Beiträge von Sergia Fausta


    riclinium


    << TRADITIO ET PROGRESSIO >>


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    Meine Leibsklavin Callisto gefolgt von zwei weiteren Sklavinnen (denn als Postpräfektin Italias häufte man mit der Zeit ja schon auch so ein bisschen eigenen Wohlstand an..) tapste mir treudoof hinterher in Richtung Triclinium. ".... Außerdem brauche ich einen Schwung neue Wachstafeln. Prinzipiell kann ich die natürlich in meinem Amtssitz besorgen, aber selbst dann brauche ich ja Leute, die mir diesen ganzen Klimbim hierher bringen.", beendete ich die Liste der Aufgaben für den nächsten Tag. "Nein, stop." Da war ja noch was! "Ich habe gesehen, dass mein eines schwarzes Kleid ganz ausgebleicht ist - ausgerechnet das gute! Ich brauche also einen Termin.. sagen wir in etwa einer Woche.. in der hiesigen Niederlassung des Gargonianus Arminius." Callisto nickte in meinem Rücken ergeben: "Sehr wohl, Domina." Mit einem Fingerzeig verteilte sie die Aufgabe an die Sklavin schräg rechts hinter sich. Ich stoppte meine Bewegung abrupt, sodass die drei Dienerinnern hinter mir fast auf mich aufliefen. "Callisto.. ich war noch nicht fertig." Dass dieses Sklavenpack einem auch immer dazwischenplappern musste! "Natürlich verlange ich auch den Namen des- oder derjenigen, die das zu verantworten hat, dass mein Kleid so ruiniert ist!" Jetzt war ich fertig! "Ja..wohl, Domina.", antwortete mir Callisto zögerlich nach kurzer Pause und delegierte diese Aufgabe sogleich an die Sklavin schräg links hinter sich. "Notiere: 20 Peitschenhiebe, sollte eine Sklavin verantwortlich sein, und 25 bei einem Sklaven. Und: Geteilte Schuld ist, wie immer, doppelte Schuld!" Ich kannte schließlich die Mätzchen dieses Packs. Aber damit waren sie bei mir definitiv an der falschen Adresse!


    Ich setzte ein zufriedenes Lächeln auf, während ich in dem hoheitlichen weißen Kleid, das mir Commodus kurz vor meiner Hochzeit geschenkt hatte, mit stilvollem Hüftschwung das Triclinium betrat. Von meinen Bediensteten folgte nur Callisto mir. (Die anderen hatten genug anderes zu tun!) "Callisto, was steht heute auf dem Speiseplan?", erkundigte ich mich ganz ungerührt und fast so, als hätte man mich eben nicht hören können. (Dabei wusste ich nur zu gut, dass ich drei Schritte vor dem Triclinium natürlich auch da drinnen noch zu hören gewesen sein musste!)
    Prompt antwortete mir meine Leibsklavin mit einer langen Menuliste, die bei mir in ein Ohr hinein ging und aus dem anderen Ohr sofort wieder herauskam. Meine ganze Aufmerksamkeit war nämlich auf die bereits anwesenden Hausbewohner gerichtet. "Salvete zusammen.", grüßte ich sie irgendwo inmitten Callistos Aufzählung. Dann ließ ich mich auf dem Platz der Hausherrin nieder, meinem Platz. Sofort bemühte sich ein Sklave zu mir, um mir meinen Becher mit einem verdünnten Gallier zu befüllen, während ich aufmerksam musternd in die Runde sah....


    (Was mir dabei nebenbei gesagt mal wieder sofort ins Auge sprang: Der Platz der Vibullia war nicht eingedeckt. Wahrscheinlich aß sie wieder später oder hatte schon gegessen oder speiste auf ihrem Zimmer oder "fühlte" sich nicht. Es war offensichtlich, dass sie mich nicht ausstehen konnte, weil sie vermutlich einfach nicht damit klarkam, dass sie, die "perfekte" Matrone, hier trotz ihres Alters und allem nicht die Herrin im Haus war! - Aber wie hieß es so schön: Neid und Missgunst sind die höchste Form der Anerkennung. Ein schmales Lächeln stahl sich auf meine Lippen.)

    Zunächst noch schien der Consular etwas überrascht zu sein von meinem Wunsch. Das lag sicherlich daran, dass es eben schon etwas Besonderes war, wenn eine Frau aus eigenem Recht in den Ritterstand erhoben wurde. Aber am Ende meiner kleinen Rede fand ich, dass ich ihn überzeugt hatte, so wie er lächelte. Sogar mit dem Kompliment, dass ich hier einen besseren Eindruck als manchein Mann hinterließ, bedachte er mich! (Klar hätte ich als Emanze das jetzt auch beleidigend auffassen können. Tat ich aber nicht, weil ich mich ja nicht für "die Frauen" stark machte oder stark machen wollte, sondern nur für eine Frau: mich! Und was spielte es da schon für eine Rolle, ob ich besser als manche Frauen oder besser als manche Männer war - solange ich besser war?!)
    Meine Ablenkung zum Schluss zeigte dann auch ganz die erhoffte Wirkung: Statt mich weiter über meinen Mann zu befragen, rückte ich wieder in den Mittelpunkt und wurde großzügig von der täglichen Salutatio befreit.. glaubte ich. Doch schon direkt darauf stolperte ich beinahe über die anschließende Frage des Decimers: Was wären seine Vorteile? - Lag das nicht auf der Hand? (Beinahe hätte ich das sogar wörtlich so gesagt!) "Nunja, wie meinem Patron meine Ziele am Herzen liegen sollten, so würden mir natürlich auch die Ziele meines Patrons sehr am Herzen liegen.", versteckte ich mich erstmal hinter einer sehr allgemeinen Floskel und überlegte, wie ich ihm jetzt am besten meine Treue versprach, ohne ihm explizit meine Treue zu versprechen. Denn ich hatte ja auch als Ehefrau eine nicht zu vernachlässigende Pflicht: Ich musste meine Ehe schützen! Und nachdem sich dieser "Faustus" auf meiner Hochzeit als eine nicht gerade kleine Gefahr meiner Ehe präsentiert hatte, konnte ich dessen Anwesenheit in Rom kaum dulden. Punkt.


    Aber noch hatte ich ja nichts Falsches gesagt. Denn es konnte ja wohl kaum das Ziel des Decimus sein, dass sein eigener Sohn sich nur mit anderen Männern vergnügte und seinem Vater dabei (gerade wenn diese "anderen Männer" EHE-Männer waren!) womöglich noch einen fetten Skandal mit nach Hause brachte. "Selbstverständlich werde ich meinen Patron niemals mit einer Legion.. oder auch nur einer Stimme im Senat unterstützen können. Ich denke, das ist klar." Ich machte eine kleine Pause und lächelte kurz darauf vielsagend. "Aber mit deiner Erfahrung wirst du wissen, dass gerade Frauen auch über.. Fähigkeiten verfügen, die manchmal sogar noch nützlicher sind." Ob er wusste, worauf ich hinaus wollte? "Und dabei spreche ich nicht nur von Gefallen, die ich meinem Mann sicherlich jederzeit abringen kann. Nein, ich spreche auch von meiner Verbindung zu meinem Onkel Kaeso Modestus von den Annaeern oder auch der zu den Helvetiern, mit denen ich mütterlicherseits verwandt bin. Helvetius Commodus, der Enkel und Erbe des Helvetius Geminus, ist mein Vetter." Und (noch) einmal mit ihm geschlafen, würde ich bestimmt einen Gefallen bei ihm einlösen können....
    Was könnte ich noch sagen? Ich überlegte einen Augenblick. "Kurzum: Ich will dir gegenüber loyal sein und dich, wann immer ich kann, wie immer ich kann, unterstützen!", sprach ich ernst, nachdem ich mich dazu durchgerungen hatte, ihm nun doch meine Treue zu versprechen. - Was waren die unmittelbaren Folgen? Gerade in Bezug auf diesen missratenen "Faustus" bedeutete das natürlich, dass ich (noch) weniger offen gegen ihn agieren konnte. Und das wiederum hieß, dass ich die Tiberia aus unserem gemeinsamen Plan (besser gesagt: nur dem letzten Stück davon) ausladen musste - was aber vermutlich eh ganz sinnvoll war, damit sich dieser "Faustus" nicht am Ende noch verplapperte und meinen Marcus an die Tiberia verriet. Dafür ließ sich vielleicht die Sorge um meine Ehe und meinen Ehemann mit der vorgeschobenen Sorge um diesen "Faustus" verbinden. Ja, vielleicht zog ich meinen Plan einfach durch, um "dem Vater die Augen zu öffnen" und ihn am Ende noch auf meine Seite zu ziehen. Vielleicht kam der Decimus ja dann auch von ganz allein darauf, dass er seinen Sohn wenigstens für ein paar Jährchen in irgendeine ferne Provinz schicken müsste und sollte?! (Herrje, mittlerweile kam ich mir selbst echt wankelmütig vor, so oft wie ich meine Pläne gegen den "Freund" meines Mannes änderte und über den Haufen warf! Die missglückte Sache mit meinem Vetter Catilina schien mich echt mitgenommen und vorsichtiger gemacht zu haben, begann ich zu realisieren.)


