Beiträge von Sergia Fausta

    Sim-Off:

    Dives: Ich bin mal so frei und spreche für uns beide. :]


    Damit hatten wir also erstmal unsere Pflicht hier getan. Die Senatia erwiderte noch ein paar freundliche Worte des Dankes für unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme.. dann war praktisch im nächsten Augenblick auch schon der nächste Kondolierende an der Reihe, der Augusta sein Beileid auszudrücken. Aber so war das eben. So wie wir gemeinsam hier erschienen waren, so begaben sich Marcus und ich also im Anschluss auch wieder gemeinsam auf den Heimweg. Zu Hause in der Casa Iulia würden meine Fragen und Gedanken, die mich hier beschäftigt hatten, heute abend dann noch ein paar Folgen und Konsequenzen nach sich ziehen.... >>>

    Es war schon spät, doch noch immer beschäftigten mich meine Fragen und Gedanken von unserem heutigen Ausflug auf den Palatin in die Domus Augustana: Dort hatten Marcus und ich dem verstorbenen Kaiser Cornelius die letzte Ehre erwiesen und nebenbei auch einer ziemlich mitgenommen aussehenden Augusta unser Beileid ausgedrückt. Dabei war mir dann auch die Frage in den Sinn gekommen, ob sie ihren Ehemann wohl so richtig geliebt hatte und (und das war noch wichtiger) ob es normal wäre und natürlich so sein müsste, dass sich Ehepartner irgendwann ineinander verliebten. Denn ich für meinen Teil war mir eben mittlerweile nicht mehr so ganz sicher, ob ich heute immernoch nur aus kühler Berechnung heraus die Frau meines Mannes war und sein wollte oder ob ich nicht vielleicht etwas tiefer verborgen doch auch noch einen anderen Grund dafür hatte.
    Viel hatte ich im Verlauf des Tages darüber nachgegrübelt: Hatte ich mich in meinen eigenen Mann verliebt? Eigentlich war das ja bei mir und meiner Art eher unwahrscheinlich, oder? Außerdem musste ich ja auch bedenken, dass Marcus in diesem Punkt nicht ganz normal war - er mit seiner seltsamen homoerotischen Vorliebe. Bäh! Die Frage war aber natürlich auch: Wenn sich Ehepartner mit der Zeit meist ineinander verliebten, müsste sich dann auch Marcus trotz seiner Orientierung(-sstörung) irgendwann in mich verlieben? Vor allem, wenn ich Gefühle entwickelte, müsste dann nicht auch er welche entwickeln?


    Langer Rede kurzer Sinn: Ich hatte keine Ahnung. Liebe und unkontrollierbare Gefühle waren mir ein Buch mit sieben Siegeln. Und genau aus diesem Grund hatte ich mich auch dazu entschlossen, dass ich das ganze Grübeln lassen würde und das Thema einfach ganz direkt zur Sprache brachte! "Marcus? Bist du noch wach?", flüsterte ich ins spätabendliche Dunkel unseres Zimmers. Es gab keine Reaktion. Ich kam ihm näher und führte meine Lippen ganz nah an sein Ohr. "Marcus? Bist du noch wach?" Wieder hatte ich keinen Erfolg. Also ließ ich das Flüstern bleiben und ruckelte mit meiner rechten Hand kurz an seiner Schulter: "Marcus? Bist du noch wach?" Ich hatte das Gefühl, dass er es (spätestens jetzt) war. "Ich möchte dich etwas fragen.", kündigte ich anschließend also groß an. Dann folgte leere Stille. Einerseits hoffte ich natürlich auf eine verbale Reaktion von ihm. Vielmehr als das fehlten mir aber genau in diesem Augenblick plötzlich irgendwie die Worte. Alle waren sie weg. Was wollte ich sagen?

    Bei den weiteren Ausführungen des Artorius begann ich damit, mir innerlich eine Liste zu machen: Für den Mann sprach, dass er erstens den gleichen Patron wie ich hatte und ich dem Consular Decimus hiermit also einen Gefallen tun könnte. Außerdem hatte er mich schon ganz zu Beginn des Gesprächs ganz selbstverständlich mit meinem Amtstitel angeredet. Er hatte also offenbar kein Problem mit einer weiblichen Vorgesetzten (oder er versteckte es gut), auch wenn ich sehr lange ja hoffentlich nicht mehr meinen Dienst hier tat. Drittens hatte er sich mit dem Aufgabenprofil eines Stationarius offensichtlich auch schon ein bisschen auseinandergesetzt und verfügte viertens (so behauptete er wenigstens - aber ich nahm mal an, dass er die Wahrheit sprach) über die grundlegenden Fähigkeiten des Lesens, Schreiben und Rechnens. Ein Stationarius, der nur eine dieser Fähigkeiten nicht besaß, wäre nicht voll einsatzfähig. Er könnte entweder keine Wertkartenabrechnungen machen, wenn er nicht rechnen konnte. Oder er könnte nicht erkennen, ob ein Brief eine gültige Adresse besaß, wenn er nicht lesen konnte. Oder er könnte die Versandlisten nicht führen, wenn es ihm an Schreibfertigkeiten mangelte. Und sojemanden hätte ich an dieser Stelle direkt wieder nach Hause geschickt.
    Aber auch Negatives registrierte ich sofort: Dieser Mann schien schon eine kleine Labertasche zu sein, wie er erst gleich loserzählte als er dieses Büro betrat und jetzt hier einmal mehr seine großen Reden schwang. Mancheiner mochte das vielleicht gut finden für einen Stationarius. Ich fand es einfach nur nervig. Und dazu kam, dass er seine Verlässlichkeit erst noch beweisen müsste, so wie er mir von seiner ersten Salutation beim Decimus berichtete. Das machte in Summe als ein Verhältnis von 4 guten zu 2 schlechten Eigenschaften....


