Ich zog argwöhnisch die linke Augenbraue nach oben und wartete. Aber es blieb bei einer minimalistischen Antwort dieses Claudianers. "Aha.", sagte ich also nach einer Weile. "Und wie kommt der Senator Claudius darauf, dass ich meinen Balsam zur staatlichen Preisempfehlung an ihn verkaufen würde?" Denn ich war ja bestimmt vieles, aber ganz sicher kein Gutmensch. Ich hatte also (fast) immer einen Hintergedanken. Gerade wenn es um solche Dinge wie Macht und Geld ging! (Was natürlich nicht hieß, dass ich geizig war. Denn geizig war ich eigentlich nicht. Ich war nur immer auf meinen persönlichen Vorteil bedacht! Und da war die Frage eben: Warum sollte ich ein Geschäft abschließen, bei dem die Nachteile klar überwogen??)
Beiträge von Sergia Fausta
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Es war mal wieder eine Besprechung mit dem Kaiser. Und ich hatte dafür natürlich auch wieder mal mehrere Punkte auf meiner Agenda. Allerdings hauptsächlich alte, nur wenig neue. "Ich grüße dich, mein Kaiser!" Diese immer gleiche Begrüßungsfloskel durfte natürlich auch heute nicht fehlen. Dann hatte der Kaiser aber auch schon die erste Frage, bevor ich überhaupt selbst etwas ansprechen konnte. (Ich schloss: Ein für den Kaiser wichtiges Thema!)
Die Frage betraf die Vorbereitungen zur Eröffnung des Ulpianums. "Zu meinem Bedauern gibt es bislang nur sehr wenige Neuigkeiten zu berichten.", gestand ich gleich zu Beginn. Denn das konnte man einfach nicht schön reden. "Ich hatte den Konsular Decimus angeschrieben, in dessen Konsulat die Fertigstellung des Ulpianums fiel. Ich hatte die Senatoren Annaeus Modestus, Tiberius Lepidus und Octavius Victor angeschrieben, weil sie namhafte Agnaten einiger in das Ulpianum aufgenommener Personen sind." Ich war also alles andere als untätig gewesen. "Aber keiner dieser Männer hat mir bislang geantwortet, sodass ich davon ausgehe, dass auch keiner von ihnen bei der Eröffnung das Wort erheben und selbst eine kleine Rede halten will. Die einzige Rede bei der Eröffnung wäre demnach also deine eigene."
Ich ließ eine kleine Pause nach dieser Aussage. "Außerdem habe ich das Gespräch mit dem Procurator Familiarum Gladiatoriarum gesucht, um zum Geburtstag des Valerianus Ende Oktober" Das war ja der Termin. "das flavische Amphitheater zu reservieren, es schmücken zu lassen und Gladiatoren mit Namen für diesen Tag zu verpflichten." Und wieder: Ich war nicht untätig gewesen. "Leider muss ich dich allerdings darüber informieren, dass es sich als alles andere als einfach erweist, überhaupt auch nur einen ersten Termin mit diesem Mann zu vereinbaren." Ich sah den Kaiser ernst an. Ich blickte ihm einen Moment lang direkt in seine Augen. Dann neigte ich meinen Kopf bedeutungsschwer nach links, bevor ich meinen Blick löste. Die Botschaft dahinter war hoffentlich klar: Ob es Sinn machte, den Kerl schon jetzt zu ersetzen, musste der Kaiser selbst wissen. Spätestens nach der Eröffnung des Ulpianums stand dieser Ritter aber definitivst auf meiner ganz persönlichen Abschussliste!
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Ein Geburtstag zwei Geburtstagskinder.
Herzliche Glückwünsche euch beiden!
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Und noch ein Nachzügler. Alles Gute nachträglich!
(Sehr kreativ, ich weiß.) -
Sim-Off: Jetzt hatte ich auch mal ein bisschen Urlaub.
Der Notarius Papirius Carbo nickte, als der Mann die Frage bejahte. "Gut. Sehr schön. Die Procuratrix Sergia möchte einen Termin mit dir. Sie möchte sich unterhalten über kaiserliche Gladiatorenspiele, die am Geburtstag des Ulpius Valerianus Ende Oktober stattfinden sollen." Ein bisschen inhaltlichen Vorlauf sollte der Procurator ruhig schon haben. "Und dazu muss ja das flavische Amphitheater reserviert werden, damit dort zu der Zeit niemand anders irgendetwas veranstaltet. Außerdem werden natürlich Gladiatoren benötigt, die kämpfen. Da will die Prokuratorin auf deine Erfahrungswerte bauen, wenn es darum geht, wer für den Tag verpflichtet wird und wer nicht.", umriss der Beamte. "Also. Hast du Zeit, die Sergia vielleicht am Tag zwischen den Consualia und Volcanalia zu empfangen? So am frühen Nachmittag?" -
Was für ein Prozess!
