Beiträge von Sergia Fausta

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    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Zerr mich doch vor den Kadi. Es wird mir eine Freude sein Dich zu zerfleischen. Denn natürlich hab ich vorher nachgerechnet und natürlich sind die Kosten mit den anderen Produkten weit aus mehr als gedeckt. Wenn Du also sonst keine Probleme hast... -.^


    Berechnung von Mindestpreisen. (Ich hab mir die Berechnung ja nicht völlig aus den Fingern gesogen.) 8)


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    Original von Decima Messalina
    Weil was ist eigentlich, wenn wer Rohstoffe billiger einkauft oder gar selber welche herrstellt, ändern sich dann nicht die Herstellungskosten? Die statische Betrachtungsweise funktioniert nur bei Betrieben die keine Rohstoffe benötigen.


    Naja, ich nehme einfach mal an, dass du die Herstellungskosten und damit deinen Mindestpreis schon auch ein bisschen drücken kannst. Du musst dann nur eben 1. beweisen, dass du auch wirklich zu einem verbilligten Preis einen Rohstoff bekommst (zum Beispiel durch Vertrag mit einer anderen ID oder weil du selbst diese Ware produzierst). Und dann denke ich, kannst du 2. auch zum Beispiel mit 3,76 Sesterzen pro Leder-Einheit rechnen statt mit 5,00 Sesterzen. Denn du kannst ja sagen, dass deine Rinderzucht zum Herstellungspreis (3,76) sein Leder an deine Schusterei verkauft.
    Ob das auch irgendwie in die Formel, die ich oben verlinkt habe, eingeht, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich aber eher nicht. Denn wenn deine Lederproduktion vielleicht nicht ganz ausreicht und du vom öffentlichen Markt zukaufen musst, dann kauft deine Schusterei ja das Leder im Durchschnitt wieder für mehr als nur 3,76 Sesterzen. => Und soviel Hätte, Wenn und Aber hört sich für mich eher nach Einzelfallentscheidung an, weniger nach fixer Formel. ;)

    Ja, braune Augen wie ich. Aber was diese Augen mir hier zu sagen hatten, das gefiel mir nicht wirklich gut. Denn ich war doch immerhin die Klientin des Stadtpräfekten, oder nicht?! Und der Stadtpräfekt war doch der offizielle Stellvertreter des Kaisers, oder nicht?! Und wenn es gerade keinen Kaiser gab (so wie jetzt), dann war er doch faktisch vorübergehend fast selbst Kaiser, oder etwa nicht?! Meine Mundwinkel zogen sich unglücklich mit dieser Gesamtsituation etwas zusammen, während ich nach einem schlagkräftigen Gegenargument suchte. Sehr viel wollte mir da allerdings nicht gerade einfallen, nur:


    1. Ein Verweis auf die Vergangenheit. Denn ich kam ja aus Alexandria in Ägypten, sodass es mir nicht ganz unbekannt war, dass mancheiner sich dort (ganz genauso wie ich jetzt hier!) vom einfachen Stationarius über die Postpräfektur bis in den Ritterstand gearbeitet hatte - und dann ohne Umschweife direkt an die kaiserliche Kanzlei (und zufällig sogar ins gleiche Amt, das ich hier auch anstrebte) befördert wurde! Ein gutes Argument, oder? Es war natürlich schon ein bisschen älter....


    2. Ein Verweis auf parallele Fälle in der Gegenwart. Und da gab es wirklich so einen Fall, wo mich die Bekanntmachungen der kaiserlichen Kanzlei hatten hellhörig werden lassen: Irgendsoein Iunius (den genauen Namen hatte ich mir nicht gemerkt) war erst in den Ritterstand erhoben worden, bevor er keine 2 Wochen später schon mit einem Legionstribunat (also ebenfalls einem Ritterposten der zweiten Stufe des ritterlichen Cursus Honorum) betraut worden war! Klar hatte der sich das sicher auch verdient. Durch seine Taten. Durch seine Verwandtschaft. Durch beides. Ganz egal. Aber hatte ich mir das nicht mittlerweile ebenfalls verdient?! Nach einem Legatus Augusti cursu publico Germanicus Avarus, einem Postpräfekt Germanicus Aculeo, einem Postpräfekt Aelius Archias und einem Stationarius Iulius Flavus (die ewigen Tabellarii ließ ich mal außen vor) war ich die mittlerweile am fünftlängsten für den Cursus Publicus tätige Person - überhaupt. Zählte das etwa nicht? Nach einem Germanicus Aculeo, einem Aelius Archias, einem Hadrianus Subdolus und einer Decima Lucilla war ich außerdem am fünftlängsten auf dem Posten eines Postpräfekten - überhaupt. Zählte das nichts? (Ganz davon abgesehen, dass ich mir schon manches Mal so vorkam, als wenn ich seit dem ersten Tag als Stationaria fast alles bei der Post alleine machte.) Allesamt ebenfalls gute Argumente, oder? Nur trafen sie die Kaiser-Sache jetzt auch alle nicht so richtig....


    3. Ein Verweis auf meinen Patron. Decimus Livianus war immerhin als Stadtpräfekt der offizielle Stellvertreter des Kaisers und nahm als solcher in dieser kaiserlosen Zeit formell ja eigentlich die Position eines temporären "Ersatzkaisers" ein, wenn man das so sagen konnte. Und hatte er als solcher nicht auch sogar schon Personalentscheidungen getroffen?! Denn die Kanzlei entschied ja bestimmt nicht eigenmächtig über die Vergabe von Posten, die über dem eines Procurator a memoria lagen, oder? ..wenn schon beim Procurator a memoria nach Aussage meines Gegenübers normalerweise immer der Kaiser selbst bestimmte. So. Und jetzt hatte mich derselbe Stadtpräfekt (hoffentlich) ebenfalls für einen guten Ritterposten, unzwar hier in der Kanzlei, empfohlen. Und da war das jetzt also ein Problem??


    Ich atmete ziemlich enttäuscht einmal aus und strich mir mit meiner rechten Hand die Denkfältchen auf meiner Stirn wieder glatt. Gab es irgendein Argument gegen mich, das ich hier nicht gerade mit einem Gegenargument abgedeckt hatte? Mir wollte da wirklich keines einfallen. Und ganz genau das war das Enttäuschende hier. "Naja.", begann ich also hörbar nicht ganz zufrieden. "Du warst hier gerade ehrlich zu mir, also will ich auch ehrlich zu dir sein. Ein bisschen mehr hatte ich mir von unserem Termin heute eigentlich schon erhofft, Iunius." Ich schaute ihn vielsagend an und legte den Kopf schief. Allerdings verkniff ich es mir, hier nun ein großes Fass darüber aufzumachen, ihn anzufauchen und damit Gefahr zu laufen, am Ende dann ganz ohne irgendwas dazustehen. Dass ich unzufrieden war, das sollte er aber ruhig wissen!
    Nach einer kurzen Kunstpause fuhr ich fort: "Prcuratrix Annonae also, was?" Denn in irgendeine Provinz ging ich freiwillig bestimmt nicht! Was sollte ich auch in irgendeinem Provinznest, wo es wahrscheinlich noch nichtmal fließend Wasser gab?! "Da wäre ich als Hilfsbeamte dem Praefectus Annonae unterstellt, richtig?" Mit anderen Worten verlor ich für diesen Karriereschritt also meine Eigenständigkeit, die ich als Chefin des Cursus Publicus in Italia bisher hatte. "Wer sitzt denn derzeit auf diesem Präfektenposten?" Das war für meine Entscheidung ja auch alles andere als unwichtig. Denn zwangsläufig würde ich mit diesem Präfekten ja dann allerhand zu tun haben und viele Aufgaben und Aufträge von ihm bekommen.. ganz wie es eben für einen Hilfsbeamten, der als solcher keine Abteilung zum Beispiel leitete, typisch wäre. Gespannt auf seine Antwort fixierte ich den Iunier mit hochgezogenen Augenbrauen.

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Im von Fausta angesprochenen konkreten Fall hat der NSC-Aedil wohl einfach falsch gerechnet, denn eure Rechnung passt.


    Das ist beruhigend zu hören, dass ich wohl doch nicht ganz so viel Murks gerechnet hab. 8)


    Wer hat denn den NPC-Ädil (oder eigentlich vielmehr dessen NPC-Schreiberling) gespielt? Petronius?
    Denn ich würde da schon ganz gerne nochmal nachhaken.... Geht ja nicht, dass im bürokratischen Rom plötzlich von Narrator-gesteuerter Seite die Juristerei nicht mehr funktioniert. (Wäre ja ne andere Sache, wenn ich mich mit diesen 2 Wochen geirrt hab und es deshalb kein Edikt gibt. Aber das lässt sich ja bestimmt und hoffentlich nachprüfen.) ;)


    Liebe Grüße. :]

    Hallo zusammen!


