Beiträge von Sergia Fausta

    Mit triumphierendem Blick sah ich diesem Stationarius nach, wie er uns beide (und mir kam es nicht ungelegen, dass ich meine Lorbeeren nicht noch mit Diophanes teilen musste) beim Präfekten anmeldete. Endlich! Endlich hatte ich mal die Möglichkeit den Chef des Postwesens von Italia persönlich zu treffen. Und wenn ich so genauer darüber nachdachte, dann war dieser Praefectus Vehiculorum aktuell sogar der höchste Mann des Cursus Publicus überhaupt! Ich meine, Italia stand ja wohl klar über allen andern Provinzen (wie schnell man sich an diese Sichtweise gewöhnte, war ich doch vor nicht allzu langer Zeit in Alexandria noch nicht ganz so drastisch dieser Meinung). Und was war mit dem Prätorianerpräfekten? Richtig, einer saß irgendwo in irgendeinem Loch ein und der andere war noch nicht ernannt, denn ja, ich ging ganz naiv davon aus, dass ein neuer Kaiser wenigstens seine eigenen Reichspräfekten bestimmt selbst mitbrachte und nicht von seinem Vorgänger einfach übernahm.
    Aber wo war ich? Richtig, das Gespräch mit dem Postpräfekten. Doch Moment, hatte ich das gerade richtig verstanden? Dieser Stationarius behauptete, dass ich auf seine Anweisung hin die Bücher geprüft hätte?? Meine Augen verengten sich eine kleine Spur. Dieser kleine, glitschige Wurm! ICH hatte Meldung gemacht, dass ICH etwas gefunden hatte! Sein einziger Verdienst war ja wohl das "Na schau lieber nochmal ganz genau und mit einem weiteren Paar Augen (männlichen, weil die weiblichen ja alle einen Knick in der Optik hatten - schon klar!) nach. Vielleicht hast du dich ja auch geirrt." Hatte ich nach meinem Bewerbungsgespräch geglaubt, dass ich mit diesem Typ vielleicht doch irgendwo ein Auskommen finden würde, war ich spätestens jetzt eines Besseren belehrt worden. Mieses, kleines Ungeziefer!


    Aber an dem Postpräfekten hatte der Stationarius sich geschnitten - mächtig geschnitten! Meine Lippen umspielte ein kleines, amüsiertes Lächeln, als dieser winselnde Wurm mit einer einfachen Handbewegung zu meinen Gunsten zum Schweigen gebracht wurde. Ich sah schon, dass ich mit dem Praefectus Vehiculorum deutlich besser klarkommen würde! "Sei gegrüßt, mein Präfekt. Es ist mir eine Ehre, dass du mich empfängst.", wennauch nur zusammen mit dieser Fehlbesetzung neben mir. Dann zeigte ich ihm zunächst die beiden Wachstafeln, die auch der Stationarius schon gesehen hatte und erklärte: "Hier, mein Präfekt, kannst du sehen, wie ich auf dieses Problem aufmerksam wurde. Die Gentes Aurelia, Decima, Iulia und Purgitia betreffend sieht man das verzeichnete Wertkartenguthaben im April 861 ab urbe condita in der zweiten Spalte, die im folgenden Mai verschickten Briefe in der nächsten und die vermeintlich daraus resultierenden neuen Wertkartenguthaben in der vierten Spalte. Der Differenzbetrag beläuft sich in Summe bei diesen Familienwertkarten auf 165 Sesterzen."
    Dann legte ich die zweite Tafel vor. "Hier nun, mein Präfekt, siehst du die Arbeit, die ich nach Auftrag des ehrenwerten Stationarius hier", deutete ich auf dieses missgünstige Insekt, "ausgeführt habe. Wie man neben den gewöhnlichen Zahlungseingängen für Briefporto sieht, ist in dem betreffenden Monat, auf den sich die erste Wachstafel bezieht, lediglich eine Wertkarte erstanden worden - außerhalb Italias und damit für diesen Fall völlig irrelevant. Um ganz sicher zu sein, habe ich auch den Vormonat und Nachmonat ebenfalls untersucht - mit dem gleichen Ergebnis, dass in diesem gesamten Zeitraum in Italia nicht eine Wertkarte gekauft oder aufgeladen wurde." Ich machte mit meinen Händen eine Geste, dass damit ja nun alles klar wäre.


    "Daraus also folgt nun unweigerlich, dass die vier auf der ersten Wachstafel aufgeführten Familienwertkarten einen in Summe 165 Sesterzen zu hohen Restbetrag ausweisen. Das Problem wird dabei in eine ganz andere Dimension gehoben durch eine exakt 2000 Sesterzen zu hoch ausgewiesene Institutionenwertkarte für die Classis Romana. Alle diese Fehler sind im selben Monat entstanden und wurden bis zum heutigen Tag blind Monat für Monat übertragen." Ich musste kämpfen, um nicht noch den Nachsatz anzufügen: bis ICH sie gefunden habe.
    Dann machte ich eine kleine Pause, um anzudeuten mit der Beantwortuing der ersten Frage am Ende zu sein. "Was nun kann man tun, um dieses Problem anzugehen? Im Sinne des Cursus Publicus wäre es natürlich am besten, wenn man hieraus keine zu große Sache machen würde, sondern das Ganze etwas diskret nach außen behandelt. Nun bin ich ja noch recht neu hier und weiß daher nicht, wie regelmäßig sich die Besitzer von Wertkarten nach ihren Guthaben explizit erkundigen.... Aber ich glaube, dass man gerade bei den ein- bis zweistelligen Wertkartendifferenzen vielleicht auch keinen großen Aufriss machen müsste, sondern einfach die Zahlen korrigiert. Die Aurelier sind reiche Patrizier, die Decimer sind auch nicht gerade für ihre Armut bekannt und die fünf Sesterzen bei den Iuliern fallen denen bestimmt auch nicht weiter auf.", spekulierte ich ein bisschen und reduzierte das große Problem mit seinen fünf Teilproblemen auf lediglich zwei Teilprobleme.
    Dann stellte ich fest: "Es blieben folglich die Classis Romana und die Gens des Consulars Purgitius Macer." Ich überlegte kurz, denn an und für sich war ich nicht näher darauf eingestellt dieses Problem praktisch zu lösen, war ich doch davon ausgegangen, dass der Präfekt mir nach Kenntnisnahme selbst sagte, was ich zu tun hätte. "Das Mindeste, was man in diesen beiden Fällen sicherlich tun könnte, um den Schaden wenigstens zu minimieren, ist aus Kulanz in einem persönlichen Gespräch das Angebot zu machen für einen Teil des Fehlers aufzukommen. Vielleicht ließe sich der Consular Purgitius darauf ein, dass er einfach noch 70 Sesterzen oder so nachzahlt für seinen Aureus zu viel auf der Wertkarte. Alternativ reduziert man das Kartenguthaben nach Absprache auch einfach um 70 Sesterzen, was auch immer er eben bevorzugt. Und für die Classis böte sich vielleicht vor allem letzteres mit einem Betrag von eventuell so um die 500 Sesterzen an.", erklärte ich und hoffte, dass dem Postpräfekten wenigstens irgendwas von meinen Vorschlägen gefiel. Sicher war ich mir jedenfalls, dass es auch in seinem Interesse sein würde, wenn das nicht am Ende noch publik und wahrscheinlich noch schön fett ausgeschlachtet in der neusten Acta-Ausgabe landen würde. Dazu hatte ich auch keine Ahnung, ob nach so langer Zeit (zu Zeiten der massiven Fehler lebte ja sogar noch dieser Valerianus!) nicht vielleicht sogar schon eine Art Gewohnheitsrecht auf Seiten der Wertkartenbesitzer stand, falls jene regelmäßig eine falsche Auskunft erhalten hätten.

