal ebenso irgendwo, sondern das musste man schon teuer von irgendwelchen Berggipfeln hierher karren lassen - und hoffen, dass dabei nicht schon alles wegschmolz), versüßt mit einem kleinen Extra an Honig. "Auf diese interessante Begegnung.", antwortete ich auf den Trinkspruch des Caesars mit einem charmanten Lächeln. Dann nahm ich einen kleinen Schluck aus meinem Pokal (ja, das war ein gutes Wort dafür!) und beobachtete dabei, wie ich beobachtet wurde. "Was denkst du?", fragte ich also nach Absetzen meines Pokals eine für keinen Mann ungefährliche Frage und lächelte selbstbewusst. "Oder vielleicht sollte ich lieber mit etwas Leichterem beginnen. In welcher Beziehung stehst du eigentlich zu dem Brautpaar und was bringt dich heute hierher?", bot ich ihm eine Alternativfrage an (und hoffte natürlich, dass er trotzdem meine erste Frage nicht einfach ohne ein Wort überging). "Du wirst ja sicherlich nicht nur hier sein, um hilflosen Frauen etwas Gesellschaft zu leisten, bis ihre Freundin wieder auftaucht.", schmunzelte ich nicht nur über den offensichtlichen Witz, sondern auch über den vielleicht nicht ganz so offensichtlichen. Sergia Fausta.. eine hilflose Frau. - Wann hatte das zuletzt jemand über mich gesagt..?

    Eine Stimme drang von drinnen nach draußen. Und es hörte sich nicht wie ein "Herrein" an. Aber auf der anderen Seite: Sollte ich mich hier etwa durch die Türe unterhalten? "Mach auf.", gab ich meiner Leibsklavin also kurz und knapp Anweisung und trat anschließend eben auch ohne die explizite Aufforderung von drinnen einfach ein. "Ich bin Sergia Fausta von den Sergii Furores, Ritterin aus eigenem Recht und amtierende Procuratrix Annonae.", beantwortete ich dann erstmal die Frage des Fragenden, während ich ganz selbstbewusst auch gleich drei-vier Schritte in den Büroraum eindrang. Dann blieb ich stehen, sah kurz einmal nach links und einmal nach rechts, fand ein Gesicht, das (für meine Begriffe) ganz gut zu der Stimme von eben passte, und sprach dann an dieses Gesicht gewandt weiter. "Ich habe einen Termin beim Procurator a rationibus.", verkniff ich mir weiterhin jede Begrüßung. (Reichte ja, wenn ich den Procurator dann gleich begrüßte.) Und genauso stellte ich auch meine Leibsklavin (sie schloss gerade die Tür hinter mir) niemandem vor. Denn erstens wusste ich ihren Namen eh nicht (was absolut nicht ungewöhnlich für mich war). Und zweitens hatte ich auch keine Lust darauf, mit solchen Belanglosigkeiten meine Zeit zu vergeuden.


    Stattdessen stellte ich mir hier lieber die spannende Frage: War der angesprochene Mann bereits der gesuchte Prokurator? Oder war es einfach nur einer seiner Lakaien? (Der von mir geschätzte Zauselbart Decimus war es jedenfalls offensichtlich nicht.)

    Puh! Dem Reisewagen war ich also erstmal von Bord gesprungen. Denn jetzt wusste der Kaiser, dass ich auf gar keinen Fall meine Karriere beenden und zu einer Vollzeit-Hausfrau werden wollte. Im Gegenteil. Ich wollte sogar noch über mein derzeitiges Amt hinaus! (Und erntete dafür dann auch gleich den spontanen Zuspruch der Kaiserin. Jetzt konnte ich ja eigentlich kaum noch in den "Frühruhestand" geschickt werden, oder?)


    Nach dieser gewonnenen Schlacht bedankte ich mich natürlich erstmal indirekt bei der Veturia. "Diese Eierspeise ist köstlich.", musste ich dafür nichtmal heucheln und nahm zusammen mit einer Scheibe Brot gleich noch einen Bissen. Denn wirklich: Ich hatte gerade einen unglaublichen Appetit auf Eier! Dann ging der Kaiser auf meine Ausführungen zu den Getreidespenden ein und ich nickte nur zustimmend, bis ich endlich meinen Mund geleert hatte. "Ganz richtig, mein Kaiser. Die Getreidespenden sind in erster Linie für für Bedürftige gedacht. Und soweit ich das überblicken konnte, werden die Getreidespenden zur Zeit auch wirklich nur von Bedürftigen in Anspruch genommen." Kurz nahm ich die Hand vor den Mund und räusperte mich. Ich sollte einen Schluck trinken. Vorher wollte ich aber den Punkt noch schnell beenden. "Allerdings geht es auch weniger darum, wer die Spenden wirklich in Anspruch nimmt, sondern darum, wer die Spenden theoretisch in Anspruch nehmen darf. Und da sind vom Gesetz her bislang weder die Soldaten irgendwie ausgenommen, obwohl für deren Versorgung ja eigentlich ihr Kommandant zuständig und verantwortlich ist. Noch sind da die Vestalinnen explizit ausgenommen, obwohl sie als deine.. "Töchter" ja weit davon entfernt sind, jemals in die Bedürftigkeit abzurutschen." Ich nickte bekräftigend und dabei streifte mein Blick einmal mehr den Caesar. Der war ja nämlich sogar mehr noch als die Vestalinnen ein Kind des Kaisers - und mit seinem Aussehen und seinem Reichtum ganz bestimmt ebenfalls alles andere als bedürftig.
    "Naja. Und jetzt kann man sich natürlich fragen, wo denn das Problem ist, wenn nur Bedürftige die Spenden beantragen. Warum sprachen mich da unabhängig voneinander ein Soldat der Classis und eine Vestalin darauf an?" Wieder musste ich mich kurz räuspern. Aber ich war gerade so in Fahrt, da konnte ich mich jetzt unmöglich selbst unterbrechen, nur um irgendwas zu trinken. Prioritäten setzen! "Das Problem sind die Listen der Cura Annonae, die nicht danach geführt werden, wer bedürftig ist und wer nicht. Stattdessen sind diese Listen ganz auf das Gesetz ausgerichtet und geben Auskunft darüber, wer theoretisch empfangsberechtigt ist und wer nicht. Und da kann ich die Vestalin Decima wirklich auch absolut verstehen, dass sie da ihren Namen nicht auf dieser Liste wiederfinden möchte.", rutschte mir vor lauter Verständnis versehentlich der Name dieser einen Vestalin raus, die mich darauf angesprochen hatte.

