Beiträge von Sergia Fausta

    Sim-Off:

    ?!? Ich ignorier den Iulier jetzt mal... -.^


    Bevor ich dem Angebot einzutreten folgte, wandte ich mich noch einmal an meine Sklavin. Dabei wanderten meine Augenbrauen leicht in die Höhe und sagten ihr in meiner gerne gezeigten Arroganz "So macht man das!". Anschließend betrat ich die Casa Helvetia...

    Im Atrium des Hauses angekommen stellte ich als erstes wieder einmal fest, dass der erste Eindruck nur allzu häufig täuschte. An der Tür noch war der Sklave des Hauses freundlich und zuvorkommend gewesen, sodass ich beinahe erwägt hätte, mir vielleicht einen der hiesigen Sklaven zu borgen, während ich Callisto hier ließe, damit sie richtig Benehmen und Gehorchen lernte. Nun aber wurde ich dessen belehrt, dass ein Sklave in Ostia nicht besser oder schlechter als einer in Alexandria war. Meinem Gepäckträger legte er nah meine Kleidertruhe abzustellen, während er mich lediglich zu warten aufforderte. Noch nicht einmal einen Platz auf einer der beiden Klinen bot er mir an, geschweige denn etwas Wasser zum Abwaschen meiner Reisestrapazen oder einen Becher Wein um mich zu erfrischen. Nix da. Äußerlich trotzdem um ein Lächeln bemüht, kochte ich innerlich bereits wieder.
    Demonstrativ wartete ich also im Stehen, obwohl mir meine Füße nach diesem langen Marsch wirklich schmerzten. Aber ich setzte mich bestimmt nicht ohne zuvor eine höfliche Einladung dazu erhalten zu haben. Immerhin war ich hier Gast. Wahrscheinlich täte es dem Haushalt ganz gut, wenn der Hausherr hier mal den einen oder anderen Sklaven etwas mehr züchtigte. Ich schaute mich um und musterte die Einrichtung. Der Stil war auf jeden Fall.... anders als in meinem alten Zuhause in Alexandria. Aber ich fand dennoch nicht schlecht; nur etwas gewöhnungsbedürftig eben.

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    Meine Leibsklavin Callisto war von der freundlichen Ausstrahlung des Ianitors offensichtlich einen Moment lang geblendet, denn sie stammelte nur: "Oh.... Nun.... Äh.... Also meine Herrin....", deutete sie auf mich und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht die Contenance zu verlieren. "Meine Name ist Sergia Fausta, Enkelin des Ritters Sergius Stephanus und Tochter des Sergius Curio und der Helvetia Laevina. Ich würde gern den Hausherrn, also den Aedil", vermutete ich, "sprechen.", erklärte ich mit meinem süßesten Lächeln, nachdem Callisto sich zuvor noch einen kalten Blick von mir eingefangen hatte. Für den Moment sollten diese Angaben sicherlich ausreichen, um samt Begleitung eingelassen zu werden, hoffte ich. Ich wollte jedenfalls nicht schon auf der Türschwelle ausbreiten, dass ich hier zu nächtigen gedachte. Vielleicht konnte sich das der Türwächter aber auch so denken, wenn man meinen Gepäckträger bedachte.

    Musste sich mir das erschließen? Denn ganz sicher tat es das nicht im Geringsten. Der Cornelier hatte also Truppen hierher geschickt, um die Stadt zu übernehmen und dann gleich wieder abgezogen. Das war doch ein Witz! Was hatte der Cornelier denn jetzt davon? Eine praktisch ungeschützte Hafenstadt? Echt super! Meine Begrüßung hätte nicht schöner sein können. "Und da meinen die Männer immer so viel Ahnung von Politik zu haben. Da sieht man nun, wohin das führt!", beschwerte ich mich völlig gegen jede gesellschaftliche Norm. Meinem künftigen Göttergatten würde ich sowas jedenfalls nicht durchgehen lassen. Ganz egal, wem die Ehre zuteil werden würde, sich mein Mann nennen zu dürfen, dem würde ich schon zeigen, wie der Hase lief!
    Dann sah ich das angeblich so große Forum mit einer Kurie, die ich als solche nicht erkannt hätte, hätte Tolumnius sie nicht extra erwähnt. Das Kapitol fand ganz hübsch, ja, aber von großartig auch noch ein ganzes Stück weit entfernt, während ich das Augustalium automatisch mit dem alexandrinischen Kaisareion verglich, das aber um einiges imposanter ausschaute. Kurzum: Ich schien verglichen mit meiner alten Heimat in einem regelrechten Kaff gelandet zu sein. Zwar einem mit langen Wegen, die meine Füße langsam schmerzen ließen, aber trotzdem einem Kaff! Ich beschloss am nächsten Tag schnellstmöglich von hier aufzubrechen und mich in einer bequemen Sänfte nach Rom bringen zu lassen.