    I: Sklaven kaufen
    II: Sklaven einstellen (geht beim Reiter "Betriebe" rechts)
    III: Dann produziert dein Betrieb auf Stufe I und du kannst ihn ggf auch auf Stufe II ausbauen.
    Wenn du mal einen Runde mit der Produktion pausieren willst, dann kannst du den Sklaven auch dort wieder vom Betrieb entfernen und er landet wieder in deinem Warenlager. ;)


    .... Ach ja....
    Punkt Null: Lex Mercatus lesen. :D

    Zitat

    (3) Die Gründung und das Führen eines Betriebes ist Sklaven untersagt. Mitglieder des Exercitus Romanus und des Cultus Deorum dürfen nur dann einen Betrieb führen, sofern ihr persönlicher Status zumindest der eines Ritters ist.

    Als ich von der Sklavin angesprochen wurde, schaute ich erstmal etwas irritiert und auch leicht verärgert über die Störung meiner Gedanken zu ihr. Moment, was hatte sie gleich wissen wollen? Imbiss.... Ich überlegte kurz, während mein Blick allmählich nachdenklicher und weniger böse wurde. "Ja, warum nicht.", war dann meine wenig überzeugte, aber trotzdem positive Antwort. Das hier würde schon keine Giftstube sein, so wie ich sie mir gerade für mich später ausgemalt hatte. Und überhaupt wäre es sicherlich reichlich dumm mich, die Nichte des großen Feldherrn Kaeso Modestus von den Annaeern, vergiften zu wollen. Ich sah also keinen Grund zur Beunruhigung - und zudem verstand ich mich mit meinen helvetischen Verwandten bislang ja eigentlich auch ganz ausgezeichnet! "Aber bitte nur eine Kleinigkeit, denn ich will deinem Herrn bei dessen Erscheinen ja nichts vorkauen.", ergänzte ich noch, weil ich mich gerade erinnerte, dass ihr Dominus mich ja begrüßen wollte. Mit einem leichten Seuftzen lehnte ich mich zurück und begann ganz entspannt zu warten.

    >>> Als ich das Peristylium erreichte, fiel mein Blick erstmal nach rechts auf eine Art Kräutergarten. Wenigstens ein paar der Pflanzen kamen mir nämlich wirklich bekannt vor, auch wenn ich bestimmt nichtmal einer handvoll von dem Grünzeug den richtigen Namen zuordnen könnte. Während ich also nach links, wie mir gesagt worden war, weiterging, kam mir dann spontan eine tolle Idee! Ich würde mir nicht in Rom selbst, aber doch irgendwo hier in der Nähe den einen oder anderen eigenen Betrieb zulegen. Dabei sollte meine erste Unternehmung allerdings kein Kräutergarten oder Gemüsebauer werden, sondern eine Imkerei! Dann könnte ich neben gewöhnlichem, genießbaren Honig auch für den Eigenbedarf ein bisschen Tollhonig herstellen und bräuchte den im Zweifelsfall dann nicht mehr so teuer importieren zu lassen, wenn ich den mal brauchte. Und für ein nettes Kräutergärtchen ließen sich später bestimmt auch ein paar hübsche Giftpflänzchen finden und vielleicht ja auch ein paar Pilze, wer weiß? Unter Umständen könnte ich ja auch ein paar Dinge zu "Küchengewürzen" weiterverarbeiten lassen und mit ein paar geeigneten und weniger verträglichen Fischen aus einer zukünftig eigenen Zucht dann auch noch bestes Garum für die schwarzen Witwen Roms produzieren!
    Zufrieden grinsend ließ ich mich auf einem der Holzmöbel nieder. Diese Villa war phantastisch! Sie brachte mich auf so viele Ideen! Ohne mich weiter um einen der Sklaven zu kümmern wusch ich mir die Hände in der Schale, bevor ich den Lappen leicht nass machte und mir damit einmal vorsichtig meine Stirn abtupfte. Dann trocknete ich mir meine Hände am Handtuch ab und bedeutete der Sklavin mit einem zufriedenen Nicken und einer kleinen Handbewegung, dass sie wegtreten könnte. Während ich den Becher mit Wein griff und auf das Wasserbecken starrte, war ich völlig in die Gedanken an meine Unternehmungsidee versunken. Hoffentlich ließen sich die für den Tollhonig nötigen Pflanzen aus Südpontien auch ohne größere Probleme hier ansiedeln. Ich beschloss, dass ich dafür definitiv nicht an der Küste die Imkerei gründen dürfte! (Da würde mir der Wind sowieso nur die Bienen auf nimmer Wiedersehen aufs offene Meer hinaus wehen.)

    Offenbar sollte ich vorgehen. Das Warum erschloss sich mir dabei allerdings nicht so ganz. Hatte er Angst, dass ich ihn ganz gemein von hinten irgendwie versuchen würde mit irgendwas anzugreifen und niederzuschlagen? Oder gab es da hinten etwas, wovor man sich vielleicht fürchten müsste? Vielleicht hielt man hier im Haus ja irgendwelche Köter, auch wenn mir das ziemlich unwahrscheinlich erschien, dass man soein Getier hier frei herumlaufen ließ. Das hier war schließlich Rom und nicht irgendein ländlicher Bauernhof!
    Mit einem Schulterzucken und ohne einen weiteren Kommentar ging ich schlussendlich eben einfach vor. Vielleicht wollte dieser Sklave ja auch einfach nur für einen kurzen Moment von ganz nahem den eleganten Gang einer attraktiven, jungen Dame sehen. Das würde es bestimmt sein! Also ließ ich meine Hüfte etwas mehr schwingen als gewöhnlich, um Imperativus zu zeigen, was er niemals haben oder berühren könnte. >>>

    Dass die Familien-Wertkarten hinten angestellt werden sollten, fand ich wenig verwunderlich und nickte deshalb nur gleichgültig mit dem Kopf. Ein größerer Fehler bei einer Institutionen-Wertkarte hatte natürlich eine höhere Priorität. Wenn der Praefectus selbst allerdings in zwei Tagen mal wieder hier aufkreuzen wollte, dann würde ich mich trotzdem auch mit den Familien-Wertkarten ranhalten. Denn verdammt nochmal, ich wollte, dass der Kerl mich und vor allem meinen Namen kennenlernte! Ich wollte, dass er mich positiv mit der Aufklärung dieser vermutlichen Fehlabrechnungen zu verbinden wusste! Ich wollte, dass er mich, "nur die Frau", dafür belobigte oder so! Meine übrigen Arbeitskollegen waren mir da.... Ich überlegte ganz kurz.... alle so ziemlich egal.
    Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als der Stationarius mir erklärte, was wir jetzt tun würden. Wir würden zur Hälfte ins Archiv gehen und uns durch die unzähligen Bücher quälen. Und was würde die andere Hälfte von uns tun? - Wahrscheinlich hier sitzen, Däumchen drehen und hoffen, dass ich nichts finde! Ganz sicher: Bei diesem Typ hier täte es mir am wenigstens Leid, wenn meine Entdeckung ein Stolperstein für ihn und seine Karriere werden würde, auch wenn es mir hier eigentlich weniger um die Bestrafung anderer, als viel mehr um mein eigenes Fortkommen ging. In zwei Tagen sollte der Präfekt erstmal meinen Namen kennenlernen. In zwei Wochen hatte er dann bestimmt meinen Hintergrund gecheckt und wusste auch von meiner Verwandtschaft mit meinen beiden gut bekannten, einflussreichen Onkeln der Gens Annaea. Dann hätte er mich in zwei Monaten, wenn ich bis dahin weiter gute Arbeit leistete, bestimmt auf seiner Liste seiner geeigneten Nachfolger und ich hätte in zwei Quartalen (oder Jahren oder wann auch immer der versetzt oder in den Ruhestand gehen würde) vielleicht eine kleine Chance ihm nachzufolgen (nicht in den Ruhestand, sondern natürlich auf den Präfekten-Posten!). Genügend Selbstvertrauen, dass das kein Ding der Unmöglichkeit wäre, hatte ich jedenfalls. "Sehr wohl.", nickte ich am Ende der Anweisungen in einem leichten und bei diesen Aussichten völlig entspannten Tonfall. Dann machte ich mich zusammen mit Diophanes, der so ähnlich wie diese besonderen Gleichungen hieß, auf ins Archiv. Dass dieser Stationarius noch nichtmal seine Mitarbeiter beim Namen nennen konnte, ließ mich dabei ganz leicht meinen Kopf schütteln.