    Zusammen mit einer Leibsklavin (das Angebot hatte ich natürlich nicht ausgeschlagen) war ich dem Prätorianer ins Innere der kaiserlichen kanzlei gefolgt. Vor einer Bürotür blieb der Mann stehen. Ich blieb also ebenfalls stehen. Dann blieb auch meine Leibsklavin stehen. Und nun.. standen wir also alle drei. "Soll ich jetzt etwa selbst anklopfen und mir dabei meine Fingergelenke an der Tür kaputtschlagen, oder was?" Auffordernd sah ich in die kleine Runde.. und noch bevor sich der Prätorianer von einem rohen Soldaten in einen wahren Gentleman (der natürlich das Anklopfen für die beiden Frauen übernahm) verwandeln konnte, war meine Leibsklavin auch schon klopfend zur Stelle. Es pochte zweimal, während ich dem Prätorianer nur ein etwas enttäuschtes Seufzen schenkte.

    Ich sah den Wachen, der mit mir sprach, an und rang mir ein Lächeln ab. "Natürlich, natürlich.", kommentierte ich seine Belehrung nur beiläufig und verkniff mir eine wegwerfende Handbewegung. Dann folgte ich mit meinen jugendlichen 21 Jahren (und es ging hier niemanden etwas an, wieviele 21. Geburtstage ich schon hinter mir hatte! Noch waren sie aber an einer Hand abzählbar.) dem anderen Prätorianer ins Innere der kaiserlichen Kanzlei.

    Prima. Endlich hatten wir die Begrüßung überstanden und konnten uns setzen. Und apropos Begrüßung: Die war bestimmt auch schuld daran, dass wir so lange stehen mussten! Hätte ich nämlich die Gastgeschenke ausgesucht und die Kaiserfamilie hätte nur ein paar dekorative Glasbecher, -kannen, -schalen und ähnliches zusammen mit irgendeinem teuren Falerner-Wein bekommen, hätten wir uns vermutlich kaum so lang mit der Begrüßung aufgehalten und es uns schon früher bequem machen können. (Naja, hatte eben alles immer seine Vor- und Nachteile.)


    Ich folgte nun also der Kaiserin zu den Klinen und wurde dabei einmal mehr unerwartet von ihr überrascht. Denn so wie es aussah, wolte sich die Kaiserin nach meinen Terminen richten und nicht etwa umgekehrt! Das hatte natürlich aus ihrer Sicht einen großen Vorteil: Wenn ich selbst einen Termin vorschlagen musste, dann hatte ich da auch hundertprozentig Zeit, während mir ein von ihr vorgeschlagener Termin auch aus irgendeinem Grund unpässlich sein konnte (nicht dass ich es darauf anlegen würde). "Ich werde dir so schnell wie möglich eine Liste mit etwa drei bis fünf für mich günstigen Terminen zukommen lassen." Denn auch wenn es etwas Verlockendes an sich hatte, in einer Terminfrage der Kaiserin zu bestimmen und das letzte Wort zu haben, wusste ich, dass die letzte Wahl hier trotzdem besser bei ihr lag.
    Ich nahm den mir zugedachten Platz ein und machte es mir etwas bequem. "Aelia Vespa kenne ich.", beantwortete ich dabei noch die letzte offene Frage. "Zusammen mit meinem Mann waren wir auf ihrer Hochzeit mit dem Consular Decimus. Aber ich muss sagen, dass ich mit ihr eigentlich nicht ganz so viel Kontakt habe.. verglichen vor allem mit ihrem Mann, den ich als meinen Patron natürlich deutlich öfter sehe.", obwohl der als Stadtpräfekt ja selbst meistens nur wenig Zeit hatte.


    Dann wurden die ersten Speisen aufgetragen und mit großer Erleichterung stellte ich dabei fest, dass der Liberalismus der Kaiserin offensichtlich auch seine Grenzen hatte. Zu Beginn des Essens, da wurden die Traditionen hochgehalten, gab es ein Eiergericht. Ich wartete einen Moment, um den Anstand zu wahren. (Es sollte ja nicht so aussehen, als hätte ich heute noch nichts gegessen. Ich hatte einfach nur wirklich Lust auf Eier.) Dann bereitete ich mir einen halben Teller. Derweil sprach mich der Kaiser auf meinen Posten an. "Ich.. äh.. ich bin nicht unzufrieden, mein Kaiser." Nicht dass er mich entlassen wollte, damit ich eine typische römische Matrone wurde, die sich tagein, tagaus nur unbezahlt und völlig abhängig von ihrem Mann um das eigene Heim kümmern durfte.. wenn überhaupt. "Ursprünglich hatte ich zwar gehofft, dass ich nach meiner langen und selbstständigen Tätigkeit als Postpräfektin vielleicht auch direkt eine Prokuratur in der kaiserlichen Kanzlei bekommen könnte, aber das war damals leider nicht möglich. Deshalb will ich, bis sich vielleicht eine Möglichkeit zum Wechsel an deinen Hof ergibt, auch gerne weiter als Procuratrix Annonae menie Arbeit machen.", erzählte ich von meinen Karrierevorstellungen.
    Für einen kurzen Moment huschte mein Blick zum Caesar und meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Dann suchte ich wieder die Augen des Kaisers. "Wenn ich das in aller Bescheidenheit" Von wegen! "erwähnen darf, dann habe ich auch erst vor kurzem meinem Onkel Kaeso Modestus von den Annaeern von meinen praktischen Erfahrungen mit der Lex Flavia de frumentationibus berichtet. Denn einige Soldaten und auch die Vestalin Decima wandten sich an mich, weil sie nicht einsahen, weshalb sie zum Empfang von Getreidemarken berechtigt sein sollten." Ich nickte. "Ich habe sie angehört, ich kann ihre Standpunkte nachvollziehen, und ich habe meinem Onkel deshalb einen Änderungsvorschlag für diese Lex zukommen lassen, der vielleicht bald schon im Senat diskutiert werden wird." Das hoffte ich. Kurz lächelte ich nochmal unverbindlich in die Runde, dann kam ich endlich dazu, die Eierspeise zu probieren - und, "Mmh.", die war köstlich!