    Nachdem ich jetzt kurz in meine Gedanken abgetaucht war, trank ich noch einen Schluck aus meinem Becher und sah dann dem Consular in die Augen. Hoffentlich reichte dem Decimer mein Einfluss als Nichte, Ehefrau und Cousine auf einen Senator und zwei aussichtsreiche Kandidaten für den Senat.... zuzüglich zu meiner eigenen "Amtsmacht" (derzeitig also der Postpräfektur), verstand sich.

    Sim-Off:

    * Oje, völlig überlesen..


    Au, da war ja schon ein kühles Becherchen einer angenehmen Erfrischung! * Ich nahm gleich mal einen Schluck, während ich die Reaktion des Consulars einzuschätzen versuchte: Er zögerte ein bisschen. Aber war das jetzt gut oder doch eher schlecht? Immerhin hieß es wohl, dass er es nicht grundsätzlich kategorisch ausschloss auch eine weibliche Klientin in sein Gefolge aufzunehmen. Gut, er sprang jetzt auch nicht vor Begeisterung von seiner Kline und jubelte laut "Hurra! Hurra!", obwohl ich gerade seine Klientin werden wollte. Aber ich blieb trotzdem einfach mal optimistisch. (Ich war ja auch nicht so eine Schwarzseherin.) "Das freut mich, dass du meinem Anliegen gegenüber nicht unaufgeschlossen bist.", lächelte ich dann und ging kurz in mich.
    Alles konnte ich dem Decimus jetzt natürlich nicht erzählen. Ich konnte ihm zum Beispiel nicht sagen, dass einer der Gründe meiner Anwesenheit sein missratener Sohn war, der mir beinahe meine Hochzeit ruiniert hatte! Dafür hatte ich ja aber noch ein paar andere Dinge mit im Gepäck, allen voran natürlich: "Ich erhoffe mir von dieser Verbindung in allererster Linie aus eigenem Recht den Ritterring an meinem Finger.", erklärte ich und blickte mir dabei auf meine rechte Hand. Meine Finger waren gespreizt und ich stellte mir vor, wie sich so ein Ritterring ganz vorzüglich an einem der Finger machen würde! Dann sah ich wieder zum Decimus. "Wie gesagt hat bereits mein Großvater Sergius Stephanus einen solchen Ring getragen, ihn dann allerdings nicht meinem Vater, sondern meinem Onkel vererbt." Hieß natürlich: Vererbt hatte er nicht den Ring, sondern das nötige Vermögen. Aber in Endeffekt war Onkel Sulla in den Ritterstand aufgestiegen, mein lieber Papa hingegen nicht. "Ich habe nun bereits den nötigen Landbesitz erworben und benötige nur noch den richtigen Fürsprecher mit den richtigen Kontakten, um mir diesen Herzenswunsch zu erfüllen.... meinen Vater stolz zu machen, indem ich seiner Linie nach seinem Tod doch noch zum Ritterstand verhelfe.", bauschte ich die Nummer emotional noch ein bisschen auf. Denn klar war: Nach seinem Tod hätte mein Vater jetzt auch nichts mehr von meiner Standeserhebung. Stattdessen würde hauptsächlich ich davon profitieren.


    Ich nickte. "Ich weiß natürlich, dass mein Wunsch nicht ganz einfach zu realisieren sein wird.. obwohl mich meine Tätigkeit als Praefecta Vehiculorum natürlich schon deutlich von anderen abhebt. Habe ich schon erwähnt, dass ich seit über zwei Jahrzehnten die erste Frau bin, die wieder diesen Präfektenposten einnimmt und ausübt? Eine Decima Lucilla war hier in Italia die letzte Präfektin vor mir." Ein Lächeln umspielte meine Lippen, während ich über diese Decima, die auch den Ritterring verliehen bekommen hatte, den Consular von meiner Sache zu überzeugen versuchte. "Wie gesagt weiß ich, dass es seine Zeit dauern wird und bestimmt nicht ganz leicht umzusetzen ist. Aber deshalb bin ich ja zu dir gekommen, nicht wahr? Du bist Consular, Stadtpräfekt und verfügst doch bestimmt über ein paar nützlich Kontakte, oder nicht?", ließ ichs auch mit ein bisschen Schmeichelei nicht unversucht. Der Zweck heiligte das Mittel.
    "Und mein Mann.." Tja, was sollte ich sagen? "Ich kann dir sagen, dass mein Tutor Sergius Faustulus mich stets vollumfänglich unterstützt!" Zur Not kochte ich ihn schon irgendwie weich. "Mein Mann.. der hat dich auch zu unserer Hochzeit eingeladen, oder? Da bin ich mir also sicher, dass der auch keine Einwände hat!" Nachdem das für mich also erstmal geklärt war, versuchte ich einfach (ich wollte mich hier jetzt ja auch nicht in Spekulationen verlieren) ein bisschen abzulenken: "Ich müsste natürlich aufgrund meiner verantwortungsvollen Tätigkeit darum bitten, dass du mich von den täglichen Salutationes dispensierst." Mit großen Rehaugen schaute ich den Decimus an - fast so wie früher, wenn ich meinem lieben Papa einen Gefallen abrang.

    Seine Liebe? Mensch, wie sich das anhörte! Seine Liebe. So sprachen eigentlich nur meine Freundinnen mit mir.. und mein Marcus.. manchmal. Und so gut kannte ich den Decimus beziehungsweise er mich doch auch eigentlich nicht, dass ich "seine Liebe" war, oder? Ich beschloss aber, das zu ignorieren, weil ich ja auch aus einem bestimmten Grund hier war und nicht nur aus lauter Jux und Tollerei! "Ja, ich bin sogar in Alexandria geboren und aufgewachsen.", antwortete ich dem Consular und überlegte dann mit einem oberflächlichen Lächeln im Gesicht, wie ich das Thema weiterlenkte. Mit dem Klima und Wetter kam ich hier nämlich nicht weiter. (Deshalb ging ich auch nicht weiter auf die Hitze oder auf Hispanien ein.) "Mein Vater, Caius Sergius Curio, Sohn des Eques Marcus Sergius Stephanus," Das wollte ich betont wissen. "hat dort seine letzten Lebensjahre verbracht. Er füllte dort das verantwortungsvolle Amt eines Magister Officiorum aus.", plauderte ich einfach noch ein bisschen aus. "Dabei war er ein Klient des Consulars Aelius Quarto." Ich ließ eine klitzekleine Pause. "Und deshalb bin ich hier."
    Jaa, das stimmte natürlich nur zum Teil. Denn ich war nicht nur deshalb hier. Wahrscheinlich wäre es mir letztlich sogar völlig egal gewesen, wer der Patron meines Vaters war, wenn ich nicht einen Vorteil daraus ziehen wollte und vielleicht auch konnte. Der aufmerksame Beobachter merkte: Diesmal schwieg ich ein bisschen länger nach meinem letzten Satz. Dann räusperte ich mich. (Hatte man mir eigentlich schon etwas zu trinken angeboten?) "Denn ich denke, du weißt, dass ich keine gewöhnliche Römerin bin, sondern Sergia Fausta, Praefecta Vehiculorum von Italia!" Ich zwang mich zu einer kleinen Pause und versuchte den Stolz, der bei diesen Worten automatisch in mir und meiner Stimme aufbrandete, etwas herunterzuschlucken. "Und als solche.. nun.. glaube ich, dass es ganz.. sinnvoll wäre, wenn ich einen Patron an meiner Seite wüsste, der mich und meine Ziele an den richtigen Stellen unterstützt.", druckste ich ein bisschen herum. Denn ich war eigentlich ja vollkommen selbstständig, nicht auf fremde Hilfe angewiesen und hatte mein Leben auch ohne Tutor, Ehemann und Patron sehr gut im Griff! Ganz genau so war es! (Wenn man sich das nur lange genug eingeredet hatte, dann glaubte man das irgendwann tatsächlich..) "Und ich weiß, dass ich jetzt eigentlich den Consular Aelius und seine Familie aufsuchen sollte, um ihn darum zu bitten. Aber da er schon auf meine Einladung zu meiner Hochzeit bislang noch nichts hat von sich oder den Seinen hören lassen.. stehe ich jetzt also hier." Ich schaute dem Decimer erwartungsvoll in die Augen, bevor ich sicherheitshalber doch nochmal präzisierte: "Du bist der ranghöchste Klient des Aeliers, von dem ich weiß, und bist ja sogar mit dessen.. äh.. Verwandter verlobt." Was wusste ich jetzt so spontan, ob das eine Nichte, Großnichte oder sonstwas war! "Deshalb möchte ich also dich.. bitten.. Ich möchte gern deine Klientin sein." Eine schwere Geburt! Aber jetzt war es raus. Und noch immer schaute ich den Consular vor mir erwartungsvoll an....


