Beiträge von Sergia Fausta

    Wenn sich der Gastgeber und eigene Patron erhob, dann hatte man sich natürlich auch selber zu erheben. Also tat ich genau das, noch während der Decimer sprach. "Natürlich. Sehr gerne.", nickte ich auf sein Angebot hin erstmal ganz unverbindlich. Kurz überlegte ich. "Wenn du möchtest, dann spreche ich mit meinem Mann und wir laden dich.. natürlich gerne auch in Begleitung deiner Verlobten, falls daran ein Interesse besteht.. zu uns in die Casa Iulia ein." Ich lächelte kurz. Dann hob ich abwehrend die Hand, noch bevor der Senator etwas zu meinem Vorschlag sagen konnte. "Also nur falls es ihre Zeit auch zulassen sollte und du überhaupt willens bist, dass sie dich begleitet.", fügte ich noch hinzu, weil ich diese Aelia auf meiner Hochzeit ja nur kurz mal gesehen hatte und ich sie deshalb kaum einschätzen konnte. Und eh sie mir unnötig irgendwie in die Parade fuhr.... Andererseits wäre sie natürlich das perfekte Alibi, um den Decimus mit meinem Mann alleine zu lassen, damit die beiden dann über diesen Mistkerl von "Faustus" ins Gespräch kämen. Kurz gesagt: Es war mir im Grunde eigentlich egal, ob die Aelia nun mitkäme oder nicht. Beidem konnte ich Positives abgewinnen. Beides barg Risiken in sich.

    Und wie überrascht er erst wäre, sollte er jemals die ganze Geschichte hinter diesem Treffen erfahren! "Erstmal nicht, nein.", antwortete ich ihm auf seine letzte Frage. "Und wenn ich außer meinem hoffentlich hilfreichen Tipp" Es sollte ja helfen, wenn man wichtige "Fakten" immer wieder und wieder wiederholte, damit sie sich beim Gesprächspartner festigten. "auch erstmal nichts weiter für dich tun kann, dann will ich dich auch nicht länger von deinen sonstigen Pflichten als Senator und Stadtpräfekt abhalten, Consular.", versuchte ich mir den Decimus am Ende auch noch mit einer kleinen Schmeichelei (was hatte er nicht alles für hübsche Titel, mit denen er sich schmücken durfte!) ein bisschen gewogener zu machen. Eine kleine "vertrauensbildende Maßnahme" konnte man es etwas berechnender auch nennen. Ich lächelte freundlich und zufrieden (letzteres war ich bis zu diesem Punkt wirklich), während ich erwartete gleich entlassen und rausgeschmissen zu werden. Sozusagen.

    Jaaa. Clever gemacht, was? Jetzt musste meine Idee nur noch hübsch "einziehen" und die Gedanken des Senators damit infizieren, dass mein Mann ja wenigstens schonmal ein erster (?) Anhaltspunkt der Suche nach seinem missratenen Sohn wäre. Und mit dem nötigen Quäntchen Glück, das zu jedem guten Plan einfach dazu gehörte, tat der Decimer dann genau das, was ich von ihm wollte, und fragte meinen lieben Gatten über diesen "Faustus" aus. Der erste Teil meiner Idee wäre damit dann umgesetzt. Danach musste ich mir nur noch überlegen, wie ich die Informationen, die ich von Marcus so direkt bestimmt nicht bekommen würde, aus dem Senator hier wieder herauskitzeln konnte.... WENN er mir nicht in seiner väterlichen Fürsorge sogar gleich den Gefallen tat und seinen verlorenen Sohn sofort wieder zurück in die Casa Decima brachte, nachdem er ihn gefunden hatte. (Denn klar ging ich hier selbstbewusst davon aus, dass mein Mann schon ein paar brauchbare Dinge zu sagen hätte, die meinen neuen Patron dann auf die richtige Spur brachten!)
    Aber der kurzfristige Nebeneffekt meines "lauten Denkens" war natürlich auch nicht schlecht. "Natürlich ziehe ich meinen Patron bei einer solchen Angelegenheit ins Vertrauen, wenn ich weiß.. oder vermute, dass ich ihm damit helfen kann.", log ich wie gedruckt mit einem kühlen Lächeln im Gesicht über die Motive meines Vorschlags. In Wahrheit ging es mir natürlich nicht um das gestörte Vater-Sohn-Verhältnis oder die Rückkehr des verlorenen Sohnes in dieses Haus, sondern einzig und allein darum, dass ich wusste, wo der Kerl war, der meine Ehe schon gleich bei meiner Hochzeit so bedroht hatte! - Und weil ich mehr nicht dazu zu sagen hatte (dass ich hier eigentlich und in allererster Linie nur meine Ehe verteidigte, verschwieg ich dem Decimus natürlich, weil ich fand, dass meine Eheprobleme ihn (im Moment) nichts angingen), leerte ich nur mit einem letzten kleinen Schluck noch meinen Becher. Von meiner Seite aus waren wir fertig hier.

    Ich lächelte ehrlich erfreut über den Optimismus, den dieser Consular (!) Purgitius betreffich des Ritterrings, den ich haben wollte, äußerte. "Danke.", kam mir dann auch schneller über die Lippen, als ich darüber nachdenken konnte. Und dann war es auch schon gesagt und ausgesprochen. Naja.


    Es ging an die Verabschiedung. "Nein, ich muss mich bei dir bedanken, dass du mich für diese Auskunft noch einmal persönlich besucht hast!", tat ich bescheiden. Denn er hätte ja wirklich auch nur einen ollen Boten schicken können. "Es war mir eine Ehre und eine Freude, dir weiterhelfen zu können, Consular Purgitius.", reichte ich ihm zum Abschied freundschaftlich die Hand. "Auritulus hier", deutete ich danach auf einen Sklaven mit namensgebend langen Ohren (Was interessierte es mich, dass der eigentlich Duris hieß?), "wird dich noch bis zur Haustür bringen." Denn auf der einen Seite wollte ich den Senator natürlich jetzt nicht einfach sich selbst überlassen auf dem Weg nach draußen. Das wäre unhöflich. Auf der anderen Seite fand ich es aber auch nicht richtig, wenn ich ihn jetzt noch bis zur Tür brachte. "Vale bene.", gab ich ihm zum Schluss noch mit auf den Weg, blieb an meinem Platz stehen, bis der Senator aus meinem Blickfeld verschwunden war und begab mich danach wieder zurück an meine Postunterlagen....