    Ist das Absicht, dass der neue Link der Casa Helvetia immer auf so eine "dev.imperiumromanum.net"-Seite zeigt?


    Bei den anderen Häuserlinks ist es so: Wenn ich von http://www.imperium-romanum.info/tabularium.php?a=g&p=238 auf ein Haus klicke, komme ich auch auf eine "www.imperium-romanum.info"-Seite. Wenn ich von http://www.imperiumromanum.net/tabularium.php?a=g&p=238 auf ein Haus klicke, dann komme ich auch zu einer "www.imperiumromanum.net"-Seite. Nur bei der neuen Casa Helvetia ist das irgendwie egal. Da komme ich irgendwie immer auf diese komische "dev"-Seite.... -.^

    Wahrscheinlich durch die Ludi Romani hatte sich alles ein bisschen verzögert - nicht nur hier bei mir, sondern auch bei den Ädilen. Denn die Senatorengattin Iunia besaß, soweit ich wusste, noch immer ihren Fernhandel. Mit anderen Worten: Ich hatte noch immer diese kleine Geschichte in der Hinterhand, um bei einem Scheitern am heutigen Tag dem Ädil das Ausschlachten dieser Story in Aussicht stellen zu können. Gut für mich also, dass es nicht nur bei mir hier ein paar Verzögerungen gegeben hatte.


    In bester Laune erreichte ich also kurz vor Beginn der fünften Stunde die Palastwachen auf dem Palatin. Ich stieg in meinem wie üblich nicht ganz unauffälligen Outfit aus meiner Sänfte, ließ mir meine Kleidung nochmal kurz etwas richten und wandte mich dann an einen der Wachen. Dabei schenkte ich mir irgendeine unbedeutende Begrüßung, sondern sparte mir diesen Atem für meine Vorstellung: "Ich bin Sergia Fausta von den Sergii Furores, Ritterin aus eigenem Recht und Enkelin des Ritters Sergius Stephanus, Nichte des amtierenden Praetor Urbanus Kaeso Annaeus Modestus, Klientin des amtierenden Stadtpräfekten Marcus Decimus Livianus und Ehefrau des gewesenen Quästors Marcus Iulius Dives. Außerdem bin ich selbst zur Zeit als Procuratrix Annonae im Amt - und habe als solche jetzt einen Termin beim Procurator Plennius.", verkündete ich selbstbewusst und wichtig und ließ dem Soldaten den Schrieb zeigen der meinen Termin hier heute bestätigte. Dann lächelte ich, als würde die Vormittagssonne heute nur für mich scheinen, und wartete darauf, dass man mich zum Plennius geleitete. (Denn ja, natürlich hatte ich mitbekommen, dass Ritter hier seit einiger Zeit scheinbar das lästige und vollkommen überflüssige Abtasten nicht länger über sich ergehen lassen mussten. Ja. Kaum war dieser Germane jenseits der Alpen verschwunden, ging es mit Rom wieder bergauf!)

    Sie bewunderte mich und würde sich sogar wünschen, dass es mehr Frauen wie mich geben würde? Ich wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte und war deshalb nach wie vor lieber etwas vorsichtiger.. bis ich mich an den ungewöhnlichen Auftritt der Kaiserin auf dem Forum Romanum erinnerte. Damals war sie auf dem Rücken eines Gauls erschienen und hatte damit für jede Menge Gerede (wenigstens bei meinen Freundinnen und mir) gesorgt. Jetzt sprach sie sich auch für Karrierefrauen aus. Wieder etwas ungewöhnlich, gerade für eine Patrizierin. Aber vielleicht hing das ja beides zusammen und die Frau hatte einfach nur eine sehr, sehr liberale Einstellung? Ich wusste es nicht. "Danke.", sagte ich möglichst wenig dazu und beschloss, meine Vermutung einfach erstmal still im Hinterkopf zu behalten.


    Anschließend bot mir die Kaiserin an, zu einem späteren Zeitpunkt meine üblichen Schneider kennenlernen zu wollen. "Auf jeden Fall.", stimmte ich da natürlich erstmal zu. Denn einer Kaiserin schlug man ja schon aus Prinzip nichts aus. "Wenn wir uns außerhalb meiner Arbeitszeiten als Prokuratorin treffen und mein Patron, der Stadtpräfekt Decimus, keine Aufgaben für mich vorgesehen hat" Das hatte er bestimmt nicht. Denn selbst von der täglichen Salutation war ich ja aufgrund meines Amtes befreit. Aber ich wollte die Gelegenheit einfach nutzen, meinen namhaften Patron einfach mal kurz zu erwähnen. "dann sollte das eigentlich kein Problem sein." Ich lächelte oberflächlich, während ich innerlich weiter überlegte, wieso nur die Veturia so auffällig nett zu mir war. Am besten, entschloss ich mich, sorgte ich einfach dafür, dass meine beiden Freundinnen Paula und Tusca "rein zufällig" ebenfalls anwesend sein würden, wenn ich die Kaiserin nochmal treffen sollte..


    "Eine wirklich schöne Gestaltung.", deutete ich dann beiläufig auf die Sitzgelegenheiten. "Da muss ich meinen Mann zustimmen. Vielleicht können wir uns ja dorthin begeben, bevor wir uns hier noch alle ganz "verquatschen"?", rang ich mich am Ende zu einem kleinen Wink mit dem Zaunpfahl durch. Denn einerseits stand ich mir hier gerade die Beine etwas in den Bauch. Und andererseits hatte ich gerade wirklich Lust, etwas zu essen. Am liebsten ein paar Eier - vom Huhn, der Wachtel oder irgendeinem anderen Vogel; nur einfach gekocht, in einer pikanten Garum-Soße oder mit irgendeiner anderen würzigen Füllung. Ganz egal. Aber ein paar Eier wären jetzt wirklich.. famos.

    Die letzten Tage hatte mir das Herbstwetter irgendwie ein bisschen aufs Gemüt geschlagen, sodass ich vor der Vereidigung meines Onkels leider nicht dazu gekommen war, ihm zu seiner Wahl zu gratulieren. Aber aufgeschoben war ja nicht aufgehoben....