    Sim-Off:

    Link eingefügt.

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    Verzeihung fürs lange Warten!


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    Ich, Vibullia Corona, lächelte tapfer, obwohl es mir eigentlich gar nicht passte, wenn ein Gast schon gleich zu Beginn seiner Ankunft meinem Manius auf der Tasche lag. Mochte sie auch Manius' Mündel sein. Aber allein dieser Auftritt hier, der gefiel mir einfach nicht: Wenn ihre Sachen durch eine Wagenpanne verloren gegangen waren, dann hatte sie offensichtlich nicht genügend Zeit und Energie in die Planung ihrer Reise gesteckt! Gegen einen Überfall, da konnte man oftmals nichts tun, aber eine Panne? Als ich noch in Syrien wohnte, oft allein, weil Manius ja immer wieder mal hier Kontakte knüpfen und mal dort Geschäfte abschließen musste, da hatte ich das auch auf die harte Tour lernen müssen: Als Ehefrau musste man Probleme lösen und seinen Mann nicht vom Geldverdienen abhalten, indem man ihm Probleme bereitete.


    "Iulia.", sprach ich in einer Mischung aus Begrüßung und Anrede streng und ließ meinen Blick einmal stumm von ihrer Frisur, herunter zu ihrem Schuhwerk, und wieder hoch in ihr Gesicht wandern. Dann wandte ich mich wieder zu meinem guten Manius und lächelte ihn an. "Deine Nichte.." Ich sah kurz zu ihr. "..dein Mündel" Und wieder suchte ich Manius' Augen. "hat recht. Heute ist es definitiv zu spät für eine angemessene Tour über die Märkte der Stadt. Gerade, wenn es ihr jetzt an allem fehlt." Denn einzukaufen, das dauerte ja auch ein Weilchen. "Aber eine passende Tunika lässt sich sicherlich noch für sie finden." Abermals wandte ich mich zur Iulia, behielt diesmals jedoch ein schamles Lächeln im Gesicht. "Ich sollte irgendwo noch zwei, drei Modelle aus meiner Zeit vor meinen beiden Jungs haben." Dass mir die heutzutage natürlich nicht mehr passten, darauf musste hier hoffentlich niemand herumreiten. "Die sind zwar modisch eher 30er, 40er *, aber mit dem einen oder anderen Accessoire, das ich dir vorübergehend leihen kann, sind die auch heute sicher noch problemlos tragbar."
    Das konnte ich ihr anbieten. "Wenn du willst" und ich fand ja, dass sie eigentlich zu wollen hatte, "dann kann ich dir die Stücke heraussuchen lassen und nach deinem Bad gemeinsam mit dir sehen, wie sie dir stehen." Mein Lächeln wurde wieder etwas breiter, als ich mich zu Manius wandte. "Das sollte dann auch Locusta genügend Zeit geben, um vielleicht ein paar Hähnchen in Senfsoße zu bereiten, was meinst du?" Denn als aufmerksame, langjährige Ehefrau kannte ich natürlich die wichtigsten Vorlieben meines Mannes.


    Sim-Off:

    Wohlbemerkt: Ich meine die Jahrzehnte 830 und 840 a.u.c. und nicht die Jahrzehnte 30 und 40 n.Chr. ;)



    EHEFRAU - MANIUS IULIUS POTITUS

    Hallo?! War ich in den letzten Augenblicken irgendwie transparent oder vielleicht sogar ganz unsichtbar geworden?? Ein kleines bisschen irritiert löste ich meinen Blick von Marcus und guckte auf meine Hände: Also ich konnte mich noch sehen! Dann konnte er mich doch wohl auch sehen, oder?! - Nur warum tat er es dann nicht? Das wollte mir nicht in den Kopf. "Äh..", wusste auch Mamercus offensichtlich keine schnelle Antwort zu geben und nicht, was er sagen sollte. Ich half ihn mit einem kleinen rückwärtigen Beckenstoß etwas auf die Spünge! "..äh, ja natürlich!", pflichtete er mir dann (endlich) bei. Ich griff, nachdem Marcus uns jetzt schon so nahegekommen war, nach seinen Händen, löste sie aus denen von Mamercus und führte sie bestimmt zu meinem Gürtel. "Du hast wunderschöne Augen, hat dir das schonmal jemand gesagt? Fast so blau wie der Lago di Monate.", schien sich Mamercus nun an unser Geschäft zu erinnern und machte meinem Mann unterdessen ein Kompliment.
    Nachdem der Gürtel dann gelöst war, schob ich mich ganz langsam und allmählich an Marcus vorbei und zog den Mamercus auf meine vorherige Position. Dabei drehte ich mich, meinen Blick nicht von meinem Gatten lassend Stück für Stück immer weiter um; bis Marcus am Ende genau zwischen Mamercus und mir stand. Dann begann Mamercus damit, Marcus den Hals zu küssen und ihn sanft zu streicheln, während ich ihm ein dunkelblaues, fast schon schwarzes seidig schimmerndes Tuch reichte. Und während Mamercus mit sanftem Druck Marcus mit dem Rücken zu sich drehte und dazu ansetzte ihm von hinten mit dem Tuch die Augen zu verbinden, begann ich zielstrebig damit, meinen Gatten von der heute nicht mehr benötigten Hochzeitskleidung zu befreien. "Na, hab ich dir zu viel versprochen?", wollte ich unterdessen von Marcus wissen. "Sogar in unserer Hochzeitsnacht bin ich bereit dich mit einem Mann zu teilen...." Ich war ja SO verdammt großzügig! (Das war ich hier wirklich.)

    Obwohl mir meine gedanklichen Schlüsse sehr, sehr nahelegten, dass mein Vetter hier nichts von dem wusste, von dem er nichts wissen sollte, wurde ich dieses ungute Gefühl nicht los, dass er trotzdem irgendetwas wusste.. oder zu wissen glaubte.. oder aufgeschnappt hatte. Oder vielleicht hatte ihm auch irgendwer ein Lügenmärchen über mich erzählt, auf das er jetzt hiermit anspielen wollte. Das musste es sein, denn das ergab Sinn! Wahrscheinlich war das diese miese Tiberia (die sie in dieser Zeitebene ja noch immer für mich war)! Sie hatte meinen Vetter mit einer Lüge auf mich angesetzt, um uns zu entzweien. Und er versuchte jetzt über meine Reaktion herauszubekomen, ob etwas an der Gesichte der Tiberierin dran war. Wenn ich mich jetzt also nur ganz unschuldig und dumm gab, dann würde er sehen, dass diese Patricia nur heiße Luft von sich gegeben hatte! - Okay, das war jetzt also der Plan.


    Während ich über all das so nachgedacht hatte, war ich mit einem halben Ohr natürlich auch Commodus' Ausführungen zur Freiheit gefolgt. "Ich will dir nicht widersprechen.", erklärte ich mit einem lieblichen Lächeln, obwohl ich an gleich mehreren Punkten eigentlich hätte einhaken wollen. Aber wer war ich, dass ich anderen die Munition dazu in die Hände gab, um mir zu schaden? Nein, da ließ ich meinen Vetter dann lieber unangefochten seine Meinung und heuchelte Zustimmung. "Nicht so viele, denke ich?", antwortete ich dann auf die nächste Frage zur Postpräfektur, auch wenn die sich jetzt fast schon ein bisschen rhetorisch angehört hatte. Aber papperlapapp; Frage blieb Frage! Viel interessanter war für mich eh, warum mein Vetter offenbar glaubte, dass mir der Ritterstand schon irgendwie.. ja, zufallen würde? So hörten sich seine Worte ja fast schon an. Dabei hatte nicht jede Postpräfektin diese Ehre erfahren, das wusste ich. Einen Automatismus sah ich hier also nicht und erst recht keine Garantie, obwohl ich natürlich schon Pläne und Ideen hatte, wie ich mein Ziel dann eben eigeninitiativ erreichen könnte. Denn überhaupt: Wer sich auf irgendwen oder irgendwas verließ, der war meist verlassen. Die einzige Person, der ich heute noch voll vertraute, schaute mir jeden Tag im Spiegel entgegen! - Nicht umsonst verließ ich mich nicht auf mein Aussehen oder meine verwandtschaftliche Beziehung zu Onkel Kaeso, sondern erpresste lieber einen Mann in die Ehe mit mir. Denn eine Erpressung war wesentlich leichter zu kontrollieren und durchzusetzen. Und vielleicht war das auch der Grund dafür, dass selbst in meiner eigenen Verwandtschaft schon der eine oder andere Sergius mir auf diese oder jene Weise zum Opfer gefallen war: Onkel Messalla, Vetter Catilina, ....
    Commodus tippte mich im Verlauf seiner weiteren Erklärungen zweimal kurz an. Ich versuchte ihm gedanklich zu folgen. "Vielleicht hast du recht.", stimmte ich ihm dann etwas nachdenlich zu, nachdem er behauptet hatte, dass ich zu den begehrenswertesten Frauen Roms zählte. (Ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren, diesen Wunschgedanken nicht wenigstens kurzzeitig für bare Münze zu nehmen.)