    Äh.. Ups? Das hatte der Senator jetzt anscheinend ein bisschen in den falschen Hals bekommen. Ich sollte mich umhören? Bei meinem Mann? Nach seinem.. was-auch-immer-die-waren? "Naja.. also..", begann ich herumzudrucksen. Denn was sollte ich Marcus erzählen, weshalb ich die Anschrift seines "Faustus" von ihm wissen wollte? Die Wahrheit, dass ich mich an diesem Mistkerl zu rächen gedachte? "Mit allem Respekt, aber meinst du nicht, dass du das lieber persönlich machen solltest? Denn.." Denn was? Denn mir würde er das bestimmt nicht erzählen? Denn ich erzähle dir, Decimus, das hier nur, weil ich dich auf meinen Mann ansetzen will, damit du für mich diese Info sammelst? "Denn ich.. Also ich würde mich schon ein bisschen komisch dabei fühlen, mich so sehr in deine Privatangelegenheiten einzumischen." Wirklich? "Und ich denke, meinem Mann ginge es bestimmt nicht anders.", behauptete ich einfach mal. "Deshalb wollte ich dich eigentlich sogar bitten.. sozusagen als kleinen Dank für meine hoffentlich hilfreiche Idee.. dass du es erstmal für dich behälst, dass ich diese Idee für dich hatte.", erklärte ich meinem Patron und nickte einmal bekräftigend. Nach kurzer Pause fügte ich noch hinzu: "Es ist doch immer etwas anderes, ob man einem Mittelsmann.. oder einer Mittelsfrau" Haha. "etwas erzählt oder ob man direkt mit der Person spricht, die es betrifft. Und ich soll meinen Mann doch auch nicht anlügen und verschweigen, dass du es bist, für den ich mich bei ihm erkundige, oder?", fragte ich ein bisschen provokativ nach und tat so, als wenn mich schon der Gedanke daran, meinen Marcus anzulügen, schockieren würde.

    Sim-Off:

    Live and let die. Ich kann nur Spielsituationen anbieten. Wer nicht will, der hat scheinbar schon.


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    Langweilig, so fand meine Leibsklavin Callisto das, was sie im Regal vorfand. Ein bisschen Griechisch, das in den Ohren meiner Sklavin, die ja einst mit mir zusammen aus Alexandria gekommen war, ein bisschen gestelzt klang. Dazu ein Werk von Cicero, bei dem sich meine Sklavin sogar selbst schon ein bisschen fragte, wie soeine ellenlange Redeanalyse zur Ausbildung einer jungen Frau gehören und beitragen sollte. Und den Rest sparte sich Callisto dann ganz einfach noch genauer zu betrachten, nachdem sie feinsäuberlich die beiden angesehenen Dokumente wieder exakt an den Platz zurücklegte, von dem sie sie genommen hatte.
    Also setzte meine Leibsklavin ihre Suche erstmal unter dem Bett, welches sich der Leere des Raumes zum Trotz sicherlich dennoch dort befand, fort. Doch auch dort gab es nichts zu finden, sodass die nächste Station meiner Sklavin die große Truhe neben dem Fenster war. Kam es Callisto nur so vor oder öffnete sich dieses Ding tatsächlich nur sehr schwer? Nach sechs erfolglosen Anläufen diese Kiste zu öffnen, gab sich Callisto am Ende dann einfach geschlagen und mit dem kleinen Spähblick zufrieden, den sie beim vierten Versuch hatte erhaschen können. (Und da hatte es so ausgesehen, als wenn sich eh nur irgendwelche durchschnittlichen Kleider in der Truhe befanden.)


    Auch diesen Ort also genau so hinterlassend, wie sie ihn vorgefunden hatte, begab sich meine Sklavin abschließend zum Schreibpult. Dort fand sich neben dem üblichen Schreibmaterial eine an mich persönlich gerichtete Nachricht. Offensichtlich hatte die Iulierin nach ihrem respektlosen Verhalten am Vorabend bereits erwartet, dass die Hausherrin.. dass ich.. ein solches Verhalten kaum auf sich beruhen lassen könnte und würde. Doch unterschätzt? Nein, da war sich selbst Callisto gerade nur allzu sicher, dass ich das hier nicht hatte. Denn bislang hatte ich ja noch absolut nichts unternommen, was nicht jede andere solide Hausherrin im Imperium auch getan hätte, wenn sich ein junges, pubertierendes Gör gegenüber einer Autorität (jop: ich war ält..reifer, war die Hausherrin hier, war die Ehefrau ihres Vormunds, war Postpräfektin und genoss die Mitgliedschaft im Ordo Senatorius) nicht zu benehmen wusste!
    Unangetastet, aber gelesen, wandte sich Callisto am Ende nun von dem Pult mit der Wachstafel ab. Klar: Hier gab es gerade wahrscheinlich nichts zu finden. So schlich sich die Perserin also wieder zur Zimmertür: erst horchen, ob die Luft rein war; dann durch einen winzigen Spalt spähen, ob man dem eigenen Gehör auch vertrauen konnte und kurz darauf war Callisto wieder draußen, als wäre sie nie in diesem Zimmer gewesen. Von irgendwelchen Haaren am Türscharnier ahnte sie natürlich nichts. Aber das machte auch nichts. Denn kurz bevor Callisto hinter der nächsten Ecke verschwand, begab sich mit einer Kanne voll Wasser und einer Mimik, die zeigte, wie ungern sie alle Grünpflanzen des Hauses wässerte, Tsuniro ins Zimmer der jungen Iulierin. (Das Haar wäre also eh gerissen.) Und so berichtete mir meine Leibsklavin am Ende des Tages in trauter Zweisamkeit im Prinzip nur, dass sie mir nichts Wesentliches berichten konnte. (Was mich nur darin bestätigte, dass es eine absurde Idee gewesen war, mich meiner Arbeit wegen einmal auf Callisto zu verlassen! Sie war genauso unfähig wie das restliche Sklavenpack.)




    SKLAVE - SERGIA FAUSTA

    Ich musste zufrieden und begierig (denn er hatte einen schönen, jungen und athletischen Körper!) grinsen, als sich Marcus so widerstandslos einfach ins Bett führen ließ. Beinahe schon schien es mir etwas zu einfach, wie ich hier ganz genau das bekam, was ich wollte. Aber auf der anderen Seite bekam ich bisher ja noch immer irgendwann ganau das, was ich wollte! Verwundert oder so war ich über diesen Vorgang also jetzt auch nicht. Und so gab ich dem Mamercus, nachdem ich Marcus' Oberkörper mit meinen Händen ein bisschen erkundet hatte, das Zeichen dafür, dass er loslegen konnte und sollte. (Und natürlich achtete ich darauf, dass im weiteren Verlauf auch mein Marcus "in unbekannte Tiefen vorstieß"!)


