Okay, jetzt war auch bei mir der Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr mitkam. Denn wieso wollte die Tiberia plötzlich mit einem Attentäter schlafen? ..oder einem Gladiator?! Hatte ich irgendeine Abzweigung bei unserem Gespräch verpasst? Redeten wir überhaupt noch von der Rache an den "griechisch Gesitteten"? "Der linke??", zeigte ich auf diesen Leckerbissen. "Du meinst wohl das andere links, oder?!", wanderte mein Finger weiter zum Leckerbissen Nummer zwei, auf der anderen Seite des Fackelträgers. "Hast du dessen Grübchen gesehen, wenn der lächelt? Also wirklich.... Ich meine, wenn ich nicht meinen Marcus schon hätte.." Ich musste unweigerlich etwas gedankenverloren grinsen. Denn mein Marcus hielt mich ja bestimmt nicht davon ab, dass ich mir eine Praline gönnte, wenn mir danach war! Nur heute war ich eben wirklich schon.. verplant: Meine Hochzeitsnacht und so.
Gerade als ich bemerkte, wie ich mich jetzt doch hatte ebenfalls vom Thema abbringen lassen, da ruderte die Patricia auch schon von selbst zum Ausgangspunkt zurück. Ihr Frage aber.. oder vielmehr ihr Unverständnis, das konnte ich wiederum überhaupt nicht verstehen. "Das ist doch genau der Punkt, weshalb sie mich um Hilfe gebeten hat!" Mittlerweile glaubte ich fast schon selbst daran, dass Paula meine Hilfe bei "ihrem" Eheproblem erbeten hatte. "Wir müssen dafür sorgen, dass ihr Mann nicht mehr so unsittlich abgelenkt wird.. und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis da etwas läuft, glaube mir!", gab ich mich erfahrener als ich war. Tatsächlich war das jedoch nur mein Weltbild von den Männern.
Was ich nicht explizit aussprach: Wenn mein Marcus mich nicht "ranlassen" würde, dann war ich ja quasi gezwungen mir anderweitig ein potentes Bienchen zu suchen. Dann würde ich ihm ein Kind unterzuschieben versuchen. Und wie ich eben schon erklärt hatte: Scheiden lassen könnte er sich trotzdem nicht, wenn er nicht wollte, dass sein kleines, schmutziges Geheimnis genau das auch blieb: geheim! Kurzum: Er hatte es ganz und gar selbst in der Hand.. und ich wollte nur noch ein bisschen nachhelfen, damit er auch die richtige Entscheidung traf (denn es kratzte mich schon ein bisschen an meinem Ego, dass er mir bisher so partout auswich).
Schon wieder so schwierige Fragen.... "Verurteilen? Gibt es irgendein Gesetz, das sowas verbietet??", wollte ich neugierig wissen. Denn davon hatte ich noch nicht gehört. "Ich dachte eigentlich, das verstößt nur gegen die gesellschaftliche Norm und Sitte. Und deshalb ist es auch eigentlich nur wichtig, dass alle denken, dass etwas passiert ist oder gerade dabei ist zu passieren." Und mal ehrlich: Was sollte jemand denken, wenn er ein Zimmer betrat und zwei Männer vorfand, von denen einer nackt im Bett wartet oder sich besser noch nackt an den anderen ranschmeißt, sodass es nach einem beiderseits gewollten Kuss aussieht? Ich wüsste, was ich davon halten würde!
Blieben also die beiden Personalfragen: Welcher Sklave? Und welcher oder welche Zeugen? "Ich selber habe leider keinen geeigneten Sklaven zur Hand. Schon seit ich denken kann, sorgen nur weibliche Sklaven für mich.. bis auf meine Leibwächter. Aber du kannst dir sicher sein, dass die nicht solche.. solchen sind!" Eh ich meine Sicherheit nämlich irgendwelchen weichen Schlappschwänzen anvertraute, könnte ich mir die Kosten für Leibwächter auch gleich ganz sparen! So sah es doch aus. "Aber könntest du nicht vielleicht.... ich meine, hättest du nicht vielleicht jemand Passenden zur Hand? Vielleicht ja, wenn du deinen Bruder fragst nach.. äh.. genau, noch einem Hochzeitsgeschenk für mich. Männlich, weil ich ja sonst fast nur Sklavinnen habe. Und so anders, damit ich nicht in der Gefahr lebe, dass er sich an mir vergeht. Gegen einen Diener wird dein Bruder doch bestimmt nichts haben, oder? Wo der doch auch so ein guter Freund von meinem Marcus ist und wir beide uns, so ungern ich das zugebe, doch heute ganz gut verstehen." Das würde definitiv eins der Probleme lösen: Ich könnte den Sklaven mit all den Restinfos instruieren und müsste mir nur noch Gedanken um die Erwischensfrage machen. "Und wegen dem Erwischen, da können wir ihm ja einfach einen Besuch abstatten, sagen, dass wir einen Termin hätten, und dann dafür sorgen, dass erst das ganze Haus und danach dann die ganze Stadt mitbekommt, was wir da so unerwartet sehen werden.", glänzten meine großen Augen mit den geweiteten Pupillen berechnend böse. Innerlich sah ich uns beide, Tiberia und mich, schon laut schreiend in einer Zimmertür stehen, zu der nach und nach erst das Hauspersonal und dann die übrigen Hausbewohner sorgenvoll liefen.... "Was ist, bist du dabei, Rom von diesem sittenlosen Unrat zu befreien?!" Ich streckte der Tiberia meine rechte Hand verschwörerisch entgegen.