>>> Hübsch, hübsch, dachte ich und meinte damit natürlich nicht den Sekretär, sondern das Atrium, in dem ich mich flüchtig umsah, bevor ich auch schon vom Vertreter des Consulars empfangen wurde. "Sei gegrüßt!", erwiderte ich nur ganz kurz die Begrüßung, weil ich ja auch gar nicht wusste, wie der Kerl hieß und mir die Anrede als Sekretär irgendwie.... blöd erschien. "Die Angelegenheit, die mich hierher führt, ist die Familien-Wertkarte der Gens Purgitia. Nachdem ich vor kurzem im Rahmen meiner Einarbeitung in meinen Posten als Stationaria alte Versandübersichten kontrollierte, kam ich nicht umhin einen Abrechnungsfehler eines meiner Vorgänger" Das wollte ich natürlich betont wissen. "im Maius 861 ab urbe condita festzustellen. Dieser betrifft leider auch die Familien-Wertkarte der Gens Purgitia und auf Geheiß des Postpräfekten von Italia persönlich bin ich nun heute hier, um einerseits das Bedauern dieses Vorfalls seitens des Cursus Publicus auszudrücken und andererseits eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung in dieser Sache zu finden.", erklärte ich schonmal grob. "Vielleicht können wir uns dafür kurz irgendwo setzen?" Nicht, dass ich glaubte, dass ein Aureus für einen reichen Consular nun besonders viel wäre, aber es gab ja einen Grund dafür, dass man unangenehme Dinge lieber im Sitzen besprach....
Beiträge von Sergia Fausta
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Geduldig wartete ich nach der Antwort des Türhüters darauf, dass der sich nach den Befugnissen des Verwalters informierte. Dabei hoffte ich natürlich, obwohl schon leicht desillusioniert, dass das Ganze vielleicht doch noch dazu führte, dass ich den Consular persönlich mal kennenlernen könnte. Aber das war natürlich Pustekuchen! "Hab vielen Dank.", erklärte ich also wenig elanvoll mit einem oberflächlichen Lächeln, nachdem ich erfuhr, dass mich der Sekretär des Senators nun empfangen würde.... im Atrium. Da wusste ich auch gleich, wie wichtig diese Angelegenheit aus Sicht des Hauses war (denn um das auf mich selbst zu beziehen hatte ich natürlich zu viel Stolz). Immerhin, dachte ich mir, könnte ich bei diesem Stellenwert der Wertkarte vielleicht einen besonders guten Job für den Cursus Publicus machen. So schritt ich dann galant am Türwächter vorbei ins Atrium der Casa Purgitia.
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Ich steckte gerade mitten in meinen Vorbereitungen für meinen Termin auf dem Palatin. Das Archiv hatte mir dafür - äußerst zuvorkommend (die mussten mich vera....lbern wollen!) - auf meine Anfrage zu den Einnahmen und Ausgaben des Cursus Publicus von Italia in den letzten drei Jahren einfach nur eine ellenlange Liste mit einfach allen Transaktionen des Cursus Publicus dieser Zeit zukommen lassen. Angeödet davon jede einzelne Ein- beziehungsweise Ausgabe von der Liste mit den Versandberichten Italias abzugleichen, um festzustellen, ob die Überweisung nun zu einer Provinz oder zu Italia gehörte, kam mir ein Klopfen an der Bürotür gerade recht, um eine Pause einzulegen. Außerdem fand ich auch noch immer, dass dieser Decimus für die Kürze der Zeit viel zu viele Dinge von mir haben und wissen wollte!
So schob ich die auf etliche Wachstafeln verteilte Liste und die Papyrusrollen mit den Versandübersichten auf meinem Schreibtisch zur Seite und rief in leicht erhöhter Zimmerlaustärke: "Herein!" Wie mein Übereifer es gerade wollte (denn bei einer Pause von solch trockener, stupider Tätigkeit war ich schnell dabei) landeten drei Schriftrollen bei der fixen Entrümpelung meines Arbeitsplatzes auf dem Boden, sodass ich für einen kurzen Moment komplett hinter meinem Schreibtisch verschwand, um diese blöden Dinger wieder aufzuheben, während der Anklopfer vermutlich in diesem Augenblick eintrat.Mistvieh! Die dritte Rolle weigerte sich verglichen mit den beiden anderen hartneckig von mir ergriffen zu werden. Nachdem ich aber auch sie hatte, tauchte ich wieder auf, legte die Rollen auf der anderen Schreibtischseite ab und strich mir eine meiner lockigen Strähnen etwas aus dem Gesicht. Dann begrüßte den Gast, indem ich erstmal aufstand. "Sei gegrüßt! Mein Name ist Sergia Fausta. Ich bin Stationaria hier. Wie kann ich dir helfen?", erkundigte ich mich so freundlich, wie sich eine junge Dame in heiratsfähigem Alter beim Anblick eines sympathisch aussehenden jungen Mannes eben erkundigte.