    Nachdem ich das gelesen habe, frage ich mich gerade, wie so eine Mindestpreisberechnung eigentlich aussieht? Denn ich habe in diesem konkreten Beispiel gerechnet:


    Eine Rinderzucht mit Erhaltungskosten von 320.00 Sesterzen pro Stufe produziert
    - 1 Kalb a 150.00 Sesterzen pro Stufe,
    - 5 Leder a 5.00 Sesterzen pro Stufe sowie
    - 1 Rind a 250.00 Sesterzen pro Stufe.
    Es werden also Waren im Wert von 150 + 5*5 + 250 = 425.00 Sesterzen produziert.
    Dafür werden keine weiteren Rohstoffe benötigt.


    Die Differenz aus den 425 Planerlös und den 320 Herstellungskosten sind 105.00 Sesterzen, der Gewinn.
    Wenn man davon ausgeht, dass sich dieser Gewinn entsprechend dem Warenwert gleichmäßig auf die Produkte verteilt, dann erhalte ich
    - beim Kalb: (150/425) * 105 = 37,06 Sesterzen Gewinn auf 1 Kalb
    - beim Leder: (25/425) * 105 = 6,18 Sesterzen Gewinn auf 5 Leder (= 1,24 Sesterzen Gewinn auf 1 Leder)
    - beim Rind: (250/425) * 105 = 61,76 Sesterzen Gewinn auf 1 Rind


    Der Mindestpreis soll sich ja nun definieren als Herstellungskosten. Die sind Planerlös minus Gewinn, also
    - insgesamt: 425 - 105 = 320,00 Sesterzen (= 75,29%)
    - beim Kalb: 150 - 37,06 = 112,84 Sesterzen (= 75,23%)
    - beim Leder: 5 - 1,24 = 3,76 Sesterzen (= 75,20%)
    - beim Rind: 250 - 61,76 = 188,24 Sesterzen (= 75,30%)
    Klar, dass die Kommastellen vielleicht nicht ganz hinhauen, weil ich da ein paar Rundungswerte drin habe. Aber ich habe extra auch nochmal die Prozentsätze überall dazu geschrieben: etwa 75% des Richtpreises sind Herstellungskosten nach dieser Rechnung. Wie da 2,50 Sesterzen für Leder oberhalb der Herstellungskosten liegen sollen, das ist also die Frage.... Nach meiner (offenbar also nicht ganz richtigen Rechnung) liegen sie das nämlich ganz deutlich nicht.


    Kann mir da vielleicht jemand etwas auf die Sprünge helfen? Habe ich etwas übersehen?

    Ups. Scheinbar hatte ich ihn wirklich aufgeweckt, so grummelig wie er regierte. "Na hättest du jetzt schon richtig tief und fest geschlafen, dann hätte dich meine kleine Frage ja kaum so aufgeschreckt.", hielt ich gegen ihn. "Also: Ja, es muss jetzt sein." Ich atmete einmal tief durch, während ich merkte, dass ich immernoch nicht so wirklich wusste, wie ich die Thematik hier am besten anpackte. Ich könnte ihn ganz gerade heraus fragen, ob er sich mittlerweile in mich verliebt hatte. Dagegen sprach allerdings, dass ich an seiner Stelle auf solch eine Frage ganz kategorisch mit nein antworten würde. Außerdem würde sich Marcus wahrscheinlich fragen, warum ich ihm diese Frage stellte. Und dann würde er annehmen, dass ich mich vielleicht in ihn verliebt hatte. Und dann wäre ich für ihn nicht mehr die Ritterin Fausta an seiner Seite, sondern nur noch sein kleines Frauchen Fausta. Das war also keine gute Idee.
    Stattdessen könnte ich aber vielleicht fragen, was er von der trauernden Augusta, der wir heute kondoliert hatten, hielt. Ich könnte fragen, ob er es für ein Gesetz der Natur hielt, dass sich zwei Ehepartner irgendwann so sehr liebten, dass sie umeinander so sehr trauern würden, wie wir heute die Augusta hatten trauern sehen. Nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen. Denn warum sollte ausgerechnet mich, die ich Marcus damals doch so berechnend kühl in diese Ehe erpresst hatte, so ein emotions- und gefühlslastiges Thema interessieren? ..wenn ich nicht plötzlich selbst Opfer solcher lästigen und schlecht kontrollierbaren Gefühlsduseleien war. Mit anderen Worten: Auch hier merkte Marcus doch sofort, was Sache war und würde jeden Respekt vor mir verlieren. Und ich wollte, dass er vor mir Respekt hatte. Genauso wie ich wollte, dass er mich gern hatte. Ich schüttelte leicht meinen Kopf und suchte nach einer anderen Lösung.


    Da wurde Marcus nun auf einmal ungeduldig. "Ja, Moment!", forderte ich ihn auf. Eben noch klang er so, als würde er sich am liebsten einfach umdrehen und weiterschlafen, statt auch nur ein Wort meiner Frage anzuhören. Und jetzt plötzlich konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen, zu wissen, was ich auf dem Herzen hatte. Da sollte nochmal jemand diese Männer verstehen. "Ich wollte dich fragen.. also.. bereust du es eigentlich?" Ich blickte ihn nachdenklich von der Seite an. "Dass du mich damals geheiratet hast, bereust du das?" Klar, hatte er es am Anfang bestimmt bereut. Den Stress, den ich zwischen ihm und diesem "Faustus" damit heraufbeschworen hatte, hatte ich auf unserer Hochzeit ja live erlebt. Aber mittlerweile? Nicht nur, dass ich meinen Kontakt zu Flaminius Cilo für sein Tribunat genutzt hatte.. auch, dass jetzt der kleine Marc in unserem Leben war und uns miteinander verband (unabhängig davon, ob er jetzt auch wirklich der biologische Vater war).. und auch, dass ihn niemand in der Öffentlichkeit komisch anguckte, weil er als junger, ambitionierter, gut aussehender und dazu noch zuvorkommend freundlicher Mann noch keine Frau hatte. Bereute er das?

    Das.. konnte man wohl einen ziemlich holprigen Abgang nennen. Und das war noch nett ausgedrückt. Denn eine Anrede, die erst beim dritten Versuch ordentlich klappte? Ein Verstehen des Namens "Nobo", wo ich von Nonius Turbo gesprochen hatte? Und zum Schluss auch noch ein fluchtartiges Verlassen meines Amtszimmers, wo ich als seine künftige Vorgesetzte ihn doch noch gar nicht aus diesem Gespräch entlassen hatte? (Ich wollte ihn gerade entlassen, ja. Getan hatte ich es allerdings noch nicht.) Ganz sicher: Ein paar Dinge beizubringen waren diesem Artorius-Typ schon noch. Ich konnte nur hoffen, dass ich meine Entscheidung ihn einzustellen nicht noch bereuen würde....

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    Original von Marcus Helvetius Commodus
    Meine Zeit als Tiro des Duccius Vala ist um. Wie werde ich die Signatur los? :)


    Mir ist gerade aufgefallen: Mein lieber Vetter Commodus ist eigentlich laut seinem Werdegang schon seit einer Weile kein Tiro Fori von Duccius Vala mehr. In seine Beiträge sim-on schleicht sich der entsprechende Signaturzusatz aber trotzdem irgendwie weiterhin ein.

    Gut sah ich aus? Das hörte ich gerne! Und vor allem von einer Patrizierin (einer echten - keiner, die ihresgleichen so demonstrativ den Rücken zuwandte und ihre Familie durch eine Ehe mit einem wilden Germanen entehrte!) bedeutete das sogar was. "Nein, du siehst gut aus!", war ich dann auch gleich ganz ausgezeichnet gelaunt und gab ihr das Kompliment spontan einfach zurück. Dabei fand ich sie heute schon ein bisschen blass im Gesicht. Ob sie wohl in letzter Zeit größeren Stress gehabt hatte? Denn eine Krankheit oder ein einfach nur zu stark gepudertes Gesicht, das wollte ich einer Flavierin wie ihr natürlich keinesfalls unterstellen! (..obwohl möglich konnte ja vieles sein.) Vielleicht stand sie aber auch einfach nur in einem ungünstigen Licht hier oder.. wurde schlicht blass vor Neid, dass ich so viel hatte, was ihr noch fehlte: einen Ehemann, einen gemeinsamen Sohn, eine (wenigstans nach außen hin) glückliche kleine Familie.