    ~~~ *Am Spätnachmittag des folgenden Tages* ~~~


    .... begleitete mich Diophanes zum Arbeitsplatz des Stationarius, dem ich heute Bericht erstatten sollte. "Ich habs gewusst!", verkündete ich in bester Gewinnerstimmung und ließ mit einer lässigen Handbewegung eine Wachstafel auf den Schreibtisch des Stationarius fallen:

    Zahlungseingänge von Aprilis bis Iunius 861 a.u.c.


    * eventuell mit je 5 Sz. Trinkgeld behaftet (oder fehlerhaft, da rabattfrei)

    Dann räusperte ich mich kurz. "Sei gegrüßt an diesem wunderschönen Tag!", schob ich eine überschwängliche (was zu Teilen jedoch aufgesetzt war) Begrüßung nach. "Wie du mir aufgetragen hast, habe ich, Sergia Fausta, mich mit ein bisschen Hilfe von ihm, Diophanes, durch die Finanzbücher des Cursus Publicus gearbeitet. Das Ergebnis, das aufgrund der weiten Verbreitung der Wertkarten und der hohen Nutzungsrate dieser ziemlich übersichtlich ist, siehst du vor dir.", deutete ich auf die Wachstafel. Dann musste ich leicht grinsen. "Wie ersichtlich wird, hat weder im problematischen Maius, noch einen Monat zuvor oder einen danach eine Wertkarteneinzahlung auf eine Familien- oder Institutionen-Wertkarte hier in Italia stattgefunden. Damit denke ich, dass wir schlussfolgern können, dass die fehlerhafte Abrechnung des Maius 861 ab urbe condita einen bis heute verschleppten Schaden in Höhe von 2165 Sesterzen verursacht hat." Und ich hatte das aufgedeckt!
    "Wenigstens, das haben wir geprüft, ergäbe sich auch nach einer entsprechenden Korrektur in keinem der Fälle für einen Monat eine negative Wertkartenbilanz. Also alle betroffenen Familien-Wertkarten und die Institutionen-Wertkarte der Classis würden von damals bis heute trotzdem einen positiven monatlichen Restbetrag verzeichnen.", mischte sich Diophanes ungefragt ein. Ich wollte das letzte Wort haben! "Wegen der beiden in diesen drei Monaten erworbenen Wertkarten, müsste man sich bezüglich meiner Anmerkung übrigens an die Präfekten in Germania Superior und Ägypten wenden, falls man herausfinden will, ob hier Wertkarten ohne den üblichen Rabatt verkauft wurden oder ob das einfach je fünf Sesterzen Trinkgeld waren." Ich glaubte zwar kaum, dass diese Erkundigung die jeweils fünf Sesterzen wert wären, aber damit hatte ich jetzt wenigstens das letzte Wort gehabt! Die Möglichkeit, dass man in den beiden Fällen vielleicht auch clever zwei beziehungsweise drei rabattfreie 50er-Wertkarte vertickt hatte, statt je einmal auch eine 100er, die ja nur 95 Sesterzen kostete, verschwieg ich erstmal. Ich wusste dabei selbst nicht so genau, warum.

    Meine Lippen kamen den seinen immer näher und näher. War ich deshalb nun ein liebeshungriges Biest? Neeeiiin. Ich doch nicht. Dann drehte der Iulier plötzlich seinen Kopf weg. Ging ich hier vielleicht doch ein bisschen zu weit? Ich war leicht verunsichert - und nachdem ich für voll genommen hatte, dass sich sein "Nein" nicht auf einen Kuss, sondern meine Frage nach seiner Frau bezog, war ich auch etwas beleidigt und verletzt. Da war dieser Arsch solo und wies mich, MICH trotzdem zurück?? Ich widerstand ihm dafür eine zu kleben, weil sonst später wahrscheinlich meine übrigen Gäste eins und eins zusammengezählt hätten und mich dann wahrscheinlich mit Fragen zu meinen Gründen löchern würden. Darauf zuzugeben, dass mich scheinbar nicht jeder Mann so anziehend fand, wie ich mich selbst einschätze, hatte ich keine Lust. Tze, dämlicher Mond! Ich drehte mich um und war bereit zu gehen - ohne ihn!
    Doch da hörte ich, wie er mir ganz leise zusäuselte, dass ich bleiben sollte. Gerade weil er dies auch noch auf griechisch tat, wo ich doch mein ganzes bisheriges Leben praktisch in Alexandria verbracht hatte, fand ich diese Geste wirklich romantisch. Wahrscheinlich, redete ich mir ein, wollte er nicht zu forsch auftreten und hatte Angst mich vielleicht zu verschrecken. Dass er mich nämlich nicht gehen lassen wollte, konnte nur heißen, dass er mich doch wunderschön und extrem anziehend und unglaublich attraktiv fand! Ich dreht mich also, gespielt noch immer etwas böse auf ihn, nochmal zu ihm um. "Du brauchst nicht so schüchtern zu sein und Angst haben, dass du mich durch zu forderndes Verhalten vergraulen könntest, Iulius.... Dives.", erklärte ich ihm weniger böse als ich eigentlich klingen wollte. Dafür mogelte sich ein bisschen Verspieltheit in meine Worte, gerade am Ende, wo ich ihn jetzt ein bisschen persönlicher anredete. Ich legte ihm erst eine Hand an den Hals und fuhr ihm mit meinem Daumen sanft über die Wange, bevor ich auch die andere Hand hinzu nahm und ihn damit vom Mond wieder ganz auf mich fixierte. Direkt schaute ich ihm in seine hellen Augen. (War das blau? Ich konnte das hier im Mondschein nicht ganz erkennen.) Dann wagte ich einen erneuten Blick zu seinen Lippen, guckte wieder in seine Augen, auf seine Lippen, näherte mich ihm erneut, schaute ihm in die Augen, blickte auf seine Lippen, näherte mich weiter, schloss die Augen und....?

    Sim-Off:

    Danke für den Hinweis!


    Während die eine Sklavin verschwand, kam der andere Sklave wieder. Ich taufte ihn aus einer Laune heraus einfach Imperativus. Er stellte mich vor die Wahl entweder weiter im Atrium zu warten oder aber die Villa noch etwas mehr zu erkunden und eine Sitzecke im Peristtyl aufzusuchen. Da musste ich nicht lange überlegen. "Oh, dann würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn du mich zu der Sitzecke im Peristyl führen könntest. Ist das dort hinten, wo man schon das Grüne sehen kann?", deutete ich dann durch einen kleinen Gang hindurch. Mehr als ein bisschen Grün und ein paar Säulen konnte ich aber aus der Ferne nicht erkennen. Dass Esther (Oder war das plötzlich eine andere Sklavin? - Ach, was interessierte mich das!) derweil mit Wasser und Wein zurückkam, registrierte ich mit einem netten Lächeln ohne dabei jedoch irgendwelche Anstalten zu machen ihr etwas abzunehmen. Was ich hier kriegen konnte, das könnte ich doch bestimmt auch in der hübschen Sitzecke des Peristyls bekommen, oder?