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Ich zog meine linke Augenbraue ungeduldig nach oben. "Du...?" Offensichtlich hatte er wirklich etwas auszusetzen. Das wollte ich jetzt aber hören! Und ich bereitete mich innerlich bereits darauf vor, dass ich gleich gegen alles, was dieser Iulius Dives vorbringen würde, zu wettern begänne. Denn der werte Herr vor mir war bestimmt auch nicht perfekt!
Als er dann aber mit seiner Antwort heraus rückte, schaute ich ihn nur weiter erwartungsvoll an und brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass das schon seine Antwort war. "Na und?", erklärte ich mit unverholenem Unverständnis und meine Gesichtszüge entspannten sich erleichtert wieder etwas. "Was hat denn eine Männerfreundschaft mit mir zu tun?" Das verstand ich nicht. "Willst du mir sagen, dass du dich erst kurz vor der Cena "ausgepowert" hast, oder was?" Soweit hatte ich jetzt eigentlich eh nicht gehen wollen hier! Und das erklärte auch noch nicht, warum er mich nicht küssen wollte. "Oder glaubst du etwa, dass du deinen Freund mit mir betrügen könntest?", musste ich kurz lachen. Das war doch Schwachsinn! "Die Angst kann ich dir nehmen, denn bei einer Männerfreundschaft kannst du diesen Freund doch gar nicht mit einer Frau betrügen. Das sind doch zwei ganz verschiedene Dinge!" Eine köstliche Vorstellung, dass ich junge Dame ihm erklären musste, was der Unterschied zwischen Freundschaft und Ehe beziehungsweise (später dann) Liebe war. Politisch mochte er ja als.... Dings, hier.... Zweimann von Ostia was drauf haben, aber in dieser Beziehung hatte ich ihn scheinbar eiskalt erwischt!Mit neugierigem Blick wartete ich auf seine Erklärung hierzu. Vielleicht hatte ich ihn ja auch nur falsch verstanden?
Während ich wartete, begann mein Kopf nachzudenken und die Geschichte weiterzuspinnen. Was wäre, wenn Iulius Dives wirklich diesen Humbug glaubte, dass zwei Männer das haben könnten, was richtigerweise einem Mann und einer Frau vorbehalten war? In jedem Fall schien ihm die Antwort ja schwer gefallen zu sein (wenn dieser Gedanke hier zutraf, dann fand ich das natürlich sogar verständlich). Das hieß, dass ich jetzt auf jeden Fall etwas gegen ihn in der Hand hatte! Moment.... nein, hatte ich doch nicht. Ohne einen Zeugen oder einen anderen Beweis glaubte mir das nämlich sicher niemand. Die Möglichkeit ihn damit also mal etwas unter Druck zu setzen, wenn ich irgendetwas brauchte, fiel also erstmal flach. Aber vielleicht fiel mir ja noch etwas ein, wie ich aus dieser Information meinen Profit schlagen könnte. Mal schauen. -
Auch ich nickte nach der Antwort des Postpräfekten freundlich lächelnd, obwohl ich nur wenig Lust auf einen langweiligen Bericht hatte. Später würde ich solchen Kram einfach delegieren, nahm ich mir vor. Andererseits sah ich aber auch, dass ich in der Hierarchie der Stationarii hiermit ein bisschen aufgestiegen war und jetzt in vergleichbaren Angelegenheiten gleich nach einem Termin beim Präfekten verlangen konnte. Insofern war die Arbeit wenigstens nicht umsonst. "Ich danke dir, mein Präfekt. Und ich werde dich nicht enttäuschen.", versprach ich und hoffte natürlich, dass ich das auch halten könnte. Dabei ahnte ich ja noch nicht, wie oft ich im weiteren Verlauf bei Erhalt der Antwort aus der Finanzabteilung der Kanzlei oder an der Porta der Casa Purgitia noch dazu gezwungen sein würde, brav zu schlucken, statt verärgert aufzubegehren. Ich brauchte dringend einen Mann, vielleicht auch gleich noch einen zweiten inoffiziellen dazu (dabei kam mir der Iulier mit seinem "Geständnis" in den Kopf) und vielleicht sollte ich auch zusehen, dass ich mir einen Patron suchte. Sobald ein neuer Praefectus Praetorio ernannt sein würde, beschloss ich, würde ich diesen Oberchef des Cursus Publicus mal fragen. Das könnte meiner Karriere sicherlich nicht schaden. "Vale, mein Präfekt.", verabschiedete ich mich zum Schluss des Gesprächs mit diesen Gedanken. Dann verließ ich das Büro des Postpräfekten und machte mich gleich daran die vier Briefe zu schreiben, bevor ich sofort am nächsten Tag zur Casa Purgitia gehen würde.
