Jedoch.. konnte sich mein Vetter scheinbar nicht gleich wieder von mir losreißen - irgendwie tragisch; irgendwie aber auch ganz.. ich wusste auch nicht so recht. Es war schwach so offen seine Hingezogenheit zu zeigen! Und es war schmeichelhaft und gab mir dieses kleine Fünkchen.. was auch immer es war. Man könnte fast sagen, dass es mir gefiel. Aber es war trotzdem schwach!
Commodus ließ mich los und mein kurzzeitig etwas unentschlossener Blick wandelte sich wieder in einen Ausdruck purer Entschlossenheit. Ich sammelte meinen Vertrag und mein Strophium ein und hörte dabei, wie mein Vetter es offensichtlich nicht für eine so gute Idee hielt, dass ich mein Kleid gleich wieder mitnahm. Ohne zu überlegen, welche Motive er vielleicht haben könnte, dachte ich natürlich in erster Linie an meine ganz eigenen: Ich wollte keine Spuren oder Beweise hier hinterlassen - gerade nachdem er vorhin ja auch so komisch wissend geguckt und diesen seltsamen Toast gesprochen hatte! Nein, da musste ich einfach alles wieder mitnehmen!
Ich kehrte also mit Wachstafel und Strophium in den Händen wieder zu Commodus zurück und drückte ihm beides in die Hand. "Hälst du das mal kurz?", fragte ich nur pro forma und machte mich dann eben selbst auf zu meinem zerrissenen Kleid. Dabei erklärte ich ihm: "Du verstehst nicht, ich muss das Kleid heute wieder mit nach Hause bringen. Denn ich habe wirklich keine Lust, dass meine Sklavinnen zu tuscheln beginnen!" Und das würden sie! Ich erreichte das Kleid und drapierte es möglichst geschickt über meinen linken Arm. "Wenn ich das so mitnehme, dann kann ich jedem erzählen, dass du mir ein Kleid geschenkt hast, dass so schön ist, dass ich es einfach gleich anziehen musste. Und glaub mir, dieser Dress ist.. hinreißend!" Ungelogen. "Niemand wird merken, dass mein anderes Kleid hier kaputt ist. Und am Ende hänge ich es einfach irgendeiner Sklavin an, lasse sie dafür auspeitschen und gut ist.", weihte ich meinen Vetter in meinen Plan ein, während ich ihn wieder erreichte.
Tja, und so stand ich jetzt also wieder vor ihm, hielt ihm meine linke Hand (die, an deren Seite ich auch mein Kleid hielt) auffordernd hin und schaute ihm dabei einen Moment lang stumm in seine Augen. (Er hatte schöne Augen.) Ein leichtes Lächeln kam über meine Lippen, als ich daran dachte, dass ich ja vielleicht wirklich bald mal nach Misenum reisen könnte.. nach meiner Hochzeit und diesem ganzen Stress. (Ich ahnte ja nicht, was noch alles auf mich zukommen würde - ausgerechnet an meinem Hochzeitstag!) "Nun?", schaute ich ihn an und war, gelinde gesagt, nicht bei allerhöchster Aufmerksamkeit.