    SERGIA FAUSTA



    Ad Senatorem
    Kaesonem Annaeum Modestum

    Domus Annaea
    Rom - Italia



    Fausta Kaesoni avunculo s.d.p.


    Etwas verspätet (das momentane Herbstwetter ist einfach fürchterlich), aber trotzdem nicht zu spät möchte ich meinem Lieblingsonkel auf das Herzlichste gratulieren zum jüngsten Wahlerfolg und zum Amtsantritt als hoher Praetor Urbanus! Deine Ahnen können stolz auf dich sein! Deine Verwandten können stolz auf dich sein! (Ich weiß, ich bin stolz auf dich.) Und auch du kannst stolz auf dich sein! Herzlichen Glückwunsch!


    Außerdem hatte ich dir versprochen, dir einen Änderungsentwurf wegen der Lex Flavia de frumentationibus zukommen zu lassen. Dieses Versprechen möchte ich hier nun einlösen. Momentan heißt es im Paragraph 3 des Gesetzes:


    1) Jeder Freigeborene mit römischem Bürgerrecht hat ein Anrecht auf eine Getreidespende pro Woche.
    2) Angehörige der Ordines Decurionum, Equester und Senatorius haben keinen Anspruch auf Getreidespenden.
    3) Empfangsberechtigte, die vor oder nach dem Bezug der Getreidespenden strafrechtlich in Erscheinung treten, verwirken ihr Anrecht auf eine Getreidespende pro Woche auf Lebenszeit.


    Ich schlage vor, der zweite Absatz sollte künfig heißen:
    2) Angehörige der Ordines Decurionum, Equester und Senatorius sowie Mitglieder des Exercitus Romanus und Vestalinnen haben keinen Anspruch auf Getreidespenden.


    Begründung: Unsere Soldaten bekommen Sold und Verpflegung eigentlich von ihrem jeweiligen Dienstherren und nicht von der Cura Annonae. So trug mir das ein hochrangiger Soldat der Classis zu. Die Vestalinnen auf der anderen Seite sind anzusehen als Töchter des Pontifex Maximus. Es ist nicht ganz klar, ob sie damit automatisch Angehörige des Ordo Senatorius sind und also schon jetzt von den Getreidespenden auszuschließen sind.
    Fakt ist: Eine Vestalin trug persönlich die Bitte an mich heran, etwas zu unternehmen, dass sie nicht länger empfangsberechtigt für Getreidespenden der Cura Annonae sind. Die Vestalinnen so ausdrücklich zu erwähnen, sorgt also für rechtliche Sicherheit in der gewollten Form. Und der Pontifex Maximus als ihr Vater sollte für den Unterhalt seiner vestalischen Töchter sicherlich sorgen können.


    Wenn du noch Fragen zu dieser Sache hast und mit mir darüber sprechen willst, dann bin ich immer gerne für ein Gespräch mit dir offen. Ansonsten vergiss bitte nicht, falls du diese kleine Sache in den Senat einbringst, dass du auch den Namen deiner dich töchterlich liebenden Lieblingsnichte deutlich erwähnst.


    Grüß die Götter, wenn du sie siehst.
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    ANTE DIEM V KAL FEB DCCCLXV A.U.C.
    Domus Iulia | Rom | Italia

    O nein. Diese bäuerliche Ausdrucksweise, die mir schon damals so unangenehm aufgestoßen war, hatte also auch heute ihren Ursprung bei diesem Sergius Planta oder wie der hieß. Und natürlich interessierten den auch keine Fakten aus einer Zeit, in der ich live hier in Rom gewesen war und er.. wahrscheinlich nicht. Und natürlich interessierte es ihn auch nicht, dass das hier die wievielte Magistratsvereidigung seit dem Sturz der fetten Schabe war? Die achte? Und eine dieser Amtsperioden hatte ja sogar fast die doppelte Länge gehabt. Fast zehn Jahre, ein Jahrzehnt, war das Ereignis also schon her, das er hier so lautstark und enthusiastisch feierte, als wäre es erst gestern geschehen und als hätte nicht mit dem anwesenden Aquilius bereits der zweite Kaiser zu seinem Amtsantritt öffentlich die Einheit Roms und das Ende der Bürgerkriegsgräben beschworen.


    Stattdessen also: Weniger Argumente, mehr Polemik. Würde ich mich nicht als nur gaanz, gaanz entfernt unglücklich verwandt mit dieser asinischen Linie meines Stammbaums sehen, hätte ich mich hier nun wahrscheinlich in Grund und Boden schämen müssen. So allerdings schüttelte ich einfach nur seufzend den Kopf. "Was soll man dazu noch sagen?", kommentierte ich dann unbeeindruckt an meinen Nachbarn gewandt. Denn ehrlich: Was sollte ich dazu sonst noch sagen? Wo keine Argumente kamen, konnte ich auch nichts widerlegen (oder aber mich irgendwie vom Gegenteil überzeugen lassen). Und also ließ ich mich auch gar nicht weiter auf einen sinnlosen Wortwechsel ein, sondern war lieber noch ein paar Augenblicke lang stolz auf meinen Onkel, der da vorne stand und (für mein Empfinden ganz tadellos) durch Ablegen des Eides seine zweite Prätur antrat.

    Der nächste Tag, der selbe Ort. Kolchas stand in meinem kleinen Büro und hatte mir offensichtlich also auch jemanden mitgebracht, der seine Nachfolge übernehmen sollte. Gurox, stellte er mir den Mann nochmal vor. (Ich konnte mir ja schlecht alle Namen auch der untersten Ränge der Nimbati merken und sie ständig im Kopf haben.) Ich nickte kurzentschlossen, griff nach meinem Stilus und hielt dann doch nochmal inne. "Ich hatte dich mit der Ausweisung dieses Caeliers beauftragt, oder?" Eine rhetorische Frage. Denn selbst wenn ich mich irrte und ein anderer hatte diesen Auftrag bekommen, wollte ich das jetzt nicht hören. Kurz schwieg ich. "Meinen Glückwunsch. Wie ich hörte, hat sich diese kleine Ratte endlich wieder in das Loch verzogen, aus dem sie vormals gekrochen kam.", gratulierte ich Gurox trocken und ohne große Emotionen. "Ich sehe, warum du ausgewählt wurdest, Kolchas heute zu begleiten. Du wirst dich sicher ganz ausgezeichnet machen.." Schnell setzte ich den Namen "Gurox" auf die Ernennungsurkunde. "..als künftiger Jünger des Nebels." Mit diesen Worten übergab ich ihm oberflächlich lächelnd seine Urkunde (eine zweite Ausfertigung für die Akten stellte ich später noch aus):


    IM NAMEN DER GERECHTIGKEIT UND DER GEMEINSCHAFT DER IN NEBEL GEHÜLLTEN


    ERNENNE ICH
    GUROX


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XIX KAL SEP DCCCLXV A.U.C.
    (14.8.2015/112 n.Chr.)