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Mein Sklave runzelte irritiert und nicht wissend, was er sagen sollte die Stirn. Er musste nämlich gar nicht mit dem Consular sprechen und er wüsste auch nicht worüber. Notgedrungen schob ich mich also vor den breitschultrigen Unfreien (Hatte der Türwächter mich etwa hinter dem übersehen, obwohl ich mich extra so herausgeputzt hatte??). "Sofern der Sekretär und Hausverwalter auch finanzielle Entscheidungen zu treffen im Stande ist, wäre es mir auch ein Vergnügen mit ihm über diese Angelegenheit zu sprechen.", erklärte ich äußerlich weiter schön lächelnd, aber innerlich leicht angefressen. Denn für einen Sekretär hätte ich mich auch nicht extra schick machen müssen - erst recht nicht, wenn das hier eh niemandem weiter auffiel. Aber gut, ich wollte ja niemanden jetzt vor den Kopf stoßen, zumal ich hier für den Cursus Publicus etwas zu erreichen hatte.
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Mit jeder Menge Akten im Gepäck, für die ich extra eine nicht wirklich mit meinem Outfit harmonierende Ledertasche des Cursus Publicus mitgenommen hatte, um all das zu transportieren, erklomm ich den Palatin und fühlte mich heute einmal mehr besonders wichtig. "Seid gegrüßt, Soldaten. Ich bin" wichtig und heiße "Sergia Fausta und ich habe einen wichtigen Termin in der Finanzabteilung.", erklärte ich und zeigte meine "Einladung" vor. Dabei schenkte ich einem anderen Soldaten (also nicht dem, dem ich meinen Brief aus der Kanzlei vorzeigte) aus meiner guten Laune heraus einen flirtenden Blick. Die armen Kerle, die hier in der Hitze den lieben langen Tag ihren Dienst schieben mussten, sollten sich wenigstens ein bisschen an den bestimmt nicht sehr vielen weiblichen Besuchern hier oben erfreuen können. (Und ich meinerseits genoss es natürlich, wenn Mann mich begehrte.)
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Nach meinem Brief an die Finanzabteilung der kaiserlichen Kanzlei, bekam ich einige Tage später (drei Tage später, um ganz genau zu sein - aber dazu später mehr) ein Antwortschreiben von einem Decimus. Ich las.... und ich staunte. Was mir der Decimus da ganz zu Beginn schrieb, hörte sich fast so an, als wäre es seine Idee gewesen mit mir persönlich über diese Angelegenheit zu sprechen. War das so? Ich hatte eigentlich in Erinnerung, dass ich ihn um einen Termin auf dem Palatin gebeten hatte! Aber seis drum. Vielleicht verstand ich ja auch nur die Beamtensprache der palatinischen Sesselpupser noch nicht so ganz, weil ich vorher noch nie mit denen zu tun gehabt hatte. Den Punkt vergab ich diesem Decimus (Ob der mit dem hochverräterischen Prätorianerpräfekt näher verwandt war? - Ich würde mich mal etwas über den Typ schlau machen.) also.
Ich las weiter.... und ich staunte weiter. Er wollte auch gleich noch wissen, wie es um die Finanzen des Cursus Publicus stand! "Im Allgemeinen, also mit den Provinzen.", äffte ich die Wortwahl beim Lesen mit einer hässlichen Grimasse nach. Tze, das war mir ja ein Schätzchen! Nach der letzten großen Provinzreform hatte ich nicht gezählt, aber es gab bestimmt über 40 Provinzen im Imperium! "Andererseits sind wir hier in Rom....", grübelte ich dann laut vor mich hin. Ich müsste mal schauen, ob ich da irgendwo Aufzeichnungen allgemeinerer Natur fand, wie es ganz aktuell in allen Provinzen aussah mit den Finanzen des Cursus Publicus.Der letzte Absatz gab mit dann aber wirklich das Letzte! Bis dorthin hatte ich mit der Antwort leben können, mit dem Rest konnte ich es nicht (nicht, ohne dass ich sauer wurde). Was bildete sich dieser Finanzkasper eigentlich ein?? Er brauchte selbst für seine Beantwortung meines Anliegens DREI Tage * und verlangte von mir, dass ich in ZWEI Tagen * alle möglichen Unterlagen der letzten DREI Jahre * für ihn anschleppte?? Stand in meinem Brief irgendwo "Ich arbeite twentyfour-seven"? Na, DER würde schon noch sehen, was er davon hatte! Beim besten Willen war ich schließlich neu hier und der Stationarius, der mich eingestellt hatte, hatte mir sehr klar gemacht, dass ich hier niemandem irgendetwas zu sagen hätte, sondern mich in erster Zeit vor allem unterordnen müsste! Ich hatte also genau genommen auch gar keine Kapazitäten, um diesem Decimus da besonders entgegenzukommen.
