Beiträge von Sergia Fausta

    >>> Nachdem ich mir nochmal ein bisschen die Hände geschrubbt hatte, denn ich wollte meinem Vorgesetzten (beziehungsweise dessen Vorzimmer-Stationarius) ja nicht mit Tintenfingern entgegen treten, begab ich mich dann auch auf schnurstracksem Weg in den Raum, in dem ich mein Bewerbungsgespräch hatte. Dabei war ich mehr als gespannt, ob ich heute zum Chef des italischen Cursus Publicus vorgelassen werden würde oder wieder nur mit einem Vertreter Vorlieb nehmen müsste. "Salve! Ich möchte Meldung machen, dass ich in den Versandlisten Italias drei nicht unerhebliche Fehler in den Wertkartenabrechnungen gefunden habe. Der erste betrifft die Wertkarte der Gens Aurelia, die im April 861 und Mai 861 mit ein- und demselben Brief zweimal belastet wurde." Ich schaute den Stationarius ernst an. "Grundsätzlich kann ich diesen Fehler natürlich selbstständig beheben und bis in die aktuelle Abrechnung die zehn Sesterzen gutschreiben. Allerdings wirft die besagte Mai-Abrechnung zweitens sowohl bei den Aureliern, als auch bei den Decimern, den Purgitiern und den Iuliern die Frage auf, ob da Einzahlungen auf die jeweiligen Wertkarten getätigt wurden oder aber die Abrechnungen in diesem Zeitraum einfach nur komplett fehlerhaft sind. Wenn du oder der Präfekt da also mal nachschauen könntet, damit ich das eventuell richtigstellen kann, wäre ich sehr dankbar.", lächelte ich jetzt ein bisschen rechthaberisch. Vielleicht kostete ich den Cursus Publicus hier zehn Sesterzen, vielleicht aber brachte schon der zweite Punkt hier dem Cursus Publicus aber auch in Summe 165 Sesterzen ein!
    Der nächste, letzte Punkt würde das aber noch deutlich in den Schatten stellen und meinen Namen auf diese Weise ja unter Umständen schon in meiner ersten Arbeitswoche hier beim Präfekten wenigstens mal etwas bekannter machen. Gerade im Hinblick auf später wäre das ja sicher nicht verkehrt, wenn ich dem keine Unbekannte wäre! "Außerdem bräuchte ich für ein ähnliches drittes Problem, das ebenfalls ganz zufällig den Mai 861 betrifft, die Information, ob die Classis Romana ihre Wertkarte um 2000 Sesterzen aufgestockt hat oder auch das ein Fehler des damals hier tätigen Stationarius war. Falls du mir diese Auskünfte nicht direkt geben kannst, damit ich das korrigieren kann" und wehe dem, wenn sich hier ein anderer zu meinen Ungunsten zu profilieren versuchte! "dann würde ich gerne mit dem Präfekten persönlich sprechen wollen, der ja sicherlich auch einen Überlick über die Finanzen des Cursus Publicus hat.", erklärte ich freundlich aber bestimmt, wie ich mir das weitere Geschehen hier vorstellte. "Denn ich denke, dass es den Präfekten bestimmt interessieren würde, ob der Cursus Publicus mal eben über 2000 Sesterzen durch eine fehlerbehaftete Abrechnung verschenkt hat." Was hatten die hier die Jahre nur ohne mich gemacht? 8)


    Sim-Off:

    Edit: Fehlerteufel

    Meine erste Arbeitswoche war praktisch rum und ich fand doch, dass ich mich mittlerweile ganz gut hier eingearbeitet hatte. Hin und wieder fühlte ich mich zwar etwas nutzlos, weil selbst Briefe an den Allerwertesten der Welt (zum Beispiel nach Sala in Mauretania) deutlich schneller ihr Ziel erreichten, als andere Schreiben ins ähnlich weit entfernte Alexandria! Bei diesem Vergleich ging ich natürlich in erster Linie von der Laufzeit meines letzten Briefes an meinen Onkel Decimus Varus von den Annaeern aus, denn jetzt konnte ich solche Sachen ja einsehen. Aber in Summe sagte ich mir mit arrogantem Schulterzucken, dass ich dann eben mehr Zeit für andere Dinge hätte!
    So begann ich stattdessen einfach mal damit die letzten Versandabrechnungen durchzuschauen und zu kontrollieren. Dabei stellte ich schnell fest, dass an so einigen Stellen die Tabellen unsauber gezeichnet waren, was mit meinem ästhetischen Empfinden natürlich überhaupt nicht in Einklang zu bringen war. Bei Gelegenheit würde ich mich daran setzen und ordentliche Kopien anfertigen, die dann auch nicht nur teilweise halbe Namen enthielten oder ein falsches Datum oder einen fehlenden Wertkarten-Einzahlungs-Vermerk. Ja, wenn ich mir solche Listen schon angucken, dann aber genau und mit meinem messerscharfen Blick. So fielen mir dann bei meiner Arbeit, mit der ich erstmal bis in den Ianuarius DCCCLXI A.U.C. (2011/108 n.Chr.) zurückging, sogar drei wenigstens auf den ersten Blick inhaltliche Fehler bei den Wertkarten-Abbuchungen auf! Bei dem vermeintlich angerichteten Schaden in Höhe von 2115 Sesterzen (dafür musste ich aktuell über 10,5 Wochen hier schuften!) oder gar noch mehr, beschloss ich auf schnellstem Wege mit meinem Vorgesetzten (oder dessen Vorzimmer-Stationarius) zu sprechen! >>>