    Also ich, die ich Trinkgeld wenn dann aber bitte für mich persönlich haben wollte, kam nicht einmal auf die Idee, dass jemand einen Brief doppelt von seiner Wertkarte abbuchen ließ, um damit dem gesamten Cursus Publicus zehn Sesterzen zu spenden. "Also was ich ziemlich sicher weiß, ist, dass nur ein Brief am besagten dritten Tag vor den Maikalenden 861 ab urbe condita in Rom und näherer Umgebung von diesem Senator Aurelius Avianus an einen Claudius Menecrates abgegeben wurde.", erklärte ich und betonte das Wörtchen Senator nicht grundlos. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass der edle Mann so viel reiste, dass er am selben Tag auch noch von Mantua oder Misenum aus (als nur zwei Beispiele für die unzähligen Mansiones) einen weiteren Brief an den Claudier abgegeben hätte. "Wenn du willst, dann erkundige ich mich natürlich in allen italischen Mansiones, was dann aber einige Wochen dauern könnte." Dass ich darauf nicht so viel Lust hatte (wieviele Briefe ich dafür wohl schreiben müsste?), war mir wahrscheinlich anzusehen. Am liebsten hätte ich ja den Vorschlag unterbreitet zu erfragen, wieviele Briefe am angegebenen sechsten Tag vor den Mainonen 861 ab urbe condita in Germania Superior an diesen Claudius Menecrates ausgeliefert wurden. Aber dass manchmal auch Briefe verloren gingen auf so langen Reisen, war mir bekannt, sodass das einzige Argument eigentlich nur die abgegebenen Schreiben sein konnten.
    Bei der Frage der Familien-Wertkarten holte ich eine kleine Wachstafel hervor. Wenn ich auch diesmal nicht zum Präfekt vorgelassen würde, dann müsste ich eben diesem Stationarius hier die kleine Zusammenstellung zeigen. "Ich habe da mal etwas vorbereitet." Damit übergab ich die Tafel und hoffte, dass der Typ meine Schrift lesen konnte:

    Familien-Wertkarten im Maius 861 a.u.c.



    Ich räusperte mich ganz leicht, nachdem ich der Meinung war, dass man die Tabelle überflogen haben müsste. "Dazu muss man vielleicht noch sagen, dass im Maibericht, weshalb ich ja auch hier bin, keinerlei Wertkarten-Einzahlungen auf der Liste verzeichnet sind. Entweder dort oder eben bei den Wertkartenabrechnungen selbst muss da also zwangsläufig ein Fehler sein.", folgerte ich für meinen Gegenüber, dass ich egal wo auf jeden Fall einen Fehler entdeckt hatte! "Ausgehend davon, dass bei den Aureliern nur fünf, statt der angegebenen sechs Briefe verschickt wurden, wäre das ein entstandener Schaden für den Cursus Publicus in Höhe von 165 Sesterzen.", fasste ich zusammen und verkniff mir zu erwähnen, dass ganz rein zufällig nur alle die Wertkartenabbuchen in diesem Monat geklappt hatten, bei denen man nicht irgendeine Hundertergrenze durchstieß: So bei den Germanicern von 940 nach 2 Briefen auf 920 Sesterzen oder bei den Quintiliern.
    Die Reaktion zur Institutions-Wertkarte der Classis ließ mich anschließend siegesgewiss schmunzeln, denn es zeigte sich, was für eine bedeutsame Entdeckung ich hier unter Umständen gemacht hatte! "Im Prinzip kann ich hier nur sagen, was ich auch schon zu den Familien-Wertkarten gesagt habe: Entweder jemand hat eine Wertkarteneinzahlung am Ende der Versandübersicht dieses Monats vergessen anzugeben" Dass mir der Kauf einer 2000-Sesterzen-Wertkarte verdammt unwahrscheinlich erschien, verkniff ich mir zu sagen. "oder aber die Abrechnung ist tatsächlich exakt 2000 Sesterzen zu Ungunsten des Cursus Publicus fehlerhaft." Dass zudem auch nur ein verschickter Brief der Classis in der Liste stand, aber zwei abgerechnet wurden, hatte ich bereits gegengecheckt. Hier fehlte tatsächlich die Zeile dafür, dass der eine Brief eigentlich zwei waren. Deshalb ließ ich diesen Punkt, den ich selbst bei der Korrektur der gesamten Abrechnung dann richtigstellen würde, einfach unerwähnt.

    >>> Im Atrium der Villa Urbana meines Cousins Tiberius angekommen, schaute ich mich erstmal etwas um, während mein Leibwächter es sich im Vestibulum mehr oder weniger gemütlich machte. Ein Sklave war nämlich kein Gast, fand ich, und hatte sich deshalb auch nicht wie einer zu gebärden.
    Dass hier dann gleich eine Dienerin kam und sich nach den Wünschen für mich und meinen unfreien Begleiter erkundigte, ließ mich schmunzeln. Ja, hier war ich eindeutig in Rom! Aus diesem Kaff Ostia hatte ich nämlich noch in Erinnerung, dass ich da mehr als unzufrieden mit meiner Begrüßung gewesen war. Sogar die Pinnia hatte mir Wasser angeboten - zum Trinken! Das würde ich so schnell nicht vergessen, obwohl die Mutter von Titus ansonsten aber ganz in Ordnung gewesen war.


    Zurück ins Hier und Jetzt: "Vielen Dank. Eine Schale mit kühlem Wasser und einem Lappen wäre ganz ausgezeichnet. Und dazu vielleicht einen verdünnten Wein für mich und einen stärker verdünnten für meinen Begleiter im Vestibulum.", zählte ich also meine Wünsche auf. Schade, dass ich von meinem Vater nur Callisto bekommen hatte. Diese Esther machte auf mich einen wesentlich bescheideneren und gleichzeitig deutlich fähigeren Eindruck! Manchmal schien ich eben einfach Pech zu haben, wie sich zu späterem Zeitpunkt mit all den Geschehnissen um das Soldatensöhnchen Sergius Agrippa noch zeigen sollte. Aber glücklicherweise standen mir meine helvetischen Verwandten ja deutlich näher (sowohl von der Sympathie, als auch vom kognatischen Verwandtschaftsgrad her), als dieses Ärgernis.
    Neugierig betrachtete ich die Einrichtung des Atriums. Ob es hier wohl auch ein Plätzchen gäbe, wo ich mich kurz setzen könnte?

    Hinter meinem Lächeln verbarg ich ein Augenrollen bei der Antwort dieses Sklaven. Als hochgebildete Frau (auch wenn da - zugegeben - eine ganze Menge Einbildung dabei war) drehten sich mir bei solchen Imperativen meine hübsch angemalten Zehennägel nach oben!
    Ich nickte kurz, inhaltlich zufrieden, und schritt dann anmutig ins Innere des Hauses. Auf Höhe des Türwächters hielt ich einen Moment inne und drehte meinen Kopf ein wenig in seine Richtung. "Ich danke für den Ein-tritt.", sprach ich in verführerischem Tonfall mit einer kleinen, aber feinen Betonung auf "-tritt". Ohne eine Reaktion von ihm abzuwarten setzte ich meinen Weg anschließend ins Atrium fort. Dabei war es mir jedoch relativ egal, ob dieser Unfreie mich nun verstanden hätte oder nicht. Die Hauptsache war doch, dass ich mich danach besser fühlte....