Wütend warf ich diesen Schriebs auf meinen Schreibtisch zurück (er landete natürlich auf dem Boden dahinter) und lehnte mich mit verschränkten Armen zurück. Dann dachte ich nach.... und kam zu dem Schluss, dass ich ja nicht so war. Ich würde ihm einfach die 36 (ja, soviele waren das!) Versandübersichten mitbringen, die ich teilweise schon überarbeitet hatte und teilweise eben auch noch nicht (da konnte er sich seine Stichproben herzlich schenken, denn mindestens der Fehler mit der Classis-Wertkarte verschwand ja vom bloßen Anschauen der Listen auch nicht aus der Welt) und würde mich junges Ding, das ich sowieso für die meisten Kerle war, ganz unschuldig ahnungslos geben. Wenn er seinen Leuten unbedingt meine Arbeit aufhalsen wollte, dann war das ja eigentlich nicht mein Problem. Ich würde sehen, ob mir das Archiv noch ein paar Daten zu Ein- und Auszahlungen dieses Zeitraumes geben könnte (so chaotisch, wie es da teils zuging, bezweifelte ich das zwar, aber gut). Und nicht zuletzt würde ich natürlich auch schauen, wie sehr der Kerl auf mich mit meinem Anliegen zuging, bevor ich endgültig entschied, wie sehr ich ihm bei seinem Anliegen weiterhalf. Falls es ganz schlimm lief, überlegte ich mir, würde ich ihm später über die Freundin einer Freundin einer Freundin (oder so) einen süß duftenden Honigkuchen schenken - mit tollstem Tollhonig der Fausta Ultrix! Bei diesem Gedanken musste ich lächeln und hatte prompt wieder bessere Laune. So machte ich mich dann auf ins Archiv...Sim-Off: * Weil sein Antwortbrief von der RL-Zeitebene ausgeht, tu ich das auch.
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Na, hier war man ja ganz schön auf Zack, so fix wie der Mann hinter der Tür auf das Klopfen reagierte! Das war mir natürlich nur recht, wo die Luft in diesen Tagen doch selbst nachts nicht richtig runterkühlte.... nicht auf den Straßen Roms. "Salve. Meine Domina Sergia Fausta, Stationaria im Dienste des Cursus Publicus, ist im Auftrag des Postpräfekten von Italia unterwegs und hofft auf ein kleines Gespräch mit dem Consular Purgitius. Es geht um eine Angelegenheit die Familien-Wertkarte der ehrenwerten Gens Purgitia betreffend.", sagte mein Begleiter schön seinen Text auf, den ich ihm auf dem gesamten Weg hierher mehrfach eingetrichtert hatte. Gegenüber dem consularischen Haushalt nur ein bescheidenes Auftreten mit kurzer Vorstellung (und nicht der üblichen längeren mit den wichtigsten meiner Ahnen). Dazu ganz knapp das Anliegen vorgebracht und.... "Wäre der Consular gerade zu sprechen?" Nach Salutatio für einen gewesenen Konsul sah es hier ja nicht mehr unbedingt aus (oder die Klienten verstecken sich alle). Ich hoffte, dass ich den Mann jetzt nicht trotz meiner Erkundigung nach der typischen Zeit für den Klientenempfang verpasst hatte.... am besten noch auf seinem Weg in irgendwelche Thermen, wo ich ihm nichtmal hinterher jagen könnte.
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Als der Präfekt von größeren Fehlern sprach, nickte ich ernst, bevor ich danach wirklich aufpassen musste, dass man mir meine Zufriedenheit mit den äußerst lobenden Worten meines Chefs nicht zu sehr anmerkte. Meine leicht angehobenen Mundwinkel waren wohl aber trotzdem zu sehen. Postpräfektin - der ahnte ja nicht (glaubte ich), wie toll und anziehend dieser Titel für mich war! Und sogar einmal den Ritterring zu tragen traute er mir zu!! Mein Vater, der ja leider zu jung gestorben war, um meinem Großvater Marcus in den aktiven Ritterstand nachzufolgen, wäre bei solchen Aussichten sicherlich stolz auf mich gewesen. Ich wusste ja schon immer, dass ich etwas ganz Besonderes war!