    Zufrieden registrierte ich, dass ich offenbar den Beschützer-Instinkt meines Cousins geweckt hatte und er mich begleiten wollte. Dass er dabei nicht gleich hier weg kam, bremste mich natürlich ein bisschen in meinem Tatendrang (ich wollte endlich wissen, was verdammt nochmal nun mit meinem Onkel Kaeso war!). Aber solange ich später nicht praktisch schutzlos als junge Dame in diese Castra müsste, wo die vielen Verräter (mein annaeischer Onkel Decimus hatte mich in Ägypten davon überzeugt, dass Palma der Gute und alle anderen die Bösen waren), Mörder, Diebe und anderen Verbrecher hausten, gab ich mir einen Ruck und war einverstanden. "Okay. Du müsstest mir dann nur noch kurz sagen, wo dieses nicht weit von hier ist. Draußen stand irgendetwas davon, dass hier die Porta Caelimon....irgendwas wäre, oder? Wie komme ich von hier zu der Casa von Tiberius?" Vielleicht hatte ich mich natürlich auch nur verguckt oder verlesen. Aber unterm Strich bräuchte ich von jedem Stadttor eine Wegbeschreibung zum Haus meines helvetischen Cousins.
    Anschließend ging mir die Frage durch den Kopf, ob mein Cousin Tiberius jetzt überhaupt da sein würde. Was, wenn er gerade irgendwo arbeitete oder seinen Patron begleiten musste oder in irgendwelchen Thermen badete oder so? Ich sah mich praktisch schon im Atrium des Hauses auf heißen Kohlen sitzen und voll Ungeduld auf diesen Centurio hier warten. "Und je schneller du später zu Tiberius nachkommen kannst, umso mehr Zeit habe ich, um dir noch ein bisschen mehr über mich zu erzählen.", zwinkerte ich meinem Verwandten also neckisch zu und versuchte ihn damit dazu zu motivieren, hier möglichst schnell fertig zu werden.

    Und ich hatte Glück! Dieser Agrippa hielt mich wirklich nicht auf, sondern rief nur noch einmal ganz verärgert meinen Namen. Aber ich drehte mich nicht um. Nein, mit großer Genugtuung verließ ich nun also endgültig diesen Ort des Geschehens. Erst in der Casa Sergia würde ich noch mein blaues Wunder erleben und Rache schwören. >>>

    Von meinem Ausflug auf den Kleidermarkt mit dem guten Gefühl diesem Agrippa ordentlich eins ausgewischt zu haben (im wortwörtlichen Sinne!) zurück, kehrte ich wieder in mein Cubiculum in der Casa Sergia ein. Ich ließ mir eine Schüssel kühles Wasser und einen Lappen bringen und begann anschließend damit nicht nur mein Gemüt nach all dem Passierten wieder etwas abzukühlen. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass ich noch kaum etwas von diesem ganzen Stress (im Nachhinein überzeugte ich mich selbst davon, dass ich ja eigentlich nie wirklich Angst vor dem gehabt hatte) und Straßenschmutz von mir losgewaschen hatte, ich schon mit dem nächsten Ärger konfrontiert wurde.


    Durch die offene Tür meines Gemaches, die der trottelige Sklave, der mir das Wasser gebracht hatte, vergessen hatte wieder zu schließen, hörte ich ganz unerwartet ein Gespräch meiner Leibsklavin Callisto mit dem vermeintlichen Leibwächter, der mich nichtmal vor diesem Agrippa hatte ordentlich beschützen können, mit. Dagegen unternahm ich natürlich erstmal nichts, denn dass diese Erfolgsgeschichte der Sergia Fausta auch unter den Haussklaven verbreitet würde, lag nur in meinem vollsten Interesse und würde denen hoffentlich einmal mehr klarmachen, dass man sich mit mir besser nicht anlegte, sondern mir meine Wünsche auf den Punkt genau erfüllte! Dann jedoch kam völlig unerwartet eine Wendung der Geschichte, die ich so der Meinung war überhaupt nicht erlebt zu haben. Irritiert blickte ich zur Tür, neben der für mich unsichtbar die beiden Sklaven weiter vermeintlich ungehört plauschten. Agrippa sollte mich geschlagen haben??
    Leise, um weiter schön lauschen zu können, schlich ich zu einem Spiegel und hielt ihn ganz nah an meine Wangen. Auf den ersten Blick sah eingentlich alles normal aus und die rechte Seite glich der linken, ganz so wie es sein musste. Bei ganz, ganz genauem Hinsehen aber fand ich dann doch einen etwas dunkleren Fleck knapp unter meinem linken Auge, der sich sogar leicht geschwollen anfühlte. Entsetzt darüber ließ ich den Spiel wieder auf die Ablage fallen, von der ich ihn genommen hatte, und taumelte einige Schritte um innere Fassung bemüht zurück. Das musste passiert sein, als ich so starr vor Furcht war, dass ich im Prinzip gar nichts mitbekommen hatte. Das hatte dieser Agrippa natürlich gleich schamlos ausgenutzt und mir eine gescheuert.... Rache!, war mein erster und einziger Gedanken, den ich fasste, bevor ich schleunigst zur Tür eilte und den Schaden zu begrenzen versuchte. "Ich habe ihn fertiggemacht, verstanden??!! Das ist alles, was ihr beiden wissen müsst und das ist auch alles, was überhaupt jemand darüber wissen muss!", herrschte ich die beiden sichtlich von meinem Erscheinen erschreckten Sklaven an. "Bekomme ich auch nur ein falsches Wort aus irgendeinem Mund mit, hat das Konsequenzen, die sich aber gewaltig gewaschen haben - für euch beide!" Auf eine Reaktion wartete ich nicht erst, sondern zog mich gleich wieder in mein Zimmer zurück und knallte die Tür. Ich brauchte mein Makeup! Sofort! Und danach überlegte ich, während ich die unschöne Stelle überschminken ließ, wie ich es diesem Idioten, neben dem Gespräch, das ich noch mit meinem Onkel Manius führen würde, am besten heimzahlen könnte.