    Zufrieden registrierte ich bei der kurz darauf aufgekommenen Bartthematik, dass mein Vetter ebenfalls kein Anhänger dieses "Trends" war. Beinahe hätte ich dazu ja noch gesagt, dass man ja sogar an den Worten selbst, "Barba" für den Bart, und "Barbarus" für den Barbar, sehen konnte, wie überaus unpassend diese Entwicklung eigentlich für die zivilisierte römische Mode war. Doch da lenkte mich etwas kühles an meinem Bein ab. Commodus hatte (absichtlich oder unbeabsichtigt) gekleckert.. und nutzte diese Chance auch gleich wieder aus. Ich erwiderte das anschließend freche Grinsen mit einem eher milden Lächeln. "Ich glaube, ich sollte so langsam gehen.", sagte ich leicht gedämpft und musste nun unweigerlich natürlich auch wieder an meine Kleiderproblematik hier denken.

    >>> Man führte mich ins Tablinum, wo mich der Consular offenbar schon erwartete. "Ich grüße dich, Consular Decimus! Und ich freue mich, dass du mir diese Ehre erweist und mich hier als deinen Gast empfängst.", lächelte ich mein charmantes, aber wenig offenes Lächeln und folgte, wie er sagte und mich bat, dem Senator noch etwas weiter. "Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee, Decimus.", lobte ich dann noch seinen Gedanken und ließ mich anschließend also als erste auf einer der beiden aufgestellten Klinen nieder. "Ich fühle mich bei diesem Wetter wirklich schon fast wieder nach Alexandria zurückversetzt. Da kam das ja häufiger vor, dass man mit solcher Hitze konfrontiert war. Aber hier in Rom? Gab es hier schon einmal so einen heißen Iunius?", setzte ich das Thema dann einfach noch ein bisschen fort. Dann musste ich unweigerlich kurz grinsen. "Mit einem "heißen Iunius" meine ich natürlich einen heißen Monat Iunius. Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen." Und damit nun also bewegte sich das Thema jetzt doch ein bisschen weg vom Wetter. Ich hoffte natürlich, dass mir der Consular folgte.

    Sim-Off:

    Ich wollt ja auch nur nach einer Woche mal wieder an mich erinnern, mehr nicht. ;)


    Nachdem man mich äußerlich nochmal dieses kleine bisschen gerichtet hatte, erreichte ich kurz darauf dann endlich die Eingangspforte der Casa Decima. Der Ianitor öffnete mir die Tür sofort. Offensichtlich war das Gespräch zwschen ihm und meinem Anmelder gut verlaufen. Sichtlich zufrieden, denn genau so mochte ich es (wer wartete schon gerne vor irgendeiner Tür?), trat ich dann an den beiden Bediensteten vorbei in das Haus. >>>

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    ... et semper pro populi senatuque imperatoreque ... ... publica privataque vita me presecuturum esse ...


    Wieder mal war ich auf dem Forum Romanum unterwegs.
    Wieder mal geriet ich dabei irgendwie auch in die diesjährige Ernennung der neuen Magistrate.
    Wieder mal sagten die daraufhin ihren Eid auf.
    Und wieder mal taten sie genau das auch irgendwie.. nicht.


    Ob ich wohl wieder mal die scheinbar einzige sein würde, der das auffiel? Ob es wohl wieder mal keine weiteren Folgen hätte, dass ein Eid eben nur so ungefähr abgelegt worden war? Wieder mal fragte ich mich, ob man die Magistrate nach der Amtszeit dann überhaupt verklagen konnte, wenn sie keinen ordnungsgemäßen, Wort für Wort korrekten Eid geschworen hatten. Und.. erstmals kam mir dabei (ich weiß auch nicht, warum..) der Gedanke, dass ja auch ein Opfer wiederholt werden musste, wenn man einen Formfehler begangen hatte. Das war in den Sitten und Traditionen doch eigentlich ziemlich fest verankert, oder? (Ja, so ganz sicher war ich mir da natürlich nicht, weil ich auf uralte Sitten und eingestaubte Traditionen ja sonst eher weniger stand.) Der Kern meiner Frage heute unterschied sich jedoch nicht vom Kern meiner Frage vor etwa einem Jahr:


    Was waren die Konsequenzen für das Ablegen eines nur fehlerhaften Amtseides? - Gab es Konsequenzen?

    Sim-Off:

    Ich will nur sagen: Hallöle! Ich bin noch da und warte. ;)


    Eine leichte Brise wehte mir irgendeinen ganz komischen Geruch in die Nase. Ich nieste. Dann blickte ich an mir herunter und sah, dass jetzt (nach dem Windstoß, nicht dem Niesen) nicht mehr alles so saß, wie es sitzen sollte. "Du, da!", winkte ich mir schnell nochmal einem meiner Dienerlein heran und ließ hier und dort ein paar klitzekleine Korrekturen vornehmen. So merkte ich glücklicherweise nichts davon, dass mein Ankündiger an der Tür es offensichtlich mit einem unfähigen, weil gnadenlos langsamen Türöffner zu tun hatte. (Und ich war ein eingeladener Gast! - Wie man hier wohl mit unangekündigten, spontanen Besuchern verfuhr?)

    Nachdem sich auf dem Weg hierher meine beiden Freundinnen Paula und Tusca gleich mehrfach auf meine Kosten amüsiert hatten, war Paula als meine Pronuba ja in der Casa Iulia, um sich um mein neues Ehebett zu kümmern. * Unterdessen beteiligte sich Tusca (mit wenig Erfolg) am Kampf um die Weißdornfackel. Und kaum waren meine beiden Freundinnen nicht viel später wieder vereint, da wra ich es, die in der Casa Iulia verschwand.. und heute bestimmt auch nicht mehr hier herauskommen würde.


    Sim-Off:

    * Jaja, ich weiß, dass ich da schon wieder mal meine beiden Busenfreundinnen durcheinander gehauen habe. Ist mir ja nicht zum ersten Mal passiert, dass ich Tusca fälschlich als meine Pronuba betitelt hab.
    Sobald die 15 Minuten zum Editieren (hoffentlich) wieder abgeschafft sind, werd ich diese Fehler natürlich gleich ausmerzen. ;)


    Also war es dann nun wieder ganz und gar an der Pontierin und der Titia sich ein neues Klatsch- und Tratsch-Opfer zu suchen. Und was sollte man sagen? Sie mussten sich nicht lange umschauen, um fündig zu werden: "Du sag mal, ist das da drüben nicht der Kerl, der vorhin noch neben uns stand? Dieser.. hier.. Helvidius?", wollte Tusca wissen und zeigte auf den Mann, der sich gerade mit einer Frau im Schlepptau von der Gästeschar zu entfernen schien. "Da musst du wohl etwas missverstanden haben, meine Liebe. Fausta ist mit den Helvetiern verwandt und nicht mit irgendwelchen Helvidiern!", gab sich Paula besserwisserisch. "Einerlei! Ich seh nur, dass der da gerade eine andere Frau abschleppt! Und das, wo wir uns doch vorhin noch so prächtig unterhalten hatten!" Das war wenigstens Tuscas Sicht auf die Dinge. "Ach, naja..", wollte die Pontierin schon beruhigend beginnen, bevor sie ihre Stirn irritiert in Falten legte. "Moment! Ist das nicht diese Quintilia aus den Thermen, die der da hinter sich herschleift?" Paula nahm schockiert die Hand vor den Mund. "Ihr Götter! Meinst du etwa die Quintilia, die mit diesem seltsamen Ritter Germanicus verlobt ist?" Denn erschienen waren die Quintilierin und der Germanicer ja gemeinsam. (Im Gespräch mit mir würde sich später sogar herausstellen: Die Quintilia war auch nur als seine Begleitung überhaupt eingeladen!) Paula nickte stumm. Daraufhin nahm auch die Titierin gespielt schockiert ihre Hand vor den Mund.


