Sim-Off:Tut mir Leid für die Verspätung!
Herrje. Herr-je! Männer. Es war immer wieder amüsant mit anzusehen, wie es für manche offenbar schon ausreichte, dass ich einfach nur auf der Bildfläche auftauchte, damit sie kurz davor waren Schnappatmung zu kriegen: Wie Praefecta? Seit wann?, echote es in meinem Kopf und meine Mundwinkel hoben sich fast unmerklich ein wenig an. Weib? Meine linke Augenbraue schnellte nach oben. Dame? Das gefiel mir schon besser. Frau? Der Kerl war eindeutig überfordert mit mir.... Ich seufzte leise. Er war ja nicht der erste, den meine Vorstellung als Postpräfektin irritierte, aus der Bahn warf und leicht verunsicherte.
Dementsprechend versuchte ich den ersten Part dann auch geflissentlich zu ignorieren, während ich mich darauf fixierte, was er mir anschließend erzählte. Und noch während er sprach zogen sich meine Augenbrauen zusammen und meine Stirn legte sich in (kleine, denn ich war ja noch jugendlich jung, bildhübsch und wunderschön) Falten: "Bitte? Ich glaube, ich habe mich verhört. Hast du.. wie heißt du gleich.. gerade allen Ernstes versucht...." Ja, was versuchte dieser Kerl hier eigentlich? So richtig schlau wurde ich nicht daraus und schüttelte einfach nur meinen Kopf, anstatt meinen Satz noch irgendwie zu beenden. Dazu fehlten mir ohnehin die Worte!
Ich hielt einen Moment inne. "Okay, Schätzchen!", wählte ich meinen Anrede genauso legere, wie er mit seinem "abgemacht" geendet hatte. "Was ich dir jetzt erzähle, das erzähle ich dir genau EINMAL, verstanden?" Mein rechter Zeigefinger legte sich auf meinen linken. "Punkt eins. Ich gehe davon aus, dass du im Dienste des Kaisers stehst, wenn du mit Auftrag vom Palatin kommst. Das heißt, du bist genauso Teil der staatlichen Hierarchie, wie ich, auch wenn du sicherlich noch nicht auf meiner Ebene logierst." Denn ich unterstand direkt dem Praefectus Praetorio, der wiederum direkt dem Kaiser unterstand. Da lag es in der Natur der Sache, dass das nicht so schnell und einfach mal übertroffen wurde. "Wenn du im Folgenden ein Interesse daran hast, auch weiterhin ein Teil dieser großen Hierarchie zu bleiben, dann solltest du - alpha - niemals schlecht über deinen direkten Vorgesetzten reden oder tratschen wie ein Waschweib!" War das angekommen? Ich sah ihn aus schmalen Augen eindringlich an. "Du solltest - beta - immer fleißig deinen Job machen und solltest - gamma - nie, niemals, deinen Vorgesetzten hintergehen!" Es sei denn, dass die Sache todsicher immer zum eigenen Vorteil gereichen würde. Aber das behielt ich für mich.
Mein rechter Zeigefinger wanderte weiter auf meinen linken Mittelfinger. "Damit sind wir bei Punkt zwei. Ich werde die Prätorianer und insbesondere ihren obersten Vertreter ganz sicher nicht hintergehen! Wenn dein Cheffchen also ein Problemchen mit den Prätorianern hat, dann ist das in der Tat sein Problemchen und nicht meins! Denn ich übernehme bestimmt nicht die Verantwortung dafür, dass eine so horrende Menge an Geld nicht nur durch Italia, sondern auch noch zwei andere Provinzen, für die ich nicht im Geringsten zuständig bin, sicher bis an sein Ziel transportiert wird - nicht ohne eine angemessene Schutztruppe, die gerade den Weg durch die Alpen und später im Norden bei diesen Halbbarbaren sichert und schützt.", ließ ich ihn dann erstmal mit seiner Bitte abblitzen.
Mein rechter Zeigefinger wanderte, denn aller guten Dinge waren bekanntlich drei, auf meinen linken Ringfinger. "Und zuletzt Punkt drei. Hier möchte ich dich aufmerksam machen auf die Vorschriften des kaiserlichen Cursus Publicus, in denen es in Paragraph zwei, Absatz drei heißt, dass der Cursus Publicus per se keinerlei Verantwortung für jedwede Postsendungen übernimmt, die uns ohne oder nur mit einer falschen Zieladresse übergeben werden. Germania Superior ist schließlich groß...." Ich lächelte rechhaberisch und mittlerweile leicht genervt davon, dass ich - wieder mal - jemanden zum Caius machen musste.
Es folgte ein sanftes Nicken als Zeichen dafür, dass mein Vortrag vorüber war. "Richte deinem Vorgesetzten "da draußen" schön Grüße aus und lass ihn wissen, dass ich entweder hier drinnen für ihn zu sprechen bin oder er sich, sollte er ein Einsehen haben, gerne auch direkt weiter zu den Prätorianern mit seinem Anliegen begeben darf." Auf dieses Jüngelchen hier vor mir hatte ich nämlich keinen Bock mehr. Das war ja fast schon beleidigend, dass man mir überhaupt nur so einen vermutlich untersten Beamten vom Palatin zum Reden geschickt hatte! So nicht! Nicht mit mir! "Vale.", verabschiedete ich diesen Burschen trocken und drehte ihm dann demonstrativ den Rücken zu, während ich gespannt war, ob ich gleich auf den wütenden Vorgesetzten dieses Bengels träfe oder die Sache damit gegessen wäre....