Da klagte Namenlos vertreten durch einen Flavius gegen Namenlos vertreten durch Namenlos. Was ich erwartet hatte, war: Der Flavius frühstückte die Verteidigung ordentlich weg und dann rühmte er sich dafür, dass er Rom wieder ein bisschen sicherer gemacht hatte. Das hatte ich erwartet. Was ich befürchtet hatte, war: Der namenlose Verteidiger wischte mit dem Flavius den Boden auf und rühmte sich dann damit, einen unschuldigen Römer vor der Willkür eines Patriziers bewahrt zu haben. Irgendwie sowas. Das hatte ich befürchtet.
Aber was hatte ich bis jetzt hier wirklich bekommen? Bekommen hatte ich einen Flavius, der schon in seiner ersten Wortmeldung gesagt hatte, dass es hier nicht um Regeln und Gesetze ging, sondern um Gerechtigkeit. Anders gesagt: Er (als Patrizier!) fand unsere römischen Gesetze nicht nur ungerecht, nein. Er war auch noch so dreist, das in aller Öffentlichkeit unter zig Zeugen laut auszusprechen. Bravo! Da hatte der einzige Beteiligte mit einem Namen genau den gerade weggeworfen. Eine politische Karriere wollte er offenbar nicht weiter verfolgen. Denn ehrlich: Wer sollte sowen jetzt noch wählen?!!
Aber auf der anderen Seite sah es nicht viel besser aus. Auch da blieb mir ein Satz ganz besonders im Gedächtnis: "Welche Beweise hat die Sicherung des Beweismaterials hervorgebracht?" Daumen und Zeigefinger meiner rechten Hand fassten meine Nasenwurzel. Warum? Weil schon die Frage alles sagte. Der Verteidiger hatte nicht den geringsten Hauch einer Ahnung davon, was er da vorne tat. Offensichtlich. Denn wenn die Sicherung von Beweismaterial neue Beweise hervorbrachte, dann .. dann war der Limes aber offen! Beweise waren entweder da, dann konnte man sie sichern. Oder sie waren nicht da, dann konnte man sie nicht sichern. Aber (ein kleiner Vergleich): Wenn ich vom Baum gefallene Äpfel einsammelte (sie mir sicherte), dann wurden dadurch nicht gleichzeitig neuen Äpfel von irgendwoher hervorgebracht.
Ich strich mir über meinen Schwangerschaftsbauch und seufzte. (Denn oh ja, zur Zeit der zweiten Prätur meines Onkels Kaeso war ich ja noch schwanger.) Ich hatte selten einen so faden, öden und stinklangweiligen Prozess erlebt. (Da war selbst das ergebnislose Bäckerei-Dings noch spannender gewesen!) Meinem Onkel Kaeso, der hier den Vorsitz hatte, galt mein größtes Mitgefühl, dass er sich diesen Witz antun musste. Ich sah zum Caesar und seufzte wieder. Er stand direkt hinter meinem Onkel an zweiter Stelle. Dass er sich mit diesen zwei "Anwalts"-Figuren plagen lassen musste. Der hatte bestimmt auch Besseres zu tun. Und der dritte, mit dem ich Mitgefühl hatte, war der arme Centurio, der da vorne gerade im Zentrum zwischen den beiden "Anwälten" Rede und Antwort stehen musste. Was für eine Verschwendung seiner Zeit....
Aber nicht mit mir! Mein Geduldsfaden war gerissen. Ich war eine Kanzleiprokuratorin, die ihre Zeit nicht mit diesem Witz hier vertrödeln konnte! Ich suchte den Blickkontakt zu den Richtern Kaeso und Aquilius. Dabei strich ich mir nochmal sehr deutlich über den Bauch. (Ich war hier gewesen. Damit hatte ich meine Unterstützung gezeigt und meine Pflicht getan. Zeit, mich unter dem Vorwand meiner Schwangerschaft zurückzuziehen.) Danach stand ich von meinem Platz (der immernoch in vorderster Front war) auf, schenkte Kaeso und dem Caesar noch ein oberflächliches Lächeln zum Abschied. Und dann verließ ich grazil (oder so grazil, wie es mir als Schwangerer eben möglich war) den Gerichtssaal. Dabei schwor ich mir: Nach dieser schwachen Vorstellung unterstützte ich in naher Zukunft (was so 3 bis 7 Jahre sein würden) garantiert weder eine Kandidatur eines Flavius Scato noch die eines Atius Nerva; nicht wenn hier sowas dabei rum kam!