    Mein Plan begann mit einem Sklaven, der schon am Abend dieses Tages das Cubiculum des Sergius Agrippa erreichte. >>>

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    Es war kurz nach Sonnenuntergang des Tages, an dem dieser Sergius Agrippa und ich eine unheilvolle Begegnung auf dem Kleidermarkt hatten, als meine Leibsklavin Callisto an die Tür des Cubiculums jenes Agrippas trat und anklopfte. "Herr? Dominus Sergius Agrippa?" Es folgte eine kurze Pause, in der meine Sklavin horchte, ob sich im Innern des Raumes etwas tat. Dass Agrippa im Hause war, war sicher. Callisto hatte extra solange gewartet, bis ihr der Türwächter der Casa ebendies bestätigt hatte. "Meine Herrin Sergia Fausta möchte sich bei dir entschuldigen und.... Darf ich eintreten?" Mit einem rechteckigen Holztablett, auf dem eine kleine Tonvase mit irgendeiner gepflückten, gelben Wiesenblume und ein Glasschälchen mit in süßen Honig eingelegten Apfelstücken standen, wartete Callisto auf die Entscheidung des Sergiers. Dabei überlegte diese dumme Pute natürlich ernsthaft, ob es auffiele, wenn sie selbst sich ebenfalls etwas von der kleinen Leckerei gönnte. Noch waren jedoch ihr Wille stark und ihre Angst vor mir groß genug, um sie erfolgreich davon abzuhalten. In ihrer Hand, die von unten das Tablett stütze, hielt sie außerdem noch eine kleine schriftliche Nachricht von mir, von der man aber erst sehen könnte, dass sie diese dabei hatte, wenn sie das Tablett abstellte.

    Sim-Off:

    DANKE! =)


    Es wirkte! Der Helvetier kam auf mich zu und drückte leicht eine meiner Schultern. Dass er dabei auch ein wenig den gebotenen Ausblick genoss, störte mich nicht weiter, sondern kam mir sogar eher entgegen. Ich liebte es begehrt zu sein und fand vor allem an dem Gedanken gefallen, dass ich damit auch manchem Mann den Kopf verdrehen und ihn manipulieren könnte. Das gab mir auch ganz ohne irgendwelche Ämter und Würden ein Gefühl von Macht! Aber gerade gegenüber meinen Verwandten war ich natürlich nicht ganz so versessen darauf diese auch einzusetzen, falls sich dies nicht als Notwenigkeit aufdrängte.
    Dann setzte sich der Centurio wieder und sein 'Öhm' ließ mich ein kleines bisschen schmunzeln. Ich schien ja mächtig Eindruck auf meinen Cousin (das schloss ich aus der nachfolgenden Erzählung) zu machen! Fausta, du bist toll!, sagte ich mir gedanklich und seufzte zufrieden. Großzügig überhörte ich dabei auch die für meine Begiffe typische Soldatensprache. Man könnte fast sagen, dass sie mir schwer egal war - denn das andere Wort mit sechs Buchstaben nahm ich wohlerzogene, junge Dame natürlich nicht in den Mund.


    Ich nickte hier und dort und lächelte meinen Verwandten unentwegt nett und freundlich an. Auf seine Frage antwortete ich mit einem leichten Schulterzucken. "Naja, ich habe Tiberius ja jetzt nur an den Junikalenden auf meiner Willkommenfeier gesehen. Er hat eine unschöne Zeit in Rom erwähnt, womit er sicherlich nicht nur die Zwistigkeiten mit dem anderen Helvetierstamm meinte, sondern bestimmt auch den Bürgerkrieg. Ich weiß ja selbst, dass bei mir Zuhause in.... also in meinem alten Zuhause in Alexandria..., dass da keine Getreideschiffe mehr nach Westen gefahren sind und so." Nicht nur hinsichtlich des Wetters war ich diesbezüglich während des Krieges klar auf der Sonnenseite des Imperiums gewesen! "Aber so allgemein schien es ihm ganz gut zu gehen, denke ich. Er sah zufrieden und gepflegt aus und...." hat mir Komplimente gemacht und sich an meiner Anwesenheit erfreut (wenn ich da war, dann musste es ja eigentlich auch jedem Mann gut gehen!). "und so."
    Abschließend nickte ich noch einmal, um mich in meinen Aussagen zu bestätigten, bevor ich zurück zu meinem Ziel dieses Besuchs kam. "Ich hoffe nur nach der Geschichte, die du mir vorher erzählt hast, dass es meinem Onkel Kaeso wenigstens halb so gut geht wie Tiberius. An wen, sagtest du gleich, müsste ich mich wenden, um mehr Informationen über seinen Zustand und Aufenthalt zu bekommen? Oder...." Da kam mir doch glatt eine Idee! "Oder bestünde vielleicht die Möglichkeit, dass du deine junge Lieblingscousine" und wehe ihm, wenn ich das nicht wäre! "in die dunklen Abgründe des Prätorianerlagers begleitest?" Dafür packte ich nochmal meine braunen Rehaugen mit einen ganz lieben und unschuldig bittenden Blick aus. Da konnte er doch jetzt eigentlich nicht mehr nein sagen, oder?

