Das war eine Antwort ganz nach meinem Geschmack! Es war zwar etwas übertrieben, dass ich schöner sei als jede Perle. Aber wer war ich, dass ich mich an solchen Kleinigkeiten hochzog?? - Mit stolzem und selbstzufriedenem Lächeln wandte ich meinen Blick von Commodus deshalb weiter zu meinem Mann. Denn nachdem die Helvetierin offenbar ganz blass und sprachlos war vor Neid (auf mich, meine strahlende Schönheit, meinen süßen Gatten, meine teuren Geschenke, ..mein ganzes Leben!) und mein Vetter natürlich obligatorisch sein Kompliment gemacht hatte (denn sein eigenes Geschenk musste er ja toll finden an mir), pokerte ich nun ein bisschen auch auf ein paar anerkennende Worte von meinem Marcus.. gerade wo Commodus so unglaublich geschickt ihn fast schon nötigte irgendetwas zu meinen neuen Perlen zu sagen! Also?
Als die beiden Männer auf irgendwelche Sklaven zurückkamen, stellte ich meine Ohren einmal mehr geflissentlich auf Durchzug. Ich packte lieber meinen neuen Schmuck sorgsam und mit der nötigen Wertschätzung, mit der man Perlen behandeln musste, zusammen, als dass ich groß über irgendwelche Unfreien schwadronierte. Denn wozu musste ich zum Beispiel wissen, wie diese beiden Neuen im Haushalt hießen? Das war mir doch egal! Was brauchte ein Sklave überhaupt einen Namen? Ein Sklave brauchte Arbeit, ja! Und wer all seine Unfreien dennoch froh und munter benamste, der.. der war in meinen Augen einfach nur zu arm, um sich noch mehr und immer mehr Sklaven zu kaufen! Ja, wer jedem Sklaven einen Namen verpasste, der hatte insgesamt schlicht zu wenig Sklaven. So einfach war das.
Dann sollte mich ein letztes Geschenk erreichen: Ein Diener meines Lieblingsvetters nährte sich mit einer kleinen bunten Statuette in den Händen. Die Bemalung hatte, das konnte ich schon auf den ersten Blick erkennen, etwas sehr Ägyptisches, Pharaonisches an sich. Ich rechnete unweigerlich damit, dass er mir nun etwas direkt aus meiner Geburtsstadt Alexandria schenken wollte - vielleicht ein kleines Stück aus der großen Bibliothek? Oder vielleicht ein Stück vom beeindruckenden Leuchtturm? Andererseits: Ohne selbst nach Ägypten zu fahren kam man an solche Dinge eigentlich nicht ran, war ich mir ziemlich sicher. Vielleicht war es also doch eher eine Grabbeigabe aus dem Sarkophag irgendeiner alten Königin? Kostbares Grabräubergut, ja, da sollte man nämlich auch von Rom aus sicherlich irgendwie seine Finger ran bekommen!
Die Auflösung meines Vetters überraschte mich dann aber: "Wie? Mein Gesicht?", blickte ich ihn etwas irritiert an. War das ein Scherz? Sollte ich jetzt einfach amüsiert kurz kichern? Ich war mir nicht ganz sicher. Sicher war ich mir nur: Mein hübsches römisches Gesicht mit seiner römischen Geschichte und seinen patrizischen Wurzeln, die bis zu Sergestus, einem Weggefährten des Aeneas, zurückreichten.. dieses Gesicht gehörte nicht (und passte auch nicht) zur Aufmachung irgendeiner peregrinen Königin. Die Pharaonen und ihre unrömische Geschwisterehe! Und besonders die letzte Königin Cleopatra: Sie musste eine beeindruckende Hexe gewesen sein, dass sie zwei der mächtigsten Männer ihrer Zeit einfach so verzaubern konnte. Dafür hatte sie meinen tiefen Respekt. Ehrlich. Trotzdem blieb sie wie alle anderen Pharaonen auch eine unrömische Peregrina, die gerade an der Seite eines römischen Herrschers auf Dauer nichts, gar nichts verloren hatte!
Ja, in diesem Punkt kannte ich kein Pardon. Ich fand sowas einfach nur unglaublich vermessen und provokativ - gegenüber allen ECHTEN Römerinnen und Römern! Aber ich hielt meine Meinung hierzu dennoch zurück. Ich hatte nämlich schon als kleines Mädchen durch den mahnenden Zeigefinger meines Vaters gelernt, meinen Unmut über manchen in die Familie meiner annaeischen Verwandschaft adoptierten "König von Tylus" schön für mich zu behalten - um der lieben Familienbeziehungen Willen. "Bitte, Commodus, entschuldige meine überraschte Reaktion. Du weißt, du bist mir mein liebster Vetter deiner Gens!" Ich lächelte schief. "Aber findest du nicht auch, dass es nur der Augusta zustehen sollte, sich als gottgleiche Pharaonin stilisieren zu lassen?", merkte ich vorsichtig an und verkniff mir an dieser Stelle erstmal noch einen Kommentar zu irgendwelchen fremdländischen, peregrinen Hochwürden.