Irgendwie schaffte es Beroe, ihre Bedenken für eine Weile zur Seite zu schieben. Sie konnte das Geld wirklich gut gebrauchen! Und außerdem, Avianus war nun schon so lange weg. Keiner konnte ihr sagen, wann er wieder zurückkommen würde… und ob er wieder zurückkommen würde… Auch wenn sie nicht viel darüber wusste, doch eines war ihr ganz klar, der Weg nach Germania war lang und nicht ganz ohne Gefahren.
Der große Blonde folgte ihrer Aufforderung ohne weiteres. Bevor er aber den Tisch verließ, sagte einer seiner Freunde noch etwas in einer für ihre Ohren recht eigenartigen Sprache. Doch es genügte nur, in die Gesichter der beiden Männer zu schauen, um halbwegs zu verstehen, worum es wohl ging. Sie spürte die Augen des anderen, der sie mit seinen Blicken scheinbar auszog. Dennoch ließ sie sich davon nicht beirren. Beroe hatte es aufgegeben, nach Mirjam oder gar Simon zu schauen. Der Wirt duldete es, was hier vorging. Letztlich war es gut für sein Geschäft.
Am Tisch der Christen saßen nur noch eine Handvoll Männer, darunter auch jener Fremde, um den sich alle geschart hatten. Er hatte einen bereits ziemlich abgewetzten Lederbeutel unter seiner Tunika hervorgeholt und kramte nun einige Münzen hervor, die er auf dem Tisch liegen ließ, bevor er und die anderen sich erhoben und ebenfalls die Taverne verließ.
Beroe sah diesen seltsam anmutenden Gästen noch nach, bevor sie sich wieder auf den Blonden einließ, der plötzlich, als er begriff, dass sie mit ihm nach draußen wollte, lautstark zu protestieren begann. Kurz vor der Tür hielt sie inne und suchte nach Worten, um ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Sie wollte doch nur, dass alles schnell vorbei war, nur ein paar Sesterzen extra verdienen und dann schnell wieder vergessen, was sie getan hatte. Doch was der Blonde nun verlangte, war zu viel.
„Aber… aber…“ Sie überlegte lange und kam zu dem Schluss, dass es vielleicht doch besser war, wenn sie ihn mit auf ihr Zimmer nahm, bevor er es sich noch anders überlegte.
„Na gut. Dann komm mit!“
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Mirjam
Mirjam hatte versucht, von all dem nichts mitzubekommen. sie hatte ihre Augen und Ohren vor dem verschlossen und konzentrierte sich darauf, den Gästen ihr Essen und die Getränke an ihre Tische zu bringen. Lediglich sah sie der jungen Lykierin kurz nach, als diese doch nicht die Taverne verließ sondern mit dem Blonden nach oben zu den Zimmern ging. Jedoch wurde sie vom Gegröle aufgeschreckt, welches von genau dem Tisch ausging, von dem der Blonde aufgestanden war. Der Dunkelhaarige, der auch einen Tick feiner gekleidet war, als seine Begleiter schrie nach Nachschub. Kannenweise verlangte er nach Wein, so dass Simon, der am Schanktisch stand, kaum nachkam, die Kannen zu füllen.
„Ja. schon gut! hier kommt er ja schon!“ rief Mirjam, als sie die ersten Kannen mit ihrem besten Wein brachte. „Sooo, hier ist er ja schon! Ist zwar kein Falerner, schmeckt dafür aber noch viel besser!“, meinte sie, als sie die Kannen auf dem Tisch abstellte.
Beroe öffnete sie Tür und trat in ihr Zimmer ein. Schnell war eine Öllampe entzündet, die mit ihrem schummrigen Licht den Raum beleuchtete. „Komm rein!“, forderte sie den Blonden auf und schloss hinter ihm die Tür.
„Und? Was jetzt?“ Etwas unschlüssig verharrte sie schließlich einige Schritte von der Tür entfernt, die immer noch nah genug war, um schnell das Weite suchen zu können, wenn die Wünsche des Blonden doch zu sehr von der Norm abweichten.