    Als ich am Morgen nach meiner kleinen Intrige wie üblich bereits recht früh aufwachte, verspührte ich eine gewisse Zufriedenheit. Im Traume war dieses Soldatensöhnchen, das sich hier in der Casa Sergia einzunisten versuchte, bereits in höchstem Bogen aus diesen ehrwürdigen Gemäuern geflogen! Ich zählte ganz ehrlich nur noch die Tage, bis endlich mein Onkel Manius von seiner Geschäftsreise zurück wäre und ich mich gehörig bei ihm beklagen könnte. Dass ich für meine Anschuldigungen auch gleich noch etliche Haussklaven als Zeugen hatte, ließ mich da wirklich besonders entspannt dem Gespräch entgegenblicken. Kaum einer im Haus hatte den Tobsuchtsanfall dieses Agrippa am Vortag nicht mitbekommen und hatte mit eigenen Augen gesehen, wie nicht nur meine freundliche Geste, als die ich das natürlich verkaufte, auf hässlichste Weise abgelehnt, sondern auch Eigentum des Hausherrn mutwillig zerstört worden war. Dass er dabei, obwohl in Hörweite befindlich, nicht einmal mehr seine Tat bestritt, kam natürlich praktisch einen Geständnis gleich! Davon ließen sich gerade so ungebildete Sklaven vergleichsweise leicht überzeugen.


    Nachdem ich mich fertig grob fertig gemacht hatte und lediglich eine Sklavin noch mit meinen Haaren beschäftigt war, bekam ich mein Frühstück aufs Zimmer gebracht. Ich hatte nämlich weder die Zeit noch die Lust auf irgendwelche Gespräche oder auch nur die Visage dieses Soldatensöhnchens. Während ich dann zu essen begann und meine Ornatrix weiter meine Haare in Form brachte, erstattete mir Callisto Bericht - unter anderem über die Aktivitäten im Müll, die sich unter der Sklavenschaft natürlich wie ein Lauffeuer verbreiteten. Ich musste mein mit Frischkäse betrichenes Brot aus der Hand legen, so sehr musste ich bei dieser Geschichte lachen. Meine Ornatrix fluchte indes innerlich, weil ich nicht still saß und ihr die Arbeit unnötig schwer machte.
    Anschließend wischte ich mir eine Träne der Erheiterung aus meinem linken Augen. "Nein, wie köstlich! Ich frage mich, weshalb ich überhaupt versuche ihn aus dem Haus zu werfen. So barbarisch, unreif und sittenlos wie der sich verhält, sorgt er ja auch ganz ohne fremdes Zutun allein für seine Untragbarkeit in diesem ehrwürdigen Haus." Ich nahm wieder einen Bissen von meinem Brot. Nein, Gravitas besaß das im Müll wühlende Soldatensöhnchen bestimmt nicht - nicht einen Hauch davon! Herrlich! Dazu zeugte diese Aktion sicher auch kaum von nennenswerter Magnitudo Animi, denn selbst ich wäre auf die Idee gekommen einen Sklaven die wortwörtliche Drecksarbeit für mich machen zu lassen! Und mit der Virtus, das hieß dem Wissen davon, welche Taten gut und schlecht, ehrenvoll und ehrlos und so weiter waren, konnte ich dem Soldatensöhnchen einzig aufgrund dieser einen Tat auch das dritte der großen sechs Erziehungsziele nach Cicero problemlos absprechen! "Wie kann man sich nur selbst so lächerlich machen?"


    Daraufhin erzählte Callisto die Geschichte, die auch sie nur gehört und nicht persönlich miterlebt hatte, weiter und berichtete davon, dass sich dieser wirklich unappetitliche Kerl, den ich nie wieder auch nur berühren würde (wer wüsste schon, wo der seine Finger den Tag über so reinsteckte!), den Müll anschließend sogar an einen tollwütigen Straßenköter verfüttert hätte! Igitt! "Ja, sie erzählte, dass dieses Tier ungewöhnlich zahm war, wie man es von einem jeden Tag um sein Leben kämpfenden Geschöpf kaum erwarten könnte - und vor allem hatte es Schaum am Mund!", schien auch meine Leibsklavin nicht sehr angetan von all dem zu sein. Ich fragte mich, wie ich bei dieser Geschichte trotzdem mit solchem Appetit essen konnte? Ja, richtig! Das Soldatensöhnchen hatte mir erneut einen Beweis (denn auch hierfür hatte ich ja nun etliche Zeugen aus dem Hausstand) dafür geliefert, dass er für die Casa Sergia nicht ansatzweise oder auch nur ein Fünkchen tragbar wäre! Ich überlegte, ob ich unsere Nachbarn auf meinen unzurechnungsfähigen Onkel aufmerksam machen sollte. Das würde nämlich den Druck auf meinen Onkel Manius erhöhen, diesen Typ schnellstmöglich wieder loszuwerden, um nicht in gesamt Rom zu einer Lachnummer zu werden! Ich entschied allerdings, dass ich erstmal abwarten wollte, wie das "normale" Gespräch mit Onkel Manius laufen würde, bevor ich eventuell später diese Maßnahme ergreifen würde, um zu bekommen, was ich wollte.
    Ob ich mich wegen des pontischen Honigs nicht vor den Folgen dieser Müllaktion fürchten würde, fragte mein Gewissen meinen Verstand. Nö. Wieso? Ich hatte mich in der Vergangenheit bereits einmal mit dieser süße Waffe gegen jemanden zur Wehr gesetzt und daher auch schon ein paar Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt. Punkt eins: Von einer kleinen Portion war grundsätzlich keine große Wirkung zu erwarten. Punkt zwei: Der Honig war nicht für alle Lebewesen giftig, wie gewöhnlicher Honig auch nicht für alle Lebewesen unschädlich war. Selbst wenn also der räudige Straßenköter, der nicht unwahrscheinlich schon vorher krank und wenigstens mangelernährt war, also den Honig nicht vertrug, so bewies das für die Wirkung auf einen Menschen doch noch gar nichts! Punkt drei (und auch dafür brauchte ich kaum Wissen, sondern eigentlich nur meinen Verstand): Das Wasser aus dem Aquaedukt war anders zusammengesetzt und deutlich gesünder als das Wasser einer schlammigen Pfütze. Das ließ sich komplett und problemlos auf den Honig aus dem Müll übertragen! Da brauchte ich noch nichtmal an die vielen kleinen und kleinsten Glassplitter zu denken, die das Ungeziefer am Ende wahrscheinlich von seinem Dahinvegetieren auf der Straße erlöst hatten.
    Kurzum: Ich war schon mehr als gespannt, wie er das alles meinem Onkel Manius erklären wollte und welche lächerlichen Pseudo-Theorien er vielleicht sogar zur eigenen Rechtfertigung vorbringen würde. Mit dem ziemlich sicheren Wissen, dass die Tage des Soldatensöhnchens, den ich jederzeit als meinen Onkel oder ein Mitglied der Gens Sergia verleugnen würde, hier in diesem Anwesen so gut wie gezählt waren, verließ ich gesellschaftsfähig (und nicht mit Dreckfingern, die ein tollwütiges Tier angefasst hatten) und bester Laune die Casa Sergia. Nachdem er sich auch selbst immer mehr und mehr diskreditierte, beschloss ich ihm bis zu dem Gespräch mit meinem Onkel Manius einfach nur noch aus dem Weg zu gehen. Das Kerlchen war ja sowas von erledigt!