    Dann hatte ich meinen Sohn vorgestellt und es ging um ihn. Die Flavierin hatte ihm sogar ein kleines (in seinen eigenen kleinen Augen wahrscheinlich eher großes) Geschenk mitgebracht! Noch so ein Voltreffer, denn ich liebte Geschenke! Und auch wenn dieses hier nicht für mich, sondern nur für meinen Sohn war, so fühlte es sich trotzdem gut an. Denn er bekam ja wegen mir dieses Geschenk. "Flavia, das ist..", begann ich entzückt. Dann hielt ich aber erstmal kurz inne und lüftete das rote Seidentuch, um zu erfahren, was dieses Geschenk überhaupt war: "..ein Schaukelpferd - und dazu noch ein so hübsches buntes!" Nicht, dass mein Kleiner damit in diesen Tagen schon besonders viel anfangen könnte. Aber die Zeit kam sicher noch und die Geste war nett. "Flavia, ich danke dir! Das ist wirklich sehr großzügig, dass du meinen Sohn bereits mit einen Geschenk bedenkst. Und ich bin mir sicher, er wird es lieben, wenn er das Alter erreicht hat, um damit zu spielen!" Bei diesen Worten nahm ich mir dann auch gleich vor, dass ich die Flavierin zu gegebener Zeit erneut einladen müsste - um ihr zu zeigen und vorzuführen, wie sehr ihr Geschenk von meiner Seite (und hoffentlich dann auch der Seite meines Sohnes) wertgeschätzt wurde.


    Ich machte eine einladende Geste zur Bank mit dem Sitzkissen. "Aber wollen wir uns nicht setzen?", bot ich an, bevor ich der Licinierin einen eindeutigen Blick zuwarf. Denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Kleine schon unruhig wurde, jetzt, wo er dieses große Geschenk bekommen hatte. (Er selbst indes war einfach nur unzufrieden mit dem langweiligen Stillstand.) "Ein so großes Geschenk für einen noch so kleinen Mann; ich hoffe, du entschuldigst, dass dies noch etwas überwältigend für ihn ist.", entschuldigte ich meinen Sohn und seine Milchmutter dann. Und während die beiden sich also langsam wieder in Richtung der privateren Räumlichkeiten des Hauses begaben, holte einer der im Hintergrund dekorativ herumstehenden Haussklaven ein zweites Sitzkissen. Er öffnete gerade die Kommode, da kam meine Leibsklavin Callisto mit einem Tablett aus der Küche zurück. Darauf standen zwei leere Becher, eine Kanne mit warmem Würzwein (es dampfte sogar ein bisschen), eine Kanne mit kühlem Wasser (zur Verdünnung und für eine angenehme Trinktemperatur) sowie eine Schale mit mundgerecht geschnittenem Obst (verfeinert mit etwas Zitrone, damit es auch hübsch anzusehen war und nicht gleich alles braun wurde). Das zweite Sitzkissen erreichte meinen Platz, dann befüllte der Sklave die Becher, mit denen Callisto beladen war. "Trinken wir ein Becherchen auf deinen Besuch, meine Liebe?", wollte ich in der Zwischenzweit wissen. "Und danach bin ich auch ganz gespannt zu erfahren, wie es dir so geht." Eben noch hatte sie mich ja dasselbe gefragt. Aber dass es mir gerade kaum viel besser gehen könnte, das musste ich wohl kaum erst laut aussprechen. Das sah man auch so, oder?

    Es war schon wieder ein ganzes Weilchen her, dass ich mich bei diesem Germanicus Sedulus dafür bedankt hatte, dass er sich trotz der Ereignisse auf meiner Hochzeit und diesem quintilischen Affront gegenüber mir, meinen helvetischen Verwandten und auch gegenüber diesem feigen Germanicus Aculeo.. trotzdem in keinster Weise von dieser Quintilia distanzierte. Ob er seine Lektion in der Zwischenzeit wohl gelernt hatte? (Es wäre ihn ja deutlich billiger gekommen, wäre er auf meine Forderungen eingegangen.)
    Ganz kurz auf den Punkt gebracht: Ich war mir da wirklich nicht so sicher. Immerhin hatte er seither nicht wieder von sich hören lassen. Er hatte mich nicht wissen lassen, ob er seine Entscheidung bereute, ob er die Quintilia auch weiterhin lieber um jeden Preis in Schutz nahm für das, was sie getan hatte, oder wie genau er jetzt überhaupt zu mir, zu ihr, zu meinem Mann und meinen Verwandten stand. Ja, er hatte mir noch nichtmal wieder erlaubt, dass ich ihm Briefe schreiben durfte.... Ganz notgedrungen also sah ich mich dazu gezwungen, dass ich meine Post an andere Leute schickte: zum Beispiel an die amtierenden Ädilen.


    Die amtierenden Ädilen seien gegrüßt.


    Sie werden hiermit freundlich und höflich darum gebeten, die folgenden drei Sachverhalte gemäß ihrer ädilischen Pflichten zu prüfen und im Falle von Gesetzesverstößen sanktionierend gegen den beziehungsweise die Verstoßenden vorzugehen.


    I. Das öffentliche Marktangebot des Medicus Germanicus Avarus ****NUR diese WOCHE**** SONDERRABATT für ALLE ist nun bereits weit mehr als "nur diese eine Woche" aktiv. Bei diesem Angebot handelt es sich um aktuell 1084 Einheiten Leder, die zu einem Stückpreis von je 2,50 Sz. feilgeboten werden. Es ist davon auszugehen, dass dieser Preis unter den Herstellungskosten liegt. Sollte das Angebot also seit mehr als zwei Wochen öffentlich aktiv gewesen sein, so ist ein Verstoß gegen die Lex Mercatus § 5 Absatz 3 zu vermuten.


    Sim-Off:

    Ich meine dieses Angebot schon am Sonntag vor (über) 2 Wochen entdeckt zu haben. Ganz sicher bin ich mir aber leider nicht mehr.


    II. Der Bäckerei-Betrieb Pistor Carthago Nova befindet sich seit etlichen Monaten im Besitz des Quintus Germanicus Sedulus, der als Senator dem Ordo Senatorius angehört. Nach dem Urteil vom ANTE DIEM XIII KAL NOV DCCCLVII A.U.C. im Zivilverfahren des Tiberius Caecilius Metellus gegen Medicus Germanicus Avarus wurde jedoch festgestellt, dass ein Bäckerei-Betrieb unter jene Betriebe fällt, die einem Mitglied des Ordo Senatorius verboten sind zu besitzen. Ein Verstoß gegen die Lex Mercatus § 4 Absatz 5 liegt nah.


    III. Der Fernhandel Merulas Importe befindet sich seit einem ähnlich langen Zeitraum wie der Betrieb im vorherigen Punkt im Besitz der Iunia Serrana, die als Gattin des Senators Germanicus Sedulus ein Mitglied des Ordo Senatorius ist. Es liegt auf der Hand, dass ein Fernhandel weder landwirtschaftliche Güter produziert noch weiterverarbeitet, sondern ausschließlich Waren transportiert. Ein Verstoß gegen die Lex Mercatus § 4 Absatz 5 liegt also auch hier sehr nah.


    Mit freundlichsten Grüßen.

    Tja, bei diesem ganzen verblendeten Pöbel, da sah ich einfach rot. Denn es ging einfach nicht in meinen Kopf, wie man ganz speziell hier den Consular Purgitius für etwas verantwortlich machen wollte, für das er absolut nichts konnte. War es seine Schuld, dass heute statt über einen neuen Kaiser zu reden lieber um die eigene Macht gerangelt, diskutiert und entschieden wurde? Nein. (So wie er sich hier aufführte, war er nämlich ganz bestimmt nicht der Urheber dieser Idee.) Und weil er sich nun hier vor das Volk stellte und selbiges über diesen Affront im Senat informierte, erkoren diese Menschen kurzerhand den Purgitier zum Sündenbock. Logik suchte man hier wohl vergeblich. - Genauso wie ich auch schon damals bei der "Valkampf"-Werbung an vielen Stellen nur meine Stirn hatte runzeln können. Wenn ich mich daran erinnerte, wie da einige so getan hatten, als wenn mein Onkel Kaeso und sein Schwager Flaminius Cilo gar nicht existiert hatten und stattdessen einen senatorischen Tribun Duccius so feierten, als wäre er damals der große Feldherr gewesen.... Aber das war wieder ein anderes Thema. Was unterm Strich blieb, war: Solche Verblendung und solchein kritikloses Ja-sagen, ohne auch nur ein einziges Hinterfragen, das regte mich einfach auf.