    Mal sehen: "Ich schätze deine Offenkeit, Artorius." Ehrlichkeit, genau! Das machte also 5 zu 2. "Bevor ich allerdings meine" wie erwähnt längst getroffene "Entscheidung treffe, möchte ich noch zwei Sachen von dir wissen. Als erstes muss ich dich natürlich nach deinem Vater befragen, Artorius.. Uranius. So hieß er, glaube ich. Ist er noch am Leben? Stehst du unter seiner Patria Potestas? Oder stehst du überhaupt unter irgendeiner Patria Potestas?" Wenn der Vater nicht mehr lebte, dann ja vielleicht der Großvater. "Und falls du unter Vormundschaft stehst, unterstützt dein Vormund deine Bewerbung hier?"
    Und Sache Nummer zwei: "Außerdem würde ich gerne wissen wollen, der Consular Decimus erzählte mir, du würdest in der Domus Artoria wohnen? Ist das richtig?" Ich ließ erstmal offen, welche Intention hier dieser Erkundigung lag. Aber vielleicht, soviel sei verraten, brachte ihm die richtige Antwort hier noch einen weiteren Pluspunkt ein..

    Ich durfte mich setzen, also setzte ich mich. "Ich sehe, wir verstehen uns.", kommentierte ich dann mit einem amüsierten Lächeln, dass auch ich fand, dass es sich irgendwie für mich auszahlen musste, wenn jemand anderes den gleichen Patron hatte wie ich. Ob sich das allerdings auch umgekehrt für andere auszahlen musste, das stand natürlich auf einem anderen Blatt und hing nicht unwesentlich davon ab, um eine wie große Auszahlung es dabei ging.
    Aber zurück zum Procurator Iunius. "Natürlich habe ich mich schon ein bisschen näher mit diesem Amt und seinen Aufgaben und Pflichten beschäftigt.. soweit mir das als Außenstehende, die keinen Einblick in etwaige interne Vorschriften hat, eben möglich war." Das betonte ich gleich mal an dieser Stelle. Denn es sprach zwar nicht für mich, dass ich vermutlich also noch einige neue Dinge zu lernen hätte. Aber es zeigte erstens, dass ich mir über diesen Umstand bewusst war und bereit dazu war, solche Dinge zu lernen und zu verinnerlichen. Und es entschuldigte natürlich auch zweitens, falls ich die eine oder andere Aufgabe hier jetzt nicht ganz einhundertprozentig aufsagen konnte.


    Also: "Als Procuratrix a memoria würde ich das Archiv der kaiserlichen Kanzlei leiten, wo alle Gerichtsentscheide, kaiserlichen Edikte und Briefe auch bisher hoffentlich schon ordentlich und systematisch archiviert wurden. Ich wäre dafür verantwortlich, im Fall des Falles Archivakten schnell zu besorgen, falls der Kaiser, du oder ein anderer Prokurator sie als Referenz benötigen und anfordern." Zu diesem Punkt hatte ich auch gleich noch einen Satz zu sagen. "Und wenn ich das ganz unbescheiden hier anbringen darf, Iunius, so halte ich mich für diese Aufgabe für sehr qualifiziert. Denn auch beim Cursus Publicus, den ich als Postpräfektin derzeit in Italia leite, habe ich viel mit Akten zu tun, die korrekt und vorschriftsmäßig abgelegt werden müssen. Es kommt auf richtige Abrechnungen an und darauf, dass keine Einträge, Briefe oder Akten irgendwo verloren gehen." Ich nickte bekräftigend. "Natürlich möchte ich meine aktuelle Tätigkeit nicht mit einer Prokuratur vergleichen. Aber ich möchte anführen, dass ich pflichtbewusst, akkurat und manchmal sogar ein bisschen penibel streng bin, was Vorschriften angeht." Und für einen Archivprokurator waren das bestimmt nicht die schlechtesten Eigenschaften!
    Weiter: "Außerdem meine ich zu wissen, dass der Prrocurator a memoria auch für Personalfragen in Verwaltung und Militär zuständig ist." Über die Größenordnung dieser Zuständigkeit müsste man mich natürlich erst noch aufklären. Denn wegen der Beförderung eines Tiros zum Legionarius wandte sich bestimmt niemand an die Kanzlei. Und die Besetzung von Legionslegaten war vermutlich eine Nummer zu groß für eine Entscheidung durch einen Prokurator. Hieß: Der wahre Aufgabenbereich lag wohl irgendwo dazwischen. "Seinem Amtstitel entsprechend hat der a memoria ferner auch die Aufgabe zu erinnern, sollten Entscheidungen vom Kaiser vertagt werden." Wobei ich natürlich auch an vergessene Entscheidungen mit größtem Vergnügen erinnern würde. (Und konkret hatte ich sogar schon jetzt zwei Dinge im Kopf, an die man die richtigen Stellen in der Administratio wahrscheinlich erst nochmal erinnern müsste, damit ein paar ausstehende Entscheidungen getroffen wurden.) "Ich hoffe, ich habe keine wichtige Aufgabe unter den Tisch fallen lassen?", lächelte ich den Iunius charmant an und schaute ihm selbstbewusst in die Augen: Er hatte braune Augen, genau wie ich.

    Tatsächlich musste der Artorius nur kurz warten, bis man ihn mir nochmal fix angekündigt hatte. Dann durfte er in meinen Büro eintreten, wo ich entspannt hinter einem leeren Schreibtisch saß. Und während er dann gleich zu reden begann, bedeutete ich ihm mit meiner rechten Hand schon einmal, dass auch er sich gerne setzen durfte auf einen der Plätze vor meinem Schreibtisch. "Natürlich.", kommentierte ich am Ende seiner Worte dann gerade den Schlussteil seiner kleinen Rede. Kurz lächelte ich amüsiert, bevor ich wieder ernster wurde.