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Ich war gerade beim Abendessen gewesen. Eine Freundin war zu Gast. (Viele Freundinnen hatte ich ja nicht. Aber umso besser musste ich mich natürlich um die vorhandenen kümmern.) Wir hatten nett geplaudert, gegessen, getrunken .. mehr getrunken. Und irgendwann war sie ziemlich beschwipst. Trotzdem wollte sie "noch nicht" gehen. Deshalb traf es sich ganz gut, als mir der Türsklave sagte, dass mich noch jemand sprechen wollte. Die ideale Gelegenheit, um meinen Gast rauszuwerfen, ohne dabei unhöflich sein zu müssen..
Der eine Gast wurde also in mein Büro gebracht. Dann wurde der andere Gast hinauskatapultiert. Ich winkte noch kurz ihrer Sänfte. Und danach ging ich also in mein Officium. Den nächsten Gast möglichst schnell wieder loswerden. "Ich grüße dich, Claudianus.", fing ich mit dem Reden schon an, als ich noch nicht ganz im Zimmer war. Ich machte die Tür hinter mir zu und ging am Freigelassenen vorbei und hinter meinen Schreibtisch. Da blieb ich stehen, stützte mich auf meinen Schreibtischstuhl und musterte den Kerl: Nett sah er aus. Aber trotzdem uninteressant. Ihm fehlte Format. (Aber bei seinem Stand war das natürlich kein Wunder.)
Ein kurzes Seufzen bahnte sich Weg. Dann kam ich gleich auf den Punkt: "Eine geschäftliche Angelegenheit des Senators Claudius also." Das, hatte man mir gesagt, wäre der Grund für seinen Besuch. "Ich höre." Und das natürlich ohne mich zu setzen. Denn ich wollte zeigen, dass ich nicht vor hatte, das Gespräch hier besonders lange dauern zu lassen. (Der Kerl sollte froh sein, dass ich ihn überhaupt noch empfing zu dieser Stunde.)
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Der nubische Türhüter hob skeptisch seine linke Augenbraue und sah einmal vom Kopf bis zu den Füßen an dem Fremden herunter. "Nicht dir bewegen.", sagte er dann in grimmigem Befehlston. Und dann schlug die Tür erstmal wieder mit einem kräftigen Wumms zu. Denn Wonga musste die Hausherrin ja erstmal fragen, ob die jetzt noch jemanden empfing. Aber erstens die Uhrzeit und zweitens der Stand des Mannes, da standen die Chancen bestimmt nicht gut. Darum ließ der Nubier den Fremden auch nicht im Atrium warten, sondern vor der Tür. Damit er sich gleich daran gewöhnen konnte, dass hier abends ohne einen Termin normalerweise auch niemand mehr ins Haus gelassen wurde, der hier nicht wohnte.
Und Wonga ließ sich Zeit damit, zur Sergierin zu gehen. Und er ließ sich Zeit damit, ihr die Lage zu präsentieren. Und er ließ sich Zeit damit, mit ihrer Antwort wieder zurück zur Eingangspforte zu gehen. Einen Besuch zu solchen unrömischen Zeiten wollte er nämlich nicht auch noch mit Schnelligkeit belohnen. "Glück du gehast. Obwohl nicht Ankündigung, späte Uhrzeit und keine Römer, dich eintreten du darfst." Mit grimmiger Miene bat Wonga den Mann herein, schloss die Tür hinter ihm und brachte ihn ins Büro der Hausherrin. Sie selbst war noch nicht da, sodass der Gast erstmal alleine da stand. Denn auch der Nubier hatte keine Lust zu warten. "Nicht dir bewegen.", befahl er, ohne dem Mann etwas zu trinken oder einen Sitzplatz anzubieten. Dann ging er wieder zurück zu seinem Platz an der Haustür und überließ den Claudianer seinem Schicksal.