    Nicht erst als allerletzte, aber trotzdem doch als zwei der letzten Gäste verabschiedeten sich eine ganze Weile später Paula und Tusca aus der Gesellschaft. Bei unserem nächsten Treffen in den kommenden Tagen würden sie mir einiges zu erzählen haben.... Und ich würde dann zwei böse Briefe schreiben.

    Meine Hochzeit war im Prinzip gerade erst vorbei, da sah ich mich aus gleich mehreren Anlässen heraus genötigt mich mal wieder bei meinen beiden helvetischen Cousins (denen hier in Rom, denn der Centurio aus Germanien hatte nach seinem letzten Brief definitiv auf absehbare Zeit keinen guten Stand mehr bei mir!) ein wenig Post zukommen zu lassen:



    SERGIA FAUSTA



    Ad Marcum Helvetium Commodum
    Villa Urbana Helvetia
    Rom - Italia



    Fausta Marco suo s.d.


    Wie geht es dir, mein lieber Vetter? Ich hoffe doch, gut. Und wie laufen die Geschäfte? Ich nehme an.. schlecht..?!?


    Es tut mir Leid, wenn ich etwas direkt bin mit meinen Worten, aber du solltest mittlerweile wissen, dass ich gerne einfach sage, was ich denke. Und ich denke, dass deine kürzliche Werbung auf den Märkten für deinen und meinen Fisch nicht sehr angebracht war. Überhaupt nicht.
    Ich verspreche dir, sollte man dich irgendwie dafür belangen, von wegen dass du gegen die Lex Mercatus verstoßen hättest, indem du deinen Marktschreier hast Dinge schreien lassen, die den germanischen Fischhändlern vielleicht etwas sauer aufgestoßen sind, dann bekommst du durch deine eigenmächtige Verwicklung meines guten Namens in diese ganze Sache gleich noch eine Klage obendrauf!


    Aber nochmal, entschuldige bitte mein Temprament. Denn es gibt einfach so viel, das mich zur Zeit ärgert. Ich schreibe dir nämlich auch, um dich darüber in Kenntnis zu setzen, dass unser lieber Vetter Tiberius, Tiberius Helvetius Varus, dass der dabei gesehen wurde, wie er meine Hochzeit Hand in Hand mit Quintilia, der Verlobten des Eques Germanicus Aculeo verließ. Unabhängig davon, was danach vorgefallen ist oder hoffentlich eben auch nicht, wird dir hoffentlich bewusst sein, welches unschöne Licht (um nicht zu sagen: welchen tiefschwarzen Schatten!) dieses Verhalten unseres Vetters auf mich, auf dich und auf eure Gens wirft.
    Verflucht nochmal, der Germanicus ist ein Freund meines Mannes, er ist ein Verwandter der beiden Senatoren Germanicus Sedulus und Germanicus Avarus! Und die ihrerseits sind mit den Iuniern beziehungsweise Decimern verbunden! Hast du eine Vorstellung davon, was dieses kleine Abenteuer uns alle kosten könnte?! Alles! Marcus, ich erwarte von dir, dass du dir Tiberius einmal gehörig zur Brust nimmst und ihm klarmachst, dass er sich A. angemessen bei den Germanicern zu entschuldigen hat, am besten sogar bei allen dreien! ..dass er sich B. in Zukunft von dieser Quintilierin fernhalten sollte! ..und dass er sie C. in unserem und vor allem seinem eigenen Interesse diskreditieren und hauptverantwortlich für diesen Skandal machen sollte!


    Oh, ja, du hast richtig gelesen: Ein Skandal ist das! Und ich sage dir aus tiefster Überzeugung, dass ich sogar glaube, dass es wirklich nicht Tiberius' Schuld war, da hineingeschlittert zu sein. Denn wieviel hatte er getrunken? Und von meinen.. Genussmitteln hat er doch sicherlich auch etwas genommen?
    Diese Quintilia auf der anderen Seite ist eine ungehobelte, infame Giftnatter! Ich traf sie einst in den Thermen, wo sie meinte meinen Freundinnen und mir ihre Sklavin als Freundin vorstellen zu müssen! (Wahrscheinlich gehört sie sogar zu dieser Christianer-Sekte!) Sie war hochoffiziell nur als Verlobte des Germanicers zur Hochzeit geladen und als solche auch erschienen. Sich dann, nur um sich zu rächen und meine Hochzeit zu skandalisieren, einem meiner Verwandten an den Hals zu werfen, nachdem der schon so hackedicht war, das ist fast schon kriminell!


    Mach Tiberius das mit allem nötigen Nachdruck bitte klar! Und denke dabei daran: Es hat dieses Mal Tiberius getroffen. Sie hätte ihre wilden Klauen aber auch genauso gut in dein Fleisch rammen können...!


    Kurz noch eine letzte Sache: Meine Hochzeitsnacht war vieles.. nur ganz sicher nicht enttäuschend! Ja, es war sogar die beste Nacht, die ich je hatte! - Ich hoffe, dass ich deine Neugier damit zur Genüge gestillt habe und mir irgendwelche Anspielungen auf die Schlafzimmeraktivitäten mit meinem Mann zukünftig erspart bleiben! Du willst mich nämlich nicht wütend erleben, glaube mir....


    Grüß die Götter, wenn du sie siehst!
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    ANTE DIEM V ID IUN DCCCLXIV A.U.C.
    Casa Sergia | Rom | Italia


    So, damit hatte ich den ersten Kopf hoffentlich wieder etwas gerade gerückt! Denn neben dieser Werbungs-Geschichte war mir doch vor allem Commodus' Verabschiedung an meinem Hochzeitstag echt sauer aufgestoßen. Für mich gab es nämlich eine ganz feine, aber absolut klare Grenze zwischen den Dingen, die zwischen meinem Vetter und mir passiert waren und passierten, und denen, die zwischen meinem Marcus und mir passiert waren und passierten. Und diese Grenze hatte Commodus mit seinem Kommentar über die Nacht mit meinem Marcus klar und deutlich übertreten. Diese Nacht ging ihn nichts an! (Und wie ich an anderer Stelle bereits gedanklich geäußert hatte, hing meine Meinung nicht selten von den Umständen ab, unter denen ich danach gefragt wurde. Kurzum: Es war für diesen Brief hier völlig egal, ob meine Hochzeitsnacht wirklich gut gewesen war oder nicht. Meine Antwort fiel unter diesen äußeren Umständen stets so aus, wie geschrieben stand.)



    SERGIA FAUSTA



    Ad Tiberium Helvetium Varum
    Villa Urbana Helvetia
    Rom - Italia



    Fausta Tibero suo s.d.


    Wie geht es dir, mein lieber Vetter? Hast du dich noch gut und nett amüsieren können auf meiner Hochzeit, nachdem mein Marcus und ich uns zurückgezogen hatten?


    Butter bei die Fische: Meine Freundinnen Paula und Tusca haben mir alles erzählt. Tiberius, sie, diese beiden notorischen Klatsch- und Tratschtanten, haben gesehen, wie du Hand in Hand mit der Verlobten des Ritters Germanicus Aculeo die Feier verlassen hast. Ich hoffe fast für dich, dass du selbst dich nicht mehr daran erinnerst.
    Denn Tiberius, ist dir klar, was du da gemacht hast?? Die Quintilia war als Verlobte des Germanicus eingeladen! Als Verlobte! Und dieser Germanicus ist nicht nur ein guter Freund meines Mannes, sondern ist ganz zufällig nebenbei auch mit den beiden Senatoren Germanicus Sedulus und Germanicus Avarus verwandt! Und unter deren Dach leben auch eine Iunierin und eine Decima! (Naja, also zumindest haben die Ehefrauen aus diesen Gentes.) Tiberius, siehst du die Kreise, die deine Unachtsamkeit zieht? Siehst du die Konsequenzen, die mir, dir und deiner Gens damit nicht nur von Seiten der Germanicer drohen? Tiberius!