    Als Commodus dann die Tiberia (ausgerechnet die!) ins Spiel brachte, da konnte ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen. Und ich merkte, dass er mich wirklich nicht so gut kannte, wie ich dachte. "Das, mein lieber Commodus, war vor meiner Hochzeit.", ließ ich ihn mit einem etwas zickigen Unterton wissen. "Seit meiner Hochzeit verstanden wir uns ausgezeichnet.. bis ihre Hochzeit dieses Band wieder durchtrennte." Wie genau ich seither zur Tiberia stand, wusste ich selbst noch nicht genau. Meine Freundin war sie nun ganz sicher nicht mehr. Aber so richtig feindselig war ich ihr nach ihrer Unterstützung bei meinen Plänen gegen diesen "Faustus" auch irgendwie nicht mehr gesonnen. Ich mied sie einfach. "Und seit ihrer Eheschließung ist sie de facto eh keine echte Patrizierin mehr.", kommentierte ich am Ende noch lapidar und war mir sicher, dass mein Vetter in diesem Punkt von diversen echten Patriziern eine ähnliche Antwort erhalten würde. (Dass der Duccier damit also auch irgendwie diese vorsichtig entstehende Freundschaft auf dem Gewissen hatte, durfte man meiner Liste aus Gründen, weshalb ich diesen Mann nicht leiden konnte, also auch gerne noch hinzufügen.)


    Dann musste ich mir kichernd die Hand vor den Mund halten. "Seit wann wird denn bitte im Senat irgendetwas mitgeschrieben? Also, ich meine, die Senatsschreiber.. dass die mitschreiben und protokollieren, das ist ja klar. Aber dass jeder Senator seinen eigenen Schreiber in den Senat mitbringt, das kann ich mir kaum vorstellen." Ehrlich nicht. "Passen so viele Leute überhaupt alle in das kleine Senatsgebäude hinein? Und wo sollten die 300 Schreiber dann ihre Plätze haben? Alle ganz vorne bei den Senatsschreibern? Direkt auf den Bänken der Konsulare, der Prätorier und der gewesenen Ädiln? Oder doch lieber alle ihrem Rang entsprechend ganz hinten im Raum, wo niemand mehr alles versteht, was in der Mitte gesprochen wird?" Diese Behauptung meines Vetters hielt ich doch für ein Märchen. Ein zugegeben irgendwie amüsantes Märchen. Aber ein Märchen. Denn es wurde doch selbst in den Provinzen penibel genau festgelegt, wer alles bei einer Sitzung des (städtischen) Senats dabei sein durfte und wer eben nicht. Und den Senatsbeschluss, dass jeder Senator sich seinen eigenen Schreiber mit in den Senat bringen durfte, weil den staatlichen Senatsschreibern ja nicht zu trauen war, der musste da wohl an mir vorbeigegangen sein. Aber Totschlagargument: Ich war ja auch nur eine Frau, die per se keine Ahnung hatte.
    So war es dann natürlich auch nur logisch, dass Commodus eigene Worte "die Abstimmung war ganz kurzfristig" aus dem Mund einer Frau auf einmal auch nicht wiedererkannte und stattdessen lieber in Zweifel zog. Genau das nämlich, dass er mit dieser Wiederholung seiner eigenen Aussage nichts anzufangen wusste, das legte mir sein etwas skeptischer Gesichtsausdruck nämlich doch sehr nah. Aber da er nicht weiter darauf einging, konnte ich ihm dazu natürlich auch nichts weiter entgegnen. Mein Vetter hatte offensichtlich seine eigene Auffassung, in der es keine Senatsschreiber gab, deren Protokolle im Tabularium lagerten, wo man sie jederzeit einsehen konnte, und wo also stattdessen jeder Senator seinen eigenen Schreiber mit in die Kurie brachte. Und ich hatte eine andere Sichtweise, meine Sichtweise eben.


    Dann streckte mir Commodus verbal und auch physisch die Hand entgegen. Ich zögerte. Denn in diesem Gespräch hatte ich gesehen, wie stark mein Vetter doch mit diesem Duccius sympathisierte, wie sehr er (als Enkel des Senators und Iulianus-Klienten Helvetius Geminus) zu ihm (einem Homo Novus aus der wilden germanischen Grenzprovinz) aufschaute. Dass er sich damit jemandem unterordnete, über dem er eigentlich geburtsrechtlich stand, das sah er offenbar nicht. Und eigentlich, fand ich, eigentlich hätte er es nach diesem Gespräch hier wirklich verdient, dass ich ihn und seine ausgestreckte Hand einfach stehenließ und ging. Vielleicht dachte er dann mal ein bisschen mehr darüber nach, wer er selbst war, wer dieser Duccius war, woher dieser Duccius kam und dass man spätestens seit Arminius (damals auch so ein Germane mit römischem Bürgerrecht - und dazu sogar noch zum Ritter erhoben, wenn mich nicht alles täuschte) nicht alles glauben durfte, was so ein Germane redete. Die Geschichte hatte gezeigt, dass einem Germanen nicht zu trauen war.. und wie man heute sah, war das noch immer ganz hochaktuell. Ich seufzte. "Auch wenn ich bestimmt nicht alles gut finde, was du heute gesagt hast. Und auch wenn ich deine Nähe zu diesem.. Germanen mehr als bedenklich finde und auch weiter nicht gut finden werde, wie vertrauensvoll und begeistert du über ihn sprichst.", erklärte ich mit ernster Miene und hielt nochmal kurz inne. "Aber wenn du bereit bist, mir meine Meinung über diesen Mann zu lassen und gleichzeitig versprichst, dass du ihm nicht noch näher kommst" zum Beispiel als Klient dieses Ducciers "dann will ich diesen Bartträger bestimmt nicht auch noch unsere Verbindung kaputt machen lassen. Das verspreche ich dir beim Namen meiner Urgroßmutter Cornelia Fausta." Und da ich von ihr auch meinen Namen bekommen hatte, bedeutete mir der Name Cornelia Faustas nicht wenig.. auch wenn ich meine Urgroßmutter leider nicht mehr kennenlernen durfte. Sie war schon lange tot. So streckte ich also auch Commodus meine Hand entgegen. Ergriff er sie, dann nahm er meine Bedingungen an. Zog er seine Hand stattdessen zurück.. naja.. man würde sehen.

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    Die Zeit verging. Der Kaiser blieb tot. Die Stadttore blieben zu. Der Cursus Publicus konnte keine Briefe von außerhalb nach Rom hinein befördern und keine Briefe aus Rom hinaus transportieren. Man durfte gespannt sein, wie lange sich die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt gefallen lassen würden, von der Versorgung mit Lebensmitteln und Alltagsgegenständen bis hin zu Luxusgütern abgeschnitten zu sein. (Denn die bevölkerungsreiche Metropole Rom war ja nicht annäherend in der Lage, sich selbst zu versorgen!)
    Aber für den einzelnen Caius-Normal-Bürger musste das Leben natürlich trotzdem irgendwie weitergehen. "Salve!", grüßte mein Klient und Vorzimmer-Stationarius Titus Nonius Turbo also in der Postannahmestelle auch heute freundlich die Kunden und nahm deren Brief entgegen. Und auch heute erklärte er dabei bedauernd: "Gerne nehme ich deinen Brief schonmal an. Aber wie du bestimmt schon mitbekommen hast, sind die Tore der Stadt von den Stadtkohorten geschlossen worden. Bis dieser Befehl aufgehoben ist und die Tore wieder passiert werden können, kann ich allerdings auch nicht mehr tun, als dein Schreiben hier zwischenzulagern." Nur eine einzige Sache war heute anders. Denn wo Temporärzustände in Dauerzustände überzugehen drohten, da musste man handeln - und so wurde nach Schichtende des Noniers folgendes Schild an der Tür der Postannahme angebracht:



    Diese Postannahmestelle wird zur Erhöhung der Lagerkapazitäten für abgegebene Briefe, Pakete und sonstige Postsendungen bis auf Weiteres GESCHLOSSEN. Denn leider ist es auch dem Cursus Publicus nicht möglich, die noch immer abgeriegelten Stadttore zu passieren.


    Briefe, Pakete und sonstige Postsendungen können jedoch auch weiterhin zur vorübergehenden Lagerung beim Cursus Publicus abgegeben werden. Dazu wende man sich bitte vertrauensvoll ans Officium der Stationarii.