    Also: "Ich grüße dich, Artorius, und heiße dich herzlich willkommen hier in den Sedes administrationis Italiae.", sprach ich ohne dabei nun wirklich auch allzu herzlich zu klingen. Mein Tonfall war vielmehr sachlich - passend auch zu diesem eher sachlichen Thema. "Dein Patron, der nebenbei gesagt auch mein eigener ist, hat bereits ganz grob mit mir gesprochen über deinen Wunsch, als Stationarius hier in Rom tätig zu werden." Soweit so gut also. "Natürlich stehe ich deiner Bewerbung erstmal offen gegenüber und bin ihr umso mehr zugeneigt, da ich den Consular Decimus sehr schätze und seinem Urteil grundsätzlich vertraue." Das stimmte so ganz und gar 100-prozentig zwar nicht, aber meine Differenzen mit dem Sohn des Consulars gingen hier und jetzt niemanden etwas an. "Trotzdem möchte ich natürlich schon ganz gerne von dir wissen, wie du dir die Arbeit als Stationarius hier vorstellst und was dich deiner Meinung nach für eine Tätigkeit als Stationarius qualifiziert." Denn auch wenn ich meine Entscheidung eigentlich im Vorfeld schon gefällt hatte, wollte ich natürlich trotzdem erstmal ein bisschen was über diesen Artorier wissen, bevor ich ihn durch meine Unterschrift zum Cursus Publicus holte.

    Hatte ich noch weitere Anliegen auf dem Herzen? "Nein. Wenn du wegen meiner bereits benannten Bitten mit deinem Klienten Iunius beziehungsweisse dem Praefectus Praetorio Maevius Kontakt aufnimmst sowie wegen deines Geschenks mit deiner Frau sprichst, dann wäre ich schon äußerst glücklich." Ich nickte bekräftigend. "Im Gegenzug werde ich natürlich sehen, was ich für deinen Klienten Artorius tun kann.", bestätigte ich auch meinerseits nochmal. "Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, dass du ein Schreiben wegen des Mosaiks am besten trotzdem in die Casa Iulia zu mir schickst, auch wenn Saufeius in der Casa Sergia unterkommen wird." Ich wollte schließlich die Kontrolle haben über meine Mosaikenleger-Intrige. "Und wenn ich ansonsten nichts weiter für dich tun kann.." Ich hielt kurz inne und schaute meinen Patron fragend an: Hatte er noch etwas, das ich für ihn tun könnte? "..dann will ich deine Zeit natürlich auch nicht unnötig länger strapazieren." Damit legte ich es also direkt in die Hände des Consulars, noch eine weitere Bitte an mich heranzutragen (falls er denn noch eine hatte) oder aber dieses Gespräch nun zu beenden. Beides sollte mir nur recht sein.

    Mein Mann hatte nach unserem Sohn schicken lassen. Aber jetzt hatte ich gerade meine Mutter-Sohn-Zeit mit ihm! (Wusste er das denn nicht?) Ich beschäftigte mich mit dem Kleinen, indem ich ihm erst die sergische, dann die iulische Familiengeschichte erzählte (zum wiederholten Mal, damit er sie sich von Beginn seines Lebens an einprägte!). Dann wollte ich ihm eigentlich noch erklären, was er bald alles lernen und können müsste: Wann ich erwartete, dass er sich zu drehe begann, wann er krabbeln können musste, wann er laufen können musste, wann er sein ersten Wort zu sagen hatte (und dass dieses Wort gefälligst Mama zu lauten hatte!), wann er erste Wortgruppen sinnvoll bilden können musste, wann er dann auch richtige Sätze können musste, wann er die Zahlen und Buchstaben kennen musste, wann er rechnen und lesen zu lernen hatte, wann er schreiben können musste, wann.. (und so könnte ich bis zu meinen Planungen für seine Hochzeit und seine Kinder weitermachen!)


    Eigentlich. Denn uneigentlich wurde ich ja gestört von dem Sklaven, den mein werter Gatte mir hier geschickt hatte! Weil die Licinierin gerade anderweitig beschäftigt war, nahm ich also kurzerhand meinen kleinen (und langsam schwerer werdenden) Marc auf den Arm. Gemeinsam folgten wir dem Ruf des Hausherrn und betraten (natürlich ohne vorher anzuklopfen!) sein Officium im Erdgeschoss. "Du hast nach uns schicken lassen, Schatz?", begrüßte ich ihn mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton und ignorierte frei heraus die Tatsache, dass er eben nicht nach uns beiden gerufen hatte.
    Erst im Anschluss an diese Worte fiel mein Blick auf den Gast in seinem Büro. Mein Gesichtsausdruck wurde eine winzige Spur freundlicher, aber ich blieb auch weiterhin in einer etwas abwartenden Pose. "Ich grüße dich. Du bist?", wollte ich unverhohlen wissen. Mich selbst stellte ich derweil nicht vor. Nachdem ich Marcus als "Schatz" begrüßt hatte und mit seinem Sohn im Arm hier im Zimmer stand, sollte sich ja auch eigentlich jeder denken können, dass ich seine Frau war.

    Sim-Off:

    Ich denke, das letzte Wort hier gebührt der (letzten verbliebenen) Dame. :]


    Es dauerte noch ein kleines bisschen, bis ich aus dem Träumen über diese grandiose Idee meines Vetters heraus war. Da fehlte es ja beinahe nur noch, dass mir irgendwer prophezeihte, dass es im gerade erst etablierten Kaiserhaus schon bald einen großen Todesfall geben würde! Nein, dieser Gedanke von mir als Mutter einer Kaiserin, der war einfach faszinierend..


    Doch spätestens als wir uns alle ins Triclinium begaben, fand auch ich wieder in die Realität zurück. Ich beteiligte mich an den Gesprächen der beiden Herren, während ich die mir nicht ganz so sympathische Helvetia (von der ich noch immer felsenfest glaubte, dass sie vorhin mit meinem Marcus geflirtet hatte!) eher links liegen ließ. Außerdem hätten uns Frauen ja auch ganz objektiv die Themen gefehlt - sie als kleine Bauernschönheit und ich als geborene Großstadtdame. Was uns verband, konnte man wahrscheinlich an einer Hand abzählen. (Spontan fiel mir nur unsere Verwandtschaft zu Commodus ein. Mehr Gemeinsamkeiten sah ich gerade nicht.)
    Aber naja. Im Gespräch mit den beiden Männern fühlte ich mich auch nicht schlecht. Zu irgendetwas hatte ich immer eine Meinung, die ich dann auch frei heraus kundtat. Dass ich von den stumpfsinnigen Wagenrennen nur wenig hielt, rutschte mir zum Beispiel irgendwann heraus, als die Factiones Praesina und Veneta als Thema auf dem Tisch landeten. (In diesem Zusammenhang fiel mir nicht zum ersten Mal heute auf: Die Schnittmenge gemeinsamer Themen war zwischen Marcus und mir irgendwie verdammt klein: Marcus diskutierte mit Commodus vorhin über diese Amazone, dann über helvetische Familientraditionen und zum Schluss auch noch über die Factiones. Mir hingegen waren all diese Themen fast schon egal. Ich hatte über andere Dinge mit meinem Vetter gesprochen. Und diese Dinge wiederum hatte Marcus links liegengelassen. Ob das nur mir aufgefallen war?)