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Der nubische Türhüter erwartete heute Abend keine Besucher mehr. Darum saß er auch gerade bei einem Brot mit Käse und etwas billigem Landwein im Vestibulum und würfelte zusammen mit einem anderen Sklaven ein bisschen. Da pochte es nun zweimal an der Tür. Unter einem unverständlichen Brummen stand Wonga auf. Und während sein Mitspieler schleunigst die Spielwürfel verschwinden ließ, öffnete der Nubier grimmig die Pforte.
"Wer zu späte Stunde an Domus Iulia geklopfen?! Was um diese Zeit du wolle?" Mit misstrauischem Blick sah der Türhüter durch den geöffneten Türspalt und musterte den draußen stehenden Mann. "Erklären dir!", verlangte er.
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Mein Lächeln wurde eine winzige Spur breiter, als ich sah, dass ich trotz meiner zwei Schwangerschaften (davon einer Zwillingsschwangerschaft) und obwohl auch ich mit meinen *hust*undzwanzig Jahren nicht jünger wurde, immer noch fit genug war, den einen oder anderen Kerl um meinen kleinen Finger zu wickeln. "Aber natürlich, Duilius. Und ich verspreche dir, dass ich das auch nicht vergessen werde." Dazu noch ein bekräftigendes Nicken. Dann war das Thema eigentlich abgeschlossen und ich bereit, zu gehen..
Eigentlich. Denn uneigentlich erinnerte mich die Sache mit dem Vergessen noch an ein anderes Thema. "Da fällt mir ein", lautete also nach kleiner Pause mein Übergang, "dass ich vor einer Weile ja schon mal kurz hier bei dir war." Ich sah meinen Kollegen an und versuchte zu erkennen, ob er sich daran erinnerte. "Damals ging es um solche Städte wie Mogontiacum, die ohne Rechtsgrundlage mit ihren Betrieben produzieren und aktiv in die Privatwirtschaft eingreifen.", wiederholte ich den Kern. "Ich glaube, du hattest damals gerade keine Zeit und wolltest zu später nochmal mit mir darüber sprechen." Ich lächelte schmal. "Wo wir jetzt also schon mal hier zusammensitzen und uns unterhalten .. Hattest du inzwischen Gelegenheit, über meine Worte von damals nachzudenken, sodass wir jetzt darüber reden können?" Denn dass Städte wie Mogontiacum auch weiterhin froh und munter unbehelligt produzierten und ungestraft die Privatwirtschaft kaputt machten, war mir ein Dorn im Auge. Heute genauso wie damals.
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Der Notarius Papirius Carbo musste wieder warten und sich gedulden (wie schon am Eingang zum Ludus und wie auch beim ersten Klopfen an die Tür zu diesem Büro). Das machte die Aussichten für eine gute Zusammenarbeit mit seiner Chefin ziemlich düster. Denn die war nicht immer so geduldig wie Carbo.
Der Beamte überlegte: Vielleicht sollte er seiner Chefin einfach empfehlen, dass sie nur Entscheidungsfragen (auf die man mit Ja oder Nein antworten konnte) stellte. Und vielleicht sollte er mit den Ludus-Beamten einen Code ausmachen. Einmal brummen für ja. Zweimal brummen für nein. (Wenn die Leute hier ihre Zähne zum Sprechen schon nicht auseinander kriegten, dann funktionierte vielleicht ja wenigstens ein Brummen.) 50 Hundertstel Wahrscheinlichkeit, dass die Sergia dann bei ihrem Gesprächstermin nur missbilligend guckte. 49 Hundertstel Wahrscheinlichkeit, dass sie trotzdem ausflippte und sich beim Kaiser persönlich dafür einsetzte, dass die komplette Führungsebene des Ludus Magnus ausgetauscht wurde. Und 1 Hundertstel Wahrscheinlichkeit, dass sie erst auf den Tisch schlug, dann auf die Wange des Procurator Familiarum Gladiatoriarum (um den Kerl aus seinen Tagträumen zu wecken) und erst danach sich beim Kaiser über die Zustände hier ausließ und ihm einen kompletten Führungswechsel im Ludus wärmstens empfahl....