    Nachdem wir das Forum überquert hatten - ich hatte einfach meine Klappe gehalten, weil ich mir selber schon allmählich auf die Nerven ging - breitete mir Tolumnius aus, dass wir die Hälfte, die Hälfte des Weges erst hinter uns hatten! Unvermittelt blieb ich einen Moment lang einfach stehen und schaute meinem Gepäckträger entgeistert hinterher. Was zum Henker war das hier? Ich kam mir vor, wie bei einem verkappten Marathonlauf! Noch dazu war der Läufer in der Originalversion am Ende gestorben! Ich schnaubte einmal wütend und holte anschließend wieder zu Tolumnius auf, um den restlichen Weg schweigend und sichtlich sauer neben ihm her zu stampfen.
    Irgendwann, es mussten meinem Gefühl zufolge unzählige Stunden seit meiner Ankunft vergangen sein, erreichten wir schließlich die Casa Helvetia.

    Nachdem ich am Hafen von Ostia angekommen war und mich irgendein Tolumnius, der meine Kleidertruhe tragen durfte, in einem halben Marathohnlauf einmal quer durch die Stadt gejagt hatte, erreichte ich endlich die Casa Helvetia, in der ein Aedil wohnen sollte, der hoffentlich irgendwie mit meiner lieben Mutter verwandt war. Wäre er es nicht, dann war meine Laune nach diesem Gewaltmarsch durch ein mich ansonsten alles andere als begeisterndes Kaff mittlerweile so weit unter den Gefrierpunkt gesunken, dass ich selbst nicht wusste, zu was ich noch fähig sein würde. "Na los, klopf an!", herrschte ich meine Leibsklavin an, die zunächst etwas erschrack, bevor sie stumm den gegebenen Befehl ausführte. "Dummes Ding.", zischte ich ihr nach, bevor es dreimal kurz, aber kräftig an der Haustür pochte.
    Unterdessen blickte ich noch immer geladen wie der Blitz der Iuno Regina persönlich - und dabei hasste ich solche religiösen Vergleiche - zu Tolumnius. "Wag es dich nicht, meine Truhe jetzt hier in den Dreck zu stellen.", giftete ich aus schmalen Augen in seine Richtung. Es reichte schließlich, dass die beiden Seeleute sie am Hafen sie einfach auf die Straße gestellt hatten.


    Während ich wartete, fiel mein Blick erneut auf meinen eingerissenen Fingernagel. Sofort kontrollierte ich, dass wenigstens meine Frisur einigermaßen saß und von diesem Reisemalheur ablenkte. Ich schloss die Augen für einen Augenblick und atmete einmal tief durch. Anschließend setzte ich mein freundlichstes Lächeln auf und machte meinen Augenaufschlag, für den mich die Tochter unserer Nachbarn in Alexandria stets beneidet hatte. Noch einmal folgte ein kontrollierender Blick zu meinem Gepäckträger, der sicherstellen sollte, dass er trotz meiner Fassade meine Truhe nicht abstellte, bevor ich erwartungvoll die Haustür ins Visier nahm...