    ZUM
    DISCIPULUS NEBULAE DER NIMBATI.


    Fausta Ultrix
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    IN PROCURA DES REX NEBULAE DER NIMBATI


    Die zweite Urkunde hatte ich schon vorher fertig gemacht. "Und auch von dir erwarte ich jetzt mehr, neuer Meister des Nebels.", übergab ich auch den zweiten Schrieb und füllte damit endlich die Lücke, welche der Tod dieses Ägypters Cleonymus hier hinterlassen hatte. Naja. Das hieß: Quantitativ war diese Lücke jetzt erstmal geschlossen. Ob sie auch qualitativ jetzt wieder geschlossen war, musste sich erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. - Zurück zu Gurox: "Du wartest dann sicherlich auch noch auf deinen Auftragslohn, was?" Ich lächelte schief und erwartete keine Antwort. Ich wusste nur, ich würde an seiner Stelle jetzt noch auf meinen Lohn warten. Ein Griff in mein Dekollete, mit dem Schlüssel das mittlere linke Schreibtischschubfach geöffnet und einen klimpernden Beutel hervorgeholt. "Das hier ist für dich.", warf ich dem neuen Jünger in lockerem Schwung den Beutel entgegen, bevor ich das Schubfach wieder schloss und verriegelte und den Schlüssel wieder hinsteckte, wo ich ihn hergeholt hatte. Das dauerte einen kurzen Moment (das blöde Schubfachschloss hakte mal wieder ein bisschen - alles nur alter Billigplunder in diesem runtergekommenen Loch!) und gab den beiden Beförderten einen Augenblick für sich oder für eine Reaktion oder für irgendwas anderes.


    Mit einem leicht säuerlichen Lächeln wandte ich mich nach getaner Arbeit (was für ein Drecksding, dieser Schreibtisch!) wieder den beiden Männern zu.



    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/user/180226/f6oluwgr.png]
    REX NEBULAE - DIE NIMBATI

    Hey. Ich hab mal wieder an ein paar Stellen weitergemacht. In den letzten Tagen und Wochen hat meine Hausarbeit leider einen großen Teil meiner Kraft gefordert, sodass ich nach dem Schreiben an der Arbeit nicht hier auch noch schreiben mochte. Kommenden Dienstag jetzt muss ich das Pamphlet abgeben. Bis dahin werde ich wahrscheinlich wieder nur maximal ein bisschen mitlesen. Wenn ich das Ding vom Hals hab, wirds dann ganz sicher wieder bergauf gehen. Ich freu mich drauf. :]

    Mmh. So erhaben (trotz dieses unsäglichen Bartes) der Auftritt des Vaters, so stilvoll, modisch und galant der Auftritt des Sohnes. In dunkelgrün, gold und mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte er mich und der erste Gedanke, der mir dabei durch den Kopf schoss: Nach ihren Sympathiebekundungen auf dem Forum würde mich die gute Paula hassen, wenn ich ihr von diesem erneuten Zusammentreffen erzählte. Oh, wie ich mich darauf freute! "Die Freude ist ganz meinerseits.", gab ich ihm charmant zurück, während meine Augen ihn einmal flüchtig von unten nach oben abtasteten. Als mein Blick dabei am Ende seine Augen traf, konnte ich mir ein verspieltes Lächeln nicht verkneifen, bevor ich mich ganz anständig (denn niemand hatte hier die Absicht, mit dem Caesar zu flirten.. oder doch?) dem Gespräch mit der Kaiserin zuwandte.


    Etwas überrascht horchte ich auf, als mich die Augusta dann etwas unerwartet lobte. Sie hätte gehört, ich wäre eine verantwortungsvolle Postpräfektin gewesen. Während ich solche schmeichelhaften Aussagen von Männern sehr gerne hörte und genoss, machten mich solche Worte von Frauen immer etwas misstrauisch. Denn die meisten Frauen (der Frauen, die gesellschaftlich zählten!) belächelten mich wahrscheinlich für meinen Drang zur (auch finanziellen) Unabhängigkeit. Sie belächelten mich dafür, dass ich einer Arbeit nachging, statt mich auf dem Geld meines Gatten auszuruhen. Und wenn sie so ausgesprochen nett zu mir waren, dann war das nicht selten ein Zeichen dafür, dass sie sich entweder von mir bedroht fühlten (und mich lieber zur Freundin hatten, als dass ich gegen sie arbeitete) oder irgendetwas von mir wollten.
    Aber fühlte sie die Kaiserin von mir bedroht? Bei den vielen Prätorianern um sie herum? Bei einem jungen Caesar, der dutzendfach attraktiver war als ihr alter, bärtiger Ehemann? Nein, das glaubte ich nicht. Also wollte sie etwas von mir? Auch das konnte ich mich im Moment nicht richtig vorstellen. Also lächelte ich erstmal nur höflich und blieb.. zurückhaltend. "Ja, es war und es ist nicht so einfach, sich als Frau in dieser Welt zu behaupten.", erklärte ich ihr dann. "Man muss härter arbeiten, mehr leisten, konsequenter durchgreifen, strenger und kompromissloser sein als.. naja.." ein Mann "um am Ende den selben Respekt und die selbe Anerkennung zu bekommen." Die Karriere eines Postpräfekten, der den Cursus Publicus mal eben so nebenbei beinahe 2000 Sesterzen (!) gekostet hätte, hatte (meines Wissens nach) keinen Knick bekommen wegen dieser "klitzekleinen Fehlleistung". Ich hatte das damals alles wieder halbwegs geradegebogen und.. hatte am Ende meiner Postpräfektur trotzdem bei meinem Patron Decimus und dessen Klient Iunius vorsprechen müssen für meine Auszeichnung (die ich dann im Tausch gegen "Annonae- statt Kanzleiprokuratur" bekommen hatte). "Ich versuche taff zu sein.. und immer selbst am Ruder zu sitzen. Denn der einzige Wind, auf den man sich wirklich verlassen kann, ist der Gegenwind." Tze, wie poetisch.