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Also doch: Wir waren uns einig. Einerseits, was die zeitliche Einordnung betraf. Andererseits, dass er meinen Punkt verstand. (Ich lächelte sehr zufrieden, als ich diesen Zuspruch bekam.) Blieb nur eine Frage: Warum war ich überhaupt hier? (Außer für den netten Zuspruch.) "Das ist eine gute Frage, Prokurator." Ich atmete einmal tief durch und lehnte mich ein Stück nach vorn, bevor ich die Karten auf den Tisch legte. "Wäre es nach mir gegangen, dann hätte ich dich heute nicht weiter gestört .. oder wenigstens nicht deswegen. Denn gerade hier bin ich nur, weil der Kaiser verlangte, dass ich mit dir über diese Thematik sprechen soll." Genaugenommen hatte mich der Kaiser wegen dem Ius liberorum jetzt schon zum zweiten Mal zum A cognitionibus geschickt. Beim ersten Mal war es noch ein Kann gewesen. (Deshalb hatte ich darauf auch großzügig verzichtet.) Beim zweiten Mal jetzt war es ein klarer Befehl, ein Muss, gewesen. (Da gab es kein Drumherum. Darum saß ich jetzt hier.)
"Was ich mir von dem Gespräch mit dir erhofft habe, ist darum auch nicht mehr, als dass du meinen Standpunkt verstehst und nachvollziehen kannst." Was sich der Kaiser davon versprochen hatte, das musste der Duilius im Zweifel schon den Kaiser selbst fragen. "Wenn du das kannst", was er ja gesagt hatte, dass er das konnte, "dann mag ich dich nur noch bitten vielleicht, dass bei deiner nächsten Besprechung mit dem Kaiser vielleicht auch du .. als der kundigere Jurist von uns beiden und als der Rechtsexperte der Kanzlei und des Kaiserhofs" Ein bisschen Schmeicheln konnte ja nicht schaden. "den Kaiser von dieser Idee mit dem Kommentar abbringst. Wenn dieser juristische Rat von dir kommt, dann hat er dafür vielleicht ein etwas offeneres Ohr, als wenn er ihn nur von mir hört." Vielleicht weil ich nur die A memoria und kein A cognitionibus war. Vielleicht weil ich eine Frau war, er sich aber von einer Frau nichts sagen lassen wollte. Oder vielleicht kam bei meinem Glück hier auch gleich beides zusammen.
Ich lächelte den Duilier freundlich an. "Würdest du das für mich tun?" Dann müsste ich nur sein Gespräch mit dem Kaiser abwarten, dann dem Kaiser nochmal meine schöne Liste und eine alte Urkundenvorlage (die würde ich nur noch minimal etwas verändern) vorlegen. Und mit ganz viel Glück wäre dieser dritte Anlauf dann auch endlich der, wo es am Ende eine Urkunde gab, auf der zwei Kaiserinnen und mir (und noch ein paar anderen) in einem Schriftstück das Ius trium liberorum verliehen wurde. Mal schauen....
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Sim-Off: Was heißt "möchte" .. Ich würde sim-off etwas schreiben, wenn das gewünscht ist. Denn der Sinn dahinter (fürs sim-off) leuchtet mir ein. Nur sim-on seh ich da einfach keinen Sinn.
Sicher könnte ich auch einfach einen neuen Tabulariumstext 1:1 als Kommentar verkaufen. Das löst aber das Problem nicht, dass ich den Kommentar an sich im sim-on und fürs sim-on unnötig finde.