    Als ich sah, wie Tolumnius unter meiner randvoll gefüllten Kleidertruhe ächzte, wagte ich für einen Moment lang zu bezweifeln, dass der Typ meine Sachen wirklich bis zur helvetischen Casa transportieren könnte. Aber immerhin, sagte ich mir, hatte er im Gegensatz zu Callisto die Truhe überhaupt hochgekriegt und für jede Pause, die wir auf dem Weg machen müssten, würde ich den Aedil schon bezirzen, dass Tolumnius weniger Lohn verdiente.
    Dann folgte ich, neben meinem Gepäckträger herlaufend, der Wegweisung und schaute links und schaute rechts und kümmerte mich nicht im Geringsten darum, wie es Tolumnius beim Tragen erging. Callisto, die hinter uns beiden lief, würde sich überdies bei mir melden, sobald irgendetwas mit meiner Kleidertruhe nicht stimmte. Während ich also mit meinen Augen die Vorstadt erkundete, hörte ich zu, was mir mein gleichzeitiger Stadtführer so über Ostia erzählte. Wirklich beeindrucken konnte mich der Kerl aber nicht: Ein kleines Hafenforum, auf dem angeblich nur deshalb so wenig los war, weil zufällig gerade keine Verkaufszeit war. Da war ich aus Alexandria echt anderes gewohnt. Da war immer irgendwo was los! "Ich weiß!", zischte ich mehr zu mir selbst, als zu Tolumnius, als der so dämlich betonte, dass Ostia die Hafenstadt Roms wäre und nicht der oder das Hafenstadt. Ich sah ja wohl nicht blöd oder ungebildet aus und war überzeugt davon, dass ich als Rittersenkelin deutlich mehr wusste, als eine gewöhnliche Römerin. (Dass ich damit häufig auch mal falsch lang, verdrängte und ignorierte ich gekonnt.) "Wie weit ist es von hier bis nach Rom?", fragte ich vorlaut dazwischen, als mir Tolumnius so viel über Flüsse, Kanäle und Häfen vorquakte, dass ich mich doch arg wunderte, dass ich von all dem bisher kaum etwas sehen konnte. Wahrscheinlich, schloss ich daraus, übertrieb mein Stadtführer und wollte mich nur beeindrucken, damit er später mehr Geld bekam.


    Wir passierten das Stadttor und etwas überrascht stellte ich fest, dass da gar keine richtigen Wachsoldaten stationiert waren, sondern nur irgendwelche - Was hatte ich über wichtige Persönlichkeiten gelernt? Denk nach, Fausta! Wie hießen die Leibwächter von denen? - Liktoren.? Ich wartete ohne mir meine Verwunderung anmerken zu lassen, bis wir außer Reichweite dieser Rutenbündelträger waren. "Sag mal, was ist hier los, dass da keine richtigen Soldaten an den Toren stehen? Ich dachte, der Krieg ist vorbei und alles wieder halbwegs normal?" Und wenn das hier normal wäre, dann müsste ich aber mal ein ernstes Wörtchen mit meinem verwandten Aedil sprechen. Denn ich fand, so ging das ja nicht!
    Nachfolgend erzählte mir Tolumnius, dass wir uns in einer Wohngegend befänden. Ich blickte eine Insula hinauf und dachte im unmittelbar nächsten Augenblick, ich würde vor Langeweile gleich sterben. Warum quatschte der mich mit so uninteressantem Kram zu? (Meine vorherige Frage nach dem Marmor, war mir bei meinen vielen anderen Gedanken längst entfallen.) Immerhin berichtete er mir danach ein bisschen über den Aedil von den Helvetiern und von irgendeinem Herennius. Letzteren Namen würde ich mir natürlich merken, denn auf wen meine Verwandtschaft nicht gut zu sprechen war, würde ich natürlich auch nicht gut zu sprechen sein! So einfach war das - sollte mir kein Grund über den Weg laufen, aus dem ich mich eigenwillig anders entschied.