    Für dich und mich und für den Namen deiner Gens musst du dich bei Germanicus Aculeo und den beiden Senatoren aus dessen Gens entschuldigen. Schreib ihnen, besuch sie und beschenke sie am besten reichlich! Mach ihnen klar, dass du kaum zurechnungsfähig warst, weil du viel getrunken und geraucht hattest! Sag ihnen, dass die Quintilierin das hemmungslos ausnutzte, um dich zu verführen! Mit ein wenig Schmeichelei kannst du die Germanicer vielleicht sogar davon überzeugen, dass sie froh sein können, dass diese Quintilia mit ihrem schwer zu tadelnden Verhalten ihr Verlobungsversprechen gebrochen und ihre Verlobung mit dem Germanicus gelöst hat.
    Denn Tiberius, ich sage dir, dass die Quintilia die Schuld voll und ganz auf dich schieben wird! Seit ich sie nämlich vor längerer Zeit in den Agrippathermen kennengelernt habe, plant sie sich an mir und meinen Verwandten zu rächen dafür, dass ich unserer Gesellschaft damals die Augen geöffnet habe: Diese Frau weiß nämlich offenbar nicht, wo eine Römerin steht und wie sie sich benimmt! Tatsächlich hat sie sich mit einer Sklavin auf eine Stufe gestellt! Und seit ich ihr Missverhalten damals zur Rede gestellt habe, seitdem hasst sie mich. Da bin ich mir sicher. Und deshalb weiß ich auch ganz, ganz sicher, dass es kein Versehen ihrerseits war, dass sie sich als Verlobte eines Gastes einfach an einen meiner Verwandten ranschmeißt, sobald der nur benebelt genug war! Tiberius, ganz egal, was sie dir an diesem Abend erzählt hat: Sie hat dich benutzt, um meine Hochzeit mit einem Skandal enden zu lassen und mir zu schaden!


    Deshalb rate ich dir nochmal dinglichst, dass du den Gang zu den Germanicern antrittst. Lass nicht zu, dass sie dich und deinen Kopf für etwas hinhängt, wofür du im Grunde doch nichts kannst! Lass dich nicht von ihr zum Opfer ihrer miesen kleinen Intrige machen! Im Namen meiner verstorbenen Mutter, im Namen von Helvetia Laevina fordere ich dich auf, dass du dafür sorgst, dass diese Giftnatter genau das bekommt, was sie verdient: Die ganze Verachtung durch die Germanicer, die Verachtung der Iulier und Sergier, und vor allem die tiefste Verachtung der Helvetier! Halt dich von ihr fern, wenn dir etwas an mir, an unserem Vetter Commodus, der die germanicischen Stimmen im Senat sicher gut gebrachen kann, an deiner Gens und nicht zuletzt auch an deiner eigenen Karriere liegt!


    Ich wünsche dir den Beistand der Götter, wenn du deinen und den Namen meiner Mutter wieder reinwäschst!
    Vale bene!


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    Sergia Fausta
    ANTE DIEM V ID IUN DCCCLXIV A.U.C.
    Casa Sergia | Rom | Italia

    ..genossen meine Fischer am Fuciner See einen arbeitsfreien Tag. Warum? Offiziell natürlich, damit sie heute dabei sein konnten, wenn vom amtierenden Praetor geleitet.. hier in Rom die Ludi Piscatorii zu Ehren des Vater Tiber begangen wurden. Und inoffiziell natürlich, weil zu diesem festlichen Anlass eh der gesamte heute gefangene Fisch am Tempel des Vulcanus verbrannt wurde. Kurzum: Als Unternehmerin sah ich es ja gar nicht ein, dass ich meine Arbeiter dafür bezahlte, dass sie Fisch fingen, der am Ende eh nur geopfert und verbrannt werden würde - ob nun hier in Rom oder in Alba Fucens.


    Aber hatte ich wirklich allen meinen Angestellten meines Fischerei-Betriebs frei gegeben? Tja....


    Liebe Leut' auf euren Tisch
    gehört eindeutig viel mehr Fisch!


    Stammte dieser Spruch an einer der Wände auf einem der Märkte etwa von einem meiner Angestellten?


    Fisch - gesund und lecker - und für jeden finanzierbar!
    Und der Fisch aus Italia ist sogar besonders frisch!


    Oder war dieser direkt darunter stehende Aufruf indirekt auf meinem Mist gewachsen? Tja, wer könnte das schon sagen? Aber das war ja auch nicht wichtig, oder? Denn recht hatten die Schreiber beider Sprüche, fand ich. Und ich wollte gar nicht daran denken, wie viele Römer hier in Rom Fisch aus Germanien oder Griechenland kauften! Beziehungsweise: Ich wollte nicht wissen, wie lange der schon unterwegs gewesen war, bis er nach langer Reise auf einem der Märkte Roms landete.... frisch.... janee, schon klar. Und billig.... weisse Bescheid!

    Aus dem Mund des Consulars klang die Antwort irgendwie ganz logisch. "Das wird es sein.", stimmte ich ihm also einfach mal zu und legte ein Lächeln auf, als er sich bei mir bedankte. "Wann habe ich zuletzt von ihm gehört?", wollte der Purgitius dann von mir wissen. "Nun, ich warte zur Zeit noch auf seine Glückwünsche zu meiner Hochzeit, zu der ich ihn natürlich trotz allem eingeladen hatte." Auch wenn ich schon damals damit gerechnet hatte, dass er nicht kommen würde. "Man muss eben einfach noch Geduld haben. Denn die Gesundheit meines Onkels hat natürlich Priorität und geht auch vor jede Korrespondenz.. selbst die mit der liebsten Lieblingsnichte.", antwortete ich vielsagend an der Frage vorbei und versuchte mit meiner Körpersprache klarzumachen, dass ich natürlich mich selbst in der Position der liebsten Lieblingsnichte befindlich sah. Onkel Kaeso hatte das zwar so ganz sicher noch nie zu mir gesagt, aber ich fand, dass ich es mir mittlerweile echt verdient hatte und erwarten durfte, dass ich die liebste Lieblingsnichte aller meiner Onkel (diesen Spinner Agrippa mal ausgenommen) war!
    Kurz schwieg ich. "Auch wenn ich natürlich nicht deine Klientin bin, möchte ich dir übrigens sagen, dass du dich jederzeit mit allem an mich wenden kannst. Wenn ich dir irgendwie eine Hilfe sein kann, dann werde ich für meinen Onkel gerne versuchen sie dir zu sein.", streckte ich meinem Gast dann einfach mal verbal die Hand entgegen. Mal sehen, wie er darauf reagierte.

    Ja, mit guten, edlen Muscheln konnte man mich schon kriegen.. wie generell eigentlich mit allem, was irgendwie schick, fesch, in und/oder teuer war. Aber so war ich eben und da stand ich auch zu. - Ganz im Gegensatz zu meinem bisweilen intriganten Spiel mit (logisch!) natürlich alles andere als offenen Karten! Dementsprechend schlichen sich sofort und unweigerlich auch skeptische und misstrauische Züge in meinen ansonsten doch versucht freundlichen Blick, als Commodus irgendwie auf "Freiheit und Macht" als Trinkspruch kam. Denn klar, war er frei (er stand unter keiner Vormundschaft eines Vaters oder Großvaters mehr) und hatte bestimmt auch Macht (allein sein Landbesitz zeugte ja davon!).
    Aber ich?? "Wie du meinst: Auf die Freiheit und die Macht.", stimmte ich ihm nur sehr verhalten zu und lächelte schmal. Mein Vetter konnte doch unmöglich wissen, dass ich Onkel Messalla vergiftet hatte (er erholte sich ja gerade irgendwo auf dem Land davon), um meinen Großonkel Faustulus zum Vormund zu bekommen. (Nebenbei gesagt: Onkel Messalla hatte es aber auch wirklich darauf angelegt, indem er dieses Soldatensöhnchen eines Onkels, diesen Agrippa, in Schutz genommen hatte!) Nein, aber woher sollte Commodus das wissen? Onkel Messi war noch auf dem Land und hielt selbst zu uns in der Casa Sergia nur spärlich Kontakt. Und Onkel Agrippa war ein Spinner, den man als denkender Römer einfach nicht ernst nehmen konnte. Naja, und Severa und diese Clara.. die waren beide so liebe Frauchen, die würden, selbst wenn sie unter Umständen einen Verdacht gegen mich hätten, bestimmt mit niemandem darüber plaudern!