    Ich brauchte eine Weile, bis es auch in mein Bewusstsein vordrang, dass der Typ, der mich hier ohne irgendeine Vorwarnung einfach so gepackt hatte und mir damit eine Todesangst eingejagt hatte, die mir zuvor völlig fremd gewesen war, dass das der Sergius Agrippa war, der mich bereits den einen Abend als Schauspielerin beschimpft hatte (völlig ohne, dass ich ihm irgendetwas getan hatte!) und der mich danach ausgelacht hatte. Und jetzt hatte er mich scheinbar auch noch öffentlich lächerlich machen wollen und ich hörte gerade noch, wie er gegenüber den Soldaten, die mir zu Hilfe geeilt waren, behauptete, dass ICH nicht ganz bei Sinnen wäre! DER KERL war doch nicht mehr ganz bei Sinnen!! Wutentbrannt ging ich einen Schritt auf ihn zu und bemerkte dabei, dass mir etwas um den Hals hing, das mir zuvor noch nicht um den Hals hing.
    Mit meiner rechten Hand ertastete ich eine Kette, die sich ganz fein anfühlte und deshalb vermutlich nicht ganz billig gewesen war. Kurz erhellte sich mein Gesicht, denn ich liebte Geschenke und ich konnte mir sehr lange merken, wer mir aus welchem Anlass was genau geschenkt hatte. Doch eben bei dieser Frage des Anlasses verfinsterte sich meine Miene wieder. Nur zu gut wusste ich noch, dass mich dieser Agrippa kaufen wollte um mich noch mehr beleidigen zu können und sich noch mehr über mich lustig zu machen. Und jetzt hatte er ja auch noch diese Nummer hier mit mir abgezogen! Stinksauer machte meine rechte Hand mit der Kette in meiner Faust eine ruckartige Bewegung nach unten und der feine Verschluss des Schmuckstücks war dahin, während ich die lose Kette mit ihren beiden baumelnden Enden in meiner geballten Faust hielt. "ICH BIN KEINE HURE, DIE MAN SICH KAUFEN KANN! ICH BIN DIE ENKELIN EINES RITTERS UND URENKELIN EINES AUGUREN! MERK DIR DAS!" Um seine Erinnung an den heutigen Tag und diese Begegnung möglichst lange für ihn zu erhalten, zog ich ihm mit der Kette einmal quer von links nach rechts über sein Gesicht, sodass nachher ein hübscher Abdruck einiger feiner Kettenglieder auf seiner rechten Wange zu sehen war - und sicherlich auch noch die nächsten Tage zu sehen bleiben würde. Dann schmiss ich das Goldding (erst jetzt sah ich zu meinem Bedauern, dass es auch noch ausgerechnet Gold war, das ich hier so schlecht behandelte) wütend auf den Boden und stampfte einmal kräftig mit meinem rechten Fuß darauf! Das sollte diesem Agrippa zeigen, was ich von seinen Versuchen mich zu seinem persönlichen Vergnügen zu kaufen hielt. Ich beschloss schnellstmöglich das Gespräch mit meinem Onkel Manius zu suchen! Agrippa sollte ausziehen, so schnell wie möglich und am liebsten schon gestern.


    Geladen wie der Blitz der Iuno Regina persönlich - und jeder, der mich etwas kannte, wusste wie sauer ich sein musste, um irgendwelche göttlichen Vergleiche anzustrengen - machte ich mich erhobenen Hauptes auf diesen Ort des Geschehens zu verlassen. Im Angesicht der Soldaten, die noch immer in Sichtweite waren, vertraute ich darauf, dass dieser Agrippa es nicht wagte eine junge Frau zu schlagen. Und falls er es doch täte.... dann hätte ich wenigstens noch einen richtig schönen Beweis gegenüber Onkel Manius, dass Agrippa nicht länger in der Casa Sergia bleiben könnte. Ich hasste ihn! Einmal noch blickte ich zurück und funkelte meinen Begleiter, der mir nicht gleich folgte, mit Tigeraugen (Tigeraugen, wie die goldbraunen Schmucksteine und nicht wie die Augen eines Tigers) an. Dann folgte auch dieser Unfreie mir. Hielte mich niemand auf, wäre ich anschließend weg.

    Mist! Ich fühlte mich ertappt und meine Hände begannen unangenehm zu schwitzen. Während ich nervös nach einem Ausweg aus dieser Situation suchte, registrierte ich allerdings, dass der Centurio jetzt von einer Verwandtschaft sprach. Es dauerte einen weiteren, kleinen Moment, bis ich daraus dann auch den Schluss zog, dass er damit also den richtigen Helvetiern, denen aus Ostia angehörte. Ich brauchte mich also vor ihm nicht zu fürchten! "Appius Helvetius Sulla ist auch dein Großvater? Puh!" Erleichtert atmete ich auf und wurde ganz langsam wieder ruhiger, während meine Nervosität nachließ. "Das heißt also, dass du zu den Helvetiern aus Ostia gehörst und nicht zu denen aus Rom, richtig? Und ich hatte jetzt schon Angst gehabt, dass du zu denen aus Rom gehörst und mir jetzt nicht mehr weiterhilfst, weil doch die beiden Zweige miteinander verkracht sind.", antwortete ich hörbar offener und gelöster.
    Ich räusperte mich kurz, weil ich mich beinahe verschluckt hätte beim Erzählen. Dann entschloss ich mich, dass ich meinem Cousin, dessen Namen ich mir vom Gesprächsbeginn leider nicht gemerkt hatte (ich wusste nurnoch das Helvetius), besser die ganze Geschichte berichtete, für den Fall, dass er sie noch nicht kannte und auch um ihm meine Beweggründe damit näher zu bringen. "Weißt du, mein Cousin Titus, also vollständig heißt er Titus Helvetius Ocella, obwohl seine Augen eigentlich gar nicht so besonders sind, finde ich. Jedenfalls dieser Titus, der Aedil von Ostia, hat mir erzählt, dass sich die Helvetier aus Ostia und die Helvetier aus Rom mächtig gestritten hätten. Da ging es, glaube ich, um irgendwelche Erbansprüche von dem helvetischen Senator, der bei dem ganzen Ärger sogar nach Süditalia irgendwohin weggereist ist. Warte...." Mein linker Zeigefinger wanderte direkt auf meine Nasenspitze und ich dachte angestrengt nach. Dann machte es klick! "Marcus Helvetius Commodus hieß er! Der war nicht auf meiner Willkommensfeier, die mein Cousin Titus extra für mich ausgerichtet hat. Der ist ein Enkel des Senators und seine Mutter stammte aber aus dem Ostia-Zweig eurer Gens. Und wegen dem.... ich meine, weil ein anderer Verwandter des Senators sich mir dem gestritten hat, deshalb wohnt der jetzt sogar bei meinem.... also unserem Cousin Tiberius.... Helvetius Varus." Ich nickte bestätigend, nachdem ich den zweiten und dritten Teil von Tiberius' Namen nachgeschoben hatte. Ich wusste ja nicht, ob der Centurio mit nur Tiberius auch gewusst hätte, wen ich meinte.
    Anschließend fasste ich nochmal zusammen, weil ich den Eindruck hatte, dass ich ziemlich durcheinander und auch viel Nebensächliches erzählt hatte. Ich war eben nur eine junge Dame aus gutem Hause und kein Cicero. "Deshalb hatte ich versucht die Verwandtschaft meiner Mutter hier aus dem Spiel zu lassen. Weil ich wollte, dass du mir weiterhilfst und Angst hatte, dass du das nicht tätest, wenn du von dem anderen Helvetier-Stamm kommst." Ich schaute etwas betreten drein und schielte meinen neuen Cousin mit leicht gesenktem Kopf aus großen Rehaugen an. Hoffentlich verzieh er mir meine Vorsicht.