    Am Ende des Abends verabschiedeten sich mein Vetter und seine Schwester wieder von uns. Ich bedankte mich mit einem aufgesetzten Lächeln zurückhaltend und distanziert bei der Helvetia. Commodus bekam zum Abschied eine herzliche Umarmung, einen kleinen Kuss auf seine Wange und ein glückliches "Danke.", das ich ihm nach meinem Kuss fast schon.. zuhauchte. Damit aber niemand einen falschen (richtigen) Eindruck von mir bekam, stellte ich mich anschließend vor meinen Marcus, legte seine rechte Hand um meine Hüfte und winkte noch kurz, bis sich die Haustür hinter den Helvetiern schloss. Mit einem guten Rotwein und einem der etwas erotischeren Bücher, die mir Commodus geschenkt hatte, begab ich mich dann ins häusliche Balneum. Nach soviel Aufregung, Begeisterung und Freude, brauchte ich jetzt erstmal ein bisschen Entspannung und Zeit für mich....

    Ja, gut. "Dann erwarte ich deinen Klienten Artorius morgen zur achten Stunde in meinem Officium der Sedes administrationis Italiae.", fasste ich nochmal zusammen und betrachtete diesen Punkt damit als erstmal abgehakt. Gedanklich ging ich dann meine Agenda nochmal durch:


    - Klein Marc vorgestellt: erledigt
    - Mich für Procuratur in der Kanzlei zur Sprache gebracht: erledigt
    - Meinen Klienten Titus Nonius Turbo zu meinem Nachfolger vorgeschlagen: erledigt
    - Mich für ein Diploma nach langer Dienstzeit empfohlen: erledigt
    (- Im Gegenzug einen Termin für diesen Artorius eingeräumt: erledigt)
    - Und natürlich meinen Mosaikenleger vermittelt: praktisch auch so gut wie erledigt


    Ich nickte. "Da Saufeius nicht hier in Rom lebt, habe ich ihm für die Dauer seines Auftrags übrigens in der Casa Sergia ein Zimmer organisiert. Um diese Dinge brauchst du dich also nicht weiter zu kümmern.", ließ ich meinen Patron noch wissen. "Das einzige, was er heute oder in den nächsten Tagen dann noch erfahren sollte, ist, wann er mit seiner Arbeit beginnen kann." Ich sah zu Tremulus hinüber. Er nickte zustimmend. Dann wandte ich meinen Blick wieder zum Decimus und schwieg. Denn mehr hatte ich hier und heute erstmal nicht auf dem Herzen.

    Also ich bin bei der spontanen Google-Suche zum Beispiel auf diese Seite gestoßen.


    Und dort wird Ovid angeführt in der Frage, ob Römer auch Papageien als Haustiere hatten (hatten sie scheinbar). Ferner gibt es auch eine Fabel des griechischen Aesop, wo Papagei und Katze bereits als Haustiere gehalten werden:
    Ein Mann hatte einen Papagei gekauft und hielt ihn sich in seinem Hause. Ein solches Entgegenkommen nutzend, flog der Vogel auf den Herd, ließ sich da nieder und krächzte ganz wohlgemut. Die Katze, die das sah, fragte ihn, wer er denn sei und woher er komme. Der Papagei antwortete: »Der Herr hat mich neulich gekauft.«
    »So, du unverschämtes Vieh«, erwiderte ihm die Katze, »obgleich du solch ein Neuankömmling bist, machst du ein derartiges Geschrei, wie es mir, die ich im Hause geboren bin, die Herrschaften niemals erlauben; vielmehr, wenn ich je so handelte, würden sie mich mit Schimpf und Schande davonjagen.« Doch der Papagei erwiderte: »Liebe Hausgenossin, mach dich nur weit weg! Über meine Stimme empfinden nämlich die Herrschaften nicht solches Missvergnügen wie über die deinige.«


    Ferner gibt Wikipedia zur Hauskatze zum besten:


    Eindeutige Darstellungen von Hauskatzen finden sich auf griechischen Vasen aus der Zeit um 480 und 440 v. Chr. Wenngleich Bezüge zu Göttinnen zu finden sind, galt die Katze mehr als Haustier, die Verehrung durch die Ägypter erschien den Griechen als befremdlich. Die Furcht vor schwarzen Katzen übernahmen die Griechen von den Babyloniern. Die älteste literarische Erwähnungen stammen von Aristophanes und kurz später Herodot, auch der Philosoph Aristoteles erwähnt die Waldkatze. Der Dichter Kallimachos erwähnt im 2. Jahrhundert erstmals einen Zusammenhang von Katze und Maus.
    Die Römer bezeichneten die Waldkatze als feles und führten im 1. Jahrhundert n. Chr. das Lehnwort catta (Martial, um 75 n. Chr.) ein, welches erstmals ausschließlich die Hauskatze bezeichnet.
    Im 1. bis 3. Jahrhundert verbreitete sich die Hauskatze im Römischen Reich und erreichte Hildesheim-Bavenstedt nach Funden im 3–5. Jahrhundert n. Chr und Wiesbaden-Biebrich im 6. Jahrhundert.