    Dann vielleicht dieser Unfall mit diesem nicht ganz rund laufenden Catilina? Ich überlegte kurz. Aber mal ehrlich: Schon als der zu uns in die Casa Sergia gezogen war, hatte der nicht mehr alle Latten am Zaun. Dass der dann vermeintlich an seinem Dachschaden gestorben war, das hatte bisher keine Fragen aufgeworfen und das würde erst recht auch jetzt sicherlich keine Fragen mehr aufwerfen! Die Sachlage war ja schließlich klar und ich hatte ja darfür gesorgt, dass mich niemand an seinem letzten Tag zusammen mit ihm gesehen hatte. Da könnte mich Onkel Agrippa zehnmal verdächtigen! Es gab, erst recht nach so langer Zeit, keine Beweise (mehr). Und Onkel Agrippa war und blieb ein Spinner!
    Also blieben noch meine dunklen Geschäfte, von denen Commodus gehört haben könnte oder die Sache mit der Erpressung meines Verlobten. (Schon irgendwie erschreckend, wie viel sich in so kurzer Zeit doch angesammelt hatte.) Aber ernsthaft: Dass sich mein Marcus ausgerechnet meinem Vetter Commodus anvertraut hatte?? Kannten sich die beiden überhaupt? Nein, ich konnte mir das nicht vorstellen! Und Cleo und Agrippina hatten mir auch nichts erzählt, dass ihnen irgendeiner meiner vorwiegend Kundinnen und auch einigen Kunden verdächtig vorgekommen wäre. (Und ich hatte die beiden natürlich darüber aufgeklärt, wer zu meinem näheren Umfeld gehörte! In solchen Fällen wollte ich nämlich immer informiert werden!)


    Kurzum: Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, wovon genau Commodus da sprach. Ich senkte also mein Weingefäß langsam wieder, nachdem ich sicherlich auffällig lange mit nachdenklichem Blick an dem Weißwein genippt hatte. "Wobei ich so richtig frei ja überhaupt nicht bin, auch wenn mein Großonkel Aulus eigentlich ein ganz.." Zu meinen Freundinnen hätte ich jetzt leger "chillig" gesagt. "..erträglicher Tutor ist. Keine Ahnung, wie das wird, wenn ich erstmal verheiratet bin." Denn dann hätte ich zwar die Chance auf das Ius Trium Liberorum, das mich von der Geschlechtsvormundschaft befreite, aber solange ich keine Witwe oder so wäre, wäre ich ja selbst dann noch von echter Freiheit weit entfernt! (Wenigstens aus Sicht all jener, die von meiner Erpressung nichts wussten.)
    Und Macht? "Und so mächtig ist eine Präfektin des Postdienstes von Italia nun sicherlich auch nicht, obwohl ich mir natürlich erhoffe, dass mich das einmal für den Ritterstand qualifizieren wird.", stapelte ich ein bisschen tief, weil mich dieser Trinkspruch doch ein bisschen verunsichert hatte, auch wenn ich das natürlich nicht zugeben wollte. Ja, dabei beließ ich es fürs erste erstmal.


    Ich griff nach noch einer Muschel und schlürfte sie aus, während mich Commodus scheinbar zum Thema Mode befragen wollte. Ein bisschen irritiert legte ich die leere Muschel auf dem Tablett ab. "Also zunächst mal würde ich mich niemals an einem Consul oder, nichts gegen diesen Duccius, aber einem Halbbarbaren orientieren, wenn es um Mode geht.", belehrte ich meinen Vetter freundschaftlich. Denn mal ehrlich: Mode hieß Kultur! Und Kultur war definitiv römisch oder vielleicht noch griechisch-alexandrinisch. Unter keinen, aber auch wirklich keinsten Umständen war Mode germanisch. Diese Wilden im kalten Norden tanzten doch fast alle noch abends ums Feuer nach dem Motto: "Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich in kleinen Kugeln sch....ß!" Mit Kultur war da doch nicht viel, geschweige denn mit Mode. "Stattdessen solltest du, wenn du dich modisch kleiden willst, am Kaiser selbst orientieren; und zwar nur an ihm!" War bei uns Frauen ja nicht anders, nur dass wir uns da natürlich nach seiner Gattin zu richten hatten. "Am besten natürlich, wenn du dich dann am Kaiser orientierst, wenn auch seine Augusta offensichtlich mit seinem Erscheinen zufrieden ist. Denn wäre ich in ihrer Position, dann kannst du aber wissen, dass die Tage seiner Gesichtsbehaarung aber sehr, sehr bald vorüber wären.", kam ich mit ernster Miene zu meiner Meinung über diese Unsitte, die sowas in meinen Augen war.
    Ich nahm noch einen Schluck Wein. "Denn weißt du, es ist doch so: Der Cornelius trägt doch nur deshalb einen Bart, weil er sich so modisch besser vom Vescularius, dem Usurpator, absetzen kann. Denn ich meine, schau dir die Bildnisse der beiden an! Besonders viele Haare auf dem Kopf haben oder hatten sie ansonsten beide nicht!" Das musste man ja mal ehrlich sagen. "Und da kannst du dir dann auch gleich selbst die Frage nach Valerianus beantworten: Der hat letztlich nicht nur politisch, sondern auch modisch komplett darin versagt, sich positiv vom großen Iulianus abzuheben. So Leid es mir tut." Ich zuckte mit den Schultern. "Kurzum: Ein Bart macht eben noch lange keinen Weisen. Das sieht man immer wieder.", fasste ich zusammen, bevor mir Commodus noch mit den Begriffen "Griechen-" oder "Bildungsbart" um die Ecke kam. Und wieder griff ich zu einer Muschel und schaute ihn kurz an. "Aber keine Sorge, dein Gesicht darf am Ende des Tages natürlich schon auch ein bisschen kratzen und.. männlich sein." Lächelnd nahm ich die Muschel in nur eine Hand und strich meinen Vetter mit der anderen aufmunternd über seine raue Wange. Dann konzentrierte ich mich aber wieder voll und ganz auf meine Muschel und begann sie genüsslich auszuschlürfen....

    Also, ich gehörte ganz bestimmt nicht zu den Menschen, die auch nur irgendeinen Gefallen am Klettern oder Wandern fanden. Wofür gab es schließlich Kutschen und Sänften? - Ich hatte also noch nie (wozu?) irgendeinen Gipfel erklommen. Und trotzdem kannte ich mich mit Gipfelerstürmungen doch soweit aus, dass ich zur Not dazu in der Lage war, genügend echt zu simulieren.
    Ob ich auch eben simuliert hatte? Tja, solange mir niemand in meinen Kopf gucken konnte, war ich wohl die einzige, die die wahre Antwort darauf wusste. Denn natürlich könnte man mich jederzeit danach fragen. Je nachdem, mit welchen Konsequenzen ich bei einem "ja" oder "nein" zu rechnen hätte, wäre es allerdings sehr wahrscheinlich, dass meine Antwort sich genau nach diesen zu erwartenden Konsequenzen richtete. - Die Wahrheit? Die Wahrheit war etwas für Weicheier, weil die Wahrheit nämlich eh immer im Auge des Betrachter lag. Meine logische Konsequenz daraus: Ich drehte und wendete solange meinen Blickwinkel, bis mir die Wahrheit, die ich dadurch sah, gefiel und passte! Punkt.


    Ja, und es war dann auch genau dieser Punkt, der mich dazu bewegte, anschließend meine eigenen Gedanken erstmal für mich zu behalten. "Gerne.", antwortete ich meinem Vetter also und lächelte, statt ihm ins Gesicht zu klatschen, dass das hier kein Date war und ich ihn oder überhaupt irgendeinen Verwandten niemals heiraten würde. Nebenbei gesagt fand ich, dass jedes Klammern auch immer ein totaler Abtörner war - ganz egal, warum man klammerte: Wer aus berechnenden Motiven klammerte, war einfach nur verzweifelt und das fand ich definitiv unsexy. Und wer aus gefühlsduseligen Gründen klammerte, war.. keine Ahnung.. schwachsinnig? Schwachsinnig und peinlich. Schwachsinnig und peinlich und genauso unsexy.
    Ein kleines Tablett wurde Commodus und mir gebracht. Darauf befanden sich Weißwein, Obst und.. Muscheln! "Sehr gerne!", erklärte ich und griff vorfreudig nach den Muscheln. Denn ich liebte Muscheln! "Hüchhhhhhhkkkkkkkt.", schlurfte ich die erste Muscheln auch sogleich aus. Dann griff ich nach dem Wein: "Worauf trinken wir?" Auf die gefährlichen Ebenen der Modefragen? Ich grinste in mich hinein. Darauf wahrscheinlich nicht.

    .. so wollt ichs haben, so sollt es sein.