    Dass mir mein Stadtführer nichts weiter über die zukünftige Karriere des Aedils sagen konnte, quittierte ich mit einem enttäuschten Seufzen. Wahrscheinlich war Tolumnius nicht nur wirtschaftlich erfolglos, was man daran sah, dass er gerade meine Kleidertruhe schleppte, sondern auch noch politisch uninteressiert. Zusammen mit seinem Auftreten und seinem schlechtem Händchen beim Feilschen war er damit wohl das, was man eine miserable Partie nennen würde, von dem sich eine Frau von Stand besser fern hielt - ausgenommen natürlich meinen Fall, dass der Kerl für mich schuftete. "Hm. Schön.", kommentierte ich den Kreuzungsschrein trocken, während mich das Wort Marmor an irgendetwas zu erinnern versuchte. Ich kam nicht drauf und zuckte leicht mit den Schultern. War wohl nicht so wichtig gewesen. Mein Blick streifte ein Gebäude, das sich Insula des Potitus Gabinius Fundulus nannte.
    Ich war dem Gähnen nah. "Wie weit ist es noch? Wann sind wir endlich da?", fragte ich drängelnd wie ein kleines Mädchen. Warum hatte ich mich am Hafen nicht nach einem Sänftenstand erkundigt? Dann hätte ich diesen ganzen Weg jetzt nicht laufen müssen. Daran war nur Tolumnius schuld! Hätte der mich nicht so blöd von der Seite angequakt und mir ungefragt seine Hilfe aufgedrängt...

    Einmal mehr hatte ich nun also meinen Willen bekommen - ganz wie ich es gewohnt war. Denn nicht nur, dass ich ohne größeren Aufwand herausgefunden hatte, dass die Verwandten meiner Mutter hier in Ostia eine Casa besaßen, hatte ich mir darüber hinaus eine kostenlose Stadtführung gesichert und diesen Gepäckträger bereits ein erstes Mal heruntergehandelt. Auf seine Nachfrage hin blickte ich ihn stumm einen Moment lang an. "Na los, was ist nun? Meine Kleidertruhe bewegt sich nicht von allein hierher.", meinte ich hochnäsig und bestätigte die Übereinkunft damit. Dann wartete ich mit kritischem Blick darauf, dass der Träger ging und mit meinen Sachen beladen die etwa zehn Schritte wieder zu mir und meiner Sklavin zurück kam. "Pass auf, dass er nichts kaputt macht und dass nicht die Hälfte rausfällt.", tuschelte ich dann abschätzig zu Callisto. Sie nickte. Ich hatte ja keinen Schimmer, ob dieser Typ "Tolumnius, tze." nicht vielleicht nur ein lächerlicher Stümper in diesem Job wäre. Aufs schnelle Geld war er ja auch aus gewesen.
    Während ich so wartete, beschaute ich mir mir kurz meine Hände. Für eine Dame aus dem Ritterstand waren meine Fingernägel eine Katastrophe, stellte ich fest. Der Nagel am linken Ringfinger war sogar etwas eingerissen! Das musste während der anstrengenden Überfahrt passiert sein. Hoffentlich hatten die Verwandten meiner Mutter entsprechendes Personal dafür in ihrer Casa. "So? In welche Richtung müssen wir?", ließ ich von meinen Frauenproblemen ab, als ich Tolumnius zurück erwartete.


    Anschließend befand ich, dass Zeit Geld war und mein Gepäckträger in diesem Sinne mit seiner Stadtführung beginnen sollte. "Erzähl mir was über Ostia! Was ist das da für ein Gebäude? Ist das wichtig?", zeigte ich mit dem Finger auf eine der umstehenden Bauten ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben. "Und wo ist der ganze Marmor? In Alexandria gab es viel mehr Marmor!", stellte ich etwas brüskiert fest. Ich dachte, dass ich ins Herz des Römischen Reiches gereist war! Wo war nun also der ganze Prunk, von dem mein Vater mir immer so begeistert erzählt hatte?
    Ich schüttelte kurz verständnislos meinen Kopf, bevor eine weitere Frage meine Gedanken durchkreuzte: "Und erzähl mir mehr über den Aedil von den Helvetiern. Wie ist der so und wann wird er Praetor und Consul von Ostia?", erkundigte ich mich erwartungsvoll. In Alexandria war ich mit den vielen verschiedenen Bezeichnungen nie so ganz klar gekommen. Hier in Italia sollte das einfacher sein: Vigintivir, Quaestor, Aedil, Praetor und Consul. Das hatte ich gelernt. Mein Großvater Marcus sollte sogar mal Quaestor Consulum von Rom gewesen sein, erinnerte ich mich.