    Zum Schoßhund habe ich nichts gefunden, nur zum Wachhund (einmal mehr aus Wiki):


    Seit etwa 1000 v. Chr. gibt es Wachhunde. Der Mastiff, der bereits ca. 2200 v. Chr. auf Reliefs dargestellt ist, war wohl der erste, der bei den alten Babyloniern für diesen Zweck eingesetzt wurde. Er war die erste gezielt auf Größe und Kampfbereitschaft gezüchtete Rasse und wurde auch als Kriegshund eingesetzt.
    Im Römischen Reich (um 400 v. Chr.) spielten Hunde als Wachhunde ebenfalls eine große Rolle, wovon unter anderem erhaltene Mosaikinschriften cave canem (hüte dich vor dem Hund) zeugen.

    Und heute ging es hier mal wirklich flott! Das fand ich sehr begrüßenswert! Ja, das fand ich sogar so sehr begrüßenswert, dass mir ein kleines "Danke." einfach so unüberlegt herausrutschte. (Dazu kam, dass ich mich für den wichtigen Termin mit dem Procurator in eine gute, sehr gute Stimmung versetzt hatte. Wenn ich ihm sympathisch wäre, so kalkulierte ich, erhöhte das nämlich meine Chancen auf eine Kanzlei-Procuratur!) >>>

    Von der Palastwache kommend ließ ich mich bis vor die Tür des Procurators führen. Von dort aus machte ich dann alleine weiter: Ich klopfte an, wartete auf ein Zeichen zum Eintreten und.. trat dann ein. "Procurator Iunius!", grüßte ich den Eques schon beim ersten Anblick. Als ich mit dieser Iulia Flaminina einst mal einen kurzen Rundgang durch die Kanzlei mitgemacht hatte, da hatte ich ihn ja schonmal gesehen und kannte daher sein Gesicht. Mit einem eleganten Hüftschwung kam ich auf ihn zu. "Es freut mich, dass du so kurzfristig einen Termin für mich machen konntest, um dir mein Anliegen auch noch einmal persönlich von mir anzuhören.", stieg ich dann auch gleich in das Gespräch ein, noch bevor er überhaupt die Chance hatte, mir einen Platz und/oder eine kleine Erfrischung anzubieten. "Ich möchte eine Procuratrix der kaiserlichen Kanzlei werden.", ließ ich am Ende dieser Einleitung dann mein konkretes Anliegen auch keinesfalls unerwähnt. Und dann bekam auch der Iunier, dem ich nun mein charmantestes Lächeln schenkte, die Gelegenheit ein paar Worte zu sagen..

    Da lag er nun also, der Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus. Er sah gar nicht mal richtig tot aus, fand ich. Er wirkte eher schlafend. Aber ich war mir sicher, dass man den kaiserlichen Quacksalbern (der würde ja schließlich bestimmt keine Stümper hier beschäftigen!) schon vertrauen konnte. Wenn die sagten, dass er wirklich tot war, dann war er wahrscheinlich wirklich tot. Mausetot.
    Weil ich nicht wirklich wusste, wie man sich bei einer kaiserlichen Aufbahrung richtig verhielt, blieb ich zunächst einfach immer erstmal ungefähr einen halben Schritt schräg rechts hinter Marcus, guckte, was er machte, und machte es ihm dann einfach nach. Wie er da also so ehrfürchtig vor dem Kaiser.. dem toten Kaiser stand, das sah in meinen Augen schon irgendwie schwer und tragend aus. Das gefiel mir und umso bereitwilliger senkte ich also auch meinen Kopf in dieser Art vor dem Cornelius. (Einziger Unterschied: Ich war während dieser Geste nicht mit irgendwelchen trauernden Gedanken befasst, sondern damit zu meinen Mann zu schielen, um den Moment seines Aufblickens nicht zu verpassen.)


    Und kurz darauf dann standen wir vor der Augusta. Ich fand, sie sah ganz schön mitgenommen aus, alt und mitgenommen. Ob sie ihren Ehemann wohl so richtig geliebt hatte? Diese Frage stellte sich mir irgendwie bei diesem Anblick. Und noch bevor ich sie gedanklich für solche Schwäche verurteilt hatte, musste ich mich weiter fragen, ob das nicht vielleicht auch einfach normal war, dass man sich mit der Zeit der Ehe einfach irgendwann ineinander verliebte. Denn ganz ehrlich gesagt hatte ich meinen Marcus damals in Ostia ja eigentlich nur aus purer Berechnung in die Verlobung und unsere anschließende Ehe gezwungen. Mittlerweile jedoch.. war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob meine ganze Beziehung zu ihm wirklich noch immer nur auf dieser Berechnung fußte. Die Frage war allerdings: Stand eine Ehefrau mit ihren Gefühlen in der Regel allein da oder verliebten sich irgendwann doch beide Partner ineinander? Und: Wie sah das speziell bei Marcus und mir aus, wo Marcus doch.. ein etwas speziellerer Fall war, was das anging.
    Nach seiner kleinen Rede sah er mich mit seinen blauen Augen an. "Auch ich möchte dir natürlich mein herzliches Beileid ausdrücken, Sentia Augusta." Ich vertraute Marcus einfach mal, dass man diese Anrede ihr gegenüber so wählen konnte. "Und auch ich möchte dabei nicht nur für mich allein sprechen. Denn mein Onkel Kaeso Annaeus Modestus, der als Statthalter von Germania Superior mit seinen Legionen für ein freies und ein gerechteres Rom, ein Rom unter Cornelius, gekämpft hat, laboriert leider noch immer an seinen damals erlittenen Verletzungen" Das nahm ich an. "und kann deshalb leider nicht hier sein. Ich bin mir sicher, er wäre einer der ersten gewesen, der dir andernfalls sein Mitgefühl und seine Trauer über deinen Verlust ausgedrückt hätte." Aber so viel Verletzung und Tod: "Außerdem möchte ich dir sagen, dass ich finde, dass dein Mann ein sehr, sehr tüchtiger Kaiser gewesen ist. So viele Projekte hat er auf den Weg gebracht," Die Schließung der Schola Atheniensis, die Schließung der Academia Militaris. "so viele Projekte seiner Vorgänger hat er beendet." Allen voran wurde das Ulpianum unter seiner Herrschaft endlich fertiggestellt! "Er hatte nur wenig Zeit, leider. Aber in dieser Zeit hat er viel geleistet." Und hier dachte ich jetzt natürlich vor allem an mich selbst, wie ich meinen schicken Ritterring bekommen hatte! "..so viel geleistet, dass ich schon manchmal fast fand, dass er sich etwas mehr Freizeit von seinen Amtsgeschäften hätte gönnen sollen.. um zum Beispiel mal auf eine Hochzeit zu gehen und sich einen Abend lang einfach nur zu vergnügen." Und wenn die Sentierin nicht ganz uninformiert war (und ich hoffte, dass sie nicht ganz uninformiert war), dann klingelte bei Marcus und meinem Namen im Zusammenspiel mit dem Schlagwort Hochzeit bei ihr an dieser Stelle vielleicht ein kleines Glöckchen. "Was ich eigentlich nur sagen will: Ich hätte mir gewünscht, dass ihm mehr Zeit vergönnt gewesen wäre." Dass ich meine Hochzeit gar nicht ansprechen wollte, sondern eigentlich nur meinen letzten Satz sagen wollte, das war natürlich glatt gelogen. Die Aussage, dass ich mir eine längere Harrschaft unter Cornelius Palma gewünscht hätte, meinte ich hingegen vollkommen ernst. Toternst. Denn zum nächsten Kaiser hätte ich wahrscheinlich kaum so gute Verbindungen über meine Onkel oder sonstwen. Dahingehend war der Cornelier schon echt Spitze gewesen..