Aus.. was? Ich zog unverständig die Augenbrauen zusammen. "Bitte entschuldige, aber von welchen republikanischen Gesetzen sprichst du?" Das war mir nämlich neu. "Soweit ich mich im Vorfeld informiert habe, ist das Ius trium liberorum .. oder auch allgemein das Ius liberorum .. eine Zusammenfassung von Vorrechten und Privilegien seit der Ehegesetzgebung des ersten Augustus und der Lex Iulia et Papia." Republikanisch war mir da völlig neu. Genauso, dass die Frauen zu republikanischen Zeiten solche fortschrittlichen Rechte, wie die Befreiung von der Tutela mulierum, gehabt hätten. "Darum muss ich dir auch ganz ehrlich sagen: Für mich ist das Ius liberorum mit seinen rund 100 Jahren eigentlich noch ziemlich jung. Und es speist sich aus nur zwei Gesetzen, der Lex Iulia et Papia." Das war ja die Zusammenfassung von Lex Iulia und Lex Papia, weil die eh keiner so genau auseinander hielt. "Was ich als alt und republikanisch ansehe, das sind viele Sachen, die vor allem mit dem Ordo Senatorius zu tun haben. Jede Menge Vorschriften aus vielen verschiedenen Gesetzen.", erzählte ich. "Aber gibt es da einen "Kommentar zum Ordo Senatorius"? Ich glaube nicht.", spielte ich das Beispiel, das mir das Kaiser selbst in die Hand gegeben hatte, jetzt gegen ihn aus.Ich sah meinen Kollegen mit großen Augen ernst an. Denn: Ich. Verstand. Es. Einfach. Nicht. "Wieso ich mich da so gegen einen Kommentar zum Ius liberorum sträube, ist darum ganz einfach: Es gibt die mal gerade 100 Jahre junge Lex Iulia et Papia, in der Pi mal Daumen sicher so 95 Hundertstel der Vorrechte und Privilegien strukturiert und zusammenhängend drin stehen. Die restlichen 5 Hundertstel sind irgendwelche logischen Schlüsse, die man ziehen kann oder nicht ziehen kann, die aber bestimmt nicht so entscheidend sind, dass sie einen umfangreichen Kommentar rechtfertigen." Dass eine Frau mit Ius liberorum frei testieren konnte, weil sie nicht länger unter Geschlechtsvormundschaft stand, zum Beispiel. "Und jetzt soll ein Kommentar geschrieben werden, der auch strukturiert, aber zusammenhangslos nochmal ähnlich wie in den beiden Urkunden hier jedes Vorrecht und Privileg zusammenfasst. Also einfach: Eine Lex Iulia et Papia, aus der alles rausgestrichen ist, was nicht mit dem Ius liberorum zusammen gehört." Ich sah den Prokurator skeptisch an. "Achso, und die Überschrift muss natürlich noch auf "Kommentar zum Ius liberorum" geändert werden." Ich musste mir ein Augenrollen verkneifen.
Denn: "Wo ist da der Vorteil? Wo der Gewinn?" Das war das, was mir nicht einleuchtete. "Dass man sich jetzt aussuchen kann, ob man in die Lex Iulia et Papia guckt oder lieber diesen Kommentar liest, wenn man sich über das Ius liberorum informieren will? Oder dass Anwälte, die auf der Grundlage des Ius liberorum klagen, jetzt zwei praktisch identische Quellen statt vorher nur einer haben?" Klagen? Zum Beispiel Erbschaftsklagen. Caius erbte durch Testament das Vermögen seiner Tante. Cnaeus klagte, weil er leer ausging. Möglicher Ansatzpunkt: Die Tante hatte das Testament ohne Vormund aufgesetzt, obwohl sie kein Ius liberorum hatte. Möglich war so ein Streitfall ja. "Oder ist es ein Vorteil, dass eine Gesetzesänderung der Lex Iulia et Papia dann immer dazu führen kann, dass zusätzlich auch noch der Kommentar zum Ius liberorum manchmal verkürzt oder erweitert werden muss?" Ich wusste es nicht. Darum: "Kurz gesagt. Der Ordo Senatorius ist durch mehr Gesetze zig-fach komplizierter gestrickt, er ist älter und Rom kommt trotzdem ohne irgendeinen Kommentar dazu aus." Offensichtlich. "Das Ius liberorum basiert dagegen nur auf einem Doppelgesetz, es ist jünger und ein Kommentar dazu hat keine offensichtlichen Vorteile." Jedenfalls ich sah wie gesagt keine. Ich blickte meinen Kollegen bedeutungsschwanger an und zuckte einmal mit meiner rechten Schulter. Denn für mich war damit klar: Sowas zu schreiben war einfach unnütz. Einfach nur unnütz. Und darum sträubte ich mich so dagegen. Weil ich keine Lust hatte, meine Zeit mit etwas Unnützem zu verschwenden.
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Der Notarius Papirius Carbo sah ziemlich überrascht aus seiner Tunika, als diese Sklavin die Tür öffnete und an ihm vorbei aus dem Zimmer stürmte. Sex am Arbeitsplatz? Hoffentlich nicht während der Arbeitszeit! Da war Carbo ein absoluter Vollblut-Bürokrat. Während der Arbeitszeit hatte man zu arbeiten. Immer. (Was man außerhalb der Arbeitszeit machte, das interessierte ihn dagegen nicht.)