    Zwar hatte mich die consulare Einladung nur über einen Nachsendeauftrag in der Casa Iulia erreicht, aber das war ganz offensichtlich etwas, das mich nicht verwundern durfte, nachdem mir zu Ohren kam, dass auch der Consular Purgitius mich vor unserem Gespräch im Haus meines Gatten erst noch in der Casa Sergia zu erreichen versucht hatte. Ich meine, mein weiblicher Verstand wollte mir einbläuen, dass die beiden meine Hochzeit besucht und dann doch sicherlich auch etwas von dem Brautzug mitbekommen hatten, oder nicht? Nicht dass ich (auch und gerade im nüchternen Zustand) sonderlich viel auf solche eingestaubten Traditionen und religiösen Ritualen gab, aber wie viel offensichtlicher hätte ich meinen Umzug in die Casa Iulia noch machen können??
    Aber gut, seis drum. Der Decimus stand schon vorher nicht an der Spitze meiner Beliebtheitsskala und würde an diese Stelle (die nach seinem gewagten Auftritt auf meiner Hochzeit übrigens ein anderer decimischer Adler weitaus jüngerer Generation einnahm) auch so schnell nicht gelangen. Und ich war ja auch (jetzt) nicht hier, um hier nun groß Stunk zu machen oder mich zu beschweren, zumal auch auf meiner schwarzen Liste ein wieder anderer Decimer die Poleposition einnahm. Nein, ich kam heute hierher aus ein paar anderen Motiven....


    Meine Sänfte setzte am Tag meiner Einladung vor der Casa Decima Mercator ab und sofort eilte sich einer meiner Sklaven zum Eingang, anzuklopfen und dem Öffnenden mit den Worten "Sei gegrüßt. Die Praefecta Vehiculorum Sergia Fausta ist hier, um auf Einladung mit dem ehrenwerten Consular Decimus Livianus zu sprechen." mein Erscheinen pflichtgemäß anzukündigen. Unterdessen ließ ich mir von zweien der übrigen drei Sänftenträger (einer nahm meine rechte Hand, einer meine linke) aus der Sänfte helfen, bevor ich in meinem wie immer körperbetont eleganten und nicht mit meinen Reizen geizenden Dress ganz gelassen meinem unfreien Ankündiger zur Eingangspforte folgte.

    Sim-Off:

    Bestechung! Bestechung! 8o Du glaubst wohl, damit kannst du dir meine Freundschaft kaufen, was? -.^
    Tja, falsch gedacht, meine Liebe! Mit einer Massage von einem süßen Schnuckelchen kommst du da bei mir nämlich nicht besonders weit.... ;):D


    Ja, es war wirklich ein ganz schöner Fußmarsch von der Casa Sergia an der Via Nomentana (das heißt: eigentlich natürlich der Alta Semita, denn die Via Nomentana begann ja erst an der Porta Collina) am Fuße des Quirinal bis hinauf zur Casa Iulia oben auf dem Cispius, der nördlichen Erhebung des Mons Esquilinus. Ständig ging es bergauf (auf der Alta Semita zum Quirinal), bergab (beim Tempel der Gens Flavia nach rechts bis runter zum Vicus Longus), wieder bergauf (von dort weiter geradeaus bis hinauf zum Vicus Collis Viminalis auf dem.. Überraschung: Viminal). Da stand auch die Casa Octavia ganz in der Nähe, ging es mir durch den Kopf. Mit denen war ich ja jetzt auch so halb verbunden.
    Aber weiter im Text: Dann ging es noch einmal geradaus weiter, runter bis zum Vicus Patricius, wo man auch irgendein Wasser dahinplätschern hören konnte. Und dann mussten wir alle nochmal weiter geradeaus bergauf, um die Casa Iulia zu erreichen. Es war also wirklich ein Auf und Ab und Auf und Ab! Aber vielleicht stimmte das meinen Marcus ja schonmal ein bisschen ein auf unsere Hochzeitsnacht.. Ich grinste genüsslich in mich hinein. Nebenbei hörte ich mir an, dass die Tiberia auch keine Ahnung hatte, ob es auch richtige Strafgesetze gegen solche reinen Männervögeleien gab und sah dabei zu, wie die Patricia trotz meines Rates noch immer mit dem falschen linken Kerlchen vor uns flirtete. (Aber musste sie dafür auch den guten Wein verschütten?!)


    Naja. Unser Gespräch setzte sich fort und die Tiberierin schlug ein zu unserem jetzt gemeinsamen Plan! "Ich mir auch!", pflichtete ich ihr dann vergnügt bei, während ich an die dumme Fratze dachte, die dieser "Faustus" wahrscheinlich machen würde, wenn wir ihn hochgehen ließen! "Und ich bin mir sicher, dass du den Teil mit dem Sklaven geregelt kriegst.", nachdem ich hier immerhin ja ganz allein die Denkarbeit für unser Vorhaben geleistet hatte. "Du bist doch schließlich eine wohlhabende Patricia, nicht?", schmierte ich ihr aufs Brot und merkte, wie mir dabei selbst ganz schlecht wurde. Sie, die Neureiche, als Patrizierin zu bezeichnen, wo mir, als Sergierin und Nachfahrin des Sergestus, dieser Titel viel eher zustand! Oder war das nur der viele Wein, der sich schon bemerktbar machte? Ich hatte keine Ahnung.


    So erreichten wir also am Ende des Brautzuges die Casa Iulia. Ich ließ Marcus sich in unserem Namen nochmal bei den Hochzeitsgästen bedanken für deren zahlreiches Erscheinen, die Glückwünsche und natürlich die Geschenke, bevor wir den Kampf um die Weißdornfackel eröffneten. Ich weiß nicht, wer dieses angeblich Glück bringende Dinge am Ende gewann. * Auf mich wartete ja noch ein ganz anderes Ritual: Der Türpfosten wollte mit Öl gesalbt und mit Wolle umwickelt werden. Das schien mir mindestens genauso sinnfrei wie der Kampf um diese blöde Fackel. Aber seis drum, ich tats. Dann verabschiedete auch ich mich nochmal mit einem freudigen Winken von allen und gab der Tiberia noch ein vielsagendes "Er heißt übrigens Iullus.. der Linke." mit auf den Weg. Danach hatte mein Marcus dann die Ehre, mich über die Schwelle zu tragen, der wahrscheinlich erste Brauch heute, dessen Sinn und Zweck ich verstand: Nach erst diesem Weinkonsum, dann dem Genussmittelchen und dann noch diesem elend langen Fußmarsch, wäre ich mir auch selbst nicht mehr sicher gewesen, ob ich so ganz stolperfrei den Weg in mein neues Cubiculum bewältigt hätte.


    Sim-Off:

    * Die antike Form des Brautstraußwerfens: Ihr alle, liebe Gäste, dürft gerne darum kämpfen, wenn ihr wollt.
    Wenn nicht, dann würde ich sagen, dass nach diesem hübschen Gespräch Lucia die Fackel bekommt. Sim-off hörte ich, bist da ja sogar schon verlobt, nicht wahr? 8)

    Nach dem Brautzug und noch während die übrigend Hochzeitsgäste um die Weißdornfackel kämpften, war meine Freundin und Pronuba Paula bereits in die Casa Iulia geschlichen, um - ganz nach römischer Sitte - Marcus' und mein gemeinsames Ehebett herzurichten. Doch als sie die Casa wenig später wieder verlassen hatte, fehlte trotzdem (auch wenn es vermutlich niemandem weiter auffiel) noch immer einer der Gäste: Sein Name war Mamercus und ich hatte schon vorhin ein Auge auf ihn geworfen, als er noch rechts neben dem Fackelführer lief....


    Unnachgiebig, denn heute war ja immerhin meine Hochzeitsnacht, ließ ich nicht mit mir reden und zerrte meinen Bräutigan hinter mir her bis in unser Zimmer, bis zu unserem Bett, bis zu.. Mamercus, der hier, ich hatte ihn im Voraus dafür bezahlt, schon auf uns wartete.. mit eindeutigen Absichten! "Ich hoffe, du hast kein Problem damit, dass ich Mamercus hier eingeladen habe, unserer Hochzeitsnacht ebenfalls.. beizuwohnen.", erklärte ich Marcus, während ich meinen Schleier abnahm, und grinste. "Er hat dich vorhin in der Casa Sergia gesehen und meinte, dass er.. alles dafür tun würde, um mit uns und.. dir jetzt noch weiter zu.. feiern.", grinste ich Marcus lustvoll an. Dabei stand ich mittlerweile mit meinem Rücken direkt an die Front dieses schicken Mamercus gelehnt, griff mit meinen Händen dessen Unterarme, führte seine maskulinen Hände unter meinen Achseln hindurch und legte sie auf meine Schultern. Ich blinzelte meinen Bräutigam an: "Hilfs du mir und löst für mich diesen Gordischen Knoten?", bat ich dann mit Blick an mir herunter auf meinen kunstvoll geknoteten Gürtel. Meine eigenen Hände waren ja damit beschäftigt, die starken Unterarme des Mamercus zu streicheln, der seinerseits verführerisch an meinem Kopf vorbei zu meinem Marcus schielte. Ich hoffte, nachdem mein letzter Plan so gnadenlos misslang, dass ich hiermit nun Erfolg haben würde.


    Sim-Off:

    Edith sagt: Meine Pronuba heißt Paula, nicht Tusca.