    Post aus der kaiserlichen Kanzlei! Zur zehnten Stunde sollte ich dort beim Procurator Iunius erscheinen. Also tat ich, wie man mir auftrug: Ich warf mich einmal ordentlich in Schale für den Procurator! Leider war die Kleiderauswahl dabei deutlich kleiner als sonst, weil ich nach den jüngsten Ereignissen jetzt nicht in sonnigem Gelb oder leuchtendem Rot oder lebendigem Orange vor die Palastwachen treten wollte. Mein Outfit war am Ende also ein schwarzes geworden; nicht zu kurz und nicht zu offen, aber auch nicht zu lang und zu geschlossen. Alles in allem konnte man sich, denn ich liebte es, meine zarte Figur zu betonen und in Szene zu setzen, doch sehr gut vorstellen, wie ich aussah..
    Meine Sänfte erreichte ihr Ziel und ich stieg aus. "Hallo.", grüßte ich ohne viel Tamtam und richtete nochmal kurz meine Frisur. Denn meine Haare waren zwar nicht im Trauerlook zerzaust, aber immerhin offen und damit irgendwie so.. ungebändigt. "Ich bin Sergia Fausta, Ritterin, Postpräfektin und Klientin des Stadtpräfekten Decimus Livianus.", der in dieser kaiserlosen Zeit damit formell der erste Mann des Staates war, soweit ich wusste! "Ich habe einen wichtigen Termin beim Procurator Iunius." Wichtig deshalb, weil es um meine eigene Zukunft und Karriere ging! Zum Schluss meiner Worte überreichte ich einem der Wachen noch mit wichtiger Miene meine Einladung. Dann wollte ich zum Procurator gebracht werden.

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    Der Kaiser war tot. Diese Information hatte auch vor den Sedes administrationis Italiae nicht Halt gemacht. Die Stadttore waren geschlossen worden. Auch soweit war man hier informiert. "Salve!", grüßte etwas ungewöhnlich mein Klient und Vorzimmer-Stationarius Titus Nonius Turbo hinter der Postannahmestelle den Kunden. Normalerweise war der Nonier ja meine rechte Hand und ich hatte ihn sogar schon als meinen Nachfolger empfohlen. Aber wenn man nicht genügend Arbeit für alle hatte, weil keine Post nach Rom hinein oder aus Rom heraus kam, dann musste eben jeder Angestellte sehen, wo er blieb und etwas tun konnte. (Auch in einer Krisenzeit wie dieser schmiss ich nämlich niemandem sein Gehalt fürs Nichtstun einfach so hinterher!)
    Turbo lächelte schmal, als er den Brief gereicht bekam. "Gerne nehme ich deinen Brief schonmal an. Aber wie du bestimmt schon mitbekommen hast, sind die Tore der Stadt von den Stadtkohorten geschlossen worden." Dagegen konnte man seitens der staatlichen Post auch nichts machen. "Bis dieser Befehl aufgehoben ist und die Tore wieder passiert werden können, kann ich allerdings auch nicht mehr tun, als dein Schreiben hier zwischenzulagern."


    Sim-Off:

    Heißt: Post aus oder nach Rom wird erst ab Öffnung der Stadttore wieder zugestellt. Beschwerden darüber sind an das Officium des Stadtpräfekten zu richten. Danke. 8)


    Nachdem sie sich so bei mir für ihn eingesetzt hatte, verdiente meine Base Severa natürlich einen umfassenden "Ergebnisbericht" über das Gespräch zwischen diesem Sergius Plautus und mir:




    SERGIA FAUSTA



    Ad Sergiam Severam
    Casa Sergia
    Rom - Italia



    Fausta Severae s.d.p.


    Ich schreibe dir hier direkt im Anschluss an mein persönliches Gespräch mit diesem Sergius Plautus, mit dem ich auf deinen Wunsch hin über seine Karrierepläne reden sollte. Und was soll ich dir sagen, meine liebe Base? Ich habe ehrlich versucht eine vernünftige Unterhaltung mit ihm zu führen, bin wohlwollend auf seinen humorvollen Einstieg angesprungen, habe die kleinen Makel seiner bäuerlichen Ausdrucksweise großzügig übersehen und stattdessen den Fokus auf die Karrierepläne des Jungen zu richten versucht.


    Doch so geht es nicht! Zum Dank für meine Bemühungen musste ich mich in meinem eigenen Haus von diesem Jüngling, der noch ganz grün hinter den Ohren ist, belehren lassen - dazu in Dingen, von denen der Junge offenbar keinen Funken versteht! Und ich möchte betonen: Ich verurteile niemanden für eine auf falschen Fakten fundierte Meinung. Ein Mindestmaß an Anstand und Respekt erwarte ich als Ritterin, Postpräfektin und Ehefrau eines ambitionierten Berufspolitikers, der keinen Steinwurf mehr von der Senatorenwürde entfernt ist, hingegen schon!