    Während die Scherben und die verschmähten Leckereien vor dem Zimmer des Soldatensöhnchens beseitigt wurden, ging mir so langsam aber sicher auf, dass es besser wahrscheinlich kaum für mich hätte laufen können! Denn wäre mein Plan wirklich aufgegangen und dieser Sergius Agrippa hätten einen Tag mal schön seine ganze negative Energie ausgekotzt, wäre es am Ende vielleicht wirklich noch auf mich zurückgefallen. So nun aber konnte ich völlig problemlos behaupten nichts, aber auch gar nichts getan zu haben, um eine solche Reaktion hervorzurufen. Im Gegenteil war ich hier sogar das Opfer - von Beginn an!
    Denn was warf mir mein weit, weit entfernter Onkel eigentlich vor? Welchen Grund hatte er um sauer auf mich zu sein?? Dass ich mich nicht von ihm beleidigen ließ? Dass ich mich nicht einfach so auslachen ließ? Dass ich mich nicht von ihm kaufen ließ? Dass ich mich nicht öffentlich demütigen und als von Sinnen beschimpfen ließ? Dass ich dann auch mal irgendwann die Schnauze gestrichen voll hatte und ihm sein Geschenk um die Ohren geworfen hatte? Und nun vielleicht auch noch, dass ich mich offensichtlich trotz all dieser Verfehlung, all seiner Verfehlungen, bei ihm für meine eine Überreaktion (falls das überhaupt eine Überreaktion war!) entschuldigen wollte? Das war doch verrückt! Moment, ich korrigiere: Der war doch verrückt!


    Nachdem im Flur alle Spuren dieses offensichtlichen Anfalls von Tobsucht dieses Soldatensöhnchens entfernt waren und das Obst in pontischem Honig auf nimmer Wiedersehen im Müll verschwunden war, rückte ich mich wieder ab von diesem Ort und sehnte den Tag herbei, an dem mein Onkel Manius wiederkommen würde! (Ich konnte es selbst kaum glauben, dass ich das hier gerade wirklich dachte.) Dass die Mitglieder der Gens Sergia zusammenhalten müssten und ausgerechnet dieser Sergius Agrippa jede Möglichkeit nutzte, um mir das Leben zum Tartaros zu machen und damit innerhalb der Gens Streit anzuzetteln, das beschloss ich zur ersten Aussage zu machen, die ich gegenüber Onkel Manius über diesen Agrippa sagen würde. Dann käme die hübsche und nichtmal gelogene Opfergeschichte und es hieße für den armen, armen Agrippa "Au revoir!", wie man in einer der vielen Sprachen, die in Alexandria gesprochen wurden, gerne mal sagte.
    So schloss sich leise die Tür zu meinem Cubiculum, wo ich mich mit der besten Laune seit Tagen noch ein bisschen ans Fenster setzte, in die Nacht hinausblickte und an den Abend meiner Willkommensfeier in Ostia zurückdachte, bevor ich mich schlafen legte.

    Den Radau, den das in den Flur geworfene Holztablett mit der zerspringenden Tonvase und dem nun zerstörten Glasschälchen (dabei war Glas teuer!) zwangsläufig verursachte, bekam ich natürlich mit und schlich mich sofort in den entsprechenden Trakt des Hauses, wo ich aus sicherer Entfernung die Lage beobachtete. Das schöne in pontischem Honig eingelegte Obst! Offenbar hatte dieser Agrippa leider nichts davon gegessen. Aber den würde ich auch so noch kriegen - und jetzt spielte er mir mit dieser blödsinnigen Aktion ja auch erneut in die Karten! Denn ich hatte mit meiner dämlichen Leibsklavin, die genauso wenig wie alle anderen Bediensteten des Hauses wusste, dass der Honig einem Menschen nicht sonderlich gut bekam, eine Zeugin dafür, dass ich mich auszusöhnen versucht hatte. Und garantiert war Callisto nicht die einzige Sklavin, die meinen Versöhnungsversuch registriert hatte!
    Ja, denn dumm war ich nicht! Ich besaß Verstand - und bildete mir jetzt sogar ein, dass ich davon sogar deutlich mehr besaß, als dieses lächerliche Soldatensöhnchen, wie ich von Callisto, die es wiederum von einem Küchensklaven erfahren hatte, wusste. Hätte ich allerdings geaht, dass diesem Kerlchen nichtmal ein Augur (kein Aua-gur, denn das hatte nichts mit Schmerzen zu tun) ein Begriff war und er irgendwelche seltsamen Phantasien von "Urrittern" (was auch immer das sein sollte) hatte, dann hätte ich ihn wahrscheinlich für einen Vormundschaftsfall aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit gehalten. Und ICH musste mir nach dieser äußerlichen Versöhnungsaktion (denn es wusste ja niemand außer mir in diesem Haus, dass der Honig Vergiftungserscheinungen hervorrief!) bestimmt nicht vorwerfen lassen, dass MIR die Interessen der Gens Sergia nicht am Herzen lägen! Nein, das würde ich IHM von nun an stets vorhalten können!! (Auch wenn dieses Soldatensöhnchen, mal ganz nebenbei erwähnt, nicht zu meiner Familie, sondern nur zu meiner Gens gehörte, was zum Glück ein gewaltiger Unterschied war.)


    Ich ließ also sofort möglichst viele Haussklaven zur Beseitigung dieser Geschossaktion antanzen und erklärte gespielt empört (und ich konnte sehr überzeugend empört sein, wie mancheiner vielleicht schon mitbekommen hatte) jedem einzelnen: "Ja, schau dir das an! Ich habe hier aufwendig versucht vergangene Streitigkeiten zu begraben und mit einem Geschenk einen Schritt auf diesen Sergius zuzugehen - und was macht er??" Dabei deutete ich dann bei jedem dieser Kurzgespräche, die eigentlich eher Monologe waren, da keiner der Sklaven mir antwortete, auf die herumliegenden Scherben und den mit klebrigem Honig eingesauten Boden. "Dieser Sergius Agrippa lehnt nicht nur meine großzügige, nach allem, was er mir angetan hat, Geste ab, sondern zerstört auch noch mutwillig Eigentum des Hausherrn und sorgt für Randale! Und sowas lebt hier in der Casa Sergia!" Bei meinen Ausführungen ignorierte ich gekonnt, dass mich dieser Agrippa, der sich schließlich in wortwörtlicher Wurfweite befand, vermutlich jedes einzelne Wort aus meinen Mund hören konnte. Denn ich hatte schließlich (wie sollte es auch anders sein!) absolut Recht! Niemand hier konnte mir beweisen, dass das süße Geschenk eine gemeine Intrige war, weil der Honig ja von niemandem gegessen worden war und jetzt (so mit Glassplittern versetzt) auch direkt in den Müll wandern würde!


    Ganz ehrlich konnte ich es kaum noch erwarten bis mein Onkel Manius von seiner Geschäftsreise zurück wäre (das hatte ich heute am Spätnachmittag vom Hausverwalter aufgeschnappt). Denn was hatte sich dieses Soldatensöhnchen gegenüber mir schon alles geleistet? Er hatte mich grundlos als ehrlose Schauspielerin (denn ehrlos waren alle Schauspieler!) beleidigt, hatte mich ausgelacht, hatte mich öffentlich angegriffen und versucht meine Ehre zu beschmutzen (von wegen ICH wäre hier von Sinnen!), sodass ich mich zur Verteidigung meiner Ehre sogar dazu gezwungen sah, mich aktiv dagegen zu wehren! Jetzt hatte ich mich für diese berechtigte Gegenwehr zu entschuldigen versucht (dass das nur eine linke Nummer war, konnte mir schließlich niemand hier beweisen!) und er beleidigte meine Sklavin - mein Eigentum -, zerstörte mutwillig Eigentum des Hausherren und schlug mir jedwede Versöhnung, die nur im Interesse der Gens Sergia gewesen wäre, ab!
    Ganz ehrlich? Bei dieser ellenlangen Aufzählung, die dieses Soldatensöhnchen (an dieser Begrifflichkeit hatte ich wirklich meinen Spaß gefunden) sicher kaum glaubhaft abstreiten oder gar entkräften könnte, bekam ich glatt ganz viele Glücksgefühle! Denn dieser nervtötende Sergius Agrippa war damit so gut wie der Casa verwiesen!! Sollte der doch zu seinem Alten zurückkehren oder besser noch auf der Reise dorthin ganz tragisch.... in einer Schlammpfütze ertrinken!