Er trat ein. "Sei gegrüßt. Papirius Carbo mein Name. Ich bin ein Notarius der Procuratrix a memoria Sergia Fausta.", stellte er sich vor und betonte den Titel seiner Vorgesetzten. Denn auch wenn sie nur eine Frau war. Sie war eine Kanzleiprokuratorin. Und sowas sollte Gewicht haben. "Bist du der Procurator Familiarum Gladiatoriarum?", fragte er dann. Mit irgendwem anders wollte er nämlich nicht Vorlieb nehmen. Seine Chefin wollte den Prokurator. Also sollte sie ihn auch bekommen. Das hatte sich Carbo vorgenommen.
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Sim-Off:
Der Notarius Papirius Carbo wartete auf ein Zeichen aus dem Officium. Dann klopfte er wieder und wartete weiter. "Ob er wirklich richtig steht, sieht er, wenn die Tür aufgeht.", redete er sich dabei selbst Mut zu und lächelte schmal. -
Ich nickte und stand auf von meinem Platz. "Dann sehen wir uns wie immer bei der nächsten Besprechung. Vale, mein Kaiser." Mehr gab es nicht zu sagen. Also sagte ich auch nicht mehr, sondern zog mich mit meinem eleganten Hüftschwung aus dem Besprechungszimmer zurück. Ab in mein Officium, wo es noch ein paar Dinge zu erledigen gab. Und danach: Zum A cognitionibus.
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Das Weingut Tiberia bitte an Caius Duccius Callistus überschreiben. Merci.
Und Callistus: Ich habe dir 4 Sklaven zu je 833,25 Sesterzen angeboten. Das sind zusammen genau 3333 Sesterzen. Wie du da auf einen "Restbetrag" von 2499,75 Sesterzen kommst, weiß ich nicht. Diese 2499,75 Kröten sind also eben wieder zurück in dein eigenes Geldsäckel gehopst.
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Zitat
Original von Marcus Decimus Scipio
Nun, wenn sich ein potenter Gönner finden würde, könnte man natürlich auch einen richtigen Preis ausloben. Aber der müsste sich eben erst einmal finden
Wer auch immer für Planung und Organisation verantwortlich sein will: Hier hätte er oder sie seine/ihre erste große Aufgabe. Für die Finanzierung sorgen. -
Faustus Fosilius Cluvianus Gurges. Sagte mir so auf Anhieb jetzt erstmal nichts, der Name. Aber ich schrieb ihn mir auf. "Ich werde mich mit dem Procurator a libellius kurzschließen." Ich nickte. Sollte der mir halt eben eine Liste zusammenstellen mit besonderen Günstlingen des Kaisers, die sich für ein Prokonsulat eigneten. "Ich werde dir die Liste dann direkt weiterleiten, sobald ich sie habe. Dann kannst du beides zusammen an die Konsuln reichen, die Liste der zu ersetzenden Prokonsuln", die ich ihm jetzt schon gegeben hatte, "und die Liste deiner bevorzugten Kandidaten.", die er dann nachträglich noch von mir bekam.
Damit zu den kaiserlichen Statthalterschaften. "Dann sind die zwölfte Fulminata in Syria und die Cohors in Mauretania nortiert.", faste ich die Zustimmung zusammen. Denn ich dachte ja im Traum nicht daran, hier den Ab epistulis mit einzubeziehen! In mein Kompetenzgebiet: Statthalter und Kommandeure. Nahm ich jetzt nämlich seinen Ratschlag in Anspruch, dann redete mir der Prokurator wahrscheinlich auch in Zukunft bei diesen Fragen immer mit rein. Ob ich wollte oder nicht. Und soweit wollte ich es gar nicht erst kommen lassen. "Günstig ist es übrigens ausnahmslos immer, einem Statthalter auch ein direktes Truppenkommando zu geben." Das verstärkte die Autorität des Statthalters gegenüber den anderen Kommandeuren der Provinz. "In deinem Interesse und im Interesse deines Reichs rate ich dazu, das nicht davon abhängig zu machen, ob noch jemand "zusätzlich versorgt" werden müsste. Da rate ich eher dazu, Statthalterschaften und Kommandos bei Bedarf auf eine kürze Zeit zu befristen, als dass die Autorität des Statthalters unter zu vielen, zu starken Truppenkommandeuren leidet." Denn selbst wenn der Statthalter das Oberkommando in seiner Provinz hatte. Nicht selbst auch direkt ein eigenes Kommando zu haben, das untergrub seine Autorität (in einer Provinz mit stationierten Truppen). Immer. Und diesen Autoritätsverlust gewannen die anderen Truppenkommandeure der Provinz. Ganz automatisch.