    Im ersten Moment erschreckte ich mich natürlich, bevor meine Stimmung direkt danach in den Gewitterbereich umschlug. "Ah, du Trampel! Pass doch auf!", keifte ich los ohne zu sehen, gegen wen ich da gestoßen war. Aber mir blieb ja auch keine Zeit zum Umdrehen. Plötzlich hielt mich dieser Jemand (bei dem Griff merkte ich ganz deutlich, dass es ein er und keine sie war) von hinten fest und augenblicklich begann sich Panik in mir breit zu machen. Wer war das? Was wollte er von mir? Ging es um Geld? Ging es um.... mehr? Ich war ein junges Mädchen im zarten Alter von 17 Jahren und konnte mich nicht erinnern überhaupt schon einmal mit irgendwem gekämpft zu haben. Also tat ich das, was mir nichtmal einfallen musste, sondern ein purer Reflex war: Ich schrie und kreischte lauthals los und hörte dabei nicht ansatzweise, was mir der Typ mit der mir völlig unbekannten Stimme einflüstern wollte (wahrscheinlich bedrohte er mich irgendwie und sagte, dass er einen Dolch dabei hatte!).
    "AAAAAAAAAAAAIII! HIIIIIIILFEEEEEEE!!!"
    Während mich unzählige Gesichter anderer Kunden ganz entsetzt anstarrten, wie ich sie wahrscheinlich ähnlich angestarrt hätte bei diesen hohen Tönen, die da aus meinem Mund schossen, tat der Sklave, der mich hier eigentlich beschützen sollte, nichts. Und falls er doch etwas tat, wofür ich in dem Moment wirklich keine Zeit hatte, mich auch noch damit zu beschäftigen, wirkte es jedenfalls nicht! Nach meinem lauten Hilferuf hoffte ich, dass hier BITTE irgendwo ein paar Soldaten unterwegs waren - ganz egal von welcher Einheit, ob einer Legion, einer Stadtkohorte, einer Prätorianerkohorte, der Classis, den Vigiles oder irgendwelchen Hilftruppen! Ich wollte nur, dass mich BITTE irgendwer aus der Gewalt dieses Mannes befreite und mir verdammt nochmal schnell zu Hilfe eilte! Ich wollte nicht sterben, nicht hier, nicht jetzt, nicht so! In meinen Augen sammelten sich Tränen der Angst und puren Verzweiflung ob meiner hoffnungslosen Lage, während mein Körper schulterabwärts in eine Schockstarre verfiel, aus der auch mein ängstliches Zittern ihn nicht befreien konnte.

    Ja ehm, wieso sollte das jetzt ein Problem sein? Ich zuckte zweimal ganz leicht mit den Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht. Dann fiel mir etwas Neutrales ein: "Naja, weil es scheinbar einfach bei meiner Suche nach meinem Onkel untergegangen ist, das.... mit der Verwandtschaft meiner Mutter." Die Schuld daran wollte ich mir so direkt natürlich jetzt nicht geben. Klang die Geschichte trotzdem halbwegs überzeugend? Ich hoffe es einfach mal und lächelte ganz lieb und nett. "Ich hoffe, du vergibst mir und kannst mir trotzdem sagen, zu wem ich in den Castra Praetoria hin muss, um mehr Informationen zu meinem Onkel Kaeso Modestus von den Annaeern zu bekommen?", fragte ich vorsichtig und biss mir nervös auf die Unterlippe. Bisher hatte dieses Gespräch hier ja ganz gut für mich funktioniert und ich wusste jetzt wenigstens, WO meine nächste Anlaufstation sein würde (das hieß natürlich: ich wusste nur, wie der Ort hieß und mein draußen wartender Begleiter würde später sicher wissen, wie ich da hin käme). Ich konnte nur hoffen, dass ich trotz meines Faux-pas dennoch auch den zweiten Teil der Informationen bekam. Bock darauf in irgendeinen Genszwist hineingezogen zu werden, der mich so ja eigentlich nichts weiter anging, hatte ich weniger.

    Wie vereinbart war ich überpünktlich eine halbe Stunde vor der dritten Stunde in einem einfarbig dunkelblauen, schmal, aber nicht hauteng geschnittenen Kleid im Officium der Stationarii angekommen. Der Stoff, den ich trug, war dabei etwas rauer als ich es gewohnt war und kratzte etwas. Dafür hatte mir der Händler aber doppelt versichert, dass aus dem fast alle Arten von Flecken heraus gewaschen werden könnten. Naja, und wenn nicht, dann hatte ich jetzt auch noch fünf ähnliche Modelle in meiner Kleidertruhe liegen, allesamt dunkel, einfach geschnitten und nicht teuer. Aber ich fand, dass man das aus der Ferne gar nicht so sah, sodass ich mit meiner Auswahl trotzdem noch zufrieden war. Definitiv hatte ich ja auch nicht vor auf ewig hier als Stationaria zu arbeiten und mich vollzuklecksen. Aber ein Schritt nach dem anderen.