    Severa, um deinetwillen und für dich habe ich einen Teil meiner kostbaren Zeit für dieses Gespräch mit dem Sergius verwandt. Ich hieß ihn in meinem Haus gastfreundlich willkommen und bewirtete ihn angemessen. (Und ohne Übertreibung: seine Lippen hingen schneller am Weinbecher als die eines durstigen Kamels am Wasserloch einer Wüstenoase!) Ich war dazu bereit, ihm unter die Arme zu greifen und zu helfen - und bekam direkt ins Gesicht gesagt, dass er meine Hilfe nicht wolle! Tja, und so soll er meine Hilfe dann also auch nicht bekommen.


    Weil ich dich, meine liebe Base, jedoch kenne und sehr schätze, grolle ich dir nicht, dass du mir sojemanden geschickt hast, der mir mit seinem Besuch nur meine wertvolle Zeit geraubt hat. Ich weiß, du hast ein viel zu großes Herz für all die Bedürftigen dieser Welt. Dennoch muss ich dich mahnen: Manchmal (fast immer!) trügt der erste Schein. Lass dich also nicht ausnutzen - von niemandem! Denn bedenke, du bist eine Sergia, genau wir ich. Und einer Sergia tanzt niemand auf der Nase herum; kein Sklave, kein Römer und auch kein Sergius der asinischen Linie; niemand!


    Abschließend möchte ich sagen, dass mir meine liebste Base natürlich jederzeit willkommen ist. Schreib mir, wenn du mich besuchen oder irgendwo treffen willst. Lass mich wissen, wenn ich dir irgendwie helfen oder dir einen Gefallen tun kann. Ich werde nicht zögern, dir jederzeit zur Seite zu stehen!


    Grüß die Götter, wenn du sie siehst.
    Vale bene!


    /images/signet/Siegel_Sergia.png


    Sergia Fausta
    ANTE DIEM V KAL FEB DCCCLXV A.U.C.
    Casa Iulia | Rom | Italia

    Hm? Hatte ich mich gerade verhört oder hatte mich dieser Sergius nach der Zustimmung (!) zu meinem Vorschlag gerade trotzdem mit Sergia Fausta, also mit Gentil- und Cognomen, angesprochen? Ich schüttelte ein letztes Mal meinen Kopf. Denn das Thema Anrede war doch so schwer eigentlich nicht.. "Vale, Sergius."


    "Callisto!", rief ich, nachdem mein Gast die Casa verlassen hatte, nach meiner Leibsklavin. "Verzeih, Herrin, aber die ist nicht hier.", wies mich ein anderer Unfreier anschließend vorsichtig hin. "Dann hol sie her.", befahl ich daraufhin unwirsch mit einem genervten Augenrollen. "Ich muss einen Brief aufsetzen.. an meine liebe Base Severa.. wegen dieses Typen, den sie zu mir geschickt hat." Der Sklave nickte und zwitschte ab. "Eine pure Zeitverschwendung..", so beurteilte ich dieses Gespräch jetzt am Ende. - Und genau das würde ich Severa auch wissen lassen in meinem Brief.

    War ich mir nach dem humorvollen Gesprächsbeginn noch etwas unsicherer, ob dieser Sergius Plautus hier auch wirklich nach "asinischer Art" geraten war, gab es spätestens jetzt keinen Zweifel mehr daran! Genauso verrückt wie alle anderen auch aus diesem Zweig war er! Denn plötzlich war er sich auch ganz frei heraus und offen zu fein, von mir als Ritterin und Postpräfektin irgendeine Form der Hilfe und Unterstützung anzunehmen. (Meiner Base Severa zuliebe, die dieses Kerlchen hier zu mir geschickt hatte, wäre ich ja trotz aller Umstände zu einer gewissen Starthilfe bereit gewesen!)
    Und damit nicht genug: Wie ein Frosch (da hatte er ganz recht!) quakte er dann los davon, dass ich neben Caesars Qualität sein Glück und seinen Klüngel vergessen hätte. Schwachsinn! Denn Glück kam nie von ungefähr! Glück war stets mit den Tüchtigen! Und ein Klüngel war auch nichts, mit dem man geboren wurde, den erarbeitete man sich.. hart! Und damit widerum stand nach wie vor und in meinen Augen ohne jede Minderung im Raum, dass ein kleiner auf Qualität konzentrierter "Saftladen" signifikant wahrscheinlicher "noch mal auf die Beine" kam, als irgendein einfach nur auf Breite und Quantität ausgerichteter "Saftladen". Aber weil dieser Sergius Plautus das vermutlich eh nicht verstand oder verstehen wollte, sparte ich mir eine Bemerkung dazu und hörte stattdessen seinem Monolog einfach nur weiter gelangweilt zu.


    Doch nun wurde es noch abstruser! So sprach dieser Sergius Plautus auf einmal von Ausrottung und Genozid! Dabei hatte ich ihm doch eben klar und deutlich gesagt, wie ich fand, dass der eine zum anderen Zweig der Sergier stehen sollte: Distanziert. Das hieß nicht, dass ich die Straßenseite wechseln würde, wenn mir ein asinischer Sergier zufällig über den Weg liefe. Aber das bedeutete, dass ich den Kontakt zwischen den beiden Zweigen ganz sicher nicht fördern und unterstützen würde. (Es sei denn natürlich, es würde mir auf der anderen Seite irgendetwas bringen. Doch das war dann wieder ein anderes Thema.)
    Aber die Abwegigkeit fand kein Ende: Nun war die Rede von der Umbenennung des asinischen Gentilzweigs. - Wie kam man auf solche Ideen? Denn natürlich war der Gedanke an sich ja ganz nett, scheiterte in der Umsetzung allerdings bereits daran, dass ich kein Patent auf den sergischen Namen besaß. Und das wiederum hieß, dass ich auch niemanden zwingen konnte, diesen Namen wie auch immer abzulegen - ganz gleich, wie unwürdig der asinische Zweig des sergischen Namens meiner Meinung nach war. Es ging einfach nicht. Eine einfache und klare Distanzierung mussts also auch weiterhin reichen - und war ja in der Regel auch genug.


