War ich mir nach dem humorvollen Gesprächsbeginn noch etwas unsicherer, ob dieser Sergius Plautus hier auch wirklich nach "asinischer Art" geraten war, gab es spätestens jetzt keinen Zweifel mehr daran! Genauso verrückt wie alle anderen auch aus diesem Zweig war er! Denn plötzlich war er sich auch ganz frei heraus und offen zu fein, von mir als Ritterin und Postpräfektin irgendeine Form der Hilfe und Unterstützung anzunehmen. (Meiner Base Severa zuliebe, die dieses Kerlchen hier zu mir geschickt hatte, wäre ich ja trotz aller Umstände zu einer gewissen Starthilfe bereit gewesen!)
Und damit nicht genug: Wie ein Frosch (da hatte er ganz recht!) quakte er dann los davon, dass ich neben Caesars Qualität sein Glück und seinen Klüngel vergessen hätte. Schwachsinn! Denn Glück kam nie von ungefähr! Glück war stets mit den Tüchtigen! Und ein Klüngel war auch nichts, mit dem man geboren wurde, den erarbeitete man sich.. hart! Und damit widerum stand nach wie vor und in meinen Augen ohne jede Minderung im Raum, dass ein kleiner auf Qualität konzentrierter "Saftladen" signifikant wahrscheinlicher "noch mal auf die Beine" kam, als irgendein einfach nur auf Breite und Quantität ausgerichteter "Saftladen". Aber weil dieser Sergius Plautus das vermutlich eh nicht verstand oder verstehen wollte, sparte ich mir eine Bemerkung dazu und hörte stattdessen seinem Monolog einfach nur weiter gelangweilt zu.
Doch nun wurde es noch abstruser! So sprach dieser Sergius Plautus auf einmal von Ausrottung und Genozid! Dabei hatte ich ihm doch eben klar und deutlich gesagt, wie ich fand, dass der eine zum anderen Zweig der Sergier stehen sollte: Distanziert. Das hieß nicht, dass ich die Straßenseite wechseln würde, wenn mir ein asinischer Sergier zufällig über den Weg liefe. Aber das bedeutete, dass ich den Kontakt zwischen den beiden Zweigen ganz sicher nicht fördern und unterstützen würde. (Es sei denn natürlich, es würde mir auf der anderen Seite irgendetwas bringen. Doch das war dann wieder ein anderes Thema.)
Aber die Abwegigkeit fand kein Ende: Nun war die Rede von der Umbenennung des asinischen Gentilzweigs. - Wie kam man auf solche Ideen? Denn natürlich war der Gedanke an sich ja ganz nett, scheiterte in der Umsetzung allerdings bereits daran, dass ich kein Patent auf den sergischen Namen besaß. Und das wiederum hieß, dass ich auch niemanden zwingen konnte, diesen Namen wie auch immer abzulegen - ganz gleich, wie unwürdig der asinische Zweig des sergischen Namens meiner Meinung nach war. Es ging einfach nicht. Eine einfache und klare Distanzierung mussts also auch weiterhin reichen - und war ja in der Regel auch genug.
Und noch immer war kein Ende in Sicht. Jetzt gab es erstmal noch einen Satz dazu, wie stolz Sergius Plautus doch darauf war, keinen namhaften Vater, Großvater und Urgroßvater zu haben. Natürlich! Da stimmte ihm der gemeine Pöbel sicherlich voll und ganz zu und ließe ihn hochleben für diese Worte! (Darauf könnte der Sergius Plautus dann ebenfalls stolz sein - als jemand, der vor wenigen Generationen doch gleich meiner Wenigkeit im Patrizierstand anzusiedeln war.) Wer hingegen nicht zum einfachen Pöbel gehörte, von seinen Vorfahren vielleicht einen Ordo vererbt bekam oder auf einen dekorierten Militär in der eigenen Ahnenreihe blicken konnte, dessen Jubelrufe würden an dieser Stelle vermutlich deutlich leiser klingen. Denn: Das war Rom! Hier wurden bedeutende Taten und Leistungen, Auszeichnungen und Ehren vererbt! War der Vater ein Triumphator, dann wurden dessen Kinder automatisch zu Söhnen und Töchtern eines Triumphators.. bis sie vielleicht irgendwann einmal auch eigene Leistungen den Taten des Vaters hinzuzufügen hatten. Ansehen und Prestige, Ruhm und Ehre, all das gehörte einem Römer niemals allein. Es färbte stets auch auf sein näheres familiäres Umfeld ab. Das, das war Rom.
Und so wiederum verwunderte es dann natürlich auch bestimmt niemanden, dass die Erblichkeit von Ehrhaftigkeit auch die Erblichkeit von Unehrhaftigkeit nach sich zog. "Auf den lykischen Bauern!", prostete ich, nachdem der lange Monolog dann irgendwann endlich zuende war, dem Manne zu, der unsittlich wie ein halb Verdursteter nichtmal einen Trinkspruch abzuwarten imstande schien. "Und bevor du gehst: Ich denke wir sollten wieder zu einer gentilnominalen Anrede zurückkehren, Sergius." Hätte ich schon zu Beginn dieser Unterhaltung von der asinischen Herkunft dieser Sergius Plautus gewusst, ich hätte ihm meinen Cognomen ja auch nie so mehr oder weniger direkt angeboten. Mit einem oberflächlichen Lächeln auf den Lippen nickte ich dem Sergius verabschiedend zu, bevor ich nundann einen genüsslichen Schluck aus meinem Becher nahm: Ein guter Jahrgang, dieser Umbrier..