    ZEHN Sesterzen??? Der Typ hatte sie ja wohl nicht mehr alle! Der glaubte wohl, dass er mich aufgrund meines Alters und weil ich eine Frau war einfach so über den nicht vorhandenen Tisch ziehen könnte. Da hatte er sich aber gewaltig geschnitten. Nicht mit mir! Aber ich ließ den Kerl trotzdem erst einmal ausreden und erfuhr auf diese Weise völlig kostenfrei, dass ich meine Annahme als bestätigt betrachten konnte. Es gab also eine hübsche Casa Helvetia in der Stadt, die nur noch gefunden werden wollte. Als ich dann auch noch erfuhr, dass einer meiner vermeintlichen Verwandten ein Aedil von Ostia war, packte ich den Fremden verbal dort, wo es weh tat: "Du willst mich veralbern, oder? Was meinst du, was passiert, wenn dem Aedil zu Ohren kommt, dass Du für ein bisschen Tragen und eine Auskunft, die mir hier sicher jeder geben könnte, mehr verlangst, als ein Optio in einer Legion verdient, hm?", pokerte ich selbstbewusst und lächelte spitz. Wieviel genau die beim Militär verdienten, wusste ich natürlich nicht, aber auf den Tag gerechnet bekam so ein einfacher Unteroffizier bestimmt keine zehn Sesterzen, vielleicht mal gerade so.
    Da mein Vater als Magister Officiorum immer satt verdient hatte, fiel mir jedoch auf der anderen Seite ein tatsächlich angemessener Preis auch nicht gleich ein. Ich wusste nur Pi mal Daumen, dass ein Kleinbetrieb so etwa einen Denarius am Tag erwirtschaften konnte, wenn er erfolgreich lief. Aber musste ich dem Typ jetzt wirklich erst ein Gegenangebot machen? Ich hatte da eine bessere Idee: "Was hälst du davon, wenn du mein Gepäck zur Casa Helvetia bringst und wir dort im Angesicht des Aedils entscheiden, was was du für deine Dienste bekommst?" Das schien mir gerecht und innerlich freute ich mich bereits jetzt auf die sicherlich bitterböse Miene des Helvetius.


    Aber das hatte sich dieser angeblich so hilfsbereite Fremde auch wirklich selbst zuzuschreiben! Da machte ich ihm so ein Angebot und er griff nicht zu! Das fand ich fast schon beleidigend, obwohl ich natürlich nie vorgehabt hatte, den Kerl näher als eine Handbreite an mich heran kommen zu lassen. Abgeblitzt wäre er, direkt vor der Casa Helvetia, und zur Not hätte ich laut um Hilfe gerufen. Aber gut. "Und für dein Wucherangebot, mit dem du mich zuerst schamlos ausnehmen wolltest, denke ich, dass du mir die Stadtführung gratis oben drauf gibst.", erklärte ich überzeugt und winkte vorsichtshalber Callisto zu mir. Ich hatte ja keine Ahnung, wie der Kerl, von dem ich noch nicht einmal den Namen wusste, darauf reagieren würde. Eilig, das klappte nach einem vorherigen Klapps nämlich immer ausgezeichnet, setzte sich meine Leibsklavin gleich in Bewegung. Keine zwei oder drei Wimpernschläge würde es dauern und sie stünde direkt neben mir...