Als der Praefectus Vehiculorum dann auch noch wenigstens teilweise Gefallen an meinen Lösungsansätzen fand, musste ich mich umso mehr konzentrieren, dass ich trotzdem genau mitbekam, was er weiter von mir erwartete. Gedanklich notierte ich mir: Drei kleine Schreiben und einen Besuch wegen der Familien-Wertkarten. "In Ordnung, mein Präfekt.", bestätigte ich in der Redepause des Präfekten. Das sollte machbar sein. Dann fügte der Postpräfekt hinzu, dass ich wegen der 2000-Sesterzen-Sache mit einem Primicerius a rationibus sprechen sollte, was ich ebenfalls abnickte. Dabei überlegte ich mir, dass ich sowieso gerne mal ganz wichtig auf den Palatin gehen wollte und entschied, dass ich in der Interpretation der Anweisung einfach gleich um einen Kanzlei-Termin bitten würde. "Ich nehme an, du möchtest dann später vor allem über die Ergebnisse hinsichtlich der Classis-Wertkarte einen schriftlichen oder mündlichen Bericht von mir erhalten?" Die anderen Sachen waren ja eigentlich eher Mitteilungen, die erstmal erledigt wären, wenn sie verschickt waren, und naja.... dann eben noch das Gespräch mit dem Consular. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun, mein Präfekt?", fragte ich dann weiter und registrierte erst jetzt die fast schon penetrante Anrede als "mein Präfekt". -
Ein Bote des Cursus Publicus (es war nicht Rufus, denn der musste ja nach Ostia) gab ein pauschal an alle Primicerii a rationibus gerichtetes Schreiben ab:
SERGIA FAUSTA
Ad Primicerios a rationibus
Palatium Augusti
Rom - ItaliaStationaria Sergia Primiceriis a rationibus s.d.
Nach Rücksprache mit dem Praefectus Vehiculorum von Italia erbitte ich einen Termin bei einem Primicerius der kaiserlichen Finanzabteilung. Mein Anliegen ist das folgende:
Vor mehreren Jahren verursachte einer meiner Amtsvorgänger eine erst kürzlich von mir festgestellte Fehlbuchung in Höhe von exakt 2000 Sesterzen auf die Institutionen-Wertkarte der Classis Romana. Weil nun aber sowohl die Classes, als auch der Cursus Publicus im weitesten Sinne staatlich finanziert werden, steht die Frage im Raum, welche Lösung dieses Problems sich die kaiserliche Finanzabteilung vorstellen kann und inwiefern der Cursus Publicus diesen Schaden verrechen soll.
Ich bitte um eine Antwort in die Sedes administrationis Italiae und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Vale!/images/signet/Siegel_Sergia.png
Sergia Fausta
ANTE DIEM XII KAL AUG DCCCLXIII A.U.C.
Sedes admin. Ita. | Rom | Italia -
Hätte ich gewusst, dass der Iulius Dives aus Ostia zu genau diesen Iuliern hier gehörte (selbst wenn er nicht hier wohnte), hätte ich die Post wahrscheinlich persönlich vorbeigebracht. So aber gab irgendein Bote des Cursus Publicus (es war nicht Rufus, denn der musste ja nach Ostia) das pauschal an alle Bewohner der Casa gerichtete Schreiben ab:
SERGIA FAUSTA
Ad Iulios
Casa Iulia
Rom - ItaliaStationaria Sergia Iuliis s.d.
Nach Rücksprache mit dem Praefectus Vehiculorum von Italia möchte ich euch, die Mitglieder der ehrenwerten Gens Iulia, darüber in Kenntnis setzen, dass ein kleiner Rechenfehler auf der Familien-Wertkarte der Gens Iulia am heutigen Tag behoben worden ist. Das Guthaben dieser Wertkarte beträgt demnach aktuell 145 Sesterzen, einlösbar in allen italischen Mansiones des Cursus Publicus.
Seid versichert, dass der Cursus Publicus diesen Vorfall zutiefst bedauert und dafür Sorge trägt, dass dies eine einmalige Sache bleibt. Für Nachfragen in dieser Angelegenheit stehe ich euch selbstverständlich im Rahmen der Öffnungszeiten der Sedes administrationis Italiae jederzeit im Officium der Stationarii zur Verfügung und bin auch postalisch dort erreichbar.
Ich bedauere die von einem meiner Amtsvorgänger verursachten Unannehmlichkeiten und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Vale!/images/signet/Siegel_Sergia.png
Sergia Fausta
ANTE DIEM XII KAL AUG DCCCLXIII A.U.C.