    Ich winkte lächelnd ab. Denn der Abend war noch etwas jung für so ein Thema. Mode, Kleider, Designer - das passte jetzt doch viel besser! "Oh, gerne teile ich meine Erfahrungen auf diesem Gebiet mit dir." Wenn ich einem Schneider die Kaiserin als Kundin vermitteln könnte, würde ja ziemlich sicher auf für mich selbst etwas dabei rausspringen! (Ich träumte ja noch immer ab und an davon, dass einer der großen Namen dieser Branche mal eine ganze Linie nach mir benannte.. oder eine Kollektion.. oder meinethalber auch nur ein einziges Kleid.) "Vor allem würde ich dir raten, ich weiß, als Kaiserin spielt Geld für dich bestimmt keine Rolle, nicht nur hauptsächlich teuer einzukaufen und schneidern zu lassen. Denn eine gute Qualität hat immer auch ihren Preis." Ohne Frage. Das 1,3- bis 1,4-fache des handelsüblichen Standardpreises konnte man für eine edle Tunika oder einen schicken Mantel schon mal ausgeben. "Aber wenn ich sehe, dass sich tatsächlich auch Leute auf den Märkten rumtreiben, die auf.." Dummfang "die Tuniken für 50, Mäntel für 250, Togen für 500 und Seidentuniken sogar für 550 Sesterzen an gutgläubige, aber doch ahnungslose Frauen und Männer bringen...." Ich schüttelte nur verständnislos den Kopf, statt meinen Satz zu beenden. Denn nicht ohne Grund stand in der Lex Mercatus die magische Zahl 150% verankert. Und all diese genannten Preise lagen schon bei gut 58% bis sogar satten 100% ÜBER dieser 150er-Marke - und das hatte nichts mehr damit zu tun, für einen Mehrwert an Qualität auch mehr zu bezahlen. Davon war ich überzeugt. Im Gegenteil: Bei solchen Preisen nahm die Qualität nicht selten sogar wieder ab - um dem Verkäufer einen noch höheren Profit zu bescheren! In drei kurzen Worten: Das war Wucher. Nicht mehr. Nicht weniger.


    Sim-Off:

    Ich nenne mal keine Namen, weil die Angebote offensichtlich auch schon wieder an den Mann/die Frau gebracht wurden dieses Woche. 8)


    Ich beließ es erstmal bei diesem allgemeinen Ratschlag, damit ich später auch noch ein bisschen was zu erzählen hatte. (Wir standen hier ja noch alle, hatten uns mal gerade ein bisschen begrüßt.. noch niemand hatte uns einen Platz in dieser hübschen Oase angeboten.) Außerdem wurde ich jetzt auch vom Kaiser angesprochen. Da musste ich meinen Fokus auch ganz zwangsläufig von ihr ab- und vorübergehend ihm zuwenden: "Richtig, mein Kaiser.", stimmte ich ihm bereitwillig zu. "Man muss nur aufpassen, dass man rechtzeitig die Betreuung des Kleinen von einer Amme zu einem ersten Erzieher und Lehrer umstellt. Niemand wünscht sich schließlich einen verweichlichten.. und einen ungebildeten Sohn." ganz abgesehen von den unqualifizierten Flausen, die so eine Amme dem Kleinen am Ende noch einbläute. Ich verkniff mir einen kurzen Seitenblick (obwohl es sich an einer Stelle gerade sehr stark angeboten hatte) zu meinem Liebsten, lächelte stattdessen kurz und sah dann zur Augusta zurück. "Wo waren wir?"

    Zitat

    Original von APPIUS AQUILIUS BALA


    Fantastisch! Er biss an. Und er hauchte mir sogar ganz charmant einen Kuss auf meine rechte Hand. Meine Freundinnen Paula und Tusca würden gelb und grün werden vor Neid! "Etwas zu trinken wäre ganz wunderbar." Ein Glück hatte ich meinen alten Becher vorhin aus der Hand gestellt, bevor ich hier herüber gekommen war. "Denn ich würde nur zu gerne anstoßen mit diesem noblen Mann, der mir hier das Vergnügen seiner Gesellschaft schenkt.", lächelte ich, bevor ich mich kurz an diese Ägypterin wandte. "Einen leichten Birnensaft auf kühlem Eiswasser gesüßt mit etwas Honig." Ein Nicken, dann wandte ich mich wieder lächelnd dem Caesar zu: "Der Abend ist ja noch jung und ich möchte auch nicht Gefahr laufen, mich morgen nicht mehr erinnern zu können an diese.. äußerst charmante Begegnung.", begründete ich dann meine Wahl eines Getränks und sah dem Aquilius dabei für einen kurzen Moment lang tief in seine blauen Augen.


    War ich eine Freundin der Braut? "Oh, ja." Ich nickte. "Ich zähle Flavia zu meinen Freundinnen." seitdem sie meinem Sohn ein Schaukelpferd geschenkt hatte, um genau zu sein. "Und sie zählt mich auch genauso zu ihren Freundinnen. Sonst hätte sie mir wahrscheinlich kaum die Ehre gemacht, mich zu einer ihrer Trauzeuginnen zu bestimmen." Ich lächelte stolz. "Meine Familie, die Nachfahren des Sergestus, waren ja ebenfalls bis vor einige Generationen Patrizier." bis zur Zeit des Catilina und vor allem dieses unsäglichen, arroganten "Tullius Cicero". "Dazu war mein Großvater zu seinen Lebzeiten ein treuer Klient des Senators Flavius Felix.", klärte ich den Aquilier ein bisschen über meine Verbindung zu den Flaviern auf. Ob dem Caesar dieser Flavius Felix überhaupt noch ein Begriff war? (Ansonsten müsste ich ihn wahrscheinlich mit der Nase darauf stoßen, nach wem wohl diese Villa hier Flavia Felix hieß..)