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    Ich ließ mir einen Platz von einem meiner neuen Kollegen zuweisen und fand mich wenig später in unmittelbarer Gesellschaft von Titus Nonius Turbo wieder, der mir in der ersten Zeit auch etwas helfen und auf die Finger schauen sollte - als wenn ich sowas nötig hätte! Trotzdem lächelte ich ihn nett an und grüßte mit einem lieblich sanften "Salve." "Salve.", antwortete der Kerl nur kurz, aber freundlich - eben geschäftig. Dann besah ich mir die Liste, die bereits auf meinem neuen Arbeitsplatz lag: Tausende von Namen, die ich kaum lesen konnte, so dahingekliert waren die. Hinter manchen standen Zahlen, hinter anderen nur irgendwelche Buchstabenkürzel. Dann folgte ein kleiner Ziffernsalat, anschließend erneut ein Buchstabenkürzel und ganz rechts war eine Spalte mit je drei großen Lettern à la HIS-GER-ITA-AEG-ITA-SYR-ASI-DAC-ITA und so weiter. Ich hatte beim ersten Lesen jedenfalls meinen Spaß und überlegte mir, was "His gerita aegita syrasi dacita." mir vielleicht sagen wollte. Nach einer Weile schielte ich zu Nonius, der wirklich ziemlich fix bei der Sache zu sein schien, und versuchte herauszufinden, wie das hier jetzt funktionierte und was genau hier meine Aufgabe war.
    Als er mein Abgucken bemerkte, unterbrach der Nonier seine Arbeit für mich. "Verstehst du etwas nicht? Brauchst du Hilfe?", bot er mir an und lehnte sich etwas zu mir rüber. "Oder hat Brutus nur wieder so geschrieben, dass man nichts lesen kann?" Ich schaute ihn fragend an. Wer war jetzt Brutus? "Alles. Ja. Und ja.", waren meine knappen Antworten zu denen ich ein schiefes Lächeln aufsetzte. "Okay, also fangen wir mal ganz oben an. Da steht, dass Publius Matinius Avianus einen Brief an Titus M.... M.... wahrscheinlich auch Matinius Pacatus geschrieben hat. Die trägst du dann hier bei Absender und Empfänger entsprechend ein. Siehst du?" Ich nickte. "Dann siehst du anhand der zehn, dass der Brief bar bezahlt wurde. Zehn Sesterzen.... und die trägst du hier ein. Siehst du, das ist ganz leicht." Ich zog eine Schnute. "Hmhm." Wahrscheinlich kam jetzt der große Kniff, denn schwer war das ja wirklich bis hierher noch nicht. "Die Sechs danach steht dann für den Posteingang, den Monat musst du selbst wissen - wir hatten Juni; das LC übernimmst du einfach so - das ist das Kürzel für den Boten, der die Post ausgetragen hat; und die Zwölf ist der Tag, an dem diese Zustellung erfolgte - den Monat musst du wieder eigenständig hinzufügen. Kein Q und kein W, das heißt, dass weder eine Quittung ausgestellt wurde, noch ein Warentransport mit der Sendung mitgegangen ist und ganz rechts auf der Liste steht dann ein AEG.... nein halt.... Da steht GER. Da musst du immer aufpassen, dass du nicht aus Versehen in der Zeile verrutschst. GER heißt, dass diese Nachricht nach Germania Superior verschickt wurde. Alles ganz leicht. Hast du gesehen?" Ich lächelte etwas verstrahlt. Der letzte Teil war mir doch ein bisschen zu schnell gegangen. Andererseits aber wollte ich natürlich nicht das dumme Mädchen aus Abteilung T, wie Taugenichts sein! "Ehm.... Na klar. Das war ja gar nicht schwer! Danke dir, Nonius." "Turbo. Wir sitzen hier alle im selben Boot.", grinste er mich noch kurz frech an, bevor er sich wieder zurücklehnte und dann erneut an seiner eigenen Liste zu schaffen machte. "Natürlich. Turbo." Dann machte ich mich an die Arbeit und versuchte nochmal ungefähr nachzuvollziehen, was der Typ mir eben genau versucht hatte zu erklären....

    Stille. Niemand antwortete. In meinem Zimmer tat sich absolut nichts. Überhaupt, wer wäre ich auch, dass ich an die Tür ging, um diese zu öffnen? Für sowas hatte ich doch Callisto! - Aber auch die öffnete die unverschlossene Tür nicht, denn sie war nicht da. Sie hatte mich heute morgen, während Agrippa seine Morgengymnastik gemacht hatte, zu meiner neuen Arbeit begleitet. Wer also jetzt in mein Zimmer schaute, der würde nicht nur keine Callisto, sondern auch mich nicht vorfinden. Pech gehabt.

    Das Essen mit meinen Gästen war, mal abgesehen von dieser ollen Asinia, echt schön! Ich hatte meinen Cousin Tiberius aus Rom kennengelernt, mit meinem anderen Cousin Titus verstand ich mich ja schon vorher ganz gut, der Asinius und die Pinnia hatten mich zumindest nicht gestört und der Duumvir war mit den Blumen (Geschenke merkte ich mir eben einfach) auch ganz nett. So hatte ich den jungen, attraktiven Kerl der ja schon zu Beginn des Abends gesagt hatte, dass er das Anwesen etwas besser kennenlernen wollte, nach dem Dessert unter genau diesem Vorwand in den Garten der Casa Helvetia gelockt. Ja, vielleicht fand ich ihn auch ein ganz kleines bisschen schnuckelig.