Sedes admin. Ita. | Rom | Italia -
Ein Bote des Cursus Publicus (es war nicht Rufus, denn der musste ja nach Ostia) gab ein pauschal an alle Bewohner der Casa gerichtetes Schreiben ab:
SERGIA FAUSTA
Ad Decimos
Casa Decima Mercator
Rom - ItaliaStationaria Sergia Decimis s.d.
Nach Rücksprache mit dem Praefectus Vehiculorum von Italia möchte ich euch, die Mitglieder der ehrenwerten Gens Decima, darüber in Kenntnis setzen, dass ein kleiner Rechenfehler auf der Familien-Wertkarte der Gens Decima am heutigen Tag behoben worden ist. Das Guthaben dieser Wertkarte beträgt demnach aktuell 410 Sesterzen, einlösbar in allen italischen Mansiones des Cursus Publicus.
Seid versichert, dass der Cursus Publicus diesen Vorfall zutiefst bedauert und dafür Sorge trägt, dass dies eine einmalige Sache bleibt. Für Nachfragen in dieser Angelegenheit stehe ich euch selbstverständlich im Rahmen der Öffnungszeiten der Sedes administrationis Italiae jederzeit im Officium der Stationarii zur Verfügung und bin auch postalisch dort erreichbar.
Ich bedauere die von einem meiner Amtsvorgänger verursachten Unannehmlichkeiten und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Vale!/images/signet/Siegel_Sergia.png
Sergia Fausta
ANTE DIEM XII KAL AUG DCCCLXIII A.U.C.
Sedes admin. Ita. | Rom | Italia -
Ein Bote des Cursus Publicus (es war nicht Rufus, denn der musste ja nach Ostia) gab ein pauschal an alle Bewohner der Villa gerichtetes Schreiben ab:
SERGIA FAUSTA
Ad Aurelios
Villa Aurelia
Rom - ItaliaStationaria Sergia Aureliis s.d.
Nach Rücksprache mit dem Praefectus Vehiculorum von Italia möchte ich euch, die Mitglieder der ehrenwerten Gens Aurelia, darüber in Kenntnis setzen, dass zwei kleine Rechenfehler auf der Familien-Wertkarte der Gens Aurelia am heutigen Tag behoben worden sind. Das Guthaben dieser Wertkarte beträgt demnach aktuell 60 Sesterzen, einlösbar in allen italischen Mansiones des Cursus Publicus.
Seid versichert, dass der Cursus Publicus diesen Vorfall zutiefst bedauert und dafür Sorge trägt, dass dies eine einmalige Sache bleibt. Für Nachfragen in dieser Angelegenheit stehe ich euch selbstverständlich im Rahmen der Öffnungszeiten der Sedes administrationis Italiae jederzeit im Officium der Stationarii zur Verfügung und bin auch postalisch dort erreichbar.
Ich bedauere die von einem meiner Amtsvorgänger verursachten Unannehmlichkeiten und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Vale!/images/signet/Siegel_Sergia.png
Sergia Fausta
ANTE DIEM XII KAL AUG DCCCLXIII A.U.C.
Sedes admin. Ita. | Rom | Italia -
Es war der Morgen nach meinem Gespräch mit dem Postpräfekten kurz nach der Stunde, in der soein Consular vermutlich seine Salutatio hielt. Das wenigstens hatte ich mir sagen lassen, wo ich doch aus Alexandria einen absolut jungfräulichen Erfahrungsschatz nicht nur im Bezug auf gewesene Konsuln, sondern auch auf Senatoren ganz allgemein hatte. Wie sollte es auch anders sein in einer Provinz, in die die Senatoren praktisch nicht reisen durften? Egal. So stand ich nun also vor dem Anwesen, vor das mich ein hochgewachsener Sklave der Gens Sergia geführt hatte und ließ ihn für mich anklopfen. In einem schicken Fummel, den ich aus Alexandria mitgebracht hatte und nun extra für diesen Besuch trug (bevor ich mich später nochmal zur Büroarbeit an den Tabellen und Listen umziehen würde), wartete ich im Schatten meines breitschultrigen Begleiters.