    Der Cursus Publicus ist bemüht, die ihm anvertraute Post weiter schnellstmöglich und in gewohnter Zuverlässigkeit auszutragen, sobald die Stadttore wieder passierbar sind. Bis dahin bitten wir um Verständnis dafür, dass der Cursus Publicus keinerlei Einfluss auf die Entscheidungen der Befehlshaber der Stadtwachen hat.


    i.A. der Postpräfektin
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    Ich ließ mich noch ein bisschen aufhalten, kniff bei den Worten meines Vetters aber misstrauisch die Augenbrauen zusammen. "So wie du hier gerade redest, könnte man fast meinen, dass du als Tiro eines Senators das ganze Jahr über im Senat gesessen hättest." Ich legte Commodus meinen rechten Zeigefinger auf die Brust. "Dein Pech nur, dass ich ganz genau weiß, dass.. das so nicht sein kann! Denn.. also.. mein Mann ist zum Beispiel ein Besitzer, weil er gerade Quaestor ist." Wäre das nicht gerade Commodus vor meiner Nase, ich wäre jetzt über ihn hergezogen. So bremste ich mich aber. "Versteh mich nicht falsch, aber dass du als Tiro irgendeiner Senatssitzung beigewohnt hast, das nehm ich dir nicht einen Wimpernschlag lang ab." Denn mein Vetter war ja weder ein hoher Reichspräfekt, noch Teil der kaiserlichen Familie. Und Quaestor war er auch nicht. Gab es noch mehr gesetzlich verankerte Beisitzer??


    Als Commodus dann von der Kurzfristigkeit der Abstimmung sprach, musste ich unweigerlich grinsen und schüttelte den Kopf. "Und wenn Anträge ganz kurzfristig sind und nach dem Motto schnell-schnell, husch-husch ganz fix zur Abstimmung gebracht werden.. und DANN hier Senatoren wutschnaubend aus dem Senat stürmen" Hallo? "dann muss natürlich klar sein, dass der Fehler hier bei einem gestandenen Consular wie Purgitius Macer liegen muss und auf gar keinen Fall bei einem germanischen Homo Novus liegen kann." Darauf schüttelte ich energisch den Kopf, während ich Commodus mit großen Augen entsetzt ansah. "Hast du in Betracht gezogen, dass eine überzogen schnelle Abstimmung auch noch andere, sehr viel weniger unschuldige Motive haben kann? Man kann durch eine drastisch verkürzte Diskussionszeit verhindern, dass die Schwächen eines Vorschlags zu sehr zur Sprache kommen. Sowas beeinflusst ein Abstimmungsergebnis. Man kann verhindern, dass ein zur Zeit gerade abwesender, vielleicht vorübergehend kranker Senator seine Stimme abgeben kann. Handelt es sich dabei nicht gerade um einen x-beliebigen Pedarius, beeinflusst auch das die Abstimmung vielleicht mehr, als einem lieb ist." Ob der Senat wohl die nötige 60%-Mehrheit hervorgebracht hätte, wenn mehr Zeit für >alle< gewesen wäre? Wer weiß. Doch so wurde der Senat in diesen Tagen eben von oben herab regiert. "Du behauptest, Commodus, dass die beiden Konsuln keinerlei übermäßigen Einfluss auf das Abstimmungsergebnis gehabt hätten. Und gleichzeitig gibst du zu, dass all das hier sehr schnell und kurzfristig geschehen ist. Ich frage dich: Das soll keine Beeinflussung sein??" Da war ich ein bisschen anderer Ansicht.


    Dabei hinkte nicht nur diese etwas naiv anmutende er-hatte-nur-eine-Stimme-wie-alle-anderen-auch-Argumentation ganz deutlich. Nein: "Und du sagst, dass sich der Senat möglichst schnell um einen neuen Kaiser kümmern sollte? Commodus, das ist ein Gedanke, dem ich nur zustimmen kann! Aber siehst du nicht, was hier stattdessen getan wird?" Ich gab ihm einen Moment, um über diese Frage nachzudenken. "Anstatt über einen neuen Kaiser zu reden und uns bald einen neuen Augustus zu präsentieren, schlagen die beiden Konsuln ganz nonchalant zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens setzen sie die Wahlen aus und sichern damit ihre eigene Macht in einer völlig indiskutabel schändlichen Weise! Und zweitens spalten sie genau damit auch noch den Senat, der jetzt erst recht nicht zu einer schnellen Einigung über einen neuen Augustus kommen wird!" Nobles Verhalten eines jetzt doch vermeintlich zur Nobilitas gehörenden Germanen sah wahrlich anders aus. Man musste nur mal die Augen öffnen und genau hinsehen!


    Der lautere Wortwechsel zwischen dem Consular Purgitius und einigen Leuten aus dem Volk lenkte mich kurz ab. "Genau!", stimmte ich dem Senator im Anschluss an seinen Satz vom Machtgerangel energisch zu. "Bürger! Dieser Mann, dieser Senator, dieser Römer ist seit vielen Jahren Consular, hat sich jahrzehntelang - und längst nicht nur in den Ehrenämtern des Cursus Honorum - für unser Rom aufgeopfert und engagiert, und sitzt mit Sicherheit schon länger im Senat, als viele andere!" Ich musste mich kurz räuspern, denn ich sprach selten so laut. "Und ihm.. jemandem, der so integer ist, dass man ihn einst einstimmig zum Prätor wählte.. ausgerechnet ihm wollt ihr hier vorwerfen, dass er sich statt der Kaiserwahl nur irgendeinem Machtgerangel hingeben würde?!?" Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. "Bürger, das ist doch lächerlich! Öffnet eure Augen! Denn wer die Tagesordnung im Senat bestimmt, ist doch nicht dieser ehrenwerte Consular hier! Wer bestimmt hat, dass heute statt der Kaiserwahl nur derart schändliche Machtspielchen an Tagesordnung waren, das war der Princeps Senatus! Denn der bestimmt doch, was als wievielter Punkt auf die Tagesordnung kommt!" Und dem Princeps Senatus, der entweder der Duccius selbst gewesen war oder dieser Vettier, der keine eigene Meinung hatte und sich nach Belieben von diesem Germanen beeinflussen ließ, war es offensichtlich weit wichtiger gewesen, diesen eiligen Antrag zur Sicherung der eigenen Macht zu unterstützen (oder gar selbst zu initiieren), als sich der wirklich wichtigen Frage eines neuen Kaisers zu widmen!


    Sicher hatte der Purgitius meine Schützenhilfe hier nicht nötig. Ich gab sie ihm aber trotzdem gerne. Allein schon für meinen Onkel Kaeso, dessen Patron er ja immernoch war. Ich warf dem Consular noch ein flüchtiges Lächeln zu, bevor ich mich wieder meinem Vetter zuwandte: "Im Übrigen ist es völlig egal, ob der Duccius hier für sich oder für jemand anderen seine ihm anvertraute Macht" missbraucht "so schändlich nutzt. Denn nicht für wen, sondern dass er sowas macht, ist doch schon dreist genug!" Ich war da sicher keine Rechtsgelehrte, aber ich hoffte einfach mal, dass ich bei dieser Aussage auch das Römische Recht hinter mir wissen durfte. "Deshalb tust du vielleicht wirklich ganz gut daran, deinem ehemaligen Lehrherrn etwas genauer auf die Finger zu schauen. Ich sehe da bei meinem Patron weit weniger Grund zur Sorge.. und ich sehe vor allem auch keinen Vorteil für mich darin, ihm womöglich hinterher zu spionieren." Und das war eigentlich noch viel entscheidender. Sollte er doch Kaiser werden oder Stadtpräfekt bleiben, solange ich nur auch etwas davon hatte.. und einen Ritterposten in der Kanzlei zugeschanzt bekam.


