Die Legionäre in Germania? Ich lächelte und lachte auch ein bisschen, um meinen Onkel nicht zu verärgern. Trotzdem hinkte sein Vergleich natürlich. Denn mein Sohn war ja niemals nur irgendein einfacher Legionär. Mein Sohn war zu Größerem bestimmt! Vielleicht nicht gleich zur Kaiserwürde (mein Vetter Commodus hatte mich ja schon als Kaiserinmutter gesehen). Aber definitiv zu Höherem als nur einem gesichtslosen Fußsoldaten inmitten einer unübersichtlich großen Legion. - Aber dass mein Onkel sagte, dass er stolz auf mich war, das ließ alles andere erstmal in den Schatten treten. Ich sonnte mich in diesem Kompliment, gerade weil es dazu auch noch von ihm kam! "Danke." Es war ja auch wirklich nicht einfach gewesen, sich als Frau zu behaupten und eine eigene Karriere auf die Beine zu stellen. Als ich nach Rom gekommen war, ich hatte hier ja nichts gehabt und niemanden groß gekannt. Da war kein namhafter Senator, der mich unterstützt hatte. Da war kein einflussreicher Ritter. Ich hatte alles selber machen müssen: Die Bewerbung als Stationaria, das Verloben, das Bemühen um meine Beförderung zur Postpräfektin. Ich musste mir alleine einen Patron suchen müssen, um in den Ritterstand zu kommen und jetzt mein erstes Ritteramt zu erhalten. Und es tat einfach nur gut, dass mein Onkel das sah und nun stolz auf mich war!
"Ja, die habe ich. Ich möchte als Prokuratorin an die kaiserliche Kanzlei." Wieder ein eigenes Büro, wieder eigenes Personal, das man rumscheuen konnte, wieder mehr eigenständige Entscheidungen. Das alles kannte (und vermisste) ich bereits aus meiner Tätigkeit als Postpräfektin. Aber als Procuratrix Annonae, die dem Praefectus Annonae unterstellt war, sah meine momentane Lage leider anders aus. "Kurz nachdem der Kaiser Cornelius gestorben war, hatte ich deswegen auch ein Gespräch mit dem Procurator a libellis Iunius Silanus. Genau wie ich ist nämlich auch der ein Klient des Stadtpräfekten Decimus. Und ich hatte gehofft, dass der Stellvertreter des Kaisers in einer Zeit ohne Kaiser seine Klientin auch gleich als Procuratrix a memoria in der kaiserlichen Kanzlei unterbringen könnte." Diesen "Faustus", dieses.. Wiesel, hatte er ja auch ganz rasch und unkompliziert zum Prätorianertribun gemacht (nachdem es noch der Cornelius war, unter dem der Typ in Ungnade gefallen und seinen Posten bei den Schwarzröcken verloren hatte). "Aber mehr als dieses Amt als Procuratrix Annonae und eine Auszeichnung für meine zuverlässige Arbeit als Postpräfektin hatte ich damals leider nicht für mich herausschlagen können." Aber so war das eben, wenn wenn man sich als Einzelkämpferin behaupten musste.
Und plötzlich kam mir die Idee: Erst hatte ich ja vorgehabt, damit zu meinem Patron zu gehen. Aber vielleicht könnte ich die gesammelten Vorschläge zur Änderung der Lex Flavia de frumentationibus ja auch einfach meinem Onkel später beim Essen einfach mal vorstellen. Dann könnte er die Sache in den Senat einbringen und damit gleich auch den anderen Senatoren zeigen, dass er, mein Onkel, jetzt wieder da war! (Und der Decimus hatte als Stadtpräfekt sicher eh so viel um die Ohren, dass dem auch ein kleines Briefchen als Vorankündigung dieser Sache genügte..)
Als mein Sohn leicht zu quengeln begann, warf ich der brünetten Sklavin einen eindeutigen Blick zu. Denn mein Onkel sollte seinen Großneffen natürlich mögen. Und das setzte voraus, dass sich die beiden Sklavinnen so um den Kleinen kümmerten, dass der keinen Rabatz machte und meinem Onkel damit auf den Nerv fiel. So stellte die Sklavin den Jungen also auf seine eigenen zwei kleinen Beinchen.. gerade als auch der Pfau meines Onkels aus einem Nebenzimer kam und das Atrium betrat....