    ... Aber ich war von dem ganzen Götterglauben nunmal nicht so übermäßig überzeugt, sodass ich mir die Mühen irgendwelcher Anrufungen schlichtweg klemmte. Zudem, oh Wunder, dauerte es auch so nicht lange, bis sich auch ohne göttliche Fügung jemand fand, der mir und meiner Sklavin unter die Arme greifen wollte. Er bot mir seine Hilfe sogar nicht nur beim Tragen, sondern gleich auch noch beim Kennenlernen der Stadt an. Dennoch oder vielleicht auch gerade genau aus diesem Grund blieb ich zunächst kritisch. Man konnte einem Fremden ja von einem Blick nicht gleich ansehen, was der dachte und welche Intention zu helfen er wirklich hatte. "Gesetzt den Fall ich würde dir erlauben mir deine Hilfe anzubieten, wüsstest du dann überhaupt, ob es hier in Ostia eine Villa, Domus oder Casa der Gens Helvetia gibt und könntest mich gegebenenfalls dorthin führen?" Soweit ich wusste, hatte meine Mutter mir nämlich stets davon erzählt, dass sie dem Ostia-Stamm der helvetischen Gens entstammte. Da war es nur naheliegend, dass ihre Verwandten hier auch irgendwo ein größeres Domizil bewohnten. Und wenn dem so wäre, dann würde ich natürlich den Luxus genießen wollen und dort standesgemäß nächtigen, statt in irgendeiner billigen Taverne abzusteigen.
    Noch bevor mir der Unbekannte nun antworten konnte, startete ich mein gezieltes Ablenkungsmanöver: Ich begann damit eine meiner Locken ganz verspielt ein bisschen um den rechten Zeigefinger zu drehen, während mein zuvor kritischer Blick eine Nuance verführerischer wurde. "Und was würde es mich denn kosten, wenn du mir helfen würdest?", fragte ich und hoffte fast schon ein wenig auf ein unmoralisches Preisangebot. Welcher Mann würde mich nicht gerne haben wollen? Zudem trug ich, für das Auge des Betrachters jedoch unter meinem rubinroten Dress verborgen, mein feines Silberkettchen mit der Pfauenfeder, von der meine Mutter meinte, dass sie meine persönliche Iuno - in diesem Fall sicher zweifellos eine Iuno Regina, zumal auch mein Geburtstag so günstig fiel - unterstützte. Und so wenig ich von der Einmischung der Götter in das irdische Leben überzeugt war, so sehr hatte ich in der Vergangenheit bereits feststellen müssen, dass am Genius eines Mannes und der persönlichen Iuno einer Frau durchaus etwas dran zu sein schien.

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    An Deck eines der ersten Schiffe sitzend, die nach dem Bürgerkrieg von Alexandria aus nach Ostia fuhren, und an dessen Reling gelehnt träumte ich gerade einmal mehr von meinem neuen Leben in Rom, als mich meine treue Dienerin Callisto unsanft aus dem Schlaf riss. "Herrin! Herrin! Domina Fausta!" Mit diesen Worten rüttelte sie an mir, als wäre ich ein Apfelbaum, dessen Äpfel sie herunterzuschütteln versuchte! Kurz bevor ich im Traume die Casa Sergia, mein hoffentlich bald neues Zuhause erblicken konnte, erwachte ich und zog sofort meinen Arm aus den Krallen meiner Leibsklavin, die mir mein Vater kurz vor seinem Tod geschenkt hatte. "Ich bin keine Puppe, Serva!", giftete ich sie sogleich scharf an, denn sie hatte mich nicht nur in diesem Moment beim Träumen gestört, sondern sie störte mich beinahe permanent. Das begann schon damit, dass mein geliebter Vater sie Callisto nach der "schönsten" Nymphe Callisto aus der römischen Mythologie benannt hatte. Ich war feslsenfest davon überzeugt, dass sie ihm diesen Affront gegen meine Mutter irgendwie eingeimpft hatte. Dafür hasste ich sie! Wenn sie doch nur nicht gleichzeitig eine der wenigen Sachen wäre, die mir mein Vater hinterlassen hatte.
    "Domina Sergi...", begann Callisto dann, bevor ich ihr nach Kräften eine scheuerte. "Fausta! Domina Fausta! Ist das so schwer zu verstehen?!", fauchte ich wütend. Wie oft hatte ich ihr vor unserer Abreise eingetrichtert, dass wir anonym reisen würden? Ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen. Sie hatte mich auf der Reise gefälligst bei meinem Cognomen zu nennen und nicht beim Nomen gentile, das verriet, dass ich aus der Gens Sergia stammte. Dieser Tage war der Einfluss meiner Gens zwar nicht mehr so groß, wie noch zu Zeiten des patrizischen Catilina, aber ich hatte trotzdem kein Interesse daran als Geisel für einige Talente Gold zu enden! "Hmpf. Wir - hmpf - sind da.", erklärte mir das dumme Dinge schluchzend und versuchte Tränen zu unterdrücken. Aber was soll ich sagen? Sie war nur eine Sklavin und als solche natürlich zu römischen Verhalten nicht in der Lage.