    "Und von denen dort hat übrigens auch noch keiner auf mich "geschissen", das kann ich dir versprechen." Denn ich merkte mir solche Namen und Gesichter unliebsamer Personen eigentlich immer ganz gut.. und vor allem lange. "Das sind Patrizier, nicht wahr?" Man sahs ja für gewöhnlich an der Kleidung. "Zu denen habe ich bisher sogar immer ein möglichst gutes Verhältnis zu haben gepflegt. Ich selbst habe schließlich patrizische Wurzeln, mein Großvater Marcus war ein treuer Klient des Senators Flavius Felix, der Senator Aurelius Lupus und seine Verwandte Aurelia Prisca waren auf meiner Hochzeit zu Gast und überaus freundlich. Flavia Domitilla ist.. geiwssermaßen eine meiner Freundinnen." Um da nur mal ein paar Beispiele zu nennen. (Auch wenn gerade das letzte vielleicht etwas übertrieben war.) "Im Gegensatz dazu sind es die Quintilier, die keinen Anstand haben und meine Hochzeit zu sabotieren versuchten, die Germanicer, die ohne Sinn für Konsequenzen und Moral, die Quintilier auch noch in Schutz nehmen dafür, und die Duccier, die so geil auf Ruhm, Anerkennung und Macht sind, dass sie sich dafür selbst Gesetzesbrechern arglos als gerichtliche Verteidiger - nicht als Pflichtverteidiger! - an den Hals werfen!" Und wenn Commodus sich an meine Briefe und das Geschehen in meinem Umfeld ein bisschen erinnerte, dann wüsste er auch genau, welche ganz speziellen vier Personen hinter diesen drei Gentilnamen steckten und weshalb ich diese vier Personen so abgrundtief verachtete. Beim Duccius kam natürlich noch hinzu, dass der als wilder Germane (und Wildheit konnte man jemandem ganz bestimmt unterstellen, der vor versammelter Mannschaft einen amtierenden Konsul verbal angriff!) selbst für das Konsulat kandidiert hatte - eine Sache, die in meinen Augen völlig unvereinbar war mit jeder römischen Tradition und Sitte bis dahin. Erst wollte er diese Tradition zu Fall bringen, dann hatte er sie zu Fall gebracht. Und auch das nahm ich ihm übel.

    Plural? Plural. Denn neben Traianus verortete ich auch Iulianus ursprünglich in Hispanien. Sicher war ich mir da zwar nicht. Aber war Iulianus nicht in seinen frühen Tagen mit dem Heer aus Hispanien nach Rom gekommen? Das reichte mir, um diese beiden vergöttlichten (und das völlig zu recht!) großen und guten Kaiser als gebürtige Hispanier zu betrachten. Deshalb: Plural.
    Ich wollte gerade zu einer weiteren Antwort ansetzen, da stürmten nun noch weitere Senatoren aus dem Senatsgebäude. "Sieh dir das an, Commodus.", sagte ich mit einem großen Kopfschütteln. "Kannst du dich noch an das Nachkriegsrom erinnern? Dort war es ein Consul Decimus, der Brücken zwischen den Bürgerkriegsparteien geschlagen hat und der sich sogar von einem wilden germanischen Senator wüst beschimpfen ließ, nur um die Gräben innerhalb der Kurie zu schließen." Ich seufzte. "Und sieh dir an, welcher Konsul nun selbst Gräben innerhalb des Senats öffnet und damit dieses ganze Werk des Decimers niederreißt, kaputt macht und völlig zerstört!" Abermals schüttelte ich den Kopf. "Und das, Commodus, das sollte uns beiden Antwort genug sein auf die Frage, von wem der beiden die größere Gefahr ausgeht; wer von beiden mehr nur an sich selbst, seine Karriere und Macht denkt; und wem von beiden das Wohle Roms - unser aller Wohl - hier weniger am Herzen liegt." Und damit war das Kapitel Decimus Livianus für mich durch. Ja, vielleicht schielte er auf den Kaiserthron. (Aber das würde er mir dann sicherlich eh nicht sagen.) Vielleicht aber schielte er auch nicht auf den Kaiserthron. Fakt war: Ich hatte kein Interesse daran, hier für irgendwen irgendetwas herauszufinden und damit meinen eigenen Stand bei diesem einflussreichen Mann zu gefährden. Procuratrix wollte ich werden. Bald.


    Der Duccier hätte nicht den Hauch einer Chance auf den Thron. "Und natürlich hat der Duccius nicht den Hauch einer Chance auf den Thron, solange es solche ehrenhaften Männer wie Consular Purgitius oder diese anderen dort gibt, und die tun, was sie können, um uns alle vor dieser Gefahr zu bewahren!" Ich nickte bekräftigend. "Denn jeder ist naiv oder blind oder beides, wenn er nicht erkennt, dass dieser heutige Senatsbeschluss das Imperium in seinen Grundfesten erschüttert! Und das nicht, weil ein paar Senatoren laut schimpfend den Senat verlassen haben", was meiner Ansicht nach jetzt eh nicht so unglaublich spektakulär und ungewöhnlich war, "sondern in dieser kaiserlosen Zeit sich zwei Männer das Recht herausnehmen, so lange als Konsuln von Rom den Senat zu führen, bis der Senat sich vielleicht irgendwann auf den.. richtigen Kaiser geeinigt hat." Und da kam es nicht nur darauf an, wieviele Legionen der Consul Duccius hatte. Da kam es darauf an, wieviel diplomatisches Geschick er besaß. Er brauchte ja nur seinen eigenen Patron in Germania Superior davon überzeugen, dass er der Richtige sei, und schon stünden ihm die ersten beiden Legionen zur Verfügung. Und er brauchte nur mit der Führung der Prima konspirieren, und Legion Nummer drei wäre auf der Seite des doch ach so unbewaffneten Konsuls. Das war die Gefahr.
    Aber was redete ich hier eigentlich? Commodus schien seine Meinung über diesen Duccius lange getroffen zu haben. Ich schüttelte verständnislos den Kopf. "Aber weißt du was? Eigentlich möchte ich nur eins noch von dir wissen: Ich mag diesen Duccier nicht so gut kennen wie du. Aber wie kommt es, dass du ihn besser zu kennen glaubst, als mancher Senator, der hier gerade wutentbrannt den Senat verließ? Wie kommt es, dass du als ehemaliger Tiro - nichtmal Klient dieses Mannes - ihn so vorbehaltlos verteidigst? Hast du einmal, auch nur ein einziges Mal diesen Mann und sein Handeln hinterfragt?!" Wohl kaum. Und da war ich thematisch also wieder bei der Blindheit angelangt. Ich raffte meine Kleidung ein bisschen zusammen und deutete damit an, dass ich demnächst zu gehen beabsichtigte. Denn ich hatte nicht vor, mir dieses Theater hier noch sehr viel länger anzusehen. Früh genug noch würde ich von der Art und Weise hören, wie dieser germanische Konsul hier anderen (und natürlich insbesondere seinen Kritikern) den Mund verbot und weit davon entfernt war, ein im Sinne der Traditionen guter Konsul zu sein. Denn das war kein Führen des Senats; das war ein Regieren des Senats....

    Auch wir erhoben uns. Dann sprach der Decimus von meinem Mann und ich nickte. "Richte ich ihm aus. Liebe Grüße natürlich auch an deine werte Gattin. Ich hoffe, ihr gefällt meine kleine Geschenkidee.", gab ich den Gedanken dann mit einem Lächeln auch zurück. Zum Schluss verabschiedete ich mich mit einem "Vale." und natürlich wünschte auch der Saufeius ganz höflich "Vale, Consular." Dann verschwand der Senator zu seinem nächsten Termin, bevor wir dreieinhalb Gäste (um Missverständnisse zu vermeiden: Meinen Sohn zählte ich als volle Person. Die Sklavin, die ihn trug, die zählte ich hingegen nur halb!) anschließend die decimische Casa wieder verließen. Ich freute mich schon darauf, hoffentlich bald an der kaiserlichen Kanzlei meinen ersten Ritterposten antreten zu dürften.... Wurde ja auch langsam mal Zeit, dass ich diese bürgerliche Postpräfektur hinter mir ließ, oder?

    Sim-Off:

    Monsterpost! :D


    Oha! "Commodus, ich will dir so viele Dinge zu deine Ausführungen sagen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll." Ich seufzte und trat einen Schritt von ihm zurück. Denn nach diesen Worten war mir jetzt wirklich nicht nach seiner Nähe. "Am besten, ich beginne bei deinem letzten Satz, in dem du so eine.. Unsitte in einem Atemzug mit Traditionen nennst." Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf. Denn das konnte ich wirklich kaum glauben. Ja, das brachte mich sogar so sehr aus der Fassung, dass ich doch glatt an diesen spitzzüngigen Tullier denken musste, der die sergische Gens den Patrizierstand gekostet hatte (nicht er allein, aber sein Anteil daran war wohl unbestreitbar): "Tradition ist es, Commodus, dass Leute wie Gaius Verres keinesfalls ungestraft mit ihren Taten durchkommen! Denn Tradition ist es, Commodus, dass Rom sich von den anderen Völkern dieser Welt abgrenzt durch seine Zivilisation, seine Kultur, seine Gesetze - die für alle römischen Bürger gleichermaßen Gültigkeit besitzen und nicht einfach ohne Konsequenzen von Einzelnen übergangen und übertreten werden dürfen." Zugegeben, ich nahm es auch nicht immer mit allem so genau. Aber: Ich ließ mich erstens nicht erwischen. Ich machte mir zweitens meine Hände nur selten selber dreckig. Und vor allem zog ich drittens nicht soeine Nummer ab.