    Und was sollte ich sagen? Für den Wein- und Genussmittelpegel, den ich bei Marcus heute abend vermutete, hatte er hier dort eine ganze Zeit lang durchgehalten. Und überraschenderweise hatte ich sogar selbst einmal den höchsten Gipfel erklommen (wobei das natürlich auch daran liegen könnte, dass ich diesen ersten Dreier meines Lebens einfach so unglaublich antörnend fand)! Kurzum: Ich war mehr als nur zufrieden mit dieser Hochzeitsnacht und bedachte den Mamercus, der im wahren Leben nichtmal ansatzweise diesen Namen trug, aus diesem Grund sogar noch mit einem großzügigen Trinkgeld, bevor er sich heimlich aus dem Dienstboteneingang aus der Casa schlich. Anschließend schlief ich mit einem selbstzufriedenen Lächeln im Gesicht neben meinen Gatten ein....

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    Da verließ sie nun also endlich die Casa und das ganze Anwesen, um (und dafür hatte ich ja nur bei der Cena ein bisschen aufmerksam sein müssen) ihren Bruder in den Castra Praetoria zu besuchen. Meine Leibsklavin Callisto beobachtete auf meine Order hin (denn ich selbst war arbeiten und gar nicht da) genau, wie die Iulierin verschwand und wohl für eine ganze Weile lang auch nicht wiederkommen würde. Denn bis man an den Wachen vorbei war und ihr Bruder ausfindig gemacht worden war, bis sie miteinander geredet hatten und sie den ganzen Weg zurück zur Casa Iulia gekommen wäre, da würde doch eine ganze Menge Wasser den Tiber hinunterfließen.


    Unauffällig schritt Callisto den Gang, an dem auch Torquatas neues Zimmer lag, entlang. Sie ging ganz normal an dem Cubiculum der Iulia vorbei. Niemand war im Flur zu sehen. Niemand war zu hören. Dann drehte sie sich um, sah auch in diese Richtung niemanden und eilte mit wenigen flinken Schritten zurück zu Torquatas Raum. Sie klopfte zweimal leise an die Tür, während sie noch ein letztes Mal den Gang in beide Richtungen ausspähte. Aber noch immer erblickte sie keine Menschenseele. Dann ging die Zimmertür auf, Callisto trat ein und schloss die Tür leise wieder hinter sich. Sie atmete einmal tief durch. Der schwierigste Teil war damit erstmal geschafft. Jetzt musste meine Leibsklavin suchen. "Wonach soll ich suchen, Domina?", hatte sie mich schon gestern abend, als ich ihr diesen Auftrag gegeben hatte, gefragt. "Das kann ich dir leider auch nicht so genau sagen. Aber du wirst es wissen, wenn du es gefunden hast.", war meine Antwort gewesen. Und so begann Callisto nun also ihre Suche.. bei dem Regal mit den Schriftrollen. Mal sehen, was da alles so zu finden war; welche Werke welcher Autoren, welche geheimen Briefe vielleicht, welche Urkunden, Abrechnungen oder sonstigen Belege....


    Sim-Off:

    Hier bin ich jetzt natürlich auf dich angewiesen, Torquata. Sag mir, was findet meine Callisto alles für Unterlagen in dem Regal? =)



    SKLAVE - SERGIA FAUSTA

    Sim-Off:

    Da haben wirs doch geschafft, meine kleine Voreiligkeit gut aufzulösen. :D


    Hatten wir etwas Schriftliches??? Ich atmete gerade tief ein, um meine Worte zu sammeln für ein hübsche kleine Tirade. Denn es war ja wohl eine Frechheit, jemanden erst einzuladen und dann seinem Ianitor aufzutragen nur solche Gäste hereinzulassen, die auch eine nie schriftlich gegebene Einladung vorweisen konnten! So vorführen ließ ich mich jedenfalls ganz sicher nicht - auch nicht von irgendeinem noch so wichtigen Kanzleiprokurator!
    Aber da kam er dann doch schon, sagte, dass wir zu ihm gehören würden, und (das Folgende war mit das Wichtigste!) entschuldigte sich auch auf der Stelle bei uns. Daraufhin erhellten sich meine Gesichtszüge. "Das tut mir Leid, aber eine schriftliche Einladung haben wir leider nicht dabei.", erklärte ich dem Wachen, der mich angesprochen hatte, mit im Grund freundlicher Stimme. "Aber ausnahmsweise reicht heute vielleicht auch das persönliche Wort des hohen Procurator selbst?", ließ ich meine Arroganz aber gleich wieder durchscheinen. Wichtigtuer! "Und bevor du fragst: Wir tragen beide weder Schwert noch Rüstung noch sonst irgendwelche Waffen." Ich hob meine Arme an. "Wenn du uns trotzdem darauf untersuchen musst, dann rate ich dir: Ach genau darauf, wo du deine Finger hast.. bei den persönlichen Gästen des hohen Procurator Iunius!"



    Erst im Anschluss an diese unerfreuliche Begegnung mit diesen Prätorianern (Ich wollte mich ja schon immer mal wichtig vor irgendwelchen Soldaten aufspielen!) beachtete ich auch den Procurator selbst: "Salve Procurator Iunius. Iulia Flaminina hier", wies ich auf die Iulierin, "kennst du ja bereits. Sie ist eine Verwandte meines Mannes, des Stadtkohortentribuns Iulius Dives. Deshalb wurde ich mit der Aufgabe betraut, sie heute hierher zu begleiten.", erklärte ich ihm. "Sergia Fausta mein Name, Praefecta Vehiculorum von Italia.", stellte ich mich abschließend wichtig vor und schenkte dem Mann ein selbstgefälliges Lächeln.

    Tja, nur weil ich nicht viel von diesem übermäßigen Gottvertrauen hielt, bedeutete das ja nicht, dass ich nicht wusste, wie man sich auch auf diesem Gebiet einigermaßen gesellschaftskonform bewegte! Schließlich war ich wohlerzogen - auch in religiösen Dingen, was ja auch gut so war, weil ich nicht nur heute, sondern hoffentlich auch noch öfter an der Seite von Marcus in und vor allem dann vor irgendeinem Tempel eine gute Figur machen musste. Senatoren hatten da ja Pflichten, wenn sie irgendwelche Ämter ausfüllten!