    Noch immer mit etwas gemischten Gefühlen, weil ich einerseits sauer war, dass wir nicht gleich in die richtige Richtung gelaufen waren, und andererseits aber froh war nun trotzdem irgendwie hier angekommen zu sein, guckte ich erstmal etwas verdattert, als der Türwächter mich persönlich gleich ansprach. Weil mein unfreier Beschützer nämlich alles nur keine edle Dame war, nahm ich nämlich an, dass er mich meinte. "Sei gegrüßt, Ianitor. Mein Name ist Sergia Fausta, Tochter des Caius Sergius Curio und der Helvetia Laevina. Ich bin die Cousine des Tiberius Helvetius Varus und würde gerne eintreten, um dort dann in angenehmer Atmosphäre auf meinen Cousin Helvetius Corvinus" Mittlerweile kannte ich ja wenigstens dessen Cognomen. "zu warten. Wäre das wohl möglich?", erkundigte ich mich nach meiner runtergeratterten Vorstellung mit einem aufgesetzt freundlichen Lächeln und zarter Stimme. Unterdessen stand mein Wächter-Sklave nur etwas unsicher halb zwischen mir und der Tür.

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    Nachdem der Sergier meiner Leibsklavin Callisto den Teller, der eigentlich ein Glasschälchen war (wie hätte ich auch erwarten können, dass diesem Etwas der Unterschied klar wäre??), abgenommen hatte, stand sie noch immer mit dem rechteckigen Holztablett da, auf dem neben der gelben Blume in einer Tonvase natürlich auch noch ein kleiner Silberlöffel lag. Dann setzte sie sich, wie ihr aufgetragen wurde, und schaute anschließend ziemlich dämlich drein, als sie sich am Rest - wahrscheinlich also der gelben Blume in der Vase - bedienen sollte. Bei dem Satz dann, dass ihr die Blume sicherlich schmecken würde und köstlich wäre, begriff sie schließlich, dass ihr Vorschlag eiskalt abgeschmettert worden war und der Sergier die ganzen Leckereien offenbar für sich alleine haben wollte!
    Halb traurig und halb beleidigt (ich hasste es selber, dass dieses dumme Ding immer gleich so emotional reagierte und keinen Funken Würde in sich trug!) stand sie dann wieder auf, stellte das Tablett mit Vase, Blume und Löffel auf dem Platz, auf dem sie noch eben gesessen hatte, ab und verließ dann fluchtartig mit Tränen in den Augen den Raum. Dabei dachte sie weder an die Zimmertür, die sperrangelweit offen blieb, noch an meine Wachstafel, die in der Hektik und Eile irgendwo zwischen dem Sergier und der Tür des Cubiculums zu Boden fiel. Der neugierige Leser würde mit gar nicht so viel Mühe, wie Callisto angedeutet hatte, meine Handschrift wie folgt entziffern können:

    Fausta Agrippae s.d.


    Ich hoffe, du verzeihst mir meinen absolut unstandesgemäßen Auftritt vorhin auf dem Markt. Lange schon hat mich niemand mehr in einer solch unerwahrteten Art und Weise erschreckt und mir in diesem Augenblick damit eine riesige Angst eingejagt. Aus ganzem Herzen hoffe ich, dass du dich von meinem Schlag schnell erholt hast und dass ich die goldene Kette, die du mir schenken wolltest, nicht ganz zerstört habe. Deinen Schaden will ich dir, denn ich habe eine gut bezahlte Anstellung gefunden, natürlich beizeiten ersetzen. Bitte betrachte diesen kleinen Brief und die köstlichen, importierten Honigapfelstückchen als ersten Teil meiner Entschuldigung und Wiedergutmachung und lass uns am besten unsere bisherigen Begegnungen vergessen und noch einmal ganz von vorne miteinander beginnen:
    Mein Name ist Sergia Fausta, Tochter des Caius Sergius Curio, Enkelin des Ritters Marcus Sergius Stephanus, Urenkelin des Auguren Tiberius Annaeus Sophus und Ururenkelin des Gaius Cornelius Cinna Magnus, benannt nach dessen Tochter Cornelia Fausta, meiner Urgroßmutter.


    Fausta


    Ob Sergius Agrippa meine Entschuldigung wohl annahm? - Ich war gespannt....

    Ich nickte brav und lächelte, versuchte mir die Wegbeschreibung möglichst gut einzuprägen und ahnte noch nicht, dass mich eine fehlende Angabe später noch vor ein größeres Problem stellen würde. "Ich danke dir, ehm, Centurio Helvetius.", meinte ich dann aufgrund der vergessenen Prae- und Cognomen vermutlich etwas zu förmlich für unsere Verwandtschaft. "Dann werde ich mich jetzt aufmachen in die Villa Urbana von Tiberius und dort dann auf dich warten." Mit einem freundlichen Lächeln erhob ich mich von meinem Platz und gab dem Centurio zum Abschied die Hand (als Ausgleich dafür, dass meine Worte so förmlich gewesen waren, wollte ich so zeigen, dass ich ihn trotzdem irgendwo als Familie betrachtete). "Bis später! Vale.", verabschiedete ich mich dann und verließ anschließend dieses Zimmer, um mich von meinem davor wartenden Beschützer-Sklaven wieder nach draußen führen zu lassen. Dort ging es dann in Richtung Villa Urbana Helvetia.... dachte ich. >>>

    Nach meinem Gang zu einem der Stadttore, wo ich allem Anschein nach nicht zuviel gehofft hatte, dass man mir dort bei der Suche nach meinem Onkel Kaeso Modestus von den Annaeern weiterhelfen könnte, machte ich mich mit einer ungefähren Wegbeschreibung auf zur Villa Urbana meines Cousins Tiberius, wo ich auf den zuvor gesprochenen Centurio warten sollte, der mich danach in die Castra Praetoria begleiten wollte. Aber dafür müsste ich ja erstmal ankommen, was sich als weniger leicht herausstellte, als ich zunächst gedacht hätte. Mein Verstand nämlich sagte mir, dass ich eine geräumige Villa eher außerhalb der Stadtmauern vermuten müsste denn innerhalb, sodass ich mich von der Porta Caelimontana also erstmal schön auf der Via Tusculana in Richtung Tusculum, also stadtauswärts in Bewegung setzte.
    Wie mir gesagt wurde, erreichte ich ganz fix erst die erste größere Kreuzung, wo ich links in einer größeren Entfernung einen hübschen Tempel ausmachen konnte (der Sklave meinte, dass der der Minerva Medica geweiht sei, was bei mir ins eine Ohr rein und aus dem anderen Ohr sofort wieder raus ging). Und kaum hatte ich diesen Weg hinter mir, kam ich auch schon an der zweiten Kreuzung an, wo ich zu meiner linken Seite erstmal erstaunt die Nähe zu einer kleineren Castra feststellte. Hier in der Nähe also sollte irgendwo, das glaubte ich nun, Tiberius wohnen. Ich fand ja, dass es schönere und vor allem ruhigere Gegenden gab als direkt neben solchen Castra.... Unterdessen begann mein unfreier Begleiter den einen oder anderen Passanten nach dem Haus des Tiberius Helvetius Varus zu befragen - ohne Erfolg. Selbst die alte Besitzerin eines Blumenladens an der Ecke (von wegen hier wären lauter Geschäfte!) konnte mit dem Namen nichts weiter anfangen und begann stattdessen lang und breit von ihrem erst kürzlich im Krieg gebliebenen Enkel zu berichten, der etwa in meinem Alter gewesen wäre und blablabla. Ich kaufte ihr schlussendlich einfach einen Strauß Grünzeug, das natürlich nicht nur grün, sondern sogar ziemlich bunt war, ab. Damit schaffte ich es dann nach einer gefühlten Ewigkeit mich von der erzählwütigen alten Schachtel endlich loszureißen.