    "Ja, und hier wären wir jetzt Hortus. Hier gedeihen wunderschöne Pflanzen, Buschwerk entfaltet sich und die Sonne bestrahlt die Erde.... also tagsüber.", hatte ich mir extra zurecht gelegt und es dann trotzdem vermasselt. "Dafür scheint abends hier ganz romantisch der Mond.", schaute ich nach oben, wo sich natürlich gerade jetzt eine bescheuerte Wolke vor die leuchtende Sichel schieben musste. Ich lächelte entschuldigend, wobei ich keine Ahnung hatte, ob man das jetzt in der Dunkelheit überhaupt noch sehen konnte. "In einem kleinen Becken in der Mitte des Gartens befinden sich auch Mu...." Wie hießen diese Viecher? Hyänen waren es nicht. Aber irgendwie so ähnlich. "Fische.", ergänzte ich nach einer kurzen Pause, eh ich am Ende gar nichts sagte.
    Fausta, das hast du auch schonmal besser hingekriegt! Stell dich nicht an wie der erste Mensch oder irgendeine dämliche Provinzkuh! Ich räusperte mich vorsichtig und versuchte meine augenscheinliche Anspannung loszulassen. "Ehm.... Das war übrigens ein schöner Abend." War?? Ist! Ich versuchte es nochmal zu retten: "Und er wird immer schöner." Na, das ging ja doch einigermaßen. "Ich hoffe doch, dass ich mir keine Sorgen machen muss, dass mir morgen eine vor Wut schäumende, eifersüchtige Hausfrau auflauert, weil ich mit ihrem Mann gerade einen abendlichen Spatziergang durch diesen hübschen, romantischen Garten unternehme?" Siehe da, es ging doch! Da gab das kleine Wölkchen am Himmel sogar spontan wieder den Blick auf den Mond frei, während dieser mich in ein seichtes, romantisches Licht tauchte. Ja, ich merkte, wie ich nach den kleinen Stolperern zu Beginn jetzt langsam wieder in mein sicheres Fahrwasser kam. Jetzt konnte das Flirten losgehen! Eh....ehm, das heißt natürlich: So toll fand der Iulier jetzt auch wieder nicht. Ich wollte nur mal.... gucken?


    Sim-Off:

    Iulius Dives: Antreten! :D

    Ich nickte. Keine zu edlen Stoffe, das würde ich schon im Sinne meiner teuren Garderobe beachten. Andererseits müsste ich dann sicher nochmal irgendwo shoppen gehen, um trotzdem nicht wie der letzte Lump hier anzutanzen. Ein billiger Stoff konnte ja trotzdem schön geschnitten sein und wenn er dunkel gefleckt wäre, würden neue Flecken vielleicht nichtmal übermäßig auffallen. Ich wollte mich ja nicht schämen müssen, wenn mich hier jemand sah, obwohl die patrizische Oberschicht, die meines Wissens nach jedwede Arbeit nur aus der Ferne betrachtete, hiermit sicher nicht mehr besonders viel von mir halten würde. Andererseits könnten aber gerade diese Schicksen mir auch egal sein, weil man mit denen sicher eh kaum richtig Spaß haben könnte!
    Beim Arbeitsbeginn nickte ich dann nochmal. "Ich werde ganz früh hier sein!", erklärte ich selbstsicher und beschloss, dass ich das bis zur nächsten Woche auch gleich noch ein bisschen üben würde. Denn als tollen Nebeneffekt würde ich auf diese Weise auch meinen Vormund, nachdem ich einmal seine schriftliche Arbeitserlaubnis hätte, nicht so häufig sehen müssen. Und solange er mich nicht sah, konnte er mir keine schnöden Regeln oder Vorschriften machten, mir Pflichten aufbrummen oder sonstwas!


    "Ich danke dir für das Gespräch und deine Zeit.", sagte ich, nachdem unsere Unterhaltung am Ende war. Dann erhob ich mich von meinem Platz und lächelte den Stationarius nochmal etas schief an (ich meinte ja zu wissen, das ihm das sowieso egal wäre). "Bis nächste Woche. Vale." Anschließend verließ ich den Raum, schaute mich noch einen kurzen Moment nach den Rotzbengel um, der mich ohne Vorwarnung nicht dorthin geführt hatte, wo ich hin wollte, bevor ich ohne das Pickelgesicht zu finden trotzdem vergleichsweise gut gelaunt das Haus in Richtung Kleidermärkte verließ.

    >>> Gerade eben hatte ich, auch ein bisschen zu meiner eigenen Überraschung, ganz ohne die Empfehlung meines Onkel Decimus Varus von den Annaeern eine Stelle als Stationaria des Cursus Publicus hier in Rom bekommen. Jetzt führte mich mein nächster Gang genau aus diesem Grund auf einen der Kleidermärkte dieser Metropole, wo ich mir zweckmäßige, aber trotzem schicke Kleidung zulegen wollte. Ein Glück, dass ich diesen Sklaven aus der Casa Sergia bei mir hatte, denn ansonsten hätte ich mich wahrscheinlich dumm und dämlich in dieser Stadt gesucht und diesen Markt hier nie gefunden! So aber brauchte ich mir über dieses Problem genauso wenig einen Kopf zu machen, wie über irgendwelche Gauner und Diebe, vor denen der hochgewachsene Sklave mich beschützen sollte.


    Der erste Stand, an den ich kam, war zu meiner Enttäuschung natürlich einer, der feine Seidenimporte aus Ägypten und Syrien verkaufte. Eine reiche Frau, vielleicht eine Senatorengattin oder Patrizierin (oder beides zusammen) diskutierte gerade hitzig über Preis und Qualität der Ware, die mich schmerzlich an meine alte Heimat erinnerte und wegen der ich ja auch überhaupt nicht hier war! Lös dich von den Seidenkleidern, Fausta! Oder gönnte ich mir vielleicht wenigstens das eine violette dort? Das würde ganz ausgezeichnet zu dem.... Fausta! Ich wandte meinen Blick schwermütig ab und ging zum nächsten Stand. Doch surprise, surprise, bot der dasselbe nur in billiger an: Billigere Stoffe, niedrigere Preise, ähnliche Schnitte, Formen, Farben und Muster. Das grüne Tuch, das sich gerade eine andere Frau anschaute, sah ganz nett aus. Wenn ich mir schon kein ganzes Seidenkleid kaufen konnte, war ja vielleicht das drin? Ich schaute meinen Begleiter grübelnd an. Sollte ich oder sollte ich nicht? Geld hatte ich genug dabei. "Ist weit'er in das'e Ric'tung der zwe'kiger Kleid'ung.", gab er mir akzentreich Auskunft auf das, was er offenbar glaubte, was ich wissen wollte. Vermutlich hatte er aber Recht. Ich brauchte jetzt erstmal angemessene Arbeitskleidung, bevor ich mich anschließend noch für meine Einkäufe mit einem Tuch oder ja vielleicht auch dem violetten Kleid belohnen könnte.