    Anschließend also erzählte Marcus seine paar Verse, an deren Ende ich dann endlich auch diese dämliche (nicht: damenhafte) Statuette loswurde. Nur goldig glänzendes Messing war sowieso nicht mein Stil und passte auch einfach nicht zu mir, sodass ich wirklich erleichtert war, dass ich dieses Ding hierlassen konnte. (Zum Vergleich: Bei einer hässlichen Vase hätte ich meine Leibsklavin Callisto wahrscheinlich damit beauftragt, dass sie "aus Versehen" ganz unglücklich gegen das Ding lief, es umstieß oder es sonst irgendwie "versehentlich" zerdepperte.) "Bitte.... also.. danke.", nuschelte ich ein bisschen, während ich das Messingteil auf dem Altar abstellte. Mit einem erleichterten Lächeln wandte ich mich rechts herum wieder zu meinem Marcus.


    Dann war es an der Zeit wieder zu gehen. "Meinst du, sie hat unser Opfer angenommen?", versicherte ich mich auf dem Weg nach draußen bei ihm, dass er auch ja an den Erfolg unseres Opfers glaubte! Und während ich mich von meinem Verlobten nach Hause geleiten ließ, fragte ich mich, was das wohl mit den Namen auf sich hatte: Erst die drei Männer Marcus Iulius Dives, Marcus Decimus Aquila und Marcus Helvetius Commodus - und nun auch noch Caius Iulius C-onstantius und Caius Sergius C-urio. Das konnte doch langsam alles kein Zufall mehr sein, oder? Aber wenn es auch nicht göttlich gesteuert war (und das schien mir sicher!), wessen Hände waren hier dann im Spiel..?

    Ich erhob mich von meinem Platz, als der Consular aussagte, dass er kein weiteres Thema parat hatte. Und dann schien es beinahe, als hätte er doch noch ein Thema in der Tasche. "Naja, was heißt anstrengend?", gab ich einfach mal zurück. "Ich fühle mich als Frau in dieser Position jetzt nicht überfordert, falls du das meinst.", musste ich dann gleich mal klarstellen. "Aber ja, gerade wenn der Posten des eigenen Vorgesetzten so lange vakant ist - mittlerweile ist ja seit dem Ende des Bürgerkriegs doch schon einige Zeit ins Land gegangen - dann spart man sich auf der einen Seite natürlich schon den einen oder anderen zu schreibenden Bericht für den Prätorianerpräfekten. Aber auf der anderen Seite verliert man diese so gewonnene Zeit - und mehr noch als nur die - direkt wieder, wenn man sich sozusagen selbst immer wieder bei der Arbeit über die Schultern schauen und kontrollieren muss." Kurzum: Größere Verantwortung hatte zwingend größere Vorsicht und Sorgfalt zur Folge, die ich an den Tag legen musste. "Und gerade von dieser Mehrbelastung nimmt man natürlich schon auch gerne mal eine Auszeit, wenn sich die Gelegeneit dazu bietet.", sah ich hier keinen Grund, aus dem ich dem Senator gegenüber nicht ehrlich sein sollte.
    Ich lächelte. "Aber natürlich bin auch ich mehr als nur bereit, Rom mit meiner ganzen Kraft zu Diensten zu sein.", gab ich mich ein bisschen patriotisch und verzichtete zugleich auf einen humorvollen Kommentar zu angesprochener Kraft und meinen eher weniger muskulösen Oberarmen. "Deshalb werde ich, sollte meine Erhebung in den Ritterstand Erfolg haben, auch trotzdem nicht eher von meinem Posten weichen, bis ich nicht einerseits einen geeigneten Nachfolger für mich gefunden habe und andererseits der Posten des Prätorianerpräfekten wieder besetzt ist.", versprach ich und meinte das vollkommen ernst. Denn diese Lorbeeren, ein Amt auch in langer Vakanz des Vorgesetzten verantwortungsvoll auszufüllen, die wollte ich ganz; ganz für mich allein haben auf meinem Weg nach oben! (Denn ja, irgendwie sagte ich damit ja auch, dass ich noch nach höherem strebte - mittel- bis langfristig vielleicht einem hübschen Plätzchen auf dem Palatin oder so..? Mir war zu Ohren getreten, dass es da vor Ewigkeiten mal eine Iunia gegeben hatte, der ich ja eventuell nacheifern könnte.)

    Ich nickte verhalten. "Wenn du die Gelegenheit dazu hast, übersende ihm doch bitte meine Genesungswünsche, Decimus. Er hat so viel für mich getan... für uns getan, indem er meinem Mann bei unserer Hochzeit zur Seite stand! Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser.", gab ich meinen kleinen Kommentar zu Aquila ab. Und ausnahmsweise wünschte ich mir sogar wirklich, dass er sich bald wieder erholt hatte. Denn das schicke Date mit ihm in diesem geheimen Edelschuppen, das hatte mir doch eine ganze Menge Spaß gemacht....


    Aber zurück zum Geschäftlichen. "Also wenn du willst, dann..", begann ich und stockte, weil mir das jetzt doch ein bisschen zu direkt für soeine Privatangelegenheit erschien. "Ich meine, dein Sohn ist ja sicherlich nicht einfach ganz uneingeladen auf meiner Hochzeit aufgetaucht.", unterstellte ich ihm seinem Vater gegenüber mal wohlwollend. "Da ich ihn selbst auf meiner Hochzeit zum ersten Mal gesehen habe und er von meiner Seite aus also nicht in den Genuss einer Einladung gekommen sein wird, .." Ich hielt inne und macht eeine rollende Handbewegung, die den Senator zum Weiterdenken meines Gedankens anregen sollte. "Vielleicht weiß ja mein Mann.. Genaueres?", stupste ich ihn trotzdem nochmal ganz explizit darauf. "Wenn du natürlich möchtest, dass ich mich aus dieser Angelegenheit, die mich ja auch eigentlich nichts angeht" Von wegen! "heraushalten soll, dann entschuldige ich mich für diesen Einfall und will auch gar nicht weiter nachbohren!", versicherte ich dem Consular zum Schein. "Ich dachte nur, dass es dir vielleicht helfen und dich weiterbringen könnte.", setzte ich nach kurzer Pause dann nach, um den Decimus vielleicht doch dazu zu bewegen, dass er meine Idee gut fand.