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Mein Kollege Titus Nonius Turbo zog bei der folgenden Frage die Augenbrauen nach oben. Er war ein Stationarius, nicht mehr und nicht weniger. Woher sollte er etwas von offenen Stellen wissen? "Bedaure. Dafür kann ich dir aber sagen, für welches Anliegen du dich an welche Person wenden müsstest.", was seinen Gegenüber aber sicherlich auch nicht wenig interessieren dürfte. "Für eine Stelle als Architectus, Agrimensor oder Aquarius von Italia musst du mit dem Curator Rei Publicae sprechen. Der letzte Senator, der diese Position inne hatte, sitzt meines Wissens nach aber momentan als Anhänger des Vescularius Salinator in irgendeinem Kerker ein. Ob und wann ein neuer Curator ernannt werden wird oder ob der alte Curator irgendwann entlassen wird und weiter dieses Amt ausfüllen darf, kann ich dir nicht sagen." Logisch, denn Turbo hieß weder Palma, noch war er der neue Kaiser.
Leichtfertig zuckte der Nonier mit den Schultern. "Wenn du dich aber in Rom als Agrimensor bewerben möchtest, dann musst du dich mal umhören, ob einer der Curatores Aquarum, Operum Publicorum oder Viarum einen Vermesser braucht. Oder wegen der Stelle als Aquarius, ob der Curator Aquarum da noch jemanden benötigt. Allerdings....", begann Turbo noch. Dann schritt ich in diese Situation ein, weil mir das Warten langsam aber sicher auf die Nerven ging. Ich hasste Warten. "Allerdings sind die drei Kuraturen derzeit unbesetzt. Die Mühlen der Bürokratie mahlen bekanntlich langsam und die Neubesetzung solcher wichtigen Ämter durch den Kaiser Cornelius wird auch seine Zeit dauern.", ergänzte ich hörbar kurz angebunden. Ich wollte den Riesen loswerden. "Aber du kannst ja mal ins Officium Aquariorum Italiae gehen.", zeigte ich mit dem rechten Zeigefinger in die ungefähre Richtung. Erst kürzlich hatte ich nämlich herausgefunden, dass mein Cousin Tiberius hier nur ein paar Gänge weiter arbeitete (wenn er nicht gerade in seinem Einsatzgebiet außerhalb Roms unterwegs war). "Frag da einfach mal nach, wie es da aktuell so aussieht. Vielleicht wissen die ja auch mehr wegen dem Rei Publicae. Vale.", hakte ich mich bei Turbo unter und bewegte ihn sehr bestimmt zu gehen. "Vale und viel Glück!", verabschiedete sich der Nonier etwas freundlicher, bevor er mir mit einem leisen "Ich wollte ihm doch noch sagen, dass er als Architectus wenigstens der Sohn oder Enkel eines Decurio sein muss." folgte und sich auf dem Weg in unser Büro dann ganz und gar meiner viel, viel wichtigeren Frage annahm.... -
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Mein Kollege Titus Nonius Turbo war gerade auf dem Weg von seiner Pause zurück ins Büro, da sprach ihn soein drahtiger Riese von der Seite an. Frisch erholt, immer gut gelaunt, nett und hilfsbereit und tagein, tagaus am Lächeln grüßte Turbo also erstmal zurück. "Salve, Sirius aus wo-auch-immer-dieses-Dings-Land-liegt." Dann strich sich der Nonier kurz mit einem Zeigefinger über seine Oberlippe und dachte gespielt nach. "Hm.... Ja, ich kann dir sagen, wer dir dazu Näheres sagen kann.", antwortete er und drehte sich erstmal zum Weitergehen. Erst im letzten Moment hielt er doch inne und ging nicht. "Achso, und du willst bestimmt auch wissen, wer das ist, der dir da zum Beispiel Näheres sagen könnte, was? Nun, das wäre beispielsweise... ich.", grinste er selbstzufrieden, dass mir beinahe schlecht wurde.
Denn ja, ich stand in Sichtweite der beiden und hatte eigentlich eine Frage an die Grinsebacke, die sich mit diesem blonden Riesen unterhielt. Abschätzig schaute ich aus der Entfernung auf jenen eindeutigen Nicht-Römer herab (und das, obwohl ich deutlich kleiner gewachsen war als er). Hoffentlich hielt der meinen Kollegen und damit indirekt auch mich nicht ewig auf. -
....schloss die Augen und....? Ja, was?? Wieder ließ mich dieser Iulius Dives abblitzen! Mit seiner "Erklärung" gab ich mich aber nicht zufrieden - und auch nicht mit seiner Andeutung jetzt gehen zu wollen und mich hier einfach stehenzulassen! "Warte gefälligst!", griff ich ihn am Handgelenk, damit er mir nicht entwischte. "Was glaubst du eigentlich, wer ich bin, dass du so mit mir umspringen kannst, hm? Ich bin Sergia Fausta und...." Ich zerrte an seinem Arm. "Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche, und behandle mich nicht wieder eine Sklavin!"