    Einige Stände weitergegangen nahm das Gedränge an den Warentischen immer mehr und mehr zu, während die Qualität und die Preise der Kleider dementsprechend abnahmen. Ich blieb erstmal bei einem der Händler, um dessen Ware noch nicht ganz so viele Geier kreisten. "Sei gegrüßt, meine Dame, heute ist dein Glückstag! Heute bekommst du - nur hier bei mir - beim Kauf von drei Kleidern das günstigste zum halben Preis! Na was sagst du?", begrüßte er mich und ich ließ daraufhin meinen Blick über seinen Angebotstisch schweifen. Dann kräuselte ich meine Stirn, denn begeistert war ich von der Auswahl ja nicht. Unbedacht machten ich einen Schritt zurück, um ohne eine Antwort einfach zum nächsten Stand weiterzugehen, der mir ja vielleicht etwas mehr zusagte. Da rämpelte ich aus Versehen, denn hinten hatte ich ja keine Augen, jemanden an....


    Sim-Off:

    Wer will, der darf. ;)

    Und was bitte sollte das jetzt werden, wenn es fertig war?? Erst war dieser Agrippa (ich hatte ja einen Hang dazu Leute, die sich mir mit Praenomen vorstellten auch bei diesem zu nennen - aber DEN sicher nicht!) nicht mein Onkel Manius, dann beleidigte er mich und beschimpfte mich als Schauspielerin und jetzt lachte er mich auch noch aus??? "Ach, beleidigst du jeden, den du angeblich ach so liebst und lachst ihn aus, oder was??", fuhr ich ihm grantig in seine Rede. Jede Blindschleiche hatte sehen können, dass ich stinksauer war! Nur dieser.... dieser.... gefühlskalte Egoist, denn das war wohl ungefähr das Gegenteil von einem Epathen, der sich ganz prima in die Gefühlslage anderer Menschen hineinversetzen konnte, hatte es offenbar nicht auf seinen Schirm gekriegt!
    Ohne eine Antwort von dem Kerl, über den ich mich gerade maßlos ärgerte, abzuwarten winkte ich ab. "Deine Freundschaft kannst du echt stecken lassen. Auf soeinen Freund kann ich getrost verzichten!", erklärte ich äußerst eingeschnappt und verließ anschließend auf direktem Wege mit auf Durchzug gestellten Ohren das Zimmer dieses Typen. Erst draußen fiel mir im Nachklang seiner Worte dann auf, dass er sogar noch gemeiner zu mir gewesen war! Er hatte mich versucht mit süßem Wein und einem Einkaufsbummel zu kaufen, damit er mich wahrscheinlich noch mehr beleidigen und noch mehr auslachen konnte. Ganz sicher: Heute war ich jetzt viel zu geladen, um noch zu meinem Onkel Manius zu gehen. Aber wenn dieser Agrippa sich nicht bald einfallsreich irgendwie bei mir entschuldigen würde, dann hatte ich ganz bestimmt kein Problem damit meinen Tuti Messi (diesen liebevollen Spitznamen hatte ich mir für meinen Onkel Manius schonmal ausgedacht) um den Rauswurf dieses Agrippa zu bitten! Wer wüsste, vielleicht verdrehte ich noch ein paar Worte und behauptete, dass dieser Kerl mich hatte lieben wollen? Das war bei meinem Aussehen ja absolut nicht undenkbar und würde den Hausherrn garantiert zum Handeln ermutigen....

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/120214/tf7t8far.jpg]


    Alter Falter, war hier in letzter Zeit was los! Makitros hatte sich gerade die Suppe vom Vortag nochmal aufgewärmt und sich einen Teller voll aufgefüllt, da rief die Pflicht als Türwächter. Na wehe, wenn das jetzt nicht wichtig wäre....
    Er hastete zur Tür, hielt dort kurz inne und öffnete dann in mäßigem Tempo.


    "Salve. Was kann ich für dich tun?"


    Den "werten Herrn", den er sonst diesem Sprüchlein immer anhängte, schenkte er sich, denn ein werter Herr sah doch anders aus. Wahrscheinlich war das nur ein Bote mit Post oder so.

    Phantastisch! Bei diesen Aussichten konnte ich nicht anders als meinen Gegenüber anzustrahlen und vergas dabei sogar für einen kleinen Augenblick, dass der seine Aussichten auf mich nicht ganz so grandios gefunden hatte. Aber Eunuchen gab es ja in fast jeder Verwaltung, sodass mir das im Moment absolut egal war. "Ich danke dir und versichere, dass ich gleich morgen ein Schriftstück meines Onkels, unter dessen Vormundschaft ich stehe, hier für die Akten vorbei bringen werden, damit ich ohne Probleme in der nächsten Woche gleich diese Stelle antreten kann.", erklärte ich und brachte am nächsten Tag tatsächlich einen Schriebs mit Siegel und Unterschrift meines Onkels Manius Sergius Messalla hier vorbei. *
    Nach einer kleinen Pause erkundigte ich mich dann: "Muss ich sonst noch irgendetwas beachten, wenn ich zu Beginn der nächsten Woche hier anfange? Oder kann ich sonst noch etwas für dich tun?" Vielleicht gab es ja bestimmte Kleidungsvorschriften oder ich müsste als Neuling eine Stunde vor den anderen hier sein, um mich schonmal etwas mit allem vertraut zu machen oder so. So genau kannte ich mich schließlich auch wieder nicht aus. Und falls es wider Erwarten doch nichts mehr gäbe, hoffte ich von dem Stationarius, der ja sagte, dass ich mich ihm unterordnen sollte, entlassen zu werden.


    Sim-Off:

    * Damit solltest du auf der sicheren Seite sein. Ich bin mir sicher, dass mein Tuti Messi da bestimmt keine Steinen in meinen Weg legen wird. ;)