    Fluchend über diese Begegnung, das sinnlos verlorene Geld und diese dämliche Villa Urbana, die hier einfach nicht zu finden war, begab ich mich dann gefolgt von meinem die Blumen tragenden Sklaven (ein seltsames Bild war das) wieder in Richtung Stadttor, um meinem Cousin mal gehörig die Meinung zu sagen! Niemand schickte mich einfach so ungestraft in die Irre! Da überhörte mich ein nicht unattraktiver Mann mittleren Alters, der ebenfalls gerade nach Rom wollte. Er sagte, dass er die Villa Urbana kennen würde und ganz in der Nähe eine kleine Bäckerei habe, für die er gerade Mehl oder Getreide, Gewürze oder irgendetwas anderes Säckeweise in seinem kleinen Karren transportierte.
    Nach einem kurzen Gespräch ließ ich mich von ihm überreden und stieg auf seinen kleinen Karren auf (dann musste ich wenigstens nicht laufen!). Eine Kontrolle am Stadttor und keine halbe Stunde später (mein Gespräch mit dem Centurio war jetzt aber trotzdem schon bestimmt mindestens eine Stunde her!) fand ich mich dann tatsächlich vor der Villa Urbana des Tiberius wieder und ließ von meinem Sklaven, dem ich die Blumen dafür natürlich abnahm (eine hatte ich auch dem netten Mann geschenkt, der mir hier geholfen hatte), anklopfen....

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    "Sei gegrüßt, Herr.", senkte meine Leibsklavin Callisto ein wenig ihren Kopf, nachdem ihr geöffnet wurde. "Meine Herrin Sergia Fausta möchte sich für ihre Attacke auf dem Kleidermarkt entschuldigen und hofft, dass sowohl du.... als auch die Goldkette keinen größeren Schaden von eurer Begegnung genommen habt. Um zu zeigen wie Leid es ihr tut, hat sie mich später extra damit beauftragt diese aus dem Osten importierten in Honig eingelegten Apfelstücken zu besorgen.", deutete meine Sklavin etwas unbeholfen mit ihrem Kopf auf das Tablett. "Darf ich das hier vielleicht irgendwo abstellen oder dir in die Hände geben?"
    Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Und könntest du später vielleicht mich rufen lassen, um die Reste wieder in die Küche zu bringen?" Einen Versuch war diese Frage, die Callisto mir schon aus Furcht niemals gestellt hätte, für sie scheinbar wert hier gestellt zu werden. Als diejenige, die diese Leckerei gekauft hatte, wusste meine Leibsklavin nämlich, dass diese süße Versuchung auch ihren Preis gehabt hatte. Und weil dieses dumme Ding auch sonst gerne leckerte, hoffte sie nun darauf, dass hier am Ende auch für sie noch etwas bei abfallen würde.


    "Außerdem habe ich noch eine kurze schriftliche Nachricht von meiner Herrin für dich, wo sie dir ihre Reaktion erklärt.", sprach meine Sklavin weiter und guckte dabei immer wieder sehnsüchtig auf die Süßspeise. Dann überlegte sie sich, dass dem Sergier ja vielleicht meine Worte auf den Magen schlagen würden und sie dann mehr von dem Süßkram für sich hätte. Sie spielte mit dem Gedanken ihm einfach vorzuschlagen, dass er ja zu essen beginnen könnte, während sie vorlas. Denn Callisto konnte Gift darauf nehmen, dass ich sauer sein würde, wenn sie ihm alles restlos wegfressen würde! Ich trug ja auch nicht den Schmuck, den meine Tanten geschenkt bekommen hatten! (Auch wenn das eher daran lag, dass ich ganz andere Vorstellungen von Mode hatte, als sie.) "Ich kann sie dir gerne vorlesen, wenn du wünschst, denn die Handschrift meiner Herrin...." Weiter sprach Callisto nicht, denn wenn ich das jemals zu Ohren bekäme, dann würde sie sich aber einmal mehr gewaltig eine fangen - und bestimmt nicht nur das!

    Sim-Off:

    Solange du die Tiberia in Rom auch warten lässt, sei dir verziehen. :]


    Bei der Antwort des Iuliers zog ich im ersten Augenblick erstmal eine Schnute. Es war doch wohl nicht so schwer herauszuhören gewesen, worauf ich hinaus wollte, oder? Männer! "Natürlich bin ich als Rittersenkelin nicht so schüchtern und langweilig, wie manch andere Frau! Trotzdem ist klug, wer immer schön die Augen aufmacht, damit er auch das Unerwartete kommen sieht.", antwortete ich sehr allgemein und legte danach meinen linken Arm um die Taille des Iuliers. "Entschuldige, aber mir ist ein kleines bisschen frisch hier draußen.", gab ich dann mit hilfsbedürftigem Tonfall vor und grinste in mich hinein. Wer nicht wagte, der nicht gewann, sagte ich mir - und selbstbewusst genug, um zu wagen, war ich definitiv! Das hatte dieser Duumvir ja selber schon festgestellt. So ging ich ein bisschen mit dem Iulier und ließ meine Hand dabei ganz allmählich und natürlich völlig unbeabsichtigt tiefer rutschen. Das konnte ja mal passieren. "Dann lass mich vielleicht anders fragen. Hast du eine Frau, die Zuhause auf dich wartet und unter Umständen eifersüchtig auf mich werden könnte, wenn sie hiervon erfährt?" Direkt nach dieser Frage hatte meine Hand seinen Hintern erreicht und ich konnte einfach nicht anders, als einmal liebevoll zuzupacken.
    Gespielt erschreckt ich mich. "Oh, das tut mir Leid. Das passiert mir sonst, trotz des Weintrinkens eigentlich nicht." Ich senkte den Kopf verlegen ein bisschen und versuchte dabei aus den Augenwinkeln zu beobachten, ob er mir das abkaufte oder böse wurde. "Allerdings.... muss ich zugeben, dass ich bei dem, was ich eben fühlen durfte, doch weit davon entfernt bin meine Tat zu bereuen.", schaute ich anschließend mit vielsagendem Lächeln wieder auf und sah ihn verführerisch mit meinen braunen Augen an, in denen sich nur der Mond als ein weißer Fleck hell spiegelte. So standen wir dann hinter einer steinernen Statue irgendeiner Göttlichkeit, die mich gerade noch weniger interessierte, als mich die Götter sonst beschäftigten. Von der Casa aus konnten wir damit eigentlich nicht mehr gesehen werden und so wie ich ihn anschaute und er zu mir zurückschaute (das bildete ich mir wenigstens ein), war ich fest davon überzeugt, dass wir einen Moment hatten. Ich legte ihm meine rechte Hand auf die Brust und nährte mich mit meinen Lippen langsam und vorsichtig den seinen, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. In meinem Kopf fing im selben Augenblick irgendeine Melodie, die ich vorher noch nie gehört hatte, zu dudeln an: Ich will doch nur spiel'n, hmhm, hmhmhm.... Ich tu doch nichts....