Erst sagte er ja, dann nein, dann wieder ja und jetzt erneut nein. Ich wollte wissen, was verdammt nochmal bitte sein Problem mit mir war! In meinem roten Dress sah ich ja wohl absolut hinreißend aus und ich war vielleicht manchmal etwas stürmisch, wenn ich etwas sehr wollte, aber wenigstens hatte ich überhaupt einen eigenen Willen und war nicht das typische junge Ding, das am Tisch nur ein kleines Mäuschen war und nichts gebacken bekam! Ich war die starke Frau, die an die Seite eines Mannes gehörte, der danach auch stark sein würde. Hinter jedem starken Mann, steckt eine noch stärkere Frau, erzählte man sich ja - zurecht! Kurzum: Ich wollte jetzt wissen, was ANGEBLICH so vollkommen inaklzeptabel an mir war, dass Iulius Dives so falsch mit mir spielte: "Sag mir, was ist dein Problem mit mir, hm? Bin ich dir zu dick, zu dünn, zu selbstbewusst, zu schüchert, zu groß, zu klein...? Oder bin ich dir vielleicht zu dunkelhaarig? Müsste die perfekte Traumfrau so blonde Haare haben, wie eine dreckige Germanin???" Wenn er jetzt das Falsche sagte, dann schwor ich mir, würde er sich ohne Rücksicht auf irgendwelche Konsequenzen eine fangen! Denn ich war ja wohl schöner als jede Barbarin! Und was ich so ganz nebenbei gerade auch war: verletzt und sauer. Diese Situation passte mir ganz und gar nicht. -
Nachdem auch ich meinen Platz eingenommen hatte (hier in der Casa Helvetia durften offensichtlich auch die Frauen zu Tisch liegen und mussten nicht als minderwertige Anhängsel mit irgendwelchen Stühlen Vorlieb nehmen), schaute ich mich in der Runde um. Der Asinier hatte mit Tiberius ein Gespräch begonnen. Weil ich den Wagenrennen (ein paar Männer fahren in einem Gespann x-mal im Kreis - mir erschloss sich der Sinn dessen einfach nicht und ich würde es auch kaum für möglich halten, würde mir jemand prophezeihen, dass es in fast 2000 Jahren noch immer soeinen "Sport" geben würde) nicht viel abgewinnen konnte und man sich in die Karrierepläne der Männer besser nicht einmischte, schwenkte mein Blick weiter. Dieser Iulius und Titus sprachen über Kunst und Künstler. Langweilig.... Aber immernoch besser als sich in ein Gespräch mit diesem Landei einzuklinken, die offenbar versuchte mir die Pinnia als Gesprächspartnerin auszuspannen, um mich zu isolieren. Biest!
Es blieb mir also nur das langweile Kunstthema. "Ja, die Malerei finde ich auch wirklich schön. Ich glaube, das habe ich selbst auch noch nicht so offen festgestellt. Wie hieß eigentlich dieser Mann mit diesem tollen Pinselstrich, Titus?", tat ich ganz neugierig und interessiert, um mich nicht selbst auszugrenzen. "Und wer hat sich hier eigentlich überhaupt zuerst um die primäre Ausgestaltung der Räume gekümmert? War das unser gemeinsamer Urgroßvater oder erst einer seiner Söhne?" Das interessierte mich schon ehrlich etwas mehr als der Name eines vermutlich schon längst toten Peregrinus. -
Zufrieden nickte ich auf die Aussage der Pinnia hin. "Sehr schön. Vielen Dank, Pinnia.", erklärte ich unbedarft mit einem Lächeln. Solange ich meinen Willen bekam, war es mir auch relativ gleich, was sich die Alte hinter ihrer Fassade in ihrem altmodischen Köpfchen so dachte. Nach wie vor fühlte ich mich dabei auch völlig legitim im Recht! Als Frau hatte man nämlich wirklich keine Ansprüche an die Sitzordnung zu stellen.... Nein, als Gastgeberin (egal, ob Gattin, Mutter oder Schwiegermutter, Schwester, Tante oder Cousine des Gastgebers) sorgte man höchst selbst für eine ordentliche Sitzordnung, bei der das Konfliktpotenzial möglichst gering und die Harmonie dafür möglichst hoch wären! Und das ich in meiner Welt nichts mit soeinem Landei aus Kleinkleckersdorf anfangen konnte, musste ja eigentlich fast schon jedem klar sein, genau! Und sowieso hatte ich als Partygast Nummer eins (denn das hier war ja meine Willkommensfeier!) ja wohl immer recht - selbst, wenn ich mal nicht recht hatte. Punkt. Aus. Ende.
So schritt auch ich stilvoll-elegant ins Triclinium.