    Ich nickte, als der Purgitius nun ein etwas anderes Licht auf seinen Basar-Ausdruck warf. Ja, das reichte mir an dieser Stelle als Zeichen der Entschuldigung, beschloss ich und konnte meinem Gegenüber daraufhin auch wieder ein etwas entspannteres Lächeln schenken. Kurz darauf dann schloss der Senator das Thema weitesgehend ab. "Eine edle Einstellung von dir.", kommentierte ich seinen letzten Gedanken nur kurz. "Und ich denke, das rundet diese Thematik auch ganz gut ab, oder?" Ich ging mal davon aus. "Wie sieht es aus? Möchtest du sonst noch etwas mit mir besprechen?" Wie sagte er doch gleich? "..mir die Möglichkeit geben, mich noch ein bisschen vor meinem Dienst an Rom zu drücken?", schmunzelte ich leicht und fand, dass mir diese implizierte Wichtigkeit (Dass diese Senatoren auch (fast) alle so toll reden konnten!) nicht schlecht zu Gesicht stand.

    Sim-Off:

    Der Praefectus Vehiculorum leitet und überwacht das Postwesen in einer Provinz. ;)
    => (sim-on) Leute im Postbereich Italias einstellen, ihre Arbeit kontrollieren und unfähiges Personal wieder rausschmeißen.
    => (sim-off) Als zur Zeit einzige Angestellte des Cursus Pubicus befördere ich alle Briefe, die im IR über den Cursus Publicus verschickt werden.


    Bei dieser nicht im Ansatz überzeugenden "Erklärung" der Iulia rollte ich nur stumm mit den Augen. Jeder, dessen (gute) Ausbildung abgeschlossen war, würde wissen, dass eine "genauere Aufklärung" üblicherweise vor allem eine Eigenschaft erfüllte: Sie widersprach NICHT der vorherigen, gröberen Aufklärung. - Aber hoppla, hier lag ja doch ein Widerspruch vor! - Hieß also: Entgegen ihrer letzten Aussage handelte es sich nicht um eine "genauere Aufklärung" der anderen, sondern mindestens (!) eine der beiden "Aufklärungen" war einfach eine Lüge! Ganz simple Logik - und die Logik hatte man mich gelehrt. Kurzum: Die Worte dieser Iulia bestätigten nur, was ich vorher schon ausgeführt hatte. Dieser Freigelassene war kein guter Lehrer - insbesondere auf dem Gebiet der Logik.
    Dann erwähnte diese Iulia die Briefe, die sich ja ach so tiefsinnig mit der stoischen Lehre auseinandersetzen würden. Ich lachte kurz amüsiert auf. Denn schade nur (falls sie hier nicht wieder so dreist log), dass sie diese Briefe dann offensichtlich nicht verinnerlicht zu haben schien! Denn damit (mit den Briefen und allem Folgenden) fing sie ja nur erneut an, ihren Selenus und damit auch indirekt sich selbst zu lobpreisen bis in himmlische Höhen. Und das war wiederum (erneut) ein wenig stoisches Verhalten, galt es für den Stoiker als Individuum doch eigentlich eher, seinen Platz in der kosmischen Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernte und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur Weisheit strebte. Und weder emotionale Selbstbeherrschung noch innere Gelassenheit noch die Bescheidenheit, für die ein Epiktet ja durchaus bekannt war, konnte ich (selbst wenn ich es versuchte!) bei dieser Iulia hier erkennen. Wieder also konnte ich daher nur feststellen, dass der kontinuierlich angeführte Freigelassene nur unfähig war! Nicht Epiktet, sondern epic fail, SO sah es aus!


    Und noch bevor sich mein Liebster wieder in unser Gespräch mischte, schaffte es die Iulia dann doch nochmal, mich zu einer gelangweilten Aussage zu bewegen: "Weißt du, Iulia, ich habe es vorhin schon einmal gesagt, aber für dich wiederhole ich es auch ausnahmsweise nochmal. Du könntest noch sehr viel von mir lernen - wahrscheinlich sogar mehr noch als von deinem hochgelobten Freigelassenen.", der nicht zuletzt nach soviel Lobhudelei jetzt eh nur noch enttäuschen konnte. "Begonnen übrigens dabei, wie man sich anständig benimmt - von der richtigen Anrede", bei der ich sie ja vorhin schon einmal hatte vergleichsweise nett belehren müssen, "bis dahin, wann es sich ziemt, das letzte Wort zu haben, und wann nicht." Dabei sollte es hoffentlich auch für dieses kleine Gör offensichtlich sein, dass es sich in ihrem Alter an einer Mensa mit ihrem Vormund und mir, dessen Ehefrau, eben alles andere als gehörte, das letzte Wort für sich beanspruchen zu wollen. Als mein Marcus sich dann wieder einmischte, zog ich eine kurze Zwischenbilanz über sein neues Mündel - und die war äußerst ernüchternd: Eine freche, wenig gesellschaftsfähige Lügnerin speiste hier mit uns zu Abend. Na prächtig!


    Aber die böse Überraschung sollte ja erst noch kommen! Denn während mir die Vorstellung doch sehr gefiel, dass diese Iulia zu den Vestalinnen kam (sollten die doch versuchen, aus der Iulia eine anständige Römerin zu formen!), passte mir die Ankündigung, dass ausgerechnet mein Marcus sie zu diesem Zweck adoptieren sollte und offenbar auch wollte, ganz gehörig NICHT! "Ich halte das für keine gute Idee, Marcus.", erklärte ich meinem Gatten dann auch mit mahnendem Unterton wenig begeistert. Dabei begann ich zu überlegen, wie ich ihm klarmachen sollte, dass eine Lügnerin praktisch immer log beziehungsweise dass man sich immer wenigstens darauf einstellen musste, dass sie es tat. Außerdem konnte er nicht garantieren, dass dieses kleine Gör tatsächlich auch aufgenommen wurde, oder? Und dann, ja dann hatte er den Salat - genauso wie ich! Denn dann saß ihm diese Iulia erstmal auf dem Geldbeutel und fraß sich durch sein Vermögen, wie eine kleine fette Made sich durch einen süßen, saftigen Apfel fraß!
    Doch dann kam mir dieser Tiberius in den Kopf, zu dessen Schwester sich mein Verhältnis ja auch wenigstens für den Moment erstmal scheinbar beruhigt hatte. Der war immerhin Pontifex, wenn mich nicht alles täuschte. Und war er nicht auch irgendwie der Freund eines Klienten eines Klienten vom Kaiser persönlich, irgendwie sowas? (Mit anderen Worten: Vielleicht könnte man die Chancen ja doch ein bisschen beeinflussen, um diese Iulia hier zu den Vestalinnen loszuwerden.) Denn in kühler Berechnung war mir klar: Gefangen in den Vorschriften der Vestalinnen (mindestens 30 Jahren lang!) ersparte mir das jede Menge Ärger und Schererei hier in der Casa. Und während sie mir dann nicht nur aus den Augen sondern damit auch aus dem Sinn entschwinden würde, könnte ich meinen Marcus vorher noch dazu anhalten, sie zu seinem eigenen Nutzen zu missbrauchen! Denn wer gab heutzutage noch freiwillig seine (dann Adoptiv-)Tochter zu den Vestalinnen?!? - Antwort: Nur ein sehr traditionsbewusster Römer mit Sinn für Anstand und Sitte. Und sojemanden wählte man doch gerne später zum Quaestor und machte ihn danach zum Senator! (Und ich wollte unbedingt einmal als Sergia Iulii Divitis Senatoris Uxor Fausta bekannt sein!) "Aber wenn diese Adoption dennoch dein Wunsch sein sollte, so will ich mich dem beugen und hinter dir stehen.", lächelte ich berechnend kühl. Denn so wurde ich jetzt nicht nur diese Iulia hoffentlich los, sondern konnte bei Gelegenheit auch mal etwas offener einen Gefallen von meinem Mann einfordern, nachdem ich ihm hier nun also doch meinen Segen gegeben hatte. "Vorausgesetzt natürlich, dass du mir versicherst, dass sie wirklich keine Gefahr für die Ansprüche unserer späteren Kinder darstellt." Das war nämlich absolut unverhandelbar.