Aber der letzte Teil war nur eine kleine Randbemerkung. Kein großes Diskussionsthema. "Dann lade ich die Kandidaten für eine Statthalterschaft in den besprochenen 5 Provinzen zu Audienzen mit dir ein. Und wenn du dich dann für die nötigen 4 Senatoren und den 1 Ritter entschieden hast, werde ich ihnen in deinem Auftrag die Urkunden zur Statthalterschaft ausstellen." Das war die Aussicht auf das Kommende. Ich ließ eine kurze Pause, in der ich mir noch eine kurze Notiz machte. "Das wärs von meiner Seite für heute dann auch wieder." Dazu wie immer die obligatorische Frage: "Hast du sonst noch irgendeinen besonderes Anliegen, um das ich mich kümmern soll?" Wie fast immer hoffte ich jetzt auf ein Nein. Und darauf, dass ich also gehen durfte.
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Wunderbar! Endlich jemand, der mich verstand! "Ganz genau das habe ich ihm gesagt." Wie ich es eben auch gegenüber dem Prokurator im ersten Teil meiner langen Erzählung (deshalb nahm ich ihm die Nachfrage auch nicht übel) untergebracht hatte. "Sicher nicht in genau diesen Worten. Aber gesagt auf jeden Fall." Bei der zweiten Frage des Duiliers zog ich dann kurz grüblerisch meine Augenbrauen zusammen. "Und genau darum geht es. Ein Privileg, das einmal durch eine Urkunde verliehen wurde, ist und blieb dem Empfänger ja verliehen. Selbst dann, wenn eine Gesetzesänderung dafür sorgt, dass genau dieses Privileg eben nicht mehr zum Ius trium liberorum gehört." Weil ich auch vorher nirgends von neuen Gesetzen gesprochen hatte, immer nur von Gesetzesänderungen, fing ich auch jetzt gar nicht erst damit an. "Und auch umgekehrt gibt es das Problem natürlich. Denn der Kaiser wollte ja eine vollständige Privilegienliste auf den Urkunden. Die ich ihm dann auch widerwillig geliefert habe. Deswegen steht da auch die Formulierung "bestehend aus [den Privilegien]" auf den Urkunden und nicht nur "dazu gehören [die Privilegien]" oder sowas. Um die geforderte Vollständigkeit zu betonen.", zeigte ich. "Was dann natürlich immer dann zu Problemen führt, wenn eine Gesetzesänderung neue Privilegien mit sich bringt." Und es war ja alles andere als ausgeschlossen, dass sich nicht mal ein Senator Tertullius oder Orfitius noch ein paar weitere Privilegien einfallen ließen. (Wieso auch immer mir gerade diese beiden Namen so zufällig beispielhaft in den Sinn kamen. Die Senatoren konnten später natürlich auch Annaeus, Cornelius, Sergius, .. oder irgendwie anders heißen. Das war ja vollkommen egal.)
Mein logischer Schluss: "Damit es also nicht nach jeder Gesetzesänderung, die zu einem veränderten Ius trium liberorum führt, eine riesige Antragsflut gibt, habe ich mich so gegen diese Art von Urkunden gewehrt." Denn wer nach so einer Gesetzesänderung feststellte, dass seine "vollständige" Privilegienliste plötzlich eben nicht mehr vollständig war, der wandte sich zum Erhalt der fehlenden Privilegien doch sofort erstmal an die Kanzlei. Und andersrum: Jedes Privileg des Ius liberorum schränkte umgekehrt ja irgendwen ein. Die Rechte eines Patrons gegenüber seiner Freigelassenen mit Ius liberorum (Munera); die Rechte eines Theaters gegenüber jemandem mit Ius liberorum (Eintrittsgeld); die Rechte des Staates gegen jemandem mit Ius liberorum (Steuer für Unverheiratete). Und wer als einer dieser "Eingeschränkten" nach einer Gesetzesänderung jetzt feststellte, dass diese Einschränkung sich nicht mehr aus einem Gesetz ableitete, der wandte sich wahrscheinlich auch an die Kanzlei. Damit dem Bevorteilten (oder Plural: den Bevorteilten) schnellstens ihre nicht länger gesetzlich verankerten Privilegien (die auf ihren Urkunden ja trotzdem immernoch rechtsgültig standen) ersatzlos gestrichen wurden. Jede. Menge. Unnötiger. Bürokratie.