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    Der Kapitän des Schiffes persönlich stieß anschließend zu uns und lächelte mich mit seiner peregrinen Aegypter-Fratze blöd an."Darf ic' dir auf'elfen, sc'one Madc'en? Wir 'aben unser Ziel erreic't. Wir sind in Ostia.", sprach er in hörbarem Dialekt. Es kostete mich einige Überwindung, seine Hand zu nehmen und mir von ihm aufhelfen zu lassen. "Vielen Dank, kräftiger Mann.", flirtete ich ein kleines bisschen mit ihm, der er allem Anschein nach ein verweichlichter Eunuch war, der sich die Reise über eher als Vater, denn als echter Mann aufgespielt hatte. "Komm, meine liebe Callisto, jetzt müssen wir noch unser schweres, schweres Gepäck aus dem Laderaum holen.", wandte ich mich dann übertrieben freundlich an meine noch immer mit glasigen Augen schluchzende Leibsklavin. Wahrscheinlich müsste ich einfach ganz allgemein härter mit ihr umspringen. Dann würde sie den Tränen bei einem kleinen Klapps auf die Wange auch nicht gleich so nah sein. "Nein, 'alt. Warte. Ic' werde mic' fur sc'one Gaste kummer lassen.", versprach der Kapitän zuvorkommend. Nach einem nahezu begeisterten "Willkommen in Ostia!" ließ er seinen Worten dann auch Taten folgen und verschwand, um den Wunsch seiner Gäste weiterzugeben.
    "Stell dich nicht so an und steh auf! Ich will von dem Schiff runter sein, bevor es wieder ablegt!", raunte ich mit bösem Blick zu der noch immer knienden Callisto und wenig später setzte ich meinen ersten Schirtt auf italischen Boden. Dass sich der Boden dabei nicht groß von dem im Hafen Alexandrias unterschied und die Welt nicht wenigstens einen Wimpernschlag lang anhielt, trug dabei nicht gerade zur Besserung meiner Laune bei. Jeden Tag kamen Leute hier an und legten hier ab. Das war nichts Besonderes. Ich war nichts Besonderes - noch nicht. Es würde der Tag kommen, da würde man mir als angesehene Ehefrau (oder vielleicht auch Witwe) die Füße küssen, stellte ich mir übertrieben vor. Zwei Schiffsjungen mit unserem, das hieß natürlich vor allem meinem Gepäck holten mich in die Realität zurück. Sie stellten die große Kleidertruhe mit dem tief darin verborgenen Schmuckkästchen - meinem Allerheiligsten - stumm neben mir und meiner Sklavin ab und machten sich wieder auf den Weg, um auch den Rest der Ladung, die wirkliche Handelsfracht, abzuladen. Mir blieb keine Gelegenheit, um auch nur zu versuchen meinen Charme spielen zu lassen. Diese Witzfiguren von Seemännern verschwanden einfach wieder!


