Aye.. Da musste ich an einigen Ecken wirklich automatisch ein bisschen mit dem Kopf schütteln. Und ich fing dann natürlich da an, wo der Prokurator aufhörte: "Dann sind wir schon mal einer Meinung. Denn ich sehe Städte auch nicht als staatliche Institutionen." Denn der einzige Staat, das konnte nur Roma sein. Und da mit untergeordneter Bedeutung vielleicht auch das Aerarium, vor allem aber der kaiserliche Fiscus, um den sich der A rationibus kümmerte. "Wenn wir uns da aber schon mal einig sind, dann frage ich dich nochmal: Warum.." Worte sortieren. "Warum hat die frühere Schola Atheniensis, auch eine öffentliche Institution, ihren Buchhandel und ihren Maler im Jahr 861 geschlossen? Warum greift der Steinbruch der Classis Misenensis * nicht mehr in den Markt ein? Und warum haben sich viele andere militärischen Institutionen sogar dagegen entschieden, überhaupt erst irgendwelche Betriebe zu eröffnen? Nicht zu vergessen: Warum gibt es sogar ein Gesetz, die Lex Communitatis, die es einer Reihe von Institutionen, nämlich den Vereinen, verbietet, Gewerbe zu betreiben?", zählte ich auf. "Dienen nicht auch gerade Kultvereine einem "höherem Zweck" und dem Allgemeinwohl?" Ich machte eine künstliche Pause und sah meinen Kollegen groß an. "Darum frag ich dich: Seit Jahren und Jahrzehnten geht die Entwicklung dahin, dass sich Institutionen mehr und mehr aus den Märkten zurückziehen. Und wo sie es nicht freiwillig tun, da entstehen plötzlich Gesetze, die sie dazu zwingen." Das sagte für mein Dafürhalten schon eine ganze Menge darüber aus, in welche Richtung sich die Rechtsauffassung hier (in meinen Augen völlig zurecht) entwickelt hatte.
* Gerade gesehen, dass sogar als Betrieb ganz aus der WiSim gelöscht wurde.
Und genau gegen diese Sitte verstieß die Stadt Mogontiacum gerade. Und das nicht erst seit gestern. "Außerdem finde ich es sehr lustig, dass du vom Allgemeinwohl und der Bevölkerung sprichst. Denn ich möchte dir mal ganz konkret etwas vorrechnen." Mein Zeigefinger ging in die Höhe, während ich lächelte. "Wenn Mogontiacum eine Imkerei betreibt, dann kostet die Stadt das erstmal 195 Sesterzen. Dafür werden Honig und Wachs produziert. Der Honig, weil der Honig-Markt ausreichend gedeckt ist, wird nicht verkauft, sondern wahrscheinlich eingelagert oder so. Das Wachs wird für insgesamt 70-80 Sesterzen verkauft." Das war der Stand der Dinge. "Da frage ich dich: An welcher Stelle begeht die Stadt da eine gute Tat für ihre Bevölkerung? An welcher Stelle ist das gut für ihre Stadtkasse?" Da brauchte mir der Prokurator nichts erzählen. Ich betrieb selbst eine Imkerei. In der Branche kannte ich mich aus. Da kannte ich die Zahlen, die zu so einer Imkerei gehörten. Und da wusste ich, dass man im Leben nicht in die schwarzen Zahlen kam, wenn man keinen Honig verkaufte. "Das Argument.. ist also leider keins." Ich zuckte mit den Schultern.
Also: "Auf den Punkt gebracht ist Mogontiacum also eine Institution. Keine staatliche Institution, da sind wir uns einig, aber eine Institution." Bis da gabs sicher noch keinen Widerspruch. "Und als diese Institution mischt die Stadt auf den Märkten mit. Durch Produktion und Verkauf von Ton, von Wachs, von Grobkeramik, von Feinkeramik." Auch eigentlich nichts, was man anzweifeln konnte. "Dabei wird nicht auf die staatliche Preisempfehlung geachtet. Du sagst, dass sie vielleicht andere Anbieter bevorteilen wollen. Ich halte es für eine klare Benachteiligung der Käufer, denen auf die Weise ja eigentlich vorgeblich geholfen werden soll." Der Fakt, dass die Preisempfehlung des Staates ignoriert wurde, blieb. "Und nicht nur, dass sich die Stadt an diese Preisempfehlung nicht hält. Es ist der Stadt offensichtlich auch egal, ob sie damit ihrer Bevölkerung schadet oder nicht. Das hat mein Beispiel aus dem Imkerei-Bereich sicherlich hinlänglich gezeigt." Ich sah meinen Kollegen ernst an. "Und neben diesen Dingen, die allein ich schon für schlimm halte, sagst du noch: Wenn andere Produzenten auf den Markt drängen, dann werden sich die Städte eben überlegen müssen, ob sie weiterhin im jeweiligen Segment tätig bleiben wollen.", wiederholte ich. "Das heißt, dass du offen sagst: Selbst wenn es genug Marktteilnehmer zur Sättigung des Marktes gäbe, wäre es für dich immer noch die freie Entscheidung der Städte, ob sie trotzdem weiter in der Branche produzieren und verkaufen oder nicht."
Fragend sah ich meinen Kollegen an. "Freie Preisgestaltung. Die völlig freie Entscheidung, in welcher Branche man produziert. Keine Rücksicht auf die Allgemeinheit. Also weder auf die Stadtkasse der eigenen Bevölkerung. Noch auf die Not der Unternehmer, die unter einem Rohstoffmangel leiden.", brachte ich ein paar Sachen auf den Punkt. "Das alles hört sich für mich so an, als würdest du den Städten die gleichen Rechte zusprechen wollen, wie sie auch private Unternehmer haben." Von dieser Erkenntnis war ich selbst ganz erschrocken. "Mal abgesehen davon, dass ich der Überzeugung bin, dass die Entwicklung in den letzten Jahren und Jahrzehnten in die genau andere Richtung ging, und das nicht ohne Grund." Denn die Marktverzerrung war nun mal da. Ob sie besonders war oder nicht. Eine Marktverzerrung blieb eine Marktverzerrung. Und wer den Anfängen nicht wehrte, der brauchte sich über das Ende (einen kaputten Markt) nicht zu wundern oder zu beschweren. "Abgesehen davon also: Wenn zwei Marktteilnehmer also die gleichen Rechte haben. Sollten sie dann nicht auch die gleichen Pflichten haben, um einen fairen Wettbewerb zu garantieren?"
"Zur Abgabe aller über die Zahl 4 hinausgehenden Betriebe können wir sicher niemanden so einfach zwingen." Nicht ohne einen handfesten Enteignungsgrund. "Aber wer produzieren kann, wie alle anderen. Der kann doch zum Beispiel auch Vermögenssteuer zahlen, wie alle anderen, oder nicht?" Gerne auch nur eine reduzierte. Da war ich ja nicht so. "Ich finde, das sollte man die Finanzabteilung vielleicht mal durchrechnen lassen. Um es anschließend dem Kaiser vorzuschlagen. Oder dem Senat. Findest du nicht?" Noch viel länger nur untätig dieses Fehlverhalten (ob nun illegal oder illegitim oder vielleicht auch einfach nur unmoralisch) hinnehmen, wollte ich jedenfalls nicht. Es war an der Zeit, endlich zu handeln!