    Nächster Punkt. "Dann hast du vom Duccius abzulenken versucht, indem du den Stadtpräfekten Decimus thematisiert hast." Ja, das hatte ich eiskalt durchschaut. "Und dazu, mein Lieber, kann ich nur zwei Dinge sagen. Erstens. Der Stadtpräfekt Decimus ist mein Patron. Und zweitens. Ich weiß nicht, ob er auf den Kaiserthron schielt oder nicht. Was ich aber ganz sicher weiß, das ist, dass mir der Gedanke eines aus der zivilisierten hispanischen Provinz stammenden Kaisers sehr viel wohler ist, als der Gedanke von einem wilden germanischen König an der Macht!" Und das lag nicht nur daran, dass der Decimus mein Patron war. "Darum mache ich mir Sorgen! Denn Kaiser aus Hispanien gab es bereits.. gute Kaiser." Einen Herrscher direkt aus dem germanischen Urwald.. daran wollte ich nichtmal denken!


    Und weiter. "Commodus, du sagst so voller Stolz, dass du dein Tirocinium Fori bei diesem Duccius absolviert hast. Du sagst, dass es dir nichts ausmacht, dass dich dieser Senatsbeschluss ein baldiges Vigintivirat kostet. Und ich, Commodus, ich verstehe nicht ein einziges Wort davon." Nicht eins. "Ist dir deine Karriere etwa so egal? Ist es dir etwa so egal, sollte der Duccius - natürlich möchte ich ihm das damit jetzt keinesfalls unterstellen - zum Erhalt seiner consularen Macht die Bearbeitung der Kaiserfrage auf die nächsten fünf bis zehn Jahre strecken? Das kann doch nicht dein Ernst sein!" Mit der Einstellung würde er seinen Großvater wahrscheinlich nie übertreffen und nie Prätor werden.. falls er es damit überhaupt bis zur Ädilität brachte. "Und was glaubst du, Commodus, wie dich dieser Senatsentscheid am Ende wahrscheinlich noch beeinflussen wird, hm? Was glaubst du, bedeutet der heutige Vertrauensverlust", falls es da noch etwas zu verlieren gab, "dieses Mannes für dich, wenn du als Candidatus vor dem Senat stehst und in höchsten Tönen davon schwärmst, der Tiro dieses Mannes gewesen zu sein, hm?", prophezeihte ich ihm düster. Denn ich war der felsenfesten Überzeugung, dass mein Vetter das doch sehen musste! "Achso. Und deinen abfällig Kommantar über die Patrizier, Commodus, den habe ich übrigens überhört. Du weißt schließlich, dass ich selbst ursprünglich patrizische Wurzeln habe." Und auf die war ich sehr stolz!


    Jetzt musste ich kurz überlegen. Was hatte Commodus noch alles gesagt? "Ach, genau! Ich will dir natürlich noch sagen, dass mich deine restlichen Worte über den Consul Duccius wirklich beruhigt haben! Auch seine Stimme zählt also nur einfach, das ist sehr gut zu wissen. Und er ist "nur" Konsul, weiter nichts, das ist ebenfalls eine wahrliche Erleichterung.", eröffnete ich mit einem vor Sarkasmus triefenden Unterton. "Denn weißt du, ich hatte schon gedacht, dass so ein Konsul mit dem Imperium ausgestattet ist. Ich hatte schon befürchtet, dass er die anderen - alle anderen - Magistrate des Cursus Honorum kontrollieren und ihnen mittels Prohibitio sogar ganz konkrete Anweisungen geben kann, was sie zu tun und zu lassen haben. Und entschuldige, ich wollte auch schon glauben, dass er dazu noch als Princeps Senatus darüber entscheidet, wer im Senat wann das Wort erteilt bekommt und wer wann nicht; wann über etwas abgestimmt wird; ob überhaupt abgestimmt wird und und und." Denn alles das war ganz gesetzlich mit dem kleinen Wort Konsul verbunden. "Mit anderen Worten, Commodus, habe ich mir wohl eingebildet, dass er in dieser kaiserlosen Zeit seine linke Hand über den Magistraten des Cursus Honorum hält und seine rechte über dem Senat selbst. Aber da bin ich jetzt wirklich beruhigt, dass das alles nur ein kleines Hirngespinst einer Frau ist, die ja eh von Natur aus kein Ahnung von der Politik hat."


    Und die Liste war noch immer lang. "Außerdem hast du vom Consular Purgitius gesprochen." Denn das wäre mir sehr neu, wenn dessen Konsulat plötzlich aberkannt worden wäre und er statt eines gewesenen Konsuls respektive eben eines Consulars nun plötzlich nur noch ein gewesener Consular a la Germanicus Avarus wäre. "Er hat die Kurzsichtigkeit des Senats angeprangert. Und du.. willst darauf mit der Mehrheit des Senats antworten?" Ich schüttelte den Kopf. "Du kannst doch nicht ernsthaft die quantitative Zustimmung zu einerm Antrag mit den qualitativen Argumenten gegen diesen Antrag vergleichen wollen, oder? Das ist doch.. das eine sind Äpfel; das andere Birnen." Mit anderen Worten: Nur weil sich eine Mehrheit für eine Idee fand, war die Idee selbst doch noch lange nicht weitsichtig, über alle Zweifel erhaben und gut. "Abseits also dessen, was die Mehrheit des Senats entschieden hat.. musst du doch zugeben, dass es klare Anzeichen dafür gibt, dass der Consular Purgitius recht hat, wenn er sagt, dass der Senat hier heute eine kurzsichtige Entscheidung getroffen hat, oder?", wollte ich von meinem Vetter wissen und formulierte meine Frage zu diesem Zweck auch extra zurückhaltend.


    Es entstand eine etwas deutlichere Pause zwischen den bisherigen Punkten und den letzten, noch kommenden. "Abseits all dessen geht es mir gut, ja. Und meinem kleinen Marc und seinem Vater geht es auch gut soweit." Blieb nur noch eine Sache: "Und ob dus mir glaubst oder nicht, aber ich hätte dir gerne vor einigen Tagen eine Einladung nach Misenum geschickt. Die Tabula liegt sogar noch bei mir zu Hause auf dem Schreibtisch." Lag sie nicht. Aber das konnte mein Vetter ja nicht wissen. "Allerdings ist dann der Kaiser gestorben und die Stadttore wurden verschlossen. Dazu brauchen meine Mitarbeiter beim Cursus Publicus jetzt mehr Führung als je zuvor, sodass ich zur Zeit gleich aus mehreren Gründen nicht weg kann aus Rom. Und meinen Sohn kann ich natürlich gerade in dieser Zeit auch nicht alleine hier in Rom zurücklassen.", rechtfertigte ich mich ohne größere Schwierigkeiten. "Aber wenn du willst, dann lass uns doch nach.. all dem hier nochmal darüber sprechen.", bot ich am Ende an - und ließ erstmal offen, ob ich mit all dem hier jetzt die nur Gesamtsituation um die Thronvakanz oder auch unser aktuelles Gespräch hier meinte.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives


    Wie sagte man so schön? Hinter jedem starken Mann stand eine mindestens ebenso starke Frau? Naja. Abgesehen davon, dass ich meinen kleinen Galbinus jetzt nicht wirklich für besonders stark hielt, war ich selbst auch viel zu selbstbewusst, um hier und heute tatsächlich hinter meinem Marcus zu stehen. Neben ihm, da konnte man mich viel besser sehen! Also war es auch neben ihm, wo ich stand. Denn neben ihn, an seine Seite, da gehörte ich hin!