    Na, die Kleine ruderte nun doch deutlich zurück, bemerkte ich, obwohl ich auch für diesen ironischen Kommentar (anders konnte der einfach nicht gemeint sein!) mit der "grenzenlosen Weisheit" nicht viel übrig hatte. Ich atmete hörbar aus und schüttelte voll Unverständnis leicht meinen Kopf, während ich zu meinem Becher mit verdünntem Wein griff. Es stellte sich heraus, dass das nun auch bitter nötig werden sollte, da die anschließende Erzählung zu diesem Freigelassenen doch vor allem eines war: Langweilig. Und sie war trocken. Und sie hatte einen klitzekleinen Schönheitsfehler (abseits dessen, was ich von dieser Story nun glaubte und was nicht): "Und so wird aus einem eben noch auf dem Sklavenmarkt Misenums erworbenen Sklaven, der deinem Servius und dir wörtlich "eine gehobene Bildung zukommen lassen" sollte, nun also ein auf dem Sklavenmarkt von Misenum erworbener vierjähriger Sklavenjunge, der "ursprünglich [...] gar nicht dazu da [war], um [euer] Hauslehrer zu werden". Wie diese Geschichte sich wohl anhört, wenn ich noch ein paar Fragen stelle?", warf ich halblaut, aber dennoch für alle Anwesenden hörbar, selbstzufrieden in den Raum. Und weil naturgemäß nur eine Variante der Erzählung wahr sein konnte, hatte diese Iulia einmal gelogen - und ich hatte mein Ziel für den Moment absolut erreicht! Denn wieviel konnte man diesem kleinen, emotionalen, pubertierenden Gör jetzt noch glauben von dem, was sie hier von sich gab? Was entsprach der Wahrheit? Was war Übertreibung? Und was war bloße Einbilung (die sollte von manchen ja auch als eine Form der Bildung anerkannt sein) und Lüge?


    So also sparte ich es mir an dieser Stelle nun auch erstmal weiter auf diese Iulia und ihre Geschichte einzugehen und ging auch auf die angebliche Meinung ihres Vater zum Thema Bildung erstmal nicht ein. Dabei hätte ich auch dieser Meinung nur entschieden widersprechen können - und müssen! Denn um mal ganz einfach bei dem heute schon viel besprochenen Tullius zu bleiben: Der war sicherlich ein ganz vorzüglicher Redner gewesen, von dem man auch eine ganze Menge hatte lernen können. Aber auch der schaffte es ganz sicher nicht, in einer Woche das zu lehren, was ein durchschnittlicher Rhetor in durchschnittlicher Qualität in einem Jahr vermittelte. Ganz logischer Schluss: Es KAM alles andere als unerheblich auf die Dauer einer Ausbildung an! Ganz sicher war das nicht alles. Aber ganz sicher war es auch ein ganz wesentlicher Punkt - wesentlicher als irgendwelche Namen. Denn wieder anders ausgedrückt: Ich hätte zu Zeiten des Tullius nach einem Unrterrichtstag bei ihm von mir behaupten können, beim "großen Tullius" gelernt zu haben. Aber was sagte dieser Name allein nun über eine solche Ausbildung aus? - Ohne die Angabe der Ausbildungsdauer doch wohl vergleichsweise wenig. (Und gerade Leute, die sich in diesem Belang mit besonders vielen vermeintlich großen Namen zu schmücken versuchten, machten sich hier natürlich ganz besonders verdächtig nicht lange bei den einzelnen Granden durchgehalten zu haben - ja, vielleicht sogar aufgrund von purer Unfähigkeit immer wieder und wieder der 'Schule' verwiesen worden zu sein.)
    Sichtbar mit einiger Erwartung wandte ich meinen Blick dann zu Marcus. Ja, was meinte mein lieber Schatz wohl hierzu? Ich lächelte schmal.

    Tze. Von diesem kleinen Tamtam, das diese Iulia hier nun meinte veranstalten zu müssen, ließ ich mich nicht beeindrucken. "Tja, was soll ich dazu nun sagen, hm?" Ich könnte ihr sagen, dass mir zum Beispiel dieser (sim-off-Anm.: so etwa zwischen 90 und 100 n.Chr. geborene (!) und jetzt daher höchstens so um die 20 Jahre alte) Claudius hier nicht wirklich ein Begriff war. Aber das war noch nichtmal der Punkt: "Du sagst, der Mann ist 34 Jahre alt, richtig? Und du kennst ihn bereits länger, wie ich deiner emotionalen Antwort entnehme.", ließ ich keinen Zweifel daran, dass ich diese Art - gerade auch gegenüber mir als Hausherrin und Ehefrau ihres offenbar zukünftigen Vormunds - überaus unangemessen fand. Dass auch die Freilassung ihren Teil dazu beitrug, dass man davon ausgehen konnte, dass der Kerl schon länger als Sklave im Hause Iulia diente, brauchte ich sicherlich nicht extra zu erwähnen. "Erzähl mir doch, seit wievielen Jahren steht der Mann schon im Dienst der Gens Iulia, hm? - Denn viel interessanter und wichtiger als die Namen irgendwelcher Philosophen", wobei man auch von deren Gefasel, dieser brotlosen Kunst selbst, schon halten konnte, was man wollte, "ist doch, wie lange und damit wie intensiv dieser Freigelassene bei solchen bekannten Namen gelernt hat!", belehrte ich die Iulia meinerseits in lateinischer Sprache. Dass ich, nachdem ich in Alexandria geboren und aufgewachsen war, auch einwandfrei griechisch sprechen und verstehen konnte, musste ich hier niemandem beweisen, fand ich. "Und da sind 34 Jahre, von denen er jetzt wieviele Jahre selbst ausgebildet wurde.. doch wirklich sehr überschaubar, wenn du auch selbst noch etwas von ihm lernen willst.", fasste ich stattdessen zusammen.