    Und noch immer war kein Ende in Sicht. Jetzt gab es erstmal noch einen Satz dazu, wie stolz Sergius Plautus doch darauf war, keinen namhaften Vater, Großvater und Urgroßvater zu haben. Natürlich! Da stimmte ihm der gemeine Pöbel sicherlich voll und ganz zu und ließe ihn hochleben für diese Worte! (Darauf könnte der Sergius Plautus dann ebenfalls stolz sein - als jemand, der vor wenigen Generationen doch gleich meiner Wenigkeit im Patrizierstand anzusiedeln war.) Wer hingegen nicht zum einfachen Pöbel gehörte, von seinen Vorfahren vielleicht einen Ordo vererbt bekam oder auf einen dekorierten Militär in der eigenen Ahnenreihe blicken konnte, dessen Jubelrufe würden an dieser Stelle vermutlich deutlich leiser klingen. Denn: Das war Rom! Hier wurden bedeutende Taten und Leistungen, Auszeichnungen und Ehren vererbt! War der Vater ein Triumphator, dann wurden dessen Kinder automatisch zu Söhnen und Töchtern eines Triumphators.. bis sie vielleicht irgendwann einmal auch eigene Leistungen den Taten des Vaters hinzuzufügen hatten. Ansehen und Prestige, Ruhm und Ehre, all das gehörte einem Römer niemals allein. Es färbte stets auch auf sein näheres familiäres Umfeld ab. Das, das war Rom.
    Und so wiederum verwunderte es dann natürlich auch bestimmt niemanden, dass die Erblichkeit von Ehrhaftigkeit auch die Erblichkeit von Unehrhaftigkeit nach sich zog. "Auf den lykischen Bauern!", prostete ich, nachdem der lange Monolog dann irgendwann endlich zuende war, dem Manne zu, der unsittlich wie ein halb Verdursteter nichtmal einen Trinkspruch abzuwarten imstande schien. "Und bevor du gehst: Ich denke wir sollten wieder zu einer gentilnominalen Anrede zurückkehren, Sergius." Hätte ich schon zu Beginn dieser Unterhaltung von der asinischen Herkunft dieser Sergius Plautus gewusst, ich hätte ihm meinen Cognomen ja auch nie so mehr oder weniger direkt angeboten. Mit einem oberflächlichen Lächeln auf den Lippen nickte ich dem Sergius verabschiedend zu, bevor ich nundann einen genüsslichen Schluck aus meinem Becher nahm: Ein guter Jahrgang, dieser Umbrier..

    Er wollte es versuchen. Sehr schön! Denn ich selbst hatte ja mit dem Militärs ansonsten eher weniger zu schaffen. Aber wenn so ein gestandener Consular und Stadtpräfekt mit so einem kleinen Anliegen seine Klientin betreffend ankäme, dann stünden die Erfolgschancen bestimmt schon deutlich besser!
    Im Gegenzug hatte nun auch mein Patron noch eine Bitte an mich. Einer seiner anderen Klienten wollte Stationarius hier in Italia werden. Ich nickte. Denn wenn ich hoffentlich eh bald dem Cursus Publicus in Richtung Palatin "Adieu!" sagte, dann konnte es mir ja eigentlich ganz gleich sein, mit wem sich die Post da nach mir herumzuschlagen hätte. (Memo an mich selbst: Marcus Artorius Rufinus einstellen.) "Hat er irgendwelche Präferenzen, wo er in Italia tätig sein möchte? Dann könnte ich mich im Vorfeld schonmal informieren, ob die betreffende Mansio freie Stationarii-Stellen hat oder nicht.", erkundigte ich mich und erklärte meine Frage auch gleich. "In Mantua und Ostia zum Beispiel, das weiß ich zufällig aus dem Kopf, suchen wir noch Personal, während ich in Misenum gerade vor zwei Tagen erst personelle Veränderungen vorgenommen habe." Da wollte ich also nicht gleich schon wieder etwas verändern. Ich ließ eine kurze Pause, dann zuckte ich mit den Schultern. "Ansonsten kann sich dieser Artorius Rufinus gerne in meinem Officium der Sedes administrationis Italiae einfinden." Wann? "Sagen wir gleich morgen? Zu Beginn der achten Stunde?" Um diese Zeit kam ich normalerweise von meiner Mittagspause, war entspannt und hatte einen Kopf für solche Dinge. Außerdem hätte mein Patron genug Zeit in seiner morgendlichen Salutatio diesen Termin an den Artorius weitergeben. "Wäre das okay?"

    Ich schüttelte sachte den Kopf. "Nein, seit der letzten Reform des Cursus Publicus unterstehen die Postpräfekten in den Provinzen ihren jeweiligen Statthaltern und in Italia dem oder den Prätorianerpräfekten.", auch wenn ich ehrlich gesagt trotz meiner langen Zeit als Postpräfektin von Italia noch immer nicht das Vergnügen auch nur eines Gespräches mit einem Prätorianerpräfekten gehabt hatte. (Aber um Missverständnissen vorzubeugen: Ich fand das so schlecht jetzt nicht, dass sich die Prätorianer aus welchen Gründen auch immer nicht in die Geschäfte des Cursus Publicus hier einmischten. So konnte ich hübsch mein eigenes Süppchen kochen!) "Irgendsoein Maevius müsste demnach momentan mein direkter Vorgesetzter sein.", schlussfolgerte ich und deutete mit diesen vagen Worten an, dass ich viel mehr als den Namen dieses Mannes bisher nicht von ihm kannte. - Wie auch? Keine pompöse Amtseinführung, keine Briefe oder persönlichen Besuche von ihm, keine Paraden oder sonstigen öffentlichen Auftritte. Kurzum: Der Mann war praktisch unsichtbar.