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    .. EGO, CAIUS FLAVIUS SCATO OFFICIO ILLVIRI IMPERII ROMANI ACCEPTO, ..
    .. EGO, CAIUS FLAVIUS SCATO OFFICIIS MUNERIS ILLVIRI ..
    .. EGO MUNUS -AMT- UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.


    Immer wieder gerne mischte ich mich zur Ernennung der neuen Magistrate des Cursus Honorum unter die schaulustige Bevölkerung und hatte einen Blick darauf, wie die neuen Amtsträger ihren Amtseid leisteten. So auch heute. Denn es war doch immer wieder interessant mit anzusehen, wie die gewählte politische Elite Roms und des ganzen Imperiums den Kampf aufnahm mit diesem aus fünf (in Zahlen: 5) Sätzen bestehenden Eid: Da vergaßen gewählte Prätoren mitten im Eid auf einmal, welches Amt sie im kommenden Jahr überhaupt ausüben wollten (und übten ihr Amt anschließend dann auch in etwa genauso aus). Da warfen gewählte Quästoren "pro populo" und "pro populi" genauso wie "persecuturum" und "presecuturum" in einen Topf (das dumme Volk würde die Versprecher schon nicht bemerken). Und da schworen gewählte Tresviri einen Eid auf Erfüllung der Amtspflichten als "ILL"-viri (was auch immer man unter einem "ILL"-virn zu verstehen hatte).
    Kurz gesagt: Es war eigentlich immer etwas los.. und irgendwie gleichzeitig auch nicht. Denn kümmern tat es ja offensichtlich niemanden weiter, wie jemand seinen Amtseid schwor. Was war auch groß dabei, sich zu versprechen (und das nicht anschließend zu korrigieren) oder den Eid auf ein nicht vorhandenes Amt zu schwören? Gut, man konnte in seiner Amtszeit einen vollkommenen Murks machen und machte sich am Ende keines Eidbruches schuldig (man hatte ja nicht geschworen, die Amtspflichten als Triumvir ordentlich zu erfüllen, sondern als "ILL"-vir). Aber sowas waren ja eigentlich nur Kleinig-/Kleinlichkeiten, oder?


    Dass also auch heute wieder ein künftiger Amtsträger dabei war, der nicht nur in zwei Sätzen auf ein nicht existierendes Amt (und die dazu gehörend nicht vorhandenen Amtspflichten) schwor, bevor er - ganz - unauffällig - in einem dritten Satz lieber gar keine Amtsbezeichnung in seinen Eid einbaute, war für mich da also lange nichts Außergewöhnliches oder Überraschendes mehr. O was für Zeiten, o was für Sitten? Das traute sich wahrscheinlich nichtmal der anwesende Kaiser so laut auszusprechen. (Interessierte ja auch sicher eh niemanden weiter. Denn was war schon ein Eid?! Etwa ein feierliches Versprechen vor den Göttern, vor dem anwesenden Kaiser, vor dem Senat und der Bevölkerung von Rom? Oder nicht doch eher ein einfaches kleines Gedicht ohne große Bedeutung, wie ich auch in der Schulzeit häufig irgendwelche faden Verse rezitieren musste? Wahrscheinlich eher letzteres.)
    Also: So nicht außergewöhnlich und nicht überraschend wie die Vereidigung der Magistrate ihren Lauf nahm, wandte ich meine Aufmerksamkeit lieber dieser irgendwo aus der Menge brüllenden Stimme zu. Dabei konnte ich mir ein amüsiertes Auflachen nicht verkneifen. "Ahihihihi..! Es hat sich doch schon vor drei Jahren" Es war die Zeit des germanischen Val-Kampfes zum höchsten politischen Amt Roms. "niemand mehr dafür interessiert, ob nun ein römischer Prätorier, Statthalter und Feldherr aus Italia oder nur irgendein kleiner Senatorentribun aus der germanischen Grenzprovinz dieser fetten Schabe den Garaus gemacht hat.", sprach ich belustigt meinem Nachbarn zu. Denn vor drei Jahren hatte ich ja selbst versucht, den Namen und die Verdienste meines Onkels hochzuhalten gegen diese abstruse Val-Propaganda, auf die damals scheinbar ganz Rom reingefallen war. (Und nach einem Jahr dann hatte es ja das böse Erwachen gegeben.. für immerhin rund 40% der Senatoren.)


    Achja. Naja. Die Männer und ihre Politik. Und dazu das (mit etwas Abstand betrachtet) lustige, lustige einfache Volk....

    Ich nickte. "Ja, ich denke, das solltest du vielleicht.", gab ich ihm dabei zurück. Und ich hoffte, dass ich hier gerade keinen Fehler gemacht hatte. Denn sobald der Ädil diese Geschichte mit dem Fernhandel bereinigt hätte, war es das gewesen mit meinem kleinen Druckmittel, das mich überhaupt erst darauf gebracht hatte, die Finanzlage der Cura Annonae auf diesem Weg hier etwas aufzubessern. Naja. "Sehr gerne.", nahm ich den Dank des Magistrats trotzdem lächelnd entgegen. "Immer wieder gerne bin ich den Ädilen Roms eine Hilfe." (Fast schon schade, dass ich nicht selbst "Ädilin" werden konnte. Auf die Ausrichtung irgendwelcher ruinösen Spiele konnte ich zwar getrost verzichten. Aber den Leuten bei ihren Marktaktivitäten auf die Finger zu schauen, das malte ich mir als eine ziemlich erfüllende Tätigkeit aus.)


    Naja. Damit war ich hier eigentlich fertig. "Dann möchte ich dich auch nicht länger aufhalten. Ich wünsche dir einen guten Heimweg. Vale.", verabschiedete ich mich also von dem Ädil, wartete anschließend noch ein paar Tage bis zu den Ludi Romani (sollte ja niemand sagen, dass ich einen römischen Magistrat hetzen würde) und wandte mich dann also brieflich mit meinem Anliegen an den Palatin....

    Ich hatte dem Aedil ein bisschen (und hoffentlich genug) Zeit gelassen, um seinen Boten zum Palatin zu schicken. Jetzt war es an der Zeit, dass ich selbst wieder aktiv wurde. Ich hielt mich kurz und bündig (oder "short and sweet", wie der Grieche sagte):



    SERGIA FAUSTA



    Ad Administrationem Imperatoris
    Palatium Augusti
    Rom - Italia



    Procuratrix Sergia s.d.