    Ich lehnte mich enspannt ein Stück zurück. "Im Übrigen scheinst du mich nicht ganz verstanden zu haben, Liebes. Denn ich habe hier niemanden mit irgendwem gleichgesetzt. Ich habe einzig einen Vergleich gezogen. Und pardon, dieser Vergleich fällt nicht gut aus für deinen.. diesen Freigelassenen." Denn offenbar hatte es ihr Lehrer ja bisher eben nicht geschafft ihr beizubringen, dass er im Grund nichts wusste. Selbst hatte sie gesagt, dass er im Gegenteil angeblich sogar alles wüsste! "In diesem Sinne solltest du vielleicht auch deine Zitate, die ich anbei gesagt in deinem eigenen Interesse auch nicht als "Sprüche" abtun würde, zunächst dir selbst als Rat geben, bevor du andere damit zu beratschlagen versuchst." Ja, darauf konnte ich nur bestätigend nicken. "Bleib da auch ruhig bei deinem Tullius und versuche deine Ausbildung nicht indirekt mit möglichst vielen großen, blendenden Namen zu füllen, um alle anderen in ein vermeintlich schlechtes Licht zu stellen, sondern versuche.. nunja, dich selbst zu übertreffen.. ohne den Namen eines fernen Vorfahren eines Lehrers deines Lehrers" Merkte man die Lächerlichkeit dessen?!? "anzuführen." Ich schaute einen Augenblick lang auf meine linke Hand und wischte mit dem zugehörigen Daumen einige Mal über meine stilsicher manikürten Fingernägel. Wenn hier jemand eine weibliche Hoheit in diesen vier Wänden sein durfte, dann wohl die Hausherrin. Nicht gespannt, aber doch interessiert blickte ich dann wieder mit einem feinen, spitzen Lächeln auf den Lippen zu dieser Iulia. Wie weit würde sie wohl wagen zu gehen und mich herauszufordern? Dieses junge, junge Ding....

    Nachdem diese Sache mit dem alten Sack dann geklärt war (Ich hätte ja noch gefragt, wo man ihn denn während seiner Geschäftsreise vielleicht erreichen könnte. Aber einmal sah das natürlich so aus, als wenn ich mir nicht sicher wäre, ob ich der Aufgabe hier gewachsen wäre. Und andererseits war ich ja auch nicht das Mündel, um das es hier ging, sodass ich fand, dass mir das auch herzlich egal sein durfte.), wandte ich meine Aufmerksamkeit lieber wieder meinem Marcus zu und dem Brief, den dieses Ding ihm übergab. Und da brauchte ich nun wirklich keine Prophetin sein um zu wissen, dass dieses Schreiben irgendetwas von Marcus wollte, also unterm Strich Arbeit, Ärger und Konfliktpotenziel bedeutete.


    Mit einem leichten Seufzen kommentierte ich das halbstumme Lesen meines Mannes und gönnte mir genüsslich eine Olive von einer der dekorierten Platten auf der Mensa. Kurz darauf begann Marcus über den Inhalt der Nachricht zu erzählen und (schon wieder!) stiegen diesem Gör die Tränen in die Augen. Die sollte sich echt mal römische Manieren aneignen, fand ich! Aber es kam ja beinahe noch schlimmer. Plötzlich ging es um irgendeinen Freigelassenen, mit dem dieses Mädel offenbar emotional verbunden war. "Also, ich habe ja kein Problem damit, dass du ihr Vormund wirst und dafür sorgst, dass sie eine anständige römische Frau wird.", die vor allem nicht mehr so schnell in Emotionen ausbrach. "Aber wenn du mich fragst, dann solltest du dich selbst nach einem geeigneten Lehrer für sie umschauen." Ich wandte meinen Blick an diese Iulia. "Denn du wirst mir verzeihen, wenn ich das so direkt sage: Aber mit 34 Jahren scheint mir dieser Kerl.. dieser griechische Sklave.. freigelassene griechische Sklave doch reichlich jung. In einem Satz: Wenn dieser Kerl ein einigermaßen fähiger Lehrer sein sollte, dann sollte er vor allem wissen, dass er nichts weiß.. und dir das mittlerweile auch erfolgreich vermittelt haben." Diese pubertäre Schwärmerei jedenfalls ging mir tierisch auf den Keks! Und apropos Snack: Auf dieses Statement hin gönnte ich mir gleich noch eine Olive. (Die waren gut!)

    Ich versuchte das Schmunzeln des Consulars zu erwidern, während mir nacheinander drei Gedanken durch den Kopf gingen: Zuerst hätte ich ihm am liebsten gesagt, dass ich von seiner Behauptung hier aber gerade nicht die Bohne merkte! Ich reichte ihm im übertragenen Sinne die Hand und wollte ihm helfen (war also eine Befürworterin seiner Pläne) und er.. ja, er beklagte sich nicht direkt. Aber stattdessen spuckte er auf meine Hand! Er und sein "Basar einer östlichen Provinz"! Allerdings wurde mir noch rechtzeitig genug klar, dass mich eine offene Konfrontation mit dem Senator vermutlich nur um den Gefallen bringen würde, den ich jetzt ja bei ihm gut hatte. Und das wiederum musste Priorität haben! Also dachte ich anschließend darüber nach, wie ich ihm seinen blöden Kommentar eins zu eins zurückgeben könnte.... wobei ich aber relativ schnell auf das nächste Problem stieß: Ich hatte ja gar keine Ahnung, wo der Purgitier geboren oder aufgewachsen war. Und damit fehlte mir also leider auch jedes Hintergrundwissen, um ihm eine gemeine Retourkutsche einzuschenken. Tja, und damit blieb eigentlich nur mein dritter Gedanke übrig: Ich müsste ihm irgendwie unter die Nase reiben, dass ich mit dem Osten und gerade mit Alexandria mehr als nur irgendeinen Basar verband. Vielleicht sah er ja dann seinen Fauxpas und entschuldigte sich.. oder ließ wenigstens irgendeine Geste der Entschuldigung durchscheinen.