    Dann nahm das Spektakel seinen Lauf. "Da..", setzte ich plötzlich an, verschluckte den Rest meines Satzes aber gleich wieder. Denn vieles konnte man mir nachsagen. Aber diesen ollen Vescularius, der sich selbst immer fetter gefressen hatte, während der alte Valerianus immer kränker und schwächer geworden war (keine Ahnung, obs wirklich so war - aber ich fand das ein schönes gedankliches Bild), den hatte ich noch nie gemocht. Und trotzdem fiel es mir irgendwie auf, dass er in der Reihe der Vorgänger Palmas fehlte. Dabei hatte diesen prunksüchtigen Patrizierschreck (nach allem, was man so hörte), der zwar im Volksmund und auch von mir selbst gerne als Usurpator bezeichnet wurde, bisher niemand ganz offiziell zu einem solchen - Usurpator - erklärt und oder die Damnatio Memoriae über ihn verhängt. (Oder sollte mir das irgendwo entgangen sein?)
    Aber naja. Ich nahm es einfach mal zur Abwechslung ganz leicht und sagte mir, dass man bei Vespasian wahrscheinlich auch auf die anderen drei Kaiser des Vierkaiserjahres verzichtet hatte. Meines Wissens nach waren die nämlich auch nicht der Damnatio Memoriae verfallen (genauso wie der Vescularier bisher). Aber bei einer kriegerischen Machtübernahme, da gehörte es wahrscheinlich einfach dazu, dass man als Zeichen des Respekts den oder die direkten Vorgänger einfach ganz geschickt unter den Tisch fallen ließ. Vermutlich. "..da ist er.", beendete ich meinen angefangenen Satz also nach kurzer Pause etwas anders als ursprünglich gewollt. Gebannt schaute ich auf das schick und edel golden glänzende Leichenbett.


    Tja, und das war er dann also, der letzte Weg dieses Corneliers, der letzte Weg des Mannes, der mich zur Ritterin gemacht hatte. Was die Zukunft bringen würde, es war ungewiss. Ein bisschen hoffte ich ja darauf, dass vielleicht der Name des Flaminius Cilo im kaiserlichen Testament stehen würde (auch wenn mir seine Frau, diese Naevierin, zugegeben etwas unsympathisch war). Verlassen konnte und wollte ich mich darauf allerdings nicht. Umso wichtiger also, dass ich die kaiserlose Zeit jetzt nutzte! Mein Patron war als Stadtpräfekt jetzt formal der höchste Mann in Rom. Wenn ich es schaffte, mit seiner Hilfe jetzt in die kaiserliche Kanzlei zu wechseln, dann stünde der nächste Princeps erstmal vor vollendeten tatsachen.. und beschäftigte sich mit etwas Glück auch vorerst nicht weiter mit meiner Personalie. - Der Plan war also gemacht. Ich war gespannt, wie es mit der Umsetzung desselben werden würde.

    Da spazierte ich in dieser unschönen Zeit über das schöne Forum Romanum und machte mir so meine Gedanken um den unschönen Bürgerkrieg, den Rom ja quasi gerade erst überstanden hatte. Ich dachte an den schönen Kriegsausgang und die unschöne Zukunft, die uns allen jetzt vermutlich erstmal wieder ins Haus stand. Und just da begegnete ich doch tatsächlich meinem Vetter Commodus - was für eine schöne Überraschung!
    Ich hielt schnurstracks auf ihn zu und grüßte ihn. "Commodus!" Es dauerte einen kleinen Moment, bis ich ihn erreicht hatte. "Wie gehts dir?", fragte ich anschließend mehr aus Höflichkeit denn aus wirklichem Interesse. Denn eigentlich wollte ich nach diesem öffentlich geäußerten Unmut des Consulars Purgitius nur irgendjemandem unter die Nase reiben: "Hast du den Consular Purgitius gerade eben aus dem Senat stürmen sehen?" Ich lächelte unschuldig und schaute kurz, ob er noch da war oder schon weitergezogen. "Ich meine, er regt sich jetzt über die Kurzsichtigkeit, Traditions- und Geschichtsvergessenheit des Senats auf." Ich zuckte halb amüsiert, halb verständnislos mit den Schultern. "Dabei ist es ja nicht so, dass niemand davor gewarnt hätte, einen wilden Germanen mit der Führung des Senats zu betrauen, oder?" Denn auch ohne zu wissen, wer nun den Antrag gestellt hatte, über den sich der Purgitius da aufgeregt hatte, war ich fest davon überzeugt, dass die Schuld auf Kurz oder Lang beim Consul Duccius zu finden war - ganz egal, um wie viele Ecken man im Zweifelsfall gucken und suchen musste!


    Und weil ich gerade so gut drauf war, teilte ich auch gleich noch ein anderes Detail dieses Skandal-Konsulats (jaha!) genüsslich mit meinem Vetter: "Oder ist dir aufgefallen, dass dies hier nun der dritte Senatsentscheid im Jahr der Konsuln Duccius und Vettius ist?" Mir war es aufgefallen. "Im ersten wurde nach der Schließung der Schola Atheniensis jetzt endlich auch die passende Lex dazu außer Kraft gesetzt." Hieß: Weltbewegend sah anders aus. "Im zweiten Entscheid wurde die Lex Mercatus verändert.. unzwar ausgerechnet dieser kleine Passus, wegen dem der Duccius erst kurz vor Amtsantritt eine saftige Strafzahlung leisten musste." Wer ihn da wohl beim Aedil verpfiffen hatte? "Und nun, sieh an, ist er mit einem Fuß schon fast.. ein Consul perpetuus." Von einem zum nächsten Augenblick verschwand mein Lächeln aus dem Gesicht und meine Miene zeigte, was ich wirklich über all das dachte. "Einen kurzsichtigen Senat? Ja, ich denke, da hat der Patron meines Onkels Kaeso ganz recht!" Dass ich seit der duccischen Verteidigung des germanicischen Gesetzbrechers alles andere als ein Anhänger dieses Halbbarbaren war, lag wohl auf der Hand.

    Sim-Off:

    Einweisungs-PN gibts gleich. Eintragung ins Tabularium wird sofort beantragt. Und mit etwas Glück kriegst du dann heut sogar schon dein erstes Gehalt. ;)


    Er war sui iuris und ohne Vormund. "Gut.", kommentierte ich das mit einem Kopfnicken. Dann verfiel er wieder einen Moment lang in diesen nervigen Plaudertonfall und erzählte mir Geschichten über Geschichten, die ich gar nicht alle wissen wollte. Mich interessierte nur: Wohnte er in der Domus Artoria, ja oder nein? - Antwort: Ja, er wohnte dort. "Schön, schön.", winkte ich also bei den viel zu vielen unwichtigen Nebeninformationen ab. Dabei notierte ich mir gedanklich dann einen Endstand von 6 zu 2. Das war ganz solide und für seine Aufnahme in den Cursus Publicus mehr als ausreichend!


    Bevor ich allerdings darauf zu sprechen kommen konnte, bekam ich eine Gegenfrage von ihm gestellt: Warum wollte ich wissen, wo er wohnte? Tja, was er scheinbar nicht wusste, ich dafür aber umso besser, war, dass sich unsere Wege hier und heute nicht zum ersten Mal kreuzten. Vor den letzten Wahlen zum Cursus Honorum hatte ich (vermutlich aus irgendeiner Laune heraus) meine Leibsklavin Callisto nämlich mit etwas Geld aus dem Haus geschickt, damit sie ein paar Leute bestach, für meinen Mann ein bisschen Werbung zu machen. Das Ende vom Lied: Ich wusste von Callisto, dass unter anderem auch der Eigner der Domus Artoria diesen Plan von mir unterstützt hatte. Und wer mich so frei heraus unterstützte, mir mit Respekt begegnete und mir keinen Anlass gab missgestimmt zu sein, dem rollte auch ich bestimmt keine unnötigen Steine in den Weg.. "Nun, was soll ich sagen?" Die Wahrheit bestimmt nicht. Denn dieses Wissen wollte ich erstmal noch für mich behalten. "Ich wollte nur wissen, wohin deine Ernennungsurkunde geschickt werden muss. Denn ich heiße dich, Artorius Rufinus, hiermit herzlich willkommen in den Diensten des Cursus Publicus!" Um meine Glaubwürdigkeit nicht infrage zu stellen, schickte ich die eigentlich in einem Schubfach längst vorbereitete Urkunde später dann tatsächlich als Brief in die Domus Artoria. "In drei Tagen kannst du dein Amt als Stationarius dann hier antreten und dich von den dienstälteren Stationarii in deine Aufgaben einweisen lassen." Damit war diese Sache für mich soweit erstmal erledigt. "Am besten, du hälst dich ein bisschen an meinen Klienten Nonius Turbo. Der wird dir den Einstieg sicher um einiges erleichtern können.", gab ich ihm noch einen kleinen Tipp am Rande, bevor ich mich zurücklehnte und abwartete, ob der Artorier sonst noch irgendetwas auf dem Herzen hatte.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    MARCUS ARTORIUS RUFINUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM IV NON FEB DCCCLXV A.U.C.
    (2.2.2015/112 n.Chr.)


    ZUM
    STATIONARIUS DER MANSIO IN ROM
    IM
    CURSUS PUBLICUS VON ITALIA


    /images/signet/Siegel_Sergia.png


    Sergia Fausta
    -------------------------------------------------------
    Praefecta Vehiculorum pro Italia