    Hiermit bitte ich um einen Gesprächstermin mit dem Prokurator oder einem Primicerius der hiesigen Finanzabteilung. In meiner Funktion als Procuratrix Annonae möchte ich über die derzeitige Kassenlage der Cura Annonae sprechen.


    Sim-Off:

    Ich würde mich freuen, wenn für Fausta erst nach den laufenden Ludi Romani ein Termin frei wäre. Das gibt mir nochmal etwas Zeit.


    Dem Kaiser den Segen der Götter! Vale.


    /images/signet/Siegel_Sergia.png


    Sergia Fausta
    PRIDIE ID SEP DCCCLXV A.U.C.
    Domus Iulia | Rom | Italia

    Da trat nun also die kaiserliche Familie auf uns zu, wobei auch mein Blick natürlich zuerst beim Kaiser hängen blieb. Nicht nur, weil er uns auch als erstes anredete. Aber hatte ich jemals beiläufig erwähnt, dass ich keine sehr große Freundin von Bärten und bärtigen Menschen (Frauen wie Männern) war? Denn ich konnte ja verstehen, dass sich Ulpius Valerianus einen Bart zugelegt hatte, um sich besser von seinem Vorgänger abzuheben. Und ich konnte auch verstehen, dass Cornelius Palma ein Freund dieser Gesichtsbehaarung war, weil er sich damit noch mehr von der fetten Glatze Vescularius unterschied. Aber konnten seine Berater dem Aquilier jetzt nicht raten, den Graben des Bürgerkriegs auch modisch wieder etwas zuzuschütten, indem er keine Glatze aber auch keinen Bart im Gesicht trug? Konnte ihm keiner seiner Leute raten, sich da auch modisch ein bisschen auf den Divus Iulianus rückzubesinnen?? Ich fand Bärte nämlich einfach nur hässlich. Und ich wurde auch nicht müde zu finden, dass ein Bart (auch ein sogenannter "Griechen-" oder "Bildungsbart") noch lange keinen Weisen machte! Im Gegenteil gab es (ganz allgemein gesprochen, der Kaiser gehörte bestimmte nicht dazu) Leute, bei denen ein solcher Bart einfach nur danach aussah, als wollten sie damit krampfhaft gebildeter wirken, als sie wirklich waren. Dazu kratzte so ein Ding (die Erfahrung hatte ich schon gemacht), manchmal sammelte sich das Essen ganz unappetitlich darin (auch das hatte ich mir einmal mit ansehen müssen) und von irgendwelchen permanent ungewaschenen Barbarenbärten wollte ich hier gar nicht erst anfangen.


    Ich überspielte meine Gedanken am Ende trotzdem mit einem netten Lächeln. "Ave, mein Kaiser. Avete, Augusta, mein Caesar.", grüßte ich dabei kurz, als Marcus die Aufmerksamkeit auf mich lenkte. Dann fuhr er fort mit seiner ausschweifenden Erklärung zu den ganzen Geschenken, die er sich ausgedacht und überlegt hatte. Denn ja, ich allein hätte niemals solchen Zirkus veranstaltet. Ich wusste, dass man gläserne Schalen, Schüsseln, Vasen und sowas eigentlich fast immer verschenken konnte. Dazu noch irgendeinen teuren Importwein und die Sache wäre für mich erledigt. Aber gut. In diesem Fall hatte ich mir gesagt, dass es ja auch irgendeinen Vorteil haben musste, mit einem Galbinus verheiratet zu sein. Der machte sich meistens wirklich Gedanken darum, was er verschenkte, palaverte dann auch ausgiebig darüber und hatte scheinbar auch noch Spaß daran. Da hatte ich ihm diese Aufgabe hier also mit Kusshand überlassen.


    Als sich die Kaiserin (ihr Auftritt als Reiterin auf dem Forum Romanum war mir noch lebhaft in Erinnerung) persönlich an mich wandte, fühlte ich mich kurz etwas geschmeichelt. Sie hatte also schon viel von mir gehört. "Doch hoffentlich nur Gutes.", antwortete ich ihr spontan darauf. Dabei war mir natürlich klar, dass das eine der Antworten war, die man auf diesen Satz eigentlich nicht so gerne bekam. (Eine andere, fast noch schlimmere wäre: "Was genau hast du denn über mich gehört?") Da geriet man manchmal ganz schön schnell in Erklärungsnot, wenn man höflich sein und nur Positives anbringen wollte....
    "Ich freue mich ebenfalls auf ein paar anregende Gespräche heute abend und ich muss gestehen, dieses Sommerkleid, das du da trägst, ist ein absoluter Traum." Und es passte zehnmal besser zu ihr und stand ihr besser zu Gesicht, als auf dem Rücken eines Gauls über das Forum Romanum zu reiten. Bei welchen Schneidern und Designern sie und die Aquilier wohl bestellten und einkauften? Ich nahm mir vor, dass ich das heute unbedingt in Erfahrung bringen wollte. Denn gegen die kaiserliche Barttracht konnte ich wettern, wie ich wollte. Ich war kein Mann und es betraf mich deshalb nur sekundär. Als Frau ganz strikt immer eine andere Mode zu tragen als die Kaiserin, das ging da schon weniger.

    Wir wurden ins Peristyl geführt. Dort betrat ich eine mit Palmen dekorierte grüne Oase - und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht ganz verkneifen. Denn Palmen erinnerten mich immer so an meine Heimat Alexandria. Deshalb mochte ich Palmen, sehr! Natürich war das hier trotzdem nicht vergleichbar mit Alexandria, mit der Sonne dort, der Meeresluft, den vielen verschiedenen Düften, die von den Märkten der Stadt aus bis in jede Gasse und Häuserecke drangen. Aber es gefiel mir dennoch, einfach weil es mich mal wieder etwas stärker an Alexandria erinnerte. "Ja, hier lässt es sich bestimmt gut aushalten.", ließ ich meinen Gedanken dann einfach freien Lauf, ohne dabei bewusst irgendwen anzusprechen. Aufmerksam schaute ich mich weiter um....