    Ich zuckte möglichst gleichgültig mit den Schultern. "Tja, ob du es glaubst oder nicht, aber genau das wiederum erinnert mich jetzt sehr wohl an einen Basar im Osten - in Alexandria, um genau zu sein, wo ich aufgewachsen bin.", behauptete ich einfach mal, obwohl es mich jetzt nicht wirklich an einen Basar erinnerte. "Kleophantos, so hieß er wohl" Ich hatte keinen Schimmer, ob ein Kerl dieses Namens überhaupt in Alexandria lebte. "hatte es dieser Einstellung zu verdanken, dass er dreimal in Folge nur zum Agoranomos, quasi dem alexandrinischen Aedil, dem Aufseher über den Basar, gewählt wurde." Da konnte man sagen, dass er immerhin dreimal gewählt wurde. Man konnte aber auch sagen, dass er zweimal auf der Stelle geblieben war. "Er war Klient meines Vaters.", gab ich dann an, um sinnvoll zu begründen, weshalb mir dieser Fall so bekannt war. "Und mein Vater war immerhin Klient des Consulars Aelius." Und daraus konnte man jetzt natürlich wieder etwas ableiten, wenn man wollte - musste man aber auch nicht. Deshalb beließ ich es dabei und hoffte mit einem feinen Lächeln im Gesicht, dass die zarte Kritik an dem "Basar einer östlichen Provinz" angekommen war.


    Bei der Frage nach den letzten Bauten des Curator Viarum war ich dann einmal mehr etwas aufgeschmissen. Denn ehrlich gesagt wusste ich so spontan nichtmal, wie der amtierende Straßenkurator überhaupt hieß. "Nicht direkt.", antwortete ich also erstmal vage. "Aber das muss ja nicht zwangsläufig an seinem Amt liegen..", gab ich dann zu bedenken ohne laut auszusprechen, dass die andere Variante dann natürlich die wäre, dass es am Curator selbst lag. Bekanntlich gab es ja solche und solche Senatoren - genauso wie es auch diese und diese Sorte von Rittern gab und genauso wie es auch sonst in allen Schichten die einen.. und die andern gab....

    Klar, hatte ich meinen Hausstand gut im Griff! Hatte Commodus etwa etwas anderes von mir erwartet?? "Ja, wer Respekt hat vor mir.. und am besten sogar noch Angst, glaub mir, der tuschelt nicht über mich!", klärte ich meinen Vetter lässig auf. Denn es bestand ja immer die Gefahr, dass ich sowas mitbekam, und dann das, wovor sich meine Sklaven optimalerweise fürchteten, für sie wahr werden ließ. "Aber andererseits muss man natürlich auch nichts provozieren.", stellte ich dem gegenüber, um zu unterstreichen, weshalb es trotzdem so wichtig für mich war, auch mein kaputtes Kleid mitzunehmen.


    Und dann nahm ich also die Wachstafel, auf der mein Vertrag festgeschrieben war, wieder an mich und bemerkte sehr wohl, dass Commodus es auf einmal ganz schön eilig hatte, mich wieder loszuwerden. Das machte mich natürlich misstrauisch! Sofort fiel mein Blick auf die Tafel, um mich zu versichern, dass er mir hier jetzt nicht irgendetwas anderes in die Hand drückte und mich damit hinterging und übel betrog! Aber das war der richtige Vertrag (er trug meine Unterschrift!), sodass ich mich also wieder etwas beruhigt bis ins Atrium führen ließ. "Oh, ich will doch hoffen, dass meine Sänfte noch auf mich wartet.", meinte ich leichtfertig und zuckte mit den Schultern. "Ansonsten dürfen sich gleich noch vier weitere Sklaven auf die Bekanntschaft mit meiner Peitsche", die ich natürlich nicht persönlich schwang, weil mir das auf Dauer dann doch zu anstrengend war, "freuen." Ich schmunzelte kurz, verabschiedete mich noch mit einem simplen "Vale." und war kurz darauf dann ganz "überrascht", dass meine Sänfte tatsächlich noch samt Sänftenträger auf mich wartete.


    (Erst zu Hause in der Casa Sergia, in der ich vor meiner Hochzeit ja noch wohnte, bemerkte ich das Fehlen meines Strophiums. Weil ich aber fest davon ausging, dass ich es wieder vom Besuch bei Commodus mit zurückgebracht hatte, ließ ich erstmal die Kammern meiner Sklavinnen einmal gründlich durchsuchen - leider ergebnislos. Das hieß, dass ich das Teil vermutlich auf dem Rückweg verloren haben musste beziehungsweise dass meine Träger mein Strophium verloren haben mussten! Kurzerhand schob ich ihnen auch noch die Schuld an meinem kaputten Kleid in die Sandalen und ließ alle vier bestrafen - zur Feier des Tages jeden mit genau sovielen Hieben, wie sie Sommer alt waren. War ich nicht großzügig?)

    Zitat

    Original von Marcus Tiberius Magnus
    Hier könnte es ein kleines Problem geben. Wenn ich mal aus den neuen Spielregen zitieren darf:
    •Gensgründung ist unter gewissen Voraussetzungen nun auch als Bürger möglich.
    Die Gens Licinia ist im Moment nicht bespielt. Zwar ist sie in der Gensliste vorhanden aber soweit ich sehen kann gab es noch nie einen Spieler dieser Gens. Von daher wäre das nach meinem Verständnis eine Gensgründung. Ob das in deinem Fall machbar ist müsste ich dann erst einmal abklären. Das kann aber ein paar Tage dauern weshalb ich vorher die Frage in den Raum werfe ob du es nicht erst einmal bei einer bestehenden Gens versuchen möchtest?


    So, neue Regeln, freigegebenes Anmeldeboard. Da nutzte ich mal als erste die Gelegenheit und mische mich einfach ungefragt ein: :P
    Den Rüffel musst du nicht Licinius Calvus geben, sondern der Technik. Die hat nämlich die beiden ehemaligen sim-off-Verwalter der Licinier nach deren Tod nur als sim-off-Verwalter ausgetragen und offenbar vergessen sie dafür als einfache Gensmitglieder der Licinier wieder einzutragen. Deshalb sieht man sie nicht gleich auf den ersten Blick auf der Gens-Seite. ;) Kurzum: Problem gelöst, oder? 8)