    "Auf, auf! Wir müssen heute noch eine vorübergehende Bleibe finden, bevor wir morgen nach Rom weiterreisen.", meinte ich selbstbewusst zu Callisto und deutete auf meine einst weinrote Kleidertruhe. Mittlerweile war diese von der Seite, von der in Alexandria immer die heiße Sonne in mein Zimmer schien, etwas ausgeblichen. Aber da auch sie ein Geschenk meines Vaters war, konnte ich mich auch von ihr einfach nicht trennen. "Na mach schon!", zickte ich nach einigen Schritten, als ich merkte, dass mir meine Sklavin nicht folgte. Ich vergas natürlich, dass dieses Ding nicht nur meinte die Schönste zu sein meinte, sondern auch noch faul wie sonstwas war. Dass meine schönen, leichten Kleider aus den geschmeidigsten Stoffen, die die Märkte Alexandrias zu bieten hatten, so viel wogen, konnte ich mir nämlich beim besten Willen nicht vorstellen. "Nun, komm! Das sind doch nur ein paar Kleider!", zeigte ich sehr deutlich mein Unverständnis und meine Ungeduld.
    Da kam der Kapitän auf dem Weg zur Hafenverwaltung vorbei und gekonnt hielt ich ihn einen Augenblick lang auf, indem ich mich ihm "ganz zufällig" mitten in den Weg stellte. "Entschuldigung. Ich habe dich nicht gesehen. Aber meine Dienerin schafft die Truhe einfach nicht allein zu tragen. Ich bin so verzweifelt und weiß einfach nicht, was ich nun tun soll.", seufzte ich ihm Mitleid erregend vor und ließ meinen verzweifelten Blick gekonnt zwischen ihm und meiner Sklavin wechseln. "Dann fass doc' einfac' selbst mal mit an.", zwinkerte der Kerl mir nach einem kurzen Blick zu Callisto zu und ließ mich dann einfach so stehen, um seine Waren anzumelden."Blöder, eingebildeter, peregriner... grr... Eunuch!", fluchte ich ihm leise hinterher und blickte anschließend zurück auf die etwa zehn Schirtte entfernt noch immer hilflos an der Kleidertruhe ziehend und zerrend stehende Callisto. Ein bisschen Hilfe könnte ich jetzt gut gebrauchen und hätte ich überdurchschnittlich an Götter geglaubt, hätte ich nun wahrscheinlich angefangen zu beten...

    Erstmal vielen Dank für die schnelle Rückmeldung.
    Und ich glaube bei dem Namen würde ich dann Sergia Fausta nehmen (nach "meiner" Großmutter), wenn das besser wäre?


    Insgesamt wäre das dann also:
    Name: Sergia Fausta
    Gens: Sergia
    Wohnort: Rom


    Vater: Caius Sergius Curio
    Mutter: (reiche ich nach)


    Und bevor ich es vergesse:
    Mein nächster männlicher Verwandter Manius Sergius Messalla soll bitte zu meinem Vormund gemacht werden. Das wär nett. :)

    Hallo liebe Stadtwache!


    Ich bin behaupte Sergia Laevina, Tochter des Caius Sergius Curio (sofern ich die Erlaubnis dazu bekomme) zu sein. (Meine Mama würde ich gern nachreichen, wenn das geht.)
    Leider konnte ich erst jetzt, wo die Häfen wieder einigermaßen offen sind, mit dem Schiff von Alexandria, wo mein lieber Papa zuletzt gelebt und gearbeitet hat, nach Italien übersetzen. Meine zukünftige Gens in Rom, meinem künftigen Wohnort, möge mir also verzeihen, dass sie so lange auf mich warten mussten. :D


    Mit jetzt 17 Jahren hat die teilweise ziemlich selbstzentrierte Laevina natürlich vor unter anderem einen Ehemann zu finden. Sie hofft, dass ihr Äußeres dabei über diverse inneren Schwächen (Ungeduld, übersteigerte Erwartungen, ein vielleicht nicht ganz standesgemäßer Lebenswandel ^^, etc) hinweg hilft. Ansonsten ist Laevina sehr strebsam im Leben, wird sich auch nicht mit der einfachen Haushaltsführung zufrieden geben und versucht sich mit allen Mitteln das zu nehmen, was sie will und was sie meint, das ihr im Ordo Equestris zusteht. Schüchternheit ist ihr weitesgehend unbekannt, was aber nicht heißt, dass sie nicht denkt, bevor sie redet.


    Warum die Gens Sergia?
    Nun, einerseits habe ich den Eindruck, dass die Sergier weitesgehend von den Auswirkungen des Bürgerkriegs verschont geblieben sind. Andererseits wirkt die Gens übersichtlich und hat mich letztlich einfach angesprochen. ;)


    So, und jetzt liebe Stadtwache, hol bitte meine ... öhm ... Base(?) Severa, damit sie dir hoffentlich gleich alles bestätigen kann. :D8)


    Danke, Laevina :]